Cattle Valley: Im Auge des Betrachters - Carol Lynne - E-Book

Cattle Valley: Im Auge des Betrachters E-Book

Carol Lynne

0,0
3,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Seit einem Jahr versucht Rancharbeiter Bo nun schon, seinem Boss Rance näherzukommen, doch dieser blockt konsequent alles ab. Als versehentlich der preisgekrönte Bulle der Ranch entwischt, müssen die beiden Männer zusammenarbeiten – was Rance absolut nicht gefällt. Denn tatsächlich ist er alles andere als immun gegen Bos Avancen, doch der Schatten seiner Vergangenheit und einer alten Verletzung hält ihn davon ab, überhaupt an eine gemeinsame Zukunft zu denken. Aber will Rance wirklich bis in alle Ewigkeit einsam sein? Oder kann er Bo glauben, dass Attraktivität schlicht im Auge des Betrachters liegt?

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 168

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Deutsche Erstausgabe (ePub) Juli 2019

Für die Originalausgabe:

Copyright © Carol Lynne 2009

Originally published in the English language as

»Cattle Valley: Eye of the Beholder«

by Totally Entwined Group Limited, UK

The moral rights of the author have been asserted.

Für die deutschsprachige Ausgabe:

© 2019 by Cursed Verlag

Inh. Julia Schwenk

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,

des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung

durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit

Genehmigung des Verlages.

Bildrechte Umschlagillustration

vermittelt durch Shutterstock LLC; iStock

Satz & Layout: Cursed Verlag

Covergestaltung: Hannelore Nistor

Lektorat: Susanne Scholze

ISBN-13: 978-3-95823-764-3

Besuchen Sie uns im Internet:

www.cursed-verlag.de

Aus dem Englischen von Jilan Greyfould

Liebe Leserin, lieber Leser,

vielen Dank, dass Sie dieses eBook gekauft haben! Damit unterstützen Sie vor allem die Autorin des Buches und zeigen Ihre Wertschätzung gegenüber ihrer Arbeit. Außerdem schaffen Sie dadurch die Grundlage für viele weitere Romane der Autorin und aus unserem Verlag, mit denen wir Sie auch in Zukunft erfreuen möchten.

Vielen Dank!

Ihr Cursed-Team

Klappentext:

Seit einem Jahr versucht Rancharbeiter Bo nun schon, seinem Boss Rance näherzukommen, doch dieser blockt konsequent alles ab. Als versehentlich der preisgekrönte Bulle der Ranch entwischt, müssen die beiden Männer zusammenarbeiten – was Rance absolut nicht gefällt. Denn tatsächlich ist er alles andere als immun gegen Bos Avancen, doch der Schatten seiner Vergangenheit und einer alten Verletzung hält ihn davon ab, überhaupt an eine gemeinsame Zukunft zu denken. Aber will Rance wirklich bis in alle Ewigkeit einsam sein? Oder kann er Bo glauben, dass Attraktivität schlicht im Auge des Betrachters liegt?

Widmung

Für meine neueste Freundin Jambrea Jones. Ich hoffe, es gefällt dir.

Kapitel 1

»Pass auf!«, rief eine ihm vertraute Stimme.

Da er gerade am Schwader, einem Gerät zum Zusammenfassen vom Heu, arbeitete, hatte er kaum Zeit, sich umzudrehen, bevor der Bulle ihn erreichte. Im Bruchteil einer Sekunde beschloss er, sich zwischen die Zinken des großen Rechens zu quetschen, bevor der Bulle ihn umrennen und auf den Stahlstangen aufspießen konnte.

Bo schrie auf, als eine der gelben Zinken sich in seine Seite bohrte und ein weiteres Vorankommen verhinderte. Er bedeckte seinen Kopf und wappnete sich für den Aufprall. Der heranstürmende Bulle hielt nicht an, bis er nur Zentimeter von Bos Versteck entfernt in die Maschine krachte. Der daraus resultierende Stoß trieb nicht nur die Zinke weiter in Bos Körper, sondern auch eine weitere in die Stirn des Bullen. Das eine Tonne schwere Tier wich zurück, befreite sich von der Zinke und warf den Kopf hin und her, wobei er Bo mit Blut bespritzte.

Rance und zwei weitere Cowboys bekamen endlich ihre Lassos über Zero Tolerances Kopf, doch selbst zu dritt waren sie der Kraft des Bullen nicht gewachsen.

