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Die fünfjährige Patientin Katharina Weber bereitet Chefarzt Dr. Holl schlaflose Nächte und Kopfzerbrechen. Wieder mal ist die Kleine in Begleitung ihrer Mutter in die Notaufnahme der Berling-Klinik eingeliefert worden. Bisher ist es dem Ärzteteam nicht gelungen, eine Diagnose zu stellen, zu diffus sind die Symptome von Erbrechen, zu Durchfall bis hin zu epileptischen Anfällen.
Dr. Holl und seine Kollegen stehen vor einem Rätsel. Doch als das Mädchen eines Tages mit lebensgefährlichen Vergiftungserscheinungen in die Notaufnahme gebracht wird, steht plötzlich ein ungeheurer Verdacht im Raum: Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom ...
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Seitenzahl: 127
Veröffentlichungsjahr: 2020
Cover
Impressum
Es war die eigene Mutter
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Photographee.eu / shutterstock
eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)
ISBN 9-783-7325-9915-8
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Es war die eigene Mutter
Packender Arztroman um das Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom
Von Katrin Kastell
Die fünfjährige Patientin Katharina Weber bereitet Chefarzt Dr. Holl schlaflose Nächte und Kopfzerbrechen. Wieder mal ist die Kleine in Begleitung ihrer Mutter in die Notaufnahme der Berling-Klinik eingeliefert worden. Bisher ist es dem Ärzteteam nicht gelungen, eine Diagnose zu stellen, zu diffus sind die Symptome von Erbrechen, zu Durchfall bis hin zu epileptischen Anfällen.
Dr. Holl und seine Kollegen stehen vor einem Rätsel. Doch als das Mädchen eines Tages mit lebensgefährlichen Vergiftungserscheinungen in die Notaufnahme gebracht wird, steht plötzlich ein ungeheurer Verdacht im Raum: Handelt es sich um das Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom …
Adrian war mitten in der Tiefschlafphase, als das Telefon klingelte. Wieder einmal.
Mühsam öffnete er die Augen. Fünf Minuten nach Mitternacht zeigte der Digitalwecker. Das konnte eigentlich nur … Er hielt sein Smartphone so, dass er den Namen des Anrufers lesen konnte, obwohl er ihn schon wusste.
Britta war dran. Das bedeutete, dass es wieder ein Problem mit Kathi gab.
„Was ist denn?“, murmelte Carolin neben ihm schlaftrunken.
„Alles in Ordnung, Liebling“, flüsterte er. „Bin gleich zurück.“
Er schwang sich aus dem Bett. Erst außerhalb des Schlafzimmers nahm er den Anruf an.
„Warum meldest du dich nicht sofort?“ Brittas Stimme zitterte vor Angst. „Adrian, Kathi ist krank!“
„Komm zu dir und sag mir ganz ruhig, was passiert ist.“
Britta berichtete, dass Kathi wieder einmal bewusstlos geworden war.
„Vorher hatte sie einen epileptischen Anfall.“
„Mitten in der Nacht?“
„Sie musste aufs Klo. Und bevor wir dort ankamen, sackte sie schon zusammen und fing an zu krampfen. Du musst herkommen und uns ins Krankenhaus fahren. Ich habe schreckliche Angst um unseren Schatz.“
„Ist es nicht besser, den Notarzt zu rufen? Er wird Kathi gleich an Ort und Stelle untersuchen. Vielleicht muss sie ja gar nicht ins Krankenhaus.“
„Glaub mir, das muss sie.“ Brittas Stimme klang schon ein wenig schriller. „Ich würde dich doch nicht stören, wenn ich nicht ganz sicher wäre, dass es ernst ist. Und im Übrigen ist der Notarzt nicht auf Kinder spezialisiert, aber im Krankenhaus gibt es einen Kinderarzt.“
„Ich komme.“ Adrian seufzte erst, als das Gespräch beendet war. Natürlich würde er Britta helfen. Es ging ja um seine Tochter. Vor ihm lag also eine kurze Nacht. Wieder einmal.
