Chara intermedia - Heidi Brand - E-Book

Chara intermedia E-Book

Heidi Brand

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Beschreibung

Die Uralge Chara intermedia fasziniert praktizierende Homöopathen und Patienten gleichermaßen. Seit der Veröffentlichung der Arzneimittelstudie über die reinigende Kraft der Armleuchteralge von Heidi Brand und Norbert Groeger im Jahr 2012 hat das Interesse stetig zugenommen. Chara intermedia, 2012 Alge des Jahres, ist eine der ältesten Organismen dieser Erde und ein Verbindungsglied zwischen dem Mineralreich und den Landpflanzen. Wo andere Algen Gewässer verschmutzen, ist sie imstande, das Wasser kristallklar zu säubern. Die homöopathische Arznei Chara intermedia konnte sich bei Erkrankungen im Alter wie Starre, Arthrose, Demenz, Verwirrungszuständen und Morbus Parkinson bewähren. Beachtliche Erfolge erzielten Verordner auch bei Autoimmunerkrankungen, Borreliose, Alkoholismus, Fibromyalgie oder ADS/ADHS. Auf der psychischen Ebene zeigt sich ihre reinigende Wirkung, indem sie Belastendes aus dem Unbewussten ins Bewusstsein zu bringen vermag. Die neue Auflage wurde von den Autoren durch umfangreiche klinische Indikationen erweitert, darunter die Ausleitung von Schwer- und Leichtmetallen im Blut z.B. nach Amalgamentfernung, die Senkung von erhöhter Harnsäure oder die Behandlung von Impffolgen. Ein Kapitel wird dem Arzneimittelbild der Schwesteralge Chara aspera gewidmet. „Heidi Brand und Norbert Groeger haben eine großartige Arbeit geleistet. Für die homöopathische Gemeinschaft, ich wage zu sagen, für die Menschheit haben sie die Heilwirkung und die Essenz der Chara intermedia so gekonnt herauskristallisiert, dass sie binnen kurzer Zeit zu unseren Polychresten zählen wird. Das Mittel passt in diese bewegte Zeit der Menschheitsgeschichte, und so hoffe ich, dass die Chara intermedia viele von uns zur Heilung führen wird.“ — Dr. Frans Kusse, Homöopath „Frau Brand und Herr Groeger haben mit ihrem Buch über die Chara intermedia einen vorbildlichen Maßstab für die moderne homöopathische Arzneimittelprüfung gesetzt.“ — Walter Schmitt, Apotheker

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Seitenzahl: 277

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Heidi Brand und Norbert Groeger

Chara intermedia

Die reinigende Kraft der Armleuchteralge

Eine homöopathische Studie mit Fallbeispielen

Impressum

Heidi Brand und Norbert Groeger

Chara intermedia

Die reinigende Kraft der Armleuchteralge

1. deutsche Ausgabe 2012

2. deutsche Ausgabe 2012

3. erweiterte deutsche Ausgabe 2014

4. erweiterte deutsche Ausgabe 2017

ISBN 978-3-95582-156-2

Herausgeber: Narayana Verlag GmbH, Blumenplatz 2, 79400 Kandern

Tel.: +49 7626 974970-0

E-Mail: [email protected]

www.narayana-verlag.de

© 2012, Narayana Verlag GmbH

Layout: Karin Jerg, www.karin-jerg.de

Alle Rechte vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlags darf kein Teil dieses Buches in irgendeiner Form – mechanisch, elektronisch, fotografisch – reproduziert, vervielfältigt, übersetzt oder gespeichert werden, mit Ausnahme kurzer Passagen für Buchbesprechungen.

„Wer sich tief weiß, bemüht sich um Klarheit“Friedrich Nietzsche

Inhaltsverzeichnis

Dank

Präambel

Wie wir zu der Alge Chara intermedia kamen

Ergänzende Präambel zur 3. Auflage

Gedanken zu den Ergänzungen der 4. Auflage

Vorwort von Dr. Frans Kusse

Wir sind der ganze See und nicht nur die Oberfläche

Die Alge

Die besondere Welt der Algen

Die Algen – eine uralte Pflanzengruppe

Vier große Algengruppen

1. Blaualgen

2. Braunalgen

3. Rotalgen

4. Grünalgen

Meeresalgen und Armleuchteralgen – ein Vergleich

Die Pflanze

Chara intermedia: Botanische Details

Beschreibung

Verbreitung

Gestalt der Chara intermedia

Verwandtschaft der Characeen mit anderen Wasserpflanzen

Standorte

Characeen im Tiefwasser der Seen

Characeen im kalten Quellwasser

Characeen als Pioniere in jungen Gewässern

Zusammenschau der Standorte: An der Grenze des Lebens

Inhaltsstoffe

Kalk und Erstarrung

Schwefel und Feuerprozess

Wasserreinigung durch Characeen

Chara – die Feuerpflanze unter Wasser

Zusammenfassung: Das Wesen der Pflanze

Die Prüfung

Homöopathische Arzneimittel-Selbsterfahrung

Entnahme der Substanz

Kleiner Exkurs in die Geschichte der klassischen Homöopathie

§ 118

§ 162

Die homöopathische Verreibung nach Organon 6. Auflage, § 270

Verreibungsprotokoll

Stimmungen und Empfindungen im Wortlaut der Anwesenden

C 1-Verreibung

C 2-Verreibung

C 3-Verreibung

Durchführung der homöopathischen Arzneimittel-Selbsterfahrung

Bemerkenswertes während der HAMSE

Treffen zur Mittelaufdeckung und zum Zusammentragen der Erfahrungen

Materia Medica

Zusammenstellung der Materia Medica

Gemüt

Verwirrung, Nebel

Vergangenheit

Traurigkeit, Depression

Energielosigkeit

Ruhelosigkeit

Pflichtgefühl, Ernsthaftigkeit

Konfrontation mit unerlösten Themen

Erkenntnis und Verarbeitung

Geburt, Reifung, Altern, Übergangsprozesse

Isolation

Reizbarkeit

Gelassenheit

Ruhe

Tatendrang

Aufräumen, Entsorgen – Reduktion auf das Wesentliche

Zentrierung

Sich finden, Selbstwert

Klarheit, Struktur und Ordnung

Der Stein der Weisen

Wasser

Außergewöhnliches

Träume

Traumthemen

Körper

Schwindel

Kopf

Augen

Sehen

Ohren

Hören

Nase

Gesicht

Mund

Geschmack

Zähne

Hals

Hals, äußerer

Magen

Abdomen

Rektum

Stuhl

Blase

Nieren

Harn

Genitalien, männliche

Genitalien, weibliche

Larynx & Trachea

Atmung

Husten

Brust

Rücken

Extremitäten

Schlaf

Schweiß

Haut

Allgemeines

Modalitäten

Repertorium

Rubriken aus Complete Repertory 2000 & 2007

Das Mittelbild

Ähnlichkeiten zwischen der Substanz und dem Arzneimittel

Morphologische Struktur: Kalkummantelung und Starrheit

Innerer Schwefelprozess: aufräumen, entsorgen und reinigen – reflektieren – Reduktion auf das Wesentliche

