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Silbernes Mondlicht fällt durch die Lamellen der Jalousie und zeichnet weiche Linien auf Klaus‘ im Schlaf entspanntes, männliches Gesicht. Schon seit Stunden beobachtet die schöne Krankenschwester Miriam den schlafenden Geliebten, und ihr Herz ist voll und weit vor Liebe zu ihm. Keinen einzigen Tag in ihrem Leben will Miriam noch ohne ihn sein, keinen einzigen Morgen ohne ihn aufwachen! Doch auch in dieser Nacht wird Klaus wieder den Namen jener anderen murmeln, die vor Miriam die Frau an seiner Seite war und die er nicht vergessen kann: Sabine ...
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Seitenzahl: 129
Veröffentlichungsjahr: 2018
Cover
Impressum
Er war die Liebe ihres Lebens
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: omgimages/iStockphoto
eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-6202-2
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Er war die Liebe ihres Lebens
Doch nie wird ihr sein ganzes Herz gehören
Von Katrin Kastell
Silbernes Mondlicht fällt durch die Lamellen der Jalousie und zeichnet weiche Linien auf Klaus’ im Schlaf entspanntes, männliches Gesicht. Schon seit Stunden beobachtet die schöne Krankenschwester Miriam den schlafenden Geliebten, und ihr Herz ist voll und weit vor Liebe zu ihm. Keinen einzigen Tag in ihrem Leben will Miriam noch ohne ihn sein, keinen einzigen Morgen ohne ihn aufwachen! Doch auch in dieser Nacht wird Klaus wieder den Namen jener anderen murmeln, die vor Miriam die Frau an seiner Seite war und die er nicht vergessen kann: Sabine …
Miriam Spengler strich die Schwesternkleidung glatt, ehe sie den Aufenthaltsraum betrat. Die Stimme der Oberschwester der Klinik Borström war deutlich zu hören, und die Oberschwester stand nicht auf Knitterfalten oder schlampige Kleidung.
Im Aufenthaltsraum warf Schwester Miriam ihrer Vorgesetzten jedoch nur einen flüchtigen Blick zu, weil sie Robbi entdeckte. Sofort erschien auf ihrem Gesicht ein strahlendes Lächeln. Schließlich liebte sie den Pfleger so sehr, dass sie gestern von einer gemeinsamen Zukunft gesprochen hatte.
Robbi erwiderte ihr Lächeln jedoch nicht, sondern gab ihr einen Wink.
„Wir sind auf dem Korridor, wenn Sie uns brauchen“, sagte er zur Oberschwester und verließ mit Miriam den Aufenthaltsraum.
„Was ist denn, Schatz?“, fragte Miriam leise. Seine ernste Miene machte ihr Sorgen. „Ist was passiert?“
„Nein, das nicht.“ Robbi sah nach links und rechts, als suchte er etwas, dann wich er ihrem Blick aus. „Es ist nur … also, ich habe nachgedacht … was du gesagt hast von wegen Heirat und so weiter.“
„Ja, und?“ Wieso machte er bloß so ein verschlossenes Gesicht!
„Ich … Miriam, tut mir leid, aber …“ Robbi holte tief Atem. „Also, das ist nichts für mich. Du willst es, und das ist auch in Ordnung, aber nicht für mich! Und darum machen wir besser ganz Schluss, bevor es den Bach runtergeht.“
Miriam sah ihn geschockt an. Mit allem hatte sie gerechnet, nur damit nicht. Sie war so verstört, dass sie nicht einmal die Oberschwester bemerkte, die zu ihnen kam und etwas sagte.
Vor den Augen der verblüfften Oberschwester drehte sie sich um und lief weg, damit niemand ihre Tränen sah.
***
„Guten Morgen, Herr Dr. Lassow“, grüßte die Chefsekretärin den Besitzer und Leiter der renommierten Münchner Anwaltskanzlei.
