Carnal Urges - J. T. Geissinger - E-Book

Carnal Urges E-Book

J.T. Geissinger

0,0
12,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.

Mehr erfahren.
Beschreibung

Sie ist klug, gut aussehend und die Männer liegen ihr zu Füßen. Er ist rücksichtslos, besitzergreifend und der mächtigste Mann der irischen Mafia. Spicy Dark Mafia Romance von TikTok-Sensation J. T. Geissinger Wenn Liebe zu einem gefährlichen Spiel wird … Sloane Keller, 28, Yogalehrerin, ist gut aussehend, klug und in die Fänge des mächtigsten Mannes der irischen Mafia geraten: Declan O'Donnell, groß, dunkel und abgrundtief böse. Der gefürchtete 42-jährige Anführer der irischen Mafia zieht Sloane in einen erbitterten Krieg zwischen rivalisierenden Mafiafamilien – für dessen Ausbruch er ausschließlich sie verantwortlich macht. Doch Sloane lässt sich nicht einschüchtern: nicht von diesem Teufel mit den blauen Augen und dem verruchten irischen Akzent.  Inmitten gefährlicher Mafiakämpfe kommen sich Sloane und Declan näher, Hass wird zu dunkler Begierde und ihre Beziehung zu einem hoch riskanten Machtspiel zwischen Verlangen und Verrat … Actionreich, düster und voller Leidenschaft verführt TikTok-Sensation J. T. Geissinger uns zum Lesen dieser dunklen, sexy Mafia-Romance, in der temporeiche Spannung auf eine Liebe trifft, die tödlichen Gefahren trotzt. Dich erwarten diese Tropes: - Touch her and die - Morally Grey Characters - Forced Proximity - Grumpy x Sunshine - High Spice - He falls First and Harder - Bad Boy - Possessive Hero and Strong Heroine - Enemies to Lovers - Age Gap - Anti Hero gets the Girl Tauche ein in J. T. Geissingers Mafia Dark Romance-Reihe »Queens and Monsters« - Ruthless Creatures - Carnal Urges - Savage Hearts - Brutal Vows Alle Bände sind auch unabhängig voneinander als Standalones lesbar! Für alle Fans von Dark Romance sowie D. C. Odesza, J. S. Wonda und Alessia Gold

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 486

Veröffentlichungsjahr: 2025

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



J. T. Geissinger

Carnal Urges

Aus dem amerikanischen Englisch von Nadine Lipp und Isabelle Toppe

Knaur eBooks

Über dieses Buch

Sloane Keller, 28, Yoga-Lehrerin, ist gutaussehend, klug und in die Fänge des mächtigsten Mann der irischen Mafia geraten: Declan O’Donell, groß, dunkel und abgrundtief böse. 

Der gefürchtete 42-jährige Anführer der irischen Mafia, zieht Sloane in einen erbitterten Krieg zwischen rivalisierenden Mafiafamilien – für dessen Ausbruch er ausschließlich sie verantwortlich macht. Doch Sloane lässt sich nicht einschüchtern: Nicht von diesem Teufel mit blauen Augen und dem verruchten irischen Akzent.

Inmitten gefährlicher Mafia-Kämpfe kommen sich Sloane und Declan näher, Hass wird zu dunkler Begierde und ihre Beziehung zu einem hochriskanten Machtspiel zwischen Verlangen und Verrat.

Weitere Informationen finden Sie unter: www.droemer-knaur.de und www.bramblebooks.de

Inhaltsübersicht

Warnhinweis

Widmung

Zitat

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

21. Kapitel

22. Kapitel

23. Kapitel

24. Kapitel

25. Kapitel

26. Kapitel

27. Kapitel

28. Kapitel

29. Kapitel

30. Kapitel

31. Kapitel

32. Kapitel

33. Kapitel

34. Kapitel

35. Kapitel

36. Kapitel

37. Kapitel

38. Kapitel

39. Kapitel

40. Kapitel

41. Kapitel

42. Kapitel

43. Kapitel

44. Kapitel

Epilog

Erste gelöschte Szene

Zweite gelöschte Szene

Dritte gelöschte Szene

Playlist

Dank

Liste sensibler Inhalte / Content Notes

Liebe Leser*innen, bei manchen Menschen lösen bestimmte Themen ungewollte Reaktionen aus. Deshalb findet ihr am Ende des Buches eine Liste mit sensiblen Inhalten.

Achtung: Diese enthält Spoiler für das gesamte Buch.

Wir wünschen euch gute Unterhaltung mit Carnal Urges.

J. T. Geissinger und Bramble

Für Jay. Es gab nie jemand anderen als dich.

Wir sind nicht verrückt, wir sind menschlich, und wir wollen lieben, und jemand muss uns vergeben für die Pfade, die wir für die Liebe wählen, denn die Pfade sind zahlreich und dunkel, und wir sind leidenschaftlich und grausam auf unserer Reise.

 

– Leonard Cohen

1

Sloane

Ich hebe die Lider und erblicke einen Mann, der sich über mich beugt.

Er trägt einen schwarzen Armani-Anzug, hat tiefschwarze Haare, einen kantigen Kiefer und die schönsten blauen Augen, die ich je gesehen habe. Sie sind von einem Kranz langer, geschwungener Wimpern umgeben, so dicht und schwarz wie sein Haar.

Ich bin fasziniert von diesem attraktiven Fremden, bis mir wieder einfällt, dass er mich entführt hat.

Ich hätte es wissen müssen. Je heißer der Kerl ist, desto schneller sollte man vor ihm davonrennen. Ein schöner Mann ist ein bodenloser Abgrund, in dem dein Selbstwertgefühl auf Nimmerwiedersehen verschwinden kann.

»Du bist wach«, sagt mein Entführer. Seine tiefe Stimme wird durch den Singsang eines irischen Akzents gedämpft.

»Du klingst enttäuscht.«

Der Hauch eines Lächelns umspielt seine vollen Lippen. Ich amüsiere ihn. Aber das Lächeln verschwindet so schnell, wie es gekommen ist, und er tritt einen Schritt zurück. Mir fällt sein muskulöser Körper auf, als er sich mir gegenüber in einem Sessel niederlässt.

Mit einem Blick, der selbst flüssige Lava zum Erstarren bringen würde, betrachtet er mich. »Setz dich auf. Lass uns reden.«

Ich liege ausgestreckt auf einem cremefarbenen Ledersofa in einem schmalen Raum mit gewölbter Decke, meine nackten Füße und Beine frösteln in der trockenen, kalten Luft.

Ich habe keine Erinnerung daran, wie ich hierhergekommen bin, und keine Ahnung, wo dieses »Hier« sein mag. Das Einzige, woran ich mich erinnere, ist, dass ich meine beste Freundin, Natalie, in New York besuchen wollte. In dem Moment, in dem ich in der Tiefgarage ihres Wohnhauses aus dem Wagen stieg, brauste ein halbes Dutzend schwarzer SUVs mit getönten Scheiben heran, dieser blauäugige Teufel sprang aus einem von ihnen und schnappte mich.

Es fielen auch Schüsse. Daran erinnere ich mich. Der verbrannte Geruch von Schießpulver in der Luft, das ohrenbetäubende Knallen.

Abrupt setze ich mich auf. Der Raum beginnt sich um mich zu drehen. Ein stechender Schmerz durchfährt meine rechte Schulter, als wäre ich dort getroffen worden. Ich dränge die aufsteigende Übelkeit zurück, atme mehrmals tief ein, eine Hand auf meinen rumorenden Magen gepresst, die andere gegen meine klamme Stirn.

Mir ist schlecht.

»Wahrscheinlich kommt das vom Ketamin«, sagt mein Kidnapper, während er mich beobachtet.

Sein Name wabert durch meine Erinnerung: Declan. Das hat er mir gesagt, nachdem er mich in seinen SUV geschubst hatte. Wie er heißt und dass er mich zu seinem Boss bringen würde … nach Boston.

Jetzt dämmert es mir. Ich bin in einem Flugzeug auf dem Weg zum Anführer der irischen Mafia, um einige Fragen darüber zu beantworten, wie ich eventuell einen Krieg zwischen seiner Familie und den Russen angezettelt habe. Und allen anderen.

So viel zu meinem vergnüglichen New-York-Urlaub.

Ich schlucke ein paarmal, zwinge meinen flauen Magen zur Ruhe. »Du hast mich unter Drogen gesetzt?«

»Uns blieb keine Wahl. Für eine Person, die sich wie eine Zahnfee anzieht, bist du erstaunlich stark.«

Dieser Vergleich ärgert mich. »Nur weil ich Mädchendinge mag, heißt das nicht, dass ich ein kleines Mädchen bin.«

Er lässt seinen Blick über mein Outfit gleiten.

Ich trage einen mehrlagigen Minirock aus knallpinkem Tüll von Betsey Johnson, den ich mit einer kurzen weißen Jeansjacke und einem weißen T-Shirt kombiniert habe. Die Jacke habe ich mit Schmetterlingen aus Strasssteinchen verziert, weil Schmetterlinge wunderschön sind, ein wahres Symbol für Hoffnung, Wandel und Transformation, und das ist genau die Art von verdammt positiver Energie, für die ich stehe.

Selbst wenn es mädchenhaft ist.