Lebensraum: Traumbilder und Unterwasserwelten

Zusammenfassung der homöopathischen Wirkung

Die Essenz der Chara intermedia

Charakteristika von Chara intermedia (nach Bönninghausen)

Körper

Schwindel

Augen

Ohren

Mund

Magen

Abdomen

Blase

Rücken

Extemitäten

Haut

Allgemeines

Psyche

Klinik

Worte und Empfindungen

Beziehungen - ähnliche Mittel

Verwandtschaften/Überlegungen nach Dr. Ulrich Welte

Kasuistiken

Fall 1

Fall 2

Fall 3

Fall 4

Fall 5

Fall 6

Weitere Fallgeschichten aus den Jahren 2012–2016

Fall 7

Fall 8

Fall 9

Fall 10

Fall 11

Fall 12

Fall 13

Eine Geschichte zu guter Letzt

Resümee

Nachbetrachtung

Abschließende Gedanken

Zeitqualität

Chara Aspera

Botanische Details

Systematische Einordnung

Beschreibung

Ökologie

Verbreitung

Anhang

Bezugsquelle

Abbildungsverzeichnis

Literaturverzeichnis

Zitatverzeichnis

Impressum

Die Autoren

Stichwortverzeichnis

Dank

Wir danken

• Allen Prüfern und Supervisoren, die mit großem Einsatz und Engagement zu diesem Gemeinschaftswerk beigetragen haben. Mit den meisten besteht auch heute, nach drei Jahren, ein reger Kontakt und Austausch über die Armleuchteralge „Chara intermedia“.

• Dr. Michael Bögle, der an der TU München seine Diplom- und Doktorarbeit über die Chara intermedia verfasste. Es war seine Idee, diese Alge homöopathisch zu prüfen, denn er war von ihrer Besonderheit überzeugt. Er stand uns mit Rat und Tat zur Seite.

• Dr. PD Hans-Christoph Vahle, der durch seinen anthroposophischen und goetheanischen Ansatz unseren Zugang zur Chara intermedia erweiterte und unser Verständnis für diese besondere Pflanze vertiefte.

• Walter Schmitt für sein großes Interesse, die Chara intermedia in seiner Apotheke zu verreiben, für die Mittelherstellung zur Prüfung und dafür, dass er immer motivierend und liebevoll das ganze Projekt begleitete.

• Anne Schadde für ihre Unterstützung bei der Verreibung. Ihr Geist ist uns eine Inspiration.

• Mercedes Lopes de Argumedo, Supervisorin, für die Anleitung zum Erstellen der Materia Medica und des Repertoriums. Sie war uns eine sehr wertvolle Hilfe.

• Bettina Kunz, Supervisorin, für die Gespräche über die Mittelwirkung und ihren Beitrag von zwei Fallbeispielen.

• Dr. med. Klaus von Ammon für seine wohlwollenden Gedanken und Anregungen.

• Prof. Dr. Henrik Schubert, für die aktuellen Forschungsergebnisse der Characeen weltweit.

• Anne Devillard, Chefredakteurin der Zeitschrift Natur & Heilen, übernahm mit sehr viel Gespür die Endkorrektur.

• Allen Patienten, die sich bereiterklärten, ihre Krankheitsgeschichte zu veröffentlichen.

• Von Herzen dem Narayana Verlag für die stets konstruktive Zusammenarbeit und die Bereitschaft, dieses Buch zu drucken.

Präambel

Wie wir zu der Alge Chara intermedia kamen

Nur wenige lebende Organismen liefern uns so viele wertvolle Informationen über eine urferne planetarische Zeit, deren Zeuge sie waren, wie die Wasserpflanzen, insbesondere die Algen. Umso überraschender ist es, dass diese einzelligen bzw. mehrzelligen Organismen, welche die Entstehung des Lebens auf der Erde entscheidend beeinflussten, bisher in der Homöopathie kaum Beachtung fanden.

Alle unsere Landpflanzen, die später auf der Erdoberfläche erschienen, stammen sehr wahrscheinlich von diesen Ur-Wasserpflanzen ab. Viele Arten kamen und starben wieder aus. Verschwand nach einer gewissen Zeit ihre ökologische Nische? War eine Anpassung an ein sich ständig verwandelndes Milieu nicht möglich? Waren ihre spezifischen Fähigkeiten irgendwann nicht mehr gefragt? Fragen, die noch unbeantwortet sind und die vielleicht lange noch unbeantwortet bleiben werden …

Einzelne Vertreter aus dem pflanzlichen und tierischen Reich konnten jedoch diesen Entstehungs- und Absterbenszyklus überdauern. Über Jahrtausende hinweg haben sie sich trotz oder gerade aufgrund von planetarischen Veränderungen und klimatischen Widrigkeiten durchgesetzt. Dies mag an ihrer besonderen Flexibilität liegen, oder auch an ihrer grundlegenden Fähigkeit, alle auftauchenden Veränderungen durchzuhalten. Gerade die Kombination aus beidem macht diese Gruppe so besonders.

