Chefarzt Dr. Holl 1814 - Katrin Kastell - E-Book

Chefarzt Dr. Holl 1814 E-Book

Katrin Kastell

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Beschreibung

Es ist ein entsetzlicher Schock für Roland, als der Arzt in der Berling-Klinik ihm nach den umfangreichen Untersuchungen die Diagnose mitteilt: Ein Hirntumor ist der Grund für seine zahlreichen Beschwerden, an denen er seit Monaten leidet. In dieser Zeit ist der Tumor gewachsen, und er liegt unmittelbar neben einem Blutgefäß. Daher ist eine Operation mit einem sehr hohen Risiko verbunden.

In dieser schweren Stunde denkt Roland besonders an Lara, seine geliebte Frau. Sie ist hochschwanger, und sie freuen sich so unendlich auf ihr erstes Kind, das ihr Glück krönen soll.
Nun jedoch kann der Chirurg nicht ausschließen, dass Roland nicht mehr aus der Narkose aufwacht oder zum Pflegefall wird ...

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Seitenzahl: 111

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Inhalt

Cover

Impressum

Prüfstein der Liebe

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: shutterstock/lightwavemedia

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-5088-3

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Prüfstein der Liebe

Wird seine Frau ihn nach der Schockdiagnose verlassen?

Von Katrin Kastell

Es ist ein entsetzlicher Schock für Roland, als der Arzt in der Berling-Klinik ihm nach den unfangreichen Untersuchungen die Diagnose mitteilt: Ein Hirntumor ist der Grund für seine zahlreichen Beschwerden, an denen er seit Monaten leidet. In dieser Zeit ist der Tumor gewachsen, und er liegt unmittelbar neben einem Blutgefäß. Daher ist eine Operation mit einem sehr hohen Risiko verbunden.

In dieser schweren Stunde denkt Roland besonders an Lara, seine geliebte Frau. Sie ist hochschwanger, und sie freuen sich so unendlich auf ihr erstes Kind, das ihr Glück krönen soll.

Nun jedoch kann der Chirurg nicht ausschließen, dass Roland nicht mehr aus der Narkose aufwacht oder zum Pflegefall wird …

„Roland, so kannst du unmöglich dort auftauchen. Du willst diese Leute davon überzeugen, dir sehr viel Geld für deine Forschungen zu überlassen“, erklärte Julia Holl resolut. „Du willst etwas von ihnen, und im Gegenzug musst du dich auch zumindest an ein paar ihrer Regeln halten. Stefan, sag doch auch mal etwas dazu!“

Dr. Stefan Holl beäugte erst seinen Freund, dann seine Frau und wünschte sich weit weg.

Als Leiter der Berling-Klinik in München wusste er genau, wie der Kampf um öffentliche Mittel und private Spendengelder funktionierte. Auch er musste immer einmal wieder für besonders kostspielige medizinische Technik oder teure komplizierte Verfahren Fördertöpfe auftun und Gremien davon überzeugen, seiner Klinik Geld zu überlassen.

Julia hatte recht. Roland hatte in seiner ausgebeulten Jeans, einem zerknitterten Hemd, glanzlosen Schuhen und mit ungepflegten, viel zu langen und geradezu vom Kopf abstehenden Haaren keine großen Chancen, einen Zuschlag zu bekommen.

Gelder aufzutun, das war Horror für ihn, und man sah ihm an, wie sehr er es hasste. Schon deswegen würde man ihm kaum etwas geben. Die Leute wollten umschmeichelt sein. Sie brauchten Bauchpinseleinheiten, wie Stefan das immer spöttisch nannte.

„Ich werde auch nicht attraktiver, wenn ich versuche, mich in einen Geschäftsmann zu verwandeln. So rausgeputzt fühle ich mich unsicher und lächerlich. Ich biete denen an, was in meinem Kopf ist, und nicht mein Modelaussehen“, sträubte sich Prof. Dr. Roland Schneider und erinnerte Julia Holl an ihren fünfzehnjährigen Sohn Chris. Der hatte allerdings die Entschuldigung, tatsächlich in der Pubertät zu stecken und noch keine fünfundvierzig Jahre alt zu sein.

