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"Wasser willst du trinken? Du bist doch hier nicht in der Klosterschule!", spottet Pamela - ein aufgehender Stern am Filmhimmel.
Sie sitzen zu viert in der Kantine des Filmstudios, und auf dem Tisch steht schon eine Flasche Whisky bereit. Doch Anton trinkt nie harte Sachen, mal ein Glas Wein, sonst nichts. Als Kind einer Alkoholikerin sind ihm die Folgen des Alkoholmissbrauchs nur allzu deutlich bewusst. Andererseits fehlt ihm das Selbstbewusstsein, sich der schönen Frau, die er über alles liebt, zu widersetzen. Und schließlich gibt es ja auch etwas zu feiern. Pamela spielt in dem neuen Film die weibliche Hauptrolle, und Anton ist zum Chefbeleuchter aufgestiegen. Und so willigt er schließlich ein, ein Gläschen mitzutrinken - eine Entscheidung mit fatalen Folgen ...
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Veröffentlichungsjahr: 2020
Cover
Impressum
Der Rückfall
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: fizkes / shutterstock
eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)
ISBN 9-783-7325-9212-8
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Der Rückfall
Packender Roman um einen verhängnisvollen Abend
Von Katrin Kastell
„Wasser willst du trinken? Kommt nicht infrage! Du bist doch hier nicht in der Klosterschule!“, spottet Pamela – ein aufgehender Stern am Filmhimmel.
Sie sitzen zu viert in der Kantine des Filmstudios, und auf dem Tisch steht schon eine Flasche Whisky bereit.
Anton, der sich nach einem Unfall in betrunkenem Zustand hoch und heilig geschworen hat, nie wieder auch nur einen Tropfen Alkohol zu trinken, will keine Spaßbremse sein. Was soll’s, denkt er, der eine Drink wird mich nicht umbringen, sondern mir eher helfen, ein bisschen zu entspannen.
So beginnt der Abend mit einem harmlosen Glas Whisky und endet im volltrunkenen Zustand in der Berling-Klinik …
„Tut mir leid, Mum!“, rief Nathalie Heinemann. Sie stürmte in den Flur des Hauses und warf ihre Tasche auf die alte Zederntruhe, die ihr Urgroßvater selbst geschreinert hatte. „In der Klinik hat es wieder mal länger gedauert. Ich musste die Eltern eines vierzehnjährigen Mädchens beraten, bei der Morbus Crohn festgestellt wurde. Sie waren ganz verzweifelt, und es war einfach wichtig, ihnen klarzumachen, dass sie ihrer Tochter mit der richtigen Ernährung viel helfen können.“
Nathalie war als Diätassistentin – als Beraterin in sämtlichen Ernährungsfragen – in der Berling-Klinik angestellt und übte ihren Beruf mit Leidenschaft aus. Sie hatte ihn gewählt, weil sie darin ihre beiden großen Leidenschaften vereinen konnte: den Wunsch, Menschen zu helfen, und die Freude am Kochen, die Liebe zu gutem Essen.
Beides hatte sie zweifellos von ihrer Mutter geerbt. Marianne Heinemann las ständig Menschen auf, die vom Leben nicht gut behandelt worden waren, und hätte am liebsten die gesamte Nachbarschaft bekocht.
Auch heute war wieder so ein Abend, an dem einer ihrer Schützlinge zum Essen kommen sollte. Dieser spezielle Schützling hatte inzwischen allerdings längst im Leben Fuß gefasst und kam nicht mehr, weil er es nötig hatte, sondern weil er praktisch zur Familie gehörte. Er spielte eine ganz besondere Rolle nicht nur im Leben ihrer Eltern, sondern auch in dem von Nathalie.
Allein beim Gedanken an ihn spürte sie, wie ihr die Röte in die Wangen stieg.
Sie hatte extra früher nach Hause kommen wollen, um ihrer Mutter bei der Zubereitung des Essens zu helfen, aber wenn ein Patient in der Klinik sie dringend brauchte, ging das nun einmal vor. Der Besucher würde das verstehen, denn auch er übte seinen Beruf mit Verlässlichkeit und Leidenschaft aus.