In der Tierwelt sind es u. a. die Krokodile, die Schildkröten sowie einzelne Insekten, die diese beiden Eigenschaften vereinen. Bei den Pflanzen sind es die Algen, insbesondere die Grünalgen. Was sie charakterisiert, ist auf der einen Seite ihr Pioniercharakter, ihre Bereitschaft, neue Lebensräume zu erschließen, auf der anderen Seite die Bewahrung der alten Formen. Die Characeen, eine besondere Gruppe der Grünalgen, haben Samenkapseln, Oosporen, die durch Kalkinkrustierung sehr hart werden und sich bei Versteinerung erhalten. Solche Gebilde finden sich in Gesteinsschichten, die mindestens 450 Millionen Jahre alt sind! Das bedeutet, dass das Wesen dieser Pflanzen seit dieser Zeit das Leben auf unserem Planeten prägt. In zahlreichen Gewässern bevölkern die Characeen die tiefen Wasserschichten, beruhigen die Wasserströme, reinigen das Wasser, bieten Lebensräume für andere Wasserbewohner. Sie bilden ganze Wälder von starren, verkalkten Gestalten. Sie werden wie Urwaldriesen bewachsen, verkalken an den alten Trieben und erneuern sich aus einzelnen Sprossstücken … ein nie endender Kreislauf.

Vielleicht verstehen Sie jetzt, liebe Leser, warum das Thema der Algen, insbesondere der Characeen und unter ihnen die Chara intermedia, uns in ihren Bann zog und nicht mehr losließ.

Die Idee, die Alge Chara intermedia nicht nur auf der pflanzlichen, sondern auch auf der medizinischen - insbesondere homöopathischen - Ebene zu erforschen und zu prüfen, entstand im Jahr 2000, als Michael Bögle an der TU München in der limnologischen Station Iffeldorf seine Diplom-, und später seine Doktorarbeit über diese Wasserpflanze verfasste. Er gab mir die Möglichkeit, an seinen Forschungsergebnissen teilzuhaben. So suchten, entnahmen und bestimmten wir diese Alge aus zahlreichen Gewässern in Europa, vor allem jedoch aus den bayrischen Flüssen und Seen. Uns faszinierte die Tatsache, dass dort, wo andere Algen Gewässer verschmutzen, die Chara intermedia imstande war, das Wasser kristallklar zu säubern. Je länger wir sie beobachteten, desto größer wurde unser Respekt dieser Urpflanze gegenüber. Wir hatten es also mit einer ursprünglichen Wasserpflanze zu tun, die weltweit zu finden ist. Wir fragten uns, ob die speziellen Eigenschaften, die die Limnologen wissenschaftlich nachgewiesen haben, in pflanzlichen oder homöopathischen Arzneimitteln, die aus dieser Alge hergestellt sind, sichtbar werden.

Ich nahm mir sieben Jahre Beobachtungszeit, um die Chara intermedia auf mich wirken zu lassen.

2007 und 2008 sprach ich mit der Homöopathin Anne Schadde, bekannt für ihre homöopathischen Mittelprüfungen, und dem Apotheker Walter Schmitt, der sofort von der Notwendigkeit überzeugt war, eine Alge homöopathisch zu verreiben. Im Vergleich zu den vielen Substanzen aus dem Wasser, wie Tiere und Mineralien, gibt es seltsamerweise kaum homöopathische Mittel aus Algen. Und das, obwohl evolutionsgemäß die Algen am Anfang allen Lebens stehen und aus dem Wasser kommen.

So beschlossen wir, aus der Chara intermedia ein homöopathisches Medikament herzustellen. Kurz zuvor kam Norbert Groeger, ebenfalls Homöopath, zu unserem Projekt hinzu, und es stellte sich heraus, dass er ein ganz besonderes Gespür für das Wesen dieser Pflanze hatte.

Wir wurden zu einem sehr gut funktionierenden, sich ergänzenden Team. Da die Mittelverreibung genau so beeindruckend war wie die sieben Jahre Beobachtungszeit, beschlossen wir 2009, die Chara intermedia homöopathisch zu prüfen. Die Prüfer und Supervisoren konnten sich ausnahmslos sehr gut beobachten und reflektieren. Sie zeichneten hoch motiviert ihre Befindlichkeiten während der dreimonatigen Beobachtungszeit auf.

Nach Beendigung der Homöopathischen Arzneimittel-Selbsterfahrung (HAMSE) entdeckten wir die Arbeiten von Dr. Hans-Christoph Vahle, Vegetationskunde-Dozent an der Universität Witten. Er hatte nicht nur zahlreiche Publikationen über die Characeen veröffentlicht, sondern beschäftigte sich auch intensiv mit deren Wirkungen in der Landschaft und in der Landwirtschaft. Mit seinem anthroposophischen und goetheanischen Ansatz vertiefte er unser Verständnis der Wasserpflanzen-Welt und erweiterte unsere Erforschung des ungeahnten Heilpotenzials, das wir in der Chara intermedia sahen.

Somit kam, wie so oft im Leben, alles zur richtigen Zeit. Die ganze Auswertung war wie ein spannender Krimi, und die Patienten, denen die homöopathische Arznei bei der Heilung bzw. Linderung ihrer Symptome half, bestätigten unsere Ergebnisse.

Und jetzt möchten wir Sie mitnehmen, liebe Leser, auf eine Reise unter Wasser, eine Reise zu den Anfängen allen Lebens, in die Tiefen unserer Seen und in die Tiefe unserer Seele …

Heidi BrandPlanegg, Januar 2012

Ergänzende Präambel zur 3. Auflage

Das Erscheinen unseres Buches, zahlreiche Rezensionen sowie ein Artikel in der Zeitschrift „Natur & Heilen“ lösten eine große Welle von Resonanz aus. Über Wochen und Monate bekamen wir täglich sehr viele Anrufe, E-Mails und Briefe. Wir konnten nicht verhindern, dass betroffene Menschen Chara intermedia im Alleingang einnahmen. Einerseits zeugt es von Selbstverantwortung, die zu begrüßen ist, andererseits war das nicht ganz in unserem Sinn. Nach den Gesetzen und der Vorgehensweise der klassischen Homöopathie sollte die Arzneimittelwahl eine Blaupause der Gesamtheit der körperlichen, seelischen und geistigen Verfassung des Patienten sein. Dazu ist ein neutraler Beobachter in Form eines homöopathischen Arztes oder Heilpraktikers hilfreich.

Dennoch waren wir mehr als erstaunt und berührt über die vielen positiven Rückmeldungen von Menschen, die uns über die Linderung und sogar Heilung ihrer Beschwerden durch die Einnahme von Chara intermedia berichteten.

