Chefarzt Dr. Holl 1826 - Katrin Kastell - E-Book

Chefarzt Dr. Holl 1826 E-Book

Katrin Kastell

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Beschreibung

Als Dr. Silvia Bäumler ihr Kind in den ersten Wochen der Schwangerschaft verliert, gerät sie in eine tiefe Krise und quält sich mit Selbstvorwürfen. Ist sie mit siebenunddreißig Jahren vielleicht doch schon zu alt, um ein Kind auszutragen?

Dr. Holl, ihr Gynäkologe und Vorgesetzter, spricht ihr immer wieder Mut zu. Der Chefarzt der Berling-Klinik ist überzeugt, dass sich Silvias Wunsch nach einem Baby erfüllen wird. Schließlich sind sie und ihr Mann Antonio kerngesund und halten sich mit Sport und bewusster Ernährung fit.
Bald schöpfen auch Silvia und Antonio wieder Hoffnung. Sie wünschen sich beide so sehr ein Baby. Doch mit einem Schlag platzen Silvias Träume, denn sie kommt dahinter, dass ihr Mann eine Affäre hat und sich mit seiner Geliebten schamlosen Liebesspielen hingibt, die ihr die Röte in die Wangen treiben ...

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Seitenzahl: 113

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Inhalt

Cover

Impressum

Noch sind wir nicht geschieden

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: SolStock/iStockphoto

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-5809-4

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Noch sind wir nicht geschieden

Warum Silvia plötzlich eine Auszeit brauchte

Von Katrin Kastell

Als Dr. Silvia Bäumler ihr Kind in den ersten Wochen der Schwangerschaft verliert, gerät sie in eine tiefe Krise und quält sich mit Selbstvorwürfen. Ist sie mit siebenunddreißig Jahren vielleicht doch schon zu alt, um ein Kind auszutragen?

Dr. Holl, ihr Gynäkologe und Vorgesetzter, spricht ihr immer wieder Mut zu. Der Chefarzt der Berling-Klinik ist überzeugt, dass sich Silvias Wunsch nach einem Baby erfüllen wird. Schließlich sind sie und ihr Mann Antonio kerngesund und halten sich mit Sport und bewusster Ernährung fit.

Bald schöpfen auch Silvia und Antonio wieder Hoffnung. Sie wünschen sich beide so sehr ein Baby. Doch mit einem Schlag platzen Silvias Träume, denn sie kommt dahinter, dass ihr Mann eine Affäre hat und sich mit seiner Geliebten schamlosen Liebesspielen hingibt, die ihr die Röte in die Wangen treiben …

Es war Freitagnachmittag. Die Gerichtstermine waren vorüber, und der letzte Klient hatte die Kanzlei verlassen. Dennoch wollte die Arbeit kein Ende nehmen. Antonio Bäumler arbeitete noch an einem Schriftsatz, der am Montagmorgen am Gericht sein musste. Da er am Wochenende mit seiner Frau wegfahren wollte, musste er an seinem Schreibtisch ausharren.

Früher hatte Antonio häufig länger gearbeitet und war am späten Abend als Letzter gegangen. Das hatte zum Alltag gehört. Sein Büro in der Kanzlei war für ihn immer ein Ort gewesen, an dem er sich optimal konzentrieren konnte. Zu Hause wollte er abschalten und Privatmann sein. Arbeit mit nach Hause zu nehmen, das war ihm zuwider.

In den vergangenen zwei Monaten hatte er es trotz allem getan und war nie länger als seine Kollegen und die Sekretärinnen geblieben. Selbst so war es zu Vorfällen gekommen, die ihn verstörten. Am liebsten hätte er die Kanzlei gewechselt, aber das war nicht so einfach.

Wie hätte er es begründen sollen? Ausgerechnet sein ungewöhnlicher Erfolg und seine allgemein bekannten guten Aussichten, die Kanzlei irgendwann einmal zu übernehmen, machten ein Wechseln problematisch. Trotz allem empfand er eine große Loyalität der Kanzlei gegenüber.

Es war ein ungeschriebenes Gesetz zwischen ihm und seiner Frau Silvia, dass sie die wenige Freizeit, die sie gemeinsam hatten, voll und ganz einander widmeten. Die Arbeit war gewöhnlich selbst als Gesprächsthema tabu zwischen ihnen. Die Akten, die er plötzlich mit heimbrachte, hatten Stirnrunzeln und giftige Bemerkungen bei ihr ausgelöst. Er wollte sie nicht unnötig reizen.

