Cafe Sabarsky - Peter Lachnit - E-Book

Cafe Sabarsky E-Book

Peter Lachnit

0,0

Beschreibung

Zwei Menschen - ein Kunstfotograf und Gina - begegnen einander zufällig in einem österreichischen Kaffeehaus in Manhattan. Die Beiden gehen nach einigen Vorbehalten einen seltsamen Deal ein. Zwölf Stunden gemeinsam an verschieden Plätzen, um Fotos für eine Porträtserie anzufertigen. Diese zwölf Stunden entwickeln sich zu einer Zerreißprobe und zwischenmenschlicher Annäherung.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 137

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

PROLOG

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

EPILOG

PROLOG

Der in Wien lebende Kunstfotograf Karl, mit Zweitwohnsitz in Queens, einem der fünf Bezirke von New York City, und seine „zweite Heimat", wie er im Bekanntenkreis immer gerne betont, hat sich für eine Porträtserie aufgemacht. Straßenszenen einfangen. Durchschnittliche New Yorker, schrille New Yorker, Upper Class New Yorker, gestrandete New Yorker. Das ganze Spektrum, die diese Stadt eben bietet.

Karl war schon einige Tage unterwegs, hatte auch schon einiges brauchbares Material auf seinen Laptop speichern können, da fiel ihm ein, in das Café Sabarsky zu gehen. Ein typisch österreichisches Kaffeehaus, angesiedelt im selben Gebäude wie die „Neue Galerie", in der Gemälde hauptsächlich österreichischer Künstler gezeigt werden. Ein kleiner Brauner und ein Apfelstrudel wären gerade richtig, um Menschen zu finden, die in die Porträtserie passen. Karl stellte sich brav in die Schlange der Wartenden ein. Das Sabarsky ist täglich bis auf den letzten Platz besetzt, daher ist der Einlass nur nach Gehen und Kommen. Karl musste zum Glück nicht lange ausharren, eine Einzelperson bekommt schneller einen Platz an der Theke und die Erlaubnis zu fotografieren war auch kein Problem.

1

Karl setzte sich an die Theke, bestellte einen kleinen Braunen dazu Apfelstrudel und sah sich um. Ein älteres Paar fiel ihm sogleich auf und er hoffte, dass sie noch eine Weile sitzen bleiben und sie ihm erlauben, sie fotografieren zu dürfen. Nach einer Weile ging er zu ihren Tisch.

„Excuse, I am an artfotografer, may I take some pictures from you?" Das ältere Paar sah sich an, begann leise zu lachen und der Mann erwiderte „Junger Mann, sie sind aus Österreich. Das erkenne ich an ihrem Akzent. So, reden wir einfach deutsch beim Sabarsky." Es stellte sich heraus, dass diese älteren Herrschaften die drohende Gefahr des Nationalsozialismus rechtzeitig erkannten und sie in New York eine neue und sichere Heimat bekamen. Nach einigen Smalltalks und mehreren Fotos verabschiedeten sich das ältere Ehepaar und Karl. Er ging wieder zurück an seinen Platz an der Theke, hatte eigentlich schon den Job an diesem Tag für abgeschlossen angesehen, als ihm eine Frau auffiel, die ihn fixierte. Karl überlegte, ob diese Frau in seine Porträtserie passen könnte und er doch noch eine zweite Serie an diesem Tag starten sollte, wenn die Unbekannte einverstanden ist. Kurz entschlossen ging er an ihren Tisch „Excuse, may I take…."

„Spar dir die Mühe, ich habe gehört, was du mit dem älteren Ehepaar gesprochen hast. Und ja, ich spreche auch deutsch."

„Okay, also darf ich Fotos von dir machen?", erwiderte Karl, etwas überrascht von der forschen Antwort der Unbekannten.

Ohne auf die Frage wirklich einzugehen, flüsterte die Frau mit ihrer schwarzen Bubikopffrisur wie aus den Roaring Twenties des vorigen Jahrhunderts, ihrem markant geschnittenen und leicht übertrieben geschminkten Gesicht und eventuell auf „First‐Wave Feminism" gestylt provokant „Willst du mit mir schlafen? Ich bin keine Hure. Und es ist kein unmoralisches Angebot."

