Chefarzt Dr. Holl 1877 - Katrin Kastell - E-Book

Chefarzt Dr. Holl 1877 E-Book

Katrin Kastell

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Beschreibung

Die Zeit heilt gar nichts
Wenn alte Wunden wieder aufreißen
Von Katrin Kastell

In ein medizinisches Fachgespräch vertieft, verlässt Chefarzt Dr. Holl gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. Ingo Kramer ein Patientenzimmer. Stefan Holl ist anzusehen, wie sehr er vom Wissen des jungen Chirurgen beeindruckt ist, der erst seit kurzer Zeit an der Berling-Klinik arbeitet. Dr. Holl zweifelt nicht daran, in Ingo Kramer einen zuverlässigen und engagierten Mediziner gefunden zu haben, der das Team bereichern wird ...
Beide Ärzte bemerken nicht die unscheinbare junge Frau in der Tracht der Reinigungskraft, die, mit Eimer und Schrubber bewaffnet, Ingo Kramer unbemerkt über die Chirurgische Station folgt. Um ihre Lippen spielt ein böses Lächeln, und ihre Augen sprechen von purem Hass! Auch wenn Ingo Kramer versucht hat, alle seine Spuren zu verwischen - sie hat ihn wieder aufgespürt, um Rache an ihm zu nehmen!
Sein Schicksal ist bereits besiegelt, er weiß es nur noch nicht ...

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Seitenzahl: 117

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Inhalt

Cover

Impressum

Die Zeit heilt gar nichts

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Anne von Sarosdy / Bastei Verlag

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-9052-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Die Zeit heilt gar nichts

Wenn alte Wunden wieder aufreißen

Von Katrin Kastell

In ein medizinisches Fachgespräch vertieft, verlässt Chefarzt Dr. Holl gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. Ingo Kramer ein Patientenzimmer. Stefan Holl ist anzusehen, wie sehr er vom Wissen des jungen Chirurgen beeindruckt ist, der erst seit kurzer Zeit an der Berling-Klinik arbeitet. Dr. Holl zweifelt nicht daran, in Ingo Kramer einen zuverlässigen und engagierten Mediziner gefunden zu haben, der das Team bereichern wird …

Beide Ärzte bemerken nicht die unscheinbare junge Frau in der Tracht der Reinigungskraft, die, mit Eimer und Schrubber bewaffnet, Ingo Kramer unbemerkt über die Chirurgische Station folgt. Um ihre Lippen spielt ein böses Lächeln, und ihre Augen sprechen von purem Hass! Auch wenn Ingo Kramer versucht hat, alle seine Spuren zu verwischen – sie hat ihn wieder aufgespürt, um Rache an ihm zu nehmen!

Sein Schicksal ist bereits besiegelt, er weiß es nur noch nicht …

Die neue Hilfskraft an der Münchner Berling-Klinik war eine unscheinbare junge Frau, die auf alle, die sie bisher kennengelernt hatten, einen guten Eindruck machte.

Sie war für Handreichungen und Dienste eingestellt worden, für die man keine Spezialausbildung brauchte. Daher hatte sie auch nichts mit dem Chefarzt Dr. Holl zu tun gehabt und würde ihm normalerweise auch nur auf dem Korridor oder an einem anderen Punkt der Klinik begegnen, an dem sich Mitarbeiter, Patienten und Besucher aufhielten.

„Bring das saubere Geschirr in die Küche!“, ordnete eine andere Hilfskraft an, die schon länger an der Klinik arbeitete. „Danach kümmerst du dich um das schmutzige Geschirr. Es kommt in die Spülmaschine und …“

Andrea Fichte hörte zu und merkte sich automatisch alles, was sie tun sollte. Das fiel ihr leicht, weil sie ein ausgezeichnetes Gedächtnis besaß. Es hatte ihr schon in vielen kritischen Situationen geholfen. Und das war für sie lebenswichtig, sonst hätte sie keine dreißig Jahre überstanden. Immer wieder war sie auf Feinde gestoßen. Immer wieder hatte sie sich gegen ihre Gegner wehren müssen. Und stets hatte sie sich alles gefallen lassen.

