Charming Bad Boy - Adele Mann - E-Book
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Charming Bad Boy E-Book

Adele Mann

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Beschreibung

Eine süße Mitbewohnerin. Ein charmanter Bad Boy. Eine aufregende Mischung. Eine prickelnde und humorvolle Erotic Romance. Von ihrem Freund betrogen steht die junge Lehrerin Dani ohne Wohnung da. Oder genauer gesagt wieder in ihrem Elternhaus in Brooklyn. Auf der Suche nach einer neuen Unterkunft, in einer Stadt, in der sich kaum jemand alleine eine anständige Wohnung leisten kann, ist gerade der Bad Boy Brock McNamara, der beste Freund ihres Bruders, keine gute Wahl als Mitbewohner. Doch seine Wohnung ist umwerfend und Brock sieht die Sache locker und lässt Dani einziehen. Nur so ein charmanter Sanitäter, der nichts anbrennen lässt und noch dazu wahnsinnig heiß ist, ist nicht unbedingt der richtige Mitbewohner. Vor allem, wenn man eine Schwäche für ihn hat. »Charming Bad Boy« von Adele Mann ist ein eBook von feelings*emotional eBooks. Mehr von uns ausgewählte erotische, romantische, prickelnde, herzbeglückende eBooks findest Du auf unserer facebook-Seite. Genieße jede Woche eine neue Geschichte - wir freuen uns auf Dich!

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Adele Mann

Charming Bad Boy

Roman

Knaur e-books

Über dieses Buch

Eine süße Mitbewohnerin. Ein charmanter Bad Boy. Eine aufregende Mischung. Eine prickelnde und humorvolle Erotic Romance.

Von ihrem Freund betrogen, steht die junge Lehrerin Dani ohne Wohnung da. Oder genauer gesagt wieder in ihrem Elternhaus in Brooklyn. Auf der Suche nach einer neuen Unterkunft, in einer Stadt, in der sich kaum jemand alleine eine anständige Wohnung leisten kann, ist gerade der Bad Boy Brock McNamara, der beste Freund ihres Bruders, keine gute Wahl als Mitbewohner. Doch seine Wohnung ist umwerfend und Brock sieht die Sache locker und lässt Dani einziehen. Nur so ein charmanter Sanitäter, der nichts anbrennen lässt und noch dazu wahnsinnig heiß ist, ist nicht unbedingt der richtige Mitbewohner. Vor allem, wenn man eine Schwäche für ihn hat.

Inhaltsübersicht

Kapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16Kapitel 17Kapitel 18Kapitel 19Kapitel 20Kapitel 21Kapitel 22Kapitel 23Kapitel 24Kapitel 25Kapitel 26Kapitel 27Kapitel 28Kapitel 29Kapitel 30Kapitel 31Kapitel 32Kapitel 33Kapitel 34Kapitel 35Epilog
[home]

Kapitel 1

Dani

Fünfzehn Minuten genügen, um dein Leben völlig auf den Kopf zu stellen. Es klingt lächerlich, dennoch ist es wahr.

Vor fünfzehn Minuten hatte ich einen Freund, den ich liebte und von dem ich dachte, er würde dasselbe für mich empfinden. Ich hatte eine umwerfende Wohnung in Manhattan, die natürlich ihm gehört und nicht mir.

Vor fünfzehn lächerlichen Minuten hatte ich mein Leben noch in der Hand. Und es sah gut aus. Ich war glücklich. Zumindest dachte ich das.

Jetzt sitze ich auf der Treppe vor diesem herrlichen New Yorker Stadthaus und heule mir die Augen aus dem Kopf.

Fünfzehn Minuten? Scheiße! Fünfzehn Sekunden reichen, um alles zu verändern. Oder um alles zu verderben.

Ich war dumm, unfassbar dumm. Und es hat lediglich fünfzehn beschissene Sekunden gebraucht, um das zu erkennen …

Mit einem Lächeln auf den Lippen öffnete ich die Tür zu unserer Wohnung, legte die Einkäufe auf den Tresen, streifte mir die weiße Bluse von den Schultern und machte mich auf, meinen Freund im Schlafzimmer zu überraschen.

Doch die Überraschung ereilte mich, als ich sah, wie Jeff, mein Jeff, mir den blanken Hintern entgegenstreckte, um zwischen den Schenkeln einer blonden Sekretärin, der ich täglich bei der Arbeit begegne, zu stöhnen, während sie mich angemessen erschrocken, aber nicht wirklich überrascht in der Tür stehen sah.

Ich stand einfach da. Erstarrt.

Das Bild der beiden hatte sich mir ins Hirn gebrannt, während ich vage mitbekam, dass Jeff irgendwelche Entschuldigungen von sich gab, denen ich gar nicht zuhörte.

Irgendwie dachte ich immer, als jemand, der in einer irischen Familie mit lauten Feuerwehrmännern aufgewachsen ist, lauthals schreiend und mit derben Kraftausdrücken auf eine Situation wie diese zu reagieren. Doch als es so weit war, war ich nicht fähig, auch nur ein Wort von mir zu geben.

Ich stand nur da, starrte den Mann an, mit dem ich seit Monaten zusammenlebe und den ich zu kennen glaubte, während er sich die Jeans überzog und ihr ein Kleid zuwarf.

Ohne ein Wort zu sagen, drehte ich mich um und ging.

Jetzt sitze ich hier, auf der Treppe vor einer Wohnung, die mir nicht gehört und in der ich nicht mehr bleiben kann, und heule, weil Jeff Ava bumst, die in meiner Schule arbeitet. So eine Scheiße! So eine verdammte Scheiße!

Ja, jetzt fluchst du! … Zu spät.

Stöhnend schlage ich mir die Hände vor die Augen. Es nützt nichts. Ständig sehe ich sie vor mir, auf dem Teppich, den ich ausgesucht habe. Nackt. Verschwitzt. Keuchend.

Mein Magen regt sich. Rebelliert.

Ich kann nicht fassen, dass mir das passiert. Und ich kann nicht fassen, dass ich hier sitze, während die noch immer dort oben sind.

Als ich polternde Geräusche aus dem Treppenhaus hinter mir höre, wische ich mir den Rotz von der Nase und nehme die Beine in die Hand. Lieber hacke ich mir die Hände ab, als ihm zu begegnen. Oder ihr.

Wie eine Irre laufe ich die 2nd Avenue entlang, verheult und als wäre der Teufel hinter mir her.

Ich weiß nicht, was demütigender ist. Die Tatsache, dass der Mann, den ich zu lieben glaubte, mich gerade betrogen hat oder dass mein erster Gedanke ist, dass mir nun keine Wahl bleibt, als wieder zu Hause in Brooklyn zu wohnen, bei meinen Eltern, in meinem Kinderzimmer.

So hatte ich mir das nicht vorgestellt.

Verdammter Jeff!

Verdammte Ava!

Verdammter Teppich!

[home]

Kapitel 2

Dani

Logan! Komm endlich aus dem Bad raus, sonst entsorge ich alle deine Pornos.« Wütend, weil mein verdammter Bruder immer noch im Bad ist, während ich in meinem Schlaf-T-Shirt und mit ungekämmten Haaren seit Minuten vor der Tür stehe, hämmere ich dagegen.

»Nur noch fünf Minuten, Herrgott!«, bellt er mich an.

Ich bin so was von spät dran. Und dass nur, weil dieser eitle Gockel sich seit einer Viertelstunde für die Arbeit fertig macht. Er ist Feuerwehrmann, verdammt noch mal.

Dafür muss man sich nicht groß hübsch machen.

»Das hast du schon mal gesagt.« Ich könnte Logan umbringen! Stopp, ich darf meinen Bruder nicht umbringen. Er rettet immerhin Menschen.

»Krieg dich wieder ein, Dani!«

Unglaublich. Ich bin Mitte zwanzig und zanke mich in meinem Elternhaus mit meinem Bruder um das Badezimmer.

Es ist, als wäre ich wieder auf der Highschool. Diesen deprimierenden Gedanken schiebe ich weit von mir, ehe ich es gut sein lasse und nach unten gehe, um das Bad unserer Eltern zu benutzen. Aber vorher brauche ich noch einen Kaffee.

Ich zucke mitten auf der Treppe zurück, denn Brock McNamara, der beste Freund meines Bruders, sitzt in seiner Sanitäteruniform an der Frühstückstheke und grinst mich frech an. Mein Herz setzt einen Schlag aus, wie jedes Mal, wenn ich ihn nach langer Zeit wiedersehe. An seinen Anblick muss man sich erst gewöhnen, sonst wirft er einen um. Seine grünen Augen funkeln dreist mich und meine kaum bedeckten Beine an.

»Ich hoffe, du lässt es bleiben«, sagt er mit dieser tiefen Stimme, die mich aus der Fassung bringt. Verwirrt blicke ich ihm entgegen und zerre an meinem Schlaf-T-Shirt.

»Wenn du ihm seine Pornos nimmst, ist er die nächsten Tage unausstehlich.«

Sofort werde ich knallrot. Ich hasse es, dass ich so reagiere, wenn es um Brock geht. Aber was soll ich machen? Wenn er mich schief angrinst und dabei aussieht wie der irische Bad Boy meiner erotischsten Träume: fast eins neunzig groß, dunkle, kurz geschnitten Haare, ein Dreitagebart und mindestens ein Tattoo, von dem ich weiß. Und habe ich schon diese herrlich grünen Augen erwähnt, aus denen er mich gerade von oben bis unten mustert, als würde er mich nicht kennen, seit wir Kinder sind? Fast als könne er durch mein Shirt hindurchsehen. Einerseits wünsche ich mir, das hätte etwas zu bedeuten, andererseits weiß zumindest der vernünftigere Teil meiner Persönlichkeit, dass Brock jede Frau so ansieht, weil er nicht anders kann. Deshalb versuche ich, dem keine Beachtung zu schenken, als ich auf die Küche zu schlendere und mir einen Kaffee einschenke.

