Chefarzt Dr. Holl 1797 - Katrin Kastell - E-Book

Chefarzt Dr. Holl 1797 E-Book

Katrin Kastell

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Beschreibung

"Ich werde Oliver verlassen", sagt Dr. Johanna Bader und schmiegt sich in Christians Arme. Der junge Neurologe hat Johannas Herz erobert, und eine Trennung von ihrem Verlobten ist nun unausweichlich. Schweren Herzens macht sie sich auf den Weg zu Oliver Singer.

Johanna nimmt sich fest vor, offen darüber zu reden, wie es um ihr Herz bestellt ist. Aber dann fallen ihr Veränderungen an Oliver auf. Er wirkt kraftlos, torkelt mehr, als dass er geht, und manchmal spricht er so langsam, als könne er nicht mehr klar formulieren.

Die junge Ärztin schiebt das klärende Gespräch auf. Oliver soll ich erst untersuchen lassen.

Die Diagnose ist erschütternd. Oliver leidet an ALS, einer Nervenkrankheit, die unheilbar ist und die ihn das Leben kosten wird. Aber vorher will er unbedingt noch seine große Liebe Johanna heiraten ...

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Seitenzahl: 121

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Inhalt

Cover

Impressum

Ich verlasse dich nicht!

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Bastei Verlag/von Sarosdy

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-3922-2

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Ich verlasse dich nicht!

Berührender Roman um das Versprechen einer Ärztin

Von Katrin Kastell

„Ich werde Oliver verlassen“, sagt Dr. Johanna Bader und schmiegt sich in Christians Arme. Der junge Neurologe hat Johannas Herz erobert, und eine Trennung von ihrem Verlobten ist nun unausweichlich. Schweren Herzens macht sie sich auf den Weg zu Oliver Singer.

Johanna nimmt sich fest vor, offen darüber zu reden, wie es um ihr Herz bestellt ist. Aber dann fallen ihr Veränderungen an Oliver auf. Er wirkt kraftlos, torkelt mehr, als dass er geht, und manchmal spricht er so langsam, als könne er nicht mehr klar formulieren.

Die junge Ärztin schiebt das klärende Gespräch auf. Oliver soll sich erst untersuchen lassen.

Die Diagnose ist erschütternd. Oliver leidet an ALS, einer Nervenkrankheit, die unheilbar ist und die ihn das Leben kosten wird. Aber vorher will er unbedingt noch seine große Liebe Johanna heiraten …

Nur widerwillig löste sich Johanna aus der Umarmung. An seiner Brust konnte sie die Welt vergessen, wenigstens vorübergehend. Doch nun wurde es Zeit, in das Leben zurückzukehren, das ihr bisher als richtig erschienen war, sich aber nun als falsch erwiesen hatte.

„Bleib doch noch“, murmelte er schläfrig. Seine Hand versuchte, ihren Arm zu erhaschen, doch Johanna entzog sich ihm.

„Es hilft nichts. Bis Garmisch brauche ich mindestens eine Stunde, bei dem Wetter sogar noch mehr.“ Wie zur Bestätigung ihrer Worte prasselte starker Regen gegen die Fensterscheiben.

„Entschuldige dich mit einer Wagenpanne.“

„Ja, das könnte ich natürlich. Doch was sage ich morgen? Oder übermorgen? So viele Ausreden, wie ich bräuchte, gibt’s gar nicht.“

„Dann hilft nur noch die Wahrheit.“ Christian drehte sich auf den Rücken und öffnete seine Arme so weit, dass sie gar nicht anders konnte, als sich erneut hineinfallen zu lassen. Bei ihm war sie zu Hause. Er war die Liebe ihres Lebens. Er löste ein Gefühl in ihr aus, das sie so noch nicht gekannt hatte.

„Ja, du hast recht, aber nicht heute. Wir hatten doch vereinbart, uns noch ein wenig Zeit zu geben“, erinnerte sie ihn an seine eigenen Worte.

Er streichelte ihren Rücken und küsste sie auf die Schulter.

