Chefarzt Dr. Holl 1804 - Katrin Kastell - E-Book

Chefarzt Dr. Holl 1804 E-Book

Katrin Kastell

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Beschreibung

Nachdem bei seiner Frau eine unheilbare Krankheit diagnostiziert wurde, ließ Rainer Bärenz seine Familie im Stich. Seine damals dreizehnjährige Tochter ist durch diesen Vorfall schwer traumatisiert.

Und so glaubt Silke auch sechzehn Jahre später noch, dass man keinem Mann wirklich vertrauen kann. Aus Angst, einem "Doppelgänger" ihres Vaters zu begegnen, scheut sie sich, ihr Herz zu verschenken. Doch dann lernt sie den charmanten Musiker Laurent Winter kennen, und es entwickelt sich eine wunderbare Freundschaft zwischen ihnen. Als Laurent ihr aber seine Liebe gesteht, zieht Silke sich in ihr Schneckenhaus zurück und bricht den Kontakt ab. Zu groß ist die Angst, verlassen zu werden, wenn die Not am größten ist.

Wird sie das Trauma ihrer Kindheit niemals überwinden?

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Seitenzahl: 111

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Inhalt

Cover

Impressum

Du kämpfst nicht allein

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 20176 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: iStockphoto/gpointstudio

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-4411-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Du kämpfst nicht allein

So besiegte Silke ihre schwere Krankheit

Von Katrin Kastell

Nachdem bei seiner Frau eine unheilbare Krankheit diagnostiziert wurde, ließ Rainer Bärenz seine Familie im Stich. Seine damals dreizehnjährige Tochter ist durch diesen Vorfall schwer traumatisiert.

Und so glaubt Silke auch sechzehn Jahre später noch, dass man keinem Mann wirklich vertrauen kann. Aus Angst, einem „Doppelgänger“ ihres Vaters zu begegnen, scheut sie sich, ihr Herz zu verschenken. Doch dann lernt sie den charmanten Musiker Laurent Winter kennen, und es entwickelt sich eine wunderbare Freundschaft zwischen ihnen. Als Laurent ihr aber seine Liebe gesteht, zieht Silke sich in ihr Schneckenhaus zurück und bricht den Kontakt ab. Zu groß ist die Angst, verlassen zu werden, wenn die Not am größten ist. Wird sie das Trauma ihrer Kindheit niemals überwinden?

„Waren wir auch so verrückt und haben uns wegen ein paar guter Songs zum Narren gemacht?“, fragte Dr. Stefan Holl seine Frau Julia schmunzelnd, während er es sich mit ihr auf dem Sofa im Wohnzimmer gemütlich machte.

„Und ob, mein Liebling! Hast du eine dunkle Erinnerung an das Queen-Konzert damals?“, fragte Julia unschuldig.

„Hmmm!“ Stefan seufzte wohlig und kuschelte sich noch etwas enger an seine Frau. „Aber das war doch etwas ganz anderes. Wir haben Freddy Mercury auf der Bühne erlebt. Dani trommelt uns hier alle im Wohnzimmer zusammen wegen einer Radiosendung. Radio im 21. Jahrhundert? Komm schon!“

„Lass dich einfach überraschen!“, meine Julia gelassen. „Wir haben mit Begeisterung Radio gehört in unserer Jugend, und ich finde es schön, dass Dani und Marc dem Radio auch wieder etwas abgewinnen können. Übrigens höre ich die Nachtsendung auch gern. Wenn du Dienst hast und ich abends noch bügle oder einfach keine Lust habe, zu lesen oder schon ins Bett zu gehen, dann habe ich den Sender meist drin. Die Moderatorin ist witzig, und die Musikauswahl ist abwechslungsreich.“

Stefan und Julia Holl hatten vier Kinder. Chris war fünfzehn, und seine Schwester Juju war mit elf Jahren das Nesthäkchen der Familie. Dani und Marc waren Zwillinge und zwanzig Jahre alt. Sie studierten in München und wohnten noch zu Hause.

Die Zwillinge waren den ganzen Sonntag ungewöhnlich aufgedreht gewesen und hatten allen Familienmitgliedern immer wieder das Versprechen abgenommen, sich um zweiundzwanzig Uhr mit ihnen eine Radiosendung anzuhören. Dann war Marc kurz nach einundzwanzig Uhr klammheimlich verschwunden, und sein Vater fand das befremdlich.