Als er sich von der Zinke zu lösen versuchte, spürte Bo irgendetwas reißen. »Fuck!«, schrie er und legte sofort eine Hand auf seine Seite.

Ihm war bewusst, dass er nirgendwo hingehen konnte, ohne sich selbst weiter zu verletzen, also hatte er keine Wahl, als daneben zu stehen und zuzuschauen, während die drei Cowboys versuchten, den preisgekrönten Rodeobullen wieder unter Kontrolle zu bekommen.

Was er allerdings tun konnte, war, Verstärkung anzufordern. Er zog sein Handy aus der Halterung an seinem Gürtel, wobei er sich so wenig wie möglich bewegte, und rief im Haupthaus an. Selbst die kleinste Bewegung schien die Zinke noch tiefer hineinzutreiben. Als Shep ans Telefon ging, keuchte Bo vor Schmerz.

»Shep.«

»Hier ist Bo. Wir brauchen etwas Unterstützung auf der Ostweide. Zero Tolerance ist verletzt und dreht gerade durch. Rance, Buddy und Steve versuchen, ihn in den Griff zu bekommen, aber sie scheinen den Kampf zu verlieren. Und ruf Jeb an. Wenn er in der Gegend ist, können wir den verdammten Bullen vielleicht noch retten.«

»Wir kommen sofort.«

»Oh, und du solltest vielleicht ein paar Gummihandschuhe aus der Kiste in der Scheune mitbringen. Ich blute wie ein abgestochenes Schwein und werde etwas Hilfe dabei brauchen, vom Schwader loszukommen.«

»Scheiße. Soll ich einen Krankenwagen rufen?«

Bo atmete tief durch. Seine Lungen schienen unverletzt zu sein, doch es ließ sich nicht sagen, welche inneren Verletzungen er noch davongetragen haben mochte. Wenn man HIV positiv war, war jede Art von Infektion besorgniserregend. Das Blut, das er an seiner Seite hinabrinnen spürte, konnte auch nichts Gutes bedeuten. »Ja, solltest du wohl lieber. Sorg allerdings dafür, dass sie über meine Krankheit Bescheid wissen.«

»Mach ich, halte durch, Kumpel.«

Bo ließ das Handy aus seiner blutverschmierten Hand auf die Wiese fallen. Gottverdammt. Er hatte sich so gut geschlagen, hatte in den fünfzehn Monaten seit seiner Anstellung nicht mal einen Schnupfen gehabt.

Er griff nach seinem T-Shirt und riss es an seiner Seite auseinander, um einen genaueren Blick auf seine Verletzung werfen zu können. Bei dem Versuch, sich weit genug vorzubeugen, um sich die Wunde anzusehen, verlor er beinahe ein Auge an eine weitere Zinke. Seufzend kam er zu dem Schluss, dass er besser beraten war, wenn er sich so ruhig wie möglich verhielt. Er nahm den Zipfel des ruinierten T-Shirts und drückte ihn auf die Wunde.

Shep, Jeremy und Jim fuhren mit dem Pick-up vor. Als Erster sprang Shep mit einer Betäubungspistole in der Hand heraus. »Tretet zurück«, befahl er.

»Warte«, rief Rance. »Er hat eine Menge Blut verloren. Du könntest ihn damit umbringen.«

Sheps Blick wanderte von Rance zu Bo. »Besser er als Bo, und wie es aussieht, wird genau das passieren, wenn wir Bo nicht bald Hilfe holen.«

Sobald Shep einen Betäubungspfeil auf den Bullen abgeschossen hatte, reichte Rance sein Seil an Jimmy weiter und eilte zu Bo hinüber.

»Fass mich nicht an«, warnte Bo. »Ich glaube, Shep hat Handschuhe mitgebracht.«

Bevor Rance sich umdrehen konnte, war Shep auch schon da und teilte Latexhandschuhe an alle aus. Mit übergestreiften Handschuhen kamen Shep und Rance auf ihn zu. Bo wusste, dass es schlimmer aussah, als es tatsächlich war.

