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Die Ärztin Patricia Bach ist jung, hübsch, erfolgreich und seit Kurzem mit dem reichen, gut aussehenden Richard von Feldern verlobt. Als sie in der Berling-Klinik eine Anstellung als Assistenzärztin erhält, ist ihr Glück vollkommen.
Mit Feuereifer assistiert sie den erfahrenen Ärzten der Klinik bei Operationen und erntet viel Lob von allen Seiten. Es könnte beruflich und privat kaum besser laufen im Leben der jungen Ärztin.
Doch nach einem feucht-fröhlichen Abend mit einigen Kollegen auf der Bowling-Bahn bricht Patricia am nächsten Tag während einer Operation plötzlich wie aus heiterem Himmel zusammen.
Patricia hat das Gefühl, eine Katastrophe bahnt sich an. Und ihre Ängste sind nur allzu berechtigt, denn sie weiß genau, was den Zusammenbruch ausgelöst hat ...
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Seitenzahl: 128
Veröffentlichungsjahr: 2020
Cover
Impressum
Sie verschwieg ihr Leiden
Vorschau
BASTEI LÜBBE AG
Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: WeWillStock You / shutterstock
eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)
ISBN 9-783-7517-0021-4
www.bastei.de
www.luebbe.de
www.lesejury.de
Sie verschwieg ihr Leiden
Dr. Holl und der Fall Patricia B.
Von Katrin Kastell
Die Ärztin Patricia Bach ist jung, hübsch, erfolgreich und seit Kurzem mit dem reichen, gut aussehenden Richard von Feldern verlobt. Als sie in der Berling-Klinik eine Anstellung als Assistenzärztin erhält, ist ihr Glück vollkommen.
Mit Feuereifer assistiert sie den erfahrenen Ärzten der Klinik bei Operationen und erntet viel Lob von allen Seiten. Es könnte beruflich und privat kaum besser laufen im Leben der jungen Ärztin.
Doch nach einem feucht-fröhlichen Abend mit einigen Kollegen auf der Bowling-Bahn bricht Patricia am nächsten Tag während einer Operation plötzlich wie aus heiterem Himmel zusammen.
Patricia hat das Gefühl, eine Katastrophe bahnt sich an. Und ihre Ängste sind nur allzu berechtigt, denn sie weiß genau, was den Zusammenbruch ausgelöst hat …
Voller Stolz betrachtete Patricia ihren Verlobungsring. Selbst im gedämpften Licht der Tischlampe funkelte er vielversprechend. Als wolle er ihr bedeuten, dass sie den Weg in eine glückliche Zukunft längst eingeschlagen habe.
Der Mann, mit dem sie ihr weiteres Leben verbringen wollte, hatte sich wahrlich nicht lumpen lassen. Eine Freundin, die sich angeblich in solchen Dingen auskannte, hatte den kunstvoll geschliffenen Smaragd auf fünftausend Euro geschätzt. Mindestens, wie sie mehrmals betonte.
Sicher, für dieses Schmuckstück hatte er einiges hinblättern müssen, das sah auch Patricia, aber den wahren Preis wollte sie gar nicht wissen. Für sie zählte allein, was der Ring ausdrückte: dass Richard sie liebte und zu seiner Frau machen wollte. Nie hätte sie gedacht, wie wunderbar es sich anfühlte, die Auserwählte eines solchen Mannes zu sein.
„Er gefällt dir“, stellte Richard mit einem selbstsicheren Lächeln fest. Er wusste, wie wichtig es war, niemals in Geschmacksfragen danebenzuliegen. Gerade hatte er ein zartes Steak vom Angusrind vertilgt, spülte mit einem Schluck Rotwein nach und lehnte sich dann zufrieden auf seinem gepolsterten Stuhl zurück.
Im Chez Maurice, einem neuen Restaurant in Schwabing, ließen sie es sich gut gehen. Es hatte erst vor Kurzem eröffnet und war noch ein Geheimtipp unter verwöhnten Gourmets.
„Natürlich gefällt er mir. Für mich ist er das Zeichen unserer Liebe.“ Ein wundervoller Moment, der nun für immer in ihrer Erinnerung blieb, den sie jederzeit abrufen und neu erleben konnte.
Richard von Feldern zwinkerte ihr vergnügt zu.
„Das hast du schön gesagt, mein Engel. Genauso sehe ich das auch.“ Er machte seinen Arm lang und griff nach ihrer linken Hand, über der er einen Kuss andeutete. „Jetzt darfst du dich schon mal als meine Verlobte betrachten. Und bald werde ich auch ganz offiziell Ja sagen, zu dir, zu uns, zu unserem gemeinsamen Leben. Darum sollten wir damit beginnen, über einen Termin nachzudenken.“
Es schmeichelte ihr enorm, dass er es mit der Hochzeit so eilig hatte. Andererseits wollte sie aber auch an ihrem Plan festhalten, erst noch ihre bereits angefangene Doktorarbeit zu beenden. Dazu brauchte sie noch ein paar Wochen, vielleicht sogar einige Monate.