»Offensichtlich«, sagt Declan trocken. »Dein rechter Haken ist wirklich eindrucksvoll.«

»Was meinst du damit?«

»Ich meine das, was du mit Kierans Nase angestellt hast.«

»Ich kenne keinen Kieran. Oder seine Nase.«

»Du erinnerst dich nicht? Du hast sie ihm gebrochen.«

»Sie gebrochen? Nein, ich wüsste es, wenn ich jemandes Nase gebrochen hätte.« Als Declan nichts erwidert, lediglich dasitzt und mich betrachtet, rutscht mir das Herz in die Hose. »Die Drogen?«

»Jup.«

Ich schaue auf meine rechte Hand und erschrecke, als ich Abschürfungen auf meinen Fingerknöcheln entdecke. Ich habe jemandem die Nase gebrochen. Wie kann ich mich nicht daran erinnern?

Vor Panik springt meine Stimme ein paar Tonlagen höher. »Oh Gott, habe ich einen Hirnschaden?«

Er zieht eine Augenbraue hoch. »Du meinst, einen größeren als davor?«

»Das ist nicht lustig.«

»Woher soll ich das wissen? Du trägst ein Halloweenkostüm für Kinder – und meinst das auch noch vollkommen unironisch. Wenn du mich fragst, ist dein Sinn für Humor genauso schlecht wie deine Garderobe.«

Ich unterdrücke den unerwarteten Drang zu lachen. »Warum bin ich barfuß? Wo sind meine Schuhe?«

Sein Schweigen ist lang und abwägend.

»Sie sind mein einziges Paar von Louis Vuitton. Hast du eine Ahnung, wie teuer die sind? Ich musste monatelang sparen.«

Er neigt den Kopf zur Seite und schaut mich mit seinen stechend blauen Augen länger an, als mir lieb ist. »Du hast keine Angst.«

»Du hast mir ja auch gesagt, dass du mir nicht wehtun wirst.«

Einen Moment überlegt er, seine Augenbrauen nachdenklich zusammengezogen. »Habe ich das?«

»Ja. In der Tiefgarage.«

»Ich könnte meine Meinung ändern.«

»Das wirst du nicht.«

»Warum nicht?«

Ich zucke mit den Schultern. »Weil ich bezaubernd bin. Jeder liebt mich.«

Sein Kopfneigen und Stirnrunzeln werden jetzt von einem spöttischen Zug um die Oberlippe begleitet.

»Es ist wahr! Man muss mich einfach mögen.«

»Ich mag dich nicht.«

Seine Worte empören mich, aber ich versuche, es mir nicht anmerken zu lassen. »Ich mag dich auch nicht.«

»Ich bin ja auch nicht derjenige, der vorgibt, so unglaublich bezaubernd zu sein.«

»Ist auch besser so, denn du bist es schlichtweg nicht.«

Wir starren einander an. »Mir wurde gesagt, dass mein Akzent reizend ist«, sagt er einen Herzschlag später.

Das bringt mich zum Kichern. »Er ist es so was von nicht.« Zweifelnd sieht er mich an, und ich gebe nach. »Selbst wenn es so wäre, würde das nicht den Rest deiner schrecklichen Persönlichkeit aufwiegen. Worüber wolltest du reden? Warte, ich muss erst mal pinkeln. Wo ist das Bad?«

Als ich aufstehe, beugt er sich vor, packt mein Handgelenk und zieht mich runter, bis ich wieder sitze. Ohne mich loszulassen, knurrt er: »Du gehst ins Bad, wenn ich es dir erlaube. Jetzt halt endlich dein verdammtes Maul und hör mir zu!«

Nun bin ich diejenige, die eine Augenbraue hebt. »Ich könnte besser zuhören, wenn ich nicht so grob angefasst werden würde.«

Wir wiederholen das mit dem Anstarren. Lieber erblinde ich, als zuerst zu blinzeln. Es steht unentschieden, es ist ein stummes Hin und Her, bei dem keiner von uns auch nur ein winziges bisschen zurückweicht, bis sich schließlich ein Muskel in seinem Kiefer anspannt. Dann atmet er aus und gibt widerstrebend mein Handgelenk frei.

Ha! Gewöhn dich ans Verlieren, Gangster. Ich lächle ihn an und sage liebenswürdig: »Danke schön.«

Er hat den gleichen Ausdruck auf dem Gesicht, mit dem mich mein älterer Bruder immer bedacht hat, als wir Kinder waren und er mir eins überbraten wollte, weil ich ihn so genervt habe.

Mein Lächeln wird noch etwas breiter. Männer sagen so lange, dass sie starke Frauen lieben, bis sie wirklich einer begegnen.

Ich falte die Hände im Schoß und warte, dass er sich wieder in den Griff bekommt. Er setzt sich zurück in den Sessel, streicht seine Krawatte glatt, knirscht eine Weile mit den Zähnen, bevor er spricht.

»Das sind die Regeln.«

Regeln? Für mich? Lächerlich. Aber ich gebe vor, kooperativ zu sein, deshalb sitze ich geduldig da und höre zu, statt ihm ins Gesicht zu lachen.

»Nummer eins: Ich toleriere keinen Ungehorsam. Wenn ich dir einen Befehl gebe, dann befolgst du ihn.«

Der Magic-8-Ball sagt: keine guten Erfolgsaussichten.

»Nummer zwei: Du sprichst nur, wenn du dazu aufgefordert wirst.«

In welchem Universum soll das gelten? Nicht in diesem.

»Nummer drei: Ich bin nicht wie Kieran. Wenn du mich schlägst, schlage ich zurück.« Seine blauen Augen funkeln, und er senkt die Stimme. »Und das wird wehtun.«

Er versucht, mir Angst zu machen, damit ich gehorche. Diese Taktik hat für meinen Vater nie funktioniert, und sie wird auch für ihn nicht funktionieren. Meine Stimme trieft vor Verachtung. »Ein wahrer Gentleman.«

»Ihr Weiber seid doch die, die immer was von Gleichbehandlung faseln. Außer wenn es unangenehm wird.«

Er ist ein Premium-Arschloch, aber er hat recht. Was ich nicht einstecken kann, sollte ich auch nicht austeilen. Allerdings kann ich durchaus einstecken,und ich kann genauso gut austeilen. Das wird er früher oder später schon herausfinden. Ich habe mir nicht die letzten zehn Jahre in Selbstverteidigungskursen einen abgeschwitzt, um bei der Drohung irgendeines dahergelaufenen irischen Gangsters in Tränen auszubrechen.

Als er auch nach einer Weile nicht fortfährt, frage ich: »Gibt’s noch mehr Regeln?«

Seine Miene bleibt reglos, als er antwortet. »Ich dachte, mit mehr als dreien könnte dein in Mitleidenschaft gezogenes Hirn nicht umgehen.«

Junge, wie überaus charmant. Da muss ich ja glatt aufpassen, dass er mir nicht den Kopf verdreht. »Wie rücksichtsvoll.«

»Wie du schon sagtest: Ich bin eben ein Gentleman.« Er steht auf. In seiner gesamten Größe auf mich hinabblickend, wirkt er plötzlich eindrucksvoll. Ich lehne mich zurück und sehe ihn an, unsicher, was er als Nächstes vorhat. Er wirkt zufrieden, als er meinen alarmierten Gesichtsausdruck erkennt. »Das Klo ist im hinteren Teil des Flugzeugs. Du hast zwei Minuten. Wenn du dann nicht wieder draußen bist, breche ich die Tür auf.«

»Warum das? Glaubst du, ich könnte versuchen, durch die Toilette zu entwischen?«

Seine Lider senken sich. An seinen langsamen, schweren Atemzügen erkenne ich, dass er erneut verärgert ist. »Vorsichtig, Mädchen«, sagt er leise. »Dein Lebensgefährte, Stavros, toleriert vielleicht Frauen mit frechem Mundwerk, aber ich nicht.«

Ich nehme an, dass er Stavros erwähnt hat, um mir einen Wink zu geben, dass er Dinge über mich weiß und seine Hausaufgaben zu seiner Gefangenen gemacht hat, doch es überrascht mich nicht. Jeder Entführer, der sein Geld wert ist, würde das tun.

Allerdings liegt er in einer wichtigen Sache falsch, und ich bin in dieser speziellen Angelegenheit sehr pedantisch. »Stavros ist nicht mein Lebensgefährte.«

Declans Augenbraue hebt sich wieder, er wirft mir einen ironischen und verächtlichen Blick zu. »Wie bitte?«

»Ich habe gesagt, dass er nicht mein Lebensgefährte ist. So was halte ich aus Prinzip nicht.«

»Ohne Zweifel wegen deines erschöpfenden Bedürfnisses, immer das letzte Wort zu haben.«

Seine Hoden sind ungefähr auf der Höhe meiner Augen, aber ich widerstehe dem Drang, sie mit meiner Faust bekannt zu machen. Darauf können wir später noch zurückkommen.

»Nein, ich meinte, dass ich sie nicht halte, so, wie man sich Hühner hält. Oder wie ein Mann sich eine Geliebte hält. Ich habe nicht die Geduld für feste Beziehungen. Die bedeuten mehr Ärger, als sie wert sind.«

Er starrt mich ausdruckslos an, aber seine Augen machen etwas Interessantes. Beinahe kann ich die Rädchen sehen, die sich dahinter in seinem Kopf drehen.

