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Ihr letzter Auftritt?
Niemand ahnt, dass sie an diesem Abend Abschied von der Bühne nimmt
Von Katrin Kastell
Madeleine Rittmeister - diesen Namen spricht man in den großen Balletthäusern dieser Welt nur mit Ehrfurcht aus. Keine andere Ballerina tanzt mit solcher Leichtigkeit, mit solcher Eleganz und Leidenschaft! Umso stolzer ist Chefarzt Dr. Holl, als sich Madeleine Rittmeister bereit erklärt, bei einer Benefiz-Veranstaltung zugunsten eines Sonderprojekts der Berling-Klinik zu tanzen.
Es wird ein unvergesslicher Auftritt - aber nur Madeleine selbst weiß, dass es ihr letzter sein wird ...
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Seitenzahl: 122
Veröffentlichungsjahr: 2019
Cover
Impressum
Ihr letzter Auftritt?
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BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: CentralITAlliance / iStockphoto
eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)
ISBN 9-783-7325-8834-3
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Ihr letzter Auftritt?
Niemand ahnt, dass sie an diesem Abend Abschied von der Bühne nimmt
Von Katrin Kastell
Madeleine Rittmeister – diesen Namen spricht man in den großen Balletthäusern dieser Welt nur mit Ehrfurcht aus. Keine andere Ballerina tanzt mit solcher Leichtigkeit, mit solcher Eleganz und Leidenschaft! Umso stolzer ist Chefarzt Dr. Holl, als sich Madeleine Rittmeister bereit erklärt, bei einer Benefiz-Veranstaltung zugunsten eines Sonderprojekts der Berling-Klinik zu tanzen.
Es wird ein unvergesslicher Auftritt – aber nur Madeleine selbst weiß, dass es ihr letzter sein wird …
Schwester Annegret hatte wie immer alles im Griff. Nicht umsonst nannte man sie die gute Seele der Münchner Berling-Klinik, eines renommierten privaten Krankenhauses.
„Wir brauchen unbedingt Blumenschmuck, Ingrid“, erklärte sie der Schwesternschülerin, die gerade in ihrer Begleitung war. „Nicht zu viel, damit es nicht zu teuer wird, aber einige Sträuße müssen schon dorthin und dahin. Hast du dir das auch gemerkt?“
„Ja, Schwester Annegret“, versicherte Ingrid, die wie alle Neulinge sehr schnell gemerkt hatte, wer beim Pflegepersonal das Sagen hatte. Dabei spielte Schwester Annegret sich gar nicht als Furcht einflößende Oberin auf, sondern genoss einfach aufgrund ihrer langen Berufserfahrung und ihres Könnens bei allen den größten Respekt.
„Wenn wir schon eine berühmte Ballerina bei uns begrüßen dürfen, muss es entsprechend festlich aussehen“, fuhr Annegret fort und sah sich in dem Saal um. „Wir rücken die Stühle etwas enger zusammen, damit mehr Patienten Platz haben“, fuhr sie fort. „Das sagst du den Pflegern. Sie sollen kräftig anpacken. Und sie dürfen nicht vergessen, einen breiten Mittelgang für die Rollstühle zu lassen. Ach ja, die Rollstühle kommen dorthin. Hast du dir das gemerkt?“, fragte sie ein zweites Mal.
„Ja, Schwester Annegret“, beteuerte Ingrid und sah verstohlen auf ihre poppig bunte Armbanduhr. Mit ihren neunzehn Jahren entwickelte sie auch in dieser Hinsicht einen anderen Geschmack als die alte Pflegerin, die schon unter dem Klinikgründer Professor Walter Berling gearbeitet hatte.
Annegret runzelte die Stirn und zog aus der Brusttasche an einer Kette eine Uhr hervor. Am Handgelenk trug sie keine, weil sie sie nur gestört hätte.
