1,99 €
Schon immer hat Regina König starke Krämpfe vor ihrer Periode gehabt. Doch mit Schmerztabletten ließen sich die Beschwerden ertragen. Diesmal jedoch wird es nicht besser, im Gegenteil. Nach fünf Tagen wird ihre Blutung nicht schwächer, sondern stärker, und auch die Schmerzen nehmen dramatisch zu.
Regina nimmt sich vor, gleich morgen zum Frauenarzt zu gehen, doch den heutigen Tag muss sie noch irgendwie überstehen. Ralph, ihr Lebensgefährte, erwartet, dass sie ihn zur Weihnachtsfeier seiner Firma begleitet. Schließlich geht es um seine Beförderung!
Um den Druck in ihrem Unterleib auszuhalten, schluckt Regina auf der Party unauffällig noch eine dritte Schmerztablette. Bald hat sie das Gefühl, nur noch über den Boden zu schweben.
Und dann verschwimmen plötzlich die Gesichter der anderen Gäste. Sie kann die Stimmen nicht mehr unterscheiden und hört nur ein allgemeines Raunen. Es ist der pure Überlebensinstinkt, der sie noch wachhält, als sie sich inmitten der Feiernden zusammenkrümmt und die Hände auf ihren Bauch presst ...
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 105
Veröffentlichungsjahr: 2017
Cover
Impressum
Nach seinem Abschiedsbesuch am Krankenbett
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: lightpoet/shutterstock
eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-5236-8
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Nach seinem Abschiedsbesuch am Krankenbett
Dr. Holl muss seiner Patientin beistehen
Von Katrin Kastell
Schon immer hat Regina König starke Krämpfe vor ihrer Periode gehabt. Doch mit Schmerztabletten ließen sich die Beschwerden ertragen. Diesmal jedoch wird es nicht besser, im Gegenteil. Nach fünf Tagen wird ihre Blutung nicht schwächer, sondern stärker, und auch die Schmerzen nehmen dramatisch zu.
Regina nimmt sich vor, gleich morgen zum Frauenarzt zu gehen, doch den heutigen Tag muss sie noch irgendwie überstehen. Ralph, ihr Lebensgefährte, erwartet, dass sie ihn zur Weihnachtsfeier seiner Firma begleitet. Schließlich geht es um seine Beförderung!
Um den Druck in ihrem Unterleib auszuhalten, schluckt Regina auf der Party unauffällig noch eine dritte Schmerztablette. Bald hat sie das Gefühl, nur noch über den Boden zu schweben.
Und dann verschwimmen plötzlich die Gesichter der anderen Gäste. Sie kann die Stimmen nicht mehr unterscheiden und hört nur ein allgemeines Raunen. Es ist der pure Überlebensinstinkt, der sie noch wachhält, als sie sich inmitten der Feiernden zusammenkrümmt und die Hände auf ihren Bauch presst …
„Regina, du verstehst das nicht. Du bist eben eine Frau“, bemerkte Ralph Schneider abfällig. „Männerfreundschaften brauchen ihre Rituale, und dafür halten sie ein Leben lang.“
„Ihr sollt eure Rituale haben, aber ich finde, irgendwann muss es auch einmal um uns gehen – dich und mich. Wir waren dieses Jahr noch nicht einmal zusammen fort und haben Urlaub gemacht. Du musstest immer arbeiten. Mit Manne und Klaus fliegst du trotz der Arbeit nach Mallorca“, beklagte sich seine Lebensgefährtin Regina König.
„Das ist etwas anderes. Wir fahren immer Ende Juni für fünf Tage nach Mallorca. Das war nie anders, seit wir uns kennen. Schon in der Studienzeit haben wir das gemacht“, rechtfertigte er sich genervt. „Das ist mein erster Urlaub dieses Jahr, den wirst du mir doch wohl gönnen!“, ging er unfair zum Gegenangriff über.
„Natürlich gönne ich dir die Pause, Ralph! Ich wäre nur gerne dabei, und na ja … du wirst mir fehlen.“
Darauf sagte er nichts. Sie waren am Flughafen angekommen. Regina hielt in der Kurzhaltezone und ließ ihn aussteigen. Echte Kerle mochten es ganz und gar nicht, vor ihren Kumpels am Gate mit einem Küsschen verabschiedet zu werden. Diese Lektion hatte sie in den acht Jahren, die sie nun schon mit Ralph zusammen war, längst gelernt.