Nathalies Mutter steckte den Kopf aus der Küche, aus der es bereits köstlich duftete. Auf ihren geröteten Wangen, die an einen Apfel erinnerten, prangten Spuren von Mehl.
„Das macht gar nichts, Nathalie, mein Schatz“, rief sie fröhlich. „Ich bin mit den Maultaschen so gut wie fertig, und die Brühe brodelt auch schon seit zwei Stunden. Und wenn Anton kommt und ich doch noch ein bisschen zu tun habe, müsst ihr zwei, du und Paps, euch eben noch ein bisschen ins Wohnzimmer setzen und euch bei einem schönen Drink mit ihm unterhalten. Das wird euch so schwer ja nicht fallen, oder?“
Nathalie konnte das Augenzwinkern in der Stimme ihrer Mutter regelrecht hören. Marianne Heinemann konnte man in Herzensangelegenheiten so leicht nichts vormachen. Und wenn sie jemanden gut kannte, dann waren es ihre Tochter Nathalie, ihr Mann Herbert und Anton Schering, den sie als so etwas wie ihren Ziehsohn betrachtete.
„Nein, Mum, das wird uns so schwer ganz sicher nicht fallen“, erwiderte Nathalie mit einem Lachen und hängte Mantel, Schal und Mütze an die Garderobe.
Auch ihr Vater steckte nun seinen Kopf aus einer Zimmertür, nämlich aus der des Wohnzimmers. Er trug seine geliebte, uralte Hausjacke, in der er so viel Gemütlichkeit und Heimeligkeit ausstrahlte, dass alle Kälte, die draußen herrschte, von Nathalie abfiel.
„Nati, mein Mädchen, wie schön, dass du zu Hause bist!“, begrüßte er sie. „Bei dem Wetter mag man ja wirklich keinen Hund vor die Tür jagen.“
Einen Hund hatten die Heinemanns auch, Klaus-Uwe, einen Rauhaardackel. Und der schoss nun zwischen den Beinen ihres Vaters hervor und sprang fröhlich kläffend an Nathalie hoch. Sie griff sich das Tier, knuddelte es tüchtig durch und setzte es dann wieder zu Boden, um ihren Vater zu umarmen.
Mit ihren vierundzwanzig Jahren stand Nathalie mit beiden Beinen fest im Leben, leistete in ihrem Beruf gute Arbeit und verdiente ihr eigenes Geld. Wenn sie in den starken Armen ihres Vaters lag, fühlte sie sich trotzdem einen Augenblick lang noch als das kleine Mädchen, das vor jeglichem Kummer und Unglück beschützt wurde.
Herbert Heinemann hatte als Schreiner das Traditionsunternehmen seiner Familie weitergeführt und es durch Fleiß und Talent zu neuer Blüte gebracht. Dennoch hatte für ihn die Familie immer an erster Stelle gestanden, und so war es noch heute.
Nathalie wusste, dass sie mit ihren Eltern das große Los gezogen hatte. Die Heinemanns waren Leute, die eine ganze Fußballmannschaft von Kindern hätten haben sollen, und genau das hatten sie sich auch gewünscht. Da das Schicksal es aber anders im Sinn gehabt und ihnen nur ein einziges Kind geschenkt hatte, hatten die beiden eben ihre ganze überschäumende Liebe auf Nathalie konzentriert.
Und auf Anton, fügte sie in Gedanken rasch noch hinzu. Für den Sohn, der ihren Eltern nicht vergönnt gewesen war, hatte Anton, der kleine Junge aus dem Nachbarshaus, einen gebührenden Ersatz abgegeben.
Antons Vater war bei einem Unfall ums Leben gekommen, als sein kleiner Sohn noch kein Jahr alt gewesen war. Seine Mutter hatte sich vermutlich anfangs alle Mühe gegeben, mit ihrem Jungen trotz allem zurechtzukommen. Doch Anneliese Schering war eine labile Persönlichkeit, die mit dem plötzlichen Tod ihres Mannes, einem kleinen Kind und den Anforderungen des Alltags überfordert gewesen war.