Nach der Eheschließung würde sie so bald keine Zeit mehr finden, sich wieder mit dem trockenen Statistik-Thema zu befassen. Zumal dann ja auch der neue Job in der Berling-Klinik einiges von ihr abverlangte.
Außerdem musste sie wegen der Namensänderung einen neuen Personalausweis beantragen. Und da sollte dann gleich ihr kompletter Name stehen: Dr. med. Patricia von Feldern. Ein Name wie Musik, fand sie. Einige Male hatte sie sogar schon ihre neue Unterschrift ausprobiert, was sie aber für sich behielt. Richard würde sie auslachen.
„Ich möchte vorher unbedingt meine Dissertation fertigstellen. Dafür brauche ich noch ein bisschen Zeit.“
Richard betrachtete ausgiebig die Farbe des Weins in seinem Glas. Er war ein gut aussehender Mann, umgeben von der Aura des Erfolgs.
„An welchen Zeitraum denkst du?“
„Das weiß ich noch nicht. Zwei Monate, höchstens drei.“
„Ist dir diese Arbeit wirklich so wichtig?“, hakte er nach, während er sie mit schief gelegtem Kopf aufmerksam betrachtete. „Vielleicht wirst du kaum Gelegenheit haben, als Ärztin zu arbeiten. Was nützt dir dann der Doktortitel?“
Patricia presste kurz die Lippen zusammen, bevor sie ihm ein offenes Lachen schenkte.
„Du kennst mich noch nicht lange genug“, stellte sie fest, ohne ihm wirklich böse zu sein.
Aber jetzt musste sie mal etwas klarstellen, damit er begriff, dass sie nicht nur die Frau an seiner Seite sein wollte, sondern eine Frau an seiner Seite mit einem eigenen Aufgabenbereich.
„Ich habe schon eine Anstellung. Heute kam die Zusage. Ich wollte es dir schon die ganze Zeit erzählen, aber du lässt mich ja nicht zu Wort kommen.“
„Eine Anstellung?“, wiederholte er gedehnt. „Doch nicht in einem Krankenhaus?“
Auch wenn seine Reaktion sie ein wenig befremdete, so ließ sie sich davon nicht irritieren.
„Doch. Und zwar in der Berling-Klinik, einer allerersten Adresse hier in München. Nächste Woche fange ich an. So schnell wie möglich schließe ich dann noch meine Dissertation ab. Und was danach kommt, werden wir sehen.“
Richard nickte zustimmend. Patricia war nicht nur eine attraktive Frau, sondern wusste auch ziemlich genau, was sie wollte. Das imponierte ihm. Darum erschien es ihm jetzt wenig sinnvoll, ihr zu widersprechen und seine Sicht der Dinge darzulegen.
Ihm war wichtig, dass bald das erste Kind kam, danach ein zweites und ein drittes. Mit seinen achtunddreißig Jahren hatte er karrieremäßig schon viel erreicht. Nach diesem erfolgreichen Lebensabschnitt wurde es allmählich Zeit, für Nachwuchs zu sorgen. Lange wollte er damit nicht mehr warten.
Viele seiner Freunde und Bekannten hatten schon eine Familie gegründet. Immer öfter ertappte er sich dabei, dass er so etwas wie Neid empfand, wenn die anderen stolz die Fotos ihrer Sprösslinge präsentierten.
Seine schöne junge Verlobte war mit ihren fünfundzwanzig Jahren im besten gebärfähigen Alter. Und wenn sie erst mal ein Baby in ihren Armen hielt, würde ihr der Job in einer Klinik nicht mehr wichtig sein. Aber das musste nicht unbedingt jetzt erörtert werden.
Aus der Innentasche seines Sakkos zog er ein Stück Papier.
„Das hier ist noch für dich“, sagte er schmunzelnd. „Ich hab das für dich übernommen.“
„Was ist das?“
„Schau nach.“
Patricia entfaltete das Blatt und überflog es. Es handelte sich um einen Vertrag mit einer Fahrschule, ausgestellt auf ihren Namen.
Die junge Frau runzelte die Stirn, was Richard völlig falsch interpretierte.
„Keine Sorge“, sagte er. „Es ist schon alles bezahlt, dreißig Fahrstunden sind inbegriffen. Wenn du mehr brauchst, kein Problem.“
Patricia spürte leisen Groll in sich aufsteigen. Richards Eigenmächtigkeit empfand sie als unliebsamen Übergriff. Wie sollte sie darauf so reagieren, dass er sich weder gekränkt fühlte noch sie für undankbar hielt?