Na toll! Er ist natürlich kalt.

»Dir auch einen guten Morgen, Brock.« Ich kann nicht verhindern, ein klein wenig schnippisch zu klingen.

»Hey, du hast von Pornos angefangen, Dani.«

Er lacht und trinkt seinen Becher aus. Es fühlt sich immer merkwürdig an, wenn er meinen Namen ausspricht, irgendwie warm und als würde etwas in mir anspringen.

»Ob dein lahmarschiger Bruder wohl noch in diesem Jahrhundert aus dem Bad kommt?« Brock sieht nach oben, dann auf seine Uhr. Dabei muss ich mich sehr beherrschen, ihn nicht zu sehr anzustarren, denn er hat zwei Dinge an sich, die ich bei Männern absolut unwiderstehlich finde: schöne Hände und kräftige Unterarme. Natürlich war ich als Teenager in ihn verknallt. Doch das ist lange her. Auch wenn sein Charme und sein Aussehen noch immer eine eindeutige Wirkung auf mich haben, bin ich mir bewusst, welche Frauen in Brocks Beuteschema passen und welche nicht. Und ich bin definitiv nicht auf der ersten Liste. Dafür bin ich zu klein, zu kurvig und auch zu klug. Und Brock ist zu heiß.

»Wir kommen wohl heute beide zu spät?« Verschwörerisch lächle ich ihn an, während ich Dads peinliche Socken auf dem Küchenfußboden mit den Zehen unter die Theke schiebe. Die St. Clairs sind wirklich ein wilder, unordentlicher Haufen amerikanischer Iren. Brock weiß das, aber die scheußlichen Socken meines Vaters sind dann doch zu viel für einen chaotischen Morgen wie diesen.

»Sieht so aus.« Brock lehnt sich auf dem Hocker zurück und verschränkt die Arme vor der breiten Brust. Sein Namensschild verrutscht auf der dunklen Uniform, die an ihm wie eine zweite Haut aussieht.

»Und wo musst du so dringend hin? Doch nicht zur Arbeit?« Es ist Samstag, und da haben Lehrerinnen für gewöhnlich frei. Selbst wenn sie wie ich für elitäre Privatschulen arbeiten, um den Studienkredit abzubezahlen.

»Ich wollte mir noch ein paar Wohnungen ansehen.«

Sofort bin ich deprimiert. Die Wohnungssuche in New York hat das so an sich. Wie aussichtslos die Suche nach einer passenden Bleibe sein kann, hatte ich fast vergessen. Doch kaum ein Jahr zurück in der Stadt, und ich weiß bestens darüber Bescheid.

»Immer noch kein Glück.« Mitfühlend verzieht er das Gesicht.

»Kein bisschen«, sage ich matt. »Eine schlimmer als die andere.« Gott, ich hoffe, Logan hat ihm nicht erzählt, warum ich wieder zu Hause wohne. Schlimm genug, dass meine ganze Familie und meine Freunde wissen, dass Jeff mich beschissen hat. – jahrelang auf einer Elite-Uni, und ich kann mir nicht mal in Gedanken die Kraftausdrücke abgewöhnen! Du kannst wohl ein irisches Mädchen aus Brooklyn zur Uni schicken, aber sie bleibt immer ein irisches Mädchen aus Brooklyn.

Brock wird plötzlich ernst und setzt sich gerade hin. »Hey, Dani, wenn du richtig verzweifelt bist, dann …«

»Fahren wir los? Wir sind spät dran.«

Logan steht am Ende der Treppe und starrt Brock an, mich ignoriert er, als wäre ich gar nicht da.

»Jetzt hast du es eilig?« Brock schüttelt genervt den Kopf. »Ich warte seit vorgestern auf dich.«

»Ja, mach kein Drama draus. Manchmal dauert es eben, so lange es dauert.«

Dafür kassiert er einen vernichtenden Blick von mir. Rücksichtsloser Idiot. Da ist mein neunzehnjähriger Bruder Jamie ein Heiliger dagegen. Logan ist, genau wie Brock, immerhin Ende zwanzig, benimmt sich aber die meiste Zeit, als wäre er gerade erst erwachsen geworden. Oder nicht mal das.

»Sei vorsichtig, Dani, wenn du mich länger so ansiehst, bleibt dein Gesicht vielleicht so. Dann kriegst du nie wieder einen Kerl ab.« Ich weiß, dass er nur dumme Sprüche macht, dennoch habe ich sofort Tränen in den Augen, und mein Magen zwickt fies.

»Du kannst so ein Arschloch sein.« Im Vorbeigehen ramme ich Logan den Ellbogen in die Seite, was er kaum spürt. Als Feuerwehrmann hat er die Muskelmasse eines Boxers.

Ich laufe die Treppe hoch, um mich in der Hälfte der Zeit für den Tag und die nächste sinnlose Wohnungsbesichtigung fertig zu machen.

Während ich mir Wasser ins Gesicht spritze, geht mir die ganze Zeit nicht aus dem Kopf, was Brock angesprochen hat, ehe er von Logan unterbrochen wurde.

Was er mir wohl sagen wollte?

[home]

Kapitel 3

Brock

Du musst morgens echt schneller in die Gänge kommen. Ich hab keine Lust, schon wieder vom Captain runtergemacht zu werden.« Logan, der neben mir auf der Fahrerseite sitzt, werfe ich einen scharfen Blick zu, den er mit einem Grinsen abschüttelt. Ungerührt fährt er einfach los.

»Der Captain macht dich runter, weil du seine Nichte gebumst hast, und nicht, weil du wegen mir zu spät kommst.«

Ja, gib’s mir nur! Als ob du sie nicht angemacht hättest, kaum, dass sie auf der Wache aufgetaucht ist.

Eine zwanzigjährige Latina mit diesen Lippen muss man haben, vor allem, wenn sie das heiße Temperament von Isa hat. Wenn ich nur daran gedacht hätte, dass sie die Nichte vom Captain ist, als sie mir vor meiner Wohnung die Zunge in den Mund gesteckt hat, aber das habe ich nun mal nicht. Ich habe an nichts gedacht, außer vielleicht an diese Wahnsinnslippen.

»So wie du grinst, scheinst du es nicht zu bereuen, dass er dich seit Wochen nur noch anbrüllt und Loverboy nennt.«

Ich kann tatsächlich nicht aufhören zu grinsen, während die Straßen von Williamsburg an uns vorbeiziehen.

»Ein Gentleman genießt und schweigt«, flüstere ich und weiß genau, dass es Logan wahnsinnig macht, dass ich sie hatte und er nicht.

»Du ein Gentleman?! Dass ich nicht lache. Du schweigst vielleicht, aber das war’s auch schon.«

Wusste ich es doch, er ist beleidigt, weil er sie heiß fand, aber nicht bei ihr landen konnte.

»Wenn du so neugierig bist, kannst du es ja gerne noch mal bei ihr versuchen. Sie ist kein Kind von Traurigkeit, und ich habe noch ihre Nummer.« Auch wenn ich kein bisschen daran interessiert bin, sie tatsächlich wiederzusehen. Wir hatten, was wir hatten. Es war heiß und hat Spaß gemacht, aber das war’s für mich. Vorbei ist vorbei. Verwicklungen oder gar irgendwelchen Beziehungsmist muss ich mir nicht antun. Dafür bin ich nicht der Richtige. Logan ist da anders. Er ist so etwas wie ein Serienmonogamist, auch wenn er seit fast einem Jahr Single ist und wieder zu Hause wohnt. Genau wie Dani.

Dani. Es ist immer noch merkwürdig, die kleine Danielle St. Clair als erwachsene Frau zu sehen, mit diesen Kurven, die aus ihr mehr machen als bloß das nette Mädchen von nebenan mit ihren rötlichen Haaren und den vielfarbigen Augen. Keine Ahnung wieso, aber seit sie vom College zurück ist, habe ich sie kaum gesehen. Doch jedes Mal wenn ich sie sehe, kommt sie mir wie ein ganz anderer Mensch vor, gar nicht wie das linkische Mädchen von früher oder die Schwester meines besten Freundes. Zugegeben, wenn ich sie so wie heute zu Gesicht bekomme, notdürftig mit einem Shirt bedeckt, frisch aus dem Bett gekrochen, will ein gewisser Körperteil von mir vergessen, dass sie seit jeher auf der No-go-Liste steht.

»Hey, was wolltest du eigentlich von Dani?«

Ertappt ruckt mein Gesicht in Logans Richtung. Seltsam, mein Herz schlägt plötzlich schnell.

»Dani?«, frage ich ahnungslos.

»Du hast sie so was gefragt wie ob sie richtig verzweifelt ist.« Argwöhnisch sieht er mich an, ehe er wieder auf die Straße blickt. »Du hast ihr doch nicht gesagt, dass du Bescheid weißt, oder?« Scharf einatmend wartet Logan auf meine Antwort. Das ist so typisch für ihn. Ständig tut er in ihrer Nähe so, als würde sie ihm nur auf die Nerven gehen, dabei lässt er hinter ihrem Rücken den großen Beschützer raushängen.

