Chefarzt Dr. Holl 1799 - Katrin Kastell - E-Book

Chefarzt Dr. Holl 1799 E-Book

Katrin Kastell

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Beschreibung

Vielleicht ist es Schicksal, dass die bildhübsche Krankenschwester Laura Bertram Dienst hat, als der charmante, äußerst attraktive Robin Vogt mit einer komplizierten Mittelfußfraktur in die Berling-Klinik eingeliefert wird.

Laura und Robin fühlen sich sofort stark zueinander hingezogen. Es ist wie ein süßer Rausch, von dem der Patient und die Krankenschwester gleichermaßen erfasst werden.

Schon schmieden sie Zukunftspläne für die Zeit nach Robins Entlassung - da taucht überraschend eine fremde, sehr elegante Frau in der Klinik auf, um Robin zu sich nach Hause zu holen ...

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Seitenzahl: 125

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Inhalt

Cover

Impressum

Nur ein Teil deines Herzens

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: shutterstock/solominviktor

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-4107-2

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Nur ein Teil deines Herzens

Plötzlich war das Ende ihres Glücks ganz nah

Von Katrin Kastell

Vielleicht ist es Schicksal, dass die bildhübsche Krankenschwester Laura Bertram Dienst hat, als der charmante, äußerst attraktive Robin Vogt mit einer komplizierten Mittelfußfraktur in die Berling-Klinik eingeliefert wird.

Laura und Robin fühlen sich sofort stark zueinander hingezogen. Es ist wie ein süßer Rausch, von dem der Patient und die Krankenschwester gleichermaßen erfasst werden.

Schon schmieden sie Zukunftspläne für die Zeit nach Robins Entlassung – da taucht überraschend eine fremde, sehr elegante Frau in der Klinik auf, um Robin zu sich nach Hause zu holen …

Laura saß vor der Umkleidekabine des Herrenausstatters und blätterte in einer Modezeitschrift. Der Bericht über die aktuellen Farben des Winters weckte ihr Interesse. Sie las ihn aufmerksam. Erst ein Räuspern über ihrem Kopf ließ sie wieder aufschauen.

„Na, wie sehe ich aus?“, erkundigte sich der schlanke Mann und breitete mit einer etwas verlegenen Geste die Arme aus. „Bitte, ganz ehrlich, Laura, bin ich dafür nicht schon zu alt?“

„Quatsch!“, erwiderte sie spontan und betrachtete ausgiebig das Outfit des Freundes. „Dreh dich mal.“

„Ich bin doch nicht auf dem Laufsteg“, murrte er leise, kam dann aber doch ihrer Aufforderung nach, wenn auch mit sichtlichem Unwillen.

„Der Pullover sitzt gut, aber die Jeans könnte ein bisschen enger sein.“

„Ganz meine Meinung“, mischte sich jetzt der Verkäufer ein. „Ihre Frau hat recht. Diese Hose ist zu groß. Einen Moment, ich hole sie Ihnen eine Nummer kleiner.“

Laura grinste ihren Begleiter amüsiert an.

„Sehen wir wirklich aus wie ein Ehepaar?“, fragte sie, als der Verkäufer außer Hörweite war.

„Keine Ahnung. Wie sehen Ehepaare denn aus? Was unterscheidet sie von einem befreundeten Paar?“

Laura dachte nach, doch bevor sie eine Antwort fand, kam der flinke Verkäufer schon zurück, zwei weitere Jeans über dem Arm.

„Also gut“, seufzte Christian. „Die noch, aber dann ist Schluss. Ich habe genug anprobiert.“

„Stell dich nicht so an!“, rief Laura ihm in die Kabine nach. „So was machen wir Frauen fast jede Woche einmal.“

Was er ihr antwortete, verstand sie nicht. Also vertiefte sie sich wieder in die neuen Winterfarben, bis Christian ein weiteres Mal vor sie hintrat. Diesmal passte die Jeans perfekt. Sein ansehnlicher Hintern kam gut zur Geltung. Doch jetzt meckerte er über den Preis.

