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Als man den Soziologie-Professor Ernst Langenwelsch mit dramatisch hohem Fieber in die Münchner Berling-Klinik einliefert, wird das bisher Undenkbare zur Gewissheit: Es gibt wieder einen Ebola-Fall mitten in Deutschland! Und vier der fünf jungen Studenten, die vor vierzehn Tagen mit dem Professor aus Afrika heimkehrten, erkranken ebenfalls und ringen mit dem Tod! Im ganzen Land geht eine lähmende Angst um ...
Als Marc Holl, Dr. Holls Sohn, erfährt, dass sich unter den erkrankten Studenten auch seine große Liebe Sarah Wegener befindet, wächst er über sich selbst hinaus: Gemeinsam mit seinem Vater und dem Ärzteteam beginnt er einen verzweifelten Kampf um das Leben der fünf Infizierten ...
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Seitenzahl: 110
Veröffentlichungsjahr: 2016
Cover
Impressum
Das geheimnisvolle Fieber
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln
Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: shutterstock/VGstockstudio
eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-3778-5
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Das geheimnisvolle Fieber
Dr. Holl, eine gefährliche Krankheit und ein böser Verdacht
Von Katrin Kastell
Als man den Soziologie-Professor Ernst Langenwelsch mit dramatisch hohem Fieber in die Münchner Berling-Klinik einliefert, wird das bisher Undenkbare zur Gewissheit: Es gibt wieder einen Ebola-Fall mitten in Deutschland! Und vier der fünf jungen Studenten, die vor vierzehn Tagen mit dem Professor aus Afrika heimkehrten, erkranken ebenfalls und ringen mit dem Tod! Im ganzen Land geht eine lähmende Angst um …
Als Marc Holl, Dr. Holls Sohn, erfährt, dass sich unter den erkrankten Studenten auch seine große Liebe Sarah Wegener befindet, wächst er über sich selbst hinaus: Gemeinsam mit seinem Vater und dem Ärzteteam beginnt er einen verzweifelten Kampf um das Leben der fünf Infizierten …
„Ich studiere anscheinend das Falsche und bin nicht qualifiziert, Menschen in Not zu helfen. Spitze! Das ist doch einfach dämlich! Ich bin echt sauer. Warum nimmt Professor Langenwelsch nur Soziologen und Politologen mit nach Sierra Leone? Das ist nicht fair!“ Marc Holl schimpfte wie ein Rohrspatz.
Es war Freitagabend an einem verregneten, kühlen Oktobertag. Die Familie Holl saß gemeinsam beim Abendessen, und wie es Gewohnheit war, erzählte jeder von seiner Woche und brachte den Rest der Familie auf den aktuellen Stand. Seit der zwanzigjährige Marc mit seiner Zwillingsschwester Dani aus der Uni gekommen war und sich an den Tisch gesetzt hatte, kam allerdings kein anderer mehr zu Wort.
„Klar bin ich noch lange kein Arzt, aber ich habe den Menschen in Sierra Leone schon jetzt einiges zu bieten. Was ist mit Erster Hilfe und Grundlagenversorgung? Ist das etwa nichts?“ Mark war in seiner Ehre gekränkt und konnte sich nicht beruhigen.
Dr. Stefan Holl, der Klinikleiter der Berling-Klinik in München, war nur ein paar Minuten vor seinem Sohn aus der Klinik gekommen. Er freute sich auf ein dienstfreies Wochenende im Kreis seiner Familie. Aufmerksam hörte er seinem Sohn zu, der an der Münchner Universität Medizin studierte.
Mit dem Medizinstudium trat Marc nicht allein in die Fußstapfen seines Vaters, sondern setzte eine Familientradition fort. Auch seine Mutter Julia Holl war Ärztin, wenn sie sich auch irgendwann dafür entschieden hatte, den Beruf nicht mehr auszuüben und lieber für ihre vier Kinder und ihren Mann ein behagliches Zuhause zu schaffen. Marcs Großvater, Professor Dr. Walter Berling, hatte die Berling-Klinik einmal gegründet.
„Marc, wenn ich dich recht verstehe, unterstützt Professor Langenwelsch mit seinen Studenten ein von einer unabhängigen Hilfsorganisation angeleiertes Entwicklungsprojekt, in dem es darum geht, Brunnen zu graben und eine Schule zu bauen“, fasste Dr. Holl zusammen.
