Calming Signals bei Hunden: Wie Sie die Beschwichtigungssignale Ihres Hundes erkennen, richtig deuten und sogar selbst anwenden für eine bessere Beziehung zu Ihrem Hund | inkl. Hunde-Wesenstest - Anna-Lena Rittberg - E-Book + Hörbuch

Calming Signals bei Hunden: Wie Sie die Beschwichtigungssignale Ihres Hundes erkennen, richtig deuten und sogar selbst anwenden für eine bessere Beziehung zu Ihrem Hund | inkl. Hunde-Wesenstest E-Book und Hörbuch

Anna-Lena Rittberg

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Beschreibung

Calming Signals - eine gemeinsame Sprache mit dem besten Freund des Menschen Keine Frage: Ihr Hund ist einwandfrei erzogen und gut trainiert. Sie kennen ihn genau, achten aufmerksam auf seine Bedürfnisse und haben außerdem bereits eine Menge Hundewissen angesammelt. Aber trotzdem gibt es da immer wieder diese Situationen, in denen Sie ratlos sind: Anscheinend aus dem Nichts legt Ihr Hund ein völlig unerklärliches Verhalten an den Tag. Er missachtet Ihre Kommandos, ist ungehorsam und es wirkt, als wäre mit einem Wimpernschlag all die Erziehung dahin. Dann ist es sehr wahrscheinlich, dass Sie einem typischen Hunde-Mensch-Missverständnis auf den Leim gegangen sind. Wie Sie dem künftig entgegenwirken können? Lernen Sie die Hundesprache – lernen Sie Calming Signals kennen! Diese Signale bestehen aus einer Reihe von körpersprachlichen Zeichen, die Hunde zur Konfliktlösung und –vermeidung nutzen. Den Kopf abwenden, züngeln, Bewegungen verlangsamen oder sogar urinieren – all diese Handlungen verwenden Hunde, um sich auf höfliche und deeskalierende Art miteinander zu verständigen und längst wenden sie sie auch dem Menschen gegenüber an. Diese Zeichen sowohl zu lesen als auch selbst anzuwenden können Sie nun ganz unkompliziert lernen - werden Sie mithilfe dieses Buches zum perfekten Übersetzer! Machen Sie sich zunächst mit der Evolution des Hundes vertraut: Wie stammt er vom Wolf ab, wie viel Raubtier steckt noch in Ihrem Haushund und was bedeutet das für Rudelverhalten und Sozialisation? Meister der Konfliktlösung: Entdecken Sie die deeskalierende Begabung Ihres Lieblings und machen Sie sich mit artspezifischen Kommunikations- und Verhaltensweisen vertraut. Einfrieren, blinzeln, lecken und Co.: Die typischen Calming Signals im Überblick, mit präziser Beschreibung und hilfreicher Kontextualisierung – damit Sie die Botschaften Ihres Vierbeiners nie wieder falsch verstehen! Wie können Sie diese Signale aktiv nutzen? Finden Sie heraus, wie Sie selbst ganz einfach die Hundesprache anwenden können, um kritische Situationen zu entschärfen, Konflikten vorzubeugen und den Alltag entspannter zu gestalten. Hilfe, mein Hund gehorcht mir nicht mehr! Lernen Sie typische Missverständnisse kennen und finden Sie heraus, wie Sie diese zuverlässig vermeiden können. Und schließlich: Wie kommuniziert mein Hund? Machen Sie den großen Test, um sich noch besser in Ihr Tier hineinversetzen zu können! Dieses Buch ist ein genauer, verständlicher und gleichzeitig unterhaltsamer Begleiter auf Ihrem Weg zum optimalen Hundeverständnis. Ganz gleich, ob Sie die Kommunikation mit dem Familienhund verbessern möchten, die Erziehung effizienter gestalten wollen oder gar als Hundetrainer tätig sind – hier werden Sie eine Menge nützlicher und überraschender Informationen finden, die Ihren gemeinsamen Alltag noch freudvoller machen! Worauf warten Sie noch? Sichern Sie sich jetzt dieses vergnügliche Vierbeiner-Übersetzer-Buch durch einen Klick auf den Button "Jetzt kaufen mit 1-Click" und werden Sie in kürzester Zeit zum Hundeflüsterer – Harmonie, Spaß und treue Freundschaft inklusive!

