Chefarzt Dr. Holl 1875 - Katrin Kastell - E-Book

Chefarzt Dr. Holl 1875 E-Book

Katrin Kastell

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Beschreibung

Die wahren Gründe für sein Schweigen

Schwester Lisa und das Geheimnis eines Arztes

Von Katrin Kastell

Die Pflegerin Lisa liebt den attraktiven, charmanten Arzt Dr. Patrick Leitner von ganzem Herzen. Mehrmals hat sie ihn gefragt, wo er all seine Wochenenden verbringt, aber Patrick schweigt. Wenn er freitags die Stadt verlässt, darf sie ihn auf keinen Fall begleiten, und zu seiner Vergangenheit sagt er erst recht nichts. Eigentlich weiß Lisa nichts über den Mann, der sie angeblich liebt.
Irgendwann reicht es der hübschen jungen Frau, und sie zieht einen Schlussstrich. Es reißt Lisa das Herz raus, aber sie kann sich nicht weiter hinhalten lassen. Die wahren Gründe für Patricks Schweigen ahnt sie nicht - und auch nicht, dass er sie gerade jetzt am nötigsten braucht ...

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Seitenzahl: 128

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Inhalt

Cover

Impressum

Die wahren Gründe für sein Schweigen

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: STEEX / iStockphoto

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-8962-3

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Die wahren Gründe für sein Schweigen

Schwester Lisa und das Geheimnis eines Arztes

Von Katrin Kastell

Die Pflegerin Lisa liebt den attraktiven, charmanten Arzt Dr. Patrick Leitner von ganzem Herzen. Mehrmals hat sie ihn gefragt, wo er all seine Wochenenden verbringt, aber Patrick schweigt. Wenn er freitags die Stadt verlässt, darf sie ihn auf keinen Fall begleiten, und zu seiner Vergangenheit sagt er erst recht nichts. Eigentlich weiß Lisa nichts über den Mann, der sie angeblich liebt.

Irgendwann reicht es der hübschen jungen Frau, und sie zieht einen Schlussstrich. Es reißt Lisa das Herz raus, aber sie kann sich nicht weiter hinhalten lassen. Die wahren Gründe für Patricks Schweigen ahnt sie nicht – und auch nicht, dass er sie gerade jetzt am nötigsten braucht …

Dr. Patrick Leitner, Gynäkologe und Geburtshelfer, war vierunddreißig Jahre alt und ein äußerst attraktiver Mann.

Lisa liebte ihn, auch wenn sie ihn sich manchmal zärtlicher, gesprächiger, fröhlicher und vertrauensvoller gewünscht hätte. Ob er sie auch liebte, wusste sie nicht mit letzter Bestimmtheit zu sagen, aber sie wünschte es sich von ganzem Herzen.

Diese Hoffnung speiste sich aus den leider äußerst seltenen Augenblicken tiefster Innigkeit. Vielleicht war Lisa auch zu anspruchsvoll und zu ungeduldig. Ließ sie ihm zu wenig Zeit für die Entwicklung einer guten Beziehung?

Fühlte er sich bedrängt? Von ihr zu sehr mit Beschlag belegt? Wenn sie ihn daraufhin ansprach, rettete er sich in Ausflüchte, wurde sogar ein wenig spöttisch, was sie schmerzte.

Dann wieder überraschte er sie mit Geschenken, die ihr die Sprache verschlugen. Erst vor Kurzem mit einem wunderschönen, in Gold gefassten Smaragd.

Dass Patrick das leuchtende Grün dieses edlen Steins gewählt hatte, musste etwas bedeuten. Grün war die Farbe der Hoffnung. Hoffnung auf ein Leben mit ihr? Warum zögerte er dann noch, ihr endlich einen Antrag zu machen?

Vor einiger Zeit hatten sie vereinbart, dass sie ihre möblierte Wohnung aufgeben und zu ihm in das komfortable Haus ziehen sollte. Davon war nun keine Rede mehr. Patrick schien dieses Gespräch vergessen zu haben. Sollte sie seiner Erinnerung nachhelfen?