Karl war von dieser Frage so überrascht, dass er sofort ohne Antwort den Tisch verlassen wollte in Richtung Theke, wo noch sein Apfelstrudel stand. Doch die Unbekannte hielt ihn zurück.

„Bleib sitzen. Ich bin Gina und ich will nicht mir dir schlafen. Ich habe dein symphatisches Gespräch mit den älteren Leuten am Nebentisch mitgehört. Und du hast richtig auf meine provokante Frage reagiert, ob du mit mir schlafen willst. So, machen wir einen Deal?"

„Welchen?", fragte Karl noch immer etwas überfordert.

„Du willst Porträtfotos von mir und ich will, dass du mich zwölf Stunden lang durch New York begleitest und wir auf verschiedenen Plätzen, die ich vorgebe, die Fotos schießen."

„Aber verrückt oder etwas eingeraucht bist du im Moment nicht, wenn du diesen Deal forderst", antwortete Karl schon etwas entspannter.

„Das wirst du dann herausfinden. Also, acht Uhr morgens hier vor der Neuen Galerie. Deal? Wie heißt du eigentlich?"

„Deal. Und ja, ich bin Karl."

2

Am nächsten Morgen nahm Karl die U‐Bahn Linie Nummer 7 von Hudson Yards aus bis zur Grand Central Station, um danach die Nummer 4 bis zur Lexington Avenue/59th Street zu nehmen. Einen kurzen Spaziergang wollte er noch auf der New Yorker Museumsmeile zu Fuß zurücklegen. Bis zum Gebäude der Neuen Galerie um acht Uhr war noch Zeit genug. Seine Fotoausrüstung war etwas schwerer als sonst, aber zwölf Stunden brauchen etwas mehr Equipment. Noch immer war er nicht ganz sicher, auf welchen verrückten Deal er sich mit Gina eingelassen hat. Vor allem blieb die Frage im Hinterkopf, ob sie tatsächlich kommen wird. Und ob sie wirklich Gina heißt und was sie eigentlich vor hat. Angekommen um 7.55 Uhr beim ausgemachten Zeitpunkt hielt er Ausschau nach ihr. Wobei, die ganze Sache ist wahrscheinlich ohnehin eine Spinnerei von ja – eventuell Gina – und der Deal hat sich in zwei, drei Stunden erledigt. Oder vielleicht in ein paar Minuten. Denn es ist schon Viertel nach Acht und von Gina weit und breit nichts zu sehen.

Dann die Stimme von Gina „Hey, du bist ja überpünktlich."

„Du aber nicht", erwiderte Karl.

„Warum sagst du das, ohne es zu wissen? Du bist im 7.55 Uhr hier gewesen. Ich war auch da. Nur vielleicht ein paar Meter entfernt und habe dir zugesehen, wie du mit deinem kleinen Rucksack herumgespielt hast."

„Herumgespielt? Ich glaube, du spielst etwas mit mir."

„Du willst etwas von mir und ich will etwas von dir. So, wir haben einen zwölf Stunden Deal. Lass uns keine Zeit mit Spielereien verlieren und einigen wir uns darauf, weiter in Englisch zu sprechen. In der deutschen Sprache bin ich doch nicht so gut, wie ich gestern behauptete", erwiderte Gina sanft. „Komm, wir gehen gleich über die 5th Avenue hinüber in den Central Park."

Karl nahm seinen Rucksack, murmelte „okay" und sie gingen schweigend bis zur Ampel, die auf rot geschaltet war und sie von der 5th Avenue und dem Central Park trennte.

„Wie stellst du dir diese zwölf Stunden jetzt vor?", fragte Karl dann etwas gelangweilt erstmals. Gina erkannte im Gesichtsausdruck und der Fragestellung ihres Gegenübers dessen Langeweile und konterte auf ihre forsche Art, die Karl inzwischen bekannt war

"Bist du unausgeschlafen oder hast du keine Fantasie?" Die Ampel schaltete auf Grün und sie überquerten die Fifth Avenue.