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Seitenzahl: 152

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Zeit:4 Std. 3 min

Sprecher:Lucas Blasius

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Calming Signals bei Hunden

Wie Sie die Beschwichtigungssignale Ihres Hundes erkennen, richtig deuten und sogar selbst anwenden für eine bessere Beziehung zu Ihrem Hund

Anna–Lena Rittberg

Alle Ratschläge in diesem Buch wurden vom Autor und vom Verlag sorgfältig erwogen und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Eine Haftung des Autors beziehungsweise des Verlags für jegliche Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist daher ausgeschlossen.

Calming Signals bei Hunden Copyright © 2019 Anna-Lena Rittbergwww.inselliebe-verlag.de

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Für Fragen und Anregungen:[email protected] 2019

Inhalt

Eine Sprache für den besten Freund des Menschen

Was erwartet Sie in diesem Buch?

Hunde besser verstehen

Das Wesen des Hundes

Hierarchien und Rudelverhalten

Hündin, Rüde, kastrierter Rüde: Geschlechtsspezifische Unterschiede im Verhalten

Unsere domestizierten Hunde im Alltag

Calming Signals – Die Sprache der Hunde

Was sind Calming Signals?

Wie sich Hunde untereinander verständigen

Hund und Mensch – Eine Betrachtung der Kommunikation

Wie kann ich von Calming Signals profitieren?

Die wichtigsten Calming Signals im Überblick

Konflikte frühzeitig erkennen

Konflikte mit Calming Signals deeskalieren

Voraussetzung: Sie sind der Chef

Calming Signals als Lösungsstrategie: Konflikte beim Gassigehen

Konflikte im häuslichen Rudel deeskalieren

Autofahren, Tierarzt, Gartenzaun: Konflikte im Alltag vermeiden

Calming Signals in der Erziehung nutzen

BONUS: Der Wesenstest

Besser miteinander reden

Eine Sprache für den besten Freund des Menschen

Der Hund ist der beste Freund des Menschen? Das mag schon sein und wenn man sich viele Mensch-Hund-Paare ansieht, dann findet man diese Ansicht bestätigt. Sie weichen einander nicht von der Seite, sind treue Begleiter, lassen den Partner nicht im Stich und wenn der eine nicht da ist, ist der andere irgendwie unglücklich. Allerdings: Die Kommunikation lässt nicht selten zu wünschen übrig. So mancher Hund sendet verzweifelt Signal um Signal und sein Besitzer streichelt ihm selig lächelnd den Kopf – und begreift nichts. Dabei heißt es doch von besten Freunden eigentlich, dass sie einander blind verstünden, in Hundehinsicht ist da jedoch oft noch einiges an Luft nach oben. Aber es gibt gute Nachrichten: Es kann eine Menge getan werden, um diese Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit zu schließen, denn auch, wenn Hunde wohl kaum unsere Menschensprache erlernen können, so haben wir Menschen doch einige Möglichkeiten, „auf Hund“ zu sprechen. Eine der einfachsten Kommunikationsformen sind die sogenannten Calming Signals, auch Beschwichtigungssignale genannt. Zunächst einmal werden sie genau dafür verwendet, was die Bezeichnung bereits andeutet, nämlich zur Beruhigung. Allerdings geht es um Beruhigung in einem sehr weiten Sinne: Der Hund beruhigt sich selbst, wenn er nervös ist oder auch nur freudig aufgeregt. Er beruhigt seinen Artgenossen, wenn dieser ein bisschen zu wild herumtobt, sein Herrchen, wenn es gestresst ist, ein kleines Kind, das etwas zu ausgiebig an seinen Ohren herumzupft. Er verwendet die Signale jedoch auch als Höflichkeitsform und stellt damit Begegnungen von Anfang an unter friedliche Vorzeichen, er signalisiert Artgenossen und Menschen seine eigene Friedfertigkeit. Und das Vokabular reicht sogar noch weiter: Wenn Unfrieden bereits deutlich in der Luft liegt oder das Tier sich einfach unwohl fühlt, können auch hier Calming Signals mit erstaunlicher Wirkung eingesetzt werden. Das Beste daran ist: Mensch kann lernen, sie sowohl zu lesen als auch zu verwenden. Also machen wir uns auf in die spannende Welt der Hundesprache und finden wir eine ganz neue Möglichkeit, mit unserem besten Freund zu sprechen – eben von Kumpel zu Kumpel.