Seit einer Stunde saß Lisa Berger in ihrer Wohnung und starrte Löcher in die Luft. Manchmal seufzte sie traurig, aber auch unwillig. Eigentlich wollte sie sich eine Kleinigkeit zu essen machen, aber dazu konnte sie sich nicht aufraffen. Vielleicht doch eine Pizza liefern lassen?

Das lange Wochenende, das vor ihr lag, musste Lisa irgendwie hinter sich bringen. Bis jetzt war es ihnen noch nicht gelungen, den Samstag und Sonntag gemeinsam zu verbringen. Wenn Patrick ein dienstfreies Wochenende hatte, fuhr er regelmäßig am Freitagabend, spätestens aber Samstagmorgen weg und kam erst im Laufe des Sonntagnachmittags wieder nach München zurück. Wo er sich in dieser Zeit aufhielt, sagte er nicht. Wenn Lisa hartnäckiger nachhakte, murmelte er etwas von wichtigen Erledigungen.

Kurz nach ihrem Kennenlernen hatte er zur Bedingung gemacht, jegliche Art von Fragen zu unterlassen. Er wollte sie nicht beantworten und auch seinerseits keine stellen.

Daran hielt er sich tatsächlich. Ob ihm dieses Verhalten auch so schwerfiel wie ihr? War es nicht normal, dass zwei Menschen, die sich liebten, auch alles voneinander wissen wollten?

Aber Lisa konnte es drehen und wenden, wie sie wollte – von Patrick kam sie nicht los. Und immer war da die Erinnerung an wundervoll romantische Stunden mit ihm. Nein, sie konnte diesen Mann nicht aufgeben. Er war gescheit und ein guter Arzt. Chefarzt Dr. Holl hielt große Stücke auf ihn.

Hoffentlich fand Patrick wenigstens heute Abend noch Zeit, um sich mit ihr zu treffen. Lisa glaubte fast an Magie, als sich wenige Sekunden später ihr Handy bemerkbar machte.

„Grüß dich, Lisa. Geht’s dir gut?“

„Bei dir würde es mir besser gehen“, erwiderte sie. Es sollte lustig klingen.

„Wenn du magst, komm zu mir raus“, schlug er vor. „Oder noch besser, ich hol dich ab. Ich muss gleich noch mal in die Berling-Klinik. Auf dem Rückweg von dort könnte ich dich dann mitnehmen.“

„Das ist eine gute Idee“, stimmte Lisa erfreut zu. Die trüben Gedanken, die sie eben noch belastet hatten, verschwanden und machten neuer Zuversicht Platz. „Wann wird das ungefähr sein?“

„Sicher nicht vor fünf. Wenn ich die Klinik verlasse, melde ich mich nochmal bei dir.“

„Ich freu mich“, sagte sie leise.

„Ich freu mich auch“, erwiderte Patrick. Meinte er das wirklich so, oder wollte er nur höflich sein? Vielleicht würde sie heute Abend mehr wissen.

***

Stefan Holl unterdrückte ein Aufseufzen, als ihm die unangemeldete Besucherin gegenübertrat. Er verspürte keine Lust, sich erneut mit dieser Frau zu unterhalten. Alles war schon gesagt. Und an Zeit mangelte es ihm auch.

Ellen Alberti, die bis vor einem halben Jahr als Pflegerin in der Kinderabteilung seiner Klinik gearbeitet hatte, unternahm einen erneuten Versuch, die damalige Kündigung rückgängig zu machen.

„Bitte, Frau Alberti, unterlassen Sie diese spontanen Besuche. Ich habe nicht die Absicht, meine Meinung zu ändern. Sie passen nicht in unser Team. Im Übrigen gibt es längst eine Nachfolgerin für Sie.“

„Ist Ihnen eigentlich klar, was diese Kündigung für mich bedeutet?“

„Es hat gute Gründe dafür gegeben“, erwiderte Dr. Holl kühl. „Ihr Benehmen hat das Klima auf der Kinderstation vergiftet. Inzwischen ist wieder Friede eingekehrt, und daran werde ich bestimmt nichts ändern.“

„Aber ich habe schon damals versucht, Ihnen die wahren Vorfälle zu erklären. Ich bin eine gute Pflegerin …“

„Frau Alberti, ich muss Sie jetzt bitten, zu gehen. Dieses Gespräch bringt doch nichts. Lassen Sie es nicht so weit kommen, dass ich Ihnen Hausverbot erteile.“

Ellen Alberti, sehr blond und sehr schlank, nestelte nervös an ihrem schicken Blazer. Ihr Vorstoß bei Dr. Stefan Holl schien gescheitert zu sein. Eigentlich hätte sie es sich denken können. Hier in der Klinik wimmelte es ja nur so von Unqualifizierten und Wichtigtuern.