„Ich weiß, dass du es eilig hast, nach deiner Schicht gleich mit deinem Liebsten zusammenzutreffen“, stellte Annegret fest. „Aber bevor du gehst, erledigst du noch alles, was ich dir aufgetragen habe. Wenn du dich beeilst, schaffst du das rechtzeitig.“
Die Schwesternschülerin nickte eifrig und eilte weg.
Annegret sah ihr schmunzelnd nach. Diese jungen Dinger! Wenn sie einen Freund hatten, geisterte er ständig durch ihr Denken. So gut Annegret das auch verstand, so energisch achtete sie auf die Auszubildenden. Schließlich ging es nicht an, dass sie Fehler machten, nur weil sie verliebt waren.
Auf dem Korridor vor dem Saal kam Annegret der Chefarzt der Berling-Klinik entgegen.
„Na, Annchen, alles unter Kontrolle?“, erkundigte sich Dr. Holl bei der Stütze seines Hauses.
„Ich kümmere mich um den bevorstehenden Auftritt von Frau Rittmeister“, erwiderte Annegret. „Steht eigentlich schon fest, wann sie zu Proben kommt?“
„Nur einmal“, erwiderte Dr. Stefan Holl, „und zwar heute Nachmittag. Damit haben Sie aber gar nichts zu tun. Sie sorgt selbst für die Musik, und auch sonst braucht sie nichts.“
„Wenn was ist, bin ich ja leicht zu finden“, meinte die bewährte Mitarbeiterin. „Sie wissen, dass ich gern helfe.“
„Natürlich.“ Dr. Holl lächelte ihr noch einmal zu und ging weiter zur Ambulanz, in die er gerufen worden war, weil eine schwangere Frau in einen Unfall verwickelt worden war. Als Gynäkologe kümmerte er sich darum, das werdende Leben zu erhalten, während seine Mitarbeiter die Versorgung der durch den Unfall entstandenen Verletzungen übernahmen.
Dr. Jordan, der den regulären Dienst in der Ambulanz versah, hatte dem Chefarzt ausrichten lassen, dass die Patientin zuerst stabilisiert werden musste, ehe er mit seinen Untersuchungen beginnen konnte. Nur deshalb hatte Dr. Holl den kurzen Aufenthalt beim Saal seiner Klinik eingelegt.
Auch bei seinem Eintreffen in der Ambulanz waren Dr. Jordan und Schwester Maria noch damit beschäftigt, einen Kreislaufkollaps der Patientin zu verhindern. Dr. Holl hielt sich im Hintergrund und verschaffte sich einen ersten Überblick.
Die werdende Mutter war im fünften Monat. An eine erfolgreiche Frühgeburt war nicht zu denken. Sein ganzes Augenmerk musste sich daher darauf richten, das Kind zu retten und vorzeitige Wehen zu verhindern.
„Sie können jetzt anfangen, Herr Dr. Holl“, sagte Dr. Jordan, ohne seine Tätigkeit zu unterbrechen. „Dr. Falk bereitet sich übrigens schon darauf vor, die Knochenbrüche zu operieren.“
Es war ein großer Vorteil, dass Dr. Daniel Falk in der Klinik war. Der Freund und Stellvertreter des Chefarztes war ein tüchtiger Chirurg. Trotzdem entschied Dr. Holl, an dem anschließenden Eingriff teilzunehmen und auch dabei sein Hauptaugenmerk auf das ungeborene Kind zu richten.
Er und sein Kollege Jordan konnten sich voll auf ihre Arbeit konzentrieren, weil die Patientin nicht bei Bewusstsein war und daher keine Fragen stellte und nicht beruhigt werden musste. Als Angehörige eintrafen, schickte Dr. Holl die tüchtige Schwester Maria zu ihnen, um sie zu informieren.
Wenig später stieß der Chefarzt zu seinem Freund Daniel Falk, der bereits sterile Kleidung trug. Daniel begann schon mit dem Eingriff, nachdem Stefan ihn kurz über den Stand der Schwangerschaft informiert hatte.