Eigentlich war es ein weiteres grandioses Geschenk, nur leider konnte sie es nicht annehmen.
Als erster Ablehnungsgrund fiel ihr natürlich die mangelnde Zeit ein. Patricia begann diplomatisch.
„Das ist unglaublich großzügig von dir, aber ich glaube nicht, dass ich jetzt auch noch Fahrstunden nehmen kann.“
„Das ist alles halb so wild“, kommentierte Richard. „Du bist doch ein kluges Mädchen und wirst schnell kapieren, worauf es in der Theorie ankommt. Und vielleicht liegt dir das Fahren so sehr, dass du gar keine dreißig Stunden brauchst.“
„Gerade hast du vorgeschlagen, so bald wie möglich zu heiraten. Dazu müssen einige Vorbereitungen getroffen werden. Außerdem muss ich in der Klinik arbeiten. Und, wie gesagt, ist mir auch meine Doktorarbeit wichtig.“
„Na gut, wenn es dir jetzt mit den Fahrstunden nicht passt, kannst du sie auch später nehmen.“
Für diesen Hinweis war sie ihm von Herzen dankbar.
„Im nächsten Frühjahr ginge es viel besser“, erwiderte sie eine Spur zu hastig. „Dann ist auch das Wetter besser.“
„Du sollst aber bei jedem Wetter fahren können“, meinte Richard mit liebevollem Spott. „Ich weiß nicht, was mit dir los ist, aber andere junge Leute sind doch ganz heiß darauf, endlich hinters Steuer zu dürfen.“
Er beugte sich vor und entließ sie nicht aus seinem festen Blick.
„Sag mir die Wahrheit“, verlangte er augenzwinkernd. „Du fürchtest dich vor dem Autoverkehr.“
Das stimmte nur halb. Tatsächlich gab es einen gewichtigen Grund, nicht selbst zu fahren, aber darüber konnte sie jetzt nicht reden.
Patricia entspannte sich und brachte sogar ein lockeres Lächeln zustande. Nur zu gern berief sie sich auf die Ausrede, die er ihr arglos angeboten hatte.
„Ja, es stimmt. Die endlos langen Blechlawinen machen mir Angst. Und erst recht die engen Parklücken.“
„Stell dein Licht nicht unter den Scheffel“, meinte Richard mit einem verschmitzten Lächeln. „Du wirst es schaffen. Mit jedem Kilometer, den du fährst, gewinnst du mehr Sicherheit. Und wenn die Fahrprüfung auf Anhieb nicht klappt, versuchst du es eben ein zweites Mal.“
„Warum ist es dir denn so wichtig, dass ich den Führerschein mache?“
Sie nahm einen Schluck von dem wunderbaren Chablis, der in einem Kübel auf Eis stand. Gelegentlich goss der Kellner diskret nach.
„Weil drei Fahrzeuge darauf warten, von uns bewegt zu werden. Und wenn wir in unser Ferienhaus nach Südfrankreich fahren, möchte ich natürlich, dass wir uns ablösen. Es ist eine lange Fahrt für einen allein.“
„Wir könnten doch fliegen“, schlug Patricia vor.
Richard betrachtete sie eingehend. Seine Stirn war leicht gefaltet.
„Also gut“, sagte er seufzend. „Dann rücke ich mit meinem Geständnis gleich heraus. Damit du weißt, mit wem du es zu tun hast. Der Grund ist, dass ich nicht so gern im Flieger sitze.“
„Ach wirklich? Und warum?“
Kaum hatte sie die Frage ausgesprochen, begriff sie auch schon, was mit ihm los war. Ihr Lächeln wurde breiter.
„Du hast Angst vorm Fliegen“, stellte sie fest, geradezu glücklich darüber, ihren Verlobten bei einer kleinen Schwäche ertappt zu haben.
„Stimmt – ein bisschen. Natürlich fliege ich, wenn es nicht anders geht. Aber wenn es sich umgehen lässt …“
„Danke für deine Ehrlichkeit. Ich liebe dich. Dass du Flugangst hast, finde ich geradezu rührend.“
„Also, wann nimmst du deine erste Fahrstunde?“
Patricia umsegelte seine Forderung mit Eleganz.
„Jetzt sofort geht es aus Zeitgründen wirklich nicht“, erwiderte sie, faltete den Vertrag sorgsam und ließ ihn in ihrer Tasche verschwinden. „Aber nach unserer Hochzeit fange ich gleich damit an. Versprochen.“
Wenn sie erst einmal verheiratet waren, konnte sie von einer sicheren Warte aus ihr Leiden, das eigentlich gar keins war, angemessen erklären. Jetzt war es dazu noch zu früh.
***
Julia Holl ließ ihren Mann nie ungeküsst aus dem Haus. Diesmal fiel der Abschied besonders zärtlich aus. Ein heimlicher Beobachter hätte kaum geglaubt, dass diese beiden schon ewig zusammen und Eltern von erwachsenen Kindern waren.