Wie gerne hätte er über all das mit Silvia gesprochen. Sicher hätte sie Rat gewusst. In solchen Dingen war sie einfach weiser als er, aber im Moment konnte er sie nicht fragen. Sie kämpfte mit ihrer Trauer, die sie sich nicht eingestand, und hatte sich in die Arbeit geflüchtet. Er war an der Reihe, sie zu trösten und für sie da zu sein. Es ging nicht, dass er sie auch noch mit seinen beruflichen Sorgen belastete.

Normalerweise genossen Silvia und er die gemeinsame Zeit in ihrem Haus, das am Rand des Englischen Gartens lag. Gingen sie über die Straße, waren sie im Grünen, obwohl sie mitten in München lebten. Der riesige Park war ihr persönlicher Vorgarten.

Früher hatten sie ihre Tage meist mit einem langen, gemeinsamen Spaziergang beschlossen und dabei über alles Mögliche geredet. Falls sie es in jüngster Zeit noch schafften, wenn Silvia meist spät aus der Klinik kam, gingen sie stumm nebeneinanderher.

So durfte es nicht bleiben! Sie mussten zurück zu ihrem Leben finden, und dazu gehörte es einfach, dass er die Akten im Büro ließ.

Silvia brachte schließlich auch kein Skalpell oder einen OP-Tisch mit nach Hause, sondern ließ ihre Arbeitsutensilien in der Berling-Klinik, wo sie als Neurochirurgin arbeitete.

Antonio war bis vor zwei Monaten rundum mit seinem Leben zufrieden gewesen. Alles hatte sich blendend für Silvia und ihn entwickelt. Ihre Karrieren schienen auf einem soliden, guten Weg zu sein. Finanziell standen sie mehr als gut da, und ihr Kinderwunsch schien problemlos in Erfüllung zu gehen.

Silvia war wenige Wochen, nachdem sie beschlossen hatten, die Pille abzusetzen, schwanger geworden. Ihr Glück schien komplett. Und dann hatte sich alles verändert. Silvia hatte nach fünf Wochen das Kind verloren und rang noch mit ihrer Trauer. Und in der Kanzlei hatten die Nachstellungen begonnen, mit denen er nicht umgehen konnte.

Er beruhigte sich damit, dass man manchmal eben im Leben zurückgeworfen wurde. Man musste Geduld haben und weiter an sich und sein Glück und seinen Erfolg glauben. Alles würde am Ende gut werden – so war es schließlich immer gewesen. Sie waren auf der Gewinnerspur, und genau da gehörten sie auch hin.

Warum hatte er nur dennoch dieses bange Gefühl von Gefahr? Warum konnte er sich kaum auf seine Arbeit konzentrieren und starrte immerzu furchtsam zur Tür? Würde sie an diesem Abend geschlossen bleiben? War der Spuk vorüber, der Horror ausgestanden? Er hoffte es so sehr!

Dr. Waldenbourg musste einfach akzeptieren, dass er sie als Anwältin und Chefin schätzte, aber kein Interesse an ihr als Frau hatte. Sie war eine kluge, erfahrene Anwältin und immer eine kultivierte, angenehme Chefin gewesen. Er konnte sich nicht erklären, was sie dazu veranlasst hatte, an jenem Abend jede Grenze der Schicklichkeit zu verletzen.

Sie war in sein Büro gekommen und hatte Dinge gesagt, die er nie für möglich gehalten hätte. Dieses Sprachniveau hatte er nie und nimmer bei ihr vermutet. Dann hatte sie damit begonnen, in sinnlicher Langsamkeit ihre Bluse aufzuknöpfen und versucht, ihn zu küssen.

„Du willst es doch auch! Ich weiß, du willst es auch!“, hatte sie gegurrt und sich an ihn geklammert.

Allein bei dem Gedanken an den Vorfall schauderte ihn. Er hatte sich mit Gewalt von ihr befreien müssen und war aus der Kanzlei geflohen. Ihr höhnisches Lachen klang ihm noch in den Ohren.

„Antonio, du kommst wieder! Du willst es genauso sehr wie ich!“, hatte sie ihm nachgerufen. „Du willst mich, und du willst meine Kanzlei! Du willst uns, Süßer!“

Obwohl er ihr keine Gelegenheit mehr gegeben hatte, ihn allein in seinem Büro zu überraschen, hatte sie in den vergangenen Wochen immer wieder verstörende Signale gegeben und ihn selbst vor seinen Kollegen mit Gesten und sexistischen Bemerkungen grob angemacht.