„Hundertfünfzig Euro für eine Jeans ist ganz schön happig. Ich weiß nicht, ob ich …“

„Bei deinem Gehalt kannst du dir das durchaus leisten“, meinte sie. „Nimm sie. Und den Pullover auch. Darin siehst du richtig flott aus.“

„Ach wirklich? Also gut, wenn du meinst, ich verlass mich auf dich.“

Einige Minuten später trat er in den Sachen aus der Kabine, in denen er gekommen war. Dem Verkäufer drückte er Jeans und Pullover in die Hand.

„Noch einen passenden Gürtel vielleicht?“, erkundigte der sich geschäftstüchtig. „Wir haben auch ganz neue Mohairschals hereinbekommen. Wenn Sie hier mal schauen wollen?“

„Danke, das wär’s für heute“, erwiderte Christian und schüttelte den Kopf.

An der Kasse steckte er seine Kreditkarte ins Lesegerät, nahm den Beleg entgegen und verließ mit Laura den Laden. Draußen auf der Straße seufzte Christian auf.

„Das war viel anstrengender, als eine Stunde im OP zu stehen.“

„Du übertreibst wie immer“, erwiderte Laura gelassen. „Was machen wir jetzt? Ich hätte gern einen Kaffee.“

„Dann lade ich dich dazu ein.“

Die Temperatur lag bei null Grad. Es begann leicht zu schneien. Nach ein paar Schritten betraten sie ein Café am Viktualienmarkt.

„Auch was Süßes zum Kaffee?“ Christian deutete auf die üppige Kuchentheke.

Rasch schätzte Laura die für heute noch vertretbaren Kalorien ab, dann entschied sie sich für einen Striezel, ein typisch bayrisches Schmalzgebäck. Christian schloss sich ihr an.

„Danke jedenfalls, dass du mitgekommen bist“, sagte er, nachdem sie an einem Tisch Platz genommen hatten. „Ich kann das selbst nicht gut einschätzen, was mir passt und was mir steht.“

„Dafür sind Freunde da“, erwiderte Laura und strich ihm mit dem Handrücken über das Kinn. „Du hast dich gar nicht rasiert“, stellte sie fest.

„Morgen wieder. Heute war mein freier Tag, da hab ich es mal nicht so genau genommen.“

Cappuccino und Kuchen wurden serviert. Beim Anblick des Gebäcks bekam Laura richtig Appetit. Vielleicht würde sie deswegen das Abendessen ausfallen lassen, aber sicher wusste sie es noch nicht. In drei Stunden könnte sie durchaus wieder hungrig sein.

„Was steht denn morgen früh an?“

„Zunächst das Übliche, zwei Oberschenkelhalsprothesen“, erwiderte Christian. „Anschließend ein Ellenbogenersatz. Ich habe am Vormittag mit Dr. Holl telefoniert. Das Ellenbogengelenk für die Patientin ist endlich eingetroffen. Darauf haben wir schon seit ein paar Tagen gewartet. Jetzt kann’s endlich losgehen.“ Christian trank einen Schluck Kaffee. „Und was ist mit dir? Hast du morgen Dienst?“

Da Laura sich gerade ein Stück Schmalzgebäck in den Mund geschoben hatte, beließ sie es bei einem Nicken.

„Wir könnten morgen Abend ins Kino gehen. Was meinst du?“

„Mal sehen.“ Laura zeigte sich nicht sonderlich begeistert. „Vielleicht treffe ich mich morgen mit einer Freundin.“

„Ganz, wie du willst“, sagte Christian. „Gib mir nur rechtzeitig Bescheid.“

Er hatte sein Gebäck schneller aufgegessen als seine Begleiterin und schob seinen Teller jetzt zur Seite.

„Am Mittwoch ist Jahrestag. Unternehmen wir etwas?“

Ein trauriger Schatten legte sich über Lauras Gesicht.

„Was schlägst du denn vor?“

„Wir gehen essen und bestellen uns Eriks Lieblingsessen.“

Tafelspitz mit Röstkartoffeln, Cremespinat und Apfelkren – dafür hätte man ihren Bruder nachts aufwecken können.

„Einverstanden“, sagte sie und leerte ihre Tasse.