„Im Moment vielleicht Beides" erwiderte Karl, der nicht wirklich zu der Spezies der Frühaufsteher gehört.

„Okay, das verstehe ich. Wir werden jetzt in den Central Park reingehen und uns irgendwie inspirieren lassen. Von den Bäumen, von den Sträuchern, von den Felsbrocken. Und ja, eigentlich bist du der Fotograf und ich dein Objekt der Muse. Du musst deiner Fantasie freien Lauf lassen. Dann werde ich vor der Kamera so sein, wie du es dir vorstellst."

Das leuchtete Karl ein und vom einen Moment auf den anderen war er voll wach. „Gut, lass uns inspirieren."

Sie gingen durch ein mittleres Eingangstor in die grüne Lunge von New York City, vorerst schweigend und die Augen geöffnet, um einen geeigneten Platz für erste Fotos zu finden.

„Komm, lass uns zu Cleopatras Needle, gleich hinter dem Museum of Art, gehen", schlug Gina vor. „Wie viele Porträtfotos willst du eigentlich von mir machen?"

„So viele wie möglich."

„Und wie viele willst du verwenden? Und wofür eigentlich?"

„Ich möchte eine Fotoausstellung über New Yorker in ihrer individuellen Menschlichkeit und ihren Gesichtern präsentieren."

„Klingt gut. Du darfst und musst zwölf Fotos von mir verwenden. Zwölf Stunden, zwölf Fotos."

„Da möchte ich mich jetzt aber nicht genau festlegen."

„Ja, oder Nein? Ein neuer Deal, sonst hören wir nach dieser ersten Stunde auf bevor du noch dein erstes Foto schießen konntest. Und ja, ich bin keine New Yorkerin. Ich lebe derzeit nur hier."

Karl wurde wieder von der Forschheit von Gina überrascht und musste kurz nachdenken.

„Okay, ist ja gut. Neuer Deal. Und es ist egal, ob du gebürtige New Yorkerin bist, oder in einem anderen Teil dieser Erde geboren wurdest. Du lebst derzeit hier und es passt zu meiner Serie. Woher kommst du wirklich?"

„ Wir werden es herausfinden in den nächsten Stunden."

3

Karl und Gina gingen ‐ wieder einmal schweigend ‐ nebeneinander her in Richtung Cleopatras Needle. Karl dachte in sich gekehrt, ohne ein Wort zu sagen nach, warum er sich das eigentlich antut. Inzwischen hätte er bereits mehr als genug Fotos von New Yorkern aufnehmen können, die in die Porträtserie passen und ohne viel Zeitaufwand. Warum und was hatte ihn gestern in das Café Sabarsky getrieben, und er lernte diese mysteriöse Gina kennen. Da riss ihn Gina bereits aus seinen Gedanken.

„He, träumst du. Oder was? Schau dir doch diesen wunderschönen Hintergrund und eine Schönheit wie mich im Vordergrund an." Gina lachte erstmals an diesem Tag. Karl wollte jetzt nicht unbedingt die Stimmung kippen lassen, indem er Gina sagen wollte „Eine Schönheit bist du ja nicht wirklich." Das herzliche Lachen, die Ausstrahlung, hat ihn erinnert an seine Kamera. Die fängt manchmal Schönheit ein, die unerklärbar aus dem Inneren eines Menschen kommt. Die ersten Fotos wurden geschossen. Ob eines davon in den zwölf Stunden und zwölf Fotos Deal einfließt, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht geklärt.

„Gehen wir hinüber zu Strawberry Fields", schlug Gina vor. „ich möchte dir etwas über John Lennon erzählen."

„Was willst du mir über John Lennon erzählen, was ich ohnehin nicht schon weiß", scherzte Karl.

Der Blick von Gina verfinsterte sich sofort und sie erwiderte:" Du scheinst ein Allerwisser zu sein, Herr Superfotograf."

„Nein, so meinte ich es nicht."

„Wie hast du es gemeint?"