„Schönen guten Morgen“, erwiderte Dr. Axel Lassow freundlich und warf auf dem Weg zu seinem Büro einen fragenden Blick auf seine rechte Hand. „Etwas Besonderes oder Dringendes?“
„Nein, Herr Doktor“, entgegnete seine Assistentin. „Herr Dr. Holl von der Berling-Klinik hat angerufen, aber Sie brauchen ihn nicht zurückzurufen. Ihr Schwager hat erwähnt, dass einer seiner Patienten die Dienste unserer Kanzlei in Anspruch nehmen möchte.“
„Ach ja, gut“, erwiderte Axel Lassow lächelnd. „Worum geht es? Hat mein Schwager das gesagt?“
„Ein Testament“, erwiderte seine Assistentin. „Ein sehr reicher älterer Herr, der wohl eine schlimme Diagnose erhalten hat und jetzt seinen Nachlass regeln möchte.“
„Warum die Leute das nicht schon viel früher machen?“, meinte Axel Lassow kopfschüttelnd. „Wie leicht gibt es im Todesfall Streit, wenn nur wenig oder gar kein Geld vorhanden ist! Umso mehr Streit entsteht, wenn es Vermögen gibt.“
Seine Assistentin zuckte die Schultern. „Die übliche Scheu der Leute vor einem Testament, als würden sie durch eine Regelung des Nachlasses ihren vorzeitigen Tod herbeirufen. Wer soll sich um die Sache kümmern? Wollen Sie selbst …?“
„Bloß nicht!“, fiel Axel Lassow ihr ins Wort. „Ich bin schon bis über beide Ohren mit Arbeit eingedeckt. Kollegin Kasinski soll das übernehmen und in die Berling-Klinik fahren. Ach ja“, fügte er hinzu, als seine Assistentin schon zum Büro von Dr. Luise Kasinski gehen wollte, „bitte noch heute Vormittag. Wenn mein Schwager persönlich anruft, eilt es vermutlich.“
Die Assistentin nickte und betrat gleich darauf das Büro der mit Anfang dreißig noch ziemlich jungen Rechtsanwältin.
„Dr. Lassow möchte, dass Sie noch heute Vormittag in die Berling-Klinik fahren, um mit einem Patienten ein Testament aufzusetzen“, richtete sie aus. „Dr. Holl wird Ihnen sagen, um wen es sich handelt.“
Luise Kasinski blickte unwillig von einer Akte auf, in die sie sich soeben vertieft hatte.
„Und wer ist Dr. Holl?“, fragte sie leicht gereizt, weil sie unter starkem Zeitdruck stand.
„Dr. Holl?“ Die Chefassistentin sah sie an, als käme Luise Kasinski von einem anderen Stern. „Nun, das ist der Schwager unseres Chefs. Dr. Stefan Holl, Leiter der Berling-Klinik. Von der haben Sie doch wenigstens gehört, oder?“
„Eine Privatklinik für Reiche hier in München, nicht wahr?“, erwiderte Luise Kasinski nervös.
„Privatklinik in München stimmt, aber in der Berling-Klinik werden auch ‚normale‘ Kassenpatienten behandelt“, belehrte die Chefassistentin die junge Anwältin. „Es ist ein ganz normales Krankenhaus für …“
„Ja, danke.“ Luise drückte eine Taste an dem Sprechgerät auf ihrem Schreibtisch. „Ich brauche Sie, Nelly“, sagte sie knapp und störte sich nicht daran, dass die Chefassistentin sichtlich eingeschnappt hinausging.
Nelly Heiler, als Sekretärin für Dr. Luise Kasinski zuständig, erschien unmittelbar darauf im Büro. „Guten Morgen“, grüßte die Dreiundzwanzigjährige.
Luise Kasinski nickte und blickte schon wieder in die Akte.
„Rufen Sie in der Berling-Klinik an“, verlangte sie gereizt. „Dr. Holl ist der Klinikleiter. Bringen Sie Namen und Zimmernummer des Mannes in Erfahrung, der ein Testament wünscht! Und bitte rasch!“, fügte sie hinzu und blätterte in der Akte weiter, weil sie eine wichtige Passage suchte.
Dr. Luise Kasinski war so in ihre Arbeit vertieft, dass sie nicht den bösen, geradezu hasserfüllten Blick ihrer Sekretärin sah. Hätte sie es getan, wäre sie mit Sicherheit zutiefst erschrocken.