»Das meiste davon ist von dem Bullen«, erklärte er, während er auf sein mit Blut bespritztes Gesicht deutete. »Mein Problem liegt hier unten an meiner Seite. Eine der Zinken scheint sich irgendwo verhakt zu haben.«

Rance ging zur Rückseite des Schwaders und versuchte, sich einen besseren Überblick zu verschaffen, womit sie es zu tun hatten. »Ich glaube, wir müssen die Zinke von der Maschine abmontieren und es dann den Ärzten überlassen, sie zu entfernen.«

Bo schnappte nach Luft und bemühte sich nach Kräften, die plötzliche Welle der Übelkeit niederzukämpfen. Da weiterhin stetig Blut aus der Wunde floss, wusste er, dass er nicht viel länger bei Bewusstsein bleiben würde. Wenn er ohnmächtig wurde, bevor Rance die Zinke gelöst hatte, war nicht vorauszusehen, welchen Schaden seine inneren Organe nehmen würden. »Beeilt euch, ich glaube nicht, dass ich noch lange durchhalte.«

»Es reicht jetzt«, schrie Rance, griff nach dem Werkzeugkasten und wühlte darin herum, bis er fand, was er brauchte.

Bo winkte Shep heran und lehnte sich gegen ihn. So leise, dass Rance es nicht hören konnte, flüsterte er in Sheps Ohr: »Ich bitte dich nur ungern darum, aber ich möchte, dass du dafür sorgst, dass ich auf den Beinen bleibe. Meine Sicht wird langsam ziemlich verschwommen.«

Shep schlang beide Arme um Bos Oberkörper, während Rance grimmig daran arbeitete, die Zinke zu lösen, ohne sie dabei zu bewegen.

Bo legte den Kopf auf Sheps Schulter. »Tut mir leid, Boss.«

»Es war nicht deine Schuld. Aber du bist es Rance schuldig, hier lebend rauszukommen, also kämpf gefälligst.«

»Falls ich's nicht schaffe, sag ihm…«

»Ich hab's!«, rief Rance. »Holt ihn verdammt noch mal da raus.«

Behutsam half Shep dabei, Bo weit genug von der Maschine wegzutragen, um ihn auf das weiche Gras betten zu können. Während Bo darum rang, bei Bewusstsein zu bleiben, vernahm er die Sirene des Krankenwagens. Ihm dämmerte, dass die Sanitäter schon wissen würden, was zu tun war, und erlaubte sich, die Augen zu schließen.

Nachdem er ein neues Paar Handschuhe übergestreift hatte, kniete sich Rance neben Bo. »Bo? Wach auf. Komm schon, mach die Augen auf.«

»Lasst den Krankenwagen durchs Tor«, schrie er Buddy an.

Vorsichtig entfernte er das blutdurchtränkte T-Shirt von der Zinke und zog dann sein eigenes Westernhemd aus. Da er die Metallstange nicht anfassen wollte, hielt er den Stoff gegen den aufgerissenen Teil von Bos Bauch, bis Zac Alben ihm auf die Schulter tippte.

Widerstrebend machte Rance ihm Platz. Während Zac und Feuerwehrhauptmann George Manning sich daran machten, Bo zu stabilisieren und auf eine Trage zu heben, kehrten Rances Gedanken zur vergangenen Woche zurück.

Bo betrat in fantastischer Stimmung die Küche der Baracke. »Guten Morgen allerseits.«

Rance schaute von seinem Teller mit Eiern und Speck auf, bevor er hastig den Blick wieder senkte. Allein der Anblick des Mannes war genug, um ihm den Kopf zu verdrehen, doch die gute Laune und das Filmstar-Lächeln waren zu viel.

Sein schulterlanges, schwarzes Haar war noch feucht vom Duschen und Wassertropfen rannen noch über die wie gemeißelt wirkende Brust. Bei dem Bild, das Bo so früh am Morgen abgab, hätte Rance beinahe aufgestöhnt. Er wollte Bo anschreien, sein Hemd zuzuknöpfen, doch er konnte sich nicht so recht dazu durchringen. Er musste ein Sadist sein.

»Was ist der Grund für dein heiteres Gemüt an diesem schönen Frühlingstag?«, fragte Buddy.

»Du meine Güte, welch hochtrabende Worte wir heute benutzen. Wenn du es so dringend wissen willst: Heute ist einer meiner liebsten Tage im Jahr. Pflanztag. Der Tag, an dem alles möglich ist und ich als Gott unter den Sterblichen wandle. Ich allein verfüge über die Macht, den unfruchtbaren Boden in Nahrung für Mensch und Tier zu verwandeln«, erklärte Bo mit hoch getragener Nase.

