Chefarzt Dr. Holl 1812 - Katrin Kastell - E-Book

Chefarzt Dr. Holl 1812 E-Book

Katrin Kastell

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Beschreibung

Nach einer Massenkarambolage auf der Autobahn sind die OP-Teams in der Berling-Klinik im Großeinsatz. Gerade wird wieder ein Verletzter mit lebensgefährlichen Kopfverletzungen und inneren Blutungen im Bauchraum in den OP-Saal geschoben. Seine Chancen stehen nicht gut.
OP-Schwester Birgit, die am Instrumententisch steht und auf die ersten Anweisungen des Chirurgen wartet, wirft einen schnellen Blick auf das Gesicht des Patienten - und erstarrt. Seit sechs Jahren hat sie auf ein Wiedersehen mit diesem Mann gewartet. Aber doch nicht so! Denn auch wenn Kai die Operation überlebt, die Chancen, dass er danach wieder ein normales Leben führen kann, sind verschwindend gering ...

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Seitenzahl: 114

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Inhalt

Cover

Impressum

Der kurze Traum von Ewigkeit

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: shutterstock/Air Images

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-4751-7

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Der kurze Traum von Ewigkeit

Eine Märchenhochzeit und ihr dramatisches Ende

Von Katrin Kastell

Nach einer Massenkarambolage auf der Autobahn sind die OP-Teams in der Berling-Klinik im Großeinsatz. Gerade wird wieder ein Verletzter mit lebensgefährlichen Kopfverletzungen und inneren Blutungen im Bauchraum in den OP-Saal geschoben. Seine Chancen stehen nicht gut.

OP-Schwester Birgit, die am Instrumententisch steht und auf die ersten Anweisungen des Chirurgen wartet, wirft einen schnellen Blick auf das Gesicht des Patienten – und erstarrt. Seit sechs Jahren hat sie auf ein Wiedersehen mit diesem Mann gewartet. Aber doch nicht so! Denn auch wenn Kai die Operation überlebt, die Chancen, dass er danach wieder ein normales Leben führen kann, sind verschwindend gering …

„Das kannst du nicht machen!“ Birgit Lischka war vor Entsetzen bleich geworden. „Ihr heiratet in einer Woche. Alles ist geplant. Du brichst Kai das Herz, Eva. Er liebt dich über alles.“

„Natürlich tut er das. Ich bin mit Abstand die schönste Frau, die er kennt. Ein Durchschnittstyp wie er kann nicht damit rechnen, mich abzubekommen. Für einen Moment sah es so aus, als ob er Glück hätte, aber leider ist eben doch noch etwas dazwischengekommen. Er wird es verschmerzen und jemanden finden, der besser zu ihm passt“, antwortete ihre sechs Jahre ältere Schwester Eva kühl.

„Hast du denn keine Gefühle? Hast du kein Herz? Kai und du, ihr wohnt seit fünf Jahren zusammen und … und ihr gehört zusammen und …“ Birgit war zu betroffen, um weitersprechen zu können.

„Gott, bist du naiv! Die große, wahre Liebe – glaubst du etwa noch an dieses Kindermärchen? Ich weiß überhaupt nicht, warum ich ausgerechnet mit dir über Mikels Antrag rede“, ärgerte sich Eva Lischka.

Leider wusste sie sehr genau, warum sie mit ihrer Schwester sprach. Sie hatte nie Freundinnen gehabt, und es gab niemanden, mit dem sie sonst hätte reden können. Es war schließlich keine einfache Entscheidung, ob sie ihre Hochzeit mit dem einen Mann so kurzfristig absagte, um mit einem anderen Mann nach Amerika zu gehen.

„Vielleicht, weil dein Gewissen nach jemandem sucht, der ihm den Rücken stärkt. Kai und du, ihr seid nun seit sechs Jahren zusammen. Er würde alles für dich tun. Unsinn, er tut alles für dich. Er macht euren Haushalt und sorgt für dich und …“

„Okay! Okay! Kochen und Putzen sind nicht meine Stärke, aber wenn er das tut, dann deshalb, weil er es gerne sauber hat. Und essen muss er schließlich auch. Stell mich nicht hin, als ob er mich wie ein Kind versorgen würde. Er ist kein Heiliger“, begehrte Eva auf.