„Das ist Unsinn!“, wies sie Roland daher zurecht. „Du hast viel im Kopf und damit auch eine große Verpflichtung den Menschen gegenüber. Die Möglichkeit, an deiner Krebsforschung weiterzuarbeiten und vielleicht bald ein Mittel in die klinische Testung zu bringen, das Lungenkrebs heilbar machen könnte, ist es wert, ein wenig zum Schauspieler zu werden. Du kannst das!“

„Aber mein Zug nach Frankfurt geht doch schon in einer guten Stunde, und ich wollte euch nur kurz Benny bringen und dann gleich weiter zum Bahnhof“, meuterte der Professor, dem klar war, dass Julia nicht lockerlassen würde, bis sie mit seinem Äußeren halbwegs zufrieden war.

„Benny ist wie immer herzlich willkommen, aber so lasse ich dich nicht aus dem Haus!“, reagierte Julia Holl genau so, wie er befürchtet hatte.

Der Professor hatte einen Golden Retriever, den er über alles liebte und immer zu den Holls brachte, wenn er die Stadt beruflich verlassen musste und ihn nicht mitnehmen konnte.

Benny genoss die Familienausflüge jedes Mal sehr. Er mochte Kinder und war der erklärte Liebling der vier Holl-Kinder.

Die elfjährige Juju tollte Stunden mit ihm im Garten. Der fünfzehnjährige Chris nahm ihn zu gerne mit in sein Bett, und selbst die zwanzigjährigen Zwillinge Dani und Marc spielten ausgelassen mit ihm. Alle vier hätten nichts dagegen gehabt, wenn der konfuse Professor, wie sie Roland unter sich nur nannten, einmal für länger Urlaub gemacht hätte.

Aber daran war nicht zu denken. Für Roland Schneider gab es nur seine Arbeit. Bis auf die Spaziergänge mit Benny, die er sich gönnte, spielte sich sein ganzes Leben im Labor ab. Er forschte besessen nach einem Heilmittel gegen Krebs, in erster Linie Lungenkrebs.

Seine Karriere an der Universität lief nebenher, ohne dass er darauf achtete oder großen Wert darauf legte. Seine Genialität schützte ihn, auch wenn er ansonsten zu wenig zu gebrauchen war.

Der Dekan hatte ihn von der Lehre freigestellt und ließ ihn gewähren. Der schwierige Sonderling war hin und wieder eine Last für den universitären Betrieb, aber er war international anerkannt, und seine Forschungsergebnisse wurden regelmäßig als entscheidende Durchbrüche gefeiert.

„Du nimmst einen späteren Zug, und wir richten dich ein wenig her“, begann Julia und griff schon nach dem Telefon, um einen Notfalltermin bei ihrer Friseurin herauszuschlagen.

„Aber das geht nicht. Der Termin ist doch heute um sechzehn Uhr, und mit dem nächsten Zug kann ich das nicht mehr schaffen“, wehrte Roland ab.

„Toll, dass du immerhin einen Zug gewählt hast, der gerade einmal eine halbe Stunde vorher in Frankfurt sein müsste, falls er keine Verspätung hat“, kommentierte Julia ironisch und schüttelte nur den Kopf.

Sie fragte sich, wie Roland es geschafft hatte, in seinem Leben so weit zu kommen. Er musste einen mächtigen und vor allem äußerst geduldigen Schutzengel haben.

„Roland, ich hab dich total gern, und du bist mit Abstand der klügste Kopf, den ich kenne. Aber du bist mit mindestens genauso großem Abstand auch der unpraktischste und unbeholfenste Ignorant, der mir in meinem Leben bisher begegnet ist.“

„Danke! Immerhin führe ich deine Hitliste in jeder Beziehung an“, erwiderte er mit einem verlegenen Grinsen. Er war es nicht gewohnt, dass jemand ihm sagte, wie gerne er ihn hatte. Gefühlsbekundungen jeglicher Art verstörten ihn, auch wenn er sich darüber freute.

Julia musste lachen. Man konnte diesem Mann einfach nicht böse sein. Er hatte den absoluten Welpenschutz und löste ihre Mutterinstinkte aus, obwohl er in ihrem Alter war. Rasch warf sie einen Blick auf die Uhr. Ihnen blieb eine knappe Stunde, dann musste er spätestens am Bahnhof sein.

„Stefan, du kleidest ihn ein!“, wies sie ihren Mann knapp an. „Zum Glück habt ihr dieselbe Größe. Du hast fünfzehn Minuten, um einen sportlich eleganten, souveränen Erfolgsmenschen aus Roland zu machen, dann müssen wir los. Ich rufe bei Lara an. Hoffentlich kann sie ihn einschieben!“

„Aber …“, wollte Roland ansetzen.