»Also habt ihr Schluss gemacht.«

»Hörst du mir überhaupt zu? Er war nie mein ›Lebensgefährte‹. Ich führe keine festen Beziehungen.«

Sein Grinsen ist leicht grimmig. »Gut. Dann muss ich mir keine Gedanken darüber machen, dass er auf seinem Schimmel angeritten kommt und versucht, dich zu retten.«

Bei der Vorstellung von Stavros auf einem Pferd lache ich. Er hat panische Angst vor Tieren. »Oh, er wird verdammt noch mal versuchen, mich zu retten.« Als Declan die Augen verengt, füge ich hinzu: »Es wäre toll, wenn du ihm nicht wehtun könntest. Ich würde mich wirklich schuldig fühlen, wenn er meinetwegen verletzt würde.« Die ohrenbetäubende Stille, die folgt, verlangt nach einer Erklärung. »Ich meine, natürlich musst du dein Gangster-Ding durchziehen, aber Stavros ist tatsächlich ein netter Kerl. Es ist nicht sein Fehler, dass er probieren wird, mich zu retten. Er wird einfach nicht anders können.«

»Und warum nicht?«

»Ich hab’s dir doch gesagt. Weil ich bezaubernd bin. Seit dem Tag unserer ersten Begegnung war er hoffnungslos verloren.«

Noch nie hat mich jemand so angesehen, wie Declan es gerade tut. Würde ein Alien-Raumschiff unser Flugzeug in diesem Moment wegbeamen, könnte er nicht bestürzter aussehen.

Ich muss zugeben, das ist ziemlich befriedigend.

Das Gefühl der Befriedigung verpufft jedoch, als er seine großen Hände um meine Oberarme legt und mich hochzieht.

Er beugt sein Gesicht nah an meines und sagt durch zusammengebissene Zähne: »Du bist so bezaubernd wie Herpes. Und jetzt geh pissen.« Damit schiebt er mich von sich weg, fährt sich durchs Haar und stößt halblaut einen gemurmelten Fluch aus.

Der Stock, der diesem Typen im Arsch steckt, ist beinahe ein Baum.

Ich eile in den hinteren Teil des Flugzeugs, vorbei an weiteren plüschigen Ledersofas und Sesseln. Das Dekor ist elegant und unaufdringlich, alles ist in Champagner- und Goldtönen gehalten. Die Fenster haben kleine Vorhänge, die zugezogen sind. Der Teppich fühlt sich unter meinen nackten Füßen weich und luxuriös an. Es ist wie ein Miniatur-Penthouse … sogar komplett mit Wachschutz.

Sechs scharfe Gangster in schwarzen Anzügen mustern mich mit finsteren Blicken, als ich mich nähere. Sie sitzen auf gegenüberliegenden Seiten des Ganges in gepolsterten Stühlen mit blank polierten Holztischen dazwischen. Zwei von ihnen spielen Karten. Zwei trinken Whiskey. Ein fünfter hält eine Zeitschrift in seinen fleischigen Händen, und der sechste sieht aus, als wollte er mir gleich den Kopf abreißen. Er ist der Größte von ihnen, hat Blutergüsse um die Augen und medizinisches Klebeband über seinem geschwollenen Nasenrücken. Blutspritzer zieren den Kragen seines weißen Hemdes.

Ich fühle mich beinahe schlecht, dass ich ihm das angetan habe, vor allem vor seinen Kumpels. Kein Wunder, dass er mich so ansieht. Verprügelt von einem Mädchen – sein Ego ist ein Fünfjähriger, der einen Schreianfall vor der Tiefkühltruhe mit dem Eis hat. Aber vielleicht werde ich an einem Punkt in diesem Abenteuer einen Verbündeten brauchen. Ein wenig Schmeichelei jetzt könnte mir in der Zukunft nützlich sein.

Also bleibe ich vor seinem Stuhl stehen und lächle ihn an. »Das mit deiner Nase tut mir leid, Kieran.«

Einige der Männer schnauben. Ein paar andere sehen sich überrascht an. Kierans brennender Blick könnte Stahl zum Schmelzen bringen. Ich jedoch habe viel Zeit unter Gangstern verbracht, bin ihren Launen gegenüber immun.

»Falls es einen Unterschied macht: Ich erinnere mich an nichts. Dieses Ketamin, das ihr mir verabreicht habt, hat mich ziemlich umgehauen. Normalerweise bin ich nicht so garstig. Versteh mich nicht falsch. Ich bin total für Gewalt, wenn sie notwendig ist, allerdings nutze ich sie nur als letzten Ausweg. Und wenn ich bei klarem Verstand bin.« Während Kieran mich weiter zornig anfunkelt, überlege ich einen Moment. »Um die Wahrheit zu sagen: Wahrscheinlich hätte ich auch versucht, dir die Nase zu brechen, wenn ich nicht auf Drogen gewesen wäre. Immerhin wart ihr dabei, mich zu entführen. So sieht’s aus. Aber auf jeden Fall verspreche ich dir, dass ich dir nichts anderes brechen werde, solange du mich nicht dazu zwingst. Wie wär’s mit einem Deal? Wenn du willst, dass ich in den Kofferraum eines Wagens klettere oder in den Frachtraum eines Schiffes oder in ein anderes Flugzeug oder wohin auch immer, dann frag mich einfach höflich, und ich gehorche gerne. Das Ganze muss ja nicht in Händel ausarten.«

Kieran schweigt, um sich für eine Antwort zu entscheiden. Oder er überlegt, was »Händel« genau bedeuten könnte. So oder so, dieser Kerl ist nicht das, was man einen brillanten, redegewandten Gesprächspartner nennen würde. Ich muss wohl all die harte Arbeit selbst übernehmen.

»Was ich meine, ist, dass wir einander nicht feindselig gegenüberstehen müssen. Du hast einen Job zu erledigen. Ich versteh’s. Ich werde nicht versuchen, dir die Arbeit schwerer als nötig zu machen. Rede einfach mit mir, okay? Dann gehen wir uns im Handumdrehen nicht mehr auf die Nerven.«

Stille. Er blinzelt einmal. Ich nehme das als ein Ja und strahle ihn an.

»Cool, danke. Und danke, dass du nicht zurückgeschlagen hast. Dein Boss hat mir erzählt, dass er diese Skrupel nicht gehabt hätte.«

Vom anderen Ende des Flugzeugs ertönt Declans donnernde Stimme. »Geh, verdammt noch mal, endlich pissen!«

»Seine Mutter tut mir leid. Sie hätte lieber schlucken sollen«, sage ich kopfschüttelnd.

Ich betrete die Toilette, das Schweigen von sechs verblüfften Gangstern hallt hinter mir nach, als ich die Tür schließe.

2

Declan

Eine Frau zu entführen, sollte nicht so anstrengend sein. Ein Teil von mir ist überrascht, dass wir es überhaupt geschafft haben, sie ins Flugzeug zu bekommen. Von dem Moment an, als wir sie im Parkhaus in Manhattan geschnappt haben, war sie eine absolute Nervensäge.

Die meisten Menschen – die meisten vernünftigen Menschen – tun eines von drei Dingen, wenn sie Opfer eines traumatischen Erlebnisses wie einer Entführung werden: Sie weinen, sie flehen oder sie machen komplett dicht, gelähmt vor Angst. Nur selten wird jemand um sein Leben kämpfen oder versuchen, zu entkommen. Diesen Mut haben bloß wenige.

Und dann gibt es noch dieses durchgeknallte Weibsstück.

Geschwätzig, heiter und ruhig. Sie tut so, als spielte sie die Hauptrolle in einem Biopic über eine geliebte historische Figur, die auf dem Höhepunkt ihrer Schönheit starb, während sie eine Gruppe verhungernder Waisen aus einem brennenden Haus rettete oder anderen edlen Scheiß machte.

Ihr Selbstbewusstsein ist unerschütterlich. Ich habe noch nie jemanden getroffen, der so sehr von sich überzeugt war.

Oder aber jemanden mit so wenig Verstand.

Sie unterrichtet Yoga, verflucht noch mal. In einer kleinen Stadt an einem Bergsee. So, wie sie sich verhält, könnte man meinen, sie sei die Königin von England.

Wie zur Hölle wird eine Yogalehrerin in ihren Zwanzigern so verdammt selbstbewusst, wenn sie gerade so durchs College geschrammt ist, nie eine längere Beziehung geführt hat und aussieht, als hätte sie ihre Kleidung bei einem Tinkerbell-Kostümbasar erstanden?

Ich weiß es nicht. Und ich will es verflucht noch mal auch nicht wissen.

Was ihre Kampfkünste angeht, bin ich jedoch neugierig. Sie erinnert sich vielleicht nicht daran, Kieran verprügelt zu haben, doch ich tue es gewiss. In all den Jahren, die wir schon zusammenarbeiten, habe ich nie erlebt, dass jemand ihn zu Fall gebracht hat.

Ich hasse es, das zugeben zu müssen, aber ich bin beeindruckt.

Durch den Background-Check, den ich über sie gemacht habe, weiß ich, dass sie nicht beim Militär gedient und kein formales Kampf- oder Martial-Arts-Training durchlaufen hat. Und in den Tausenden von Selfies auf ihrem Instagram-Profil gibt es keinen Hinweis darauf, dass sie irgendetwas anderes kann als Grünkohl essen, sich zu einer Brezel verbiegen und bei gutem Licht in engen Sportoutfits zu posieren, die mehr zeigen, als sie verhüllen.

Vermutlich war Kieran von ihren Brüsten abgelenkt.

Oder vielleicht waren es auch ihre Beine.