„Ja! Na und? Kann ich etwa nicht dabei helfen, einen Brunnen zu bauen, nur weil ich Medizin studiere? Sind Politologen und Soziologen etwa besser geeignet dafür, als Bauarbeiter tätig zu sein?“, entgegnete Marc aufgebracht.
„Darauf wollte ich nicht hinaus, Marc“, versuchte sein Vater, ihn zu beruhigen und dazu zu bringen, etwas sachlicher und weniger emotional an das Thema heranzugehen.
Dani verdrehte hinter Marcs Rücken die Augen und griff sich an die Stirn. Sie studierte Biologie und machte keineswegs immer, was ihr Bruder tat, aber die Zwillinge standen sich trotz allem sehr nahe und hatten einen außergewöhnlich engen Draht zueinander. In diesem Fall war Dani ihr ein Rätsel, warum Marc unbedingt in den Wintersemesterferien nach Sierra Leone wollte.
„Hör auf, dahinten Faxen zu machen! Du solltest mich eigentlich verstehen! Wer regt sich denn sonst immer tierisch auf, wenn etwas ungerecht läuft? Mache ich mich dann über dich lustig? Was der Prof macht, ist ungerecht. Ich bin nicht verrückt, nur weil ich es übel nehme, so abgewiesen zu werden!“, fauchte Marc ärgerlich, obwohl er Danis Pantomime unmöglich hatte sehen können.
„Mein Bruder, der, mit Schaufel und Spaten bewaffnet, die Welt rettet, und das im Schweiße seines Angesichts. Sorry, wenn ich an deinem Verstand zweifle! Masochistische Anwandlungen hattest du bisher noch nie. Hast du dir mal die Regenmenge in Sierra Leone angesehen und die Luftfeuchtigkeit?“, wollte Dani wissen.
„Ende Februar, März und April sind gar nicht so schlimm. Sie gehen schließlich nicht über den Sommer hin, dann wäre es Hölle. Außerdem ist Entwicklungshilfe eben nichts für Weicheier und Schwächlinge. Ich möchte helfen und wenigstens in meinen Semesterferien etwas Sinnvolles tun und nicht nur diesen öden Anatomiestoff pauken“, ereiferte sich Marc.
„Ist das echt so schwer zu begreifen? Warum studiere ich wohl Medizin? Um dumm in Hörsälen herumzuhocken und nichts zu tun?“
„Du studierst Medizin und paukst diesen öden Stoff, wie du es nennst, um irgendwann Menschen helfen zu können“, wies Julia Holl ihren Sohn freundlich zurecht. „Was du jetzt lernst, wird einmal Leben retten. Du hilfst, indem du gründlich und gut lernst. Schlechte Ärzte gibt es schon viel zu viele. Lernen ist sinnvoll.“
„Brunnengraben auch!“ Marc schnaubte unwillig, aber dann riss er sich zusammen. „Das weiß ich doch alles, Mama! Ich habe mich einfach darauf gefreut, Sarah und Michael nach Sierra Leone zu begleiten. Fünf Studenten nimmt der Prof mit, und die zwei haben heute Morgen eine Zusage bekommen. Deshalb bin ich gleich in seine Sprechstunde gegangen, um alles klarzumachen. Ich hätte nie gedacht, dass er mich ablehnt.“
„Er ist Professor für Politologie und Soziologie, und du bist Medizinstudent. Was hast du gedacht?“, spottete Dani, die es nicht lassen konnte zu sticheln. „Aber wenigsten verstehe ich jetzt, warum du unbedingt mit willst. Sarah … – wo Sarah hingeht, da muss Marc folgen!“ Sie sprang rasch weg, als ihr Bruder sie schubsen wollte.
„Sarah?“, wiederholte Julia Holl fragend.
„Sie studiert Politologie, und wir haben sie und ihre Clique neulich auf einem Fest kennengelernt. Die sind alle gut drauf und witzig. Bei meinem Bruderherz war es Liebe auf den ersten Blick. Sarah, oh, Sarah!“, säuselte Dani und rückte aus Sicherheitsgründen noch ein Stück weg.
„Du bist doch nur neidisch. Sarah ist in Ordnung. Ich mag sie, aber …“ Marc erdolchte Dani mit Blicken, aber sie lachte nur.
„Marc ist verliebt und bekommt rote Ohren, sobald Sarah ihn auch nur ansieht. Das ist vielleicht peinlich, kann ich euch sagen!“, frotzelte Dani munter weiter.