„Du meinst, du willst erst noch prüfen, ob ich deiner Liebe würdig bin?“

„Ich glaube an unsere Liebe. Aber sie muss noch etwas wachsen und sich festigen. Findest du nicht?“

Während des Sprechens bedeckte sie sein schmales Gesicht mit kleinen Küssen. Auf dem kräftigen Kinn und wohlgeformten Nasenspitze verweilten ihre Lippen länger.

Dann bog sie den Kopf ein wenig zurück, um die Farbe seiner Augen zu erforschen. Je nach Gemütslage waren sie leuchtend blau oder changierten in ein dunkles Violett.

Jetzt war sein Blick ernst, aber klar.

„Die Beziehung zu deinem Verlobten ist unehrlich geworden. Da stimmt doch nichts mehr. Das hast du selbst schon oft genug gesagt.“

„Du hast recht, ich weiß. Das Dumme ist nur, dass sich für ihn ja nichts geändert hat. Er hat nicht die leiseste Ahnung, dass meine Gefühle einem anderen gelten und mein Herz plötzlich auf einer anderen Hochzeit tanzt.“ Johanna seufzte schuldbewusst. „Manchmal komme ich mir ziemlich mies vor.“

„Hochzeit!“ Christian reagierte sofort auf dieses Stichwort. „Das höre ich gern. Wann darf ich dir einen Antrag machen?“

„Untersteh dich!“ Liebevoll zupfte sie an seinen Ohrläppchen. „So weit sind wir noch lange nicht. Erst muss die Verlobung in aller Form gelöst werden. Ein harter Brocken.“

„Ich kann sehr geduldig sein“, erwiderte Christian. Im Dämmerlicht des Zimmers konnte sie erkennen, dass seine markanten Züge unendlich viel Zärtlichkeit ausdrückten. „Du gehörst zu mir. Daran ändert auch dein Verlobungsring nichts.“

Johanna saß jetzt auf der Bettkante, streifte sich den weichen Pulli über den Klopf, fuhr mit den Händen durch das lange Haar und befestigte es dann lässig mit einem breiten Band am Hinterkopf. Ein Ruck ging durch ihren schlanken Körper. „Wir sehen uns am Montagmorgen in der Klinik.“

„Noch einen Kuss!“, bettelte Christian.

Seine Bitte wurde ihm gewährt. Dann raffte Johanna ihre Tasche an sich, kramte den Autoschlüssel heraus und ging zur Tür.

Christian schlüpfte in seinen Morgenmantel und folgte ihr. „Sei vorsichtig!“, bat er. „Du bist das Kostbarste, was ich habe. Ich liebe dich. Vergiss mich nicht.“

Mit tiefem Bedauern im Herzen verließ Johanna Christians Haus, das für sie beide zu einem ebenso verträumten wie verschwiegenen Liebesnest geworden war. In drei schnellen Sätzen erreichte sie den Wagen. Der Regen hatte etwas nachgelassen.

Sie warf einen kurzen Blick in den Spiegel und strich sich eine nasse Haarsträhne hinter das Ohr. Kaum hatte sie sich von Christian getrennt, sehnte sie sich schon wieder nach ihm.

Während der Fahrt nach Garmisch-Partenkirchen hatte sie Zeit genug, wieder einmal über alles nachzudenken. Ihr größter Wunsch war eine einvernehmliche Trennung von Oliver. Sie wünschte ihm alles nur erdenklich Gute und wollte ihn auf keinen Fall verletzen. Aber Johanna wusste auch nicht, wie sie das verhindern sollte.

Oliver Singer, dem ehemaligen Skispringer mit den höchsten Auszeichnungen, standen alle Chancen im Leben offen, auch wenn seine Verlobte sich von ihm trennte.

Johanna konnte nur hoffen, dass er recht schnell über die Trennung hinwegkam, die er seinem Naturell entsprechend als Niederlage empfinden musste. Aber aus Mitleid bei ihm zu bleiben, kam für sie auch nicht infrage.

