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Voller Freude erzählt Anja Hildebrandt ihrem Geliebten, dem renommierten Scheidungsanwalt Dr. Klaus Weber, dass sie schwanger ist, doch der serviert sie eiskalt ab. Er beendet die Affäre, wirft sie aus seiner Kanzlei und lässt seine Beziehungen spielen, damit Anja in keiner anderen Kanzlei in München einen neuen Job bekommt.
Soeben noch himmelhoch jauchzend, gleicht ihr Leben plötzlich einem Scherbenhaufen. Anja beginnt, das Baby zu hassen, das sie immerzu an diesen gemeinen Verrat erinnert. Und dabei wünscht sie sich so sehr, das kleine, unschuldige Wesen, das in ihr heranwächst, vorbehaltlos zu lieben! Dieser Konflikt stürzt sie in eine tiefe Krise. Als es zu schweren Komplikationen in der Schwangerschaft kommt, droht Anja in dem Abgrund zu versinken, der sich vor ihr auftut ...
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Seitenzahl: 112
Veröffentlichungsjahr: 2017
Cover
Impressum
Geständnis in der Narkose
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: shutterstock/asife
eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-4601-5
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Geständnis in der Narkose
Dr. Holl und sein Team sind tief erschüttert
Von Katrin Kastell
Voller Freude erzählt Anja Hildebrandt ihrem Geliebten, dem renommierten Scheidungsanwalt Dr. Klaus Weber, dass sie schwanger ist, doch der serviert sie eiskalt ab. Er beendet die Affäre, wirft sie aus seiner Kanzlei und lässt seine Beziehungen spielen, damit Anja in keiner anderen Kanzlei in München einen neuen Job bekommt.
Soeben noch himmelhoch jauchzend, gleicht ihr Leben plötzlich einem Scherbenhaufen. Anja beginnt, das Baby zu hassen, das sie immerzu an diesen gemeinen Verrat erinnert. Und dabei wünscht sie sich so sehr, das kleine, unschuldige Wesen, das in ihr heranwächst, vorbehaltlos zu lieben! Dieser Konflikt stürzt sie in eine tiefe Krise. Als es zu schweren Komplikationen in der Schwangerschaft kommt, droht Anja in dem Abgrund zu versinken, der sich vor ihr auftut …
Nach einem prüfenden Blick durch den Raum lächelte Anja Hildebrandt zufrieden. Der Tisch war romantisch für zwei Personen gedeckt. Ein Kerzenständer mit drei weißen Kerzen prangte in der Mitte und war von hingestreuten roten Rosenblüten umgeben. Das edle Geschirr, die hochstieligen Weingläser und edle Stoffservietten – es war eine Freude für die Augen.
Nun musste sie nur noch dafür sorgen, dass sie mit dem Tisch und dem Gourmetessen, das sie hatte kommen lassen, mithalten konnte, wenn Klaus kam. Anja war noch nie so glücklich gewesen. In ihr sang und summte es die ganze Zeit, und ihre Hand legte sich unwillkürlich immer wieder auf ihren Leib. Sie hatte das Gefühl, ihr Leben würde nun endlich beginnen, und all ihre Wünsche würden auf einen Schlag wahr.
Sie ließ sich viel Zeit vor dem Badezimmerspiegel, bis sie der Meinung war, dass ihr Haar perfekt saß und sie sich nicht verführerischer schminken konnte. Unter dem eng anliegenden schwarzen Kleid trug sie exklusive Reizwäsche, die sie nur für diesen Abend gekauft hatte. Alles sollte perfekt sein und wunderschön, unvergesslich. Denn was sie Klaus zu sagen hatte, war das schönste Geschenk, das zwei Menschen, die sich liebten, vom Leben bekommen konnten: Sie war schwanger.
Seit fünf Jahren waren Klaus und sie nun schon zusammen. Jeden Mittwoch- und Freitagabend und an mindestens einem Wochenende im Monat gehörte er ganz ihr. Anja hasste es jedes Mal, wenn er wieder zurück zu seiner Frau und seinen drei Kindern ging, aber sie wusste, dass es nicht so bleiben würde. Er liebte sie und hatte ihr versprochen, sich so bald wie möglich scheiden zu lassen, und sie vertraute ihm.