Das war ihm alles unendlich peinlich und nicht nur ihm. Weder er noch einer seiner Kollegen hatte ein Wort darüber verloren. Antonio quälte die Frage, was er getan haben mochte, um einen derart falschen Eindruck bei ihr zu erwecken. Er fühlte sich schuldig, ohne sich einer Schuld bewusst zu sein.

Dr. Carmen Waldenbourg hatte ihn vor sieben Jahren nach seinem zweiten Juristischen Staatsexamen in ihrer Kanzlei eingestellt und optimal gefördert. Dank ihr hatte er sich als Anwalt bereits einen Namen in München machen können. Er hatte sie immer geschätzt und schuldete ihr viel.

Was hatte er getan, um ihr das Gefühl zu geben, er könne ein sexuelles Interesse an ihr hegen? Oder war das Ganze etwa ein primitiver Scherz? Wenn es um seinen Sinn für Humor ging, hatte Silvia ihm schon oft bescheinigt, dass er an der Grenze zur Humorlosigkeit existierte, und sich deswegen über ihn lustig gemacht.

Es musste alles ein dummer Scherz sein, den er nicht einzuordnen verstand. Vielleicht gab es eine versteckte Kamera. Wollte Dr. Waldenbourg ihm zusammen mit seinen Kollegen zu seinem vierzigsten Geburtstag einen Streich spielen? Der Gedanke kam ihm abwegig vor, aber er hielt sich wie an einem Strohhalm daran fest.

Würde sich seine Chefin mit ihren knapp sechzig Jahren dafür hergeben? Er fand überhaupt nichts Witziges daran, von ihr auf übelste Weise sexuell belästigt zu werden. Nein, er fand das ganz und gar nicht komisch, und es passte auch nicht zu den anderen Veränderungen, die immer spürbarer wurden. Die ganze Atmosphäre in der Kanzlei war eine andere geworden.

Nach Lachen und Scherzen war wohl keinem seiner Kollegen mehr zumute. In den Teambesprechungen zeigte sich Dr. Waldenbourg von einer völlig neuen Seite. Sie kreidete Fehler und Niederlagen aggressiv und boshaft an. Schonungslos spielte sie ihre fachliche Überlegenheit aus und führte die jüngeren, weniger erfahrenen Anwälte, die für sie arbeiteten, übel vor.

So etwas hatte es in dieser Kanzlei nie gegeben. Man hatte sich gegenseitig unterstützt und bereitwillig Wissen weitergegeben. Nichts war mehr, wie es gewesen war.

Antonio war derart verunsichert, dass er sich sogar dafür ein Stück weit die Verantwortung gab. Verhielt sie sich so, weil sie seine Zurückweisung nicht verkraftete?

Er wusste, dass Dr. Carmen Waldenbourg noch in ihrem Büro war. Auf dem Flur waren Schritte zu hören, und sofort versteifte er sich und dachte an Flucht. Aber es war nur die Putzkolonne, die alle Büros am Abend reinigte und freitags besonders gründlich sauber machte. Für die kommenden zwei Stunden war er in Sicherheit.

Solange der Trupp in Höchstgeschwindigkeit durch die Kanzlei fegte und überall zugleich zu sein schien, konnte eigentlich nicht viel passieren – hoffte er. Antonio fand sich selbst lächerlich in seiner Angst. Bestimmt war alles ganz harmlos, und er verstand es nur falsch. Nur was gab es daran falsch zu verstehen?

Was war nur mit Carmen Waldenbourg los? Warum tat sie ihm das an? Er hatte sie immer für ihren ungewöhnlich scharfen Verstand und ihr juristisches Wissen bewundert, fast schon verehrt. Sie war seine Mentorin.

Antonio wusste nicht, was er tun sollte, wenn sie ihn das nächste Mal zum Sex aufforderte und einfach ihre Bluse aufknöpfte.

Er nahm sich vor, das Ganze trotz allem mit Silvia durchzusprechen, falls das Wochenende gut verlief und sie sich entspannten. Bisher hatte er keine Worte gefunden, um es ihr zu erzählen. Es war nicht nur Rücksichtnahme, sondern auch Scham, die ihn schweigen ließ.

Seit der Fehlgeburt vor vier Wochen war es auch so schon schwierig, mit Silvia zu reden. Sie hatte einen Panzer um sich errichtet. Operationen und Hirntumore schienen alles, was sie noch interessierte.