Eigentlich war es ihr lästig, bei dem strömenden Regen noch nach Garmisch zu fahren, wo er mit seinen Eltern das Sporthotel Singer bewirtschaftete. Doch sie hatte nun mal versprochen, am Samstagabend zu kommen und über das Wochenende zu bleiben.

Christian beklagte sich ohnehin immer öfter darüber, dass ihre Arbeit als Internistin in der Berling-Klinik zu viel Zeit einnahm. Einmal hatte er sogar schon gefragt, ob sie nicht nur halbtags arbeiten könnte. Schließlich sei er ein wohlhabender Mann, dessen Frau es gar nicht nötig habe, einen aufreibenden Beruf auszuüben.

Johannas Hinweis, dass sie großen Wert auf Unabhängigkeit und ein eigenes Einkommen lege, hatte er nur belächelt. „Warte nur ab, bis wir verheiratet sind. Dann kannst du aus dem Vollen schöpfen. Und ich weiß schon jetzt, dass es dir gefallen wird.“

***

Chefarzt Dr. Holl verbrachte das Wochenende mit den Seinen im Ferienhaus der Familie am Tegernsee. Auch hier regnete es – wie in ganz Bayern – in Strömen, sodass sich alle nur drinnen aufhalten konnten.

Doch da Juju, die jüngste Tochter, sich zwei Freundinnen mitgebracht hatte, kam bei den Kindern keine Langeweile auf. Sie tobten mit lautem Geschrei durchs Haus.

Die Zwillinge Daniela und Marc sowie der mittlere Sohn Chris waren zu Hause geblieben. Alle drei hatten für die Schule, beziehungsweise fürs Studium zu arbeiten.

Am Sonntagabend wurden die Kinder ins Auto gepackt, dann ging es zurück nach München.

„Das Wochenende war viel anstrengender, als ich dachte“, meinte Julia seufzend, als sie wieder zu Hause waren. „Drei kleine Mädchen bei Regen im Haus zu hüten, ist schon eine von den schwierigeren Aufgaben.“

„Jetzt belohnen wir uns mit einem guten Abendessen“, schlug Stefan vor. Julia entdeckte im Kühlschrank noch diverse Salate, die Wirtschafterin Cäcilie auf Vorrat zubereitet hatte.

Als alle gesättigt waren und sich die größeren wie kleineren Holl-Kinder in ihre Zimmer zurückgezogen hatten, sah Stefan noch einmal nach Juju.

„Ich habe ihr erlaubt, noch eine Viertelstunde zu lesen“, hatte Julia gesagt. „Aber sicher wartet sie darauf, dass du ihr noch gute Nacht sagst.“

Doch das erübrigte sich, wie Stefan bald feststellte. Seine Jüngste schlief schon tief und fest, und dass sie etwas Schönes träumte, verriet ihr Lächeln. Er nahm ihr das Buch aus der Hand, löschte das Licht und kehrte zu seiner Frau zurück.

Morgen begann eine neue Woche für ihn, voll gespickt mit Terminen, die meisten davon im Operationssaal. Die Klinik, die er von seinem Schwiegervater Professor Walter Berling übernommen hatte, war fast immer voll belegt. Zu wirtschaftlichen Klagen bestand kein Anlass.

„Wie macht sich denn der neue Kollege Gruber?“, erkundigte sich Julia, als sie ins Wohnzimmer hinübergingen.

„Ich bin sehr zufrieden, dass wir jetzt über einen Neurologen verfügen“, gab Stefan zurück. „Der Mann hat tadellose Referenzen und macht einen kompetenten Eindruck. Ihn könnte ich mir gut als Oberarzt vorstellen. Aber natürlich muss ich auch die Interessen der anderen berücksichtigen.“

„Morgen früh um sechs – wie immer?“, erkundigte sich Julia nur der Form halber, als sie ins Bett gingen.