»Nein, natürlich nicht«, sage ich und weiche seiner eigentlichen Frage aus, weil ich ihm nicht sagen will, was ich mir da in einem schwachen Moment gedacht habe.

»Gut. Sie würde ausflippen, wenn sie mitkriegt, dass du es weißt.« Kopfschüttelnd fährt er in die enge Parklücke vor der Wache. Dank seiner mörderischen Fahrweise, die ich normalerweise nicht leiden kann, die uns heute allerdings davor bewahrt hat, die Brüllopfer des Captains zu werden, kommen wir knapp vor Dienstantritt zur Schicht.

»Warum eigentlich? Dani ist doch nicht die Erste, die von einem Arschloch betrogen wurde.« Keine Ahnung, warum sie daraus so ein Geheimnis macht. Sein Pech, wenn er nicht wusste, was er an ihr hatte. Der Kerl, der Dani betrügt, muss ein richtiger Vollidiot sein. Die Frau ist doch nahezu perfekt. Höllisch klug, scharf, ohne dass sie es darauf anlegt, und richtig süß manchmal.

Logan wird komisch und hält mich zurück, ehe ich durch die Hintertür das Gebäude betrete.

»Das hat sie echt mitgenommen, Brock. Man sieht es ihr vielleicht nicht an, aber ich kenne sie. Wenn mir so ein Scheiß wie heute rausrutscht, würde sie es normalerweise mit einem Achselzucken abtun oder mir Paroli bieten und nicht wie vorhin fast in Tränen ausbrechen oder mir den Mist wirklich abkaufen. So wie jetzt kenne ich Dani gar nicht. Sie war zwar nie das Selbstbewusstsein in Person, aber seit sie Jeff mit dieser Sekretärin erwischt hat, nimmt sie sich gleich alles zu Herzen und meckert ständig wegen ihrem Körper rum.«

Ohne nachzudenken sage ich: »Daran gibt es doch überhaupt nichts auszusetzen«, was mir sofort einen warnenden Blick einbringt.

»Sorry. Nicht nachgedacht.« Ich zucke mit den Schultern. Jeder hält mich für einen Weiberhelden, das hat den Vorteil, dass einem niemand übel nimmt, wenn man, was Frauen betrifft, mal eine unbedachte Äußerung macht. So wie jetzt.

»Schon klar … Aber da versteh einer die Frauen, Als ob sich ein Kerl je darüber beschweren würde, dass die Brüste seiner Kleinen zu groß sind.« Logan verdreht die Augen und marschiert schnurstracks auf die Umkleide zu. Ich folge ihm und öffne meinen Spind, froh darüber, dass Logan mein Gesicht nicht sieht, denn im Moment denke ich an Danis Brüste, und die sind verdammt fabelhaft und definitiv groß. Sie glaubt doch nicht wirklich, dass sie zu groß sind oder sie zu dick? Wenn ja, ist sie verrückt. Dani ist klein, aber verdammt kurvig gebaut. Einfach köstlich.

»Hey! Bist du taub?« Logan wirft mir eines seiner dreckigen Shirts zu. Ich ziehe es angeekelt von meiner Brust.

»Was denn?«, schnauze ich ihn an und werfe ihm das Shirt mitten ins Gesicht.

»Ich sagte, du hast mir noch immer nicht erzählt, was du mit Dani besprechen wolltest.« Er hat wieder diesen Ausdruck im Gesicht, als wolle er mich in meine Schranken weisen. So angesehen zu werden kann ich nicht leiden, selbst von meinem besten Freund nicht. Ich lasse mir nur ungern sagen, was ich zu tun oder zu lassen habe, was meinen Job als Sanitäter beim Fire Department of New York nicht immer einfach macht, aber ich arbeite daran. Meistens jedenfalls.

»Ich wollte Dani nur anbieten, bei mir zu wohnen, wenn sie nichts finden kann.«

Schon mal gesehen, wenn jemand absolut sprachlos ist und gleichzeitig in Gedanken deine Ermordung plant?

Ich schon.

Gerade jetzt.

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Kapitel 4

Dani

Und da können Sie Ihre Wäsche aufhängen.« Strahlend lächelt mich die Maklerin an. Sie deutet begeistert auf eine winzige Drahtspinne über einem Duschkopf.

Ich werfe ihr einen skeptischen Blick zu.

»Na, zumindest Ihre Unterwäsche.«

Ihre Mundwinkel müssen wehtun. Wenn sie nicht bald damit aufhört, derart breit zu grinsen, bleibt ihr Gesicht noch so. Mir ist das Lächeln seit der Türschwelle vergangen, genauer gesagt, seit uns ein würziger, penetranter Geruch empfangen hat. Indisches Essen vom Restaurant unter uns, wie sie mir in aller Ruhe erklärte. Meine erschrockene Miene ignorierte sie hingegen.

Das winzige Apartment, in dessen »Wohnzimmer« wir gerade stehen, ruft nur einen Wunsch bei mir hervor: Flucht!

Das Schlimmste daran? Dieses winzige Loch ist noch die beste Wohnung des Tages. Mit Abstand. Verzweiflung kriecht in mir hoch, während ich mich in dem engen, stinkenden Loch umsehe.

Ich höre mich sagen: »Wie viel?«

Ich kann nicht glauben, dass ich tatsächlich danach frage.

Als ich die irrwitzige Summe von tausendachthundert Dollar höre, die ich monatlich hierfür bezahlen soll, tue ich, was ich tun wollte, seit die Maklerin die Tür zu dieser Höllenpforte geöffnet hat, ich schnappe mir meine Handtasche und verschwinde.

Sogar im Flur ruft die Maklerin mir nach. »Bei Ihrem Budget werden Sie bestimmt nichts Besseres finden.«

Ich stürze die Treppe runter, als wäre die grinsende Frau mit dem unordentlichen Dutt der Teufel höchstpersönlich. Und heute, an diesem Tag, ist sie es, zumindest für mich.

Wie schlecht mir da drin war, bemerke ich so richtig, als ich die Doppeltür des Wohnhauses aufstoße und endlich wieder frische Luft atme. Die New Yorker Frühlingsluft weht mir um die Nase und vertreibt die Erinnerung an den muffigen Geruch, der das ganze Haus förmlich durchdrungen hat.

Wendy, meine beste Freundin, stürmt auf mich zu. Die ganze Zeit hat sie hier unten auf mich gewartet. Als ich die Lunchbox vom Inder in ihrer Hand sehe, muss ich mich sehr beherrschen, um sie nicht sofort in den nächsten Gully zu befördern. Wendy schluckt einen Bissen runter und sieht mich erwartungsvoll an.

»Wie ist es gelaufen?« Ihre dunklen Augen sind voller Hoffnung für mich und meine endlose Wohnungssuche. Ich schüttle den Kopf. Die Hoffnung in ihrem Blick verschwindet.

»Tust du mir einen Gefallen?«

Sie nickt. Ihre dunklen Locken wippen.

»Hör bitte auf, dieses Zeug zu essen. Ich lade dich auch auf alles ein, nur nicht auf das!« Ich deute auf die Box, als wäre sie giftig. Weil Wendy mich so lange kennt und wir uns ohne Worte verstehen, fragt sie nicht nach, sondern wirft das würzige Essen in den nächsten Mülleimer.

»Lass uns ein paar Blocks gehen«, schlägt sie vor.

Das klingt verdammt gut, selbst in diesem Viertel.

»Wie schlimm?«, fragt Wendy an der nächsten Ecke, nachdem ich mich wieder einigermaßen gefangen habe.

»Ein Zimmer. Nur ein Fenster, dafür ein komischer Geruch, winziges Bad und eine Küchennische, in die nicht mal meine Kaffeemaschine passt. Und das Ganze für tausendachthundert im Monat!« Ich atme tief durch, aber das flaue Gefühl im Magen bleibt. Lieber würde ich sterben, als in diesem Loch barfuß zu gehen. Der Wohnungsmarkt in der Stadt ist Irrsinn.

»Warm?«

Ich liebe Wendy für ihren Optimismus. Fast beneide ich sie darum.

»Nein. Ohne alles.«

Wendy seufzt und hakt sich bei mir unter. »Und da kann man nichts machen?«

Ich kann mich nicht länger beherrschen und werfe Wendy einen Im-Ernst-jetzt-Blick zu. »Wendy, es stinkt! Die indischen Gewürze kommen durch alle Ritzen, so beißend, dass es einem den Magen umdreht. Und wäre das nicht schon schlimm genug, tropft auch noch der Wasserhahn im Bad. So laut, dass du es bis ins Schlafzimmer hörst. Und die Maklerin meinte auch noch, das müsse so sein, damit der Wasserhahn richtig funktioniert. Ich könnte kein Auge in der Wohnung zumachen. Ist es denn zu viel verlangt, wenn ich schlafen will und leben, ohne die Gewürzpalette des indischen Subkontinents?!«

»So eine Scheiße.«

Da kann ich ihr nur zustimmen. Denn mittlerweile bin ich in den weniger angesagten Ecken Brooklyns unterwegs. Gegenden, von denen mein Vater nichts weiß.

