Camping-Abenteuer mit Max - Helden mit Behinderung - Paul Albrecht - E-Book

Camping-Abenteuer mit Max - Helden mit Behinderung E-Book

Paul Albrecht

0,0

Beschreibung

Max freut sich auf den Campingurlaub mit seinem Vater. Er ahnt noch nicht, dass unglaubliche Abenteuer auf ihn warten. Bereits die Fahrt zum Campingplatz stellt seinen Mut auf die Probe. Unterwegs in seinem Rollstuhl "Flitzer" findet er neue Freunde. Gemeinsam lösen sie Rätsel und bewältigen auch die verzwicktesten Situationen. Max lässt sich weder von seiner Bewegungseinschränkung, noch von den Vorurteilen anderer aufhalten. Fünf spannende Geschichten mit einem Hauch von Magie ziehen Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren in ihren Bann.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 55

Veröffentlichungsjahr: 2023

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Camping-Abenteuer mit Max

Aus der Reihe "Helden mit Behinderung" von Paul Albrecht

Safari auf der Autobahn

Ein Klappern reißt mich aus meinen Träumen. Vor wenigen Sekunden bin ich noch durch eine Wüste gerannt und habe mit einem Löwen gekämpft. Aber jetzt liege ich wieder im Bett und versuche, die Augen zu öffnen. Als mir ein vertrauter Geruch in die Nase steigt, drehe den Kopf in Richtung der Tür. Ich rieche ganz unverkennbar mein Lieblingsgetränk. Sofort stelle ich mir vor, wie der Kakao in meinem Becher auf dem Küchentisch steht. Das reicht mir, um endgültig wach zu werden. Ich rolle mich zum Rand des Bettes und stemme mich hoch. Wie jeden Abend habe ich meinen Flitzer genau neben der Bettkante geparkt. Ich ergreife den Rollstuhl und lasse mich langsam in den Sitz gleiten. Puh, das war ganz schön anstrengend, aber jetzt kann es losgehen. Ich setze ihn in Bewegung und lenke in einer eleganten Kurve auf die Tür zu. Am Türgriff hängt ein Stoffstreifen, an dem ich ziehe. Als ich ein Stück zurück rolle, schwingt die Tür auf und der Weg ist frei.

In der Küche angekommen, sehe ich meinen Papa am Herd. Er rührt mit zwei Löffeln in einem Topf herum. "Was soll das denn werden, wenn es fertig ist?", rufe ich ihm freudig zu. Er dreht sich erschrocken um und stammelt: "Oh Max, du bist schon wach? Äh ... ich mache nichts Besonderes, nur ein kleines Experiment." Das ist so typisch für meinen Vater, denn er hasst es, Rezepte zu lesen. Er probiert so lange herum, bis etwas Essbares dabei herauskommt. Erst gestern hat er einen schleimigen Brei gemacht, den er als Delikatesse angekündigt hatte. Aber niemand, noch nicht einmal er selbst, hat auch nur einen Bissen herunterbekommen. Das war echt lustig, denn wir mussten alle gleichzeitig lachen und jeder wusste, was der andere dachte, auch ohne es auszusprechen. Na hoffentlich sind seine Kochkünste heute etwas besser.

Ich rolle zum Tisch, schnappe mir meinen Kakao und fange genüsslich an zu schlürfen. Nach einer Weile setzt sich mein Vater zu mir und schaut mich erwartungsvoll an. Ich kneife die Augen zusammen und versuche zu verstehen, was er von mir will. "Und, freust du dich schon?", fragt er mit einem breiten Grinsen. Oh Mann, dass mir das nicht gleich eingefallen ist. Heute wollten wir zum Campingplatz aufbrechen. Also antworte ich ihm: "Na klar, das wird bestimmt super. Hast du das Zelt schon eingepackt? Die blaue Luftmatratze ist übrigens für mich reserviert." Er nippt an seinem Tee. "Alles ist bereit. Nur wir zwei fehlen noch. Was hältst du davon, wenn wir das Frühstück einpacken und gleich losfahren?" Ich bin natürlich einverstanden und mache mich im Handumdrehen im Bad fertig.

