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Der attraktive Anwalt Adrian Keller ist fest entschlossen, seine Verlobung mit Vanessa Lindner zu lösen. Nach einer überraschenden Begegnung mit seiner einstigen Geliebten Jasmin Bach ist ihm klar geworden, dass er keine Frau jemals so lieben kann wie sie.
Doch noch bevor er mit Vanessa über die Trennung sprechen kann, wird bei ihr eine schwere Nierenerkrankung diagnostiziert, und sie bittet Adrian, ihr eine Niere zu spenden.
Adrian steckt in einem furchtbaren Gewissenskonflikt. Obwohl er weder ein noch aus weiß, lässt er sich in der Berling-Klinik als möglicher Nierenspender für Vanessa testen. Es ist ausgerechnet Jasmin Bach, seine große Liebe, die als Ärztin die Untersuchungen vornimmt. Als sie während der Sonografie auf dem Bildschirm seine inneren Organe betrachtet, bleibt ihr Herz beinahe stehen. Adrian hat ein gefährliches Aortenaneurysma. Er schwebt in höchster Lebensgefahr und muss sofort operiert werden ...
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Seitenzahl: 125
Veröffentlichungsjahr: 2017
Cover
Impressum
Sie zitterte um sein Leben
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: iStockphoto/kupicoo
eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-5087-6
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Sie zitterte um sein Leben
Die Angst einer Frau um den Geliebten
Von Katrin Kastell
Der attraktive Anwalt Adrian Keller ist fest entschlossen, seine Verlobung mit Vanessa Lindner zu lösen. Nach einer überraschenden Begegnung mit seiner einstigen Geliebten Jasmin Bach ist ihm klar geworden, dass er keine Frau jemals so lieben kann wie sie.
Doch noch bevor er mit Vanessa über die Trennung sprechen kann, wird bei ihr eine schwere Nierenerkrankung diagnostiziert, und sie bittet Adrian, ihr eine Niere zu spenden.
Adrian steckt in einem furchtbaren Gewissenskonflikt. Obwohl er weder ein noch aus weiß, lässt er sich in der Berling-Klinik als möglicher Nierenspender für Vanessa testen. Es ist ausgerechnet Jasmin Bach, seine große Liebe, die als Ärztin die Untersuchungen vornimmt. Als sie während der Sonografie auf dem Bildschirm seine inneren Organe betrachtet, bleibt ihr Herz beinahe stehen. Adrian hat ein gefährliches Aortenaneurysma. Er schwebt in höchster Lebensgefahr und muss sofort operiert werden …
Nicht zum ersten Mal konnte Jasmin in Dr. Holls OP-Team ihre medizinischen Fähigkeiten unter Beweis stellen. Dass sie diesmal sogar bei einer Lebertransplantation dabei sein durfte, bescherte ihrem Selbstvertrauen einen außerordentlichen Schub.
Ihr oblag das stundenlange Hakenhalten. Zwischendurch ein paar Blutstillungen durch Kompression. Keine besonders abwechslungsreiche Tätigkeit, aber unerhört wichtig. Sie spürte schon eine leichte Verkrampfung im Rücken.
Der Patient war noch ein Kind. Und so war es für sie aufgrund des Platzmangels nicht ganz einfach, mit ihren Armen das Zusammenspiel der Chirurgen nicht zu behindern.
Dr. Stefan Holl und Dr. Daniel Falk arbeiteten Hand in Hand an beiden Seiten des OP-Tisches. Das fünfjährige Kind litt an einer schweren Stoffwechselerkrankung der Leber. Der lebensbedrohliche Zustand konnte nur durch ein neues Organ behoben werden.
Angesichts der langen Empfänger-Wartelisten hatte sich der eigene Vater dafür entschieden, seinem Sohn mit einer Lebendspende sofort zu helfen. Nach eingehenden Tests und intensiven Gesprächen stimmten die Ärzte dem Eingriff zu, der auch für den Dreiundvierzigjährigen nicht ganz risikolos war. Man war guten Mutes, dass alles gut gehen würde. Eine hundertprozentige Garantie konnte Dr. Holl dem Mann allerdings nicht geben.
Der linke Leberlappen des Spenders war bereits entfernt worden. Das bedeutete zunächst keinen großen Verlust, da nach einer gewissen Zeit der verbleibende rechte Lappen fast wieder auf die ursprüngliche Größe des Organs nachwachsen würde.