Wenn er die beiden jetzt in die Klinik fuhr, kam er gewiss nicht unter zwei Stunden nach Hause zurück. Dann blieben ihm noch knapp vier Stunden bis zum Aufstehen. Und ausgerechnet heute hatte er einen ganz wichtigen Termin bei Gericht.
Zeitgleich setzte wieder die Angst um sein Kind ein. Kathi war sehr oft krank, hatte epileptische Anfälle und immer wieder seltsame Bewusstseinsstörungen, für die noch kein Arzt eine Erklärung gefunden hatte.
Plötzlich spürte Adrian eine Hand auf seiner Schulter. Carolin stand hinter ihm. Er hatte sie gar nicht kommen hören.
„Ist was mit Kathi?“
„Ja, ich hoffe, es ist nichts Schlimmes.“
„Soll ich mitkommen?“
„Nein, ich fahre besser allein.“
Mitfühlend betrachtete Carolin die Sorgenfalten auf der Stirn ihres Mannes. Auch ihr tat es leid, dass seine Tochter den Weg in ein gesundes Leben noch nicht gefunden hatte.
„Ruf an, wenn es länger dauert, ja?“
„Aber ich will dich doch nicht aufwecken.“
„Jetzt kann ich ohnehin nicht mehr richtig schlafen“, erwiderte Carolin und drückte ihm einen Kuss auf den Mund. „Ich mache mir ja auch Sorgen.“
„Bis später, Liebes.“ Noch ein schneller Kuss, dann eilte Adrian durch die Verbindungstür in die Garage.
Carolin lauschte noch auf das Geräusch des anspringenden Motors, ging dann wieder ins Schlafzimmer zurück und schlüpfte unter die Decke. Eine Weile legte sie ihre Hand in die warme Kuhle des Kissens, die Adrians Kopf hinterlassen hatte, und machte ein paar tiefe Atemzüge, um sich zu beruhigen und wieder einzuschlafen.
Es gelang ihr nicht. So kamen die Gedanken, einer zog den anderen nach sich, und Carolin ahnte schon, dass es eine lange Kette werden würde, wenn es ihr nicht gelang, sie zu durchbrechen.
Mit Adrian, ihrer großen Liebe, war sie glücklich verheiratet. Als sie ihn vor drei Jahren unter ungewöhnlichen Umständen kennengelernt hatte, hatte sie gleich gewusst, dass dieser Mann ihr Leben verändern würde.
Und genauso war es auch gekommen. Sie hatten sich beide unsterblich ineinander verliebt. Und nachdem er sicher gewesen war, dass seit seiner Trennung von Britta genug Zeit vergangen war, um keine Altlasten mehr mit sich herumzutragen, hatte er ihr einen romantischen Antrag gemacht.
„Willst du mich heiraten?“, hatte er sie gefragt.
Dass er schon eine Tochter aus der früheren Beziehung hatte, hatte er ihr beim zweiten oder dritten Date erzählt. Carolin war von Anfang an bereit gewesen, dieses Kind in ihre Zweiergemeinschaft mit einzubeziehen.
Sie lebten in Adrians Elternhaus, in dem auch eine Großfamilie bequem Platz hätte. Adrian war hier mit seinen vier Geschwistern aufgewachsen, die nun als Erwachsene weit verstreut im Ausland lebten. Er war als Einziger in München geblieben.
Wenn sie sich hin und wieder sahen, war die Freude groß. Sowohl er als auch Carolin hatten früh ihre Eltern verloren.
Am Wochenende kam Kathi oft zu ihnen, meistens holte Adrian sie bei Britta ab, da sie ungern Auto fuhr. Immer bekam er dann eine lange Liste von Maßnahmen zu hören, die unbedingt zu beachten waren: Was das Kind essen sollte und was auf gar keinen Fall, womit es spielen und welche Sendungen im Fernsehen es anschauen durfte.
Kathi war ein liebes Mädchen, anschmiegsam und vertrauensvoll. Und sie freute sich immer riesig, wenn sie wieder bei ihrem Papa sein konnte.
