Chefarzt Dr. Holl 1794 - Katrin Kastell - E-Book

Chefarzt Dr. Holl 1794 E-Book

Katrin Kastell

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Beschreibung

Sorgsam und umsichtig wie immer nimmt Dr. Holl die gynäkologische Untersuchung bei seiner jungen Kollegin vor. Dr. Steffi Blume ist nun im achten Schwangerschaftsmonat und kann es gar nicht mehr erwarten, ihr Töchterchen endlich in den Armen zu halten und ihm alle Liebe zu schenken, deren sie fähig ist.

Als sich mit einem Mal eine steile Falte auf Dr. Holls Stirn bildet und er sich besorgt näher zu dem Monitor des Ultraschallgerätes beugt, greift eine kalte Hand der Angst nach Steffi. Sie kennt den Chefarzt gut genug, um zu wissen, dass mit ihrem Kind etwas nicht in Ordnung ist!

Und Steffi soll leider recht behalten, wie Stefan Holl ihr kurz darauf betroffen eröffnet: Das Ungeborene leidet an einer gefährlichen Aortenstenose, einer lebensbedrohlichen Herzkrankheit, und muss sofort per Kaiserschnitt auf die Welt geholt werden!

Doch bei der anschließenden eilig anberaumten Operation des winzigen Babys laufen die Dinge dramatisch aus dem Ruder - und Dr. Holl muss die wohl schwierigste Entscheidung seiner Laufbahn treffen ...

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Seitenzahl: 110

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Inhalt

Cover

Impressum

Die schwerste Entscheidung seines Lebens

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Bastei Verlag/von Sarosdy

E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-3704-4

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Die schwerste Entscheidung seines Lebens

Muss Dr. Holl die Behandlung des Neugeborenen abbrechen?

Von Karin Kastell

Sorgsam und umsichtig wie immer nimmt Dr.  Holl die gynäkologische Untersuchung bei seiner jungen Kollegin vor. Dr. Steffi Blume ist nun im achten Schwangerschaftsmonat und kann es gar nicht mehr erwarten, ihr Töchterchen endlich in den Armen zu halten und ihm alle Liebe zu schenken, deren sie fähig ist.

Als sich mit einem Mal eine steile Falte auf Dr. Holls Stirn bildet und er sich besorgt näher zu dem Monitor des Ultraschallgerätes beugt, greift eine kalte Hand der Angst nach Steffi. Sie kennt den Chefarzt gut genug, um zu wissen, dass mit ihrem Kind etwas nicht in Ordnung ist!

Und Steffi soll leider recht behalten, wie Stefan Holl ihr kurz darauf betroffen eröffnet: Das Ungeborene leidet an einer gefährlichen Aortenstenose, einer lebensbedrohlichen Herzkrankheit, und muss sofort per Kaiserschnitt auf die Welt geholt werden!

Doch bei der anschließenden eilig anberaumten Operation des winzigen Babys laufen die Dinge dramatisch aus dem Ruder – und Dr. Holl muss die wohl schwierigste Entscheidung seiner Laufbahn treffen …

„Dr. Blume, meine Tochter hat solche Schmerzen, schlimmer als vor der Operation. Ist das normal? Es war doch nur der Blinddarm.“

Es war kurz nach Mitternacht, und auf der Kinderstation der Berling-Klinik in München war ansonsten längst Ruhe eingekehrt. Die meisten Kinder schliefen tief, und nur einige Eltern geisterten durch die Gänge oder unterhielten sich flüsternd vor der Station.

Dr. Steffi Blume hatte Nachtdienst und war schon in ihrem Bereitschaftsraum gewesen, als ihr Pieper anschlug und sie von der Nachtschwester wieder auf die Station gerufen wurde. Die Kinderärztin eilte zurück, um nach der kleinen Lisa zu sehen. Das Mädchen war am Tag zuvor operiert worden und stöhnte und wand sich vor Schmerz.

Die Chirurgen hatten den Appendix endoskopisch entfernen können, sodass Lisa kaum eine Narbe zurückbehalten würde. Eigentlich hätte es ihr inzwischen schon wieder recht gut gehen müssen. Selbst bei Routineeingriffen wie einer Blinddarmentfernung konnte es aber leider immer zu Komplikationen kommen. Jeder Organismus war individuell und reagierte auf seine eigene Weise.