„Wenn ich es schaffe, werde ich noch eine kleine Runde joggen“, meinte Stefan. „In der letzten Zeit hatte ich zu wenig Bewegung.“

„Wenn ich es schaffe, mache ich mit“, versprach Julia. „Was nämlich die mangelnde Bewegung betrifft, da geht es mir genau wie dir.“

***

„Was ist los mit dir?“ Johanna Bader betrachtete ihren Verlobten besorgt. „Kannst du die Schmerzen näher erklären?“

„Nein.“ Oliver Singer versuchte, ein Aufstöhnen zu unterdrücken, aber das gelang ihm nicht. „Sie sind nicht zu beschreiben. Ich fühle mich matt und klapprig wie ein alter Gaul.“

„Du wirst dir einen Virus eingefangen haben und solltest dich schonen. Keinen Sport die nächsten Tage. Versprich mir das!“

„Aber Johanna, ich muss in Form bleiben“, widersprach Oliver kläglich. Schon seit einer geraumen Weile fühlte er seine Kräfte schwinden und fand keine Erklärung dafür.

„Das bleibst du auch, wenn du eine Weile pausierst. Mit einem Virus im Körper ist nicht zu spaßen. Hier ist Schonung angesagt – oder es manifestieren sich Schäden, die man dann nicht so leicht wieder beheben kann.“

„Frau Doktor, ich liebe dich“, sagte Oliver. „Und ich finde deine Vorschriften ganz rührend …“ Es klopfte an die Tür. „Ja, bitte?“, rief er ungehalten.

Haushälterin Helga schaute durch den Türspalt.

„Ihre Eltern bitten zu Tisch“, sagte sie entschuldigend. „Sie warten schon seit zehn Minuten.“

„Schon gut.“ Oliver, der in der elterlichen Villa in Garmisch ein eigenes Apartment bewohnte, rappelte sich hoch. „Wir kommen.“

„Es wird dir guttun, etwas zu essen“, meinte Johanna hoffnungsvoll.

Sie war froh, dass er mitkam, denn mit seinen Eltern allein fühlte sie sich nicht wohl. Vater Alfreds konservative Ansichten konnte sie nicht teilen, und Olivers Mutter war oftmals schwer erträglich.

Beide Eltern waren vernarrt in ihren einzigen Sohn. Maria Singer glaubte außerdem, dass ihr Kronprinz etwas Besseres verdient hätte als eine kleine Assistenzärztin, doch sie fügte sich seinem Willen und unterließ abfällige Bemerkungen über die Wahl seiner Zukünftigen.

„Da sind ja endlich unsere Turteltauben!“, sagte Maria, als das junge Paar das großzügig angelegte Esszimmer betrat.

Man saß an einem langen ovalen Tisch, an dem maximal sechzehn Personen Platz fanden. Da man aber wie jetzt zu viert aß, kam man sich an der großen Tafel ziemlich verloren vor. Jedenfalls ging es Johanna so.

„Was ist mit dir, Bub?“, erkundigte sich Maria jetzt nach einem kritischen Blick auf ihren Sohn. „Du bist ja ganz bleich. Siehst du das denn nicht, Johanna?“

„Ich fühle mich nicht besonders“, erklärte Oliver und hustete demonstrativ hinter seiner Serviette. „Da ist wohl eine Erkältung im Anmarsch.“

„Fieber hat er jedenfalls keins“, sagte Johanna, ohne auf Marias Bemerkung einzugehen.

Alfred Singer saß am Kopfende des Tisches, eingerahmt von Frau und Sohn. Johanna fiel nur ein Randplatz neben Oliver zu, ein Grund mehr, sich ausgeschlossen zu fühlen.

„Du solltest besser auf ihn aufpassen“, beharrte Maria auf ihren Vorwürfen und reichte dabei die Salatschüssel herum.

„Bitte, Mutter!“, sagte Oliver matt. „Heute Abend mal keine Gardinenpredigten. Es wird ein Virus sein. Wie soll man sich dagegen schützen? Die schwirren durch die Luft und suchen sich ihre Opfer, wo immer sie welche finden.“

Er gab die Schüssel an Johanna weiter, ohne sich selbst daraus zu bedienen. Johanna legte sich zwei Salatblätter auf. Appetit verspürte sie keinen. Sie war innerlich zu erregt.