Aber was soll ich machen? Manhattan hat sich, wie erwartet, bereits nach dem ersten Tag meiner Wohnungssuche als Wunschtraum erledigt, und auch in Brooklyn finde ich nichts. Jedenfalls nichts, was ich mir leisten kann. Wendy hat mir gestern sogar angeboten, bei ihr unterzukommen. Doch sie teilt sich bereits mit zwei anderen Grundschullehrerinnen eine nicht besonders große Altbauwohnung. Mit mir wäre es endgültig überfüllt. Aber ich liebe sie dafür, dass sie gefragt hat.

Es ist zum Aus-der-Haut-Fahren. Um meinen Studienkredit zurückzahlen zu können, habe ich extra einen Job in einer elitären Privatschule an der Upper West Side angenommen, aber wenn ich meinen Rückzahlungsplan einhalten will, kann ich mir nun mal keine teure Wohnung leisten. Wie es aussieht, noch nicht mal eine anständige. Zum ersten Mal hasse ich es, dass Brooklyn dermaßen angesagt ist, ganz besonders Williamsburg. Denn ich hatte gehofft, in der Gegend bleiben zu können, in der ich aufgewachsen bin.

Aus der Traum. Ich werde zu Hause wohnen bleiben, bis ich vierzig bin. O Gott! Erschießt mich doch gleich!

»Wendy«, sage ich in einem Anfall von Selbstmitleid und lasse mich auf eine Parkbank fallen. »Was mache ich jetzt nur?«

»Kannst du nicht Logan fragen, ob er sich mit dir eine Wohnung nimmt?« Wendy setzt sich zu mir und lächelt mich an. »Bist du verrückt? Sobald Logan wieder eine Neue hat, zieht der doch bei ihr ein, und dann stehe ich wieder genau da, wo ich angefangen habe. Was denkst du, warum er immer wieder in den Zwischenphasen zu Hause wohnt?«

»Der Apfelstrudel deiner Mom?« Wir grinsen uns beide breit an. »Der ist schon ziemlich genial.«

Ich habe verdammtes Glück. Meine Mutter ist halb irischer und halb deutscher Abstammung. Sie kocht wie ein Profi. Deshalb hat meine deutsche Großmutter Mom ihr Rezeptbuch vererbt. Es ist ein Heiligtum in der Familie. Ich durfte bisher nur bei ganz besonderen Gelegenheiten daraus ein Rezept zum Backen verwenden.

»Ja, der ist wahnsinnig köstlich.«

»Warum muss Logan eigentlich immer gleich bei denen einziehen?«

Kurz habe ich Angst, dass die alte Vernarrtheit für meinen Bruder bei ihr wieder durchkommen könnte, doch seit Logan Wendys Schwester in der Schultoilette beinahe entjungfert hat, hatte sich dieses Problem erledigt.

»Keine Ahnung, Wendy. Er ist eben ein Idiot. Ständig verknallt er sich, aber richtig ernst meint er es nie. Trotzdem hat er binnen eines Monats sein Zeug bei ihnen und bleibt jede Nacht. Er ist wie ein Untermieter, der nie Miete zahlt.« Habe ich bisher für dieses Verhalten nur genervtes Bedauern übrig gehabt, bin ich nach den heutigen Reinfällen fast so weit, die Vorteile darin zu erkennen.

Was für ein grauenhafter Gedanke.

»Warum musste ich mich auch in einen Betrüger verlieben, der die schönste aller Wohnungen hat.« Ich bin wieder beim Jammern angelangt.

Wendy legt mir tröstend die Hand auf die Schulter. Ein bisschen habe ich das Gefühl, sie behandelt mich wie einen ihrer Schüler, denn sie murmelt dabei ständig besänftigend: »Das wird schon wieder.«

»Wendy, ich bin keine acht! Bei mir funktioniert das nicht mehr.« Mit einem Schulterzucken hört sie damit auf und lehnt sich auf der Bank zurück. Ihr Gesicht der Sonne zugewandt erscheint ein seltsames Grinsen auf ihrem Mund.

»Wirklich helfen würde es, wenn du mal wieder von einem richtig heißen Kerl flachgelegt wirst und es Jeff damit heimzahlst.« Ein durchtriebenes Lachen überzieht Wendys zarte Gesichtszüge. So ist sie. Ein lieber Mensch, durch und durch, aber manchmal auch ein klein wenig unheimlich.

»Manchmal kann ich nicht glauben, dass die dich wirklich Kinder unterrichten lassen.«

»Wieso denn?« Beleidigt blickt sie mich an. »Auch Lehrerinnen müssen ab und an ordentlich durchgevögelt werden.«

»Das ist so ziemlich das Letzte, worüber ich mir gerade Gedanken mache. Ich habe weder Zeit noch Lust dazu. Ich will nur eine Wohnung finden und den Namen Jeff für immer aus meinem Gedächtnis löschen.«

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Kapitel 5

Brock

Hier Wagen R51 Tango. Was gibt’s?«

Knisternd meldet sich die Leitstelle über Funk: »Notfalleinsatz mit möglicher Lebensgefahr.« Carlos, mein Partner, übernimmt den Funk und meldet, dass wir übernehmen. Erst jetzt bemerkt er meine bittere Miene.

»Was ist?« Irritiert blickt Carlos mich an, weil ich noch nicht losgefahren bin.

»Ich war schon mal da, neulich, als du freihattest.«

»Und?« Ich starte den Motor und versuche, das ungute Gefühl im Bauch zu ignorieren.

»Ganz miese Gegend, und in dem Haus wohnen Kleinkriminelle und Junkies. Diese Irren haben die Stufen eingefettet, damit die Cops nicht so leicht zu ihnen hochkönnen. War ganz toll, einen Hundertfünfzig-Kilo-Kerl da runterzubringen.« Carlos stampft mit seinen Fuß gegen den Unterboden.

»Scheiße! Hätte ich nicht annehmen sollen?«, fragt er mich, doch wir wissen beide, dass es nicht darum geht.

Wir hätten in jedem Fall übernommen. Er kennt mich. Er weiß, dass ich es hasse, mit ihm zu solchen Einsätzen zu fahren. Schließlich ist er verheiratet und hat zwei kleine Racker, die er versorgen muss. Irgendwie war es einfacher, als ich noch mit Jimmy in Manhattan gefahren bin. Er war Single, ich war Single. Wir hatten beide nichts zu verlieren, außer dem eigenen Leben natürlich. Doch mit einem Familienvater in eine Gegend zu fahren, in der auch Minderjährige Knarren haben, ist etwas, das ich verdammt ungern tue. Anfangs hielt Carlos mich für einen Arsch, bis ich ihm nach einer besonders langen Schicht gestanden habe, was eigentlich mein Problem mit ihm ist. Er hat damals gelacht, mich einen Idioten genannt und gesagt, dass er sehr genau wüsste, was es heißt, Sanitäter zu sein. Er meinte, ich solle mir meine selbstherrliche Tour sonst wohin stecken. Seither sind wir Freunde und Partner. Und wir arbeiten gut zusammen.

Als wir vor dem Haus ankommen, sehe ich vor lauter Graffiti nicht mal die Hausnummer, aber das muss ich auch nicht. Ich erinnere mich auch so an das grauenhafte Loch. Man vergisst nicht so schnell, dass man einen Koloss im Schneckentempo die Treppe runtertragen musste und dabei mehrmals fast ausgerutscht wäre.

Ich steige aus. Niemand reagiert hier besonders überrascht auf einen Rettungswagen mit Sirene. Immer ein schlechtes Zeichen.

»Dann wollen wir mal«, murmelt Carlos, während er seinen Rucksack schultert und mir die mobile Trage hinhält.

»Vergiss nicht, was ich dir über die Treppen gesagt hab.« Er verdreht die Augen und geht los. Der Kerl ist nicht vorsichtig genug. In meinem letzten Zuständigkeitsbereich hätte dich so ein Verhalten das Leben kosten können. Ich hole ihn ein und gehe zuerst ins Wohnhaus. Mit einem Blick erfasse ich alle Nischen und Fluchtwege. Niemand zu sehen. Erst jetzt halte ich Carlos die Tür auf. Etwas nervös sieht er zu mir, aber ich weise ihm verkniffen lächelnd mit dem Kopf den Weg zum Treppenhaus.

»Und der Fahrstuhl?«, fragt er mich irritiert.

»Keine Chance. Die haben ihn demoliert, auch wenn er aussieht, als würde er funktionieren.«

»Verstehe.«

Zusammen gehen wir zum Treppenhaus neben dem Lift. Die Schmiere ist an ihrem Glanz zu erkennen, wenn man ihn zu deuten weiß. Einen Fuß vor den anderen setzend kämpfen wir uns bis zum zweiten Stock vor.

Vor der Wohnung 2A bleiben wir stehen und klopfen.

»Rettungsdienst. Sie haben uns gerufen?« Leise, schnelle Schritte sind hinter der Tür zu hören. Als die Tür aufgeht, sackt mein Magen eine Etage tiefer, also setze ich ein bewusst neutrales Gesicht auf.

»Ma’am«, begrüßt Carlos die kleine Asiatin, die die Tür für uns aufhält.

»Gott sei Dank, dass Sie endlich da sind. Er kriegt kaum noch Luft.« Aufgeregt und mit roten Augen bringt sie uns in das kleine Wohnzimmer.

Ich möchte mir kein Urteil anmaßen, aber als ich die abgewohnte Bude sehe, den Dreck, den abscheulichen Geruch wahrnehme und den Lärm, der durch die Wände dringt, muss ich sofort daran denken, wie schrecklich ich es finden würde, wenn Dani in so einer Wohnung landet. Denn ich weiß, was es heißt, von einem ordentlichen Elternhaus an einen Ort wie diesen hier zu geraten. Ich schüttle den Kopf, um den Gedanken zu vertreiben, denn der nach Luft hechelnde Mann auf dem Teppich hat meine Aufmerksamkeit bitter nötig.