„Habt viel Spaß!“, wünschte sie ihm und gab ihm einen eher flüchtigen Abschiedskuss, bei dem er sich unruhig umsah.
„Den haben wir doch immer, wenn Klaus, Manne und ich zusammen sind!“, meinte er knapp, nahm sein Gepäck aus dem Kofferraum und strebte zum Eingang, ohne sich noch einmal nach seiner Freundin umzusehen. Regina fuhr erst los, als sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte und sie ihn nicht mehr sehen konnte.
Während Regina König auf direktem Weg zu der Agentur fuhr, in der sie als Werbegrafikerin arbeitete, ging Ralph Schneider beschwingt zu dem Treffpunkt, den er mit seinen Freunden abgesprochen hatte. Dort erwartete ihn allerdings eine böse Überraschung.
Manne und Klaus waren nicht alleine gekommen, wie es bei ihnen üblich war. An Mannes Hals hing seine um einiges jüngere neue Freundin, und die beiden konnten offensichtlich nicht die Hände voneinander lassen.
Klaus hatte seine Frau und das Baby dabei, das sie vor einem halben Jahr bekommen hatten. Auch dieses Paar schmuste und koste, und keinen interessierte sonderlich, dass Ralph zu ihnen gestoßen war. Mit Bedauern dachte er an Regina. Unter diesen Umständen hätte sie ruhig auch mit ans Gate kommen können.
Er fühlte sich alleine gelassen und war irgendwie enttäuscht. Das war alles andere als ein guter Einstieg in einen zünftigen Männerurlaub. Was war nur mit seinen Freunden los? Mit einundvierzig Jahren musste man doch nicht plötzlich alles ändern, was zuvor heilig gewesen war! Frauen hatten am Gate nichts verloren!
„Jungs, wollen wir nicht allmählich einchecken?“, fragte er säuerlich, als das Schmusen nicht enden wollte, obwohl ihre Maschine bereits zum Boarding aufgerufen worden war.
„Ich rufe dich an, und du schickst mir jeden Tag Bilder von unserem Kleinen!“, hörte Ralph Klaus sagen und traute seinen Ohren kaum. Das war nicht derselbe Klaus, mit dem er noch von einem Jahr losgezogen war.
„Schatz, ich bin doch nur ein paar Tage weg und nicht aus der Welt!“, tröstete Manne seine Freundin, die mit den Tränen kämpfte, weil sie die endlose Trennung von gerade einmal fünf Tagen anscheinend nicht verkraften konnte.
„Ich vermisse dich jetzt schon!“, flötete sie.
„Ich dich auch“, antwortete Manne und nahm sie noch einmal in den Arm.
Ralph wurde die Sache langsam zu bunt. Jeder von ihnen war ein erfolgreicher Ingenieur und stellte im Berufsleben jemanden dar. Jeder von ihnen war ein ganzer Mann. Sie hatten sich einmal das Versprechen gegeben, sich nie von einer Frau gängeln zu lassen. Hatten seine Freunde das vergessen? Was passierte da gerade vor seinen ungläubigen Augen?
„Also ich geh jetzt! Ihr könnt ja nachkommen, oder am besten bleibt ihr gleich hier. Ich fliege auch ohne euch!“, drohte er gereizt.
„Werde doch nicht gleich so ungemütlich!“, schimpfte Klaus und gab das Baby an seine Frau zurück, die es ihm mit einem feindseligen Blick auf Ralph abnahm.
„Was heißt hier ungemütlich?“, knurrte Ralph. „Ich dachte, wir machen zusammen Urlaub!“
„Irene hat mich nicht gezähmt. So ein Unsinn, Ralph! Wirst du denn nie erwachsen? Wir sind keine Studenten mehr. Irene ist meine Frau, und wir haben einen wunderbaren Sohn zusammen, den ich über alles liebe. Das ist meine Familie, und ein Mann sollte eine Familie haben, finde ich“, rechtfertigte sich Klaus, als die drei Freunde nebeneinander in einer Dreierreihe in der Mitte des Flugzeugs Platz genommen hatten.
