Chefarzt Dr. Holl 1817 - Katrin Kastell - E-Book

Chefarzt Dr. Holl 1817 E-Book

Katrin Kastell

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Beschreibung

Dr. Holl eilt über den Klinikflur. Er hat Richard Friedrich mit einer schrecklichen Nachricht im Besprechungsraum zurückgelassen. Dr. Holl ist untröstlich, aber er muss in den OP. Dort wird einem Patienten in den nächsten Stunden ein neues Herz transplantiert - das Herz, von dem Richard Friedrich bis eben dachte, es stünde seiner kleinen Tochter Nina zu.
Dr. Holl bedauert dieses Missverständnis und kann es sich nicht erklären, aber im OP geht es jetzt um Leben und Tod. Die kleine Nina wird weiter hoffen und warten müssen.
Wenige Minuten später betritt der Chefarzt den Vorraum zum OP. Ein erschütternder Anblick bietet sich ihm dort: Richard Friedrich bedroht den Herzspezialisten mit einer Pistole. Wenn die kleine Nina das Spenderorgan nicht bekommt, wird Richard schießen ...

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EPUB

Seitenzahl: 122

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Inhalt

Cover

Impressum

Nina braucht ein neues Herz

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: shutterstock/lenetstan

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-5235-1

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Nina braucht ein neues Herz

Die Ärzte der Berling-Klinik und ein Wettlauf gegen die Zeit

Von Katrin Kastell

Dr. Holl eilt über den Klinikflur. Er hat Richard Friedrich mit einer schrecklichen Nachricht im Besprechungsraum zurückgelassen. Dr. Holl ist untröstlich, aber er muss in den OP. Dort wird einem Patienten in den nächsten Stunden ein neues Herz transplantiert – das Herz, von dem Richard Friedrich bis eben dachte, es stünde seiner kleinen Tochter Nina zu.

Dr. Holl bedauert dieses Missverständnis und kann es sich nicht erklären, aber im OP geht es jetzt um Leben und Tod. Die kleine Nina wird weiter hoffen und warten müssen.

Wenige Minuten später betritt der Chefarzt den Vorraum zum OP. Ein erschütternder Anblick bietet sich ihm dort: Richard Friedrich bedroht den Herzspezialisten mit einer Pistole. Wenn die kleine Nina das Spenderorgan nicht bekommt, wird Richard schießen …

Immer wieder warf Patrick Birkner verstohlene Blicke auf die Frau neben ihm. Sie hatte sich in eine Zeitschrift vertieft. Dabei verschwand ihr schönes Profil leider hinter einem Vorhang seidiger Haare. Und wenn sie aus dem Fenster schaute, konnte er gar nichts mehr von ihrem Gesicht erkennen.

Er kramte in seinem Gedächtnis nach ein paar netten Bemerkungen, um mit ihr ins Gespräch zu kommen. Doch was sagte man zu einem schönen weiblichen Wesen, wenn man sich mit nur ein paar Worten so interessant machen wollte, dass sie einem ihre Handynummer gab?

Schon auf dem Flug von New York nach Frankfurt war sie Patrick aufgefallen. Sie hatte zwei Reihen vor ihm gesessen, Sitz am Gang, wie er. Aber immer, wenn sie aufgestanden war, hatte er den Kopf zur Seite geneigt und die Gelegenheit genutzt, die sanften Formen ihrer Figur mit wachen Blicken nachzuzeichnen.

Beim Umsteigen in Frankfurt hatte er unverhofftes Glück gehabt, denn jetzt auf der Strecke nach München saß sie zum Greifen nah an seiner Seite. Zufall oder Schicksal?

Glauben Sie daran, dass eine geheime Macht dafür gesorgt hat, uns nebeneinander zu platzieren?

Patrick seufzte leise. Irgendwie doch eine ziemlich plumpe Anmache. Außerdem war eine solche Frage mit einem Nein schnell – und vor allem abschließend – beantwortet.