Im Hintergrund des OP zwei erklang romantische Filmmusik. Daniel Falk war bei der Auswahl an der Reihe gewesen.
„Bloß nichts Aufpeitschendes“, hatte er verlangt. „Das vertrag ich heute nicht.“
Die Chirurgen gingen nach der Standardtechnik vor.
Ein L-förmiger Oberbauchschnitt legte das Operationsfeld mit der kranken Leber des Kleinen frei. Sie wurde entfernt. Das geschah ohne Hast und mit penibler Genauigkeit. Jegliche innere Blutungen sollten vermieden werden.
Nachdem Dr. Holl und Dr. Falk alle Gefäße präzise präpariert hatten, konnte endlich das Spendenleber-Teil aus der kalten Konservierungslösung entnommen und eingefügt werden.
Nun begann die kniffligste Phase des Eingriffs. Hohlvene, Pfortader, Leberarterie und Gallengang wurden mit einer speziellen Nahttechnik mit dem neuen Organ verbunden. Das nahm erneut viel Zeit in Anspruch.
Mit großer Bewunderung verfolgte Jasmin Bach die sicheren Handgriffe der beiden Chirurgen. Sie wünschte sich nichts mehr, als eines hoffentlich nicht mehr allzu fernen Tages ebenfalls solche Leistungen erbringen zu können.
Nachdem alle Gefäße an das väterliche Leberstück angenäht waren, begann Dr. Falk die Wunde bis auf zwei kleine Öffnungen zu verschließen.
Dr. Holl schob zwei Drainagen hinein, mit denen im Fall des Falles unerwünschte Flüssigkeit abgeleitet wurde. In der Regel blieben sie nur die ersten Tage nach dem Eingriff in der Wunde liegen.
Das Kind wurde zur weiteren Betreuung auf die Intensivstation gebracht. Erst jetzt, nach sechs Stunden angespannter Aufmerksamkeit, spürte die junge Ärztin so etwas wie Erschöpfung. Und sie hatte Durst.
Als dann Dr. Holl sein hoch motiviertes Team auf einen Kaffee in die hausinterne Cafeteria einlud, schlossen sich alle an. Nur die Anästhesistin Andrea Kellberg wollte den kleinen Patienten noch eine Weile nach dem Aufwachen beobachten.
„Wie ist es Ihnen ergangen?“, erkundigte sich der Chefarzt bei seiner Assistentin.
„Ich denke, ich habe viel gelernt“, sagte Jasmin, ohne zu zögern. „Sie waren großartig.“
„Danke für die Blumen“, erwiderte Stefan Holl schmunzelnd. „Die Operation erforderte von uns allen eine enorme Konzentration.“
„Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn ich auch morgen bei der Nierentransplantation dabei sein dürfte“, schob Jasmin in der festen Hoffnung nach, eine Zusage zu bekommen. Eigentlich hatte sie morgen frei, aber wenn Dr. Holl sie im OP haben wollte, würde sie den Tag gern sausen lassen.
„Einverstanden“, sagte der Klinikchef. „Um acht Uhr geht’s los. Sie müssen sich allerdings mit Handreichungen zufriedengeben. Als Assistenten sind die Kollegen Jordan und Donat eingeplant.“
„Das macht nichts“, versicherte Jasmin ihm. Dabei zu sein war die Hauptsache. „Danke, Dr. Holl.“
Später in der Cafeteria wurde noch eingehend über den gelungenen Eingriff diskutiert. Jasmin versuchte, sich jedes Detail zu merken. Als sich die Gruppe auflöste, schwirrte ihr der Kopf.
***
Ungeduldig trommelte Adrian mit den Fingern auf das Lenkrad. Leider gehörte auch München zu den deutschen Städten, in denen Autofahrer große Teile ihres Lebens im Stau verbrachten.
An der nächsten roten Ampel griff er nach seinem Handy und gab Vanessas Nummer ein. Sie hatte ihr Handy abgeschaltet. Möglich, dass sie noch mitten in den ärztlichen Untersuchungen steckte und ihm nicht antworten konnte.