„Und was ist deine Entschuldigung für die Showeinlage eben?“, griff Ralph Manne an.
„Ich habe es nicht nötig, mich vor dir zu rechtfertigen, Ralph“, antwortete Manne gelassen. „Nina ist eine tolle Frau, und ich werde ihr nach dem Urlaub einen Antrag machen. Es ist schön mit ihr, und ich möchte, dass wir eine Familie gründen.“
„Familie! Familie! Familie! Was ist denn nur in euch gefahren? Geht ein Virus um?“, begehrte Ralph auf.
„Ralph, irgendwann kannst auch du nicht mehr davor weglaufen, dass wir längst keine jungen Männer mehr sind. In der Firma leite ich die Entwicklungsabteilung und kann im Grunde nicht mehr höhersteigen. Karriere zu machen war mein erster Antrieb, und jetzt, wo ich ganz oben angekommen bin, fühlt sich das ziemlich schal an. Was habe ich denn schon erreicht? Die anderen müssen nach meiner Pfeife tanzen, und hin und wieder ist mein Einfluss für einen Richtungswechsel in der Firmenstrategie entscheidend“, erklärte Manne seinem Freund.
„Bedeutet dir das denn jetzt gar nichts mehr?“, fragte Ralph ihn.
„Doch, das ist ganz nett, aber was ändert das an meinem Leben? Nichts! Ich möchte mehr als das. Ich möchte nach der Arbeit heimkommen und von meinen Kindern und meiner Frau erwartet werden. Das ist bedeutsam. So gebe ich etwas über mein Leben hinaus weiter. Ich möchte Kinder und eine Familie!“
Ralph schüttelte nur fassungslos den Kopf. Er verstand das alles nicht. Spaß haben und sich ausleben – das war immer ihr gemeinsames Motto gewesen. Eine Familie bedeutete Verantwortung und Langeweile. Auf der Hochzeit von Klaus hatte Manne noch mit ihm gespöttelt, und Klaus hatte betrunken unter Tränen gelobt, dass sich nichts ändern würde trotz seines Traurings.
Pustekuchen! Nichts war mehr, wie es einmal gewesen war. Seine Freunde waren dabei, Memmen zu werden und fade, angepasste Familienväter, die erst ihre Frauen fragen mussten, wenn sie abends noch schnell ein Bier trinken gehen wollten.
Das war nichts für Ralph. Regina war nett. Er hatte sie wirklich gern, aber es wäre ihm nie in den Sinn gekommen, in ihr mehr zu sehen, als die Frau, die seine Wäsche wusch und ihn wie früher seine Mutter gut versorgte. Dafür war sie da, aber Ansprüche durfte sie keine an ihn stellen. Nein, auf so etwas ließ er sich nicht ein! Ihm war seine Freiheit wichtig.
„Auf Mallorca werdet ihr euch hoffentlich erinnern, was ein echter Mann ist!“, brummte Ralph beleidigt und schwieg für den Rest des Fluges gekränkt.
Aber die fünf Tage sollten seine Erwartungen nicht erfüllen. Klaus bekam ständig Bilder von seinem Kleinen geschickt und zeigte sie stolz herum. Sein Sohn schien das einzige Thema, das ihn interessierte, und er hatte Heimweh.
Manne war auch kein Trost, denn er war liebeskrank und litt Sehnsuchtsqualen. Immerzu redete er über seine Nina und das Glück, so eine Frau gefunden zu haben. Betrunken plante er auf immer aufwendigere Weise seinen Antrag. Die Angst, Nina könne ihn nicht annehmen, trieb ihn um.
„Sie wollte dich keine fünf Tage freigeben. Glaub mir, den Gefallen, deinen Antrag abzulehnen, tut sie dir nicht. Du wirst heiraten und hinterher bedauern, vorher nicht noch einmal gründlich nachgedacht zu haben!“, prophezeite Ralph ihm düster.