Alle in der Küche brachen in Gelächter aus und Rance entdeckte eine zusammengeknüllte Serviette, die durch die Luft segelte und Bo im Gesicht traf. Er versuchte, sein Lachen zu verbergen. Obwohl er sich größte Mühe gab, sich von der Versuchung auf zwei Beinen fernzuhalten, war Bo wahnsinnig witzig und spielte den Unterhalter für sie alle.

»Behalt Zero Tolerance im Auge. Soweit es ihn betrifft, hast du eine Zielscheibe auf dem Rücken«, murmelte Rance und aß den Rest seines Specks auf.

Bo ließ sich auf den Stuhl neben Rance fallen und schüttelte den Kopf. »Was hat der miese Mistkerl bloß für ein Problem? Ich habe diesem Bullen nie auch nur das Geringste getan, aber er scheint jedes Mal komplett durchzudrehen, wenn ich in der Nähe bin.«

»Vielleicht hat er einen deiner Witze aufgeschnappt«, erwiderte Rance.

Bo lehnte sich zu ihm hinüber und machte übertriebene Kussgeräusche. »Du liiiebst meine Witze, gib es zu.«

Rance schob seinen Stuhl zurück und trug seinen Teller zum Waschbecken, wo er ihn im heißen Seifenwasser abwusch. »Ich weiß auch nicht, warum er wie ein verrückter Hornochse auf dich losgeht, aber tu dir selbst einen Gefallen und mach einen großen Bogen um ihn.«

»Oh, verstehe. Zero. Hornochse. Du bist echt witzig.«

Kopfschüttelnd nahm Rance seinen Hut vom Haken an der Tür und setzte ihn auf, wobei er ihn tief ins Gesicht zog. »Nun, Vater Getreide, hab einen wunderschönen Tag dabei, dein Saatgut einzupflanzen. Ich werde alle Hände voll damit zu tun haben, den brünstigen Kühen Bullensperma einzuführen. Wir werden sehen, wer von uns beiden sich am Ende des Tages mehr wie ein Gott fühlt.«

Nachdem er Jeb Garza dabei geholfen hatte, Zero Tolerance zusammenzuflicken und in einen der Pferche zu führen, machte sich Rance auf den Weg zum Krankenhaus in Sheridan. Bald nachdem Zac Bos Zustand eingeschätzt hatte, waren sie zu dem Schluss gekommen, dass die Klinik in Cattle Valley möglicherweise nicht gut genug ausgestattet war, um die Verletzungen des Farmers zu versorgen.

Obwohl er auf der gesamten Strecke eine Geschwindigkeit von beinahe 140 km/h beibehalten hatte, versuchte Rance, lässig zu wirken, als er in die Notaufnahme schlenderte. Er sprach mit der Krankenschwester an der Rezeption, die ihm mitteilte, dass Bo gerade operiert wurde. Gewappnet mit dem Wissen, dass Bo zumindest noch am Leben war, fuhr er mit dem Aufzug hinauf zum Wartezimmer.

Sofort entdeckte er Shep und Jeremy und ging auf sie zu. »Wie geht es ihm?«

»Er ist gerade aus dem OP-Saal raus. Sie mussten seine Milz und einen Teil seiner linken Niere entfernen, aber der Arzt ist optimistisch, dass er sich wieder erholt.«

Rance nickte und versuchte, die Informationen zu verarbeiten. »Was ist mit seinem HIV-Status? Wird irgendetwas davon Auswirkungen darauf haben?«

Shep rieb sich über den Nacken. »Nicht direkt, aber Nierenversagen ist bei HIV-Patienten immer ein Problem. Da er einen Teil seiner linken Niere verloren hat, wird das Risiko bei ihm gestiegen sein. Sie werden seine derzeitige Medikation anpassen müssen, bis er wieder gesund ist, aber die Ärzte sind der Meinung, dass er bald wieder auf den Beinen sein wird, wenn er weiterhin auf sich acht gibt.«

»Ich habe den Mann angerufen, den er als Notfallkontakt vermerkt hatte«, fügte Jeremy hinzu. »Er fliegt aus Idaho ein.«

Obwohl er kein Recht hatte, irgendetwas dazu zu sagen, gefiel Rance der Gedanke an einen anderen Mann, der an Bos Bett saß, überhaupt nicht. »Wer ist der Kerl?«

Jeremy grinste. »Lark ist ein alter Freund von Bo aus seiner Zeit in der Kommune oben im Norden. Er und sein Partner Kade sind diejenigen, die Bo überhaupt erst nach Cattle Valley gebracht haben.«

Rance erinnerte sich daran, wie er Bo zum ersten Mal gesehen hatte. Es war in der Bäckerei gewesen. Er hatte in der Schlange gestanden, als drei umwerfend gut aussehende Männer hereingekommen waren. Er hatte sofort gewusst, dass sie keine Einheimischen waren. Die Polizeiinstinkte lagen ihm noch im Blut und so war er kurz aus der Reihe getreten, um die Männer einzuschätzen.