„Wiedersehen“, sagte sie und wandte sich abrupt um.

Dr. Holl setzte erleichtert seinen Weg fort, nahm sich aber vor, Moni Wolfram von dieser Begegnung zu berichten. Seine Sekretärin sollte eine Mitteilung an den Empfang geben, damit man dort ein Auge auf Ellen Alberti hatte.

Wenig später war der Klinikchef schon auf dem Heimweg. Heute Abend gab es ein Familienessen im Hause Holl. Die Schwiegereltern waren zu Gast, sehr zur Freude der Kinder.

Julia stand mit Cäcilie in der Küche. Die beiden Frauen machten Semmelknödel. Auf dem Herd köchelte schon seit zwei Stunden ein deftiges Gulasch.

„Ich kann dich leider nicht umarmen“, meinte Julia lächelnd und zeigte ihre bemehlten Hände. Aber sie hielt ihm die Wange hin, auf der Stefan ein Küsschen platzierte.

In diesem Moment sprang Juju die Treppe herunter, direkt auf den heißgeliebten Vater zu. Sie hatte ihn von ihrem Fenster aus kommen sehen. Stefan knuddelte die Jüngste in der Familie herzlich ab, was ihr etliche Quietschtöne entlockte.

„Das duftet hier ja schon sehr verlockend. Kann ich noch irgendwie behilflich sein?“

Julia warf einen fragenden Blick auf Köchin Cäcilie, die jedoch ihr graues Haupt schüttelte.

„Wir kommen hier schon allein klar, Herr Doktor. Die Küche ist Frauensache!“

Das hörte Stefan gern. Zwar war er immer zu einer Handreichung bereit, aber wenn man ihn nicht haben wollte, würde er sich natürlich nicht aufdrängen.

„Ihr zwei könntet schon mal mit dem Tischdecken anfangen“, rief Julia Mann und Tochter nach. „Die Teller mit dem blauen Rand und dazu die passenden Dessertschalen.“

„Mhm, es gibt Nachtisch.“ Juju rieb sich über den Bauch. „Ich möchte zwei Portionen haben!“

„Warten wir’s doch erst mal ab“, riet Stefan seinem temperamentvollen Töchterlein. „Meistens sind deine Augen größer als der Bauch.“

„Heute nicht“, erklärte Juju entschieden. „Heute habe ich einen Riesenhunger. Da sind zwei Portionen weg wie nix!“

Über dem Geplänkel mit dem Kind vergaß Stefan die unangenehme Begegnung mit Ellen Alberti, aber während des Tischdeckens fiel sie ihm wieder ein. Hoffentlich hatte die Frau nun endlich begriffen, dass es in der Berling-Klinik keinen Platz mehr für sie gab. Sollte sie sich wirklich noch mal blicken lassen, würde er andere Saiten aufziehen müssen.

***

Während Patrick auf dem Parkplatz die Zentralverriegelung seines Fahrzeugs löste, angelte er mit der linken Hand das Handy aus seiner Lederjacke, um Lisa anzurufen.

„Hallo, Herr Doktor Leitner!“, erklang da eine weibliche Stimme seitlich von ihm.

Er blieb stehen und betrachtete die schlanke Frau mit der blonden Bob-Frisur. Irgendwie kam sie ihm bekannt vor, aber er wusste auf Anhieb nicht, ob es eine Mitarbeiterin oder doch eine Patientin war.