Seit heute Morgen befand sie sich in der Berling-Klinik, um die Rückenschmerzen, den Bluthochdruck und die häufigen Harnwegsinfektionen abklären zu lassen. Es war gar nicht so leicht gewesen, sie dazu zu überreden. Aber dem Drängen ihres Vaters hatte sie schließlich nachgegeben.
„Du bist mein einziges Kind. Und darum will ich, dass du meinen Wunsch erfüllst“, hatte er mehr befohlen als darum gebeten.
Ja, der gute Georg Lindner verstand es immer, seinen Willen durchzusetzen, manchmal freundlich, manchmal unnachgiebig.
Adrian kannte ihn inzwischen ganz gut und konnte seine Reaktionen ziemlich sicher einschätzen. Was für ihn selbst nur von Vorteil war, denn er musste nicht nur privat mit ihm klarkommen, sondern auch beruflich.
Zum Glück empfand Georg sehr viel Wohlwollen für Adrian, seinen zukünftigen Schwiegersohn. Im kleinen, privaten Kreis pflegte er ihn als den tüchtigsten Anwalt in seiner Kanzlei zu bezeichnen, der eines Tages die Firma übernehmen und sein Lebenswerk ganz in seinem Sinne fortsetzen würde.
Seine eigene Tochter hingegen hatte auch nie nur einen Augenblick daran gedacht, in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten. Staubtrockene Paragrafen interessierten sie nicht. Lieber studierte sie Kunstgeschichte im zwanzigsten Semester, unternahm Reisen und ging jede Woche ausgiebig in Münchens Exklusivläden shoppen. Dank ihres wohlhabenden Papas brauchte sie sich um ihren Lebensunterhalt keine Gedanken zu machen.
Georgs Milde seinem einzigen Kind gegenüber schien unbegrenzt. Er vergötterte sie. Seit dem relativ frühen Tod seiner Frau gab es für ihn nur noch seine Tochter, der es an nichts fehlen durfte.
Adrian musste schmunzeln, als er an Vanessas Schuhkäufe dachte. Fast jede Woche kam sie mit einem neuen Paar nach Hause. Ein ganzer Raum in der Taufkirchener Villa war bereits mit Regalen ausgekleidet worden, auf denen ihre Schätze darauf warteten, ausgeführt zu werden. Und da sie eher klein war, trug sie am liebsten die Schuhe mit den höchsten Absätzen.
Quälend langsam schob sich die Autokolonne Schritt für Schritt weiter. Womöglich war irgendwo vor ihm ein Unfall passiert. Adrian schaute auf die Uhr. Eine halbe Stunde war er jetzt schon unterwegs.
Eigentlich konnte er sich diese Zeitverschwendung gar nicht leisten. Sein Tag war komplett ausgefüllt mit Gerichts- und Mandantenterminen und Besprechungen in der Kanzlei. Meist kam er erst am späten Abend in sein Schwabinger Apartment, wo er oft noch Schriftstücke überarbeitete und nebenbei etwas aß, das er sich bringen ließ.
Nur die Wochenenden konnte er zurzeit mit Vanessa verbringen. Und selbst dann gab es oft Störungen beruflicher Art, was seine Verlobte aber nicht sonderlich zu stören schien. Von Seiten ihres Vaters wusste sie ja bereits, dass erfolgreiche Anwälte kaum ein Privatleben hatten.
In diesem oder im nächsten Jahr wollten Vanessa und er heiraten. Anfangs hatte er Georgs Tochter nicht ganz ernst genommen, in ihr nur eine oberflächliche junge Frau gesehen, die aufgrund ihres reichen Elternhauses komfortabel leben konnte, ohne selbst je einen Finger zu rühren. Schon ihre Mutter hatte ein beachtliches Familienerbe mit in die Ehe gebracht, das nach ihrem Tod zur Gänze an die Tochter fiel.
Natürlich gab es auch eine Menge guter Eigenschaften an Vanessa, die Adrian gefielen. Sie konnte erfrischend lustig sein, war für jeden Scherz zu haben, sprühte manchmal nur so vor Ideen, hatte ein großes Herz für Kinder und spendete regelmäßig für die entsprechenden Hilfsorganisationen.
Irgendwann erkannten sie beide, dass sie sich liebten, und beschlossen, den weiteren Lebensweg gemeinsam zu gehen. Wobei Adrian hoffte, dass sich dann ihre oft etwas zu heftige Eifersucht noch legen würde.