Juju, das elfjährige Nesthäkchen der Holls, und ihr fünfzehnjähriger Bruder Chris kicherten. Sie versuchten, sich ihren großen Bruder, der in ihren Augen absolut cool war, als Romeo mit roten Ohren vorzustellen.
„Das stimmt doch gar nicht!“, verteidigte sich Marc und lief wie zum Beweis des Gegenteils feuerrot an. „Sarah ist unglaublich intelligent und engagiert. Ich finde sie toll, weil sie anders ist und die Welt verändern möchte. Eine Frau wie sie ist mir noch nicht begegnet, und ich unterhalte mich gerne mit ihr.“
Dani grinste, hielt aber wohlweislich den Mund.
„Das hört sich spannend an“, meinte Julia Holl. „Bring sie doch einmal mit nach Hause und stelle sie uns vor!“
„Wenn es da bloß Michael nicht gäbe …“, unkte Dani.
„Damit habe ich überhaupt kein Problem! Michael ist in Ordnung“, brummte Marc. Er war wirklich sauer. Musste Dani auch noch in seiner Wunde herumstochern?
„Dann bringst du sie alle beide einmal mit!“, beendete Julia Holl diplomatisch das Thema, um einen Streit zwischen ihren zwei Großen zu verhindern. Normalerweise hatten Marc und Dani einen ähnlichen Humor und spotteten und neckten beide nach Herzenslust. Dabei war ihnen wenig heilig. Diesmal überspannte Dani aber den Bogen, ohne es zu merken. Diese Sarah musste Marc in der Tat etwas bedeuten.
„Wie ich die Uni kenne, hat der Professor nichts gegen dich oder die Medizin. Es geht sicher um Gelder, Marc. Vermutlich hat er für das Projekt Gelder aus einem Topf, der ihn in der Auswahl der teilnehmenden Studenten festlegt. Wenn du unbedingt in deinen Semesterferien tätig sein willst, dann informiere dich an der medizinischen Fakultät. Dort findest du bestimmt auch interessante Projekte“, riet Stefan Holl.
Julia Holl schmunzelte. Offensichtlich war ihrem Mann der entscheidende Teil der Unterhaltung entgangen.
„Das mache ich, Papa!“ Marc nickte, wenn auch nicht sonderlich begeistert.
***
„Und hat es geklappt? Kommst du mit uns?“ Sarah entdeckte Marc sofort, als er am Abend zu der Studentenparty kam, auf der sie sich verabredet hatten. Erwartungsvoll drängelte sie sich durch die Partygäste zu ihm durch, und ihr Freund Michael folgte ihr getreulich auf dem Fuß wie immer.
„Leider nein! Geschlossene Veranstaltung. Ihr Politologen und Soziologen bleibt unter euch“, informierte Marc sie enttäuscht.
„Schade!“
Das kam von Herzen, und Marc freute sich darüber. Sarah hätte ihn wirklich gerne dabeigehabt, und das tröstete ihn ein wenig. Es fiel ihm schwer, den Blick von ihr zu wenden, wann immer er mit ihr im selben Raum war. Alles in ihm zog es zu ihr hin. So etwas war ihm noch nie passiert. Verliebt war er schon oft gewesen, aber immer eher flüchtig und nie so bedingungslos.
Manchmal glaubte er zu erkennen, dass es Sarah ähnlich mit ihm ging. Allerdings konnte da eindeutig der Wunsch Vater der Wahrnehmung sein. Marc war vorsichtig sich selbst gegenüber, denn er hatte Sarah noch nie ohne Michael gesehen. Wie ihr Schatten klebte Michael immer an ihr, und sie schien sich nicht daran zu stören, sondern es gewohnt zu sein und es zu mögen.
„Du hättest toll zu uns gepasst. Pech!“, bedauerte auch Michael, dass Marc nicht mit nach Sierra Leone kam. Er meinte es offenbar ernst und nahm Marc nicht als möglichen Konkurrenten wahr.
„Warum seht ihr denn so traurig drein?“ Ein weiterer Student kam heran, der über das ganze Gesicht strahlte und mit einem offiziellen Brief in der Luft herumwedelte. „Ich bin dabei! Ich bin dabei! Sierra Leone – wir kommen!“
Am Ende des Abends hatten sich die fünf Glücklichen gefunden, die an dem Projekt teilnehmen durften. Es waren drei Männer und zwei Frauen, und ohne Ausnahme studierten sie Politologie im Hauptfach.