***
Im Haus der Familie Vrede herrschte jeden Morgen die gleiche Hektik. Karl Vrede legte großen Wert darauf, als Abteilungsleiter in seiner Firma pünktlich zur Arbeit zu erscheinen. Seine Frau Hannelore nahm als Leiterin einer Schneiderwerkstatt die gleiche Haltung ein. Nur Sohn Bertram konnte den Zeitplan etwas lockerer angehen, da er gerade erst mit dem Studium begonnen hatte.
Trotzdem waren alle drei froh, dass sie seit einem Jahr die Oma im Haus hatten, die mit ihren achtzig Jahren noch so rüstig war, dass sie leichte Hausarbeiten übernehmen konnte – und vor allem wollte.
„Ist der Kaffee auch nicht zu stark?“ Walburga Vrede trat an den Frühstückstisch und blickte in die Runde. „Ich würde euch ja lieber Früchtetee machen, aber ihr wollt unbedingt Kaffee haben.“
„Ja, Oma, den brauchen wir auch, um richtig wach zu werden“, versicherte Karl Vrede lächelnd.
„Willst du dich nicht zum Frühstück zu uns setzen?“, drängte Hannelore Vrede ihre Schwiegermutter, obwohl sie seit einem Jahr vergeblich versuchte, die zierliche alte Dame morgens an den Tisch zu holen.
„Nein, nein, ich bleibe lieber in Bewegung“, wehrte Walburga Vrede auch diesmal ab. „Esst ihr in Ruhe fertig. Ich habe schon gefrühstückt, bevor ihr aufgestanden seid.“
„Von wegen Ruhe.“ Karl Vrede sah auf die Uhr, schob sich hastig den letzten Bissen in den Mund und spülte mit Kaffee nach. „Ich muss los.“
„Nimmst du wieder kein Pausenbrot mit?“, fragte seine Mutter, als wäre ihr Sohn fünfzehn und nicht schon fünfundfünfzig.
„Nein, sicher nicht“, erwiderte Karl, verabschiedete sich von seiner Mutter und seiner Frau mit Wangenküssen und klopfte seinem Sohn auf die Schulter. „Macht’s gut! Bis heute Abend.“
„Ich gehe auch.“ Hannelore Vrede hatte sich mit dem Essen etwas mehr Zeit gelassen, doch wenige Minuten nach ihrem Mann verabschiedete auch sie sich von Schwiegermutter und Sohn.
„Willst du noch etwas?“, fragte Walburga Vrede.
Bertram nickte. „Wenn du Kaffee hast, Oma“, sagte der Neunzehnjährige fröhlich. „Ich hätte nie gedacht, dass ein Technikstudium dermaßen trocken und langweilig anfangen könnte. Darum brauche ich eine Extraportion Koffein, um nicht im Hörsaal einzuschlafen.“
„Willst du nicht lieber einen gesunden Früchtetee, Junge?“, fragte die alte Frau kopfschüttelnd, kam aber bereits mit der Kaffeekanne an den Tisch und schenkte nach.
„Nein, Oma, dein Kaffee ist der beste, den es gibt“, versicherte Bertram. Er liebte seine Großmutter und ging jederzeit bereitwillig auf ihre ganz kleinen Marotten ein, zu denen die ständigen Versuche gehörten, ihre Familie vom Kaffee wegzuführen. „Allerdings habe ich ein richtig schlechtes Gewissen, wenn du mich ständig bedienst. Ich kann das auch alles selbst machen.“
„Nein, nein, bleib nur sitzen und spar dir deine Kräfte für das Studium auf!“ Walburga Vrede stellte die Kaffeekanne auf die Arbeitsfläche neben der Spüle zurück und schüttelte leicht den Kopf.
Bertram hatte zur Zeitung gegriffen und las bei der letzten Tasse Kaffee. Daher bemerkte er nicht, wie ihn seine Großmutter lange eingehend und leicht verwirrt betrachtete.
Walburga Vrede überlegte. Ihr Sohn Karl und seine Frau … wie hieß sie doch gleich … Karl und seine Frau hatten schon gefrühstückt und waren gegangen. Aber wer war der große Junge am Tisch? Wer war das bloß?