Was erwartet Sie in diesem Buch?

Dieses Buch bietet Ihnen nun eine gründliche und tief greifende Einführung in das Thema der Beschwichtigungssignale. Um diese vielfältigen und bedeutungsvollen Zeichen wirklich zu verstehen, bedarf es allerdings auch einiger Hintergrundinformationen: Woher stammt der Hund, wie kam er zum Menschen, was ist noch in ihm von seinen wilden Vorfahren? Wie kommunizieren seine Ahnen, die Wölfe, in freier Wildbahn und was hat das mit unserem Kuschelfreund auf dem Sofa zu tun? All dies steht in enger Verbindung zu den grundlegenden Mechanismen der Sozialisierung unserer Haushunde, ganz gleich, ob es um das friedliche Zusammenleben im häuslichen Rudel, mit dem Nachbarshund oder mit der Menschenfamilie geht. Mit all diesen Informationen können wir uns anschließend daran machen, die Beschwichtigungssprache unserer Vierbeiner genauer unter die Lupe zu nehmen. Sie erfahren, wann und auf welche Weise Hunde die Calming Signals zeigen, was sie damit ausdrücken möchten, was dadurch erreicht wird und auch, welche Missverständnisse nicht selten auftauchen. Anhand konkreter Beispiele bekommen Sie praktische Vorgehensweisen an die Hand, die Sie selbst ganz unkompliziert ausprobieren und anwenden können, um etwa Konflikte beim Gassigehen zu vermeiden, den Tierarztbesuch etwas entspannter zu gestalten oder ganz grundsätzlich die Kommunikation mit Ihrem Liebling zu verbessern. Sie entwickeln Stück für Stück ein profundes Verständnis der hündischen Kommunikationsdynamik und sind so schließlich in der Lage, Situationen gut einzuschätzen und selbst mitzugestalten. Ein immenser Fortschritt in der Beziehung zu Ihrem Tier, der Ihnen beiden den Alltag deutlich erleichtern wird und dafür sorgt, dass Sie noch mehr Freude am Umgang miteinander haben – beim Spazierengehen im Park, beim Spielen im Garten oder einfach beim Kuscheln auf der Couch.