Vorsichtig tastete die Ärztin den Bauch des Mädchens ab. Es stöhnte. Der Leib fühlte sich hart und aufgebläht an. Nachdem Steffi Blume Lisa mit dem Stethoskop abgehört hatte, wurde ihre Miene ernst. Im Magen- und Darmtrakt eines Menschen ging es nie still zu. Der Verdauungsprozess verursachte immer eine Fülle von Geräuschen, aber Lisas Darm lag lautlos und vermutlich reglos da, was darauf hindeutete, dass er seine Tätigkeit komplett eingestellt hatte.

„Warum hat mein Kind solche Schmerzen? Bitte, helfen Sie Lisa! Sie ist sonst immer so tapfer, und wenn sie einmal jammert, dann ist es schlimm. Deshalb waren wir auch erst so spät an der Klinik, und der Blinddarm hätte durchbrechen können.“ Die Mutter war mindestens so bleich wie Lisa und stand kurz vor einer Panikattacke.

„Frau Tessner, ich bin da und sorge dafür, dass es Lisa bald besser geht. Setzen Sie sich erst einmal hin und atmen Sie ein paar Mal ruhig durch. Ich weiß, wie schlimm es ist, wenn man sein Kind so sieht.“

Die verständnisvollen Worte verfehlten ihren Zweck nicht, und die Mutter wurde ruhiger und setzte sich. Lisa spürte, dass die Aufregung ihrer Mutter etwas abgeklungen war, und entspannte sich merklich.

„Jetzt mache ich einen Ultraschall bei dir. Dafür muss ich dich ordentlich mit diesem glitschigen Gel nass machen. Kennst du das schon?“, fragte Steffi und versuchte, das Kind von den Schmerzen abzulenken.

Lisa nickte. „Igitt! Das ist eklig und kalt“, beschwerte sich die Kleine trotzdem empört, als Steffi das Gel auftrug.

„Stimmt, aber ich wische es gleich wieder weg. Versprochen!“

„Es tut so weh!“, jammerte das Mädchen während der Untersuchung.

„Alles wird gut! Gleich geht es dir besser!“, versprach die Ärztin. Der Ultraschall bestätigte ihre erste Diagnose.

„Was ist mit Lisa?“ Frau Tessner hielt es nicht auf dem Stuhl, und schon stand sie wieder viel zu nah bei der Ärztin. Sie suchte Sicherheit bei ihr und brauchte dafür körperliche Nähe. Steffi Blume kannte das Phänomen von Eltern und Kindern und ließ es zu, solange sie nicht bei der Arbeit behindert wurde.

„Nach einer Operation im Bauchraum kann es zu einem paralytischen Ileus kommen, das ist eine Lähmung der Darmmuskulatur. Ohne die rhythmischen Bewegungen der Darmwand wird der Inhalt des Darmes nicht mehr befördert und bleibt an einer Stelle stecken. Genau das verursacht die Schmerzen“, erklärte die Ärztin.

„Ist das schlimm? Muss Lisa noch einmal operiert werden?“

Mutter und Kind sahen sie voller Angst an.

„Eine Operation können wir voraussichtlich vermeiden. Ich werde die Nahrungsreste aus dem Darm absaugen. Das ist nicht angenehm, Lisa, aber es geht schnell vorbei, und anschließend geht es dir prompt viel besser. Du musst noch einmal ganz tapfer sein, dann hast du es geschafft!“

„Gott sei Dank!“ Die Mutter atmete auf.

„Lisa darf erst einmal nichts zu sich nehmen, weder feste Nahrung noch Flüssigkeit. Sie bekommt Elektrolyte über Infusionen und alles, was ihr Körper braucht. Zur Sicherheit geben wir ihr zusätzliche Antibiotika. Machen Sie sich keine Sorgen. In ein paar Tagen ist alles gut!“

Als Dr. Blume kurz nach zwei wieder in ihren Bereitschaftsraum gehen wollte, kam sie gerade bis zur Stationstür.

„Sie haben immer die schlimmen Nächte. Irgendwie sind Sie der Pechvogel unter den Ärzten“, sagte die Nachtschwester entschuldigend und bat die Ärztin, noch nach einem Fünfjährigen zu sehen, der überraschend hohes Fieber bekommen hatte.