Der kleinere stellte keine Gefahr dar, das war ihm bei dem breiten Lächeln des Mannes sofort klar, doch die beiden anderen wirkten beinahe… gefährlich.

Was Rance mehr als alles andere gestört hatte, war, dass er den Blick nicht von Bo hatte abwenden können. Da lag etwas fast schon Animalisches im Aussehen des Mannes, das Rances Schwanz statt seinem Kopf ansprach. Er hasste das Gefühl und hatte die Bäckerei kurz danach verlassen.

Er reimte sich zusammen, dass es sich bei den beiden Männern, die in die Stadt kommen würden, um die gleichen handelte wie jene, die Bo an diesem Tag begleitet hatten. Rance wusste nicht viel über Bos Leben, bevor er auf der Back Breaker angestellt worden war, doch ihm waren eine Menge Gerüchte über die Kommune aus der Kategorie Freie Liebe zu Ohren gekommen, in der er in Kanada gelebt hatte. Was, wenn die drei Liebhaber gewesen waren?

»Also, wann werden diese Freunde hier ankommen?«, fragte er.

Jeremy warf einen Blick auf seine Uhr. »In etwa einer Stunde. Warum? Meldest du dich freiwillig, um sie vom Flughafen abzuholen?«

Eigentlich hatte er das nicht vorgehabt, doch er wusste, dass er wie ein Arsch rüberkommen würde, wenn er jetzt ablehnte. »Klar.«

Mit vor der Brust verschränkten Armen wartete Rance am Ausgang des Terminals für ankommende Flüge auf Lark und Kade. Es war jetzt fast neun Uhr und sein Magen erinnerte ihn daran, dass er seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hatte. Er dachte darüber nach, auf dem Weg zurück zum Krankenhaus irgendwo essen zu gehen, doch er war sich nicht sicher, ob er sich so lange in der Gesellschaft von Bos Freunden aufhalten konnte, ohne Fragen über Dinge zu stellen, die ihn nichts angingen.

Den großen Bikertypen machte er zuerst aus und hielt eine Hand hoch, um ihm zuzuwinken. Der kleinere – wenn man von der Beschreibung ausging, die er bekommen hatte, handelte es sich um Lark – trat aus dem Schatten des Bikers und kam auf Rance zu. Seit einem Jahr hatte er Bo von den beiden Männern reden hören, die sich ihm jetzt näherten, warum war er also plötzlich so nervös?

»Wie geht es ihm?«, fragte Lark und rückte den Riemen des großen Rucksacks auf seiner Schulter zurecht.

»Als ich das Krankenhaus verlassen habe, war er aus dem OP raus und stabil. Alles Weitere erzähle ich euch auf der Fahrt.« Er streckte die Hand aus. »Ich heiße übrigens Rance.«

Lark schüttelte ihm die Hand, bevor er auf den großen Mann deutete. »Ich bin Lark und das ist mein Partner Kade. Es ist schön, endlich ein Gesicht mit dem Namen verbinden zu können.«

Rance war überrascht zu hören, dass Bo ihn Lark gegenüber namentlich erwähnt hatte. Er fragte sich, was er wohl gesagt hatte.

Er bemerkte, dass Kade sich distanzierter benahm als Lark und es noch nicht einmal für nötig hielt, Rance die Hand zu schütteln. Tja, das sollte ihm recht sein. Er musste mit den beiden nicht gut auskommen, er holte sie nur ab, um Bo einen Gefallen zu tun.

»Ist das alles, was ihr an Gepäck dabeihabt?« Rance deutete auf die große Reisetasche, die über Kades breiter Schulter hing.