„Du hast einen Vulkan entfacht, und jetzt heißt es, dich seinem Feuer zu stellen!“ Stefan Holl ließ ihn erst gar nicht ausreden und zog ihn mit sich nach oben.

„Lara, ich habe hier einen akuten Notfall und brauche unbedingt Ihre Hilfe“, sagte Julia am Telefon zu ihrer Friseurin. „Können Sie einen Freund von mir einschieben? Er hat einen wichtigen Termin, muss in einer Stunde am Bahnhof sein und sieht aus, als ob er der Höhle erst seit einer Generation entsprungen sei.“

„Klingt wirklich nach einem akuten Notfall.“ Lara Natusch lachte fröhlich. „Kommen Sie vorbei! Wir kriegen das hin.“

„Sie sind ein Engel! Danke!“ Julia atmete erleichtert auf.

Lara Natusch war eine begnadete Friseurin. Mit achtundzwanzig Jahren hatte sie bereits einen eigenen Salon und beschäftigte fünf Friseurinnen. Es war dennoch nicht leicht, zeitnah einen Termin zu bekommen.

Julia achtete in der Regel darauf, sich rechtzeitig anzumelden, und war dankbar, dass Lara sich die Zeit nahm.

Zwanzig Minuten später betrat Julia mit dem sich sträubenden Roland den Friseursalon. In Stefans gepflegter Kleidung sah der Professor schon deutlich besser aus, aber der Haarschnitt war kein Luxus.

„Lara, darf ich vorstellen, das ist der Notfall“, scherzte Julia, als die Friseurin umgehend zu ihnen kam, um Roland zu einem freien Stuhl zu führen. „Habe ich übertrieben?“

„Nein. Ich meine, ja. Ähm – das haben wir gleich. Gar kein Problem!“, reagierte Lara Natusch sichtlich überrascht. „Wo ist denn Benny heute? Ich habe Sie noch nie ohne ihn gesehen“, sprach sie Roland an.

„Ich bringe ihn immer zu … zu meinen Freunden, wenn ich aus der Stadt muss“, kam es stotternd und unsicher von Roland zurück, dann herrschte eine seltsam geladene Stille zwischen den beiden. „Und Candy?“, fragte er und sah sich suchend um.

„Ist tagsüber bei meiner Mutter, wenn ich arbeite. Anfangs hatte ich sie öfter dabei, aber einige Kunden haben Angst vor Hunden. Candy ist eben ein Terrier. Sie hat ihren eigenen Kopf und macht, was sie will.“

„Was für ein Zufall! Ihr kennt euch?“, fragte Julia.

„Nein!“, antworteten beide zugleich und wurden rot.

„Wir begegnen uns häufiger, wenn wir unsere Hunde ausführen. Meine Westie-Hündin Candy und Benny mögen sich und spielen gerne miteinander. Wenn es nach ihnen ginge, wäre der Spaziergang jedes Mal beendet, sobald wir aufeinandertreffen. Keiner von ihnen möchte dann weiter, und es ist immer ein Kampf“, erzählte Lara schließlich, als sie ihre Fassung zurückgewonnen hatte.

„Benny mag nicht viele Hunde, aber Candy würde er vom Fleck weg mit nach Hause nehmen und an seinen Fressnapf lassen. Es war Liebe auf den ersten Blick bei den beiden“, fügte Roland an.

Wieder wurden Lara und er rot. Julia beobachtete es amüsiert. Dass Roland schüchtern war, wenn er auf Frauen traf, hatte sie längst bemerkt. Lara hatte auf sie aber bisher nie einen schüchternen Eindruck gemacht. Sie führte ihren Salon mit Witz und Selbstbewusstsein und konnte ihre Schüchternheit anscheinend gut verbergen.

Als Lara mit Roland fertig war, konnte man ihn kaum wiedererkennen. Aus dem ungepflegten Professor war ein völlig anderer Mensch geworden.

„Gefällt es Ihnen?“, fragte die Friseurin, als sie ihm einen Spiegel hinhielt, damit er sich auch von hinten betrachten konnte.

„Wer ist das da im Spiegel? Kenne ich den gut aussehenden Kerl?“, antwortete er.

„Das hoffe ich doch! Sonst habe ich etwas falsch gemacht.“

Sie lächelten sich im Spiegel an. Julia dachte sich ihren Teil und freute sich.

„Lara ist eine faszinierende junge Frau. Ich schätze sie sehr“, ließ sie auf der Fahrt zum Bahnhof beiläufig fallen.

