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Da sind die drei Jugendlichen, die Pläne aushecken für die bevorstehenden Schulferien und dabei genau wissen, dass auch dieses Jahr nichts geschehen wird, da ist die Troika, die sich regelmäßig zum Carambole-Spiel trifft, da ist Schorsch, der immer dann auftaucht, wenn man ihn nicht erwartet, und da sind die beiden verfeindeten Brüder, die seit jenen Erbschaftsstreitigkeiten nie mehr miteinander gesprochen haben. Im Dorf verharren die Menschen in ihrem Alltag wie gelähmt, während sich um sie herum alles verändert: Restaurants schließen, neue Wohnviertel entstehen, soziale Netze zerbrechen, Familien fallen auseinander. In zwölf Runden nähert sich Jens Steiner diesem sozialen Gefüge an, lässt die Dorfmenschen in ihrer Hilflosigkeit erstarren und öffnet ganz kleine Lücken, durch die hindurch ein Schritt in eine - wenn auch unsichere - Zukunft möglich wäre.
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Seitenzahl: 216
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Jens Steiner
Carambole
Ein Roman in zwölf Runden
DÖRLEMANN
Autor und Verlag danken der Marianne und Curt Dienemann-Stiftung für die Auszeichnung des Manuskriptes mit dem Preis »Das zweite Buch« sowie dem Präsidialdepartement der Stadt Zürich für die freundliche Unterstützung. eBook-Ausgabe 2013 Alle Rechte vorbehalten © 2013 Dörlemann Verlag AG, Zürich Umschlaggestaltung: Mike Bierwolf Umschlagbild: Urs Stooss, Kreuzung (2011) Satz und eBook-Umsetzung: Dörlemann Satz, LemfördeISBN 978-3-908778-33-2www.doerlemann.com
Anspiel
Unter Freysingers Kirschbaum angekommen, knickten ihnen flugs alle Glieder ein und sie purzelten ins beschattete Gras. An diesem Ort herrschte ein ganz eigenes Trägheitsgesetz, sie hatten sich daran gewöhnt. Während Fred begann, Ameisen unter Spuckeklecksen zu begraben, und Manu in die grüne Unendlichkeit von Freysingers Garten kroch, blickte Igor melancholisch in den Himmel.
Zwei Wochen bis zu den Sommerferien, dachte er, und noch immer ist nichts passiert. Alles wird an uns vorbeigelotst. Einen Anfang müsste man machen, einen kräftigen Satz hinein ins Leben, aber wie? Schorsch fiel ihm ein. Mit seinen Geschichten erfand er ständig neue Welten und hebelte alle physikalischen Gesetze aus. Sie verstanden selten, worum es in den Geschichten ging, und doch lauschten sie ihm jeweils gebannt. Schorsch war anders. Wenn er wie ein schrundiges Gewächs vor ihnen stand und losplauderte, konnte Igor sich kaum konzentrieren, er sah bloß die struppigen Haare auf seinem Kopf und diese Augen, wie Kiesel in das Gesicht hineingedrückt. Manu versuchte sich die Geschichten als Schachaufgaben vorzustellen und vergaß sie gleich wieder. Fred schließlich glaubte nichts von dem, was Schorsch ihnen auftischte, er wollte immer Beweise sehen.
Was, dachte Igor, noch immer betrübt in den Himmel spähend, würde Schorsch an unserer Stelle tun? Er spürte, wie seine Lider schwerer wurden. Das Trägheitsgesetz, schon wieder. Die Lider begannen zu flattern. Schorsch, dachte er, Schorsch, erhöre uns. Die Lider fielen zu und gingen nicht mehr auf. Ich wollte doch einen Anfang finden, dachte er, ich wollte doch, ich wollte, ich. Seine Hände rutschten schlaff ins Gras, und zwischen seinen Lippen tat sich ein dunkler Spalt auf.
»Aha, die Jungs.«
Igor fuhr hoch.
»Oh, Schorsch. Hallo.«
Schorsch stand neben Freysingers altem Opel und blinzelte ihn an, während Manu aus seinem Gebüsch hervorkroch und Fred sich den Mund abwischte.
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