Der Schlimmste von allen sollte nun büßen. Ingo hatte gedacht, sich vor ihr verstecken zu können, doch er sollte sich getäuscht haben. Sie hatte seinen Weg verfolgt – und war in der Münchner Berling-Klinik gelandet.

Er mochte sich in Sicherheit wähnen, aber sie würde ihn das Fürchten lehren. Ingo war der Mann, der ihr Leben zerstört hatte. Ihn würde ihre Rache treffen.

Von der Krankenhausküche aus beobachtete sie den Parkplatz und lächelte böse vor sich hin, als sie Ingo Kramer aus seinem Wagen steigen sah. Er dachte, als neuer Arzt an der Berling-Klinik ein gutes und gesichertes Leben führen zu können. Doch ihr Leben hatte er vernichtet. Er hatte dafür gesorgt, dass sie ihrerseits nicht gut und gesichert in die Zukunft blicken konnte. Wieso sollte es ihm besser ergehen als ihr?

Sein Schicksal war bereits besiegelt. Er wusste es nur noch nicht.

Tatsächlich hatte Dr. Ingo Kramer nicht die geringste Ahnung, dass ihn in der renommierten Münchner Privatklinik etwas anderes erwartete als eine interessante und gut bezahlte Aufgabe, wenn auch nur auf Zeit. Bei der heutigen Lage musste man aber auch als Arzt froh sein, wenn man überhaupt eine Anstellung fand. Dafür akzeptierte man sogar einen Zeitvertrag.

In Zukunft würde er bei Dienstbeginn gleich auf die Chirurgische Station der Berling-Klinik gehen. Es war jedoch abgemacht, dass er sich am ersten Arbeitstag mit dem Klinikleiter und dem Chefarzt der Chirurgie in Dr. Holls Büro traf.

„Guten Morgen, Frau Wolfram“, begrüßte er die Sekretärin des Chefs, die Ehefrau des Assistenzarztes Michael Wolfram, den er schon bei Vorgesprächen kennengelernt hatte. „Wie geht es Ihnen?“

Moni Wolfram ergriff die dargebotene Hand und schüttelte sie.

„Danke, gut. Ich habe auch für Sie Kaffee gemacht.“

Dr. Holl kam aus seinem Büro in den Vorraum.

„Sie werden Frau Wolframs Kaffee schon bald schätzen lernen, Herr Kramer“, versicherte er.

Auch Daniel Falk, Leiter der Chirurgie, begrüßte anschließend den neuen Mitarbeiter.

„Kommen Sie!“ Dr. Holl zeigte auf seinen Schreibtisch mit den Besucherstühlen und setzte sich selbst auf seinen Platz dahinter. „Genießen Sie die Ruhe vor dem Sturm! Wie geht es Ihrer Frau?“, erkundigte er sich, während die Sekretärin drei Tassen füllte.

„Danke, ausgezeichnet“, erwiderte Ingo Kramer. „Sie freut sich natürlich, dass ich jetzt an der Berling-Klinik bin.“ Lächelnd fügte er hinzu: „Und sie hofft wie ich, dass nach dem ersten Jahr mein Vertrag verlängert wird.“

„Das liegt nicht in meinem freien Ermessen“, entgegnete Dr. Stefan Holl. „Darüber haben wir schon bei Ihrer Einstellung gesprochen. Wir müssen als Privatklinik sehr genau rechnen und uns nach der Lage der Wirtschaft richten.“

„Ich wollte auch nur betonen, wie gern ich an Ihrem Haus arbeite“, sagte der neue Chirurg, der mit seinen vierunddreißig Jahren bereits auf Erfahrung in guten Krankenhäusern hinweisen konnte.