Ferner setzten etliche Kollegen im In- und Ausland die Alge in ihrer Praxis ein und beschrieben uns beeindruckende Ergebnisse.

Wir haben sämtliches Erfahrungsmaterial gesichtet, sortiert, ausgewertet und in dieser Auflage in das bestehende Grundgerüst eingearbeitet.

Ein Phänomen, das uns bei der Auswertung der HAMSE 2009 immer wieder beschäftigte und wunderte, nämlich, dass Chara intermedia imstande war, bei einer großen Anzahl von Menschen sehr viel Positives, Konstruktives und Klärendes auszulösen, setzte sich in Hunderten von Erfahrungsberichten fort.

Chara intermedia scheint in der Tat eine homöopathische Arznei zu sein, die mit dem Geist unserer Zeit und den Belangen vieler Menschen in hoher Resonanz steht.

Frans Kusse hatte recht mit seiner Vermutung, dass diese Alge ein wichtiges Medikament dieses Jahrhunderts sein wird, bei dem es darum geht, altes, unterdrücktes Leid an die Oberfläche zu transportieren und zu heilen.

Die Reflexion über unsere Lebensweise sowie die Modifikation unseres Umgangs mit dem wertvollen Gut der Erde sind wichtige Themen unserer Zeit. Um das zu tun ist es wertvoll, mit sich selbst im Reinen sein.

Dennoch sind wir uns im Klaren, dass wir erst aus fünf Jahren Erfahrungs- und Heilungsberichten Schlüsse ziehen.

Wir gehen im Detail auf diese neuen Erkenntnisse in den entsprechenden Kapiteln dieser Auflage ein.

Das Mittel scheint prädestiniert für degenerative Prozesse im körperlichen und geistigen Bereich. Zunehmende Verkalkung, Verhärtung und Versteifung sind die zentralen Themen der Armleuchteralge. In hohem Maße konnte der Bezug von Chara zum Bewegungsapparat, zur Ausleitung, Entgiftung, Entkalkung und Reinigung von Körper, Geist und Seele sowie zu Alterserkrankungen und Sklerosierungen bestätigt werden. Hervorzuheben ist auch die gesteigerte Traumaktivität sowie die Besserung bzw. Linderung von Beschwerden, die durch akute und chronische seelische Belastungen ausgelöst wurden, wie zum Beispiel Kummer, Missbrauch, Kriegserlebnisse und Erziehungstraumata.

Die Erfahrung zeigt, dass Chara intermedia die Kraft und die Energie zur Verfügung stellt, um diese Prozesse in einer konzentrierten Leichtigkeit anzuschieben.

Die Einnahme der Alge konnte im Konkreten Hilfestellung bei schweren chronischen Pathologien wie Morbus Parkinson, Multipler Sklerose, Borreliose oder Fibromyalgie leisten, eine begleitende Unterstützung bei Krebstherapie sein sowie beim psychiatrischen Symptomenkreis wie Verwirrung und Altersdemenz Besserung bringen.

Siebzig- bis achtzigjährige Patienten berichteten, dass sowohl Kriegserlebnisse als auch familiäre Verstrickungen nach der Einnahme der Alge erneut ins Bewusstsein kamen und von dem Trauma entkoppelt und entlastet wurden.

Wir freuen uns sehr, Ihnen diese neuen Erkenntnisse, die zugleich eine Ergänzung der in der 1. Auflage dargestellten Ergebnisse sind und die seitdem durch geheilte Fälle bestätigt wurden, in dieser dritten Auflage präsentieren zu können.

Wir danken speziell für die 3. Auflage:

• Allen Patienten für die Erlaubnis, ihre Patientengeschichte zu veröffentlichen, für die Durchsicht und die unermüdlichen Gespräche und Bemühungen, uns die Veränderungsprozesse durch Chara zu beschreiben.

• Allen Kollegen, die ihre Erfahrungen über den Einsatz von Chara intermedia mit uns teilten.

• Anne Schadde und Martin Jakob für den Beitrag ihrer Fallgeschichten.

• Regina Mössner für die konstruktiven Gespräche und die Endkorrektur der Patientenberichte.

• Dr. Bögle, Dr. Schneider, Prof. Dr. Melzer, die uns ausführlich die Besonderheiten der Alge erklärten – so konnten wir die Heilreaktionen der Patienten tiefer begreifen.

• Christina Kimmig und Cynthia Ewert für ihre Ideen und Hilfestellung bei der Bearbeitung der 3./4. Auflage.

Heidi Brand und Norbert GroegerPlanegg, Januar 2014

Gedanken zu den Ergänzungen der 4. Auflage.

Vorträge und Tagesseminare über Chara intermedia führten zu einem intensiven und vor allem persönlichen Austausch mit Kollegen über den Einsatz der Arznei in ihrer Praxis. Teilweise meldeten sich die Verordner an, um die Alge näher kennenzulernen. Aber auch klassische Homöopathen, die bereits Erfahrungen mit der potenzierten Alge gesammelt hatten, äußerten den Wunsch, sich mit uns in einer größeren Gruppe auszutauschen. Ihre Begeisterung war oft sehr berührend.

In einer persönlichen Runde entsteht eine andere Qualität der Auseinandersetzung als durch Verlaufsberichte via Mail – über die wir uns übrigens immer sehr freuen. Ärzte gingen in ihren Praxen sehr kreativ mit der Interpretation unserer Ergebnisse um. Und die Tatsache, dass genaue und komplexe physiologische Untersuchungsergebnisse wie Blutbild, CT, MRT, Röntgenbefunde vorliegen, hat schnell dazu beigetragen, Theorien und Vermutungen zu verifizieren. In dieser vierten Auflage haben wir uns bemüht, die häufigsten Ergebnisse und Berichte einzuarbeiten.

Wir sehen positive Ergebnisse durch die Einnahme der Alge nach Impffolgen, bei Impfirritationen. Es zeigt sich auch eine Verbesserung der Blutwerte bei erhöhter Harnsäure sowie bei erhöhten Werten von Leichtmetallen (Aluminium) und Schwermetallen (Quecksilber, Blei). Somit lassen sich auch die Befindlichkeitsverbesserungen nach Zahnsanierungen und Amalgamentfernungen erklären. Frühere Ergebnisse im Zahnbereich vertiefen sich. Auch der erschwerte und schmerzhafte Zahndurchbruch konnte bei den Indikationen ergänzt werden.