Der gestrige Tag mit Christian wirkte noch nach. Sie betrachtete die drei anderen am Tisch mit verstohlenen Blicken. Wie würden die Singers reagieren, wenn sie erfuhren, dass sie Oliver, ihren Verlobten, schon seit geraumer Zeit betrog?

Nein, als Ehebrecherin fühlte sie sich nicht, sie war ja noch nicht verheiratet, trotzdem musste sie schon bald reinen Tisch machen – im Interesse aller Beteiligten. Denn auch Christian wollte eine Entscheidung. Außerdem machten Johanna die ständigen Lügen und Ausreden zu schaffen, mit denen sie ihre immer häufiger werdenden Abwesenheiten erklärte.

„Was ist mir dir, Liebes, warum isst du denn nichts?“ Olivers Stimme riss sie aus ihren Gedanken.

„Aber ich esse doch“, gab sie zurück, griff nach einer Semmel und bediente sich vom Käseteller.

Wieder wandte sich Maria an Johanna. „Bleibst du heute noch hier?“

„Nein, ich fahre gleich nach München zurück. Morgen muss ich früh raus. Um acht Uhr stehe ich im OP.“

„Wie lange soll dieses Hin und Her eigentlich noch gehen?“

Maria betrachtete ihren Sohn und die zukünftige Schwiegertochter. „Bleibt es bei der Hochzeit im September?“

„Wie bitte?“ Johanna fiel die Semmelhälfte aus der Hand. „Wieso September?“

Jetzt sah sich Oliver zu einer Erklärung genötigt. „Mutter und ich haben neulich darüber gesprochen. Sagte ich das nicht?“

Johanna schüttelte den Kopf. „Jedenfalls weiß ich nichts davon.“

„Dann habe ich wohl vergessen, das zu erwähnen. Tut mir leid, Liebes. Aber September würde bestens in meine Pläne passen. Anschließend machen wir eine kleine Weltreise.“

„Wir lassen das Dachgeschoss der Villa neu ausbauen“, meldete sich jetzt Vater Alfred zu Worte. „Dann habt ihr zwei Stockwerke zur Verfügung. Der Architekt war schon da und wird bald einen Plan vorlegen.“

„Ich möchte auch gefragt werden“, sagte Johanna leicht gereizt.

„Dass ihr heiratet, ist doch schon geklärt“, teilte Maria betont gleichmütig mit. „Wozu hättet ihr euch sonst verlobt? Jetzt geht es doch nur noch um einen günstigen Termin. Das ist doch auch in deinem Interesse.“

Johanna kämpfte gegen das Schwindelgefühl, das sie erfasste – und gegen die Kälte, die sie umgab. Sie holte tief Luft – und schwieg.

Sie war überhaupt nicht darauf vorbereitet, jetzt Klartext zu reden. Außerdem wollte sie über das Ende ihrer Beziehung mit Oliver allein sprechen. Seine Eltern störten da nur. Sie erfuhren es ohnehin noch früh genug. Und dann war in dieser Familie ohnehin die Hölle los.

Oliver wollte seiner Verlobten Wein einschenken, doch sie zog das Glas außerhalb seiner Reichweite. „Nicht! Ich muss ja noch fahren.“

„Du könntest doch morgen früh …“

„Nein. Und was den Hochzeitstermin angeht, darüber sprechen wir noch.“

Maria bedachte ihren Sohn mit dem mein-armer-Bub-Blick, den Johanna so hasste. Jede andere junge Frau hätte gejubelt, wenn ein Mann wie Oliver sie heiraten wollte, doch Johanna Bader schien sich ihres Glücks gar nicht bewusst zu sein. Ein berühmter Ski-Sportler, der mit seinen Preisgeldern und Werbeeinnahmen ein Vermögen angehäuft hatte, außerdem noch ein Hotel besaß, hatte doch wirklich etwas mehr Aufmerksamkeit von seiner Verlobten verdient.