„Hm!“, brummelte Roland zustimmend, ohne sich weiter zu äußern.

„Sie hat heute einen anderen Kunden warten lassen für dich. Du könntest dich einmal mit einem Abendessen revanchieren. Das wäre doch eine gute Idee, oder?“, regte sie an.

Roland warf ihr einen amüsierten Seitenblick zu und schwieg.

„Ich fände das schön. Was meinst du?“, ließ Julia nicht locker.

„Ich meine, dass Frau Holl da gefährlichen Boden betritt voller Stolperstellen und Unebenheiten.“

„Warum?“

„Julia, sie ist viel zu jung für mich. Sie ist gerade einmal achtundzwanzig, und ich bin fünfundvierzig. Siebzehn Jahre, das ist fast eine ganze Generation. Ich bin ein eingefleischter Junggeselle und habe immer alleine gelebt. Mir geht es gut dabei. Hey, du wolltest mich doch noch nie verkuppeln! Warum fängst du jetzt damit an? Habe ich eine neue Bedürftigkeit entwickelt, oder was?“

„Du magst sie.“

„Na und? Dich mag ich auch, aber ich versuche trotzdem nicht, dich Stefan auszuspannen. Manches lässt man am besten, wie es immer war. Das ist sicherer und bringt keine Verwirrung ins Leben.“

„Angst vor Veränderung ist kein guter Ratgeber. Was ist an einem gemeinsamen Abendessen denn so schlimm? Kannst du die Dinge nicht einfach geschehen lassen, ohne gleich auf alles die Antwort zu kennen? Herr Professor, das Leben spielt sich nicht im Reagenzglas ab. Es folgt keinen Regeln, die sich genauestens voraussagen lassen“, widersprach Julia.

„Ich habe einer jungen, lebensoffenen Frau nichts zu bieten. Was soll ich sagen, ich bin ganz einfach der Reagenzglastyp und mache nur Experimente, bei denen ich grob vorhersagen kann, was geschieht. Damit muss ich leben.“

„Hm“, brummelte Julia.

Sie waren am Bahnhof, und er musste rennen, um seinen Zug noch zu erreichen. Überzeugt hatte er sie allerdings nicht, und so weit es in ihrer Macht lag, war sie entschlossen, ein wenig dabei nachzuhelfen, damit Roland und Lara sich besser kennenlernten.

***

„Hallo, Schatz! Das Essen ist fertig“, rief Clarissa Natusch aus der Küche des kleinen Doppelhauses am Rande von München. Sie war dabei, den Tisch zu decken. Es war nicht zu überhören, dass Lara gekommen war, denn Candy begrüßte ihr Frauchen mit freudigem Gebell.

„Ruhig, du Wildfang!“, versuchte Lara, die Hündin lachend zu bändigen, die verspielt im Flur herumtobte und nach und nach all ihre Lieblingsspielsachen vor Laras Füßen ablegte. Sie ließ in ihrem Übermut keinen Zweifel daran, dass sie nicht gewillt war, ein Nein zu akzeptieren. Es war Spielzeit.

„Könnte es sein, dass du spielen willst?“, scherzte Lara.

„Wuff!“

Lara nahm den großen Spielknochen, und schon hatte Candy das andere Ende im Maul, und sie lieferten sich ein fröhliches Knochenziehen. Dabei wurde abwechselnd eifrig geknurrt und gebellt. Dann wurde für ein paar Minuten ausgiebig geschmust und gekrault. Das Wiedersehen nach dieser schrecklich langen Trennung musste schließlich gefeiert werden.

„Seid ihr fertig?“, kam es aus dem Esszimmer. „Euer Begrüßungsritual wird auch immer länger. Das Essen ist noch heiß, aber nicht mehr lange.“

„Entschuldige, Mama!“ Lara setzte sich an den gedeckten Tisch.

Es war kurz nach neunzehn Uhr, und seit ihrem Frühstück um kurz nach sechs hatte sie sich keine Zeit mehr genommen, sich etwas in den Mund zu schieben.

„Das duftet! Du bist die Größte und verwöhnst mich nach Strich und Faden!“, seufzte Lara zufrieden.

„Lass es dir schmecken, Kind!“ Clarissa schöpfte die Spargelcremesuppe, die sie als Vorspeise gemacht hatte, in die Suppentassen. Es war Mitte Mai, und der Frühling hatte wie jedes Jahr frischen Spargel und Erdbeeren mit sich gebracht.

„Lecker!“ Lara aß mit Genuss ein paar Löffel.