Oder vielleicht war es das freche Grinsen, das sie so gerne aufblitzen lässt, direkt bevor sie etwas sagt, das dich dazu verführt, ihr die Hände um den Hals zu legen und zuzudrücken, damit sie aufhört zu reden.

Je schneller das vorbei ist, desto besser. Ich kenne sie erst seit gut zwei Stunden – und die Hälfte der Zeit war sie bewusstlos –, trotzdem bin ich schon bereit, mir selbst ins Gesicht zu schießen.

Ich hole mein Handy hervor, wähle erneut dieselbe Nummer, die ich wähle, seitdem wir sie geschnappt haben, und lausche dem Klingeln.

Wieder einmal geht nur die Mailbox ran.

Und mein Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt, wächst.

3

Sloane

Als ich auf der Toilette sitze, fällt es mir wieder ein: Ich bin aus einem fahrenden Wagen gesprungen. Kein Wunder, dass meine Schulter mich killt.

Ich versuche, meine Erinnerungen zusammenzusetzen, doch die Bilder bleiben dunkel und schwer greifbar. Vage erinnere ich mich daran, eine regnerische Straße hinuntergerannt zu sein, verfolgt von Declan. Oder daran, eine Kampfpose inmitten eines Kreises aus ihm und seinen Schlägerkumpels eingenommen zu haben.

Dann: Nichts.

Mein Magen ist immer noch in Aufruhr, aber es ist mein pochender Schädel, der mir wirklich Sorgen bereitet. Als Declan mich im Parkhaus aus dem Wagen gezogen hat, bin ich mit dem Kopf auf dem Asphalt aufgeschlagen. Vielleicht habe ich das Bewusstsein verloren, bevor mir die Droge die Lichter ausgeknipst hat. Eine Kopfverletzung, selbst eine kleine, kann großen Ärger bedeuten. Sogar größeren, als entführt und zu einem Anführer der irischen Mafia gebracht zu werden.

Als ich fertig bin, wasche ich mir die Hände und gehe zurück zu Declan, der im vorderen Teil des Flugzeugs auf mich wartet. Mit einem Gesichtsausdruck, als litte er an Hämorrhoiden, beobachtet er, wie ich näher komme.

Ich sitze wieder auf dem Sofa, auf dem ich aufgewacht bin, und kreuze meine Beine in bequemer Position unter mir. »Frage: Warum bin ich aus dem Auto gesprungen?«

Stirnrunzelnd mustert Declan meine verschränkten Beine. »Du hast einen Blick auf die Handschellen erhascht, die Kieran dir anlegen wollte, und dann einen Riesensatz gemacht.«

Ja, das könnte es gewesen sein. Ich bin diejenige, die den Männern Handschellen anlegt, nicht umgekehrt. »War das, bevor oder nachdem ich ihm die Nase gebrochen habe?«

Seine Lider heben sich, und ich werde von einem Paar stechend blauer Augen durchbohrt. »Das muss der Hirnschaden sein, der dich Regel Nummer zwei vergessen lässt«, flüstert er knapp.

Einen Moment lang überlege ich. »Welche war Nummer zwei?«

»Du sprichst nur, wenn du dazu aufgefordert wirst.«

»Oh, stimmt. Sorry. Ich bin nicht so gut mit Regeln.«

»Oder damit, Befehlen zu folgen.«

»Ich versuche nicht, dich absichtlich zu verärgern.« Ich halte inne. »Okay, vielleicht ein bisschen. Aber du hast mich entführt.«

Erneut streift sein Blick meine Beine. Sein Gesichtsausdruck zeigt Abscheu.

»Was?«, frage ich, beleidigt durch seine Mimik.

»Sitz nicht so.«

»Wie?«

Er macht eine abschätzige Bewegung mit seiner Hand, um auf meine Haltung hinzuweisen. »Als würdest du in einem Kindergarten auf der Erde sitzen und darauf warten, dass die Erzieherin mit der Märchenstunde beginnt.«

»Boden.«

»Wie bitte?«

»Du meinst Boden, nicht Erde. Erde ist draußen, Boden ist drinnen.«

Sein stechender Blick ist vernichtend, aber ich gebe nicht nach. Stattdessen lächle ich.

»Wer auch immer dir gesagt hat, dass du bezaubernd bist, war ein Dummkopf.«

»Ach, komm schon, gib’s doch zu. Du bist auch bereits ein großer Fan.«

Er sieht aus, als müsste er sich gleich übergeben. Dann wird er wütend. »Welche Frau hat keine Angst vor ihren Entführern?«

»Eine, die sehr viel Zeit in der Gesellschaft von Männern eures Schlags verbracht hat und weiß, wie sie handeln.«

»Das heißt?«

»Das heißt, dass die Mafia pedantischer ist als das Militär, wenn es um Hierarchien und Befehle geht. Du hast mir bereits gesagt, dass du mir nicht wehtun wirst. Was im Umkehrschluss Folgendes bedeutet: Wenn dein Boss dir befohlen hat, mich zu schnappen und für einen Plausch zu ihm zu bringen, dann hat er auch angeordnet, sicherzustellen, dass ich auf dem Weg zu ihm nicht verletzt werde. Was wiederum bedeutet, dass du extreme Maßnahmen ergreifen wirst, um zu gewährleisten, dass ich ihm nichts Negatives darüber zu berichten habe, wie du mich während der Reise behandelt hast. Könnte ich bitte ein Glas Wasser haben? Mein Mund ist staubtrocken.«

Eine gefühlte Ewigkeit starren wir uns an. Er scheint es zu genießen, mich einschüchtern zu wollen und dabei zu scheitern.

»Dieser Mund wird dich eines Tages noch in ernste Schwierigkeiten bringen, Tinkerbell«, sagt er schließlich grimmig und nestelt an seinem Krawattenknoten.

Er zieht die Krawatte ab und stürzt sich auf mich. Ein erschrockener Schrei ist alles, was ich zustande bringe, bevor Declan auf mir drauf ist, mich flach zu Boden drückt und seine Knie zwischen meine Beine schiebt. Wir verkeilen uns für einen Moment, während ich versuche, ihn von mir zu schieben – es ist unmöglich, denn der Wichser ist stark –, bis es ihm gelingt, meine Arme über meinem Kopf festzuhalten. Metall blitzt auf, und ein Klicken ertönt, dann bin ich mit Handschellen gefesselt.

Und ich bin wütend.

»Du Hurenso…«, schreie ich.

Declan wickelt seine Krawatte über meinen Mund und Kiefer und knotet sie an meinem Hinterkopf zusammen.

Jetzt bin ich geknebelt.

Schwer durch die Nase atmend, starre ich ihn voller Empörung an. Wenigstens ist es eine kleine Genugtuung, dass er ebenfalls schwer atmet.

»So ist’s besser.« Nun lächelt er, der Psychopath.

Ich versuche, »Schwein!« zu rufen, aber es kommt nur ein erstickter Ton aus meinem Mund. Die Quintessenz bekommt er trotzdem mit.

Mit gespielter Bestürzung sagt er spöttisch: »Hört, hört, was für eine Sprache ist das denn für eine bezaubernde junge Dame? Haben sie euch auf der Schule für höhere Töchter nicht erklärt, dass Fluchen unziemlich ist?«

Noch eine rhetorische Frage, und ich schneid dir die Eier ab.

Er ist ekelhaft zufrieden mit sich selbst, der Arsch. Während ich so sauer bin, dass ich fast explodiere.

Und er ist immer noch nicht von mir runter. Seine Unterarme hat er links und rechts von meinem Kopf aufgestützt, sein Körper lastet vom Becken bis zur Brust auf meinem. Er ist warm und schwer, riecht leicht nach Pfefferminze und etwas Würzigem, und ich hoffe, das ist eine Waffe in seiner Hosentasche, denn sonst … Heilige Scheiße.

Unsere Blicke verhaken sich. Sein Lächeln erstirbt. Ein Funke von etwas anderem als Abscheu blitzt in seinen kalten blauen Augen auf.

In einer einzigen geschmeidigen Bewegung rollt er sich von mir runter und richtet sich auf. Mit angespannten Schultern steht er mit dem Rücken zu mir und fährt sich durch sein volles schwarzes Haar. »Mir wurde nicht aufgetragen, dir nicht wehzutun, also teste es lieber nicht aus, verflucht.« Seine Stimme ist so heiser und rau, als hätte er Steine geschluckt. Ich bin mir nicht sicher, wer von uns mehr durcheinander ist.

Ich setze mich auf. Er dreht sich um und starrt so finster auf mich hinab, als wäre er Lord Voldemort und ich Harry Potter.

Warum ist dieser Mann so gereizt?

Es ist mir egal. Ich will ihm einfach nur gegen das Schienbein treten. Halt, nein … lieber in eine weichere Stelle.

Bevor ich durch seine Krawatte noch mehr erstickte Flüche ausstoßen kann, zieht er mich an den Handgelenken hoch, wirbelt mich herum, drängt mich ein paar Schritte zurück und drückt mich in den Sitz, auf dem er zuvor gesessen hat. Er zurrt den Sicherheitsgurt fest über meinem Schoß zusammen. Dann beugt er sich ganz nah an mein Gesicht heran, muskulös und mörderisch.

