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Der falsche Weg - Am OP-Tisch kam die Wahrheit heraus
Dr. Holl ist zutiefst erschüttert. Seine Patientin Saskia Leisner ist dabei, mit einer aggressiven Diät und gefährlichen Appetitzüglern ihre Gesundheit zu ruinieren.
"Ich habe keine andere Wahl", erklärt sie ihm. "Ich nehme einfach nicht ab, und ich würde absolut alles tun, um mein Gewicht zu reduzieren." Und dabei ist Saskia keineswegs dick, sondern eine ausgesprochen hübsche, sportliche Frau mit Rundungen an den richtigen Stellen. Mit Engelszungen redet Dr. Holl auf sie ein, um sie von ihrem gefährlichen Kurs abzubringen, und rät ihr, dringend die Hilfe eines Ernährungstherapeuten in Anspruch zu nehmen. Doch seine eindringlichen Worte erreichen die junge Frau nicht.
Ein paar Monate später liegt Saskia in der Berling-Klinik auf dem OP-Tisch und kämpft nach einer verpfuschten Operation im Ausland, die sie ihrer Traumfigur näherbringen sollte, um ihr Leben ...
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Dr. Stefan Holl - ein erfolgreicher Klinikchef, ein liebevoller Ehemann und Vater - eben ein Arzt, der Vertrauen schafft. Mit großer medizinischer Kompetenz und viel Einfühlungsvermögen leitet er die Berling-Klinik, die von seinem Schwiegervater gegründet wurde. Sein Leitspruch lautet: Wo Leben ist, da ist auch Hoffnung. Danach lebt und handelt er.
Die Authentizität der Patientengeschichten aus der Berling-Klinik fasziniert alle 14 Tage neu das Leserpublikum, und dies schon seit über 30 Jahren.
Tun Sie etwas für Ihr Wohlergehen und genießen Sie mit Chefarzt Dr. Holl Arztromane der Sonderklasse!
Alle Folgen sind in sich abgeschlossen und können unabhängig von den anderen Folgen der Serie gelesen werden.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 122
Veröffentlichungsjahr: 2018
Cover
Impressum
Der falsche Weg
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Squaredpixels/iStockphoto
eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-7160-4
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Der falsche Weg
Am OP-Tisch kam die Wahrheit heraus
Von Katrin Kastell
Dr. Holl ist zutiefst erschüttert. Seine Patientin Saskia Leisner ist dabei, mit einer aggressiven Diät und gefährlichen Appetitzüglern ihre Gesundheit zu ruinieren.
„Ich habe keine andere Wahl“, erklärt sie ihm. „Ich nehme einfach nicht ab, und ich würde absolut alles tun, um mein Gewicht zu reduzieren.“ Und dabei ist Saskia keineswegs dick, sondern eine ausgesprochen hübsche, sportliche Frau mit Rundungen an den richtigen Stellen. Mit Engelszungen redet Dr. Holl auf sie ein, um sie von ihrem gefährlichen Kurs abzubringen, und rät ihr, dringend die Hilfe eines Ernährungstherapeuten in Anspruch zu nehmen. Doch seine eindringlichen Worte erreichen die junge Frau nicht.
Ein paar Monate später liegt Saskia in der Berling-Klinik auf dem OP-Tisch und kämpft nach einer verpfuschten Operation im Ausland, die sie ihrer Traumfigur näherbringen sollte, um ihr Leben …
Es war Sommer, und die Hitze hing schwül und schwer in den Straßen Münchens. Kein Lüftchen wehte, und Kühlung war ein unerreichbarer Traum für alle, die arbeiten mussten und nicht kurzerhand in ein Schwimmbad oder an einen See flüchten konnten. Ventilatoren und Klimageräte arbeiteten auf Hochtouren und brachten doch keine echte Erleichterung.
Luftfeuchtigkeit und Luftdruck machten älteren Menschen zu schaffen und allen, die einen schwachen Kreislauf hatten. Das Martinshorn der Rettungswagen war immer aus irgendeiner Richtung zu hören.