Vor dem Haus rolle ich die kleine Rampe herunter und mache eine Vollbremsung vor dem Auto. Mein Vater hilft mir beim Einsteigen und klappt anschließend den Rollstuhl zusammen. Neben den Reisetaschen ist für ihn im Kofferraum unseres Kombis noch genug Platz. Papa stöhnt ein bisschen beim Einladen, doch dann ist es geschafft und die Reise kann beginnen. Er lässt das Auto rückwärts aus der Einfahrt rollen, legt den ersten Gang ein und fährt langsam unsere Straße entlang. Vorbei an den Nachbarhäusern kommen wir zur Hauptstraße. Puh, ist hier heute viel los. Es gibt einfach keine Lücke zwischen den Autos, um auf die Straße einzubiegen. "So ein Mist!", ärgert sich mein Vater. "Wenn du dich stresst, wird es auch nicht schneller gehen." versuche ich ihn zu beruhigen. "Schau mal, da vorne kommt ein Traktor. Der ist so langsam, dass sich die Autos schon hinter ihm stauen. Das ist unsere Chance!" Mein Vater lässt die Scheibe runter, streckt den Arm heraus und winkt dem Bauer auf seinem mächtigen Gefährt zu. Dann drückt er auf das Gaspedal und die Fahrt geht weiter.

Unser Weg führt uns über Landstraßen und Autobahnen und nach einer Stunde wird mir so langweilig, dass ich anfange am Autoradio zu drehen. Von Musik, über Werbung bis hin zu Nachrichten ist alles dabei. Plötzlich hören wir eine Verkehrsmeldung: "Auf der A7 Richtung Göttingen ist ein Tier auf der Fahrbahn. Es ist äußerste Vorsicht geboten. Die Polizei versucht, das Tier einzufangen." Ich stelle mir vor, wie eine ganze Mannschaft von Polizisten hinter einem Huhn herjagt und muss dabei schmunzeln. Mein Vater grummelt etwas vor sich hin, ich verstehe aber kein Wort. "Ist was los?", will ich wissen. Er verzieht das Gesicht und schielt zu mir rüber: "Wir sind gerade auf der A7. Ich hoffe, die können das Problem schnell lösen, weil ich überhaupt keine Lust auf einen Stau habe." Genau in diesem Moment leuchten die Bremslichter der Autos vor uns auf und auch mein Vater steigt auf die Bremse. "Verdammt, ich habe es gewusst." mault er. Als unser Auto zum Stehen kommt, lässt er seine Stirn auf das Lenkrad sinken.

Während wir im Stau feststecken, vergeht die Zeit im Schneckentempo. Ich beobachte durch die Scheibe, was auf der Autobahn vorgeht. Vereinzelt rennen Polizisten an uns vorüber und bellen Befehle in ihre Funkgeräte. "Die sehen ganz schön gestresst aus", bemerkt mein Vater. Die ersten Menschen steigen aus ihren Autos, um sich die Beine zu vertreten. "Papa, ich kann hier nicht mehr herumhocken, es ist so verdammt langweilig. Holst du mir den Rollstuhl aus dem Kofferraum?", frage ich ihn mit einem Blick, der keinen Widerspruch zulässt. Er seufzt, schnallt sich ab und öffnet die Fahrertür. Ich höre die Kofferraumklappe quietschen. Nach einer Minute geht die Beifahrertür auf und er hilft mir vom Autositz in das Cockpit meines Flitzers umzusteigen.

Die frische Luft tut so gut. Zum Glück haben alle Autos die Motoren abgestellt. Während ich über den Standstreifen rolle, ruft mir Papa noch hinterher: "Aber fahr nicht so weit weg, Max, falls es weiter geht. Irgendwann hat schließlich jeder Stau ein Ende." Zwei Minuten lang rolle ich an der Autoschlange vorüber und passiere einen kleinen Rastplatz. Dann sehe ich den Anfang des Staus. Ein Laster scheint umgekippt zu sein. Er liegt quer auf der Fahrbahn. Als ich nur noch 20 Meter entfernt bin, erkenne ich, dass die Tür des Laderaums aus den Angeln gerissen wurde. Sie liegt ein ganzes Stück weit weg auf dem Asphalt. Auf der Tür erspähe ich ein großes Logo mit dem Schriftzug "Auswilderung weltweit". Ich wundere mich ein bisschen, denn ich wusste nicht, dass Hühner ausgewildert werden.