Dr. Klaus Weber war ein respektabler Scheidungsanwalt und hatte in München den Ruf, dass man sich für den Fall der Fälle keinen besseren Anwalt nehmen könne. Seine Kanzlei konnte die Arbeit kaum bewältigen. Anja hatte direkt nach ihrem zweiten juristischen Staatsexamen bei ihm angefangen und sich vom ersten Tag an in ihren Chef verliebt.
Sie schmunzelte bei der Erinnerung an die ersten Wochen in der Kanzlei. Klaus hatte es sich nicht nehmen lassen, sie als Neuling selbst einzulernen, und hatte ganze Tage mit ihr verbracht. Dabei hatte er mit Komplimenten und kleinen, nur so hingeworfenen doppeldeutigen Bemerkungen um sie geworben.
Sie war zu jener Zeit sehr scheu gewesen und rot geworden, sobald sich auch nur ihre Hände flüchtig berührten. Als er sie das erste Mal an sich gezogen und geküsst hatte, war sie fast ohnmächtig geworden. Gegen diese Liebe waren sie beide machtlos gewesen. Klaus’ Ehe war ein tragischer Irrtum des Schicksals, denn sie gehörten zusammen, und bald schon würden sie auch zusammen sein.
Es war zehn Minuten nach acht. Klaus kam zu spät wie meistens. Anja huschte durch ihre Wohnung und zupfte da noch rasch ein Kissen in Form oder stellte ein Buch gerade ins Regal. Klaus war ein Ordnungsfanatiker und entsetzlich penibel. Er konnte ausrasten, wenn etwas seinem Sinn für Ordnung widersprach, und verstand in diesem Punkt keinen Spaß.
Eigentlich mochte Anja es gemütlich und fand ihre Wohnung behaglicher, wenn überall eine Kleinigkeit von ihr herumlag, aber bevor er kam, räumte sie regelmäßig in aller Eile auf, und am Morgen davor kam die Putzfrau und reinigte alles einmal durch. Er sollte sich schließlich zu Hause bei ihr fühlen. Anja hätte alles für ihn getan.
Um halb neun bedauerte sie, dass sie die Vorspeise und den Hauptgang bereits erwärmt und auf den Tellern angerichtet hatte. Das Essen sah kaum noch verlockend aus. Anja hatte dem Kochen nie etwas abgewinnen können, und als Anwältin, die zum Teil sechzig Stunden in der Woche arbeitete und mehr, blieb ihr dafür auch keine Zeit.
Sie fand es großartig, dass man inzwischen problemlos Menüs von hervorragenden Köchen nach Hause kommen lassen konnte. Hatte man die Speisen aber einmal erwärmt, ging es einem wie jeder guten Köchin, und man konnte nur noch zusehen, wie sie mit jeder Minute, die verstrich, weniger appetitlich aussahen. Ihre strahlende Laune verdüsterte sich.
Da Klaus kaltes Essen nicht mochte, schob sie die Teller kurzerhand in den Ofen, um sie warm zu halten. Musste Claudia Weber ihren Mann immer mit Beschlag belegen? Es war Freitag! Manchmal vermutete Anja, dass ihre Konkurrentin ahnte, wohin ihr Mann unterwegs war, und ihm deshalb Steine in den Weg legte. Sollte sie es nur versuchen, sie hatte keine Chance. Klaus gehörte Anja und würde sich durch nichts abhalten lassen.
Sie wurde allmählich wütend. Das alles musste sich bald ändern. Wenn Klaus und sie erst eine Familie waren, dann würde sie dafür sorgen, dass Claudia Webers Einfluss schwand. Gut, da waren drei Kinder, denen Anja natürlich nicht den Vater nehmen wollte, aber dafür würden sich Lösungen finden.
Anja war nicht uneinsichtig, aber sie fand, dass sie lange genug gewartet und die zweite Geige gespielt hatte. Nun wurden die Karten neu gemischt, und sie kam zum Zug. Verträumt malte sie sich das gemeinsame Leben aus, auf das sie sich seit Jahren freute, und wieder fuhr sie unbewusst zärtlich über ihren Leib.
Es dauerte noch eine ganze Weile, bis Klaus endlich auftauchte.