„Nein, aber ein guter, solider Mann, der …“

„Warum heiratest du ihn nicht? Dieselben Verwandten, nahezu dieselben Gäste – die Hochzeit könnte stattfinden, wie geplant, und alle, alle wären zufrieden. Du hast dich doch an dem Tag in Kai verliebt, als ich ihn das erste Mal mit nach Hause brachte“, spottete Eva.

„Du bist gemein. Da war ich zwölf und noch ein Kind und …“ Birgit war feuerrot geworden. Sie hatte immer geglaubt, ihre Schwäche für Kai gut zu verbergen. Für ihn war sie immer nur Evas kleine Schwester geblieben, die er nach wie vor wie ein Kind behandelte, ohne die erwachende Frau in ihr zu sehen, die sie mit ihren achtzehn Jahren längst geworden war.

„Jetzt bist du kein Kind mehr, und du himmelst ihn immer noch an wie den Weihnachtsmann. Putz dich ein bisschen heraus, wenn ich ihn freigebe, und tröste ihn! Du passt ohnehin besser zu ihm als ich. Er ist solide und langweilig, da hast du schon recht – genau wie du.“

Eva Lischka lachte boshaft, als sie sah, wie Birgit bei ihren Worten unmerklich zusammenzuckte.

„Schade, dass Mama ihre Schönheit nur an mich vererbt hat“, fügte sie an, um noch etwas Salz in die Wunde zu streuen.

„Ja, das ist schade, aber ich kann es verschmerzen. Dafür habe ich von Papa und ihr den Respekt vor mir und anderen Menschen mitbekommen. Das ist auch etwas“, konterte Birgit mit nicht minder scharfer Zunge.

Eva sagte ihr ständig, dass sie nicht schön sei und ihr in nichts das Wasser reichen könne. Birgit hatte einen Spiegel und wusste, dass sie im Gegensatz zu ihrer Schwester keine Schönheit war. Sie sah nett aus, war hübsch, aber im Straßenverkehr löste sie kein Chaos aus, wenn sie an einer Straße entlangging. Eva hatte schon zwei Auffahrunfälle verursacht.

Nein, wegen ihr vergaß ein Mann nicht, dass er im Auto saß und besser bremsen sollte. Sie war das hässliche Entlein der Familie, und Eva war der graziöse Schwan. Damit hatte sich Birgit schon als Teenager abgefunden. Die giftigen Sticheleien ihrer Schwester taten dennoch weh. Das taten sie immer.

Eva wusste genau, wie sie ihr Gift verabreichen musste, um jemanden zu verletzen, und sie hatte anscheinend eine nie versiegende Freude daran. Aber Birgit war mit den Jahren abgehärtet und schlug in der Regel zurück. In diesem Fall war sie zu betroffen und konnte nur an Kai denken.

„Es geht nicht um mich, sondern um Kai und dich. Warum hast du zugestimmt, seine Frau zu werden, wenn du ihn nicht willst? Du kennst diesen Mikel doch erst seit zwei Wochen. Das ist verrückt!“, appellierte sie an Evas Vernunft.

„Verrückt wäre es, wenn ich aus einer Gefühlsduselei heraus auf meine große Chance verzichten würde. Als ich ins Hotelgewerbe eingestiegen bin, hatte ich immer im Hinterkopf, dass ich eines Tages einen Glücksgriff wie Mikel tun könnte. Kai war meine Sicherungsleine, und es war einfach nett mit ihm und … bequem“, sagte Eva in trotzigem Ton.

Warum hätte sie sich nicht von Kai verwöhnen lassen sollen? Schließlich hatte er etwas dafür zurückbekommen, oder etwa nicht?

„Meine Schönheit ist mein Kapital, und ich weiß, was für ein Leben ich führen möchte. Kai macht bald sein erstes juristisches Examen, und dann kommt das Referendariat. Er wird seinen Weg machen und einmal ein guter Anwalt sein. Aber reich, wirklich reich, das wird er nie werden – höchstens er gewöhnt sich an, Lotto zu spielen“, erklärte Eva schonungslos, wie sie die Dinge sah.

Obwohl Birgit ihre Schwester gut kannte, machte sie ihre Gefühlskälte sprachlos.