»Das ist alles. Lark muss am Sonntag wieder zurückfliegen. Er hat nächste Woche seine Abschlussprüfungen. Und ich brauche nicht mehr als eine Jeans zum Wechseln und ein paar T-Shirts.«

Rance wandte sich dem Ausgang zu und verdrehte die Augen. Er hatte den Kerl nicht um eine Bestandsaufnahme seines Gepäcks gebeten. Allerdings hatte er eine Sache herausgefunden. Kade würde offenbar zumindest über die kommende Woche bleiben. Scheiße.

Nachdem er seine Schlüssel aus der Hosentasche gefischt hatte, deutete Rance auf den Pick-up der Ranch. Er sagte kein Wort, während Kade die Reisetasche und Larks Rucksack auf die Ladefläche warf und zu seiner Rechten einstieg. Wenigstens saß Lark in der Mitte. Rance wusste nicht, ob er die eisige Kälte, die Kade ausstrahlte, auf der Rückfahrt überlebt hätte.

Sobald er den Parkplatz verlassen hatte, begannen die Fragen. Rance gab sein Bestes, alles wiederzugeben, was er während des Gesprächs mit Shep erfahren hatte.

»Ich habe nicht persönlich mit dem Arzt gesprochen, also nagelt mich nicht auf irgendetwas fest«, fügte er hinzu.

»Wie lange wird er ihrer Meinung nach brauchen, um wieder auf die Beine zu kommen?«, fragte Kade.

»In drei oder vier Wochen sollte er sich schon viel besser fühlen, aber er wird mindestens acht brauchen, um sich vollständig zu erholen.«

»Wie wird sich das auf seine Arbeit auswirken? Dieser Shep hat nicht vor, jemanden anzuheuern, der seine Stelle übernimmt, oder?«, wollte Kade wissen.

»Wir haben noch nicht wirklich darüber gesprochen. Bo ist der einzige Landwirt, der bei uns angestellt ist, und er hat gerade erst angefangen, das Getreide anzupflanzen, also bin ich mir nicht sicher, was Shep tun wird.«

»Ich kann das machen«, meldete sich Lark zu Wort. »Ich habe die ersten achtzehn Jahre meines Lebens auf dem Land verbracht.«

»Du musst noch eine Woche zur Schule gehen«, erinnerte ihn Kade.

»Ja, aber ich kann so viel wie möglich erledigen, bis ich Sonntagabend zurück muss, und dann alles fertig machen, wenn die Prüfungen vorbei sind.« Lark begann, Kades Hals zu küssen. »Komm schon, es wird sicher lustig, den Sommer so zu verbringen. Wir hatten sowieso vor, nach Cattle Valley zu ziehen, wir verlegen das Datum einfach ein paar Monate nach vorne.«

»Und was soll ich machen, während du weg bist und Landjunge spielst?«, fragte Kade und kitzelte Lark zwischen den Rippen.

Lachend schlug Lark Kades Hände weg. »Du kannst mir die Hütte bauen, mit der du mir ständig in den Ohren liegst.«

Rance sah seine Chance und ergriff sie. »Ich befürchte, in dieser Hinsicht werdet ihr nicht viel Glück haben. Verfügbares Land ist in der Gegend von Cattle Valley ziemlich rar.«

»Wir finden schon einen Weg«, behauptete Kade und küsste Larks blonden Haarschopf.

Mist.

Es dauerte fast drei Tage, bis Bo normale Besucher empfangen durfte. Natürlich war Lark der Erste, dem diese Ehre zuteilwurde, denn offensichtlich wurde Rance nicht so hoch eingestuft. Ja, es schmerzte ihn, und das ließ er an jedem in seiner Nähe aus, besonders an seinen Viehtreibern.

Nachdem er geduscht hatte, um den Gestank loszuwerden, schlüpfte er in seine neue Jeans und das schwarze Westernknöpfhemd. Er setzte den schwarzen Stetson auf und zog ihn wie immer tief ins Gesicht, bevor er sich die Schlüssel vom Tisch neben der Vordertür schnappte.

»Gehst du Bo besuchen?«, brüllte Steve aus der Scheune.

»Jepp.«

»Richte ihm Grüße von uns aus. Und sag ihm, dass es hier ohne ihn ziemlich langweilig ist.« Steve lachte leise.

»Mach ich«, erwiderte Rance und stieg in seinen großen, schwarzen Pick-up mit Allradantrieb.

Bevor er nach Sheridan fuhr, schaute er bei Brynn's Bäckerei