„Kennen wir uns?“

„Schwester Ellen von der Kinderstation.“

„Ja, richtig!“ Er lächelte etwas distanziert. „Ich erinnere mich.“

„Ich habe mich jetzt selbstständig gemacht“, erzählte sie ungefragt. „Darf ich demnächst bei Ihnen ein paar Visitenkarten auslegen?“

„Gern. Geben Sie sie meiner Sekretärin.“

Dr. Patrick Leitner, ein Gynäkologe mit eigener Praxis, war Belegarzt an der Berling-Klinik. Mit Stefan Holl verstand er sich bestens. Die beiden Ärzte ergänzten sich gegenseitig auf dem Gebiet der Frauenheilkunde.

„Sehr freundlich von Ihnen, Doktor Leitner. Einen schönen Abend noch. Ach, könnten Sie mich ein Stück mitnehmen? Mein Wagen ist nämlich noch in der Werkstatt.“

„Ich fahre in Richtung Haidhausen“, erwiderte Patrick etwas unschlüssig.

„Das passt wunderbar! Setzen Sie mich einfach unterwegs ab.“

Ohne Hemmungen stieg sie in Dr. Leitners Auto, das man getrost zur Oberklasse zählen konnte. Als Facharzt verdiente er offensichtlich nicht schlecht. Sich so einen Mann zu angeln, war Ellens größter Wunsch.

Nur leider hatte es trotz der vielen Köder, die sie in diverse Richtungen schon ausgeworfen hatte, bis jetzt noch nicht so recht geklappt.

Aber Ellen war keine Frau, die aufgab. Sie würde es so lange probieren, bis sie ihr Ziel erreicht hatte. Als sie noch in der Klinik gearbeitet hatte, hatte Ellen großes Interesse an ihm gehabt. Leider gehörte er nicht zu den Männern, die so etwas bemerkten.

Dann hatte man ihr gekündigt, sodass sie einander nicht mehr begegneten. Doch jetzt erschien ein Silberstreif am Horizont. Wenn er ihre Visitenkarten in seiner Praxis auslegte, konnte sie jederzeit dort aufkreuzen, neue nachreichen und fragen, ob sich schon Leute nach ihrem Pflegedienst erkundigt hatten.

Bis jetzt war ihr noch kein Erfolg beschieden, was die private häusliche Pflege anbelangte. Aber sie stand ja noch ganz am Anfang. Das würde schon werden. Und dann konnte ihr die ganze Klinik mitsamt der Belegschaft gestohlen bleiben.

„Sagen Sie mir, wenn ich anhalten soll.“

„Noch nicht“, gab Ellen zurück. Inzwischen waren sie bereits in Haidhausen. Ellen musste jetzt sehr geschickt vorgehen.

„Ach, sagen Sie, darf ich Sie zum Dank für Ihre Gefälligkeit zu einem Kaffee einladen? Dort vorn an der Ecke ist ein …“

„Tut mir leid, aber ich habe es eilig“, gab er etwas schroff zurück.

„Dann ein andermal.“

Patrick verlangsamte die Geschwindigkeit und fuhr rechts ran.

„Sehr liebenswürdig von Ihnen, Doktor Leitner.“ Ellen legte ihre linke Hand auf seinen rechten Arm, der das Lenkrad hielt, und schenkte ihm einen verführerischen Blick. „Alles Gute für Sie.“

Mein Gott, was hat die bloß, dachte Patrick, als er wieder anfuhr. Die baggert mich ja richtig an.

Nach wenigen Metern musste er schon wieder anhalten. Die Ampel sprang auf Rot. Genau vor ihm ging die Frau über die Straße. Vor der Kühlerhaube blieb sie noch einmal stehen und winkte ihm so herzlich zu, als sei sie eine gute Freundin von ihm.

Endlich konnte er Gas geben. Wenig später klingelte er an Lisas Haustür. Schon bald hörte er sie die Treppe herunterkommen. Er gab ihr einen Kuss und nahm ihr die kleine Reisetasche ab, die sie für den Fall gepackt hatte, dass sie über Nacht blieb.

Während Lisa vorn einstieg, verstaute er das Gepäckstück im Kofferraum und setzte sich dann neben sie. Lisa schnupperte. Ein schweres Parfüm hing im Wagen.

„Hier war eine Frau“, stellte sie fest.

Patrick lachte flüchtig. „Das kann nur von der Pflegerin sein, die ich ein Stück mitgenommen habe.“

„Wer war es?“

„Den Namen habe ich schon wieder vergessen, die war in der Kinderstation, wurde aber gekündigt.“

Mehr gab es seiner Meinung nach zu dieser Angelegenheit nicht zu sagen.