Um sich zu trösten und von ihren Sorgen abzulenken, hatte sie begonnen, abends ein, zwei Gläser Schnaps zu trinken. Aus den ein oder zwei Gläsern waren bald drei oder vier geworden. Und kurz darauf hatte sie nicht nur am Abend, sondern schon am frühen Morgen getrunken, ehe sie aufgestanden war, um sich um Anton zu kümmern.
Und noch einige Zeit später war sie überhaupt nicht mehr aufgestanden, nachdem sie sich in der Nacht zuvor bis zur Besinnungslosigkeit betrunken hatte. Anton war sich selbst überlassen geblieben und musste zusehen, wo er in dem verwahrlosten Haushalt, in dem bald auch das Geld für Lebensmittel knapp wurde, etwas zu essen fand.
Eine Abwärtsspirale war in Gang gekommen, die sich nicht mehr aufhalten ließ.
Dr. Stefan Holl, der Arzt, der die Klinik leitete, in der Nathalie arbeitete, und der auch Anneliese Scherings Arzt gewesen war, hatte sich nach Kräften bemüht, die alkoholkranke Frau zu einem Entzug zu bewegen.
Antons Mutter aber hatte sich mit aller Macht dagegen gesträubt. Sie sei nicht krank, hatte sie steif und fest behauptet, und schon gar nicht süchtig, und wenn man ihr ihre Ruhe ließe, käme sie bestens zurecht.
Zu diesem Zeitpunkt hatte Dr. Holls ganze Sorge dem kleinen Anton gegolten. Es hatte die Gefahr bestanden, dass er unter die Räder geriet, wenn seine Mutter kein Einsehen zeigte. Tage- und nächtelang hatte er mit seinem Gewissen gekämpft und war schließlich zu dem Schluss gekommen, es sei das Beste, das Jugendamt zu informieren und Anton aus der Familie herauszuholen.
Der kleine Anton aber hatte sich geweigert. Verzweifelt weinend hatte er beteuert, er wolle seine Mama nicht verlassen, sie habe doch außer ihm niemanden mehr. Gegen den Willen des Kindes zu entscheiden, hatte Dr. Holl einfach nicht übers Herz gebracht – und so waren die Heinemanns ins Spiel gekommen.
Nathalies Mutter hatte damals längst bemerkt, dass hinter den verdreckten Vorhängen des Nachbarhauses alles ganz und gar nicht in Ordnung war. Sie hatte dem kleinen Jungen, der für sein Alter viel zu dünn und zu blass gewesen war, öfters einen Apfel, ein Stück Kuchen oder ein Spielzeug von Nathalie zugesteckt.
Nachdem Dr. Holl jedoch auf diskrete Weise mit dem Ehepaar gesprochen und um Hilfe gebeten hatte, war Marianne Heinemann zu voller Form aufgelaufen.
Von nun an hatte Anton nach dem Kindergarten und später nach der Schule bei ihnen zu Mittag gegessen und so wenigstens einmal täglich eine warme, nahrhafte Mahlzeit in den Magen bekommen.
Wenn Marianne Heinemann für Nathalie das Schulbrot geschmiert hatte, war es selbstverständlich gewesen, dass auch Anton sein Päckchen bekommen hatte. Und zu Weihnachten, Ostern und Geburtstagen wurde er mit Kleidung, Schulbedarf und Spielzeug ausgestattet, sodass es ihm an nichts Wesentlichem gefehlt hatte.
Vor allem aber hatte Anton bei den Heinemanns die Liebe und Wärme eines Familienlebens zu spüren bekommen, die seine suchtkranke Mutter ihm nicht geben konnte. Bei abendlichen Mensch-ärgere-dich-nicht-Runden, weihnachtlichem Backen und Basteln, Schlittenpartien und Kinobesuchen war der vernachlässigte Junge regelrecht aufgeblüht.