»Du hast die Wahl, Mädel«, knurrt er. »Entweder bleibst du bis zum Ende des Fluges ruhig hier sitzen, oder du stellst meine Geduld weiterhin auf die Probe. Wenn du dich für Option Nummer zwei entscheidest, wird das fatale Konsequenzen haben.« Ich muss wohl per Gedankenübertragung deutlich machen, dass ich das bezweifle, denn er führt weiter aus: »Ich werde die Jungs hereinrufen, damit sie dabei zusehen können, wie ich dir dieses lächerliche Tutu vom Leib reiße und dir den blanken Hintern versohle, bis er rot ist.«

Heiliger Bimbam, ich wünschte, ich könnte das Morsealphabet. Ich würde diesem Arschloch mit meinen Lidern eine solche Terrordrohung zublinzeln, dass er für den Rest seines Lebens nicht mehr schlafen könnte.

Was auch immer er in meinen Augen sieht, bringt ihn zum Grinsen. Ich hasse es, dass er auf seine Kosten kommt, indem er mich ärgert. »Also, welche soll’s sein? Eins oder zwei?«

Er hebt eine Braue und wartet auf meine Antwort. Ohne den Blickkontakt zu unterbrechen, hebe ich meine gefesselten Hände und strecke einen einzelnen Finger in die Höhe.

Meinen Mittelfinger.

In seinem Kiefer spannt sich ein Muskel an. Declan atmet langsam durch die Nase aus. Für einen Moment mahlt er mit den Zähnen – das scheint sein Ding zu sein –, dann drückt er den Rücken durch und blickt auf mich herab, als wäre ich die Scheiße, die an seiner Schuhsohle klebt.

Auf einmal klingelt sein Handy, und er zieht es so schnell aus der Tasche, dass ich es gar nicht richtig sehen kann.

Angespannt befiehlt er dem Anrufenden: »Rede mit mir.« Er hört aufmerksam zu, reglos, die Augen schmal, den Blick auf einen Punkt an der Wand oberhalb meines Kopfes gerichtet. Die Hand, die nicht das Telefon hält, ballt er zur Faust. Dann presst er die Lider zusammen und murmelt: »Fuck.«

Er hört noch eine Weile zu, ehe er das Gespräch beendet und den Arm sinken lässt. Anschließend steht er mit geschlossenen Augen da, jeder Muskel seines Körpers unter Spannung. Das Telefon umklammert er so fest, dass seine Knöchel weiß werden.

Als er die Augen endlich wieder öffnet und mich ansieht, sind seine Iriden nicht mehr blau.

Sie wirken schwarz.

Ich beschließe, dass jetzt wohl nicht der richtige Zeitpunkt ist, um ihm zu demonstrieren, dass er mir die Hände lieber auf dem Rücken hätte fesseln sollen und nicht vorne. Alles, was ich tun muss, um mich selbst zu entknebeln, ist, nach oben zu langen und mir die Krawatte aus dem Mund heraus- und meinen Kiefer hinabzuziehen.

Aber er scheint nicht in der Stimmung für eine solche Talentshow zu sein, deshalb warte ich.

Plötzlich wendet er sich ab und steuert den Gang entlang zu seiner Truppe. Er sagt einige Worte zu ihnen. Was auch immer er für Neuigkeiten hat, sie sind schockierend. Die anderen winden sich auf ihren Sitzen, flüstern untereinander und werfen mir merkwürdige Blicke zu. Besonders Kieran sieht verunsichert aus.

Ich habe keine Zeit, mich zu wundern, was los ist, denn Declan kommt zurück in meine Richtung, sein Ausdruck wild, sein Kiefer wie Stein.

Er rauscht an mir vorbei und verschwindet in der kleinen Bordküche hinter dem Cockpit. Einen Moment später taucht er wieder auf, ein Glas Wasser in der Hand. Er setzt sich mir gegenüber und hält mir das Glas wortlos hin.

Als ich es entgegennehme, beugt er sich vor, zieht mir die Krawatte aus dem Mund und lässt sie über meinen Kiefer gleiten, bis sie auf meiner Brust landet und dort wie eine Halskette hängen bleibt. Oder wie eine Schlinge.

Überrascht von dieser Wendung, danke ich ihm.

Er antwortet nicht, sitzt einfach nur da und starrt mich finster an. Mit dem Zeigefinger klopft er einen langsamen, stetigen Takt auf die Armlehne des Sofas.

Ich leere das Glas und bin mir bewusst, dass Declan jede meiner Bewegungen verfolgt. Sehe, wie er nachdenkt, während er mich betrachtet. Seine Augen sind grüblerisch. Abwägend. Hart.

Worum es bei diesem Anruf auch ging, es hatte etwas mit mir zu tun.

Wir sitzen da, angespannte Stille umgibt uns, bis ich so unangenehm berührt bin, dass ich mich zusammenreißen muss, mich nicht auf meinem Platz zu winden.

»Weißt du, wie man eine Waffe benutzt?«, erkundigt er sich schließlich.

Die Frage bringt mich aus dem Konzept. Anhand seines Gesichtsausdrucks hatte ich eher erwartet, dass er sich erneut auf mich stürzt. »Ja.«

Er sieht nicht überrascht aus. »Und aus der Art, wie du mit Kieran umgegangen bist, schließe ich, dass du dich mit Selbstverteidigung auskennst.«

Worauf will er hinaus? »Ja.«

»Gut«, murmelt er.

Gut? Was geht hier vor?

Als er stumm bleibt und weiter über den Inhalt des Telefongesprächs brütet, bitte ich um Erlaubnis, zu sprechen, indem ich mit einem Finger wackle. Er antwortet mir mit einem knappen Nicken.

»Was ist passiert?«

Sein kalter blauer Blick ruht unverwandt auf mir. »Es gab eine Planänderung.«

Mein Mund wird erneut trocken, trotz des Wassers, das ich getrunken habe. »Also werde ich nicht das Oberhaupt deiner Familie treffen?«

Etwas an der Frage amüsiert ihn, aber auf eine düstere Art. Seinem leisen Lachen fehlt sämtlicher Humor. »Du triffst es gerade.«

Ich brauche einen Moment, bis es mir dämmert. Declan ist der neue Boss der irischen Mafia.

Wer auch immer der alte war, ist tot.

Und irgendwie bin ich der Grund dafür.

4

Sloane

In Boston regnet es, als das Flugzeug zur Landung ansetzt. Ich weiß nicht, wie spät es ist, aber ich bin erschöpft. Alles tut mir weh, sogar meine Fußsohlen, die mit kleinen Schnitten und Abschürfungen übersät sind.

Wohin auch immer ich bei meinem Fluchtversuch gerannt bin, es muss eine weite Strecke gewesen sein. Ich wünschte, ich könnte mich erinnern, doch da ist nur ein schwarzes Loch in meinem Gedächtnis. Es passt zu Declans dunklem Blick, jedes Mal, wenn er zu mir sieht.

»Los jetzt«, sagt er dumpf und greift nach unten, um mich am Arm zu packen.

Er zieht mich auf die Füße, behandelt mich zärtlicher als zuvor. Diese Zärtlichkeit ist verwirrend, in Anbetracht dessen, dass er mittlerweile noch mehr Grund dazu hat, mich zu hassen. Nicht dass er irgendetwas bestätigt hätte, aber ich lese zwischen den Zeilen.

Anders als der Knebel sind die Handschellen weiterhin an ihrem Platz. Declan führt mich die metallenen Stufen hinunter zum regennassen Asphalt, seine Hand fest um meinen Bizeps geschlossen. Der kalte Niesel durchnässt uns. Auf halber Treppe fangen meine Zähne an zu klappern.

Als wir die unterste Stufe erreichen, rutsche ich aus. Doch bevor ich mit dem Gesicht voran auf dem Asphalt aufschlage, fängt Declan mich auf und hebt mich so beiläufig in seine Arme, als würde ich nicht mehr wiegen als eine Feder.

Erschrocken ziehe ich scharf die Luft ein. Ich sehe ihn an, sein attraktives und sehr verbissenes Profil, und öffne den Mund.

»Kein Wort«, warnt er mich und trägt mich zur wartenden Limousine.

Er ist wütend, dessen bin ich mir sicher. Inzwischen bin ich mir allerdings nicht mehr ganz so sicher, dass seine Wut mir gilt. Seine Arme fühlen sich weniger wie ein Käfig und mehr wie ein Schutzschild an.

Die Art, wie er den Blick über die Umgebung schweifen lässt, fühlt sich ebenfalls ziemlich beschützerisch an, als erwartete er, dass gleich eine bewaffnete Armee aus dem Dunkeln auftaucht. Sollte dem so sein, dann scheint er voll und ganz darauf vorbereitet zu sein, es mit ihr aufzunehmen.

Stavros und ich wurden einmal in eine Schießerei verwickelt. Nun ja, im Prinzip haben Stavros und seine Minions die Schießerei angefangen, und ich wurde darin verwickelt, aber ich schweife ab. Ich erinnere mich noch relativ genau daran, wie panisch ich war, wie – obwohl er eine Waffe hatte und sein Bestes gab, um mich zu beschützen – seine Hände zitterten und seine Stimme ganz hoch war und er so stark hyperventilierte, dass er beinahe ohnmächtig wurde.

Ich kann mir Declan nicht hyperventilierend vorstellen.

Ich kann ihn mir nicht panisch vorstellen.

Ich kann mir vorstellen, ihn zu Tode zu nerven, aber das ist eine andere Story.

Als wir uns nähern, öffnet ein uniformierter Fahrer die hintere Tür der Limousine. Zwei weitere Fahrzeuge warten dahinter, SUVs, wahrscheinlich für den Rest der Crew.