Hunde besser verstehen

Jeder Hundebesitzer wünscht es sich: Sein Tier verstehen, dessen Bedürfnisse kennen und das Verhalten richtig interpretieren können. Und ebenso kennen jedes Herrchen und jedes Frauchen Situationen, in denen genau das nicht funktioniert. Es kommt zu Vorfällen, die einen völlig überraschen, und der Hund zeigt Verhaltensweisen, die beunruhigen, Probleme schaffen und einen zunächst völlig ratlos zurücklassen: Warum hat er das jetzt getan? Der Hund mag gut erzogen sein und effektives Training genossen haben, Sie gehen stets verantwortungsvoll und vorbildlich mit Ihrem Tier um und trotzdem läuft nicht alles so, wie es sollte. Sie können es sich denken: Ganz vermeiden lässt sich das nie. Mit Ihren Mitmenschen teilen Sie sogar die gleiche Sprache, was aber keinesfalls vor Missverständnissen und Schwierigkeiten schützt. Ihr Hund ist Ihnen in seinem Wesen noch um einiges fremder und ganz wird sich dieser Artenunterschied natürlich nie überbrücken lassen. Allerdings kann man einiges tun, um das Zusammenleben unkomplizierter und konfliktfreier zu gestalten, und ganz am Anfang stehen hierbei Wissen und Verständnis. Als vernunftbegabter Mensch haben Sie die Möglichkeit, sich mit allen Erkenntnissen vertraut zu machen, die die Wissenschaft über das Wesen des Hundes zusammengetragen hat, und das ist nicht wenig. Grundlagen über Evolution und Sozialverhalten des besten Freundes des Menschen sollten jedem Hundebesitzer eine Selbstverständlichkeit sein, denn so manche problematische Situation erklärt sich damit ganz von selbst und manche Eigenheiten des Tieres werden zu logischen Verhaltensweisen. Hundetraining und die Verwendung bestimmter Zeichen – wie eben Calming Signals – spielen eine wichtige Rolle im entspannten Umgang mit dem Haustier, sinnvoll und situationsbezogen einsetzen kann man sie jedoch erst, wenn man auch den Hintergrund versteht. Schließlich handelt es sich dabei um keine abstrakten Zeichen, auf die beide Seiten – Hund und Mensch – sich geeinigt hätten, wie etwa Buchstaben eines Alphabets. Vielmehr entspringen sämtliche Calming Signals dem ursprünglichsten und instinktivsten Wesen des Hundes selbst und sie sind Ergebnis jahrtausendelanger evolutionärer Entwicklung. Werfen wir also zunächst einen ausführlichen Blick auf das Wesen des Hundes an sich und auf die spannende Entwicklung vom wilden Wolf zum treuen Gefährten.

DAS WESEN DES HUNDES

Das kleine Fellbündel, das sich vertrauensvoll auf dem Sofa einkuschelt und kaum größer ist als eine Katze, wirkt nicht mehr sonderlich wild und wenn es geduldig und auch etwas hilflos vor der Futterdose auf deren Öffnung durch seinen Menschen wartet, kann man sich kaum vorstellen, dass man hier ein Raubtier vor sich hat. Aber trotzdem wissen wir, dass auch der kleinste Chihuahua letztlich in der Nachfolge von Vorfahren steht, die bis heute noch als Inbegriff der Wildheit gelten: Wölfe. Wer sich heute mit uns den Haushalt teilt, wird allgemein als Haushund bezeichnet (Canis lupus familiaris). Streng genommen wird damit eine bestimmte Haltungsform ausgedrückt, denn biologisch gesehen sind auch Streuner und verwilderte Straßenhunde Haushunde, denn sie sind domestiziert, auch wenn ihnen die Sozialisation fehlt. In diesem Buch jedoch werden sowohl die Bezeichnung „Hund“ als auch „Haushund“ für die Vierbeiner verwendet, die tatsächlich eng an der Seite der Menschen leben und mit diesen sozialisiert sind.

Ganz gleich, wie sie leben, stammen sie jedoch alle vom großen wilden Vorfahren, dem Wolf (Canis lupus), ab und dass dieser Urahn noch tief in den Genen steckt, ist auch für Laien ganz offensichtlich. Ähnlichkeiten im Äußeren sind bei bestimmten Rassen augenfällig und wer mit kleinen Kindern den Zoo besucht und vor dem Wolfsgehege das Glück hat , einen Blick auf die eher scheuen Bewohner zu erhaschen, der stellt fest, dass Kinder ihn ganz selbstverständlich mit dem Schäferhund des Nachbarn gleichsetzen. Von ihren wilden Ahnen haben die heutigen Haushunde sich jedoch bereits vor langer Zeit getrennt. Wann genau der Wolf nun zum Hund wurde, darüber ist sich die Forschung bis heute uneins, man datiert die Domestizierung zurück auf den Zeitraum von vor 15.000 bis 100.000 Jahren. Die ältesten Knochenfunde, die bereits eindeutige Domestizierungsspuren tragen, sind höchstens 40.000 Jahre alt. Aber ohnehin muss man sich die Domestizierung als einen langen Prozess der Annäherung vorstellen. Der Wolf verstand irgendwann, dass die Nähe des Menschen einen stets reichhaltigen Speiseplan bedeutete. Essensreste, Abfälle und sonstige Hinterlassenschaften boten eine willkommene Abwechslung und Ergänzung zur eigenen Beute und umgekehrt erkannte auch der Mensch den Nutzen des Wolfes in der Nähe. Er hielt Lager oder Siedlungen sauber, indem er Reste vertilgte, was wiederum die Zahl an Schädlingen und Parasiten, wie etwa Ratten, dezimierte. Die Folge waren verringerte Fraßschäden und vermutlich auch ein Rückgang an von den unerwünschten Mitbewohnern hervorgerufenen Krankheiten. Auch vor manch großen und potenziell gefährlichen Tieren bot der Wolf – vor allem im Rudel – Schutz und je enger man mit ihm „zusammenarbeitete“, desto mehr wurde er auch zum Helfer bei der Jagd.