Dr. Holl und sein Stellvertreter Dr. Falk unterhielten sich eine Weile mit Ingo Kramer. Dabei kam zur Sprache, dass Ingos Frau Ann-Marie als MTA arbeitete, dass die beiden seit drei Jahren verheiratet waren und Ingo bei der Hochzeit den Geburtsnamen seiner Frau angenommen hatte.

„Ziemlich ungewöhnlich, auch noch in der heutigen Zeit“, bemerkte Daniel Falk.

Dr. Ingo Kramer zuckte mit den Schultern. „Ich finde, man soll ruhig mit der Zeit gehen und etwas Neues ausprobieren.“

„Sehr richtig“, bestätigte Dr. Holl. „Die Medizin probiert schließlich auch neue Methoden aus.“

„Laufend sogar“, fügte Daniel Falk hinzu. „Nur so bewegt sich etwas in der Forschung und bei der Behandlung von Patienten.“

„Und auf privatem Gebiet kann man dafür sorgen, dass sich in der Gesellschaft etwas bewegt“, meinte Dr. Ingo Kramer. „Zum Beispiel gibt es meiner Meinung nach auch viel zu wenige Hausmänner. Man hat oft darüber gesprochen, aber die meisten Männer wollen doch im Beruf bleiben, anstatt sich um Haushalt und Kinder zu kümmern.“

„Ach, übrigens“, warf Dr. Holl ein, „haben Sie Kinder?“

„Nein, bisher nicht, und im Moment sind auch keine geplant“, erklärte Ingo Kramer. „Vielleicht später, wenn Ann-Marie und ich beruflich einen Weg gehen, der auf einen langen Zeitraum überschaubar ist.“

Dr. Holl lächelte amüsiert. „Soll das vielleicht eine Andeutung sein, dass Sie sich eine kinderreiche Familie anschaffen, wenn Sie einen Dauervertrag an unserem Haus bekommen?“

Ingo Kramer sah ihn überrascht an und schüttelte dann lachend den Kopf.

„Nein, so war das nicht gemeint.“ Nach kurzen Überlegen fügte er hinzu: „Eine Dauerstellung in der Berling-Klinik wäre allerdings ein Argument für Kinder.“

„Es müssen ja nicht gleich vier sein wie bei unserem Chefarzt“, meinte Daniel Falk und sah auf die Uhr. „Wir sollten uns um die anstehenden Probleme kümmern.“

Dr. Holl nickte. „Bleiben Sie ruhig bei dieser Besprechung dabei“, bot er dem neuen Mitarbeiter an. „Danach begleiten Sie Dr. Falk auf die Chirurgische Station. Die anderen Ärzte lernen Sie dann im Lauf der Zeit kennen.“

Es ging um wichtige Fälle, vor allem um solche, in denen die Diagnose oder die Behandlungsmethode noch unklar war. Der Chefarzt der Berling-Klinik und sein Freund und Stellvertreter erörterten auch noch einige verwaltungstechnische Fragen, ehe sie mit der eigentlichen Arbeit des Tages begannen.

Dr. Holl wünschte Ingo Kramer alles Gute und viel Erfolg und war überzeugt, eine tüchtige Arbeitskraft für seine Klinik hinzugewonnen zu haben.

***

„Es ist ein Jammer, wenn man alt wird“, klagte Lieselotte Schneider, während sie zwischen zwei kräftigen Männern die Treppe vom vierten Stock hinunterging. Genau genommen wurde sie mehr getragen, als dass sie ging, sonst hätte sie die vielen Stufen gar nicht geschafft.

„Das kriegen wir schon hin“, versicherte einer der Helfer. „Sie haben sich schließlich die richtige Nachbarschaft ausgesucht.“

„Mein lieber junger Mann“, erwiderte die Siebzigjährige, „ich bin vor über dreißig Jahren in dieses Haus gezogen. Da haben ringsherum noch ganz andere Leute gewohnt. Ich hatte einfach das Glück, dass in den letzten Jahren viele Mitglieder der Feuerwehr in die Nachbarhäuser eingezogen sind. Und noch wichtiger ist, dass ihr alle so hilfsbereit seid.“

„Das ist doch selbstverständlich“, beteuerte der zweite Helfer.