„Mikel hat so viele Millionen geerbt, dass er gar nicht mehr im Blick hat, wo sie überall Geld für ihn machen. Er verdient ein Vielfaches von dem, was Kai sich einmal in einem Jahr erarbeiten wird, in einem Monat, und zwar ohne einen Finger zu rühren. Bei ihm kann ich leben, wie es mir entspricht.“

„Geld ist doch nicht alles! Du liebst diesen Mikel nicht. Du bist nicht einmal in ihn verliebt und weißt nichts über ihn. Er ist uralt und …“

„Er ist sechsundvierzig, Birgit. Das ist nicht uralt!“, widersprach Eva gereizt.

„Du bist vierundzwanzig. Er ist fast doppelt so alt wie du. Das ist uralt. Und woher willst du wissen, ob ihr zusammenpasst. Ihr …“

„Wenn du das sexuell meinst, dann kann ich nur sagen, wir passen wunderbar zusammen. Er …“

„Du hast Kai betrogen?“ Birgit starrte ihre Schwester ungläubig an. Auf den Gedanken, dass Eva mit diesem Mikel geschlafen haben könnte, war sie nicht gekommen.

„Du bist naiv und prüde!“, höhnte Eva.

„Loyal und treu“, stellte Birgit richtig. Manchmal fragte sie sich, wie es sein konnte, dass Eva und sie Schwestern waren. Außer ihren Eltern hatten sie so gut wie nichts gemeinsam.

„Mikel will mich mit nach New York nehmen und heiraten. Meine Träume werden wahr, und da erwartest du, dass ich mich an moralische Regeln halte, die schon veraltet waren, als ich auf die Welt kam? Wer ist denn heute noch treu und bleibt sein Leben lang bei einem einzigen Mann? Kennst du jemanden? Ich kann Kai nicht heiraten. Er hätte mich sowieso nicht auf Dauer glücklich gemacht und …“

„Du hast es ihm versprochen, und er organisiert gerade eine Traumhochzeit für dich!“, erinnerte Birgit sie.

„Kai ist nett. Ich mag ihn wirklich, aber die Hochzeit war Torschlusspanik. Ich habe die Geduld verloren und dachte, es käme nichts Besseres mehr nach. Mikel kam gerade noch rechtzeitig, um mich vor einem schweren Fehler zu bewahren.“

„Dann hast du deine Entscheidung getroffen?“

„Das habe ich. Ich werde mit Mikel nach Amerika gehen und ihn heiraten. Du kannst Kai haben.“

Birgit hatte Tränen in den Augen, aber sie argumentierte nicht mehr. Es hatte keinen Sinn. Sie kannte ihre Schwester.

„Wann sagst du es ihm?“, fragte sie bang.

„Mikel kehrt morgen in die Staaten zurück, und dank seiner Beziehungen kann ich ihn gleich begleiten und habe dadurch bei der Einreise keine Schwierigkeiten.“

„Morgen? Du kannst Mama und Papa doch nicht einfach vor vollendete Tatsachen stellen. Du musst ihnen Mikel doch zumindest vorstellen und ihnen etwas Zeit lassen, sich darauf einzustellen und …“

„Birgit, ich fliege morgen! Mama und Papa sind bei dir in den besten Händen. Sag ihnen einfach, dass Mikel mich überglücklich machen wird!“

„Ich? Aber …“

„Du machst das schon!“, meinte Eva leichthin. „Und ich bin doch nicht aus der Welt. Ich rufe euch an und schwärme euch vor, wie es so ist, im Geld zu schwimmen und wie eine Königin zu residieren.“

***

Sechs Jahre waren verstrichen, seitdem die Schwestern dieses Gespräch geführt hatten. Es war das letzte Mal, dass sie sich persönlich begegnet waren. Ohne ihre Eltern noch einmal zu besuchen oder ihnen zumindest telefonisch Bescheid zu geben, war Eva Lischka am Tag darauf mit ihrem zukünftigen Mann ins Flugzeug gestiegen und nach Los Angeles geflogen, wo sie seitdem lebte.

Sie hatte es Birgit überlassen, den Schlamassel aufzuräumen, den sie hinter sich zurückließ. Birgit musste dem Unverständnis, dem Zorn und vor allem der Angst und Sorge ihrer Eltern begegnen und ihnen helfen, damit klarzukommen.

Nach zwei Monaten hatte Eva ihrer Familie per Mail Bilder von ihrer pompösen Traumhochzeit in Los Angeles geschickt. Das war ihr erstes Lebenszeichen gewesen. Eine Telefonnummer hatte sie ihnen dabei aber nicht genannt, und Mails, die man ihr an die Adresse zu schicken versuchte, kamen zurück und konnten nicht zugestellt werden. Offensichtlich wünschte sie keinen Kontakt.