„Entschuldige! Immer dasselbe! Theo hat Schwierigkeiten in der Schule und ist faul. Ich begreife nicht, warum Claudia das nicht auf die Reihe bekommt. Ich meine, ich habe mit der Kanzlei nun wirklich ausreichend zu tun. Da wird sie doch mit den Kindern und dem Haushalt klarkommen, ohne mich ständig damit zu belästigen. Sie ist einfach unorganisiert und schwach und …“
Klaus drückte Anja zur Begrüßung nur einen flüchtigen Kuss auf die Lippen und legte seine Hand kurz besitzergreifend auf ihren Po, dann stürmte er an ihr vorbei und ließ sich in seinen Lieblingssessel fallen. Zuerst musste er sich den Frust von der Seele reden.
„Mein Gott, Theo ist dreizehn und steckt mitten in der Pubertät! Was soll ich da machen? Ich kann ihm die Hormone, die da verrücktspielen, auch nicht aus dem Kopf saugen. Mit Lisa war es leichter. Sie war zickig und eitel und gefühlsduselig – das ist sie auch mit ihren siebzehn Jahren noch“, sprudelte es aus Klaus heraus.
Seine Frau hatte ihm schwere Vorwürfe gemacht, dass er sie und die Kinder vernachlässigen würde, und das fand er empörend. Wem verdankte die Familie denn ihren extrem hohen Lebensstandard? Allein ihm! Wo blieb die gebührende Dankbarkeit?
„Lisa ist nicht die Klügste, aber sie wird sich im Leben durchsetzen und weiß, was sie will. Und Theo kriegt sich auch irgendwann wieder ein. Ich begreife nicht, warum Claudia sich von mir im Stich gelassen fühlt. Kannst du mir sagen, was das soll? Sie ist für die Erziehung zuständig und ich für das Geld. Ich sollte ihr Vorhaltungen machen und nicht umgekehrt!“
Klaus hatte weder den romantisch gedeckten Tisch bemerkt, noch fiel ihm auf, dass Anja sind besonders viel Mühe gegeben hatte, unwiderstehlich auszusehen. Er zog sie auf seinen Schoß, nahm ihre Brust in seine Hand und begann sie spielerisch zu massieren.
„Hm, das fühlt sich gut an! Soll meine Frau doch denken und tun, was sie will! Jetzt bin ich bei dir, mein Schatz“, sagte er und knabberte an ihrem Ohrläppchen, während seine zweite Hand tiefer wanderte.
„Klaus, hast du denn keinen Hunger? Ich habe uns …“, sagte Anja und versuchte, sich ihm sanft zu entziehen, aber er ließ sie nicht los und wusste genau, was er tun musste, um sie in Erregung zu versetzen und ihre Begierde zu wecken.
„Ich habe zu Hause gegessen, Schatz. Hunger habe ich nur auf dich.“
Sie hatten Sex, aber hinterher fühlte sich Anja nicht so frei und ungezwungen wie üblich. Der Abend lief vollkommen anders, als sie geplant und erwartet hatte. Klaus zog sich wieder an und ließ sich doch noch dazu bewegen, einen Happen zu essen, aber er redete fast die ganze Zeit über seine Frau und dass sie ihn verrückt machte.
„Es muss ihr doch möglich sein, unsere Kinder einigermaßen unter Kontrolle zu halten, ohne mir ständig damit in den Ohren zu liegen. Sogar Nina mit ihren zehn Jahren tanzt ihr schon auf der Nase herum. Erst will sie Geige lernen, dann ist es ihr zu schwer. Jetzt will sie ins Ballett, und die Geige liegt in der Ecke. So geht das nicht! Ich finde, auch Kinder müssen sich an gewisse Regeln halten und …“
Anja beobachtete ihn, während er sich ereiferte und über seine Erziehungsvorstellungen dozierte. War er ein guter Vater? Das erste Mal empfand sie fast so etwas wie Mitgefühl für ihre Konkurrentin. Anscheinend sah Claudia Weber die Dinge gar nicht so anders wie Anja.
Kinder konnte und durfte man nicht dressieren. Man war dafür da, ihnen dabei zu helfen, ihre eigene Persönlichkeit zu entfalten, und wenn es eben nicht die Geige war, dann war es vielleicht das Ballett, oder auch nicht. Man war zu ihrer Unterstützung da.