Vor fünf Jahren war Erik nach langer Krankheit gestorben. Weder die lückenlose Betreuung der Ärzte in der Berling-Klinik noch die rührende Liebe seiner kleinen Schwester hatten sein Leben retten können. Heute wäre er sechsunddreißig, ein Jahr jünger als sein bester Freund Christian Schelling.

Christian arbeitete als Chirurg in der Berling-Klinik und nahm hauptsächlich die operative Behandlung von Knochen, Implantaten, Frakturen, Tumoren und Gelenkfehlstellungen vor. In dieser Spezialdisziplin war er sehr erfolgreich.

Chefarzt Dr. Holl beglückwünschte sich noch heute, den jungen Kollegen mit einem ordentlichen und vor allem langfristigen Vertrag engagiert zu haben.

Laura Bertram, Eriks zwölf Jahre jüngere Schwester, arbeitete inzwischen als Krankenpflegerin ebenfalls in der Berling-Klinik. Christian hatte ihr gesagt, dass neue Pflegekräfte gesucht wurden. So hatte sie sich beworben und eine Vollzeitstelle bekommen.

Damals, als Erik starb, hatte sie noch mitten in der Ausbildung gesteckt. Dieses tragische Ereignis hatte sie vollkommen die Orientierung verlieren lassen. Im ersten Impuls hatte sie alles hinwerfen und sogar ihre Ausbildung abbrechen wollen.

Mit viel Zuspruch und der ständigen Bereitschaft, für sie da zu sein, hatte Christian sie schließlich erfolgreich von diesem Schritt abgehalten. Im Laufe der Zeit hatte sich ihr unermesslicher Schmerz in einen Zustand gewandelt, der mit Wehmut besser umschrieben war. Heute konnte sie akzeptieren, dass das Leben trotz des Todes eines nahestehenden Menschen weiterging, ja, weitergehen musste.

Der ältere Bruder war für sie ihre Familie gewesen und ein Ersatz für den früh verstorbenen Vater, der nie darüber hinwegkam, dass seine Frau ihn und die Kinder wegen eines wesentlich jüngeren Mannes verlassen hatte. Inzwischen war auch sie verstorben. Von ihrem Lebensgefährten wollte Laura nichts wissen. Sie kannte ihn auch kaum.

„Hallo, was ist los?“ Christians schlanke Hand wedelte vor ihrem Gesicht. „Komm zurück, du bist mal wieder ganz weit weg.“

Laura lächelte, konnte sich aber nicht entschließen, ihm den Grund für ihre kurze Abwesenheit zu nennen.

„Ich habe an die Arbeit gedacht“, log sie. „In letzter Zeit habe ich oft Ärger mit Kerstin. Ständig glaubt sie, mir Vorschriften machen zu müssen, nur, weil sie ein paar Jahre älter ist als ich.“

„Versuch einfach, dich gut mit ihr zu stellen“, riet Christian ihr. „Das ist besser für das Arbeitsklima.“ Er beugte sich ein wenig vor und dämpfte die Stimme. „Ich sag’s dir jetzt schon, aber du musst es noch für dich behalten. Kerstin wird kündigen.“

„Na so was! Danke für die Info. Das freut mich. Und weißt du auch, warum sie von der Klinik weg will?“

„Und ob ich das weiß.“ Sein Blick wurde verschwörerisch. „Ich habe sie engagiert. Sie wird meinen Vater betreuen.“

Erstaunt öffnete Laura den Mund und vergaß sekundenlang, ihn wieder zuzuklappen.

„Na so was!“, sagte sie noch einmal, doch es klang schon gar nicht mehr so erleichtert. „Ist sie denn auch in Altenpflege ausgebildet?“

„Ja, sie hat mir ihre Zeugnisse gezeigt. Ich kann meinen Vater nicht mehr allein lassen. Darum bin ich über Kerstins Unterstützung sehr froh.“ Damit war dieses Thema für ihn offensichtlich erledigt.

Kurz darauf winkte Christian der Bedienung und zahlte.

„Du bist eingeladen“, sagte er zu Laura. „Schließlich hast du mich in Sachen Mode beraten.“

Anschließend bestellte er ein Taxi, das zuerst Laura nach Haidhausen in ihre kleine Wohnung brachte und ihn dann nach Oberföhring, wo er mit seinem Vater allein in einer alten Jugendstilvilla wohnte.