Bertram faltete die Zeitung zusammen und stand auf. „Hier, die lasse ich dir zum Lesen da, Oma“, sagte er und warf die Zeitung neben die Kaffeekanne. „Damit kannst du dir die Zeit vertreiben.“
„Ja, danke“, erwiderte Walburga. „Ich mache mir dazu eine Tasse Früchtetee.“ Vielleicht fiel ihr dann wieder ein, wer der Junge war, der sich so nett von ihr verabschiedete und sie „Oma“ nannte. Ihr Sohn Karl und seine Frau sagten auch „Oma“ zu ihr. Merkwürdig …
„Bis später!“, rief Bertram, winkte, griff nach seinem modischen Rucksack und verließ das Haus.
Walburga Vrede wartete, bis sich die Tür geschlossen hatte. Dann machte sie sich auf die Suche nach Hermann, der schließlich auch aufstehen und zur Arbeit gehen musste. Aber sie fand Hermann nicht, obwohl sie in jeden Raum des Hauses blickte.
Verunsichert saß die alte Frau schließlich allein am Küchentisch und überlegte angestrengt, wieso sie ihren Mann nicht gefunden hatte. Ob er schon zur Arbeit gegangen war, ohne ihr Bescheid zu sagen? Diese Frage verdrängte sogar die Unsicherheit, was diesen großen Jungen anging, der sich vorhin verabschiedet hatte.
Nach einer Tasse Früchtetee und der Zeitungslektüre setzte Walburga Vrede sich aufs Sofa im Wohnzimmer und machte ein Nickerchen. Um die Mittagszeit wurde sie wieder wach und überlegte.
Ja, sie hatte genug Zeit, um das Grab ihres schon lange verstorbenen Mannes Hermann zu besuchen und danach das Abendessen für ihren Sohn Karl, seine Frau Hannelore und ihren Enkel Bertram vorzubereiten. Und sie konnte sich dabei viel Zeit lassen und brauchte sich nicht zu beeilen.
Zufrieden verließ die alte Frau das Haus.
***
„Du machst dich gut“, urteilte Schwester Annegret und klopfte der neuen Mitarbeiterin anerkennend auf die Schulter. „Bist wirklich fleißig.“
„Das muss man schon sein, sonst kommt man mit der Arbeit nicht nach“, erwiderte Miriam Spengler. „Und ich bin froh, dass ich in so kurzer Zeit eine Stelle gefunden habe.“
Annegret, die sich als dienstälteste Schwester nicht nur um den Arbeitseifer, sondern auch um das Wohlergehen neuer Mitarbeiter kümmerte, schenkte für sie beide Kaffee ein und setzte sich zu der Kollegin an den Tisch im Schwesternzimmer.
„Wieso bist du eigentlich aus der Klinik Borström weggegangen? Bisher hat es dort noch jedem gefallen.“
„Ja, eine angenehme Atmosphäre herrscht in der Klinik Borström tatsächlich“, bestätigte Miriam. „Das Arbeitsklima ist fast so angenehm wie hier in der Berling-Klinik. Und der Chef hat auch niemanden entlassen …“
„Ja, und warum hast du ihn dann verlassen?“, fragte Annegret noch einmal.
Miriam dachte an ihre persönliche Enttäuschung mit Robbi, den sie nach dem unerwarteten Bruch nicht mehr sehen konnte, ohne jedes Mal in Tränen auszubrechen.
„Private Gründe, rein private Gründe“, versicherte sie. „Das hatte gar nichts mit der Arbeit zu tun.“
Annegret nickte verständnisvoll. Sie sah die Traurigkeit in den Augen der hübschen Schwester und machte sich ihren eigenen Reim darauf. Es war schließlich nicht schwer zu erraten, dass Miriam aus Liebeskummer gegangen war.
„Dr. Borström war unglaublich nett zu mir“, berichtete Miriam weiter. „Obwohl er mich eigentlich behalten wollte und geklagt hat, dass ihm jetzt noch eine Kraft mehr fehlt, hat er mich an Dr. Holl empfohlen.“
„Die beiden sind schon sehr lange befreundet und helfen sich gegenseitig, wo sie nur können“, erklärte Annegret. „Wenn einer dem anderen zum Beispiel eine gute Mitarbeiterin verschaffen kann, macht er es.“
„Ja, ich bin ihm auch sehr dankbar“, bestätigte Miriam und seufzte leise.