„Ich wollte einfach nur einen Scherz machen, ohne lange darüber nachzudenken."

„Akzeptiert. Aber denke über Scherze nach in den nächsten Stunden, bevor du sie aussprichst."

Gina und Karl schlenderten eine Weile quer von Ost nach West durch den Central Park, erfreuten sich ohne ein Wort miteinander zu sprechen an der Schönheit dieser mit wenig von Menschenhand eingegriffen geschaffenen Naturlandschaft.

„Wollen wir hier nicht an der Bethesda Terrace einige Fotos probieren?", schlug Karl vorsichtig vor.

„Nein, will ich nicht. Wir müssen uns die Zeit gut einteilen. Komm, wir gehen auf Sheep Meadow, die große Wiese für alle verrückten New Yorker", lachte Gina plötzlich auf und begann zu laufen.

„He, warte. Ich kann nicht so schnell mit meinem Rucksack", rief Karl Gina hinterher. Sie blieb stehen, drehte sich um und konnte sich vor Lachen kaum halten.

„Oho, der Herr Fotograf ist schon ein etwas älterer Mann. Oder lässt deine Fitness zu wünschen übrig?"

„Meine Fitness ist dem Alter angepasst, okay?" schnaufte Karl noch immer sichtlich außer Atem.

„Weil ich nicht so bin, werde ich versuchen, dich nicht körperlich zu überfordern. Mach einfach hier ein Foto von mir."

„Sicher nicht. Kein schöner Hintergrund und…"

„Okay, wenn du nicht willst, lass uns weitergehen alter Mann", unterbrach ihn Gina sofort.

„Nein, wir können auch hier ein Foto machen."

„Vergiss es, ich muss dir ohnehin etwas sagen."

Inzwischen kannte Karl Gina schon so weit, dass eine solche Aussage irgendetwas Spannendes bedeutet. Und sie gingen wieder etwas weiter von Ost nach West durch den Central Park. An der Sheep Meadow Wiese angekommen, setzten sie sich auf einen der großen Felsbrocken und Gina fragte "Kennst du den Film „König der Fischer?"

„Ja etwas. Da war der zynische Radioreporter Jack, der einen Hörer zu einem Blutbad ohne es zu wollen anstiftete, und danach in ziemliche Depression verfiel."

„Und weiter?"

„Was weiter?"

„Na, wie ging es in diesem Film weiter?" versuchte Gina Karl mit durchdringendem Blick etwas mehr herauszulocken.

„So genau weiß ich es nicht mehr", gestand Karl.

„Du weißt also nicht, dass Jack der Radiomodertator zufällig auf den Obdachlosen Parry, einem ehemaligen Geschichtsprofessor traf? Dessen Frau ist bei diesem Anschlag ums Leben gekommen. Seither ist er ziemlich planlos auf dem Weg zum Gral." Gina machte eine kurze Pause und Karl erwiderte

„Okay, ein Film und was willst du mir jetzt sagen?"

„Hör einfach zu. Ich erkläre dir jetzt nicht den ganzen Film. Aber es geht um Vergebung, Liebe und Freundschaft."

„Ja, aber was hat das gerade mit uns zu tun?"

„In der Schlusssequenz des Films liegen Jack und Parry nebeneinander nackt auf Sheep Meadow und betrachten den Sternenhimmel. Würdest du gerne neben mir nackt liegen?"

Karl war über diese typische Frage von Gina gar nicht mehr erstaunt. „Ja, vielleicht. Aber erstens ist es gerade taghell und es gibt keinen Sternenhimmel und zweitens würde uns die Polizei sofort verhaften. Also Nein", antwortete er vermutlich sehr souverän.

Gina bekam einen Lachanfall und meinte danach „Na dann, auf zu Strawberry Fields."

4

Auf Strawberry Fields angelangt, wieder fast schweigend nebeneinander über gut eine Meile gegangen, sagte Gina lachend „Wahnsinn. Schau dir die vielen Leute hier an. Alle mit einer Kamera in der Hand. Frag' jemand ob er oder sie aus Österreich kommen. Okay, die Asiaten brauchst du nicht fragen."