Wertvolle Berichte erhielten wir von Ärzten aus der Schweiz über den Einsatz von Chara intermedia während der Sterbebegleitung. Die Sterbenden wurden ruhiger.

Alle vorangegangenen Berichte über Erleichterung der Beschwerden im Rheumatischen Formenkreis verdichteten sich. Wir können hier die chronische Polyarthritis, eine weitere Immunerkrankung, sowie die Gicht hinzufügen.

Weiterhin sind wir sehr daran interessiert, diese Ergebnisse tiefer zu verstehen und wie bereits in den vorigen Ausgaben eine Brücke zwischen der Ursubstanz, den Beobachtungsstudien und den neueren klinischen Ergebnissen zu schaffen. In diesem Zusammenhang präsentieren wir in dieser neuen Auflage eine weitere Fallgeschichte. Dazu kommen Ergänzungen im Repertorium, in der Materia Medica sowie in den Hauptwirkungsbereichen und klinischen Indikationen.

Um verschiedene Verschreibungsmethoden anzusprechen, haben wir uns bemüht, den „Genius“, die Charakteristika der Arznei nach Bönninghausen herauszuschälen. Diese Informationen sind nicht nur für Bönninghausen-Verordner relevant, sondern auch sehr hilfreich für jede Verschreibungsgrundlage.

Im Sommer 2016 kam es zu einer Verreibung einer neuen Characeen-Art: der Chara aspera.

Unsere bisherigen Erfahrungen und Auswertungen lassen noch keine ausgereifte Erläuterung zu. Doch wir wollten dies hier nicht unerwähnt lassen. Im Anhang finden Sie dazu Fotografien und botanische Details.

Wir freuen uns sehr über den regen Austausch und darüber, dass wir diese vierte Auflage weiter ergänzen konnten und dass sich langsam das einstellt, was wir in der ersten Ausgabe in den Raum stellten: „Verlässliche Informationen bekommen wir erst von einer Arznei, wenn sie erfolgreich über einen längeren Beobachtungszeitraum eingesetzt wurde.“

In diesem Sinne viel Inspiration beim Einsatz der Alge in Ihrer Praxis!

Heidi Brand und Norbert Groeger Planegg, März 2017

Vorwort von Dr. Frans Kusse

Wir sind der ganze See und nicht nur die Oberfläche

„Ich bin tief im Meer/See. … Ein wunderschönes Gefühl von Stille und Frieden ist dort zu finden.“

Diese Worte eines Prüfers, der die tiefe Wirkung der Chara intermedia fühlte, sagen mehr als tausend Symptome. Denn sie zeigen die Kraft und das Potenzial dieser magischen „Pflanze“. Es ist kein Zufall, dass die Chara intermedia in tiefen, klaren Gewässern vorkommt.

Welche Rolle kann diese Alge, die die Fähigkeit besitzt, Gewässer zu reinigen, in der heutigen Zeit spielen?

Wir leben in einer Zeit, in der altes Leid an die Oberfläche kommt.

Seit Tausenden von Jahren hat die Menschheit versucht, ihre Probleme zu lösen, indem sie sie unterdrückte – und unser System hat viele Wege und Strategien entwickelt, um dies zu ermöglichen. Viele Menschen merken jedoch gerade jetzt, dass diese alten Muster nicht mehr tragbar sind. Unser Bewusstsein wächst und unser Körper will geheilt werden. Er zeigt das Verborgene, indem er Symptome auf der physischen, emotionalen und geistigen Ebene erzeugt, die aus alten Traumata, aus unserem persönlichem Leben oder dem unserer Vorfahren resultieren und unsere Lebensenergie und Wachstumsmöglichkeiten blockieren.

Unsere Wunden wollen gesehen, gefühlt und behandelt werden. Glücklicherweise stehen uns heutzutage viele Therapien zur Verfügung, um zu heilen und zu wachsen. Aus meiner Sicht und nach meiner Erfahrung, ist die Homöopathie eine der kraftvollsten Heilmethoden, da sie im tiefen Inneren unsere Selbstheilungskräfte anregt.

Heidi Brand und Norbert Groeger, die beiden Autoren dieses Buches, haben eine großartige Arbeit geleistet. Sie haben nicht nur – intuitiv – diese Alge für eine Arzneimittelprüfung ausgewählt, sondern auch die Prüfung der Chara intermedia auf eine wissenschaftliche Basis gestellt. Mit viel Gespür und großer Klarheit haben sie die Symptome, die die Prüfer und Patienten aufgeschrieben haben, übersetzt.

Für die homöopathische Gemeinschaft – ich wage zu sagen für die Menschheit – haben sie die Heilwirkung und die Essenz dieser Pflanze so gekonnt herauskristallisiert, dass diese Arznei binnen kurzer Zeit zu unseren Polychresten zählen wird. Dieses Mittel passt in diese bewegte Zeit der Menschheitsgeschichte, und so hoffe ich, dass die Chara intermedia viele von uns zur Heilung führen wird.

Buddhistische Meister sagen: Wir sind der ganze See und nicht nur die Oberfläche. Auf der Oberfläche eines Sees können der Wind und andere Elemente das Wasser bewegen – genauso wie die Bedingungen des täglichen Lebens unseren Geist und unsere Stimmung stören können – aber in der Tiefe des Sees, in der Tiefe unseres Seins, herrscht immer Ruhe, immer Stille. Natürlich kann kein homöopathisches Medikament alleine immerwährende Weisheit und fortwährende Gelassenheit erzeugen. Dennoch kann die Chara intermedia uns dabei helfen, den Kontakt zu unseren tieferen Schichten herzustellen, indem sie das „Wasser in uns reinigt“ – und uns dazu bewegen, aus der tiefen Quelle in uns zu schöpfen.

Dr. Frans KusseArzt für klassische Homöopathie am Artsencentrum Homeopathie Amsterdam

Die Alge

(Dr. Hans-Christoph Vahle)

Die besondere Welt der Algen

Alles Leben geht aus dem Wasser hervor. Obwohl sich heute höheres Leben vom ursprünglichen Lebensraum der Gewässer emanzipiert hat, bleiben alle Lebensvorgänge an das Medium Wasser gebunden. So bestehen auch wir Menschen zu etwa 70 % aus Wasser und haben somit ein „inneres Gewässer“, das uns ermöglicht, auch unwirtliche Teile des Erdplaneten zu besiedeln. Es gibt Lebewesen, die aus dem Ur-Lebensraum Wasser nie herausgekommen sind. Sie bewahren in sich noch all die ursprünglichen Lebenskräfte, die am Anfang der Evolution mit großer Intensität gewirkt haben. Zu diesen Wasserwesen gehören vor allen Dingen die Algen.