Nathalie ihrerseits war überglücklich gewesen, nicht mehr das einzige Kind im Haus zu sein, und hatte es in vollen Zügen genossen, auf einmal so etwas wie einen Bruder zu haben.
Erst als sie beide älter wurden und nicht mehr Hand in Hand durch den Zoo, sondern zusammen auf die ersten Partys gegangen waren, wurde Nathalie klar, dass Anton nicht ihr Bruder war und dass ihre Gefühle für ihn alles andere als schwesterlicher Natur waren.
Den Mut, Anton zu sagen, was sie für ihn empfand, hatte Nathalie jedoch nie aufgebracht. Sie blieben, was sie ihre ganze Kindheit hindurch gewesen waren: die allerbesten Freunde, die Freud und Leid miteinander teilten, sich gegenseitig ihre Sorgen anvertrauten und sich unterstützten. Daran änderte sich auch nichts, nachdem beide ihren Schulabschluss gemacht hatten und beruflich getrennte Wege gingen.
Nathalie, die Diätassistentin werden wollte, hatte einen Platz in der Berling-Klinik von Dr. Holl gefunden, mit dem sich durch seinen Einsatz für die Scherings eine herzliche Bekanntschaft entwickelt hatte.
Anton dagegen hatte davon geträumt, als Beleuchter zum Film zu gehen. Von allen Aktivitäten, die er als Junge dank der Heinemanns hatte erleben dürfen, hatte das Kino ihn stets am meisten fasziniert. Und da er sowohl technisch als auch künstlerisch begabt war, schien das Berufsziel Beleuchter für ihn der richtige Weg zu sein.
Auch für ihn setzte Dr. Holl sich ein. Bei einem Bekannten von ihm, der Werbefilme erstellte, konnte Anton eine Lehre zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik absolvieren. Als er seinen Abschluss in der Tasche gehabt hatte, hatte er sofort einen Aushilfsjob bei den Bavaria Filmstudios bekommen.
Nathalie war stolz auf ihn. Die Bavaria Studios, wo so berühmte Filme wie „Das Boot“ und „Die Unendliche Geschichte“ gedreht worden waren, wurden auch „Deutschlands Hollywood“ genannt und waren eine hervorragende Adresse.
Zuerst war Anton nur Aushilfe gewesen, und er hatte heftige Kämpfe ausfechten müssen, um sich durchzusetzen, denn die Konkurrenz im Filmgeschäft war hart. Nathalie hatte aber immer gewusst, dass Anton ein Kämpfer war, der nur einen Fuß in der Tür gebraucht hatte. Und genau das hatte er ihr auch bewiesen, indem er sich mit jedem Filmprojekt langsam, aber stetig nach oben gearbeitet hatte.
Natürlich konnten sie sich nicht mehr so häufig sehen wie als Kinder. Antons Mutter, deren Gehirn der Alkohol zerstört hatte, war mittlerweile in einem Pflegeheim untergebracht, und das Haus hatte verkauft werden müssen, um die Kosten zu bestreiten.
Anton hatte sich eine kleine Wohnung in der Nähe des Filmgeländes vor den Toren Münchens gemietet, und war nun eine gute Stunde unterwegs, wenn er die Heinemanns besuchen wollte.
Dennoch hielten sie alle daran fest, mindestens einmal im Monat gemeinsam zu Abend zu essen. Sie wählten dafür immer einen Freitag aus, an dem alle Zeit und das Wochenende vor sich hatten.
Nathalies Mutter kochte dann eines von Antons Lieblingsgerichten, und ihr Vater, ein passionierter Hobby-Weinkenner, wählte einen seiner besten Tropfen aus. Und nach dem Essen saßen sie immer noch lange gemütlich im Wohnzimmer beisammen wie in alten Zeiten.
Sie spielten Karten, sahen sich einen schönen Film an oder sprachen über alles, was in ihrem Leben derzeit von Bedeutung war. Anschließend übernachtete Anton im Gästezimmer und brach erst am Morgen, nach einem ausgiebigen Familienfrühstück, auf.