Die Fußgängerzone der bayrischen Metropole lag verwaist im gleißenden Licht der Sonne. Nur wer musste, wagte sich um die Mittagszeit hinaus, und die vereinzelten Gestalten suchten jeden Schatten, der sich ihnen bot, und flüchteten sich in die klimatisierten Läden.
In einer kleinen Seitenstraße drängten sich die Menschen unter den Sonnenschirmen eines gemütlichen Straßencafés. Jeder Stuhl war besetzt, und die Kellnerinnen kamen nicht hinterher, Eis und kalte Getränke an die Tische zu tragen, während ihnen selbst der Schweiß über das Gesicht lief.
Direkt neben dem beliebten Café lag eine Eventplanungsagentur. Das Schaufenster bot den Augen einen bunten Blumenstrauß an unterschiedlichsten Dekorationen und atmosphärischen Anregungen für jede Art von Feier.
Vertrauen Sie uns! Wir machen Ihren besonderen Tag für Sie unvergesslich!
„O Gott!“, stöhnte Saskia Leisner, eine der zwei Inhaberinnen der Agentur, als das junge Paar gegangen war, dessen Hochzeitsplanung gerade lief. „In zehn Minuten kommen schon die nächsten Kunden! Sollen wir ein Schild raushängen? Wegen Hitze geschlossen!“
„Brillante Idee! Ich bin dabei! Lass uns zur Hintertür hinausschleichen und abhauen“, stimmte Anita Möritzstein ihr zu und nutzte die kurze Pause, um sich mit einem feuchten Waschlappen etwas zu erfrischen. Die Hitze war einfach unerträglich.
„Es gibt keine Hintertür“, erinnerte Saskia sie frustriert.
„So ein Pech! Ich wusste, die Sache hat einen Haken. Kein Fluchtweg offen. Da werden wir wohl oder übel bleiben und leiden müssen! Möchtest du auch ein Vanilleeis? Ich hole uns schnell eins von drüben. Dafür müsste die Zeit locker reichen.“
Als Anita mit dem Eis wieder vor der Ladentür stand, waren die nächsten Kunden bereits im Laden.
Mutter und Tochter waren ein paar Minuten früher gekommen und schon ins Gespräch mit Saskia vertieft. Sie gestikulierten heftig und sahen aus wie zeitlich minimal versetzte Zwillinge – sehr blonde Haare, sehr große Kulleraugen, und selbst ihr Kleidungsstil war nahezu identisch und fußte auf einer tiefen Liebe zum Rosaroten in jeder Ausprägung und Form.
Bedauernd ließ Anita das Eis im Mülleimer neben der Tür verschwinden. Mutter und Tochter waren keine Unbekannten. Sie kamen bereits zum dritten Mal, ohne sich entscheiden zu können.
Kunden, die sich für alles begeisterten, aber einfach nicht wussten, was sie wollten, waren fast so schlimm wie Kunden, die zu genau wussten, was sie wollten, und sich mit nichts zufriedengaben. Unter drei Stunden würde auch diese Beratung nicht abgehen, und ob etwas dabei herauskam, war offen.
„Mama, schau nur! Ist das nicht romantisch? Romantisch soll es sein! Romantisch! So will ich es!“, kam es von der Tochter, was immer Anita und Saskia vorschlugen. Die junge Frau konnte sich nicht entscheiden, was sie nun eigentlich genau romantisch fand.
„Schatz, aber …“, entgegnete ihre wählerische Mutter, die zwar auch nicht wusste, wie genau sie sich die Hochzeit ihres einzigen Kindes wünschte, aber dafür genau wusste, wie es nicht sein sollte.
„Wenn ich heute noch einmal jemanden Schatz sagen höre, werde ich zur Mörderin!“, schnaubte Saskia, als Mutter und Tochter vier Stunden danach wieder gingen, ohne sich für einen der zahllosen Vorschläge der Hochzeitsplanerinnen entschieden zu haben.