Die Koexistenz von Wolf und Mensch ist also als klassische Win-Win-Situation zu bezeichnen und der Mensch entschloss sich schließlich dazu, nicht nur darauf zu hoffen, dass ein williges Wolfsrudel zufällig seine Dienste anbieten möge, sondern trieb das Zusammenleben aktiv voran, indem er sich einzelne Tiere bewusst auswählte und an sich band. So entstand die Zucht, für die naturgemäß die zahmsten und friedfertigsten Exemplare verwendet wurden, denn schließlich hatte der Mensch kein Interesse daran, gefährliche Bestien in seinen Lagern zu halten. Diese Verfahren spezifizierten sich im Laufe der Jahrtausende und man begann, einzelne Tiere nach bestimmten Kriterien auszuwählen und über kontrollierte Fortpflanzung dafür zu sorgen, dass bestimmte Merkmale deutlicher ausgeprägt wurden, abhängig davon, ob man einen Hund etwa für Hüte- oder für Jagdzwecke benötigte. So bildeten sich eine Vielzahl von Rassen heraus, die heute im Hinblick auf Körpergröße, Fell und einzelne Merkmale wie Ohren, Schwanz, Schnauzenform und vieles mehr eine beeindruckende Vielfalt anbieten.

So kam also der Wolf zum Menschen, indem er Hund wurde – aber ganz abgelegt hat er seine ursprüngliche Prägung längst nicht. Und genau dies gilt es, als Hundebesitzer, -züchter oder -trainer stets im Hinterkopf zu behalten. Die Bedürfnisse und Prägungen der Wölfe bilden den Hintergrund, vor dem unsere heutigen Hausgenossen ihr Verhalten ausbilden, und den Hundehalter kennen sollten, um ihren Vierbeiner verstehen und angemessen mit ihm umgehen zu können. Sehen wir uns also die ganz grundlegenden Merkmale der Wolfsnatur einmal genauer an. Zunächst ist festzuhalten, dass der Wolf ein Raubtier ist. Er gehört zur Ordnung der Raubtiere (Carnivora), wie es auch unsere Hunde heute immer noch tun. Das bedeutet, dass der Wolf sich seine Nahrung über die Jagd beschafft und also über angeborene Instinkte zum Jagen und Töten verfügt, wobei einige Raubtiere zusätzlich auch Aas nicht verschmähen. Der Wolf geht vornehmlich auf die Jagd, und zwar tut er das nicht allein, sondern im Verband, welcher als Rudel bezeichnet wird. Hier sind wir beim zweiten bedeutenden Merkmal dieser Tiere: Sie sind nicht nur Raubtiere, sondern eben auch Rudeltiere.