Oder sollte er lieber noch mal über die Turbulenzen während der Strecke New York-Frankfurt reden? Doch dann würde sie ihn schnell mal für einen furchtsamen Zeitgenossen halten. Das brachte also auch nichts.

Werde aktiv, Patrick Birkner. Sitz nicht so doof rum! Sag was!

Bliebe noch ein Gespräch über München und das Woher und Wohin. War aber wohl auch nicht viel besser.

Da bescherte der Himmel Patrick eine Chance. Die Zeitschrift rutschte ihr von den Knien. Er durfte sich danach bücken und das Hochglanzheft wieder vom Fußboden heraufholen.

„Danke“, sagte sie mit einem zauberhaften Lächeln.

Aber ihre Augen schauten müde, so, als hätten sie in der letzten Zeit wenig geschlafen und dabei noch viel Unangenehmes gesehen.

Patrick schaute auf die Uhr. In spätestens einer Viertelstunde würden die Räder des Airbusses die Landebahn des Flughafens berühren. Er musste sich also beeilen.

„Sie waren auch in New York“, stellte er fest.

„Stimmt. Und waren Sie nicht der Passagier, der beim Einsteigen seine Bordkarte nicht finden konnte?“ Ihre Stimme klang dunkler, als er erwartet hatte.

„Oje! Ausgerechnet daran erinnern Sie sich!“ Aber immerhin hatte er da am Schalter ihre Beachtung gefunden. Ein gutes Zeichen, frohlockte eine einsame Stimme in ihm. Nun gut, ein ziemlich kleiner Sieg, aber fingen nicht alle Liebesgeschichten so an?

„Ich hoffe, ich habe Ihnen dadurch keine Unannehmlichkeiten bereitet“, sagte er.

Der Landeanflug begann. Jetzt schien die Sonne ins Fenster und malte etwas goldenen Glanz auf das Haar der Schönen.

„Aber nein. So schnell bringt mich nichts aus der Fassung. Von Fluggästen bin ich einiges gewohnt.“

Er schaltete schnell. „Weil Sie mit Ihnen beruflich zu tun haben?“

„Genau. Im richtigen Leben bin ich Flugbegleiterin und lasse mich jetzt von meiner Gesellschaft nach Hause fliegen. Nehmen Sie nie eine andere. Mit uns fliegen Sie sicher und komfortabel.“ Sie lächelte ironisch. „Ich hoffe, das war jetzt eine gute Werbung für meine Linie.“

„Das kann man wohl sagen.“ Er lächelte jetzt auch. „Auf jeden Fall werde ich mir Ihre Empfehlung merken. Sie haben das sehr eindrucksvoll vorgetragen. Waren Sie lange in New York?“

„Eine ganze Woche.“

Allein? Mit Freunden zusammen? Oder mit einem … Ihrem Freund? Wie Pingpongbälle schossen ihm diese Fragen durch den Kopf, die er natürlich niemals stellen würde.

Erfreut registrierte Patrick, dass sie sich nicht mehr für die Zeitung interessierte, ja, sie sogar mit einer nachlässigen Geste in das Netz an der Rückwand des Vordersitzes steckte.

Hatte er sie jetzt doch für eine Unterhaltung gewonnen? Wenn ja, dann sollte er sich jetzt bemühen, die verbleibende Zeit so zu nutzen, dass sich ein Wiedersehen ganz einfach ergeben musste.

„Ich bin froh, wieder in München zu sein“, sagte er und hoffte, dass sie ihn nach dem Grund seines Aufenthaltes in New York fragen würde. Leider tat sie es nicht. „Ich liebe die Stadt“, fügte er hinzu.

„Ich auch.“

Ein paar Worte mehr hätten es ruhig sein können.

„Sie kennen sicher viele Städte auf dieser Welt. Wo sind Sie am liebsten?“

„Jede Stadt hat ihre Reize.“

Wie wahr, wie wahr! Aber auf diese Weise kommen wir nie richtig ins Gespräch.