„Und dass ihr sehr kräftig seid“, fügte die alte Frau verschmitzt lächelnd hinzu.

„Notfalls könnte jeder von uns Sie allein tragen“, bemerkte der erste Helfer.

„Trotzdem ist das kein Zustand auf Dauer“, wehrte Frau Schneider ab. „Es wäre viel vernünftiger, ich würde endlich eine Erdgeschosswohnung bekommen.“

„Und woran scheitert es?“, fragte der zweite Mann, als sie das Erdgeschoss erreichten.

„Mein Vermieter lässt nicht mit sich reden“, erwiderte Frau Schneider. „Er schaltet auf stur. Dabei habe ich ihn schon sehr oft gebeten. Es gibt ja keinen Aufzug bei uns.“

„Ich begreife das nicht“, meinte einer der jungen Männer.

„Das begreift niemand“, versicherte der zweite. Danach setzten sie Frau Schneider ins wartende Taxi, das sie zu ihrem Hausarzt brachte.

Der Taxifahrer führte die betagte Patientin zum Aufzug in dem Haus, in dem ihr Hausarzt praktizierte. Anschließend kümmerten sich die Sprechstundenhilfen um Frau Schneider.

„Sie kommen um eine Operation nicht herum“, stellte Dr. Feinmann, ein auch schon älterer Arzt, nach einer neuerlichen Untersuchung fest. „Die Hüften sind geschädigt, und dieser Schaden schreitet weiter voran. Gehen Sie bald ins Krankenhaus, damit Sie sich nicht noch länger unnötig quälen!“

„Bei einer so alten Frau wie mir lohnt es sich doch gar nicht, eine so schwierige Operation durchzuführen“, wandte Frau Schneider ein.

„Ich bitte Sie!“ Dr. Feinmann lehnte sich lächelnd auf seinem Stuhl zurück. „Sie können steinalt werden. Wollen Sie diese Jahre über ständig bei jedem Schritt unter Schmerzen leiden?“

Frau Schneider hatte noch Bedenken wegen der Schwere des Eingriffs, doch auch in diesem Punkt konnte der Hausarzt sie beruhigen.

„Die Operationstechniken wurden in den letzten Jahren sehr verfeinert, und die Anästhesie stellt auch kein großes Problem dar. Sie werden vorher gründlich untersucht, und während des Eingriffs wachen die modernsten Geräte über Sie. Wichtig ist natürlich ein gutes Krankenhaus.“

Lieselotte Schneider ließ sich eines empfehlen, und Dr. Feinmann riet ihr zur Berling-Klinik, deren Gründer er noch persönlich gekannt hatte.

„Professor Berling hat sich zwar schon zur Ruhe gesetzt, aber sein Schwiegersohn, Dr. Holl, ist ausgezeichnet und führt das Haus im Sinne des Gründers weiter.“

Die Mitarbeiter der Arztpraxis halfen Frau Schneider dabei, einen Untersuchungstermin in der Berling-Klinik zu bekommen, und sie erkundigten sich auch gleich danach, wann die Patientin eventuell eine neue Hüfte oder sogar zwei bekommen konnte. Die Auskunft war ermutigend. Frau Schneider brauchte auf einen Operationstermin nicht lange zu warten.

„Eines muss Ihnen allerdings schon vorher klar sein“, warnte Dr. Feinmann, ehe er Frau Schneider wegschickte. „Auch mit neuen Hüften werden Sie nicht problemlos vier Stockwerke steigen können. Wenn Ihr Vermieter Ihnen keine Erdgeschosswohnung oder wenigstens eine im ersten Stock gibt, bleibt dieses Problem bestehen. Dann müssen Sie umziehen, wenn Sie den Kontakt zur Außenwelt nicht verlieren wollen.“

„In der ganzen Gegend ist aber keine Wohnung frei, die für mich geeignet wäre und die ich mir leisten kann“, klagte Frau Schneider. „Mir bleibt nichts weiter übrig, als meinen Vermieter zu drängen.“

Dr. Feinmann, der schon oft von dem Problem gehört hatte, fürchtete zwar, dass seine Patientin in dieser Hinsicht keinen Erfolg haben würde, doch seiner Meinung nach war es für sie jetzt wichtiger, an ihre Gesundheit zu denken.