Wo Wasser ist, da wachsen auch Algen. Sie sind so allgegenwärtig, dass sie praktisch in jedem noch so kleinen Gewässer vorkommen. Selbst ein Glas Leitungswasser, das im Sommer mehrere Tage draußen steht, färbt sich bald grün. Mikroskopisch gesehen haben sich kleine Algen angesiedelt, indem ihre Sporen über die Luft verbreitet wurden.

Was ist nun das Besondere, das Wesentliche, das „Wesen“ der Algen? Und wie steht die Armleuchteralge, insbesondere eine Armleuchteralgen-Art: die Chara intermedia, von der im vorliegenden Buch die Rede sein wird, in diesem Zusammenhang?

Die Algen – eine uralte Pflanzengruppe

Die Algen sind eine uralte Pflanzengruppe. Allein schon das hohe stammesgeschichtliche Alter, das zu den Anfängen allen pflanzlichen Lebens auf unserem Planeten zurückführt, macht die Algen insgesamt und dementsprechend für die Homöopathie interessant. Manche Arten werden bereits als phytotherapeutische Heilpflanzen oder als Nahrungsergänzungsmittel verwendet, wie beispielsweise die Blaualge Spirulina, der Blasentang Fucus vesiculosus oder die Schlauchalge Vaucheria. Andere dienen als Nahrungsmittel, als Kosmetikum oder als Lieferant für mineralische Substanzen wie Jod, Algenkalk zu Düngezwecken. Früher wurde auch die Asche von Tang in der Glas- und Seifenindustrie genutzt.

Algen sind Wasserwesen. Sie leben im Süß- und Meerwasser und sogar an feuchten Stellen auf dem Land: auf feuchten Steinen, feuchter Baumrinde, feuchter Erde. Manche Arten sind einzellig und mikroskopisch klein, andere erreichen Riesenformen, mit bis zu 60 m wie beim Riesentang (Macrocystis pyrifera) (Wartenberg 1972). Aber auch die kleinen Einzeller können landschaftsprägend erscheinen, wenn beispielsweise Millionen von ihnen das Wasser eines Sees grün färben (Plankton).

Die Vielfalt der Algen ist unglaublich groß, sodass ihre botanische Systematik entsprechend weit verzweigt und immer noch nicht ganz zufriedenstellend gelöst ist. Forschungen im Bereich der kleinsten Zell- und Zellkernstrukturen sowie in der Genetik und Molekularbiologie deuten darauf hin, dass es sich bei manchen „Algen“ wahrscheinlich nicht um solche handelt, sondern um Bakterien oder sogar um höhere Pflanzen, die den Blütenpflanzen nahe stehen.

Dennoch sollen hier, um einen ersten Überblick über die Vielgestaltigkeit der Algen zu gewinnen, die vier großen und vielleicht wichtigsten Gruppen dargestellt werden: die Blaualgen, die Grünalgen, die Braun- und die Rotalgen.

Vier große Algengruppen

1. Blaualgen

Die Blaualgen, oder besser Cyanobakterien, gehören zu den ältesten Lebensformen und besiedeln die Erde seit mehr als 3,5 Milliarden Jahren. Sie sind einzellig und bilden keine mit bloßem Auge sichtbaren Gestalten aus, höchstens „Haufen“ oder „Klumpen“. Ihre Kleinheit kann jedoch darüber hinwegtäuschen, dass sie biochemisch hochaktiv für das gesamte Ökosystem Erde sind: Vor etwa 2,5 Milliarden Jahren veränderten Cyanobakterien die Erdatmosphäre komplett dadurch, dass sie massenhaft Sauerstoff produzierten, den es bis dahin in der Atmosphäre gar nicht gab! Durch diese völlige Umstimmung zu einer sauerstoffreichen Luft wurde aber das höhere Leben erst ermöglicht.

2. Braunalgen

Die Braunalgen (Phaeophyceae) sind im Meerwasser besonders gut entwickelt und bilden im Gegensatz zu den Blaualgen große, strukturierte Gestalten aus, die als „unterseeische Wälder“, „Tang“ oder „Kelp“ viele Küstenlinien säumen. Sie ähneln in ihrer Struktur manchen Landpflanzen, indem sie in Spross, Blätter und Wurzeln gegliedert erscheinen. Dabei handelt es sich jedoch nur um eine scheinbare Organdifferenzierung, der keine Funktionsdifferenzierung wie bei den Landpflanzen, zugrunde liegt.

3. Rotalgen

Die Rotalgen (Rhodophyta) sind wahre Lichtkünstler. Sie können noch bei 0,001 %, also einem Tausendstel des Oberflächenlichtes leben und besiedeln somit die größten Wassertiefen von allen Algen: Bis zu 268 m unter dem Meeresspiegel sind sie gefunden worden. Auch sie haben ihre Hauptverbreitung im Meer und kommen im Süßwasser mit nur wenigen Arten vor. Besonders bemerkenswert ist, dass ihre Stärke, die sogenannte Florideenstärke, mehr mit dem tierischen Glycogen als mit der pflanzlichen Glucose verwandt ist. Vielleicht die letzten Anklänge einer uralten Pflanzen-Tier-Verwandtschaft?

4. Grünalgen

Die Grünalgen schließlich sind eine so heterogene Gruppe, dass man sie heute nicht mehr in eine einzige systematische Einheit stellt. Die Grünalgen gehören nun zusammen mit den Höheren Pflanzen zu den sogenannten Chloroplastida, das sind photosynthetisch aktive Pflanzen mit Zellkernen.

Interessant ist für unsere Betrachtung, dass die Armleuchteralgen nach dieser Systematik nicht etwa zu den Grünalgen gezählt werden, sondern zusammen mit den Blütenpflanzen in eine eigene Gruppe, die Streptophytina, gestellt werden. Dadurch zeigt sich eine enge Verwandtschaft der Armleuchteralgen mit den Höheren Pflanzen und dies macht es sehr wahrscheinlich, dass sich die Blütenpflanzen aus früheren Armleuchteralgen-Vorfahren entwickelt haben (Lewis & McCourt 2004).