„Ich verstehe schon.“ Annegret tätschelte ihr die Hand. „Liebeskummer. Wenn du darüber reden willst …“
„Davon geht er auch nicht weg“, fiel Miriam ihrer Kollegin ins Wort. „Und leichter wird er auch nicht.“
„War es ein Kollege?“, fragte Annegret. Sie drängte nicht aus Neugierde, sondern aus der ehrlichen Überzeugung heraus, dass jede Last leichter wurde, wenn man darüber sprach.
Miriam nickte. „Ein Pfleger. Wir waren ein Paar, und ich war überzeugt, dass es zwischen uns wunderbar läuft.“
„Bis er eine andere kennenlernte“, warf Annegret ein, als Miriam schwieg.
„Nein, gar nicht. Ich habe davon gesprochen, dass wir uns so gut verstehen, dass wir für immer zusammenbleiben könnten. Wir müssten nicht sofort heiraten, aber das wäre auch eine Möglichkeit. Er sagte, dass er darüber nachdenkt.“
„Und dann hat er kalte Füße bekommen“, stellte Annegret nüchtern fest und schlug einen so festen und überzeugten Ton an, als wäre sie dabei gewesen.
„Ja. Woher weißt du das?“
„Kindchen.“ Annegret lächelte betrübt. „Du hast keine Ahnung, wie oft ich diese Geschichte schon gehört habe. Zwischen zwei Verliebten läuft alles wunderbar, und keiner denkt ans Schlussmachen, bis einer auf die Idee kommt, alles offiziell zu machen. Brief und Siegel. Und was passiert? Der andere kriegt Panik und kneift, weil er oder sie sich nicht binden will. So einfach ist das.“
„Es hilft mir auch nicht weiter zu wissen, dass so was schon oft vorgekommen ist“, klagte Miriam.
„Das vielleicht nicht, aber es ist doch schon oft vorgekommen, dass der kneifende Teil eines Paares sein Verhalten bereut und zurückkommt“, meinte Annegret. „Du hättest vielleicht doch lieber in der Klinik Borström bleiben und abwarten sollen, bis dein Freund zur Vernunft kommt.“
„Das bringt doch nichts“, wandte Miriam ein. „Robbi hat klar und deutlich mit mir Schluss gemacht.“
„Ja, aber jetzt lebt er ohne dich und merkt, was er verloren hat“, gab Annegret zu bedenken. „Vielleicht tut es ihm schon leid, doch er kommt nicht mehr mit dir zusammen.“
„Dann könnte er zur Berling-Klinik fahren oder mich daheim besuchen oder anrufen“, wandte Miriam ein. „Er weiß schließlich, wo ich wohne. Und meine Telefonnummer kennt er auch. Zudem ist in der Klinik Borström bekannt, dass ich jetzt an der Berling-Klinik arbeite. Nein, so klappt das nicht. Zwischen Robbi und mir ist es endgültig aus.“
„Wie heißt der Junge denn mit vollem Namen?“, erkundigte sich Annegret. „Nur damit ich Bescheid weiß, falls er sich doch einmal in deiner Abwesenheit hier meldet und nicht seinen Spitznamen nennt. Robbi ist doch vermutlich nur eine Abkürzung, oder?“
Miriam nickte. „Robert Heißler. Aber der meldet sich nicht mehr. Da bin ich sicher.“
Annegret war zwar anderer Ansicht, weil sie sich nicht vorstellen konnte, dass sich ein klar denkender Mann ein solches Mädchen entgehen ließ, nur, weil ihn die Vorstellung einer lebenslangen Bindung schreckte. Doch sie sagte nichts mehr, weil Miriam erst den Schock der Trennung überwinden und zur Ruhe kommen musste. Vielleicht war die junge Kollegin dann eher bereit, eine Versöhnung mit ihrem Freund anzustreben und auch etwas zu tun, um ihm eine goldene Brücke zu bauen.
Der Schwesternruf ertönte, und Miriam stand sofort auf und eilte davon.