Gemeinsam gelang es ihnen, nicht nur die Verletzungen durch den Unfall zu versorgen, sondern auch das Leben des Kindes zu erhalten. Die Patientin wurde zwar auf die Intensivstation gelegt, um ständig von Fachkräften überwacht zu werden, doch Dr. Holl verließ an diesem Tag die Berling-Klinik zuversichtlich.
Wenn es nicht zu unvorhergesehenen Komplikationen kam, war es ihnen allen gelungen, das Schlimmste zu verhindern. Und das war stets ein gutes Gefühl, mit dem Stefan Holl gern zu seiner Familie heimkehrte, die bereits auf ihn wartete.
***
Wer die Ankunft der jungen Frau bei der Berling-Klinik beobachtet hätte, wäre nicht auf die Idee gekommen, es mit einer Berühmtheit zu tun zu haben. Sie fuhr einen durchschnittlichen Wagen der Mittelklasse, parkte auf dem für Besucher vorgesehenen Platz und fiel auch durch die Kleidung nicht auf. So liefen Tausende junger Frauen durch München.
Bemerkenswert waren ihre äußerst schlanke Gestalt, die anmutigen Bewegungen und die schönen Gesichtszüge. Sogar auf dem kurzen Stück zwischen dem Parkplatz und dem Eingang der Klinik erkannte jeder, dass diese Frau absolute Körperbeherrschung gelernt hatte.
In der Eingangshalle wandte sie sich an den Informationsschalter.
„Mein Name ist Madeleine Rittmeister“, sagte sie mit sanfter Stimme. „Ich habe einen Termin mit Dr. Holl vereinbart.“
„Einen Moment, bitte“, erwiderte die Angestellte freundlich, griff zum Telefon und sprach mit einer anderen Mitarbeiterin der Klinik, die sie Moni nannte. „Tut mir leid“, erklärte sie hinterher der Besucherin, „aber Dr. Holl ist verhindert. Er operiert gerade.“
„Ich habe mich vielleicht falsch ausgedrückt“, lenkte Madeleine Rittmeister ein. „Ich habe den Termin nicht direkt bei Dr. Holl, sondern ich habe mit ihm vereinbart, dass ich jetzt gleich im Saal probe. Ich bin die Tänzerin, die demnächst hier auftreten wird.“
„Ach so, ich weiß Bescheid. Ingrid!“, rief die Angestellte und winkte einer sehr jungen Frau in einer Schwesternuniform zu. „Das ist Frau Rittmeister, die Ballerina. Zeigst du ihr bitte den Saal?“
„Ich habe doch schon frei“, murmelte die Schwesternschülerin verdrossen.
„Ich kann nicht von hier weg, und sonst ist keiner da, der Frau Rittmeister führen könnte“, erwiderte die Angestellte leicht vorwurfsvoll. „Tut mir leid“, sagte sie zu der Besucherin und warf Ingrid Xanten einen mahnenden Blick zu.
„Ja, ist gut, kommen Sie!“, lenkte die Schwesternschülerin widerstrebend ein und ging voraus. „Da hinten“, sagte sie und zeigte ans Ende eines langen Korridors. „Dort biegen Sie nach links und kommen direkt zum Saal. Sie können es gar nicht verfehlen.“
„Vielen Dank“, entgegnete Madeleine Rittmeister. „Es tut mir leid, dass ich Sie von Ihrem Feierabend abgehalten habe.“
„Ach was, ist schon in Ordnung“, erwiderte Ingrid und lief geradezu überstürzt weg.
Madeleine ging weiter, erreichte die Verzweigung des Korridors und bog um die Ecke. Beinahe wäre sie mit einem Mann zusammengestoßen, der von der anderen Seite kam und ziemlich rasch ausschritt. Er blieb rechtzeitig stehen und wich aus.
„Entschuldigung“, sagte er automatisch und wollte seinen Weg fortsetzen. „Madeleine!“, rief er dann erstaunt und erfreut.