Meeresalgen und Armleuchteralgen – ein Vergleich

Betrachtet man im Rückblick die Algenformen, die morphologisch besonders hoch entwickelt und mit dem bloßen Auge als differenzierte Gestalten wahrnehmbar sind, kann man auf der einen Seite die großen Meeresalgen (vor allem Braunalgen), die reine Meerwasserbewohner sind, und auf der anderen Seite die Armleuchteralgen als Süßwasserarten beobachten. Bemerkenswert ist, dass ausnahmslos alle Meerwasser-Pflanzen reine Unterwasser-Pflanzen ohne irgendwelche Organe sind, die mit der atmosphärischen Luft in Verbindung stehen.

Darin zeigt sich, dass das salzige Meer eine eigene Welt für sich darstellt, deren Pflanzenformen nur wenig mit denen des Süßwassers und des Festlandes zu tun haben. Mit den uralten Meeresalgen hat sich hier ein Lebensraum erhalten, der auf einer sehr frühen Lebens-Entwicklungsstufe des Planeten stehen geblieben ist und zumindest vom Pflanzlichen her noch urferne planetarische Zustände konserviert hat.

Daraus würde sich auch erklären, warum den Meerespflanzen eine stark vegetative Kraft innewohnt, die sich sowohl in Heilwirkungen als auch in ihrer Eignung als Nahrungsmittel zeigt. Das Pflanzenwesen hat sich auf der Algenstufe noch eine sehr urtümliche und „unverfälschte“, im guten Sinne primitive und hochwirksame Lebenskraft bewahrt, die sich dem Menschen mitteilen kann.

Wie die großen Meeresalgen, die Relikte einer vergangenen planetarischen Epoche sind, repräsentieren die Armleuchteralgen eine uralte Pflanzengruppe, die jedoch ihren Schwerpunkt im Süßwasser hat, quasi als Parallelform zu dem Tang der Meere. Was drückt sich in diesem Unterschied als Wesentliches aus?

Im Gegensatz zum Meerwasser trägt das Süßwasser die Potenz in sich, zahlreiche Übergangsformen zwischen Wasser und Luft bzw. Wasser- und Landpflanzen hervorzubringen. Viele Metamorphosen amphibischer Pflanzen belegen dies. Das macht auch sehr wahrscheinlich, dass die fossilen Armleuchteralgen die Vorfahren der heutigen Blütenpflanzen waren. Die Blütenpflanzen-Vorfahren können ja nur im Süßwasser gelebt haben, da nur von hier aus der „Landgang“ vonstattengegangen sein kann.

Das bedeutet, dass sich in den Süßgewässern der Urzeit bereits „moderne“ Pflanzenformen entwickelt hatten, die dann später zu den Landpflanzen führten. Auch dies ist eigentlich ein merkwürdiger Befund: In einer Zeit, die von Meeresalgen beherrscht wurde, also von Pflanzen, die damals „zeitgemäß“ waren, entwickelten sich abseits von diesem „Mainstream“ im Süßwasser die völlig andersartigen Armleuchteralgen als eine Pflanzengruppe, die bereits die Keime der Zukunft in sich trug. Characeen wären, so gesehen, also Pflanzen, die zwar zu einer uralten Erdensituation gehörten und sich aus ihr und mit ihr entfalteten, jedoch bereits längst schon über diese alte Zeit hinauswiesen.

So repräsentiert die heutige Chara zwar das Uralte in uns, jedoch nicht in der Form als „alt und abgeschlossen in der Entwicklung“, sondern als alt und jung zugleich, als alt und dennoch mit großem Entwicklungspotenzial. Diese Verjüngungskraft ist das entscheidende Merkmal, das die Armleuchteralgen von den andern Algen unterscheidet: Die Meeresalgen als das Uralte mit abgeschlossener Entwicklung, die Armleuchteralgen als ebenfalls uralt, jedoch mit hoher evolutionärer Potenz. Diese Eigenschaft findet sich auf vielen Ebenen wieder, wenn man die Armleuchteralgen einmal genauer betrachtet.

Und hierin liegt auch bereits die Ahnung einer besonderen Heilwirkung, die vermutlich in zwei Richtungen wirkt: Einmal in der Förderung der sehr ursprünglichen Lebenskräfte in uns, durch die Anbindung an vergangene planetarische Epochen mit hohen, heute kaum mehr unmittelbar bekannten Vitalkräften, zum anderen in der Erweckung von Kräften, die als Potenzial in die Zukunft weisen.

Vor diesem Hintergrund sei nun eine Armleuchteralgen-Art als Beispiel genauer betrachtet: die Chara intermedia. Sie kann in vielerlei Hinsicht als eine sehr typische Vertreterin der Familie bezeichnet werden, in der sich die eigentümlichen Merkmale in besonders deutlicher Form zeigen.

Die Pflanze

Chara intermedia: Botanische Details

(Dr. Michael Bögle)

Die Characeen werden innerhalb der Algen zu der Abteilung der Grünalgen sortiert, viele ihrer einzigartigen Merkmale sind nur in dieser Familie entstanden, doch in ihrem Farbstoffbestand sowie in ihren Reservestof-fen zeigt sich die Verwandtschaft mit den übrigen Chlorophyten. Die in ihrem Er-scheinungsbild den höheren Pflanzen ähnli-chen Algen umfassen weltweit 450 Arten in 6 Gattungen unterteilt, von denen 45 auch in Europa gefunden werden (Krause 1997).

Systematische Einordnung (nach Krause 1997)

Abteilung:ChlorophytaKlasse:CharophyceaeOrdnung:CharalesFamilie:CharaceenGattung:CharaArt:intermedia (A. Braun 1836)

Beschreibung

Diese häufig stark verkalkte Pflanze wächst groß bis mittelgroß (7–80 cm), schlank (Durchmesser von 0,6–1,8 mm), mit bis zu 10 cm langen Internodien und Ästen.