»Sir, mein Name ist Brock, und das ist Carlos. Versuchen Sie, ruhig zu bleiben. Wir bringen Sie ins Krankenhaus.« Weil er nicht sprechen kann, nickt er nur. Seine Frau weint leise vor sich hin, während wir unsere Taschen leeren. »Sein Name ist Min-ho, Min-ho Kim.«

Ich notiere den Namen auf dem Brett und auch die anderen Daten, nach denen ich Mrs Kim frage.

»Du legst den Zugang«, sage ich Carlos, der gleich damit anfängt. Ich checke die Atemwege des kleinen, älteren Koreaners, von dem ich vermute, dass er einen Schock hat.

»Eindeutig geschwollen.« Carlos nickt knapp und geht unsere Medis durch, während ich mit der Frau spreche.

»Ist Ihr Mann gegen irgendetwas allergisch?«

»Nur gegen Nüsse, aber er hat keine gegessen.« Mit aufgerissenen Augen sieht sie abwechselnd mich und ihren flach atmenden Mann an.

»Was genau hat er denn gegessen?«

Aufgebracht verschwindet sie in die Küche und hält mir alle möglichen Packungen hin. Ich gehe alles durch. Schokolade.

»Hat er davon gegessen?« Ich zeige auf die Verpackung eines Schokoriegels. Sie überlegt kurz. Ihre Finger zittern. Das ist normal. Ich bin an diesen Anblick gewöhnt.

»Ja, ich glaube schon.«

Ich wende mich wieder Carlos zu und weise auf die Inhaltsbeschreibung der Schokolade.

»Alles klar.« Er zieht die Spritze auf, während ich mit der kleinen aufgeregten Frau spreche, um sie zu beruhigen. Oft reagieren die Leute komisch, weil sie glauben, wir dürfen gar keine Medikamente verabreichen.

»Ihr Mann hat einen anaphylaktischen Schock, Mrs Kim. In der Schokolade waren Nüsse enthalten.«

»Aber ich dachte, er hat einen Herzinfarkt … Er hat gesagt, sein Herz rast, und ihm war schwindlig.«

Während Carlos sich um die Vitalfunktionen des Mannes kümmert, rede ich weiter auf die Frau ein. »Die Symptome sind ähnlich. Wir waren rechtzeitig hier, und bald wird es ihm bessergehen. Ins Krankenhaus müssen wir trotzdem.«

Erleichtert nickt sie.

»Darf ich mitkommen?«

»Ja«, sagt Carlos, während ich mir den Hals und die Atemwege ansehe. Es schwillt ab. Sehr gut.

Als wir uns daranmachen, mit dem Mann die Treppe runterzugehen, ruft seine Frau uns aufgeregt zu:

»Passen Sie auf! Diese verrückten Kids haben das halbe Treppenhaus verschmiert.«

Carlos und ich werfen uns einen Blick zu, aber wir streiten nicht mit Frauen, deren Männer gerade dem Tod beinahe die Hand schütteln mussten, deshalb nicken wir und gehen langsam nach unten.

Mein Partner kümmert sich hinten im Wagen um unseren Patienten, während ich das Krankenhaus informiere. Nachdem ich ihre Wohnung gesehen habe, fahre ich nicht in die nächstgelegene Klinik, sondern in das Krankenhaus fünf Minuten weiter entfernt. Es hat eine Sozialstation und behandelt auch Leute, die keine Krankenversicherung haben.

Vor dem Lehrkrankenhaus angekommen, wartet schon ein Notfallarzt auf uns und unseren Patienten.

»Fünfundfünfzigjähriger Mann mit akuter Atemnot. Nach Verabreichung von Epinephrin Vitalzeichen stabil.«

Ich lege das Klemmbrett mit allen Informationen auf die Liege und übergebe unseren Patienten dem Arzt, der knapp nickt und das Krankenblatt kurz überfliegt.

»Danke. Wir übernehmen jetzt«, ruft er uns über die Schulter zu und verschwindet in die Notaufnahme.

Ein ganz normaler Tag.

Carlos wartet am Wagen auf mich. Ich gehe langsam auf ihn zu, während er unsere Sachen durchgeht und notiert, was wir verbraucht haben und was nachgeordert werden muss. Ich sehe ihm dabei zu und denke nach. Seltsamerweise denke ich an diesem Tag schon zum dritten Mal über Dani St. Clair nach.

»Hey, Carlos?«

»Hm«, murmelt er abgelenkt und hakt die Medis ab.

»Wenn du jemanden kennen würdest, eine junge Frau, die auf Wohnungssuche ist und die nichts in der Gegend findet. Die sogar schon bei Gegenden angelangt ist, die nicht für jemanden wie sie infrage kommen, Häuser wie das, in dem wir gerade waren … würdest du darüber nachdenken, sie bei dir wohnen zu lassen?«

Carlos wirft mir einen irritierten Blick zu. »Ich glaube, Maria fände das gar nicht gut.« Genervt schnaube ich. »Komm schon, Mann! Ich meine es ernst. Soll ich ihr anbieten, bei mir unterzukommen?« Carlos legt die Sachen beiseite und setzt sich auf die Türschwelle des offenen Krankenwagens, genau wie ich.

»Das kommt ganz darauf an, wer diese Frau in Nöten ist.«

Ich schlucke, ehe ich wage, es auszusprechen.

»Logans Schwester. Dani.«

Carlos’ Augenlid zuckt, aber es ist auch zugig hier in der Einfahrt des Krankenhauses.

»Die Schwester deines ältesten, besten Freundes?«

Ich nicke wieder. Je öfter ich es laut höre, desto verrückter klingt es.

»Wie verzweifelt ist sie denn?«

»Keine Ahnung, aber heute Morgen wirkte sie echt fertig, und ganz ehrlich … wenn ich mir vorstelle, dass Dani in so einem Loch wohnen muss, könnte ich ausflippen.«

»Wieso? Ich meine, abgesehen vom Offensichtlichen. Ich würde ja nicht mal Marias Bruder wünschen, dort zu wohnen, und ich hasse den Kerl wirklich.«

Verdammt gute Frage.

»Keine Ahnung. Sie ist einfach ein nettes Mädchen.«

Carlos grinst breit. Sein stoppelfreies Gesicht lässt ihn aussehen, als wäre er gerade mal zwanzig, dabei ist er Mitte dreißig.

»Vorhin war sie noch eine junge Frau.«

»Okay, vergiss es!« Genervt schnappe ich mir meine Sachen und setze mich hinters Steuer. Der Wagen wackelt, als Carlos die Türen hinten zufallen lässt. Er steigt ein und schnallt sich an.

»Sei nicht gleich beleidigt. Mann! So empfindlich kenne ich dich gar nicht.« Carlos gibt über Funk durch, dass wir wieder frei sind, also fahre ich erst mal Richtung Wache.

»Weiß Logan, dass du ihr anbieten möchtest, bei dir zu wohnen?« Ich schüttle den Kopf und trete aufs Gas, als könne ich so vor dieser Tatsache entkommen. Denn Logan hielt meinen Kommentar für einen üblen Scherz, nichts weiter.

»Und diese Dani?« Wieder ein Kopfschütteln.

»Wie sieht sie aus?«, will Carlos wissen.

Ich werfe ihm einen Blick zu, der ihm sagen soll: Darum geht es nicht!

»So gut also.« Selbstzufrieden grinst er vor sich hin und trinkt eine Cola. Der ganze Wagen ist voll mit seinen Dosen.

»Ja, zugegeben, sie ist heiß. Richtig heiß, aber auch ein nettes Mädchen, das ich schon mein Leben lang kenne. Sie hat gerade einiges durchgemacht, und das Letzte, was sie gebrauchen kann, ist, in einer Wohnung zu landen, in der sie nicht sicher ist und hausen muss, als wäre sie asozial.«

»Und wo wohnt sie jetzt?«

»Bei ihrer Familie.« Die St. Clairs sind toll. Sie sind so eine Familie, die sich jeder wünscht, aber nur die wenigsten bekommen. Keine Ahnung, warum Dani dort unbedingt wegwill, aber sie macht den Eindruck, unabhängig sein zu wollen. Immerhin war sie vier Jahre von zu Hause weg und auf sich allein gestellt.

»Und das ist keine Option?« Carlos sieht mich interessiert an und trinkt die Coladose leer. Wieder eine für den Haufen.

»Ich glaube nicht. Sie wirkt jedenfalls nicht wie der Ich-wohne-gern-noch-mit-über-zwanzig-zu-Hause-Typ. Ich meine, stell dir vor, du müsstest mit Logan unter einem Dach wohnen.«

Carlos’ Mundwinkel verziehen sich. »Nein danke. Dann frag diese Dani einfach. Du wirst schon sehen, was sie dazu sagt.«

Klingt so einfach aus seinem Mund. Ich denke darüber nach. Der Wagen parkt vor der Wache, und ich sehne mich nach einer heißen Dusche. Als Carlos und ich nach oben gehen, sehen wir Logan in der Feuerwache. Er inspiziert gerade eines der Einsatzfahrzeuge zusammen mit Flynn.