Declan setzt mich ab, hilft mir ins Auto und rutscht dann neben mir auf die lederne Rückbank. Der Fahrer schlägt die Tür zu und steigt rasch vorne ein, lässt den Motor röhren, bevor er mit quietschenden Reifen losdüst, so schnell, dass ich nach Luft schnappe.

»Hier.« Declan hält mir ein Gästehandtuch hin, das er aus einem Fach nahe der Tür geholt hat. »Warte«, sagt er, als ich es entgegennehme. Dann zieht er einen kleinen Schlüssel aus der Innentasche seines Jacketts hervor und nimmt mir die Handschellen ab. Er betrachtet die glänzenden Metallringe in seinen Händen, bevor er sie gegen die getönte Glaswand wirft, die den hinteren Teil der Limo vom Fahrerbereich abtrennt. Sie prallen ab und fallen klappernd zu Boden. Seine Anzugjacke folgt den Handschellen, dann lässt er den Kopf gegen die Lehne sinken und schließt die Augen, wobei er etwas auf Gälisch vor sich hin murmelt.

Ich sitze da, halte das Handtuch und blicke ihn verwundert an. »Geht’s dir gut?«

Nach einem Moment dreht er den Kopf und sieht zu mir herüber.

»Ich frage nur, denn du scheinst … Oh, sorry. Da hab ich vergessen, dass ich nicht sprechen soll.« Ich kümmere mich darum, mein Gesicht und meine Haare zu trocknen, tupfe vorsichtig meine Mascara ab, damit ich keine Waschbäraugen bekomme. Anschließend wische ich mir den Regen von den nackten Beinen und frage mich dabei, wie ich es während meiner Gefangenschaft, wie lange sie auch dauern mag, mit der Kleidung machen soll.

Die ganze Zeit über bin ich mir bewusst, dass Declan mich schweigend beobachtet. Die Luft ist angefüllt mit all den Dingen, die er sagen will, aber nicht ausspricht.

Wir fahren. Er nimmt Anrufe entgegen, einen nach dem anderen, und bei jedem spricht er Gälisch. Nach ungefähr einem Dutzend legt er auf und wendet sich mir zu.

»Versuch nicht, zu fliehen. Bei mir bist du gerade sicherer als nirgendwo sonst.«

»Glaub mir, meine Füße tun zu sehr weh, um zu … Was meinst du damit, dass es bei dir sicherer ist?«

»Genau das, was ich gesagt habe.«

Wir blicken uns an, während die Limousine durch die Nacht braust. Wo auch immer wir hinwollen, wir fahren sehr schnell dorthin. »Also war alles, was du mir im Flugzeug angedroht hast …«

Er unterbricht mich. »Mit welchen Schusswaffen kannst du umgehen?« Als ich ihn nur blinzelnd ansehe, knurrt er: »Bitte beantworte die verfluchte Frage.«

Bitte. Erstaunt öffne ich den Mund, schließe ihn dann jedoch wieder. Mein zweiter Versuch ist erfolgreicher. »Mit einer .357 Desert Eagle, einer Glock G19 und einer AK-47.«

Seine Braue hebt sich. Die Kalaschnikow überrascht ihn.

»Stavros hatte jederzeit Knarren überall rumliegen. Er schoss gerne auf die Fische im See.«

»Natürlich tat er das. Verdammte Russen.« Angewidert schüttelt er den Kopf, dann beugt er sich runter und zieht eine kleine schwarze Pistole aus einem Halfter um seinen Knöchel. Er reicht sie mir. »Wenn wir getrennt werden, schieß auf jeden, der sich dir nähert, selbst wenn die Person nett aussieht, selbst wenn es eine kleine, alte Dame ist, schieß der Schlampe zwischen die Augen.«

Ich starre ihn mit offenem Mund und aufgerissenen Lidern an.

Er schenkt mir ein freudloses Lächeln. »Stille. Endlich.«

Tatsächlich bekomme ich kein Wort heraus. Der blauäugige Psycho-Gangster hat mich sprachlos gemacht.

»Und woher weißt du, dass ich dich nicht erschießen werde?«, frage ich, als ich die Kontrolle über meine Zunge zurückerlangt habe.

»Wirst du das denn?«

Ich überlege. »Vielleicht.«

»Dann entscheide dich. Wir haben nicht viel Zeit.«

»Du tickst nicht ganz richtig, stimmt’s?«

»Glaub mir, Kleines, manchmal frage ich mich das auch.« Während er eine massive silberne halbautomatische Handfeuerwaffe aus seinem hinteren Hosenbund zieht, fährt er fort. »Es sieht ziemlich schlecht aus. Wir werden unter Beschuss geraten. Der Wagen ist gepanzert, aber wenn die Reifen beschädigt werden, haben wir nur noch ungefähr achtzig Kilometer, bevor sie den Geist aufgeben.« Er hält inne und sieht mich an. »Das sind ungefähr fünfzig Meilen.«

Ich verstehe. Er denkt nicht, dass ich einen Hirnschaden habe, er denkt, dass ich einfach strohdoof bin.

»Ich gebe einen Scheiß auf die Reifen. Spul zurück zu der Stelle, an der alles eskaliert, und fang noch mal von vorne an. Was zur Hölle ist los?«

»Das kann ich dir nicht sagen.«

»Wenn du mir eine geladene Waffe geben und sagen kannst, dass ich einer alten Dame zwischen die Augen schießen soll, kannst du mir auch sagen, was Sache ist. Die Flitterwochen haben wir längst hinter uns gelassen. Außerdem komme ich schon damit klar, egal, wie schlimm es ist. Also, spuck’s aus!«

Ich könnte schwören, dass das Funkeln in seinen Augen Bewunderung ist, aber wahrscheinlich ist es nur ein Drang, seine Hände um meinen Hals zu legen und mich zu würgen. Und nicht in einem guten Sinne.

»Es gibt Krieg, das ist los, Tinkerbell«, sagt er unheilvoll. »Krieg und das ganze blutige Business, das damit einhergeht.«

»Na großartig. Du sprichst in Rätseln. Ich liebe undurchschaubare Iren. Sie sind meine absoluten Lieblinge.«

»Vorsicht. Du kommst noch außer Atem, wenn du dein gesamtes Vokabular auf einmal benutzt.«

»Kannst du an meinem Tonfall erkennen, wie sehr ich dir den Kolben dieser Waffe in die Visage schlagen möchte?«

»Kannst du an meinem Gesicht erkennen, wie sehr ich dir meine Handfläche auf den Hintern schlagen möchte?«

»Das war blöd.«

»Sagt das Mädchen, das aus einem fahrenden Auto gesprungen ist.«

»Ich wäre von einem Wolkenkratzer gesprungen, wenn es bedeutet hätte, dass ich nicht in deiner Nähe sein muss.«

»Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich dich direkt auf das Dach des Hancock Tower gebracht.«

Ich verdrehe die Augen. »Sag mir einfach die Wahrheit. Ich schwöre, ich werde nicht in Tränen ausbrechen. Das letzte Mal, dass das geschehen ist, war, bevor ich meine erste Periode hatte.«

Er schweigt, sein Blick ist prüfend. »Sag du mir, wie es möglich ist, dass du keine Angst vor mir hast oder vor dieser Situation oder vor sonst irgendetwas, soweit ich das erkennen kann, und ich werde dir sagen, was los ist.«

Einen Moment lang denke ich wirklich darüber nach. »Ernsthaft? Ich bin schlichtweg abgebrüht.«

Nach einer kurzen, ungläubigen Stille fängt Declan an zu lachen. Es ist ein tiefer, voller, anziehender Klang, herrlich männlich. Ich hasse mich selbst dafür, dass er mir gefällt. Und dafür, dass mir auffällt, was für schöne weiße Zähne er hat. Und wie kantig sein Kiefer ist. Und ist das ein Grübchen in seiner Wange?

Abrupt hört er auf zu lachen und sieht durch diesen unerwarteten Gefühlsausbruch ebenso durcheinander aus wie ich. Vermutlich hat er es auch nicht kommen sehen.

»Musste das mal raus?«

»Aye«, sagt er, jetzt wieder finster dreinblickend.

»Gut. Also, wer wird auf uns schießen?«

»MS-13.«

Noch mehr Gangster. Ich hab die Schnauze so gestrichen voll. »Weil …?«

»Sie mich nicht mögen.«

Ich starre ihn an, die Unterlippe zwischen die Zähne geklemmt.

»Danke für deine Zurückhaltung. Das muss unglaublich schwer sein«, sagt er trocken.

»Du hast ja keine Ahnung.«

»Es gibt noch einen anderen Grund, warum sie hinter mir her sind.«

Da er nur dasitzt und mich mit unergründlichem Schweigen mustert, mache ich einen Vorschlag. »Wann immer dir der Sinn danach steht, mich zu erleuchten – ich bin ganz Ohr.«

»Du.«

Überrascht blinzle ich. »Ich?«

»Ja. Du.«

»Ich kenne niemanden aus El Salvador. Zumindest niemanden aus der Mafia-Ecke, meine ich.«

»Dachtest du, deine Entführung würde bei deinem Freund Mister Portnov gut ankommen?«

Er meint Kage, den Mann meiner besten Freundin, der zufällig auch der Leitwolf der russischen Mafia ist. Nach dem, was Stavros mir mal erzählt hat, ist die MS-13 die am schnellsten wachsende Gang in und um Boston. Kage muss eine Art Deal mit ihnen geschlossen haben, um zu versuchen, mich zu retten, sobald ich aus dem Flugzeug steige. Aber woher sollte er wissen, wohin Declan mich nach dem Überfall im Parkhaus gebracht hat oder wohin wir danach vielleicht unterwegs waren?