Verbreitung

Von Lappland und Nordnorwegen über Dänemark, Schleswig-Holstein, Meck-lenburg-Vorpommern, Brandenburg zur Oberrheinaue erstreckt sich das Verbrei-tungsgebiet bis über die Alpen in die Poebene. Bei Innsbruck, in Kärnten, in den Masurischen Seen Polens und bis ans Schwarze Meer lässt sich Chara intermedia finden, vereinzelt auch in den Niederlan-den und in Großbritannien. (Verbreitungs-karten Corillion 1957)

Die folgenden Ausführungen beziehen sich zumeist auf die gesamte Gattung Chara. Neben der Chara intermedia werden auch andere Arten aus der Gattung genannt, z. B. Chara tomentosa, Chara contraria usw. Diese Arten sind sich alle sehr ähnlich, sodass die für die Gattung Chara dargestellten Eigenschaften auch für alle ihre Arten gelten, einschließlich der Chara intermedia.

Gestalt der Chara intermedia

Süßwasser-Algen kennt man vor allem als grüne Fäden, die auf Steinen, Holz oder anderen Wasserpflanzen wachsen oder aber freischwimmend den Wasserkörper durchziehen. Holt man sie aus dem Wasser, fallen sie wie nasse Watte in sich zusammen und verlieren jede Struktur.

Die Chara-Arten, einschließlich der Chara intermedia, fallen an der Luft nicht in sich zusammen, sondern behalten ihre Gestalt weitgehend bei, sodass ihre besondere Struktur gut zu erkennen ist. Da bemerkt man zunächst, dass sie große Ähnlichkeit mit einem Schachtelhalm (Equisetum) haben (Abb. 1). Von einer Hauptachse gehen in regelmäßigen Abständen Quirläste ab, die sich nochmals wieder aufgliedern können. Auf diesen Ästen sitzen die männlichen und weiblichen Fortpflanzungsorgane wie die Lichter auf den Armen eines Kandelabers oder Armleuchters. Dies hat ihnen leider den etwas „anrüchigen“ Namen „Armleuchteralgen“ eingebracht (Abb. 2).

Abb. 1: Habitus-Bild der Chara intermedia

Warum behält die Chara an der Luft ihre Form? Wir merken sofort bei der Berührung der Pflanze eine derbe Sprödigkeit, etwas wie feines Sandpapier. Auch darin unterscheidet sich diese Gattung von den übrigen Süßwasser-Algen, die weich und schmiegsam sind. Die Chara-Arten sind alles andere als weich; ihre Festigkeit verdanken sie einer stabilen Kalkummantelung, die ihnen unter Wasser und direkt nach der Entnahme ein hell graugrünes Aussehen verleiht. Fällt solch ein Bestand trocken, leuchtet die nun ebenfalls abgetrocknete Kalkrinde weiß, sodass die ganze Gesellschaft an eine Schneefläche erinnert (Abb. 5).

So zeigt die Chara intermedia eine enge Beziehung zum Mineralreich: einerseits durch den Kalkmantel, andererseits durch ihre gesamte Gestalt mit den regelmäßigen Quirlen, die sie kristallartig wirken lässt – eine „Mineralpflanze“, die diesen Namen wirklich verdient.

Abb. 2: Quirl einer Chara mit weiblichen und männlichen Fortpflanzungsorganen

Den Feinbau der Chara intermedia mit ihrem Kalkmantel kann man sehr schön unter der Lupe, besser noch unter der Binokularlupe, studieren. In der Vergrößerung erscheint sie ganz wunderbar ausziseliert. Da ist zunächst die bis zu 80 cm lange Hauptachse – Stängel kann man eigentlich nicht sagen, da es einen solchen bei Algen nicht gibt – mit der schraubig gedrehten Rinde. Man könnte glauben, ein feines Tau oder Seil vor sich zu haben, wenngleich die Windungen nicht so eng gedreht sind wie bei einem Seil. Dieses „Hauptachsen-Seil“ hat einen Durchmesser von fast 2 mm und besteht aus einer Zentralzelle, um die herum abwechselnd dünnere und dickere „Rindenröhrchen“ gelegt sind, die eben in ihrer geschraubten Anordnung den seilartigen Eindruck machen. Auf den etwas dickeren und deshalb hervorstehenden Rindenröhrchen finden sich kleine Stacheln oder Warzen, bei den jungen, noch nicht ausgewachsenen Achsengliedern dicht und gedrängt stehend, auf den älteren in lockerer Anordnung (Abb. 3).

Abb. 3: Sprosskopf der Chara intermedia mit schraubig gewundenen Rindenzellen und Stacheln am „Stängel“ (aus KRAUSE 1976)

Diese tau- oder seilartigen Achsen-Abschnitte werden in regelmäßiger Folge durch Quirle unterbrochen, die der ganzen Pflanze das schachtelhalmartige Aussehen verleihen. Die Quirle bestehen aus 8–12 Ästen, die bis zu 8 cm lang werden können, meist aber kürzer bleiben. Auf diesen Ästen werden von Sommer bis Herbst die Sporen, die sogenannten Gametangien, gebildet. Männliche und weibliche Gametangien sind sehr unterschiedlich gestaltet: Die männlichen, Antheridien genannt, sind kleine rote Kügelchen von einem halben Millimeter Durchmesser. Die weiblichen Oogonien haben die Form eines kleinen Eies von gut einem Millimeter Länge. Sie sind zunächst grün und werden bei der Reifung schwarz. Das Bemerkenswerte an den Oogonien ist, dass auch sie eine schraubig gedrehte Rinde haben, sodass 12–14 Umgänge entstehen.

So wird die Gestalt der Chara durch zwei Strukturprinzipien bestimmt, die sich durchdringen. Das eine ist das sehr klare Prinzip der Linie, das sich in der Hauptachse, in den Quirlästen und schließlich auch in den kleinen Stacheln wiederfindet. Dieses Prinzip macht die äußere, kristallartig-regelmäßig anmutende Gestalt der Chara aus. Das zweite Prinzip ist das der Spirale, das in den Rindenröhrchen und in der weiblichen „Eierspore“ ausgebildet ist. Diese zwei unterschiedlichen, ja gegensätzlichen pflanzlichen Grund-Gestaltprinzipien kannte auch schon Goethe, der sie „Stabtendenz“ und „Spiraltendenz“ nannte – allerdings in Bezug auf Blütenpflanzen, nicht auf Algen. Armleuchteralgen verankern sich im Boden mit Rhizoiden