Zuerst schnaubte er innerlich vor Zorn über die Verwandlung seiner Freunde. Er hatte sich so auf diesen Urlaub gefreut! Irgendwann kam er dann aber ins Grübeln. Wenn sich die Zeit nun einmal nicht zurückdrehen ließ, dann musste man sich anpassen. Er sah kommen, dass seine Freunde im kommenden Jahr Ausreden finden würden, um nicht nach Mallorca fliegen zu müssen.
Gut, er hätte es vorgezogen, nichts an seinem Lebensstil zu ändern, aber alleine zurückzubleiben und von seinen Freunden belächelt zu werden, weil er im Gegensatz zu ihnen keine Familie hatte, das wollte er auch nicht. Man musste mit der Zeit gehen und am Ball bleiben, um nicht abgehängt zu werden. Das war immer sein Motto gewesen.
Unter Umständen hatten die beiden recht, und mit Anfang vierzig war der Spaß vorbei, und es musste ernst werden. Wenn Klaus und Manne bereit waren, die Verantwortung für eine Familie zu übernehmen, dann war er das auch!
Er sah nicht ein, hinter ihnen zurückzustehen. Oh nein! Regina wünschte sich seit Jahren einen Trauschein und Kinder. Das konnte sie nun haben!
***
„Wir kommen um Mitternacht an. Hole mich am Gate ab!“
Regina las verwundert die kurze Nachricht, die Ralph ihr geschickt hatte. Es geschahen noch Zeichen und Wunder. Sollte er sie etwa vermisst haben? Sie verzieh ihm den herrischen Ton nur zu gerne bei dem Gedanken, dass er es vielleicht nicht erwarten konnte, sie zu sehen.
Das Flugzeug kam mit einer Stunde Verspätung an, und bis die drei Freunde mit ihrem Gepäck herauskamen, war es nach zwei Uhr. Sie sahen übernächtigt und erledigt aus. Der Alkoholkonsum, dem sie in diesen fünf Tagen gefrönt hatten, ließ sich nicht leugnen.
So war es jedes Jahr, nur dass die Spuren immer deutlicher zu sehen waren. Sie wurden älter, und ihre Körper steckten die besonderen Anforderungen dieses Männerausflugs nicht mehr so leicht weg.
„Schatz! Ist das schön, dass du mich abholst!“ Ralph kam mit ausgebreiteten Armen auf sie zu, zog sie an sich und schob ihr die Zunge in den Mund.
Regina war so verblüfft, dass sie kaum wusste, wie ihr geschah.
„Du bist einfach großartig!“, fuhr er fort und strahlte sie auf eine Weise an, die ihr fast Angst machte. War er betrunken? Es schien nicht so, aber mit dem Ralph, den sie zum Flughafen gefahren hatte, hatte er definitiv nichts mehr gemein.
„Kannst du Manne und Klaus heimfahren, Liebling? Irene wollte wegen des Kleinen nicht kommen. Es war ihr keinen Babysitter wert, ihren Göttergatten abzuholen. Und Mannes Nina braucht ihren Schönheitsschlaf. Die Jugend! Was habe ich doch für ein Glück, dich zu haben, Regina!“
Sie beobachtete, wie die Mienen seiner Freunde sich verdüsterten, und begriff enttäuscht, dass sie nur Teil einer Inszenierung war.
„Na kommt, ihr Urlauber! Ihr seht so aus, als ob ihr dringend ins Bett gehört!“, sagte sie und versuchte, sich von Ralph frei zu machen, der wie eine Klette an ihr hing und sie auf eine Weise berührte, die ihr in der Öffentlichkeit eher unangenehm war.
„Regina, das ist lieb von dir, aber wir können uns doch ein Taxi nehmen!“, widersprachen die Männer und ließen sich nicht dazu bewegen, sich fahren zu lassen.
„Und um was ging es da gerade?“, wollte Regina wissen, als Ralph und sie im Auto saßen und nach München hineinfuhren.
„Kleine Triumphe vergolden das Leben“, antwortete er zufrieden und grinste breit. „Klaus und Manne haben mir den ganzen Urlaub verdorben, weil sie immerzu nur über ihre Frauen geredet haben. Ich habe mich jedes Jahr auf Mallorca gefreut, aber noch einmal steige ich mit diesen Langweilern in kein Flugzeug mehr!“