„Das siehst du doch genau wie ich, Anja!“, riss er sie aus ihren Gedanken, und sie merkte, dass sie seinen Ausführungen nicht mehr gefolgt war, und nickte unsicher, weil sie keine Ahnung hatte, was sie da genau abnickte.
„Das wusste ich! Du bist auch eine intelligente, selbstbewusste Frau, die erfolgreich im Beruf steht. Du …“
„Klaus, ich bin schwanger“, hörte sie sich da zu ihrer eigenen Überraschung sagen. Bald war Mitternacht, und dann würde er wie jede Woche aufspringen und es eilig haben zu gehen. Irgendwann musste sie zu Wort kommen, aber ihre große Überraschung hatte sie sich vollkommen anders vorgestellt.
Schlagartig war es still im Raum. Fassungslos starrte er sie an.
„Aber du nimmst doch die Pille. Wie konnte das passieren? Hast du sie einfach abgesetzt, um mich unter Druck zu setzen und zu erpressen? Das funktioniert so nicht!“, drohte er aggressiv und ohne die geringste Freude.
Anja kämpfte mit den Tränen. Begriff er denn nicht, was sie ihm da sagte?
„Wir bekommen ein Baby, Klaus – du und ich. Wir werden Eltern und …“
„Halt, meine Liebe! Du und ich verstehen uns wunderbar im Bett und haben Spaß miteinander. Das ist es auch schon. So etwas nennt man eine lockere, unverbindliche Affäre zwischen erwachsenen Menschen, und Kinder standen dabei nie auf dem Plan. Ich bin verheiratet und habe drei Kinder. Woher soll ich überhaupt wissen, ob du von mir schwanger bist? Du willst mir doch nicht einreden, dass es da keine anderen Männer gibt, mit denen du dich vergnügst! Ich …“
Sie versuchte zu begreifen, was er da sagte, aber es ging nicht. Es tat zu weh. Seit fünf Jahren war er das Zentrum ihres Lebens. Sie hatte ihn durch alle beruflichen und familiären Höhen und Tiefen begleitet, war Seelentrösterin und Vertraute gewesen. Sie war seine Gefährtin gewesen, die immer zu ihm stand, und er hatte ihr tausend Mal seine Liebe beteuert.
„Anja, sei es, wie es will. Falls du von mir schwanger bist, ist dir hoffentlich klar, dass das nicht geht. Du kannst das Kind nicht bekommen“, sagte er gebieterisch.
„Bitte geh!“, murmelte sie.
„Nein, das muss geklärt sein! Von mir siehst du keinen Cent, und ich habe nicht vor, mich von dir in eine Vaterrolle zwingen zu lassen. Wenn du das Kind gegen meinen Willen bekommst, dann sieh, wie du alleine damit klarkommst!“
„Geh!“, schrie sie ihn an, und etwas in ihr zerriss. Sie schlug mit geballten Fäusten auf ihn ein. „Raus hier! Hau ab! Raus!“
„Gut! Gut, ich gehe! Wir regeln das am Montag in der Kanzlei. Ich trage um acht Uhr einen Termin für eine Besprechung mit dir ein. Bis dahin hast du dich hoffentlich wieder im Griff. Ich schätze solche Ausbrüche gar nicht“, tadelte er sie verärgert.
„Raus!“
***
Schluchzend warf sich Anja auf ihr Bett, aber dann wurde ihr klar, dass sie vor ein paar Minuten noch mit Klaus darin geschlafen hatte. Angewidert stand sie wieder auf. In ihrem Zorn und Schmerz überzog sie das Bett frisch und warf die alte Bettwäsche in den Müll. Ihr ganzes Leben, all ihre Träume – alles gehörte in den Müll.
War das der Mann, den sie innig liebte? Klaus und sie hatten gemeinsame Träume und Pläne gehabt. Privat und in der Kanzlei hatten sie sich eine gemeinsame Zukunft aufbauen wollen. Auch wenn das für ihn nur leere Sprüche gewesen sein mochten, sie hatte daran geglaubt.
Und Kinder waren in diesen Zukunftsvisionen immer vorgekommen. Anja liebte Kinder, und Klaus hatte gesagt, dass er sich Kinder mit ihr wünschte, die so schön waren wie sie und so klug wie sie beide zusammen. Leeres Gerede – wie hatte sie nur so blind sein können?