***

Lisa blieb die ganze Nacht bei ihm. Als sie am nächsten Morgen erwachte, spürte sie ein intensives Glücksgefühl und war sich ganz sicher, dass nun nichts mehr zwischen ihnen stand.

Sie hörte Patrick irgendwo im Haus hantieren. Ein Weilchen genoss sie noch die Wärme des Bettes, dann schwang sie die Beine auf den Boden und machte sich auf die Suche nach ihm.

Er stand schon fertig angezogen in der Küche und nippte an einer Tasse.

„Guten Morgen!“ Lisa trat zu ihm und gab ihm einen Kuss.

„Na, ausgeschlafen?“ Er strich ihr sanft mit den Fingerkuppen über die Wange. „Ich muss leider schon weg.“

„Schade.“ Seine Worte waren wie ein Dämpfer für sie. „Ich dachte, wir könnten etwas …“

„Das geht leider nicht. Tut mir wirklich leid, Lisa, aber ich habe nun mal etwas anderes vor.“

„Ich möchte wirklich gern wissen, warum wir nie ein freies Wochenende miteinander verbringen können.“ Ganz bewusst wagte sie sich jetzt auf vermintes Gebiet, aber allmählich fand sie seine Geheimniskrämerei albern.

„Das wird schon noch kommen“, vertröstete er sie und schaute auf die Uhr. „Ich muss jetzt los. Sei so lieb und zieh die Tür einfach hinter dir zu, wenn du gehst. Ich melde mich, sobald ich wieder da bin.“

Sie umfasste seinen Arm und versuchte ihn festzuhalten. „Gibt es eine andere Frau?“

„Keine Fragen!“, erwiderte er mit umwölkter Stirn. „So war es abgemacht …“

„Ich will es aber wissen!“, verlangte sie.

Patrick blieb stumm. Er ging in die Diele, nahm seine Jacke vom Haken und schnappte sich die schon vorbereitete Tasche. Er wollte sie noch küssen, doch sie drehte das Gesicht zur Seite.

Als sie draußen den Wagen anfahren hörte, kamen ihr die Tränen. Aus war er, der Traum vom Glück, den sie vorhin noch so vertrauensvoll gehegt hatte.

Wenn Patrick sich nicht änderte und ihr Zusammensein in dieser Form fortsetzen wollte, dann musste sie eben andere Wege einschlagen. Vielleicht sogar ohne ihn. Die Vorstellung, ihn zu verlieren, war unerträglich und schmerzhaft für Lisa.

Sie liebte ihn so sehr. Und er liebte sie auch. Mehrfach hatte sie diese Worte heute Nacht aus seinem Mund gehört. Warum also durfte sie ihm keine Fragen stellen?

Ziellos ging sie durch die Wohnung, die sich im Obergeschoss befand. Parterre lagen die Praxisräume. Mit wachsender Eifersucht begab sich Lisa auf die Suche nach irgendwelchen Anzeichen für Untreue, aber sie konnte nichts finden. Nirgendwo das Bild einer anderen Frau, auch in den Schubladen nicht, die sie nacheinander aufzog.

Nachher schämte Lisa sich für ihre Schnüffelei. Aber ihr blieb ja keine andere Wahl, als sich selbst auf die Spurensuche zu begeben. So durfte Patrick nicht mit ihr umgehen.

Beim nächsten Mal würde sie nicht locker lassen und ihn vor eine Entscheidung stellen. Dann musste er entweder Farbe bekennen oder auf sie und eine Fortsetzung ihrer Liebe verzichten.

Während sie sich anzog, musste Lisa weinen. Es waren Tränen des Kummers, aber auch der Wut. Sie verstand nicht, warum zwei erwachsene Menschen, die einander so zugetan waren, nicht offen und ehrlich zueinander sein konnten.

Nein, dieses Spiel würde sie sich nicht länger bieten lassen. Ihre Selbstachtung war in Gefahr. Wenn Patrick das nicht begriff, musste sie die Konsequenzen ziehen und ihn vor vollendete Tatsachen stellen.

***