Es tat Carolin von Herzen leid, dass die Fünfjährige so oft krank war und nicht in die Kita gehen konnte, um dort mit Gleichaltrigen zu spielen und sich auf die Schule vorzubereiten. Auch stand, nach heutiger Sicht, eine Einschulung noch sehr infrage.
Carolin hoffte, dass sich Kathis Zustand mit der Zeit bessern würde. Manche Kinder waren Spätentwickler, die erst im Laufe des Älterwerdens ihre gesundheitlichen Schwächen überwanden.
Schon als Baby war Kathi häufig krank gewesen. Als Kleinkind hatte sie an einer Verengung der kleinen und kleinsten Atemwege gelitten, die ein hochfrequentes Geräusch beim Ausatmen verursacht hatte: das Giemen.
Adrian hatte ihr davon erzählt. Diese Pfeifatmung hatte der Kinderarzt damals festgestellt, aber jetzt waren die Atemwege schon seit einem Jahr vollkommen frei.
Immer wieder schaute Carolin auf die Uhr und lauschte auf ein Geräusch im Haus, doch Adrian kam nicht und rief auch nicht an.
***
„Woran denkst du?“, fragte Julia Holl ihren Mann. „Seit zehn Minuten bist in Gedanken mit etwas ganz anderem beschäftigt.“
Dr. Stefan Holl, Chefarzt der Münchner Berling-Klinik, hob den Blick.
„Tut mir leid, Liebling. Ich kaue an einem medizinischen Problem herum.“
„Stell dir vor, das habe ich doch tatsächlich schon vermutet.“ Julia lächelte. „Noch Kaffee, mein Schatz?“
„Nein danke, ich habe genug.“
„Vielleicht willst du ja dein Problem mit mir teilen?“
„Das hatte ich in der Tat vor. Es geht um ein Kind.“
„Na, dann bist du ja bei mir an der richtigen Adresse“, sagte die approbierte Fachärztin für Pädiatrie und Tochter des Gründers der Berling-Klinik mit einem Augenzwinkern.
„Es geht um die kleine Kathi Weber. Wir haben schon mal über sie gesprochen. Das Kind leidet an epileptischen Anfällen. Wir haben sie mehrfach untersucht. Beim EEG und bei der Magnetresonanztomografie wurden keine für eine Epilepsie typischen Veränderungen gezeigt. Wir könnten versuchen, das medikamentös in den Griff zu bekommen, aber ich zögere noch.“
„Vielleicht sind diese Anfälle nicht auf Epilepsie zurückzuführen“, meinte Julia. „Gerade bei Kindern kann es sich auch um eine andere Krankheit handeln.“
„Die Mutter beschreibt die Anfälle aber mit den üblichen Symptomen. Und da sie selbst ausgebildete Krankenpflegerin ist und auch längere Zeit in dem Beruf gearbeitet hat, sogar bei uns, gestehe ich ihr zu, das richtig zu erkennen.“
„Auf welcher Station hat sie denn gearbeitet?“, wollte Julia interessiert wissen.
„Das weiß ich nicht mehr. Ich weiß auch nicht, wann das war. Ich müsste mich in der Personalabteilung erkundigen, da ich selbst keine Erinnerung an sie habe. Für das Kind hat sie wohl den Beruf aufgegeben. Sie ist alleinerziehend.“
„Es könnte sich auch um eine Hirnverletzung bei der Geburt handeln. Aber in vielen Fällen lässt sich auch gar keine Ursache finden.“
„Meistens passiert es bei der Kleinen nachts, wie ihre Mutter berichtet. Dann kommt es zu Zuckungen, das Sprechen misslingt. Es könnte eine sogenannte Rolando-Epilepsie sein, eine relativ milde Form, die irgendwann im Teenageralter zum Stillstand kommt. Eine medikamentöse Behandlung ist oft gar nicht nötig. Aber die Mutter ist natürlich besorgt und drängt auf eine Therapie.“
„Es ist verständlich, dass sie Angst um ihr Kind hat.“ Als vierfache Mutter kannte Julia das Gefühl, nachts am Bett eines kranken Kindes zu sitzen, Tränen zu trocknen und Schmerzen zu lindern, nur allzu gut.