„Kein Problem! Dafür bin ich hier. Ich brauche wenig Schlaf, und wenn ich etwas zu tun habe, vergehen die Nächte schneller.“

In dieser Nacht sollte die Kinderärztin keine Probleme mit ihren Schlafstörungen bekommen. Ein Notfall folgte dem anderen, und sie war bis zum Dienstwechsel auf den Beinen. Da sie am frühen Nachmittag um vierzehn Uhr schon wieder ihren normalen Dienst antreten musste und zum Umfallen müde war, beschloss sie, gleich an der Klinik zu bleiben.

„Da hat es dich mal wieder voll erwischt“, kommentierte ihr Kollege Dr. Mark Rau, den sie seit Studientagen kannte, als er die Station von ihr übernahm.

„Den Kindern geht es besser, und keine der Krisen war ernstlich gefährlich. Das ist die Hauptsache“, antwortete sie gelassen. „Ich lege mich gleich im Bereitschaftsraum aufs Ohr. Heimfahren lohnt nicht. Du kannst mich gerne rufen, wenn es eng wird. Ich bin doch ohnehin da“, bot sie an.

„Steffi, wir müssen einmal wieder ein ernstes Wort reden, du und ich. Wie war das mit der Freizeit und dem Spaß, die man in unserem Job als Ausgleich braucht? Du übernimmst jede Vertretung und bist fast ständig an der Klinik. Das ist ungesund!“, mahnte Mark, wie er es seit fast vier Jahren regelmäßig ohne Erfolg tat.

„Aus dir spricht Martina“, spottete Steffi. Sie war mit Mark und Martina Rau eng befreundet. „Bevor du glücklich verheiratet warst und Papa geworden bist, hat es dich auch nicht heimgezogen. Auf mich wartet eine leere Wohnung. Daheim fällt mir nach ein paar Stunden die Decke auf den Kopf, und ich weiß nichts mit mir anzufangen. Hier gibt es immer etwas zu tun, und ich werde gebraucht.“

„Und wie soll sich daran je etwas ändern, wenn du immer arbeitest, anstatt endlich die Jagd auf das Männervolk zu eröffnen? Es gibt mehr als einen netten Mann, mit dem du dir die Zeit vertreiben könntest. Matthias ist vergangen und vergessen. Hake ihn endlich ab! Er ist ein Idiot und hatte dich nie verdient!“

Dr. Matthias Liebich leitete eine angesehene Kinderarztpraxis in der Innenstadt. Er war Marks bester Freund und über acht Jahre mit Steffi zusammen gewesen.

„Wuff! Mark hat gesprochen! Das hat längst nichts mehr mit Matthias zu tun. Ich bin über ihn hinweg. Wäre auch schlimm, wenn nicht. Bruno wird in zwei Wochen drei Jahre alt, und ich bin seine Patentante. Da kann ich doch nicht die Ehe seiner Eltern ruinieren!“

„Das war auch so eine brillante Idee! Du lässt dir von Matthias das Herz aus dem Leib reißen und siehst zu, wie er nach acht Jahren, die ihr unzertrennlich wart, eine Schulfreundin von dir heiratet. Wie lange kannte er Carola vor der Hochzeit? Drei Tage?“

Mark hatte seinem Freund nie ganz verziehen, und der Kontakt zwischen ihnen war seit dem Vorfall merklich abgekühlt. Für ihn war Matthias zu weit gegangen. Es gab Dinge, die durfte man einem anderen Menschen nicht antun, und vor allem Steffi nicht. Sie war eine Seele von Mensch und eine wundervolle Frau.

„Drei Monate“, korrigierte Steffi und lachte bitter. „Und wenn wir schon die alten Wunden aufreißen, dann auch richtig! Ich habe Carola damals nach einem Klassentreffen für eine Woche zu uns nach München eingeladen. Wir hatten seit der Schulzeit nichts voneinander gehört, und sie steckte in einer Krise. Ironie des Schicksals, oder? Die Arme tat mir leid, und ich wollte sie ein wenig aufmuntern, und hinterher war ich es, die weinte. So ist das Leben!“

„So sollte es aber nicht sein!“, widersprach Mark.

„Hätte ich gewusst, dass mein Partner ihr Ausweg aus der Krise werden würde, hätte ich die beiden einander lieber nicht vorgestellt. Oder vielleicht doch? So bin ich nun einmal! Großzügigkeit liegt bei meiner Familie unheilbar in den Genen – eine Art Erbkrankheit.“

„Die Medizin hat beachtliche Fortschritte zu verzeichnen. Gegen chronische Selbstlosigkeit gibt es inzwischen bestimmt Tabletten“, stellte Mark trocken fest.