Paul und Stefanie Lischka wurden genauso wenig wie Birgit zur Hochzeit eingeladen. Nach ihrer Hochzeit meldete sich Eva sporadisch alle paar Monate mit einem Gruß und Bildern von sich im Badeanzug auf einer Yacht oder an exotischen Orten. Sie prahlte mit ihrem Reichtum, aber es war nicht möglich herauszufinden, wie es ihr tatsächlich ging.

Mikel lernten die Eltern nie kennen. Er ließ keine Grüße an sie ausrichten und war auch nie auf den Bildern zu sehen, die Eva von sich schickte. Birgit vermutete, dass Eva ihm ihre Familie bewusst verheimlichte. Schämte sie sich für ihre Herkunft? Fürchtete sie, ihre Familie könne ihre Stellung in seinem Leben belasten?

Ihr Vater war Lehrer an einem Gymnasium, und ihre Mutter hatte es nach ihrem Studium vorgezogen, zu Hause für Mann und Kinder zu sorgen. Eigentlich gab es keinerlei Grund zur Scham, fand Birgit, aber möglich war das. Der fehlende Reichtum mochte die Ursache sein.

Unter Umständen dachte Eva gar nicht so weit. Sie hatte ihre Familie hinter sich gelassen und war in ihr neues Leben und in die Rolle als reiche Schönheit geschlüpft, ohne nach hinten zu sehen. Das passte durchaus zu ihr. Falls sie ihre Familie je brauchen sollte, würde sie mit Sicherheit wissen, wo sie zu finden war. Da machte Birgit sich keine Illusionen.

Vor allem für Stefanie Lischka war es ein schwerer Schlag, ihr Kind auf diese Weise aus den Augen zu verlieren. Sie hatte am eigenen Leib erfahren, was es bedeutete, eine Ausnahmeschönheit zu sein, und von Kindheit an darunter gelitten.

Ihre Mutter verstand Eva besser als sonst ein Mensch und hatte sich immer bemüht, ihr klarzumachen, dass Schönheit kein Freibrief war. Wurde man von jedem mit Bewunderung bestaunt und stolz als Trophäe vorgezeigt, sobald man sich jemandem näherte, lernte man schnell, auf Abstand zu bleiben. Man begann, mit Berechnung die eigene Schönheit zu vermarkten und merkte zu spät, dass man sich dabei verkaufte.

Stefanie Lischka war ihrem zweiten Mann und dem Vater ihrer Töchter unendlich dankbar, der sie innig liebte. Ihr erster Mann hatte sie herumgezeigt, mit ihr geprahlt und sie einfach nur benutzt. Paul Lischka empfand die Schönheit seiner Frau weder als Grund, sie vorzuzeigen, noch fürchtete er sich davor, sie zu verlieren.

Er liebte sie ganz einfach, vertraute ihr und war auf eine zärtliche, beständige Weise an ihrer Seite. Selbst mit ihren fünfzig Jahren war es nicht möglich, unbemerkt mit ihr durch die Stadt zu schlendern. Sie zog alle Blicke auf sich, hatte aber gelernt, es gelassen zu ignorieren.

Eva war von Anfang an anders gewesen als ihre Mutter. Sie hatte sich als etwas Besonderes empfunden und auf Mädchen herabgesehen, die weniger schön waren. In der Schule hatte sie immer eine kleine Schar von Bewunderinnen um sich versammelt und den Rest der Klasse mit ihren Launen und ihrem Gehabe einer Diva tyrannisiert.

„Du bist schön, Eva. Gut, aber was hast du dafür geleistet? Nichts! Dein Aussehen wurde dir geschenkt und macht dich nicht zu etwas Besserem“, hatte ihre Mutter oft versucht, ihr zu erklären.

„Das ist Unsinn, Mama! Du hattest nur nie den Mut, deine Möglichkeiten auszuschöpfen. Wird jemand als Milliardär geboren, sagt man ihm auch nicht, dass er genauso wie die anderen ist. Sein Startkapital ins Leben macht ihn zu etwas Besonderem. Meine Schönheit ist mein Startkapital, und ich werde sie nutzen und etwas daraus machen!“, hatte Eva schon mit dreizehn Jahren verkündet und ihre Meinung nie geändert.