Papa Georg jedenfalls freute sich, dass seine Tochter und sein Nachfolger miteinander die Ehe wagen wollten.
„Dir vertraue ich sie an“, hatte er seinem zukünftigen Schwiegersohn unter vier Augen zugeraunt, als sie im engsten Familienkreis miteinander anstießen. „Du bist der richtige Mann für sie. Du kannst sie zähmen.“
Das hatte Adrian eigentlich nicht vor, schließlich war er kein Dompteur. Aber Georg hatte eben noch etwas altmodischere Rollenbilder im Kopf.
Adrian seufzte erleichtert auf. Nach weiteren schier endlosen vierzig Minuten erreichte er endlich die Abbiegung zur Berling-Klinik. Nun ging es schneller voran.
Wenig später bog er schwungvoll auf den Parkplatz ein und fand auch sofort eine Lücke. Immerhin das hatte funktioniert.
Bevor er ausstieg, versuchte er erneut, seine Verlobte zu erreichen, aber vergebens. Vielleicht hatte sie einfach vergessen, das Telefon wieder laut zu schalten.
Am Empfang schickte man ihn in den ersten Stock. Doch von Vanessa keine Spur, weder auf dem Gang noch im Warteraum.
„Kann ich Ihnen helfen?“, erkundigte sich eine weibliche Stimme. Schwester Marion stand auf dem Namensschild, das an ihrem Kittel befestigt war.
„Ich suche Frau Lindner. Sie war heute wegen diverser Tests hier und …“
„Ja, ich weiß“, sagte die Pflegerin. „Aber sie ist schon vor einiger Zeit gegangen.“
Auf seinem Gesicht machte sich Ratlosigkeit breit.
„Sind Sie sicher?“
„Ganz sicher“, bestätigte Marion. „Vielleicht wartet sie unten in der Cafeteria auf Sie.“
„Das werde ich gleich überprüfen“, sagte Adrian und eilte Richtung Treppe.
Doch bevor er sie erreichte, erlebte er einen dieser seltenen Momente im Leben, die einen spontan innehalten ließen. Und nach denen nichts mehr so war wie zuvor.
***
„Sehr nett von Ihnen“, sagte Vanessa nun schon zum wiederholten Mal zu dem charmanten Arzt, der sich spontan bereit erklärt hatte, sie nach Taufkirchen mitzunehmen. Angeblich lag das Ziel genau auf seiner Route.
Auch wenn sie glaubte, dass er schwindelte, war es ihr egal. Hauptsache, sie musste nicht länger die Luft in dieser Klinik atmen. Dafür nahm sie gern seinen etwas übertriebenen Charme in Kauf.
„Arbeiten Sie gern in Ihrem Beruf?“
„Wollen Sie eine ehrliche Antwort?“
„Unbedingt.“
„Mal mehr, mal weniger“, erwiderte Dr. Jordan nach einer kurzen Denkpause. „Natürlich bereitet es große Genugtuung, kranken Menschen zu helfen. Aber manchmal haben wir es auch mit unangenehmen Patienten zu tun, denen man nichts recht machen kann. Sie hören nicht auf unsere Ratschläge, und wenn sie dann erneut krank werden, bekommen wir erst mal ordentlich Vorwürfe aufgetischt.“
Vanessa schwieg.
„Darf ich fragen, weshalb Sie bei uns waren?“
„Es ist nichts wirklich Beunruhigendes. Ich habe manchmal heftige Kopfschmerzen. Eigentlich habe ich mich nur meinem Vater zuliebe untersuchen lassen. Er ist immer so besorgt um mich.“
„Das ist doch angenehm, oder? Ich jedenfalls wäre glücklich, wenn sich jemand um mich sorgen würde“, merkte er mit traurigem Hundeblick an, doch sie reagierte nicht so, wie er hoffte.
„Damit wollen Sie mir wohl mitteilen, dass Sie keinen Menschen auf dieser Welt haben, der sich um Sie kümmert?“, konterte sie ironisch.
„So ähnlich“, gab Jan seufzend zu. „Ich habe zwar einen anspruchsvollen Beruf, bin aber ein einsamer Mann. Das eine ergibt das andere.“
Er wartete drei Sekunden, ob sie sich dazu äußerte, doch es kam nichts.