***

Der Einbau des Hüftgelenks in den Oberschenkel verlief problemlos. Die sechzigjährige Patientin lag in Vollnarkose auf einem speziellen Tisch. Gemeinsam mit Dr. Holl hatte Dr. Christian Schelling den Eingriff anhand der Röntgenbilder und eines Computerprogramms am Bildschirm exakt vorgeplant.

Die Operation wurde von vorn durchgeführt. Christian zog einen kurzen, cirka acht Zentimeter langen Schnitt auf dem rechten Oberschenkel. Bei dieser Technik wurden die Muskeln nur zur Seite geschoben und daher nicht gequetscht oder eingekerbt. Diese minimal-invasive Vorgehensweise schonte die große Hüftmuskulatur und ermöglichte eine schnelle Heilung und frühe Rehabilitation.

Das einzusetzende Material bestand aus Keramik. Es verminderte den Abrieb und zeichnete sich durch lange Haltbarkeit aus. Fast alle Patienten gewannen nach diesem Eingriff ihre Mobilität in Rekordzeit zurück und konnten schon nach wenigen Tagen wieder nach Hause entlassen werden.

Mithilfe der Bildschirmnavigation legte Dr. Holl die genaue Positionierung des aus zwei Teilen bestehenden Implantats fest. Dies und die genaue Beinlängeneinschätzung waren nötig, um ein Hinken zu verhindern.

Christian entfernte die geschädigten Knochenteile, verankerte den Gelenkschaft im Oberschenkel und steckte den kugelförmigen Gelenkkopf passgenau in die Gelenkpfanne.

Die Chirurgen hatten sich bei diesem Eingriff einvernehmlich für Knochenzement entschieden, einen Kunststoff, der den Metallschaft dauerhaft im Knochen verankerte.

Dr. Andrea Kellberg verkündete zufriedenstellende Kreislaufwerte. Alles verlief optimal. Eine Bluttransfusion war nicht nötig geworden.

„Sie können schon zurückfahren“, sagte Dr. Holl zur Anästhesistin. „Wir haben’s gleich.“

Nach einer guten Stunde war die minimal-invasive Implantation erfolgreich beendet. Es war die letzte OP für heute. Beide Ärzte spürten, dass sie genug getan hatten.

„Jetzt muss ich mich endlich mal wieder in Ruhe hinsetzen“, sagte Dr. Holl. „Gehen wir noch auf einen Kaffee?“

Wenig später saßen sie in der um diese Zeit ziemlich leeren Cafeteria. Der Klinikchef trank einen Espresso, sein jüngerer Kollege einen Cappuccino.

Stefan Holl wusste, dass Dr. Schelling eine intensive Schulung als orthopädischer Chirurg absolviert und schon viele Hüft-OPs durchgeführt hatte. Seit dieser Spezialist in der Berling-Klinik arbeitete, kamen mehr und mehr Menschen auch von weit außerhalb, um sich hier operieren zu lassen. Was sowohl dem Ruf, als auch den Finanzen des Hauses guttat.

Dr. Holl wollte gerade sagen, wie zufrieden er mit Dr. Schellings Arbeit war, als dieser ihm zuvorkam.

„Da wir gerade ungestört beisammensitzen, muss ich Ihnen leider etwas gestehen, Dr. Holl.“ Christian räusperte sich. „Es handelt sich um eine Kündigung …“

„Hoffentlich nicht Ihre.“ In einem Anflug von Enttäuschung stellte Stefan seine Tasse zurück, die ohnehin schon leer war.