„Gehen Sie in die Berling-Klinik, lassen Sie sich untersuchen, holen Sie die Meinung der dortigen Kollegen ein und richten Sie sich danach!“, empfahl er. „Alles Weitere wird sich finden.“

Frau Schneider bedankte sich und trat den beschwerlichen Heimweg an.

***

Chris Holl, der fünfzehnjähriger Sohn Dr. Stefan Holls, besuchte seinen Vater ab und zu in der Berling-Klinik. Da der Junge sportlich war, benutzte er dafür meistens sein Fahrrad oder die Inline-Skates, auf denen er wie der Blitz unterwegs war.

In den Straßen dieser Gegend am Stadtrand von München herrschte nicht viel Verkehr. Daher gab es für Chris keine Probleme, als er schließlich kräftig in die Pedale trat. Mühelos holte er einen vorausfahrenden Radfahrer ein, der Figur nach schon ein älterer Mann mit breitem Rücken und noch breiteren Hüften.

Schon setzte Chris zum Überholen an, als er auf die unsichere Fahrweise des Mannes aufmerksam wurde. Er schwankte schon im Sattel, bremste nicht, streckte seitlich die Beine weg, als wollte er sich auf der Fahrbahn abstützen und gleichzeitig das Rad abbremsen, doch das schaffte er nicht. Nachdem er zweimal Kontakt mit dem Asphalt bekommen hatte, verlor er das Gleichgewicht und stürzte.

Chris bremste scharf und war gleich darauf bei dem Mann, der reglos auf der Fahrbahn lag. Der Junge hatte das Alter des anderen Radfahrers ganz gut erraten. Der Mann mochte zwischen fünfzig und sechzig sein. Und er hielt die Augen geschlossen und rührte sich nicht.

„Hallo, hören Sie mich?“, rief Chris und tätschelte vorsichtig die Wange des Mannes, der einen Schutzhelm trug. Nach Meinung des Jungen konnte die Ohnmacht nicht von dem Sturz herrühren, weil der Radfahrer nicht mit voller Wucht auf die Fahrbahn geprallt war, sondern sich noch abgefangen hatte.

Da der Mann eindeutig ärztliche Hilfe brauchte, sah Chris sich suchend um und stellte fest, dass es nicht mehr weit zur Berling-Klinik war. Ohne lange zu überlegen, holte er sein Handy hervor und tippte die Nummer der Klinik ein. Sobald sich jemand meldete, gab er durch, wo er war und was geschehen war.

In kürzester Zeit traf ein Krankenwagen der Klinik mit Dr. Hansen als Notarzt ein.

„Hallo, Chris“, begrüßte der junge Assistenzarzt den Sohn seines Chefarztes. „Was genau ist geschehen?“

Chris schilderte es, während Dr. Hansen den Mann untersuchte.

„Das sieht nach einem Kreislaufkollaps aus“, stellte Jochen Hansen fest. Mithilfe eines Pflegers legte er eine Infusion und beatmete den Radfahrer. „Sehen Sie nach, ob er Papiere bei sich hat!“, bat er den zweiten Pfleger. Es stellte sich heraus, dass es keine Möglichkeit gab, den Mann an Ort und Stelle zu identifizieren.

„Sein Rad hat auch kein eingestanztes Kennzeichen im Rahmen“, meldete Chris, der sich bereits davon überzeugt hatte. Während die beiden Pfleger den Patienten mit der Trage in den Krankenwagen hoben, zeigte er auf das Rad. „Das bringe ich in die Klinik und gebe es dort zur Aufbewahrung ab“, bot er an.