„Hat dein Bruder die Lust an eurer großen Überraschung verloren, oder kommt er rechtzeitig zurück?“, hatte er Dani gefragt. „Was ist das eigentlich für eine Überraschung?“

„Papa, zum Wesen einer guten Überraschung gehört es, dass sie überraschend ist. Ich verrate nichts!“, hatte seine Tochter geheimnisvoll geantwortet und gegrinst. Sie wusste genau, wie ungern er sich überraschen ließ.

Dr. Stefan Holl war Chefarzt und leitete die Berling-Klinik in München. Als Mediziner musste er ständig mit unvorhergesehenen Entwicklungen rechnen. Patienten, denen es gerade noch blendend ging, konnten plötzlich sterben. Symptome tauchten wie aus dem Nichts auf, und andere verschwanden auf unerklärliche Weise.

Beruflich musste er immer auf alles vorbereitet sein und prompt reagieren können, was immer auch geschah. In seinem Privatleben zog er es daher vor, sich auf Veränderungen vorbereiten zu können, und er schätzte unerwartete Ereignisse wenig. Bei vier Kindern und einem vor Leben nur so sprühenden Haus war das natürlich illusorisch, und seine Frau machte sich oft gutmütig über seinen Wunschtraum lustig.

Um zweiundzwanzig Uhr ging Silke Bärenz auf Sendung wie jeden Abend. Sie war die Nachteule des Münchner Lokalsenders, die von zweiundzwanzig Uhr bis sechs Uhr am Morgen das Programm gestaltete. Ihre Beliebtheit beim Publikum war groß, und ihre Sendung wurde nicht nur von jungen Leuten gehört.

„Guten Abend, München! Für alle Nachteulen da draußen: Lasst uns die Nacht genießen! Wer braucht schon Sonnenschein? Wir haben die Ruhe der Nacht, um sie mit den besten Klängen der letzten fünfzig Jahre zu füllen. Ich bin Silke Bärenz und halte Sie wach“, meldete sich die Moderatorin, wie sie es immer tat.

Die Holls kuschelten mit Ausnahme von Marc auf ihren jeweiligen Lieblingsplätzen im Wohnzimmer und harrten der Dinge, die da kommen sollten.

„Heute Nacht sind alle gefragt, die beruflich eine Familientradition fortsetzen und in die Fußstapfen ihrer Eltern oder Großeltern treten. Wie ist das? Verpflichtung oder Berufung? Ruft an! Mein spezieller Studiogast heute ist Marc Holl“, kündete Silke Bärenz an.

Im Wohnzimmer der Holls wurde geklatscht und gelacht. Das war tatsächlich eine Überraschung.

„Hallo, Marc! Willkommen im Studio!“

„Hallo, Silke! Es ist spannend für mich, hier zu sein“, tönte Marcs vertraute Stimme aus dem Radio.

„Mein Sohn!“, sagte Stefan stolz dazwischen und strahlte.

„Schschsch!“, machte es um ihn herum, weil alle zuhören und kein einziges Wort verpassen wollten.

„Ich meine ja nur!“

„Schschsch!“

„Marc ist zwanzig Jahre alt und studiert Medizin in der dritten Generation. Was es damit auf sich hat, wird er uns gleich erzählen. Aber jetzt hören wir zuerst einen Song von Queen, den Marc sich für seine Eltern gewünscht hat.“

I want it all, sang Freddy Mercury. Stefan und Julia gaben sich einen Kuss und schmiegten sich auf dem Sofa enger aneinander. Das Lied weckte schöne Erinnerungen.

„Meine Mutter und mein Vater sind Ärzte, und mein Großvater hat die Berling-Klinik hier in München gegründet, die jetzt mein Vater leitet“, begann Marc anschließend zu erzählen. „Bei uns am Esstisch wird natürlich häufiger über Gesundheitsthemen gesprochen. Das ergibt sich irgendwie von ganz allein.“

„Dann bist du quasi mit einem Stethoskop um den Hals aufgewachsen, und dir war schon im Kindergarten klar, dass du einmal Arzt werden möchtest?“, wollte die Moderatorin wissen.

„Nein, da wollte ich unbedingt Astronaut werden und ein Held wie Luke Skywalker“, scherzte Marc souverän.

„Das macht er richtig gut!“, lobte seine Mutter beeindruckt. „Wo hat er das nur her? Du bist ein miserabler Redner, Stefan, und ich sehe meine Stärke auch nicht unbedingt im gewandten gesellschaftlichen Auftreten.“

„Schschsch!“

Stefan wechselte die Fronten und bat seine Frau nun gemeinsam mit den Kindern, still zu sein, wofür Julia ihm schmunzelnd spielerisch einen Ellenbogen in die Seite stieß.