Und dann kam ihm die wunderbare Idee, sie im Taxi mit in die Stadt zu nehmen. Während er noch nach den richtigen Worten suchte, seinen Vorschlag nicht zu unverbindlich, aber auch nicht zu plump zu formulieren, griff sie nach Ihrer Handtasche und erhob sich plötzlich.

„Lassen Sie mich bitte vorbei? Servus. Und noch einen angenehmen Tag!“

Hilflos sah Patrick ihr nach, wie sie entschwand. Wo ging sie hin? Wollte sie noch mit den Kolleginnen plaudern? Er war am Boden zerstört. Keine Telefonnummer, nicht einmal ihren Namen wusste er.

Da fiel sein Blick auf einen Ohrstecker, der zwischen Lehne und Sitz klemmte. Er zog ihn heraus. Den musste sie verloren haben. Das war die Gelegenheit, jetzt sofort nach ihr zu suchen und ihr das verlorene Schmuckstück wie eine Trophäe zu überbringen, natürlich mit Anspruch auf Belohnung. Die könnte darin bestehen, dass sie seine Einladung zum Essen annahm.

Doch jetzt zeigte sich das Schicksal sehr ungnädig. Das Zeichen zum Anschnallen leuchtete auf. So war also auch diese Chance vertan. Missmutig verzog er den Mund und ließ den Ohrstecker in die Tasche seiner Jacke gleiten.

Die Maschine landete. Patrick suchte sein Handgepäck zusammen. Während des Ausstiegs, am Gepäckband, in der Ankunftshalle – überall schaute er nach ihr, doch sie blieb verschwunden. Hatte er vielleicht nur phantasiert?

Der Taxifahrer verstaute seine Koffer im Wagen. Patrick nannte ihm seine Münchener Anschrift.

Erst nach einigen Kilometern Fahrt fand er sich in der Realität wieder zurecht. Soeben begann für ihn ein neuer Lebensabschnitt.

Leitender Oberarzt in der Berling-Klinik.

Ein Traumjob. Nur leider ohne Traumfrau.

***

Die beiden Frauen umarmten sich. „Danke Silke, dass du mich abholst. Ich hätte auch mit der S-Bahn fahren können.“

Silke Römer, eine zierliche Person mit fuchsroten Haaren, betrachtete die Freundin aufmerksam. „Willkommen daheim. Du siehst ganz gut aus“, stellte sie dann fest. „Aber die Augen sind noch zu trist. Da muss mehr Optimismus rein.“

„Lass mir doch meine Zeit zum Trauern“, bat Laura, kramte in ihrer Tasche nach der Sonnenbrille und setzte sie auf. „Besser so?“

Silke lachte, nahm den Koffer in die Hand und schob das Gepäckstück neben sich her.

„Nun komm schon. Zu Hause warten Kaffee und ein frischer Hefezopf, und dann kannst du erst mal schlafen.“

In München war ideales Sommerwetter. Wolkenlos, Dauerblau, nicht zu heiß, siebenundzwanzig Grad, Menschen an der Isar, in den Parks und Gärten. Laura freute sich, dass sie noch ein paar Tage Urlaub hatte und die Sonnentage nutzen konnte.

„So schnell werde ich mich jedenfalls nicht wieder verlieben“, sagte Laura.

Wart’s nur ab!, sagte Silkes Blick.

„Nein, ganz bestimmt nicht!“ Laura musste lächeln. „Ich weiß ja, dass du John nie mochtest, aber mir hat er viel bedeutet.“

Inzwischen hatten die beiden Frauen Silkes Kleinwagen erreicht. Laura öffnete den Kofferraum, in dem ihr Gepäck gerade so Platz fand.

„Er konnte sich nicht entscheiden“, sagte Silke. „Du warst zwei Jahre lang seine Geliebte. Aber die Ehefrau wollte er auch nicht aufgeben.“

Laura klappte den Kofferraum zu, stieg auf der Beifahrerseite ein und schnallte sich an.