»Aber fang ja nichts mit ihr an, McNamara oder der da ist die längste Zeit dein bester Freund gewesen.«

Carlos lässt mich auf der Treppe zurück.

Ich habe ein ganz schlechtes Gefühl, aber keine Ahnung, woran es liegt. Liegt es an Carlos’ Worten oder eher an der Tatsache, dass ich mich entschieden habe, Dani tatsächlich zu fragen, ob sie bei mir einziehen will?

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Kapitel 6

Dani

Wenn meine Mom Abendessen kocht, ist der Tag gerettet. Abermals fällt mir auf, dass es genau wie damals ist, als ich noch zur Schule ging. Logan und ich kabbeln uns um die besten Stücke vom Brathuhn, und unser Vater bekommt statt Kartoffeln Salat, wofür er nur ein Murren übrig hat. Dennoch isst er ihn, Blatt für Blatt, ohne etwas zu sagen. Er wartet, bis Mom in die Küche geht, und stopft sich erst dann schnell eine heiße Kartoffel mit Butter in den Mund.

Logan erzählt von seinem Tag als Feuerwehrmann, wobei Dad an jeder Kleinigkeit etwas auszusetzen hat und alle paar Minuten sagt: »Zu meiner Zeit hätte es das nicht gegeben.« Woraufhin Mom und ich die Augen verdrehen. Alles in allem ein normales Abendessen in der Familie St. Clair.

Ich wünschte nur, es käme mir nicht so vor, als ob ich mit den derzeitigen Entwicklungen in meinem Leben zwei Schritte zurückgemacht habe. Nachdenklich stochere ich gerade in meinen Kartoffeln, als Dad zum gefühlt hundertsten Mal mit meinem Job anfängt.

»Wann kündigst du endlich in dieser Kaderschmiede für Bonzennachwuchs und unterrichtest ein paar anständige Kinder, die deinen Grips und Fleiß nötiger hätten, Dani?«

Ich atme frustriert aus, lasse die Gabel sinken und starre Dad ins Gesicht, ohne darauf zu antworten. Ich kann es nicht mehr hören. Diese Diskussion führen wir ständig, ohne dass einer von uns auch nur einen Zentimeter nachgibt. Der Apfel fällt eben nicht weit vom Stamm, beide stur bis ins Mark.

»Können wir nicht wenigstens einmal abends essen, ohne dass du mir Schuldgefühle machst?«

»Joe!«, ermahnt Mom, und ihr Gesichtsausdruck macht klar, dass auch sie das Thema nicht mehr hören kann.

»Ich kann doch nicht mitansehen, wie unsere Tochter ihre Zeit und ihre gute Ausbildung verschwendet, Laura.«

Mein Dad weiß sehr genau, warum ich an einer Privatschule in Manhattan unterrichte und nicht in einer Highschool in Brooklyn. Schließlich war er dabei, als ich die nicht enden wollenden Absagen zu allen beantragten Stipendien bekam, und er war es auch, der mich zur Bank begleitet hat, als ich das Studiendarlehen unterschrieb. Warum kann er dann nicht verstehen, dass ich mein Leben nicht damit verbringen will, Schulden abzustottern? Ich kann es mir eben noch nicht leisten, an meiner alten Schule oder in einer anderen Schule in Brooklyn als Lehrerin anzufangen.

Mom würde sagen, wir sind eben beide sture irische Böcke. Und sie hat recht. Das sind wir.

Logan sitzt einfach da, stopft alles, was er kriegen kann, in sich rein und hofft, aus der Schusslinie zu bleiben. Als er auch noch nach dem letzten Bruststück greift, werde ich sauer und verpasse ihm einen Tritt gegen das Schienbein.

»Verdammt, Dani! Lass das!«

Es ist so weit, Mom wirft ihren finsteren Blick in die Runde, woraufhin wir verstummen und weiteressen, selbst Dad.

Ich liebe meine Familie. Ich liebe meine Familie wirklich. Dennoch macht sie mich wahnsinnig!

Als Mom den Kirschkuchen auf den Tisch stellt, klopft es an der Tür. Niemand wagt es aufzustehen. Jeder weiß, sobald einer von uns sich vom Tisch erhebt, schiebt Logan dessen ungeschütztes Stück Kuchen entweder auf seinen Teller oder gleich in seinen Mund.

Ich weiß, er arbeitet hart, aber wie kann man nur so viel futtern? Die Frau, die ihn mal durchfüttern muss, muss für eine ganze Horde kochen können. Mindestens.

»Es ist offen«, brüllt Dad.

Knarzend öffnet jemand die Tür. Feste Schritte sind zu hören, die den Flur durchqueren.

Als Brock im Türrahmen erscheint, richte ich mich auf. Wieso kann ich nicht einmal etwas Anständiges anhaben, wenn er vorbeikommt? Alle, bis auf Dad, verzichten vorerst auf den Kuchen und begrüßen Brock mit einem Willkommenslächeln. Selbst in einer einfachen Jeans und einem schwarzen T-Shirt sieht er fantastisch aus.

»Hey, Kumpel! Hätte ich dich mitnehmen sollen?«, fragt Logan irritiert. Offensichtlich hat er Brock nicht erwartet.

»Nein, alles klar. Ich bin öffentlich gefahren, wie ich gesagt habe.« Brock wirkt ein wenig unruhig. Komisch. So kenne ich ihn gar nicht.

»Okay … Und was willst du dann hier?«

Ungehobelt und geradeheraus wie immer, typisch Logan. Gespannt sehen alle zu Brock. Alle, bis auf Dad. Er findet Moms Kuchen spannender.

»Ehrlich gesagt bin ich nicht deinetwegen hier, Logan.« Mom und ich sehen uns an. Ihre Stirn liegt in Falten, genau wie meine.

»Weswegen denn dann?«

Logan lehnt sich zurück und sieht Brock verständnislos an.

»Wegen Dani.«

Was?

»Was?«, spricht Logan meinen Gedanken laut und ungläubig aus. Selbst Dad blickt vom Kuchen hoch und starrt Brock an.

Brock räuspert sich und sieht mich direkt an.

Verdammt, diese Augen sind unglaublich grün!

Ich schlucke den winzigen Rest Spucke in meinem ansonsten ausgetrockneten Mund runter, ehe ich fähig bin zu sprechen.

»Ich würde gern etwas mit Dani besprechen.«

Brock wirkt gefasster und nickt mir ernst zu.

»Mit mir?«

»Das sagte er doch gerade«, fährt Logan mich genervt an. Ja, aber ich kann es einfach nicht glauben. Was hat Brock denn mit mir zu besprechen? Hat es vielleicht mit dem zu tun, was er heute Morgen sagen wollte?

»Okay«, sage ich, während es um mich herum absolut still wird. Als ich aufstehe und zu Brock gehe, beobachtet uns die gesamte Familie. Meine Wangen brennen so heftig, dass ich bestimmt rot bin wie ein kleines Mädchen.

Mom lächelt mir amüsiert zu, während ich versuche, Dads Irritation auszublenden. Logans Gereiztheit, die sich mir in den Rücken bohrt, als ich das Esszimmer zusammen mit Brock verlasse, spüre ich überdeutlich.

Ich folge Brock ins Wohnzimmer. Dann fällt mir ein, dass uns dort jeder hören kann.

»Gehen wir doch lieber in die Küche«, schlage ich vor.

Er nickt. Während ich ihm dorthin folge, fällt es mir verdammt schwer, nicht auf seinen strammen Hintern zu starren, aber der Anblick seiner breiten Schultern ist auch nicht zu verachten. Beides verschlimmert das aufgeregte Brennen im Gesicht noch mehr. Ich bin verdammt nervös.

So ruhig wie möglich setze ich mich an den Tisch und warte, bis Brock sich ebenfalls gesetzt hat.

»Was möchtest du mir eigentlich sagen?«

Will er etwa mit mir ausgehen? Kann das sein?

Ich verstecke meine Hände unter der Tischplatte. Nur zur Sicherheit, falls sie doch zu zittern beginnen. Mein Körper reagiert auf Brock nicht immer so, wie er es sollte. Dafür kann ich nichts. Das war schon immer so. Brock löst etwas in mir aus, etwas, das mich nervös macht und in Aufregung versetzt.

»Dani, hör zu«, beginnt er und fährt dabei nachdenklich über den Dreitagebart. Als ob ich irgendetwas anderes tun könnte, wenn er direkt vor mir sitzt. Meine Augen kleben förmlich an seinen hellrosa Lippen.

Wie sie sich wohl anfühlen?

»Ich habe nachgedacht. Deine Wohnungssuche läuft doch nicht so gut.«

»Mies und verzweifelt wären die passendsten Worte.«

Er lacht dunkel in seine Handfläche. Der Laut macht etwas ganz Komisches mit meinem Magen.

»Ich hatte vergessen, wie witzig du sein kannst«, sagt er vor sich hin, ehe er seine Hände auf dem Tisch faltet. »Ich dachte mir schon, dass du ziemlich verzweifelt bist. Deshalb habe ich ein Angebot für dich.« Ich glaube, mein Herz hat gerade einen Sprung gemacht. Kann das wahr sein?

»Du hast eine Wohnung für mich?« Ich strahle ihn an und versuche, nicht zu sehr auf seinen Blick zu achten, weil seine Augen mich durcheinanderbringen.

»Ja, so etwas Ähnliches.« Brock blickt zur Seite, ehe er mich wieder ansieht. Ich wünschte wirklich, ich hätte etwas anderes an als eine alte Jeans und mein Don’t–mess-with-me-T-Shirt.