Das bringt zwingend mit sich, dass auch die Jagd auf diese Form des Zusammenlebens ausgerichtet ist. Wölfe jagen gemeinsam und in sorgsam austarierter Gruppendynamik. Klare Hierarchien und Zuständigkeiten sowie präzise Verhaltensregeln sind unverzichtbar, wenn auf diese Art erfolgreich Beute gemacht werden soll, was wiederum in engem Zusammenhang mit der Sozialisation steht. Effiziente, verlässliche Gruppendynamik auf der Jagd kann nur erreicht werden, indem auch abseits der Nahrungsbeschaffung die Verbindung zwischen den einzelnen Tieren sowohl intensiv als auch klar geregelt ist, weswegen innerhalb eines Wolfsrudels ein ausgefeiltes soziales Geflecht existiert, das oftmals auf den ersten Blick nicht zu verstehen ist – mancher Teenager-Clique nicht unähnlich. Diese sozialen Verbindungen sind nun für den Wolf nicht nur notwendiges Übel für die erfolgreiche Jagd. Ganz im Gegenteil ist er so sehr daran gewöhnt, sein Verhalten in den Kontext eines Rudels zu stellen, dass er soziale Bedürfnisse entwickelt hat, die für sein Wohlergehen auch befriedigt werden müssen. Zwar gibt es auch wölfische Einzelgänger, die allein die Wälder durchstreifen, allerdings ist dies in der Regel nur als Übergangsphase gedacht: Es handelt sich meist um Jungwölfe, die sich von ihrem ursprünglichen Rudel getrennt haben, um eine eigene Familie zu gründen. Denn ein Rudel ist meist letztlich ein größerer Familienverband mit den Elterntieren als Anführern, ihren Welpen und oft auch Jungwölfen früherer Jahrgänge, die in den Folgejahren den Eltern bei der Aufzucht der jeweils Kleinsten helfen. Manchmal stoßen auch familienfremde Einzeltiere zum Rudel, bleiben jedoch in der Regel nur vorübergehend und schließen sich dem Rudel nicht endgültig an, sondern überbrücken hier lediglich die Zeit bis zur Gründung der eigenen Familie.

Diese beschriebenen Charakteristika gelten nun für den Wolf – heute wie vor tausenden Jahren – und damit haben sie natürlich auch Relevanz für unsere heutigen Haushunde. Schließlich ist vieles in ihrem Verhalten in den Genen angelegt und im Hinblick auf beispielsweise Ernährung haben sich kaum grundsätzliche Änderungen ergeben. Das trifft allerdings nicht auf alle Aspekte zu und die größten Änderungen finden sich sicherlich im Sozialverhalten. Bis heute gibt es in zahlreichen Internetposts Diskussionen um die Frage, ob der Hund denn nun ein Rudeltier sei oder nicht. Fest steht, dass unsere Vierbeiner heute nicht vorrangig für ein Hunderudel sozialisiert werden. Vielleicht wachsen sie in einem Haushalt mit mehreren Hunden auf oder eine Zeit lang mit ihren Geschwistern, für den Familienhund werden jedoch rasch die ihn umgebenden Menschen zu seinen primären Sozialisationspartnern. Auf sie stimmt er sein Verhalten ab, mit ihnen möchte er konflikt- und gefahrlos zusammenleben und ihr Wohlwollen ist sein höchstes Gut. Allerdings greift er natürlich in seiner Sozialisation mit Menschen auf die ursprünglichen Anlagen zurück, die von der Wolfssozialisation im Rudel herrühren. Und auch die früheste Sozialisation in den ersten Lebenswochen findet selbstverständlich in Bezug auf seine Artgenossen statt. Deswegen gilt dieser Frühphase besondere Aufmerksamkeit in der Hundeerziehung und die einzelnen Prozesse soll das nächste Kapitel darstellen, in dem das Sozialverhalten unserer Vierbeiner genauer unter die Lupe genommen wird.

Ob Wolf oder Hund, eines sind sie übrigens beide nicht: Fluchttiere. Das führt nicht selten zu Missverständnissen, wenn Menschen erwarten, dass der Hund gewissermaßen ununterbrochen auf der Hut ist und bei Gefahr oder zu starker Annäherung die Flucht ergreifen würde. Dieses Verhalten ist etwa im Pferd oder Hasen angelegt, Hunden und Wölfen ist es fremd – im Zweifel kommt es zum Angriff.