„Meine Eltern haben weder mich noch meine Geschwister je gedrängt, ihren Beruf zu ergreifen. Meine Zwillingsschwester Dani studiert zum Beispiel Biologie. Was meine jüngeren Geschwister einmal machen werden, ist offen. Ich studiere nicht Medizin, weil meine Eltern das wünschen, sondern weil ich es möchte.“

„Spielte es für dich bei deiner Entscheidung eine Rolle, dass du eine Familientradition fortsetzt?“

„Keine Ahnung. Unbewusst hat es mich sicher beeinflusst. Es ist eine Herausforderung, in die Fußstapfen meiner Eltern und meines Opas zu treten. Ich möchte ein genauso guter Arzt werden wie sie. Klar! Dafür lege ich mich ins Zeug. Es spornt mich an“, überlegte Marc.

Jetzt hörte die ganze Familie ihm aufmerksam zu.

„Das Interesse an der Medizin und am menschlichen Körper wurde aber eher durch all die Gespräche geweckt, die sich bei uns um die Berling-Klinik, seltene Krankheiten oder neue Therapien drehen. Außerdem geht es in der Medizin darum, Menschen zu helfen. Das ist toll, und meine Familie hat mir vorgelebt, wie anspruchsvoll und erfüllend es ist, als Arzt zu arbeiten!“

„Nach dem nächsten Musikstück geht es weiter“, kündete die Moderatorin an, und da klingelte bei den Holls auch schon das Telefon.

„Marc ist im Radio. Das müsst ihr euch anhören!“, sagte ein Arzt der Berling-Klinik, mit dem Stefan und Julia seit vielen Jahren befreundet waren. „Ihr könnt stolz auf euren Jungen sein.“

„Sind wir!“ Stefan lachte. „Wir sitzen hier alle zusammen vor dem Radio, und Julia drückt ein paar Tränchen weg. Aber du hast doch Dienst …“

„Zu Befehl, Herr Klinikchef!“, scherzte der Arzt. „Ich habe die Nachteule immer im Arztzimmer laufen, wenn ich Pause habe. Bei der Sendung werde ich nicht müde. Sie ist witzig, informativ und bringt meine Musik.“

Der Beitrag mit Marc dauerte noch ein paar Minuten, dann verabschiedete Silke Bärenz ihn herzlich und bedankte sich bei ihm für das Interview. Noch ganz beseelt von seinem Erlebnis im Sender kam er zu Hause an.

„Ich hatte keine Ahnung, wie spannend es ist, beim Radio zu arbeiten. Was da alles für Informationen zusammenlaufen. Irre!“, erzählte Marc fasziniert.

„Sohn, du warst spitze!“, lobte ihn sein Vater und nahm ihn in den Arm.

„Das finde ich auch, Marc!“ Auch Julia ließ es sich nicht nehmen, ihren Jungen zu umarmen.

Die Familie saß noch lange zusammen, ging das Interview gründlich durch und unterhielt sich über Familientraditionen und wo sie Segen sein konnten und auch Fluch. Es war ein rundum schöner Abend im Hause Holl.

„Silke Bärenz ist gerade einmal neun Jahre älter als Dani und ich. Sie hat Kommunikationswissenschaften studiert und parallel bereits beim Radio gearbeitet. Eine tolle Frau“, schwärmte Marc und hatte den Augenausdruck, den seine Zwillingsschwester nur zu gut kannte.

„Hey, neun Jahre sind neun Jahr, Bruderherz, und sie wird sich kaum in einen großen Jungen wie dich verlieben. Lass es besser gleich sein!“, riet sie ihm, als sie später alleine waren.

„Blöde Kuh!“, schimpfte er.

„Nö, ich muss dich nur jedes Mal zusammenflicken, wenn du dich unglücklich verliebst, und in dem Fall steht nichts anderes als Liebeskummer in den Zukunftsprognosen. Also lass es einfach aus und bleibe froh …“

„… wie der Spatz im Haferstroh“, unterbrach sie ihr Bruder. „Was tun nur all die armen Menschen, die keinen Zwilling haben, der ihnen sagt, was ihnen guttut?“

„Keine Ahnung, aber du hast zum Glück mich und musst dir darüber keine Gedanken machen, Bruderherz.“

„Wie beruhigend! Danke!“

Jetzt begannen die Zwillinge beide zu lachen.