Marc kannte nur Sarah und Michael näher. Werner, Tibor und Gundula gehörten zu ihrer Clique und waren Kommilitonen der beiden, aber sie waren ihm bisher kaum aufgefallen. Im Gegensatz zu Dani, die sich mit allen unterhielt und schon fast zur Clique gehörte, war Marc auf Sarah fixiert.
Die Gruppe stand zusammen und debattierte aufgeregt über das, was da auf sie zukommen mochte. Keiner von ihnen war bisher in Afrika gewesen. Freude, Erwartung, aber auch die Furcht vor dem Ungewissen trieben die jungen Leute um.
Marc fühlte sich ausgeschlossen. Dani hatte sich längst auf die Tanzfläche verzogen und andere Kontakte geknüpft, weil ihr bei dem Thema langweilig geworden war. Ihr Bruder beschloss schweren Herzens, ihrem Beispiel zu folgen. Da er die Gruppe nicht nach Sierra Leone begleiten konnte, hatte er vorerst nichts mehr hier verloren.
„Meine Mutter ist wütend, dass ich mich für das Projekt gemeldet hatte, und findet, der Prof ist verantwortungslos, weil er uns mit in so ein Land nimmt“, erzählte da Tibor.
„Wegen des Bürgerkrieges und der Blutdiamanten? Das gehört der Vergangenheit an. Das Land braucht jetzt Unterstützung, um aus den Trümmern wieder etwas aufzubauen und sich von den Folgen des Krieges zu erholen“, sagte Sarah.
„Dass in Sierra Leone Bürgerkrieg herrschte, hat sie, glaube ich, gar nicht so richtig mitbekommen, sonst würde sie noch mehr ausrasten. Die Sache mit dem Ebola-Ausbruch in Westafrika ging bei uns groß durch die Medien. Ich habe ihr gesagt, dass die Weltgesundheitsorganisation inzwischen vorerst Entwarnung gegeben hat, aber das beruhigt sie nicht“, erzählte Tibor weiter und wandte sich an Marc.
„Du bist doch Mediziner. Ist das so gefährlich, wie die Medien tönen?“
„Ebola ist wirklich ernst. Es ist eine Virusinfektion, die als hämorrhagisches Fieber verlaufen kann“, setzte Marc an.
Fünf Augenpaare hingen gebannt an seinen Lippen. Er genoss es und machte eine dramaturgische Pause, um seinen Auftritt auszukosten.
„Toll! Du bist echt schon ein halber Arzt. Die reden auch immer in ihrem Fachchinesisch und denken, jeder müsste wissen, was das bedeutet“, beschwerte sich Sarah. „Hämorrhagisches Fieber? Was heißt das?“
Marc war froh, dass es zu dunkel war, um zu bemerken, wie rot er wurde. Vor Sarah konnte man sich nicht wichtigmachen. Das Schöne war, man hatte es auch nicht nötig, denn sie war an jedem interessiert. Seine Eitelkeit marterte ihn. Was sie jetzt wohl von ihm dachte? Hielt sie ihn für einen arroganten, aufgeblähten Esel? Er redete schnell weiter und ratterte herunter, was er über Ebola wusste.
„Hämorrhagisch bedeutet, dass die Erkrankung mit Blutungen einhergehen kann – inneren Blutungen, aber auch Blutungen aus den Augen, der Nase und den Ohren. Es gibt unterschiedliche Erreger, doch die Sterblichkeitsrate ist immer hoch. Sie kann bis zu neunzig Prozent betragen, und das ist übel“, schloss er.
„Kann man sich dagegen impfen lassen?“, wollte Sarah wissen.
„Nach dem letzten großen Ausbruch in Westafrika wurde ziemlich viel geforscht, aber wie weit man genau ist, kann ich nicht sagen. Auf jeden Fall gibt es noch keine standardisierte Impfung. Ihr müsst euch gegen einiges impfen lassen, bevor ihr am Februar ins Flugzeug steigen könnte, und eine Malariaprophylaxe braucht ihr vermutlich auch, oder?“
„Wir haben extra einen Zettel bekommen, auf dem so viel steht, dass mir gar nicht wohl dabei ist. Muss das denn sein?“, fragte Michael.
„Ja! Unbedingt!“ Marc nickte mit Entschiedenheit. „Es wäre dumm von euch, eine potenziell tödliche Krankheit zu riskieren, gegen die man im Vorfeld impfen kann! Geht am besten ins Tropeninstitut“, riet Marc.