»Hat Logan dir eigentlich je von meiner Wohnung erzählt?«

»Nein, nicht wirklich. Wieso?«

Brock fährt die Maserung des Holztisches nach.

»Es ist so, Dani. Ich hatte letztes Jahr einen echt guten Mitbewohner.« Hat dieser Mitbewohner etwa die passende Wohnung für mich? »Leider ist er versetzt worden. Seither habe ich ab und an sein Zimmer untervermietet, über so eine Internetplattform, die Reisenden eine Unterkunft auf Zeit in New York anbietet. Aber das Ganze war auf die Dauer etwas anstrengend. Deshalb, na ja, habe ich ein Zimmer frei.«

Brock blickt vom Tisch hoch und starrt mich an, als wolle er sagen: Verstehst du?

Nein, das kann unmöglich wahr sein. Brock, Brock McNamara, kann unmöglich meinen, dass …

»Möchtest du bei mir einziehen, Dani, sozusagen als meine neue Mitbewohnerin?«

Ich fürchte, ich habe gerade einen Hirnschlag. Gut, dass ein Sanitäter anwesend ist. Ein heißer Sanitäter, der mir, wenn ich das jetzt wirklich richtig verstanden habe, angeboten hat, bei ihm unterzukommen. Heftig schüttle ich meinen Kopf, so als müsse ich meine Gedanken zurechtrücken, bis sie wieder Sinn ergeben.

»Du willst, dass ich bei dir wohne? … Mit dir?«

Brock lacht laut auf. »Bist du sicher, dass du wirklich auf dem College warst?« Beleidigt verschränke ich meine Arme vor der Brust. »Ich war auf der University of Chicago.« Jetzt gerade mit meiner Elite-Uni anzugeben ist bestimmt keine gute Idee.

»Das weiß ich doch, Dani«, sagt Brock ruhig und lächelt.

»Was ist nun? Willst du es dir überlegen?«

»Hast du es dir denn gut überlegt?«

Ich kann einfach nicht glauben, dass Brock mir das wirklich anbietet. Ich meine, abgesehen davon, dass er Logans Freund ist und wir uns schon ewig kennen, kennen wir uns doch eigentlich nicht wirklich. Ganz zu schweigen davon, dass es keinen Sinn ergibt, warum ein heißer Aufreißer wie Brock ausgerechnet mit der Schwester seines besten Freundes zusammenleben will.

»Ich habe darüber nachgedacht, ja.« Ein merkwürdiger Ausdruck huscht über sein Gesicht, aber er ist so schnell wieder weg, dass ich ihn nicht zu deuten weiß.

»Hat Logan etwa mit dir über mich geredet?«

Ich bringe ihn um, wenn er Brock etwas von Jeff und mir erzählt hat oder wenn er Brock gebeten hat, mich bei ihm wohnen zu lassen. Ich bin ja kein Sozialprojekt.

»Nein. Logan weiß nichts darüber, und ich bin mir ziemlich sicher, dass es ihm nicht gefallen wird.« Dann ist es also keine Mitleidsnummer, die Brock hier abzieht. Aber was ist es dann?

»Warum bietest du mir das an?« Zum ersten Mal seit einer Ewigkeit sehe ich Brock an, ohne mich abzuwenden, weil ich Angst habe, dass er mir ansieht, wie scharf ich ihn seit jeher finde.

Brock beißt auf seine Unterlippe, was meinem Schoß leider nicht unbemerkt bleibt. Ich schlage die Beine übereinander, um das warme Pochen, das dieser Anblick auslöst, zu unterdrücken. Das kann ich im Augenblick gerade gar nicht gebrauchen.

»Ganz ehrlich?«

»Ja, ganz ehrlich.« Ernst blicken wir uns an.

»Ich möchte nicht, dass du in einem schäbigen Loch landest, nur, weil du dir gerade keine anständige Wohnung leisten kannst. Ich kenne die Wohnungspreise in Brooklyn, Dani, und ich kenne die Gegenden, in denen man noch etwas Bezahlbares findet. Das sind keine Orte für jemanden wie dich.«

Dass Brock um meine Sicherheit besorgt ist, rührt mich, auch wenn es ein bisschen sexistisch ist. Doch im Moment kann ich mich deshalb nicht aufregen. Mein Herz ist zu beschäftigt damit, sich darüber zu freuen, dass ich Brock McNamara anscheinend nicht gleichgültig bin.

»Meine Wohnung ist groß, sauber, und ich habe ein Zimmer frei, für das ich nicht besonders viel verlange. Ich gebe zu, ich habe noch nie mit einer Frau zusammengewohnt, aber ich denke, wir kriegen das schon hin. Wenn du es willst …« Nachdenklich sehe ich ihn an. Es ist ihm tatsächlich ernst.

»Und du glaubst, das kann wirklich gut gehen? Du und ich?«

Auf seinem attraktiven Gesicht breitet sich ein breites, durchtriebenes Grinsen aus. Meine Wangen brennen wieder.

»Wir machen’s einfach möglich, Kleines.«

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Kapitel 7

Dani

Kaum fällt die Tür hinter Brock ins Schloss, geht es los. Logan baut sich vor mir auf.

»Das kannst du gleich vergessen.« Er schüttelt den Kopf. Sofort bekomme ich eine Riesenwut im Bauch. Mein Bruder, der Lauscher an der Wand! Für mich bloß ein weiterer Grund, über Brocks überraschendes Angebot ernsthaft nachzudenken.

»Was fällt dir ein! Das geht dich nichts an.«

Ich strafe Logan mit einem vernichtenden Blick und stürme zurück ins Esszimmer, wo unsere Eltern mich neugierig mustern, als ich mich wieder an den Tisch setze.

»Was wollte Brock denn von dir?«, fragt Dad argwöhnisch, während er ein weiteres Kuchenstück zum Mund führt.

»Er will Dani bei sich wohnen lassen«, antwortet Logan für mich und tippt sich dabei mit dem Zeigefinger auf die Stirn, als wäre Brocks Angebot lächerlich. Dad verschluckt sich an einem Stück Kuchen und hustet Brösel auf Großmutters Eichentisch. Mom sieht nicht minder überrascht aus, aber zumindest hält sie sich zurück.

»Was soll das heißen, er lässt dich bei sich wohnen?« Dad hustet immer noch und starrt mich über den Tisch hinweg an.

»Das soll heißen, Brock hat mir ein sehr nettes Angebot gemacht, das ich sehr wohl in Betracht ziehe, und angesichts meiner bisher ergebnislosen Wohnungssuche ist Brocks Vorschlag, bei ihm als Mitbewohnerin einzuziehen, die mit Abstand beste Möglichkeit. Bisher jedenfalls.«

Als würde mich der Gedanke, es tatsächlich durchzuziehen, nicht total nervös machen, nehme ich meinen Teller mit dem Kuchen und esse, als wäre das alles gerade nicht passiert.

»Die spinnt doch«, murmelt Logan missmutig. »Dad, sag ihr, dass sie spinnt!«

Unglaublich, aber wahr, mein Bruder ist volljährig, auch wenn das gerade sehr schwer zu glauben ist. Und manchmal ist er ein richtiger Neandertaler. Ehe mein Vater ihm beipflichten kann, was man ihm an der Nasenspitze ansieht, wirft seine Frau ihm einen scharfen Blick zu. Deshalb brummt er nur missmutig.

»Logan, setz dich jetzt und iss fertig und hör auf, Dani zu beleidigen. Verstanden?« Ebenfalls grummelnd nimmt Logan Platz, aber er denkt nicht dran, mit dem Kopfschütteln aufzuhören. Bei seinem Anblick vergeht mir der Nachtisch.

»Was ist dein Problem?«, gifte ich ihn an und kann nicht verhindern, genauso kindisch zu reagieren wie er.

»Du! … Du kannst doch nicht ernsthaft denken, bei Brock einzuziehen, wäre eine gute Idee. Er ist ein Aufreißer, Dani! Bei so jemandem kannst du nicht wohnen.« Wieder ein entrüstetes Kopfschütteln. Er ist so ein anmaßender Blödmann!

»Bei so jemandem … Er ist dein bester Freund, Logan! Und was zum Teufel hat das mit mir zu tun, dass sein Liebesleben …« Okay, jetzt fällt mir nichts ein, was nicht furchtbar klingt oder was ich vor meinen Eltern sagen kann. Denk nach, Dani! »… etwas freizügig ist?« Puh, gerade noch gerettet.

»Freizügig, höh«, grunzt Logan. »Und Dad ist Stripper!«

»Hey, Junge«, bremst Dad ihn. »Zu meiner Zeit war ich mindestens doppelt so gut in Form wie du.«

Es gibt Fotos, die das beweisen, aber mein Vater ist inzwischen mehr der Ehemalige-Feuerwehrmann-mit-Wohlfühlbauch-Typ. Mom verzieht mitleidig das Gesicht. Wir haben wieder mal diesen Punkt erreicht.

»Du kannst motzen, so viel du willst, und das gilt auch für dich, Dad.« Ich zeige mit der kleinen Gabel auf ihn. »Aber ich werde über Brocks Angebot nachdenken, und wenn ich mich dafür entscheide, bei ihm zu wohnen, dann werde ich das auch tun. Und da könnt ihr meckern, so viel ihr wollt. Verstanden?«

Mom grinst breit, als wäre sie ganz auf meiner Seite und stolz auf mich, weil ich die St.-Clair-Männer wieder einmal in die Schranken gewiesen habe, so wie sie das stets macht. Dad grunzt lediglich und blickt auf seinen leeren Teller, und Logan schüttelt weiterhin seinen Sturkopf. Völlig klar. Für ihn wird es keinesfalls in Ordnung sein, wenn ich mich dafür entscheide.