***

„Tschüss, Silke! Du warst mal wieder toll heute Nacht. Hätte nicht gedacht, dass sich aus dem Thema so viel herausholen lässt. Schlaf gut!“, wurde Silke von ihrem Chef begrüßt und verabschiedet in einem. Er ließ ihr schon lange absolut freie Hand und war damit immer gut gefahren.

„Danke! Und ihr, tretet euch nicht auf den Füßen herum! Immer schön cool bleiben!“, rief Silke in die Runde.

„Hau bloß ab! Wie kann man am frühen Morgen nur so strahlender Laune sein?“

„Übung. Nichts als Übung! Gute Nacht!“ Lachend winkte Silke ihren Kollegen und ging. Nachts war es im Sender sehr ruhig, und sie war fast allein. Tagsüber herrschte ein reges Treiben, und sie war immer froh, wenn sie gehen konnte. Sie war tatsächlich zu einer waschechten Nachteule geworden und zog die Einsamkeit vor, selbst wenn sie hin und wieder schmerzlich sein konnte.

Wenn sie den Sender am Morgen verließ, war München längst erwacht, und viele strömten zur Arbeit. Die Straßen waren verstopft, und die Autofahrer standen ständig im Stau. Mit dem Auto hätte Silke für die fünf Kilometer zu ihrer Wohnung länger gebraucht als mit dem Fahrrad.

Die Bewegung und die frische Morgenluft taten ihr nach der langen Nacht gut, und so trat sie gerne in die Pedale. Selbst bei Eis, Schnee oder strömendem Regen blieb sie ihrem Rad treu und wurde von ihren Kollegen gerne damit gefoppt.

„Hallo, Maunz!“, begrüßte sie ihren schwarzen Kater, der ihr an der Wohnungstür entgegenkam und um ihre Beine strich. „Hunger?“

Der Kater schnurrte vernehmlich, als sie einträchtig mit ihm in die Küche ging und erst einmal seine Schüsseln füllte.

„Lass es dir schmecken!“

Silke machte sich einen Milchkaffee und setzte sich für ein paar Minuten auf die kleine Terrasse. Es war Anfang Juni, und der Sommer stand in den Startlöchern. In den Gärten der Nachbarn blühten die letzten Tulpen parallel zu Rosen. Das Grün der Bäume war dabei, seine frühlingshafte Frische zu verlieren und den dunkleren Ton des Sommers anzunehmen.

Ganz tief atmete die junge Frau ein und aus und spürte, wie die Anspannung der Arbeit von ihr abfiel und die Müdigkeit sie übermannte. Silke rekelte sich wohlig. Auf sie wartete jetzt erst einmal das Bett, und so müde, wie sie war, hoffte sie, in den Schlaf zu finden.

„Maunz, schläfst du eine Runde mit, oder hast du spannendere Pläne?“, fragte sie ihren Kater, der es sich nach seinem Frühstück auf ihrem Schoß gemütlich gemacht hatte und sich zufrieden von ihr kraulen ließ.

Er sprang verärgert herunter, als sie aufstand, und stolzierte beleidigt davon. Silkes Wohnung lag in einem sehr ruhigen und recht grünen Viertel Münchens und direkt an einem kleinen Park. Maunz war ein Freigänger und konnte kommen und gehen, wie es ihm gefiel.

„Pass auf dich auf!“, rief sie ihm nach und ging ins Bett.

Trotz der herrlichen Müdigkeit, die sie auf der Terrasse durchströmt hatte, konnte sie wie gewohnt nicht einschlafen. Sie hatte den Rollladen heruntergelassen, und in ihrem Schlafzimmer herrschte Dunkelheit, aber ihr Körper ließ sich nicht betrügen. Ihre Gedanken fuhren Karussell mit ihr.

Seit fünf Jahren arbeitete sie inzwischen schon nachts, aber es war immer ein Problem für sie geblieben, zumindest ein paar Stunden Schlaf am Tag zu bekommen. Sie fand schwer zur Ruhe und wachte beim geringsten Lärm auf. Zum Glück brauchte Silke wenig Schlaf, um in der Nacht wieder fit und guter Dinge zu sein.

Als Maunz sich nach einer halben Stunde neben sie auf die Bettdecke legte, sich einrollte und umgehend einschlief, beneidete sie ihn zutiefst. Aber mit ihm an der Seite fühlte auch sie sich gleich etwas besser und schlief irgendwann endlich ein.