„Aber jetzt reden wir nicht mehr über Patienten und ihre Krankheiten, sondern über uns. Wo sind eigentlich unsere Kinder? Es ist so still im Haus.“
„Die Zwillinge haben Seminare an der Uni. Juju ist noch bei einer Freundin. Die Mutter bringt sie nachher nach Hause. Und Chris ist in seinem Zimmer.“
„Dann schau ich mal, was unser Sohn macht.“
Kurz darauf klopfte Stefan Holl an Chris’ Zimmertür.
„Nur herein!“, tönte es von drinnen.
„Machst du gerade Schularbeiten? Dann gehe ich wieder.“
„Bin schon fertig.“ Der Fünfzehnjährige raffte die getragenen Sachen vom einzigen Sessel im Raum an sich und stopfte sie unten in den Schrank. „Setz dich doch.“
Obwohl im Zimmer seines Sohnes eine deutliche Unordnung herrschte, fühlte der Vater sich hier wohl. Zum einen wurde er an seine eigene Jugendzeit erinnert, zum anderen empfand er es als angenehm, mal mit Chris allein zu sein.
Meistens drängte sich Nesthäkchen Juju in den Vordergrund, sodass Stefan Holl ab und an schon befürchtet hatte, Chris könne sich zurückgesetzt fühlen. Doch eigentlich machte sein Sohn nicht diesen Eindruck.
Die Zwillinge, beide inzwischen schon fleißige Studenten, wandelten ohnehin immer öfter auf eigenen Wegen.
Nach einer Flaute in der Schule hatte Chris sich jetzt wieder gefangen. Seine Noten wurden wieder besser, was die Eltern äußerst zufrieden stimmte.
„Hast du dir eigentlich schon mal Gedanken über einen möglichen Beruf gemacht?“, fragte Dr. Holl ihn nun. „Als ich ein Junge war, wollte ich Dompteur werden, später dann Hubschrauberpilot. Wie wir wissen, bin ich weder das eine noch das andere geworden.“
„Astronaut wäre cool“, meinte Chris und grinste. „Aber ich glaube, ich mache doch lieber was Vernünftiges.“
„Ich bin ganz Ohr, mein Sohn.“
„Elektro- und Informationstechnik“, erklärte Chris, ohne lange nachzudenken. „Die Entwicklung von Maschinen und Schaltanlagen interessiert mich, Signaltechnik auch und natürlich Computer- und Netzwerktechnik. Das ist die Schlüsseltechnologie für die Digitalisierung. Und ein Beruf mit Zukunft.“
In einer Ecke des Zimmers befand sich ein Tisch mit Technik-Bausätzen und Teilen aus Laptops, Fernsehern und Radioempfängern, die Chris mit viel Erfindergeist wieder neu zusammenbaute. Er verband Holz und Metall mit Elektrik und Mechanik. So hatte schon ein kleiner Roboter das Licht der Welt erblickt, ebenso eine Maus mit Leuchtaugen und eine Winkekatze für Juju.
„Klingt nach einem guten Plan. Du hast dich offenbar schon kundig gemacht“, stellte Stefan Holl fest, nachdem er die neuesten Erfindungen seines Sohnes begutachtet hatte. „Du bist ein richtiger Tüftler. Dann wird es wohl nichts mit Medizin, wie?“
„Das kannst du vergessen, Papa! Opa ist Mediziner, Mama und du auch, und Marc tritt ebenfalls in eure Fußstapfen. Da muss ich nicht auch noch hinterherlaufen.“
„Du hast recht. Und ich finde deine Wahl ausgesprochen gut. Mal sehen, wie du in ein paar Jahren darüber denkst, wenn du dich entscheiden musst.“
In diesem Moment wurde die Tür aufgerissen, und Juju stürmte herein.
„Anklopfen nicht vergessen!“, mahnte Chris seine kleine Schwester. „Es ist unhöflich, einfach so hereinzuplatzen.“
„Ach was, stell dich nicht so an“, versetzte Juju schlagfertig. „Wir sind doch eine Familie. Da hat man nichts zu verbergen – oder vielleicht doch?“
„Kleine Mädchen wie du müssen aber nicht alles wissen“, wies Chris sie zurecht. „Darum gehst du jetzt noch mal raus und klopfst an. Das ist eine Übung fürs Leben.“
Juju ließ sich auf das Spiel ein.