Dann kehrt endlich Ruhe ein, wenn auch angespannte, und wir trinken den kalt gewordenen Kaffee, als die Haustür erneut zu hören ist. Jamie, mein kleiner Bruder, steht vor uns, die Reisetasche der Polizeiakademie baumelt an seiner Hüfte.

»Hey, Leute! Was gibt’s Neues?« Gut gelaunt starrt er uns an, ehe seine Mundwinkel langsam nach unten wandern.

»Was ist denn hier los?«

Wir werfen einander Blicke zu. Noch bevor ich Jamie antworten kann, kommt Logan mir zuvor.

»Stell dir vor, Jamie, Dani wird vielleicht Brocks neue Mitbewohnerin.« Boshaft grinst der Armleuchter mich an.

»Brock McNamara?« Ungläubig hebt Jamie die Augenbrauen.

»Ja«, sagt Mom, woraufhin Jamie mich ansieht.

»Bist du verrückt, Sis?«

Okay, jetzt reicht’s.

Knurrend stehe ich auf und stürme die Treppe hoch. Mit jeder Stufe nach oben klingt der Gedanke, bei Brock zu wohnen, verlockender. Aus sehr verschiedenen Gründen.

Brock

Es ist schwer zu beschreiben, aber irgendwie kann ich Danis Anwesenheit manchmal sogar körperlich spüren. So wie jetzt.

Ich stehe vor meinem Wohnhaus, sehe die Straße entlang und vertrete mir die Beine, während ich warte. Plötzlich beginnt mein Nacken zu prickeln, und ich spüre ein seltsames Kribbeln in der Magengegend. Noch bevor ich mich umdrehe, weiß ich, dass Dani es ist, die auf mich zukommt.

»Hey, du hättest doch nicht hier unten auf mich warten müssen«, begrüßt sie mich und strahlt. Danis lebhaftes Wesen passt perfekt zu ihren rötlichen Haaren und dem hübschen Gesicht. Ich grinse ihr entgegen und zucke mit der Schulter, denn es hat mir nichts ausgemacht, auf sie zu warten.

»Na, eigentlich bin ich noch im Dienst«, gebe ich zu. »Nach der Besichtigung muss ich gleich zurück zur Wache.«

Sie kommt noch einen Schritt näher.

»Dachte ich mir schon.«

Ich sehe sie fragend an.

»Die Uniform.« Sie lächelt und kräuselt dabei ihre Nase.

Natürlich. Was ist nur mit mir? Konzentrier dich, Mann!

»Wollen wir dann?«

Ich deute mit der Hand nach oben und lasse Dani vorgehen. Schon im Treppenhaus sieht sie sich neugierig um, während ich nur Augen für ihren herrlichen Hintern habe, der vor mir auf und ab wackelt. Kopfschüttelnd blicke ich zur Seite und atme ein paar Mal tief durch. Muss sie diese enge Jeans tragen? Die überlässt ja kaum etwas der Fantasie.

»Was ist?«, fragt sie und dreht sich halb nach mir um. Irritiert bleibe ich stehen. Gott, habe ich gerade wirklich laut gestöhnt? Bitte nicht!

»Hab nichts gesagt.« Ich verziehe keine Miene.

Schulterzuckend geht sie weiter vor mir die Treppe hoch.

»Es ist ganz oben.« Wir hätten auch den Fahrstuhl nehmen können, aber jetzt ist es zu spät dafür. Oben angekommen sieht sie sich um. Dani wirkt verwirrt.

»Nur vier Wohnungen?« Sie sieht von meiner Tür zu der Tür auf der anderen Seite.

»Ja, es gibt nur die vier Lofts hier oben und einen Zugang zum begehbaren Dach. Waschmaschine und Trockner sind unten im Keller.«

Danis Blick bleibt skeptisch, doch ihre vielfarbigen Augen glänzen aufgeregt, als ich vorbeigehe. Ihr Duft weht zu mir, süß, unschuldig und frisch, wie ein warmer Sommerregen. Eine einzigartige Mischung, die ich bisher an keiner anderen Frau gerochen habe. Zugegeben, dieser Duft ist erregend, aber ich habe weder Zeit noch die Absicht, es weiterzuverfolgen. Ich schließe auf und lasse sie rein. Dani betritt die Wohnung. Ausgiebig sieht sie sich im großen Hauptraum um. Ihr Gesichtsausdruck ist schwer zu deuten. Immer wieder dreht sie sich um die eigene Achse, ehe sie mich wieder ansieht.

»Das ist ein Scherz, oder?« Ihre Augen sind riesig.

»Nein, das ist mein voller Ernst, zur Abwechslung mal.«

»Scheiße«, haucht sie ehrfürchtig und schreitet jeden Quadratmeter des Raums ab.

»Ich kann einfach nicht glauben, dass du eine Wohnung in der Henry Street hast, noch dazu in einem dieser umgebauten Fabrikgebäude. Und dann die oberste Etage … Ganz ehrlich, als du mir die Adresse geschickt hast, dachte ich, du hättest dich bei der Nummer um ein paar Stellen vertan.«

Ihre Begeisterung ist süß. Ich ertappe mich dabei, breit zu grinsen, und stecke lieber meine Hände in die Taschen, um Dani ja nicht anzufassen. Keine Ahnung, wieso oder seit wann, aber Dani übt eine magnetische Anziehungskraft auf mich aus, von der ich nicht genau sagen kann, ob sie bloß sexuell ist oder nicht. Dafür verdränge ich diese Impulse zu gründlich. Und das ist auch gut so.

»Okay.« Sie wird ernst und kommt dabei direkt auf mich zu. Dicht vor mir bleibt sie stehen. »Ich weiß, was man bei der Feuerwehr verdient, und Sanitäter verdienen bestimmt nicht viel mehr. Wie zum Teufel kannst du es dir also leisten, hier zu wohnen?« Ihre Hand deutet vage auf mein großzügig geschnittenes Loft mit geräumigem Hauptraum, riesigen Fensterreihen an der Front und drei Zimmern. Die Holzpfeiler, die hier seit Ende des neunzehnten Jahrhunderts stehen, haben es ihr wohl besonders angetan. Sie lehnt sich vorsichtig gegen einen, während sie auf meine Antwort wartet.

»An meinen freien Tagen arbeiten ich und einige der Jungs von der Wache noch nebenher. Leichte Renovierungsarbeiten, Böden verlegen und ab und an ein paar Schuppen oder Carports bauen. Du weißt schon. Das Übliche eben.« Ich zucke mit den Achseln. Viele arbeiten nebenbei. New York ist teuer, und der Dienst bei der Stadt bietet zwar gute Sozialleistungen, wird dafür aber nicht gerade fürstlich bezahlt.

»Ja, das weiß ich schon. Trotzdem kenne ich niemanden, der sich davon eine Wohnung in Brooklyn Heights leisten kann. Jedenfalls nicht in der Gegend. Und nicht so eine Wohnung.«

Mit zusammengekniffenen Augen kommt Dani nochmals auf mich zu, bleibt vor mir stehen und bohrt mir einen Zeigefinger in die Brust. »Sei ehrlich! Wen musstest du flachlegen, um das hier zu kriegen?«

Lauthals lache ich los. So was kann auch nur sie fragen.

»Ich muss dich leider enttäuschen, Kleines. Die Wohnung hat mir nicht mein immenses Talent im Bett eingebracht, sondern mein nicht minder großes Talent als Sanitäter.«

Dani verdreht die Augen, dennoch kann sie sich ein tadelndes Schmunzeln nicht verkneifen. Sie ist wirklich süß.

»Sehr bescheiden, Brock! Also wirklich …«

»Es ist die Wahrheit, Dani«, hauche ich ihr entgegen und muss dabei höllisch aufpassen, denn dieses Geplänkel kommt einem Flirt bereits verdächtig nahe. Besser, ich bringe diese Unterhaltung auf unverfänglicheres Terrain.

»Also, die Wohnung … Das war vor etwa zwei Jahren. Damals bin ich noch in Manhattan gefahren, und mein Partner und ich hatten einen Einsatz an der Upper East Side. Eine schwangere Frau, die in ihrer Wohnung gestürzt war und vorzeitig üble Kontraktionen bekommen hatte. Scheißgefährliche Situation! Als wir dort ankamen, hatten die Wehen schon eingesetzt, viel zu knapp hintereinander, und sie war zu verletzt, um es allein schaffen zu können. Es stand auf der Kippe. Wir hätten Mutter und Kind beinahe verloren. Fürs Krankenhaus war es längst zu spät. Der Ehemann war völlig fertig. ›Da unten liegt mein Leben‹, hat er immer wieder gesagt, ›Sie haben mein Leben in der Hand …‹ Es war offensichtlich, dass er es nicht verkraften würde, beide zu verlieren. Doch wir kriegten es hin. Wir haben das Kind vor Ort entbunden und die Frau so gut es ging versorgt.«

Dani sieht mich aus traurigen Augen an. »Sie haben doch am Ende beide überlebt, oder?« Ich lächle, verschweige ihr aber, dass es sehr oft auch ganz anders ausgegangen ist.