HIERARCHIEN UND RUDELVERHALTEN

Auch, wenn feststeht, dass unsere Vierbeiner kaum im Rudel leben, sind Sozialverhalten und damit insbesondere Hierarchien für sie von höchster Bedeutung. Denn schließlich wachsen sie als Welpe in einem Wurf anderer Welpen auf, werden von ihrer Mutter gesäugt und in ihren ersten Wochen oder Monaten großgezogen und auch später kommt es immer wieder zum Kontakt mit Artgenossen. Das können weitere Hunde in der Familie sein, das Tier des Nachbarn oder Zufallsbekanntschaften im Park. Es ist also unerlässlich, dass jeder Hund grundlegende Muster erlernt, wie er sich mit seinen Artgenossen verständigen kann. Zum grundsätzlichen Verständnis der Prinzipien des Verhaltens von Hunden untereinander dient einmal mehr das Beispiel der wilden Urahnen als Muster.

Bei den Wölfen zeigt sich, dass der Fokus im Rudelverhalten darauf liegt, Konflikte möglichst zu vermeiden. Es gibt eine klare Rangordnung, innerhalb derer jedes Mitglied des Rudels seinen Platz hat, beispielsweise hinsichtlich der Fraßordnung oder dem Anspruch auf Fortpflanzung. Das ist überlebenswichtig, um jedem Mitglied ausreichenden Zugang zu Ressourcen wie Nahrung und Wasser oder auch zu geschützten Orten zu ermöglichen. Gleichzeitig wird damit verhindert, dass diese Angelegenheiten jedes Mal aufs Neue geklärt werden müssen, was Kraft, Zeit und auch Aufmerksamkeit kostet. In der Natur können die Wölfe es sich schlicht nicht leisten, darauf zu verzichten, den Anweisungen eines „Chefs“ zu folgen. Die Hierarchiebildung unterscheidet sich stark zwischen wild lebenden Wolfsrudeln und solchen in Gefangenschaft, grundsätzlich ist aber Deeskalation das leitende Prinzip. Denn schließlich gereicht es dem ganzen Rudel zum Schaden, wenn einer der Mitjäger verletzungsbedingt ausfällt. So ist es auch ein deutliches Zeichen der Überlegenheit von Leittieren, sich nicht auf jede kleine Provokation untergeordneter Familienmitglieder einzulassen, ganz im Gegenteil ist oft auch schlichtendes Eingreifen zu beobachten. Was man bei Rudeln in Gefangenschaft beobachten kann: Es kommt vor, dass ein Tier in die Rolle des Mobbingopfers gerät. Man bezeichnet diese Position manchmal als Omega-Wolf, an dem die anderen Mitglieder des Rudels ihre Aggressionen auslassen. Ein solches Verhalten lässt sich in freier Wildbahn nicht beobachten, wäre hier ein Tier einer derartigen Behandlung ausgesetzt, so würde es das Rudel verlassen, um sein eigenes zu gründen. Es ist erst die Unmöglichkeit, auszuweichen, die dieses Verhaltensmuster hervorruft, und natürlich hat es auch eine gewisse Relevanz, wenn man sich mit Haushunden beschäftigt. Denn nicht selten sind hier die Sozialkontakte durch den Menschen vorgegeben und die beteiligten Tiere haben keine Möglichkeit, sich der Situation einfach zu entziehen, etwa bei mehreren Hunden in der Familie und bei erzwungenen Kontakten auf Hundespielwiesen etc.

All diese Grundsätze der Wolfssozialisation sollte man stets im Hinterkopf behalten, wenn man sich mit der Interaktion unserer Haushunde beschäftigt. Denn nicht selten liegt hierin der Schlüssel zu beobachtetem und scheinbar unerklärbarem Verhalten und viele der wölfischen Grundsätze müssen auch in der Hundeerziehung unbedingt beachtet werden.