„Du hast ja recht, aber jetzt lass uns, um Himmels willen, nicht mehr über John reden. Es ist vorbei und eine Fortsetzung wird es ganz gewiss nicht geben.“

„Hoffentlich!“ Auch Silke legte den Sicherheitsgurt an. „Morgen ist übrigens eine Party bei Ben. Er sagt, wenn wir nicht kämen, würde der Abend furchtbar fad verlaufen. Also habe ich zugesagt, auch in deinem Namen. Ein bisschen Ablenkung bringt dich auf andere Gedanken. So, jetzt aber los.“

Sie startete den Motor und fuhr aus dem Parkhaus. Wenige Minuten später befanden sie sich schon auf der Zufahrtsstraße zur Autobahn.

„Wie waren die Flüge?“

„Nichts Besonderes. Ich habe hauptsächlich geschlafen. Über dem Atlantik gab’s ein paar heftige Turbulenzen, danach war’s wieder ruhig. Ja, und auf dem Weg hierher saß ich neben einem Mann, der mich dauernd angestarrt hat. Er dachte wohl, ich merke nichts.“

„Wie sah er aus?“

„Super. Aber was heißt das schon? Wichtiger sind doch die Eigenschaften und Wesenszüge. Aber keine Sorge, ich bin nicht mit ihm verabredet. Und werde ihn mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht wiedersehen.“

„Wie geht es deiner Nichte?“

Laura atmete tief ein. „Gleichbleibend schlecht. Mein Bruder verbringt die Tage mit Warten. Gestern habe ich noch mit ihm telefoniert. Ich glaube, er wird sich nie daran gewöhnen.“

„Es ist ja auch ziemlich pervers, dass man ein Organ für sein Kind braucht und gleichzeitig auf den Tod eines anderen hofft.“

Silke schüttelte sich. „Hoffentlich komme ich selbst niemals in eine solche Lage. Die Kleine tut mir leid. Gibt es keine anderen Möglichkeiten für ihr krankes Herz?“

„Leider nicht. Das ist alles schon durchgesprochen mit den Ärzten. Ihr Herz ist so geschädigt, dass es bald ersetzt werden sollte. Hätte es nicht die Niere oder die Leber sein können? Dann wäre mein Bruder sofort zur Spende für sein Kind bereit gewesen. Aber das Herz kann man nun mal nicht hergeben, bei aller Liebe nicht.“

Sie näherten sich einem Stauende. Silke trat auf die Bremse.

„Och nein, das darf doch nicht wahr sein!“, rief sie aus. Im Radio wurde ein Unfall in ihrer Fahrtrichtung gemeldet.

Doch ihre Geduld wurde nicht sehr lange strapaziert. Schon nach wenigen Minuten ging es weiter, erst noch etwas zäh, dann flüssiger.

***

Chefarzt Dr. Holl begrüßte seinen neuen Mitarbeiter mit großer Herzlichkeit.

„Ich freue mich sehr, dass ich Sie jetzt zu meinem Team zählen darf, Doktor Birkner. Haben Sie sich schon ein wenig eingelebt in München?“

„Aber ja“, erwiderte Patrick. „Es fiel mir nicht schwer. So viel hat sich in den paar Jahren meiner Abwesenheit auch gar nicht geändert.“

Stefan Holl persönlich drehte eine Runde über die Stationen mit dem frisch aus den USA eingetroffenen Herzchirurgen. Von allen Seiten wurde er freundlich willkommen geheißen.

Am Nachmittag gab Dr. Birkner seinen Einstand mit Kaffee und Kuchen, um bei dieser Gelegenheit die Kolleginnen und Kollegen, Pflegekräfte und Verwaltungsangestellte kennenzulernen.

Dr. Holl hielt eine kurze Ansprache, in der er die Vorzüge dieses Spezialisten noch einmal hervorhob. Anschließend wandte sich Patrick an alle Anwesenden und gab seiner Freude auf eine gute Zusammenarbeit Ausdruck.

Auf der Kinderstation empfing ihn Schwester Sonja, die er schon kennengelernt hatte. Eine sympathische Person, dachte er. Jung, tüchtig – und noch nicht so ausgebrannt wie viele ältere Pflegekräfte.