„Und nächste Woche auf ein Neues! Wie schön, dass sie uns ewige Treue versprochen haben und wiederkommen – wieder und wieder und wieder … Glaubst du, wir können sie mit einem guten Trick vielleicht doch an die Konkurrenz weiterreichen, ohne dass wir mit einer Klage wegen Betriebsschädigung rechnen müssen?“, fragte Anita ironisch.
„Falls dir etwas einfällt …“
Anita zuckte nur hilflos die Schultern und schüttelte den Kopf.
„Ob es wohl überhaupt schon einen Bräutigam gibt? Er wurde noch mit keinem Ton erwähnt. Falls ja, tut er mir jetzt schon leid. Mama wird immer ein Wörtchen mitzureden haben. Ein Albtraum!“, prophezeite Saskia. „Wir sollten glückliche Scheidungen in unser Programm aufnehmen. Was meinst du? Eine Marktlücke mit Perspektiven, oder?“
Sie lachten. Saskia und Anita hatten ihre Eventplanung vor gerade einmal fünf Jahren eröffnet und gehörten inzwischen zu den ersten Adressen in München, wenn es darum ging, ein Fest oder anderes großes Ereignis zu planen.
Auch an diesem Wochenende waren sie für sieben Hochzeiten zuständig, und es gab noch viel zu tun, bis die Gäste sich im siebten Himmel wähnten, ohne auch nur im Entferntesten zu ahnen, was für eine Planung und Arbeit hinter den bezaubernd leichten Momenten steckte, die sie sorglos und entspannt mit ihren Gastgebern genossen.
„Darfst du eigentlich noch so munter darauflosspotten, Herzblatt? Du bist doch jetzt selbst der Liebe verfallen, und bevor du dich versiehst, planen wir vielleicht schon bald deine Hochzeit“, frotzelte Anita. „Und dabei hattest du mir versprochen, nie selbst in den süßen Apfel zu beißen, von dem man am Ende nur jahrelanges Bauchgrimmen erntet. Du wirst schon sehen! Ich kenne mich aus. Zweimal …“
„… geschieden und für immer kuriert!“, beendete Saskia ihren Satz, den sie schon oft gehört hatte, und verdrehte die Augen.
„Mach dich nur lustig, Süße, wenn du erst selbst so richtig durch die Mangel gedreht wirst, vergeht dir das Lachen. Das Leben kann so herrlich sein, wenn man solo ist und keiner einem sagt, wie man zu sein hat. Freiheit! Lebensfreude! Gute Laune! Du wirst noch an meine Worte denken!“, mahnte Anita sie übertrieben salbungsvoll und fuhr dabei mit ihrem Zeigefinger dicht vor Saskias Augen hin und her.
Saskia fing den Finger mit ihrer Hand ein und schob ihn weg. Lachend streckte sie ihrer Freundin die Zunge heraus.
„Wenn du mit solcher Überzeugung solo bist und bleiben willst, warum hast du dann kommende Woche ein Speed-Dating im Kalender stehen?“, fragte sie unschuldig.
„Man muss doch den Markt im Blick behalten für den Fall der Fälle“, antwortete Anita zwinkernd. Sie konnte nicht lange alleine sein, und vier Monate nach ihrer zweiten Scheidung war sie längst wieder auf der Suche nach einem neuen Partner.
„Und du bist dir sicher, dass dieser Kevin, den du mir unverzeihlicherweise noch immer nicht vorgestellt hast, etwas ganz Besonderes ist?“
„Absolut sicher!“, erklärte Saskia im Brustton der Überzeugung. „Wenn ich nicht gerade daran zweifle und darüber nachdenke, vielleicht doch lieber wegzulaufen“, fügte sie dann ein wenig jämmerlich an. „Du kennst mich doch! Scheidungskindersyndrom im Endstadium.“
„Vorsicht ist besser als Nachsicht! Du sparst dir den Scheidungsanwalt“, kommentierte Anita.
„Du springst wenigstens in kalte Wasser und schwimmst an Land, schüttelst alles ab und gehst weiter, wenn es nichts war. Ich gehe ein paarmal mit einem Mann aus, sehe vor mir, wie er sich in einer Ehe verwandelt und wie grausig es mit ihm und mir unweigerlich enden muss, und schon bin ich weg. An dem Punkt bin ich schneller als die Polizei erlaubt“, bemerkte Saskia selbstkritisch.