„Vielleicht würden Sie ja mal mit mir ausgehen. Wir könnten irgendwo was essen und uns einen netten Abend …“
„Vorsicht“, unterbrach sie ihn trocken. „Die Ampel ist rot.“
Jan Jordan sah das Rotlicht etwas spät, weswegen er abrupt bremsen musste.
„Danke für das Angebot“, nahm Vanessa mit freundlichem Spott den Faden wieder auf. „Aber ich verbringe die netten Abende mit meiner Familie.“ Sie machte eine kurze Pause. „Und mit meinem Verlobten. So komme ich nicht auf dumme Gedanken.“
„Frauen mit Prinzipien!“ Jan Jordan verdrehte die Augen. „Schade. Aber wenn Sie mal Lust auf was Verrücktes haben, rufen Sie mich einfach an. Bin jederzeit zu einer Schandtat bereit.“
Vanessa lächelte maliziös.
„Schandtat? Was meinen Sie denn damit?“
„Zum Beispiel Pferde stehlen“, sagte er und spürte zu seinem Ärger, dass er sich gerade um Kopf und Kragen redete. Klar, dass eine Frau wie sie sich nicht unbedingt mit einem kleinen Assistenzarzt einließ.
„Dort vorn links“, sagte sie. Und nach ungefähr fünfzig Metern: „Jetzt können Sie anhalten. Wir sind da.“
Dr. Jordan stieg aus und düste auf die andere Seite des Wagens, um die Beifahrertür aufzureißen. Eigentlich war er nicht so sehr der Kavalier, aber angesichts dieser Villa im Hintergrund war es ihm ein ganz besonderes Anliegen, bei ihr in guter Erinnerung zu bleiben.
„Darf ich noch Ihren Namen erfahren?“
„Vanessa Lindner“, sagte sie.
„Ich bin Dr. Jordan.“ Er drückte ihr seine Karte in die Hand. „Jan Jordan. Wenn ich Ihnen mal wieder einen Gefallen tun kann, zögern Sie nicht, mich anzurufen.“
Seine Art gefiel ihr. Sie ließ die Karte in die Tasche ihres Blazers gleiten und reichte ihm die Hand.
„Herzlichen Dank fürs Heimbringen, Doktor. Mein Verlobter hat mich wohl vergessen.“
„Falls das öfter passiert – ich springe gern ein“, erklärte er in einem vertraulichen Ton und zwinkerte ihr zu. „Vielleicht sehen wir uns ja noch mal in der Klinik.“
Sie betrachtete ihn prüfend, bevor sie sich zu Offenheit entschloss.
„Übermorgen habe ich einen Termin bei Dr. Holl. Befundbesprechung. Werden Sie auch dabei sein?“
„Das weiß ich noch nicht. Kann sein, dass ich dann gerade im OP stehe.“ Jan hoffte, dass er mit dieser Auskunft in ihrer Achtung stieg. „Zurzeit stehen einige Transplantationen an, die dauern immer ziemlich lange.“
„Sehr interessant. Davon müssen Sie mir bei Gelegenheit etwas ausführlicher erzählen.“ Vanessa ging auf das große, schmiedeeiserne Tor zu, über dem sich eine Kamera befand. Die junge Frau drückte auf einen Klingelknopf. Sofort ertönte ein Summer. Das Tor öffnete sich wie von Geisterhand, doch sie trat noch nicht ein.
Jan deutete auf die Villa, deren Jugendstil-Elemente darauf hinwiesen, dass sie schon länger dort stand.
„Schöne Hütte“, meinte er. „Wohnen Sie dort mit Ihrem Verlobten?“
„Wo denken Sie hin?“, gab sie mit einem verschmitzten Lächeln zurück. „Das würde mein Vater nicht erlauben. Noch sind wir ja nicht verheiratet. Bei uns geht es noch gesittet zu.“
„Verstehe.“ Er verneigte sich leicht. „Bitte verzeihen Sie meine unangemessene Frage. Es war mir ein Vergnügen, Sie zu fahren.“
Sie reichte ihm die Hand, die er anhob und leicht mit seinen Lippen berührte.
„Vielleicht treffen wir uns wieder mal in der Klinik. Alles Gute, Frau Lindner.“