„Nein, nein. Es handelt sich um Frau Lechner.“

„Ach so, ja, das weiß ich. Schade. Sie war eine tüchtige Pflegekraft.“

„Sie wird bei mir als Privatpflegerin arbeiten. Bitte glauben Sie nicht, dass ich sie abgeworben habe. Es ergab sich im Laufe eines Gesprächs, dass sie sich verändern wollte, warum auch immer. Und da ich mich schon seit einiger Zeit nach einer Pflegerin für meinen Vater umschaue, habe ich ihr ein Angebot gemacht. Ich wollte, dass Sie das wissen, bevor es Ihnen von anderer Seite zugetragen wird.“

„Danke für Ihre Information“, sagte Dr. Holl und zog leicht die Schultern an. „Die freie Stelle ist schon ausgeschrieben. Nein, ich bin Ihnen nicht böse. Mitarbeiter kommen und gehen. Das ist nun mal so. Mal bedaure ich es, mal nicht. Hauptsache, Sie bleiben uns noch lange erhalten.“

„Ich habe nicht die Absicht wegzugehen“, versicherte Christian eilig. „Ich liebe München. Und ich liebe meine Arbeit und ebenso das gute Betriebsklima hier.“

„Das freut mich, Herr Kollege.“

Auf Christians Gesicht zeigte sich ein befreites Lächeln.

„Ich lebe hier in meinem Elternhaus zusammen mit meinem Vater, auch er ist ein waschechter Münchner.“

„Darf ich fragen, was Ihrem Vater fehlt?“

„Fortschreitende Demenz. Seit meine Mutter vor zehn Jahren an einem Gehirntumor gestorben ist, braucht er ständig jemanden um sich herum. Ein paarmal ist er schon weggegangen und hat nicht mehr zurückgefunden. Die Polizei brachte ihn dann nach Hause.“

Christian verstummte kurz und seufzte traurig.

„Und da ich nicht ständig bei ihm sein kann, möchte ich diese Aufgabe einem Pfleger oder einer Pflegerin übertragen. Natürlich wird er auch regelmäßig von einem Kollegen untersucht. Aber wie wir ja wissen, gibt es für diese Krankheit noch keine Therapie.“

Dr. Holl nickte zustimmend, und Christian nippte an seinem Kaffee.

„Die Kosten für die Ganztagsbetreuung sind zwar beträchtlich, aber Vater hat von meinem Großvater ein ordentliches Barvermögen geerbt“, fuhr der Arzt fort. „Außerdem hat er während seiner aktiven Tätigkeit als Notar sehr gut verdient.“

„Ich wünsche Ihnen und Ihrem Vater alles Gute“, sagte Dr. Holl.

Nach der kurzen Pause schlenderten sie auf die Station zurück. Alle Patienten, die von Dr. Christian Schelling heute operiert worden waren, befanden sich schon wieder auf ihren Zimmern und wurden postoperativ von den Pflegekräften versorgt.

Bevor er nach Hause fuhr, machte er noch einen Rundgang. Zurzeit befand sich eine hilfsbereite Nachbarin bei seinem Vater, er konnte sich also Zeit lassen.

Ab dem nächsten Ersten zog Kerstin dann in die beiden nicht benutzten Räume im Erdgeschoss, von denen einer gleich neben dem Schlafzimmer des Vaters lag. So war die Pflegerin immer in seiner Nähe.

Ganz wohl war Christian bei der Vorstellung nicht, Kerstin nun ständig unter seinem Dach zu haben. Sie konnte manchmal ziemlich bestimmend sein und schien wohl auch ein Auge auf ihn geworfen zu haben.

Aber da er den Vater gut versorgt wissen wollte, während er in der Berling-Klinik arbeitete, und es sehr schwierig zu sein schien, eine gute Pflegekraft zu finden, redete Christian sich ein, es bliebe ihm gar nichts anderes übrig, als Kerstin zu engagieren.

Zunächst hatte er gezögert, ihr das separate Zwei-Zimmer-Apartment anzubieten, sich dann aber über seine eigenen Zweifel hinweggesetzt. Das Wohl des Vaters erschien ihm wichtiger. Und das Haus war groß genug. Sogar eine Familie mit mehreren Kindern hätte noch bequem Platz.

***

Laura kaute immer noch an Christians Eröffnung herum. Nicht, dass sie missgünstig wäre, aber dass ausgerechnet die arrogante Kerstin eine gute Pflegerin für Christians Papa sein sollte, bezweifelte sie doch stark. Sie gönnte es Kerstin einfach nicht, in der schönen Villa zu wohnen.