„Mit diesem Kevin triffst du dich schon über einen Monat. Das ist rekordverdächtig. Ist er die große Ausnahme? Springt dein Unglücksradar bei ihm etwa nicht an?“, fragte Anita sie.
„Vielleicht …“ Unweigerlich schlich sich ein glückliches Lächeln um Saskias Lippen beim Gedanken an Kevin. Es war durchaus möglich, dass sie endlich bereit war für eine ernsthafte Beziehung – die erste ihres Lebens, wenn es um die Männerwelt ging.
Vor einem Monat war sie dem charmanten Junggesellen auf einer der Hochzeiten begegnet, die sie persönlich betreut hatte. Er war ihr sofort ins Auge gesprungen, weil er schlicht und ergreifend umwerfend aussah. Aber sie wäre nie darauf gekommen, dass er sich im Gegenzug auch für sie interessieren könnte.
Saskia wusste, dass sie schöne Gesichtszüge hatte und eine anziehende Ausstrahlung, aber sie wusste auch, dass ihre Figur für kein Titelblatt taugte. Dafür hatte sie leider ein paar entscheidende Pfunde zu viel.
Rubens wäre vor ihr in die Knie gegangen und hätte sie angefleht, ihm Modell zu stehen. Zu ihrem Leidwesen galten seine Bilder nach wie vor als Kunst, aber sein exzellenter Frauengeschmack hatte sich in den Jahrhunderten nicht durchgesetzt. Pech für sie, denn eigentlich fühlte sie sich wohl in ihrem Körper, wenn er auch nicht der Idealnorm entsprach.
Kevin schien das nicht zu stören. Immer wieder sagte er ihr, wie schön er sie fand. Eine Verabredung folgte auf die andere. Oft gingen sie spät am Abend, wenn sie endlich beide frei hatten, zum Abschluss des Tages noch etwas zusammen trinken. Ihre Wohnungen lagen im selben Viertel der Stadt und zu Fuß keine zehn Minuten auseinander. Einer der zahllosen Zufälle, die ihr sagten, dass es unter Umständen keine Zufälle gab und dass Kevin der Richtige war.
Bisher war sie seinen dezenten Einladungen, noch auf einen Kaffee mit in seine Wohnung hochzukommen, geschickt ausgewichen. So selbstbewusst sie nach außen auftrat und so souverän und sicher sie sich in Gesellschaft bewegte, so war Saskia, ging es um ihren Körper, doch eher scheu und schüchtern.
Aber wenn Kevin sie zum Abschied küsste, wurde ihr jedes Mal heißer, und es dauerte von Mal zu Mal länger, bis sie sich tatsächlich voneinander lösen konnten. All ihre Sinne sprachen auf ihn an, und ihm schien es mit ihr genauso zu gehen. Lange konnte sie es nicht mehr hinauszögern, den nächsten Schritt zu gehen, das war ihr klar.
„Saskia, nicht alle Männer sind Idioten, und selbst dein Vater und ich hatten unsere Momente. Sei doch nicht immer so streng!“, hatte ihre Mutter ihr ein paar Tage zuvor geraten. „So schön ist es auch wieder nicht, sein Leben allein zu verbringen. Du bist eine schöne Frau. Genieße dein Leben!“
„Und warum hast du nach eurer Scheidung keinen Mann mehr in dein Leben gelassen? Du bist noch keine fünfundfünfzig, und es ist noch nicht zu spät, mit dem Genießen loszulegen, oder?“, hatte Saskia ein wenig giftig gekontert.
„Streng, Tochter, erbarmungslos streng – zu dir, zu mir, zu allen anderen“, meinte ihre Mutter, ohne sich auf das strittige Thema näher einzulassen. Es tat ihr leid, wie sehr die Scheidung Saskia geprägt hatte, aber sie konnte es nicht ändern und war es leid, sich für etwas zu entschuldigen, was sie sich nicht freiwillig ausgesucht hatte.