Antonio drang kaum zu ihr durch. Daher war das Wochenende derart wichtig. Er hatte ihnen ein Ferienhäuschen am Chiemsee gebucht mit einem eigenen Steg, damit sie völlig ungestört sein konnten.

Genau wie sie hatte er sich auf sein Kind gefreut, aber für ihn war es nach gerade einmal fünf Wochen noch kaum real gewesen. Für Silvia dagegen reichte der Verlust tiefer, weil sie zu dem winzigen Wesen, das da in ihr heranzuwachsen begann, bereits eine Bindung aufgebaut hatte.

Als Medizinerin sprach sie unbeteiligt und distanziert über den Abgang. Sie hatte ihm sachlich mitgeteilt, wie häufig Abgänge in dieser frühen Phase einer Schwangerschaft waren.

„Statistisch betrachtet, müssen wir uns keine Gedanken machen. Es liegt alles im normalen Rahmen. Ich bin siebenunddreißig. Das ist kein Alter, und ich kann ein Kind austragen“, hatte sie kühl erklärt, und doch hatte er die nicht geweinten Tränen spüren können.

Antonio setzte große Hoffnungen auf das Wochenende. Er wollte Silvia helfen, und er brauchte dringend ihre Hilfe und ihren Rat.

***

„Silvia, ich habe eben gesehen, dass ausgerechnet du dich für die Vertretung dieses Wochenende eingetragen hast. Das möchte ich eigentlich nicht. Du hast mehr Überstunden, als ich gutheißen kann“, sagte Dr. Stefan Holl, der Leiter der Berling-Klinik in München, zu seiner Neurochirurgin, als sich die Ärzte am Freitagabend im OP-Trakt über den Weg liefen.

„Ich weiß, aber wir haben doch gerade durch die Urlaubszeit so einen Engpass, und ich mache es gern, Stefan. Antonio hat einen Wochenendausflug an den Chiemsee geplant, und mir graut davor. Wenn ich den Dienst übernehme, habe ich eine wunderbare Ausrede, und er kann mir nicht böse sein“, antwortete Dr. Silvia Bäumler ehrlich.

Stefan Holl und sie waren befreundet. Zudem war er ihr Gynäkologe und wusste besser als sonst jemand, wie sehr sie darunter litt, ihr Kind verloren zu haben. Ihm konnte und wollte sie nichts vormachen.

„Der Ausflug täte euch beiden gut, Silvia“, mahnte ihr älterer Kollege einfühlsam. Er wusste genau, wie es in ihr aussah. Stefan Holl war Ende vierzig und hatte vier Kinder, die er innig liebte und ohne die er sich sein Leben hätte nicht vorstellen können.

„Ich weiß! Antonio meint es gut. Er macht sich Sorgen um mich. Es ist nur so, wenn ich in seine traurigen Augen schaue, dann fühle ich mich schuldig. Er hat sich so auf unser Kind gefreut und ich …“

„Du hast dich auch gefreut. Ihr seid beide traurig und enttäuscht, dass es dieses Mal nicht geklappt hat. Aber ich hoffe, bald habt ihr euer Baby zu Hause und könnt es nach Strich und Faden verwöhnen. Silvia, es gibt nichts, was du dir vorwerfen müsstest. Ich bin sicher, Antonio sieht das genau wie ich“, unterbrach Stefan Holl sie ernst.

„Natürlich! Ich weiß das doch auch, aber … Stefan, was ist, wenn ich auch das nächste Kind verliere? Was ist, wenn ich keine Kinder bekommen kann? Ich habe Antonio immer vertröstet und gesagt, dass wir noch Zeit haben, und jetzt bin ich vielleicht schon zu alt und …“

„Unsinn! Du bist siebenunddreißig und in einem sehr guten körperlichen Zustand. Du hast nie geraucht oder Alkohol getrunken und immer Sport getrieben. Du bist im besten Alter, um schwanger zu werden und ein gesundes Kind auszutragen“, erklärte er resolut, aber sie hörte ihm kaum zu.

„Antonio wollte immer Vater werden. Wir haben bei unserem ersten Date über Kinder geredet und dass sie für ihn zum Leben gehören. Ich habe ihn damals damit aufgezogen, dass ich die Kinder gerne in Serie bekomme, wenn er zu Hause bleibt und sie großzieht. Du weißt doch, dass er keinen Humor versteht. Er hat ganz einfach zugestimmt“, erzählte Silvia und lächelte traurig.

„Du wirst wieder schwanger werden und ein gesundes Kind zur Welt bringen!“, sagte Dr. Holl eindringlich.