„Danke!“

„Gern geschehen! So und jetzt mache ich mich an die Arbeit und gönne dir eine Pause. Wie wäre es, wenn wir heute Mittag zusammen essen? Um vierzehn Uhr fängt dein Dienst an, und ich kenne dich doch, du bist um zwölf Uhr dreißig ohnehin auf den Beinen.“

„Dann bis später!“

Sie winkten sich zum Abschied.

***

Im Ärztecasino beluden Steffi und Mark sich ihre Tabletts und gingen damit hinaus auf die Terrasse, wo sie einen guten Platz ganz vorne an der Brüstung erbeuteten. Von dort bot sich ihnen ein schöner Blick über den Park der Berling-Klinik. Es war Frühsommer, und alles blühte und duftete.

„Das tut gut!“ Steffi räkelte sich zufrieden. „Ich habe einen Bärenhunger. Gestern habe ich das Essen ganz vergessen. Nachtbereitschaft bringt mich immer komplett aus meinem Rhythmus.“

„Das ist deine Ration bei Bärenhunger?“ Mark warf einen amüsierten Blick auf ihr Tablett. „Ein wahrhaft monströses Schälchen Salat und Früchtequark – wie üppig! Heute gönnst du dir einmal so richtig etwas. Frauen! Martina ist genauso.“

Sie lachten und aßen entspannt, aber beim Kaffee kehrte Mark zu ihrem morgendlichen Thema zurück. Steffi zog unbewusst den Kopf etwas tiefer, und mit der Entspannung war es für sie vorbei. Warum mussten Mark und Martina nur immerzu auf der Vergangenheit herumreiten? Es tat weh genug, damit zu leben, auch ohne darüber zu reden.

„Matthias ist ein Sadist. Damit du dich ganz sicher nie von ihm lösen kannst, macht er dich auch noch zu seiner Trauzeugin und zur Patentante seines Sohnes. Das finde ich schlimm. Obwohl, dazu gehören zwei. Du bist die Masochistin, die das mit sich machen ließ! Der Einzige, der nichts dafürkann und goldig ist, ist Bruno.“

„Mark, du machst es dir zu einfach. Matthias wollte mir nicht wehtun. Er hat sich Hals über Kopf in Carola verliebt und hatte ein schrecklich schlechtes Gewissen mir gegenüber“, entschuldigte Steffi ihren früheren Gefährten, wie sie es schon unzählige Male zuvor getan hatte. Wie sehr sie diese Gespräche hasste!

„Der arme, arme Mann! Zum Glück hatte er eine verständnisvolle Seele wie dich an seiner Seite. Du hast ihn getröstet und für seinen Hochzeitstag mit einer anderen aufgebaut“, spottete Mark.

„Ich hätte ihn zu gerne gehasst und wäre empört von dannen gezogen, aber das ist nicht so leicht. Ich liebe ihn und …“ Verlegen brach sie ab.

„Du hast es zugegeben! Tja, wie windest du dich da wieder raus?“, triumphierte Mark, der ihr entrüstet vorwarf, Matthias nach alldem auch noch zu lieben.

„Mein Gott, das ist doch nur natürlich! Acht Jahre verbinden. Ich liebe Matthias, und er wird immer ein Mensch bleiben, der mir etwas bedeutet. Warum muss ich mich dafür rechtfertigen? Andere verlieben sich, heiraten und trennen sich, und schon verlieben sie sich in den nächsten und heiraten gleich wieder. Dagegen hat keiner etwas einzuwenden. Ist das denn so viel besser? Liege ich so daneben, nur weil die Haltbarkeit meiner Gefühle nicht so schnell abläuft?“

„Du hast deinen Liebeskummer kultiviert und lebst dein Leben nicht. Das ist es, was Martina und mich traurig macht. Du arbeitest, und das ist es auch schon, aber Leben ist mehr als Arbeit. Steffi, was dir passiert ist, ist schlimm, und es tut mir leid, doch das Leben, dein Leben, muss endlich weitergehen!“, redete Mark ihr ins Gewissen.

Steffi zuckte kommentarlos mit den Schultern. Sie bemühte sich und fand nicht, dass sie ein wandelnder Trauerkloß war. Auf ihre Weise lebte sie ihr Leben weiter, ohne zu jammern. Mark und Martina meinten es gut, aber sie machten es schlimmer, indem sie permanent auf dem Vergangenen herumritten und etwas von ihr erwarteten, was sie nicht leisten konnte.