Monika Leisner hatte ihren geschiedenen Mann über alles geliebt und sich innerlich nie völlig von diesem Gefühl befreien können. Neunzehn Jahre lebte sie inzwischen allein. Sie konnte keinen anderen Mann emotional an sich heranlassen, obwohl sie es immer einmal wieder versucht hatte.
Im Gegensatz zu ihrer Mutter hatte Saskias Vater gleich nach der Scheidung seine langjährige Geliebte geheiratet und führte sein Leben mehr oder weniger weiter, nur dass zwei Protagonisten ausgetauscht worden waren. Er hatte noch einmal zwei Kinder bekommen.
Saskia traf ihre Halbgeschwister so gut wie nie. Sie war nicht wirklich warm mit ihnen oder der zweiten Frau ihres Vaters geworden. Es war seine neue Familie, und für sich hatte sie darin keinen Platz gefunden.
Das Problem war, dass immer einer mehr liebte, und den traf es bis ins Mark, wenn die Beziehung scheiterte. Saskia wollte nicht wie ihre Mutter zurückbleiben und immer ein wenig neben sich stehen, weil etwas von ihr weggebrochen war, was sie nicht hatte ersetzen können. Nein, lieber wollte sie ihr Leben tatsächlich allein verbringen, als verloren und allein zurückzubleiben. Zumindest hatte sie vor Kevin meist so gedacht.
Wie sie war Kevin Anfang dreißig und selbstständig. Er hatte ein Immobilienbüro, das nur einige Seitenstraßen entfernt von ihrer Agentur lag. Sie hatten sich bisher immer in einem Lokal irgendwo in der Mitte oder in ihrem Wohnviertel getroffen und es vermieden, zu indiskret in die Welt des anderen einzubrechen, aber die Neugierde wuchs.
Waren sie nach einem Monat so weit, etwas vom Alltag des anderen zu erfahren? Sie wusste es nicht. Saskia war noch keinem Mann begegnet, bei dem so viel gepasst hatte, und doch blieb sie vorsichtig. Ständig stießen sie auf mehr Übereinstimmungen, sei es nun in Bezug auf ihre Kindheit und Jugend oder ihre besonderen Vorlieben.
Mit Kevin konnte sie einfach über alles reden. Als Selbstständiger wusste er zudem genau, warum sie kaum Zeit für sich hatte, und machte keine große Sache daraus, wenn sie ihm kurzfristig einen Termin absagen oder noch einmal um eine Stunde nach hinten verschieben musste. Er war klasse, und sie war dabei, sich in ihn zu verlieben.
„Dieses holdselige, leicht dämliche Grinsen kenne ich!“, klagte Anita. „Wo ist meine zynische, emotionsgefeite Partnerin geblieben? Saskia, unterstehe dich, dir das Herz brechen zu lassen! Ich brauche dich hier und zwar mit heilem Herzen und bei klarem Verstand! Keine Sondergenehmigung für Liebeskummer! Dafür bin ich zuständig. Ich habe Erfahrung darin.“
„Ich unterstehe mich, in deinem Revier zu wildern! Kein Liebeskummer!“, gelobte Saskia schmunzelnd.
„Dann ist es gut!“
***
„Das war vielleicht ein Wochenende! Sieben Hochzeiten! Mit so vielen unbekannten Mitarbeitern haben wir noch nie zusammengearbeitet. Irre! Der 8. August ist für viele Paare ein Traumtermin. Alle wollen ausgerechnet an diesem Tag heiraten, und es ist die Hölle, Termine in den Standesämtern oder Kirchen zu bekommen. Ich bin immer froh, wenn der 9. August anbricht und dieser Trubel überstanden ist. Ich habe richtige Plattfüße, und ich fühle mich wie neunundneunzig“, ächzte Saskia, als sie sich am Sonntagabend auf den Barhocker neben Kevin sinken ließ.
Es war kurz nach zweiundzwanzig Uhr, und sie war seit sechs Uhr ununterbrochen auf den Beinen. Bis auf Kleinigkeiten waren von der organisatorischen Seite her die sieben Feiern rund gelaufen.