„Was kann ich für dich tun?“, fragte der Bruder, als sie zum zweiten Mal hereinkam, nachdem sie brav angeklopft hatte.
„Mama schickt mich. Das Essen ist fertig.“
„Na, dann sag das doch gleich. Ich hab einen Riesenkohldampf.“ Chris sprang auf und war als Erster am Tisch.
***
Nach einem langen Arbeitstag in der Kanzlei von Dr. Axel Lassow kehrte Adrian Ritter nach Hause zurück. Carolin war noch nicht da. Er wusste, dass sie heute wieder in der Berling-Klinik zu tun hatte.
Als ausgebildete Psychologin wurde sie oft gerufen, wenn es um Trauerfälle oder um besonders schwere Verletzungen und Krankheiten ging, mit denen die Patienten nicht fertig wurden. Sehr oft musste sie mit Eltern sprechen, die erfahren hatten, dass ihr krebskrankes Kind nicht mehr gesund werden würde.
Auch für Carolin waren das manchmal belastende Stunden, aber sie hatte während ihrer Ausbildung und den anschließenden Praktika gelernt, die Menschen in ihrem Leid zu begleiten, ohne dieses Leid zu ihrem eigenen zu machen.
Adrian bewunderte seine Frau für ihre Kraft. Und wenn sie manchmal doch etwas erschöpft und mitgenommen nach Hause kam, zog er sie an sich und legte schützend die Arme um sie.
An seine Beziehung mit Britta dachte er nicht gern zurück, doch immer wieder tauchten kurze Erinnerungen auf, die er so schnell wie möglich loswerden wollte, aber oft blieben sie.
Eigentlich wusste er bis heute nicht, was damals schiefgegangen war. Sie hatten sich auf der Party eines Freundes kennengelernt und heftig miteinander geflirtet. Diesem Abend waren schöne, verliebte Wochen zu zweit gefolgt. Zwar war Adrian sich noch nicht so richtig bewusst gewesen, ob sie auf Dauer zusammenbleiben würden, aber er hatte die Zeit mit Britta in vollen Zügen genossen.
Dann aber hatte sich nach und nach ein Unbehagen bei ihm eingestellt, das er sich zunächst nicht erklären konnte. Brittas Anhänglichkeit hatte ihn zunehmend erdrückt. Ständig war sie wegen vollkommen harmloser Dinge eifersüchtig geworden und hatte ihm in der Öffentlichkeit unangenehme Szenen gemacht.
Zwar hatte sie ihn danach immer wieder demütig um Verzeihung gebeten, doch seine Liebe zu ihr war mehr und mehr erloschen. Gerade hatte er sich dazu durchgerungen, ihr die Trennung vorzuschlagen, da hatte sie ihm freudestrahlend berichtet, dass sie schwanger war.
Auch wenn ein Kind nicht geplant gewesen war, hatte Adrian sich von der ersten Sekunde an gefreut, Papa zu werden.
Britta war zu ihm in sein Haus gezogen. Eine Zeit lang hatten sie es danach geschafft, ihre Beziehungsprobleme zu überdecken. Im Mittelpunkt ihres Lebens hatten die Schwangerschaft und die Geburt gestanden.
Das Kind war pünktlich zum errechneten Termin zur Welt gekommen, ein zuckersüßes, gesundes Mädchen, das er sofort in sein Herz geschlossen hatte.
Die ersten Tage als Familie waren erfüllt gewesen von purem Glück. Doch Kathi war noch nicht vier Wochen auf der Welt gewesen, da waren Brittas Schreiattacken wieder losgegangen.
Nichts hatte er in ihren Augen richtig gemacht. Er hatte das Kind falsch gehalten, war zu dumm gewesen, es zu wickeln, und hatte überhaupt, ihrer Meinung nach, einen ganz schlechten Einfluss auf das Baby gehabt.