Sie sah ihn sekundenlang ungläubig an.
„Henry“, flüsterte sie und schüttelte den Kopf, als könnte sie es nicht glauben, ihn vor sich zu sehen.
„Wenn das keine Überraschung ist!“ Er stellte seine Tasche ab und breitete die Arme aus. „Ich freue mich ja so, dich nach langer Zeit wiederzusehen!“
Sie kam ihm entgegen und schloss die Augen, als er sie begrüßte und umarmte, doch als sie den Kopf an seine Schulter drückte, glitt ein schmerzlicher Ausdruck über ihr schönes Gesicht.
„Was machst du hier, Madeleine?“, fragte der Mann, gab sie frei und wich einen Schritt zurück. „Du bist doch nicht Patientin, oder?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich trete bald in der Berling-Klinik für die Patienten und das Personal im Rahmen einer Wohltätigkeitsveranstaltung auf“, erklärte sie. „Es werden eine Reihe reicher Leute hier sein, die hoffentlich viel für die Verbesserung der Ausrüstung der Klinik spenden.“
„Davon wusste ich gar nichts“, entgegnete er. „Das darf ich mir natürlich nicht entgehen lassen.“
Madeleine lächelte, doch ihre Augen blieben ernst. „Und was machst du hier? Arbeitest du jetzt an der Berling-Klinik?“
„Nein“, erklärte er. „Ich bin Teilhaber in einer Gemeinschaftspraxis in der Nähe und schicke manche Patienten her. Wenn es meine Zeit erlaubt, besuche ich sie.“
„Hier?“ Madeleine sah sich erstaunt an der Kreuzung der Gänge um. Ihrer Meinung nach befanden sich in diesem Teil des Erdgeschosses keine Behandlungsräume und schon gar keine Patientenzimmer. Aus der einen Richtung hörte sie das Klappern von Geschirr, und man roch auch Essen.
Dr. Henry Bärlach zuckte mit den Schultern. „Manchmal kann einem Patienten niemand mehr helfen“, erwiderte er. „Bei so einem war ich vorhin.“
Sie nickte und wich seinem Blick aus.
„Madeleine, wir sollten unser Wiedersehen feiern“, drängte Henry.
„Ich muss in den Saal und proben“, entgegnete sie und fasste sich an die Stirn. „Der CD-Player! Ich habe ihn im Auto vergessen.“
„Ich begleite dich“, bot Henry an. „Mein Wagen steht auch auf dem Parkplatz.“ Er passte sich ihren Schritten an. „Du bist noch schöner geworden“, stellte er fest, bevor sie den Hauptkorridor erreichten. „Das klingt vielleicht klischeehaft, aber es stimmt.“
„Danke, du siehst auch sehr gut aus“, erwiderte sie, doch es wirkte steif, und sie blickte starr geradeaus.
Madeleine wollte nach links zur Eingangshalle abbiegen, während der links neben ihr gehenden Henry die Richtung nicht wechselte. Sie stieß gegen ihn und verlor das Gleichgewicht, und er schlang blitzschnell den freien Arm um sie, stützte sie und drückte sie dabei an sich.
Ihre Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt, und sie sahen einander für eine oder zwei Sekunden tief in die Augen, doch dann löste Madeleine sich wieder von ihm.
„Tut mir leid“, entschuldigte er sich.
„Mein Fehler“, erwiderte sie und zog sich noch einen Schritt zurück. „Ich dachte, wir nehmen den Hauptausgang.“
„Und ich dachte, wir benutzen den Ausgang bei der Ambulanz. Er führt direkt zum Parkplatz und erspart uns einen Umweg.“
Wieder lächelte Madeleine Rittmeister, ohne dass dieses Lächeln ihre Augen erreichte.
„Ich brauche dich gar nicht zu fragen, was du machst“, bemerkte Dr. Henry Bärlach, als sie sich schon den Türen ins Freie näherten. „Man liest es, wenn man sich für die Kulturseite in der Zeitung interessiert. Du trittst in den besten Häusern Europas auf und bist fast ständig unterwegs.“
„Ja, das stimmt“, bestätigte sie in dem gleichen steifen Ton, den sie schon vorhin bei ihm angeschlagen hatte.