***
Heute war endlich wieder einer dieser Freitage, auf die Nathalie sich immer den ganzen Monat freute. Auch ihrem Vater war anzusehen, wie sehr es ihn freute, seine Lieben wieder einmal alle versammelt zu haben. Er küsste Nathalie liebevoll aufs Haar und griff dann nach einer vor Kälte beschlagenen Flasche, die im Eiskübel neben ihm bereitstand.
„Was unseren Aperitif betrifft, so dachte ich mir, es dürfte heute mal Champagner sein“, sagte er. „Ich weiß nicht, warum, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass unser Anton etwas zu feiern hat.“
„Meinst du wirklich?“, fragte Nathalie und verspürte ein Kribbeln im Magen. Sie wusste, worum sich Anton beworben hatte, aber war es wirklich möglich, dass er Erfolg gehabt hatte? Er war doch erst fünfundzwanzig, nur ein Jahr älter als sie.
An der Tür klingelte es.
„Das ist er!“, rief Nathalie aufgeregt und rannte, von Klaus-Uwe, begleitet los.
„Anton!“, rief sie glücklich, kaum dass sie die Tür aufgerissen hatte und den geliebten Mann dort stehen sah.
Sie kannte Anton schon ihr ganzes Leben, und doch ging ihr sein Anblick jedes Mal durch und durch. Mit seinem dichten dunklen Haar und den ebenso dunklen Augen, dem schlanken Wuchs und den ausdrucksvollen markanten Zügen war er ein umwerfend attraktiver Mann!
Nathalie hätte er aber auch gefallen, wenn er weniger blendend ausgesehen hätte. Insgeheim hätte sie das sogar vorgezogen, denn dann hätte sie sich nicht ganz so sehr vor der Konkurrenz all der Schönheiten fürchten müssten, die auf dem Filmgelände herumliefen.
Flüchtig bereute sie es, ihr volles weizenblondes Haar nicht rasch ausgekämmt zu haben, damit es offen und glänzend über ihre Schultern fiel. Von der Arbeit trug sie es noch immer streng zurückgebunden. Sie achtete einfach viel zu wenig auf ihre äußere Erscheinung, wie ihr auch ihre Kollegin und Freundin Tatjana immer wieder vorwarf.
„Nathalie!“ Anton strahlte und breitete die Arme aus.
Nathalie ließ sich hineinfallen. Er drückte sie an sich und wirbelte sie – von dem schwanzwedelnden Dackel umsprungen – durch die Luft.
„Wie ist es dir ergangen, kleines Schwesterchen?“
Die letzten Worte versetzten Nathalie einen Stich, aber sie freute sich viel zu sehr, Anton zu sehen, um sich lange damit aufzuhalten.
„Alles wie immer“, antwortete sie wegwerfend. „Viel interessanter ist, wie es bei dir gelaufen ist.“
„Das werdet ihr gleich erfahren.“ Anton setzte eine geheimnisvolle Miene auf und zauberte hinter seinem Rücken eine feucht glänzende grüne Flasche hervor. „Du weißt ja, ich halte mich beim Alkohol lieber zurück, aber ich fand, heute müsste es mal Champagner sein.“
„Champagner!“, jubelte Nathalie. „Dann hatte Paps also recht, und du bist engagiert worden? Er hat nämlich auch eine Flasche Champagner aufs Eis gelegt.“
„Hab ich’s dir doch gesagt.“ Hinter Nathalie trat ihr Vater in den Flur. Er lächelte so breit wie ein Honigkuchenpferd am Weihnachtsbaum. „Mein kleiner Finger hat mir bereits beim Aufwachen verraten, dass unser Junge heute eine ganz große Sache zu feiern hat.“
„Du bist und bleibst genial, Herbert“, begrüßte ihn Anton. „Dabei habe ich doch selbst nicht wirklich daran geglaubt und kann es noch immer nicht richtig glauben. Sie haben von allen Bewerbern ausgerechnet mich genommen! Als Oberbeleuchter. Für einen Film unter der Regie des großen Michael Wagenbauer.“