„Ich habe gehört, Sie kommen geradewegs aus den USA“, sagte sie.

„Eigentlich bin ich ein waschechter Münchner. Studiert habe ich hier und später in Boston. Dort habe ich meine Fachausbildung gemacht und jede Menge Erfahrung bei hervorragenden Kollegen gesammelt.“

„Na, dann kennen Sie sich hier ja aus. Ich dachte schon, Sie wären hier fremd. Dann hätte ich Ihnen die Stadt zeigen können.“

„Das ist ganz reizend von Ihnen“, erwiderte Patrick. „Ich komme trotzdem gern auf Ihr Angebot zurück. Welche Restaurants gut sind oder in welche Lokale man geht, weiß ich schon seit Jahren nicht mehr. Vielleicht sind Sie mir in dieser Hinsicht ein wenig behilflich.“

„Aber gern.“ Sonja lächelte zustimmend. „Lassen Sie es mich nur wissen, wann es Ihnen passt.“

„Und jetzt erzählen Sie mir was über die Kinder.“

„Unsere Sorgenpatientin ist Nina Friedrichs, gerade mal acht Jahre alt. Von Geburt an leidet sie an einer Herzschwäche. Sie wartet auf ein Spenderorgan.“

Patrick nickte wortlos.

„Dann haben wir noch Leon. Er ist erst drei, mit einem Loch im Herzen zur Welt gekommen, aber es sieht so aus, als würde es von selbst zuwachsen. Die Daten finden Sie alle im Computer. Morgen um neun ist allgemeine Besprechung.“

„Danke, Schwester …“ Jetzt hatte er ihren Namen vergessen.

„Sonja Weber.“

„Ist das Mädchen mit der Herzschwäche zurzeit auf der Station?“

„Ihr Vater hat sie für Kontrolluntersuchungen gebracht, aber sie werden am Abend wieder heimfahren. Im Fall des Falles sind sie jederzeit übers Handy zu erreichen.“

***

„Hallo!“, stellte Patrick sich drei Minuten später einem blassen Kind vor. „Ich heiße Patrick, und du bist Nina, nicht wahr?“

„Hallo.“ Nina betrachtete ihn aufmerksam aus grauen, klugen Augen. „Was für ein Arzt bist du denn?“

„Ein Chirurg.“ Er setzte sich auf die Bettkante. „Erzähl mir doch was von dir.“

Nina seufzte. Obwohl sie im Bett lag, sah man, dass sie ziemlich dünn war.

„Da gibt’s gar nichts zu erzählen. Ich bin ja schon krank auf die Welt gekommen. War halt Pech.“

Patrick schmunzelte. „Aber so ein Pech hält ja nicht ewig“, erwiderte er gut gelaunt.

In diesem Moment betrat ein Mann das Krankenzimmer. Patrick nannte seinen Namen. Auch Ninas Vater stellte sich vor.

„Wann helfen Sie meinem Kind?“

Patrick fand seine Worte eine Spur zu aggressiv, aber er hatte Verständnis dafür. Es musste zermürbend sein, tagtäglich mit ansehen zu müssen, wie ein noch so junges Leben sich anschickte, wieder zu verlöschen.

„Kommen Sie doch nachher zu mir ins Ärztezimmer“, schlug er vor. „Dann können wir miteinander reden.“

Am Abend stellte Patrick fest, dass Ninas Vater nicht zu einem Gespräch erschienen war. Vielleicht hatte er ja schon zu viele Vertröstungen gehört und wollte sich keinen neuen aussetzen. Denn die Antwort war ja immer die gleiche: Erst wenn ein passendes Spenderherz eintraf, gab es für Nina eine Chance auf Leben.

In seinem möblierten Apartment fühlte sich Patrick noch ziemlich fremd. Hoffentlich fand er bald eine Wohnung in angenehmer Lage, die er mit der Zeit selbst einrichten wollte.