„Deine Karriere geht unaufhaltsam weiter“, bemerkte er. „Gratuliere.“
„Danke“, entgegnete sie, und es klang noch eine Spur gepresster. „Dort steht mein Wagen“, fügte sie hinzu und zeigte auf dem Parkplatz nach rechts, als der Mann nach links strebte.
Er reichte ihr die Hand. „Lass uns das Wiedersehen feiern!“, bot er noch einmal an. „Wie wäre es?“
„Danke, aber ich bin so beschäftigt, dass …“ Sie vollendete den Satz nicht, drückte rasch seine Hand und holte den CD-Player aus dem Wagen.
Als sie in die Berling-Klinik zurückkehrte, war Henry Bärlach nirgendwo zu sehen.
Sie betrat nun den Saal, sah sich auf der kleinen Bühne um, prüfte die Möglichkeiten, schaltete die Musik ein und ging die vorgesehenen Ballettnummern durch. Hauptsächlich musste sie ihre Darbietung den begrenzten Platzverhältnissen anpassen. Die Figuren und Drehungen, die sie vorführen wollte, waren ihr bereits in Fleisch und Blut übergegangen.
Trotzdem fiel es ihr schwer, sich zu konzentrieren. Immer wieder sah sie Henry vor sich. Erinnerungen drängten an die Oberfläche und mussten erst überwunden werden, ehe sie ihre Arbeit fortsetzen konnte.
München war eine Großstadt, ihre Heimatstadt, in der sie sich wegen ihrer Karriere aber nur relativ selten aufhielt. Wieso musste sie ausgerechnet jetzt und bei einer solchen Gelegenheit mit Henry zusammentreffen? Warum hatte er keinen anderen Ausgang benutzt?
Endlich drehte sie die letzte Pirouette und sank anmutig in sich zusammen. Dabei bot sie den Anblick eines sich schließenden Blütenkelches. Die Musik endete, und in der Vorstellung war das der Punkt, an dem das Publikum stets in rauschenden Beifall ausbrach. Heute war natürlich niemand hier, der …
Ein einzelner Zuschauer klatschte in die Hände, und als Madeleine den Kopf hob, stand Henry am Eingang des Saals und kam lächelnd auf sie zu.
„Das konnte ich mir nicht entgehen lassen“, erklärte er. „Dich nicht – und deinen Tanz auch nicht.“
Sie trat in Berlin, Paris, London, Rom oder Madrid vor normalem Publikum oder geladenen Gästen aus den höchsten Kreisen auf und verstand es, sich in sämtlichen Opernhäusern und Festsälen und bei Banketten zu bewegen. Doch nun ging sie befangen zu ihrem CD-Player, drückte ihn wie einen Schutzschild an sich und hatte Schwierigkeiten, auf dem Weg zum Ausgang nicht zu stolpern.
Henry Bärlach merkte mehr als deutlich, dass Madeleine sich unbehaglich fühlte und sich weit weg wünschte, doch er ließ nicht locker. Seine Arzttasche hatte er im Auto zurückgelassen, bevor er erneut die Berling-Klinik betreten hatte. Jetzt nahm er ihr das Abspielgerät aus der Hand und legte ihr den freien Arm um die Schultern.
„Lass uns essen gehen!“, schlug er vor und hoffte inständig, dass sie keine Vorstellung hatte und auch sonst nichts plante. Außerdem bestand immer noch die Möglichkeit, dass sie nur so tat, als hätte sie einen Termin. „Madeleine, bitte“, hakte er nach und schlug einen einschmeichelnden Ton an. „Nun komm schon! Freust du dich denn gar nicht über unser Wiedersehen? Für mich ist das kein Zufall.“
„Was denn dann?“, fragte sie.