Oder ob ich überhaupt noch lebe, wenn wir schon einmal dabei sind. Declan hätte mir in dem Moment, in dem er mich geschnappt hat, die Kehle aufschlitzen können.

Dann wird mir schlagartig klar: Natalie weiß auch nicht, ob ich lebe oder tot bin.

Ich richte mich kerzengerade auf. »O mein Gott, sie wird so in Sorge sein!«, schreie ich. »Gib mir dein Handy.«

»Ich werde dir mein Handy nicht geben.«

»Ich muss meine Freundin wissen lassen, dass ich am Leben bin.«

Sein Schweigen klingt bedeutungsvoll. »Ah.«

»Was ›Ah‹?«

»Du und deine Freundin.«

»Was ist mit uns?«

»Ihr seid … euch sehr nah?«

»Natürlich stehen wir uns nahe. Sie ist meine beste Freundin seit …« Meine Stimme versiegt, und ich runzle die Stirn angesichts seiner Miene. Dann seufze ich. »Ach, verfluchte Scheiße noch mal.«

»Ich urteile nicht.«

»Hältst du mal die Klappe? Wir sind keine Lesben.«

Er sieht nicht überzeugt aus. »Du hast gesagt, du könntest keine Beziehung mit einem Mann aufrechterhalten.«

»Nein, ich sagte, ich halte keine Männer. Du hast die Betonung vollkommen missverstanden. Feste Freunde sind wie Koikarpfen: ein zeitraubendes und langweiliges Hobby. Ich habe kein Interesse an dieser Art von Commitment. Begreifst du’s jetzt?«

»Du wirkst tatsächlich so, als würdest du das andere Geschlecht kompromisslos ablehnen.«

Ich lächle ihn an. »Nur einige wenige, die es verdienen.«

Er überhört meine Aussage. »Und da ist diese Art und Weise, wie du mit Druck umgehst.«

»Was ist damit?«

»Du bist fast so mutig wie ein Mann.«

»Was für ein Zufall, das habe ich über dich auch gerade gedacht.«

Er schnaubt kurz und schüttelt den Kopf, weiß nicht, ob er lachen oder mich verhauen soll. »Du bist wirklich besonders, Mädchen.«

»Ich sag’s dir doch, Gangster. Ich bin bezaubernd. Wenn das alles hier vorbei ist, wirst du dich Hals über Kopf in mich verliebt haben.«

Er wirft mir einen stechenden Blick aus seinen blauen Augen zu, öffnet den Mund, um zu sprechen, aber seine Worte gehen in dem ohrenbetäubenden Lärm des Kugelhagels unter, der plötzlich auf die Seite des Wagens einprasselt.

5

Sloane

Als Erstes wirft Declan sich auf mich.

Augenblicklich wird die gesamte Luft aus meiner Lunge gepresst, und die Pistole fliegt mir aus der Hand. Ich liege platt gedrückt auf der Rückbank, benommen und schnaufend, während Declans Gewicht auf mir lastet, eine Irischer-Gangster-Decke, die ungefähr zehn Tonnen wiegt.

»Sean ist ein exzellenter Fahrer«, sagt er ruhig und sieht zur geschlossenen Trennscheibe. »Es gibt also eine Chance, dass wir ihnen entkommen können. Aber wenn sie Straßenblockaden errichtet haben – so wie ich es getan hätte –, könnten sie uns auch absichtlich in eine Sackgasse lenken.« Er blickt zu mir herab. »Und das wäre nicht gut.«

Die Limo fährt wilde Schlenker, die Hinterachse bricht kurz aus, bevor sich der Wagen wieder fängt und in halsbrecherischem Tempo weiterrast. Eine weitere Salve ertönt. Kugeln übersäen die Heckscheibe und prallen ab, hinterlassen kleine runde Einkerbungen mit spinnwebförmigen Rissen drum herum.

Um Atem ringend, sage ich schwach: »Ich habe Fragen.«

»Welch Überraschung.«

»Woher wusstest du, dass sie uns erwarten würden? Was ist mit deinem Boss passiert? Was, wenn sie uns in eine Sackgasse locken? Und warum zur Hölle liegst du auf mir drauf?«

Er sieht irgendwie beleidigt aus. »Um dich zu beschützen, natürlich.«

»Du hast gesagt, der Wagen sei gepanzert.«

Das bringt ihn kurz aus der Fassung. »Stimmt. Sorry. Beschützerinstinkt.«

Er drückt sich hoch, setzt sich auf und zieht mich mit sich. Ich hebe meine süße Pistole vom Fahrzeugboden auf, stecke sie hinten in den Bund meines Rocks und drehe mich auf dem Sitz, um Declan anzusehen.

»Welcher Entführer hat einen Beschützerinstinkt gegenüber seinem Entführungsopfer?«

»Nur ein dummer«, knurrt er. »Ich sollte die Tür öffnen und dich den Wölfen zum Fraß vorwerfen.«

Ich mustere seinen Gesichtsausdruck. »Aber das wirst du nicht.«

Seine Antwort ist ein unzufriedenes Grummeln, während wir immer noch durch die Nacht rasen und Kugeln fliegen. Langsam habe ich echt eine gute Zeit. »Ha! Siehst du? Ich bezaubere dich bereits.«

Er schließt die Augen und seufzt. »Lieber Gott, mach, dass es aufhört.«

»Halt, Moment mal. Was meinst du mit ›dich den Wölfen zum Fraß vorwerfen‹? Sind diese M-13-Typen etwa nicht hier, um mich zu retten? Du weißt schon, mich vor dir zu retten?«

Er schnaubt. »Wenn du ein wenig Grips hättest, wärst du echt gefährlich.«

»Oh, du denkst also, du wärst besser als sie?«

»Wir gehören nicht einmal der gleichen Spezies an, Mädel.«

Ich verziehe das Gesicht. »Das klingt mehr als nur ein bisschen rassistisch. Du solltest mal deine Vorurteile checken, Kumpel.«

Empört starrt er mich an. Dann donnert er los: »Ich rede nicht von ihrer verdammten Rasse! Ich rede davon, was sie dir antun würden, wenn sie dich in die Finger bekämen, du verfluchte kleine Dumpfbacke! Die oder jede andere Familie!« Gemurmelt fügt er hinzu: »Hast echt ein dickes Brett vorm Kopf.«

Sein Akzent kommt stärker zum Vorschein, wenn er wütend ist. Fast schon sexy.

»Du redest Unsinn. Warum sollten sie mir etwas ›antun‹, wenn sie doch versuchen, mir zu helfen?«

»Dir helfen?« Er lacht. »Hast du nicht gesagt, du hättest Zeit mit Männern meines Schlages verbracht?«

Ich habe das Gefühl, mich verteidigen zu müssen. »Sie haben mich nicht von Geburt an aufgezogen«, sage ich. »Ich bin nur mit ein paar von ihnen ausgegangen. Okay, mit einem. Aber ja, ich habe massig Zeit mit ihm verbracht, und mit seinen Leuten und auch mit dem Mann meiner Freundin, also kenne ich die Regeln.«

Seine blauen Augen funkeln im Dämmerlicht. »Wir sind im Krieg, Kleine. Es gibt keine Regeln. Vor allem, wenn es um die Frau geht, die die ganze blutige Sauerei ausgelöst hat. Wenn sie dich halbwegs lebendig nach New York zurückbefördern würden, würde dein befreundeter russischer Boss das als Gefallen betrachten.« Er senkt die Stimme. »Egal, wie viele Male du auf dem Weg vergewaltigt und verprügelt wurdest.«

Ich weiß, dass er es ernst meint, aber er ist auch der Mann, der gedroht hat, mir den Rock runterzureißen, mir den Hintern zu versohlen und seine Mannschaft das Gleiche – oder Schlimmeres – machen zu lassen. Und der dann eine Kehrtwende vollzogen und mir eine Waffe ausgehändigt hat. Ich bin mir nicht sicher, ob man seinem Urteil unbedingt trauen kann.

Außerdem würde Nat Kage töten, wenn die Männer, die er zu meiner Rettung geschickt hat, mich stattdessen verletzen würden. Er wäre innerhalb von zehn Sekunden kastriert, und ich bin überzeugt, dass er das weiß.

Aber weiter im Text.

»Du beschuldigst mich, einen Krieg angezettelt zu haben. Warum?«

»Weil du es getan hast.«

»Ich denke, daran könnte ich mich erinnern.«

»Du erinnerst dich auch nicht, aus einem fahrenden Auto gesprungen zu sein oder Kieran geschlagen zu haben.«

»Verstehe. Also habe ich einen Mafia-Krieg angestiftet, als ich unter Drogen stand, die du mir verabreicht hast?« Mein Ton trieft vor Sarkasmus, und das gefällt ihm nicht. Ich kann sehen, dass Declan sich wünscht, er hätte seine Krawatte nie aus meinem Mund genommen.