„Gina, was soll das?"

„Was soll was?"

„Na, diese asiatische Anspielung."

„Oho, der Herr Fotograf versteht keine Scherze. Hatten wir das nicht schon einmal? Ich glaube, du willst hier kein Foto von mir machen. Du wärest nur einer von vielen wenn ich mich in Pose bringe."

„Das kann schon sein. Eine gute Aufnahme wäre hier und jetzt wahrscheinlich nicht möglich. Zumindest, wie ich es mir vorstelle."

„Okay, dann lass uns ein wenig über John Lennon nachdenken. Was weißt du von ihm?"

„Ein toller Musiker, Friedensaktivist, Oscar‐ und mehrfacher Grammy Preisträger. Und natürlich, ein Beatle", musste Karl plötzlich lachen. „Ich war in meiner Jugend immer ein Beatles Fan und kein rollender Stein. Obwohl die Rolling Stones schon einige tolle Musiknummern hervorgebracht haben, die ich auch gerne höre."

„Sonst fällt dir nichts dazu ein?"

„Was soll mir noch dazu einfallen?"

„Sieh dir die vielen Menschen hier an. Die kommen nicht hierher, um ein Foto von mir zu schießen wie du es gerne hättest. Sie kommen wegen John Lennon hier her."

„Ja, das ist mir klar. Aber was willst du mir jetzt wieder sagen, damit ich es verstehe?"

Gina und Karl standen kurz wieder einmal schweigend nebeneinander, schauten auf die vielen lachenden Besucher, die sich mit Selfies und dem Memorial für John Lennon, dem Strawberry Field, herzlich unterhielten.

„Schau her", sagte Gina plötzlich mit Tränen in ihren Augen. „Warum pilgern Menschen hierher und wollen nur ein Foto von sich selbst machen und dieser Gedenkstätte?"

Karl reichte Gina ein Taschentuch, damit sie ihre Tränen abwischen kann, überrascht, dass sie es annahm.

„Ich kann dir darauf keine Antwort geben. Es ist vielleicht ein Touristenort geworden. So ist das Leben."

„Ein Touristenort?" fauchte Gina zurück, „mehr fällt dir dazu nicht ein. So ist das Leben?"

„Ich habe gesagt, ich weiß keine Antwort. Und eventuell hast du das Wort vielleicht gehört." Karl war in diesem Moment auch bereits ärgerlich und er wollte wieder einmal den Deal abbrechen.

„Mir reicht es jetzt. Zwölf Stunden halte ich nicht mir dir aus. Vernünftige Fotos bekomme ich ohnehin nicht."

Karl drehte sich um und wollte weggehen, aber Gina hielt ihn am Arm zurück.

„Bleib noch kurz. Wir müssen über John Lennon sprechen. Nur ein paar Meter von hier entfernt wurde er vor dem Dakota‐Hotel von einem Verrückten erschossen. Glaubst du, dass ich verrückt bin?"

Karl wollte sofort mit Ja antworten, ließ es aber sein. „Nun ja, du bist etwas seltsam. Verrückt bist du wahrscheinlich nicht."

„Dann ziehen wir unseren Deal durch. Zwölf Stunden, zwölf Fotos. Lass uns rübergehen zum Dakota‐Hotel, dort wo John Lennon erschossen wurde. Und dort schießt du Fotos von mir. Und ich verspreche dir, ich habe keine Waffe und werde dich nicht erschießen."

5

Am Dakota Hotel angelangt, rief Gina aufgeregt „Wow, ist das nicht eine wunderbare Kulisse? Ich würde am liebsten hineingehen und mich in das Bett von John Lennon und Yoko Ono legen. In dem sie gemeinsam kuschelten und dieses Bild über die ganze Welt ging. Hast du auch schon einmal so ein tolles Foto gemacht?"

Karl wusste, was Gina meinte und er hätte gerne irgendwann einmal in seinem Leben ein solches Foto gemacht, das weltweit publiziert wird.

„Du brauchst Glück, um mit einem Foto berühmt zu werden. Ich habe es noch nicht geschafft."