»Verfickte Scheiße, ich habe weder die Zeit noch die Geduld, es dir auch noch aufzumalen!«

»Beruhige dich. Du musst deshalb nicht so fluchen.«

Sein durchdringender Blick ist wie eine Klinge, mit der man Farbe von der Wand schälen könnte. »Ich glaube, es ist eine Lüge, dass du keine festen Freunde hast. Ich glaube, du hattest viele, und sie alle haben Suizid verübt.«

»Und ich glaube, es ist beängstigend, dass Leute wie du das Recht haben, zu wählen. Du hast keine meiner anderen Fragen beantwortet.«

»Weil ich zu sehr damit beschäftigt bin, zu planen, wo ich deinen Leichnam vergraben werde.« Er knirscht erneut mit den Backenzähnen. Ich bin ziemlich schlecht für seine Zahngesundheit, was eine Schande ist, denn er hat unfassbar schöne Zähne.

»Hattest du eine Zahnspange, als du jung warst?«

»Was zur …? Egal. Herr im Himmel. Leg dich auf den Boden. Wenn das Auto anhält und ich aussteige, bleibst du hier drinnen. Und bei allen Heiligen: Sei still!«

Er drückt mich auf den Boden und fixiert mich dort, indem er eine Hand fest um meinen Nacken schlingt. Ich blicke zu ihm auf, erstaunt darüber, dass er anscheinend glaubt, ich würde auch nur eine einzige seiner Anweisungen befolgen.

Wieso sind Männer eigentlich Führungskräfte und dafür zuständig, alles am Laufen zu halten? Sie haben nicht den geringsten Plan.

»Hey, Gangster.«

Er schließt die Augen, stößt ein Knurren aus und verstärkt den Griff um meinen Hals.

»Na los, entspann dich. Ich wollte bloß fragen, ob du weißt, ob das umgekehrte Stockholm-Syndrom bereits existiert, oder ob du es gerade erfindest.«

»Wie viele Male haben deine Eltern dich darum gebeten, von zu Hause wegzulaufen?«

Touché. Langsam hat er den Dreh raus. »Nach dem ersten Dutzend Mal haben sie sich damit abgefunden, dass ich nicht gut auf Forderungen anspringe.«

Als er die Augen wieder öffnet, um mich anzufunkeln, lächle ich. »Oh, komm schon. Du bist bloß sauer, weil sonst du derjenige bist, der andere absichtlich zur Weißglut bringt.«

Er sieht überrascht aus. »Woher weißt du das?«

»Ich kann einen Klugscheißer-Artgenossen aus einer Meile Entfernung erkennen. Eines meiner vielen Talente. Wenn du wirklich beeindruckt sein willst, dann schau mir zu, wie ich Texas Hold’em spiele. Ich erledige alle.«

Sein Blick wird sanfter, er neigt den Kopf und betrachtet mich. Sieht mich wahrhaftig an, mit echter Neugier, so, wie Männer es nur selten tun. Die meisten von ihnen schaffen es nicht über meine Brüste hinaus.

Aber der Ausdruck verschwindet so schnell, wie er gekommen ist, als noch mehr Kugeln auf das Auto einprasseln. Es rutscht seitwärts und gerät ins Schleudern. Dann prallen wir gegen etwas, und der Wagen kommt abrupt zum Stehen. Der einzige Grund, warum ich nicht durch die Heckscheibe breche und wie ein Geschoss aus dem Wagen katapultiert werde, ist Declan, der irgendwie auf mir drauf ist und mich mit seinem Gewicht unten hält.

Als der Staub sich legt, sage ich atemlos: »Das scheint so ein Ding zu werden.«

»Du wirst selbst im Grab noch die Klappe aufreißen, oder?«

»Ich werde eingeäschert. Da gibt es dann keine Klappe mehr zum Aufreißen.«

»Ich bin sicher, du wirst dir was einfallen lassen.«

Langsam und gleichmäßig schlägt sein Herz gegen mein Brustbein, während sein Gesicht so nahe ist, dass ich jede einzelne Bartstoppel auf seinem ansehnlich kantigen Kiefer zählen kann. Sein würziger Pfefferminzgeruch steigt mir in die Nase, mit einer seiner großen Hände umfasst Declan beschützend meinen Kopf, und mir wird ein klitzekleines bisschen bewusst, wie attraktiv mein Entführer ist.

Nicht nur gut aussehend. Attraktiv. Oder anders gesagt: Meine Eierstöcke sind sehr, sehr interessiert an der großen Pistole, die er zwischen seinen Beinen hat.

Er hatte recht. Ich habe einen Hirnschaden.

Er muss gehört haben, dass meine Eierstöcke ihm wie Fangirls zujubeln, denn er wendet den Kopf ein winziges Stück und hebt fragend eine Augenbraue.

»Was, keine schlauen Widerworte?«

»Ähm, nein.«

Warum umklammere ich seine Taille mit meinen Händen? Warum schiebt er einen seiner muskulösen Oberschenkel zwischen meine Beine? Warum ist die Temperatur in diesem Wagen plötzlich um mindestens dreißig Grad gestiegen?

Declans Blick wandert zu meinem Mund. Eine angespannte Pause entsteht. Als er weiterspricht, ist seine Stimme heiser. »Ich bin sofort zurück. Vergiss nicht, was ich gesagt habe: Bleib hier.« Er rollt von mir herunter, stößt eine der Türen auf, um sie gleich darauf wieder zuzuschlagen, und ist verschwunden.

»Zurück?«, rufe ich in die Leere des Wagens. »Wo zur Hölle gehst du denn hin?«

Wie als Antwort bricht draußen eine Schießerei los.

Ich zucke zusammen, weil weitere Kugeln gegen die Fensterscheiben knallen. Dann entwischt mir ein kleiner Schrei, weil jemand auf das Dach des Wagens springt. Aufgebracht richte ich mich auf, ziehe die Waffe aus meinem Rockbund und kauere mich in die Ecke der Rückbank, die Waffe in beiden Händen, den Finger am Abzug.

Draußen ist der Dritte Weltkrieg in vollem Gange.

Wer auch immer dort auf dem Dach ist, rumpelt und poltert herum, stampft wie ein Bulle und brüllt wie ein Löwe. Ich wünschte, ich könnte sehen, was vor sich geht, aber durch die Schwärze der Nacht, die getönten Scheiben und den strömenden Regen kann ich nur verschwommen Umrisse ausmachen, die sich flink bewegen, sowie die Salven weißen Lichts, wenn jemand seine Waffe abfeuert.

Nach einer gefühlten Ewigkeit wird es plötzlich unheimlich still. Als die Minuten verstreichen und nichts passiert, überkommt mich ein Gefühl der Furcht. Ich sitze in der Falle. Wie ein Kaninchen, das auf die Wölfe wartet.

Declan hat gesagt, ich soll mich nicht rühren, aber … was, wenn Declan tot ist? Ich nehme an, dann werden die Gentlemen von der MS-13 meine neuen Entführer sein. Vom Regen in die Traufe, so ist es.

»Ach, drauf geschissen«, murmle ich, öffne leise die Tür einen Spaltbreit und spähe hinaus.

Wir sind in einem Industriegebiet nicht weit entfernt vom Flughafen. Ein Jumbojet fliegt niedrig über meinen Kopf hinweg und steuert mit dumpfem Getöse eine Landebahn an. Ganz in der Nähe stoßen die hohen Zementschornsteine einer Fabrik Rauch aus. Auf beiden Seiten der Straße reihen sich große Lagerhäuser aneinander, die dazugehörigen Parkplätze sind verwaist. Einige Meter hinter mir blockieren ein gutes Dutzend Fahrzeuge die Straße, schnittige Karren und Motorräder, die der anderen Gang gehören müssen.

Körper reihen sich in der Mitte der Straße aneinander.

Außer dem landenden Flugzeug und fernem Verkehrslärm höre ich nichts. Keine Stimmen. Keine Schritte. Keine Hilferufe.

Es ist verdammt gruselig.

»Wohin des Wegs?«

Vor Schreck ziehe ich scharf die Luft ein. Als ich wieder durch die Tür linse, sehe ich Declan, der an der Seite der Limo lehnt, die Arme vor der Brust verschränkt. Mit halb geschlossenen Lidern betrachtet er mich.

Ich mustere ihn von oben bis unten. Unglücklicherweise entdecke ich kein Blut. »Du bist am Leben.«

»Du klingst enttäuscht.«

»Fast so enttäuscht, wie du warst, als ich im Flugzeug zu mir gekommen bin.«

Er greift nach mir und zieht mich aus dem Wagen. Sobald ich stehe, nimmt er mir die Pistole aus der Hand, bückt sich, um sie wieder in das Holster an seinem Knöchel zu stecken, richtet sich auf und sieht mich an. »Ich war nicht enttäuscht. Ich war niedergeschlagen.«

»Himmel, danke. Du bist so großherzig.« Okay, nicht nur sein Herz ist groß. Er hat noch ein anderes Organ von beträchtlicher Größe, doch darüber denke ich lieber nicht nach.

Seine Hand um meinen Oberarm, führt er mich über die Straße, schleift mich mit sich wie ein Gepäckstück. Ich fange an zu humpeln. Da bleibt er stehen und sieht mich an.

»Meine Füße tun weh, ist aber keine große …«

Er hebt mich erneut hoch, hält mich in seinen Armen und setzt seinen Weg fort, als würde er jeden Tag jemanden durch die Gegend tragen. Was er vielleicht auch tut. Ich habe keine Ahnung, wie oft dieser Mann jemanden entführt und über regennasse, mit Leichen gepflasterte Straßen trägt.