„Wenn nichts dazwischenkommt, bin ich mittags zurück. Und dann machen wir uns ein schönes und vor allem ruhiges Wochenende. Aber wir unternehmen auch was. Mach dir darüber schon mal Gedanken.“
Julia schenkte ihm noch ein zuversichtliches Lächeln. Jetzt schon detaillierte Pläne zu machen, das hielt sie für verfrüht, denn die Erfahrung lehrte sie, dass meistens doch alles ganz anders kam.
Stefan Holl konnte als Chefarzt und Klinikleiter nun mal nicht pünktlich nach Hause gehen. Das Krankenhaus, das er von Julias Vater Walter Berling übernommen hatte, war längst zu seinem Lebenswerk geworden, in dem er arbeiten würde bis zu seinem Ruhestand. Und der lag noch in weiter Ferne.
Vielleicht würde Sohn Marc dereinst in die Fußstapfen des Vaters treten. Obwohl das der gemeinsame Wunsch von Großvater Walter und Vater Stefan war, setzten sie den Enkel damit nicht unter Druck.
Der zwanzigjährige Marc, der bereits Medizin studierte, sollte sich ganz frei entscheiden können, welchen Lebensweg er gehen wollte. Ob er die Klinik seines Vaters weiterführen wollte, sich lieber als Arzt mit eigener Praxis niederließ oder in die Forschung ging.
Seine Zwillingsschwester Daniela hatte sich bereits für die Biologie entschieden. Nach Abschluss ihres Studiums wollte sie die Weltmeere erforschen. Ein mehrmonatiges Praktikum in Südamerika hatte sie schon absolviert.
„Pass auf dich auf. Bis bald!“
„Wenn es möglich ist, rufe ich dich zwischendurch mal an“, versprach Dr. Holl.
In der Tür stehend, schaute Julia noch zu, wie der geliebte Mann den Wagen aus der Garage fuhr. An trockenen Tagen fuhr Stefan oft mit dem Fahrrad zur Berling-Klinik, doch heute regnete es. Und diese Wetterlage sollte laut Vorhersage auch bis zum Abend bleiben.
Julia ging ins Haus zurück, um sich mit Cäcilie über einen größeren Einkauf zu beraten. Die Wirtschafterin sorgte schon seit ewigen Zeiten für das Wohl der Familie. Und alle waren damit immer zufrieden gewesen.
Juju, das jüngste der vier Holl-Kinder, hielt sich gern bei Cäcilie in der Küche auf, wo es immer etwas zu probieren oder zu naschen gab. Auch übernahm die Elfjährige gern die Aufgaben der Wirtschafterin, wenn es ums Kuchenbacken ging. Als der mittlere Holl-Sohn Chris fünfzehn wurde, hatte sie ihm eine Schokoladentorte gebacken – ganz ohne Hilfe, wie Cäcilie auf Nachfrage mit ernster Miene wiederholt bestätigte.
Nun trug sich Juju mit dem Gedanken, vielleicht Konditorin zu werden. Eine Idee, für die sie in der Familie viel Beifall bekam. Aber da sie schon über ziemlich viele Berufsmöglichkeiten nachgedacht hatte (zehntausend – mindestens, laut Bruder Chris), sah der Rest der Familie in ihrer Entscheidung nichts Endgültiges.
„Mach noch mal so einen Kuchen“, hatte Chris seine kleine Schwester gebeten, nachdem das letzte Stück verputzt war. „Der war echt lecker.“
„Aber du hast erst nächstes Jahr wieder Geburtstag“, hatte Juju erwidert. „Jetzt sind erst mal die anderen dran. Papa ist der Nächste. Der bekommt einen Topfenkuchen.“
Julia musste schmunzeln, als sie sich an diesen Dialog erinnerte. Sie war froh, die beiden noch bemuttern zu können. Die Zwillinge gingen mehr und mehr ihre eigenen Wege. Eines Tages würde sie mit Stefan einen neuen Lebensabschnitt beginnen, einen ohne die Kinder, aber bis dahin war es hoffentlich noch weit.
Cäcilie hatte schon eine Liste angefertigt. Einige Vorräte mussten aufgefüllt und leere Getränkekisten gegen volle ausgetauscht werden. So ein sechsköpfiger Haushalt verbrauchte große Mengen an Lebensmitteln, Milch und Säften.
Sie besprachen noch kurz die Menüfolge der kommenden Woche, dann machte sich Julia mit dem wendigen Kleinwagen auf den Weg. Das Fahrzeug diente ihr zum Einkaufen und zum Transport eines der Kinder.
Meistens war es Juju, die zum Sport oder zum Klavierunterricht gefahren wurde. Julia wollte nicht, dass ihre Jüngste die längeren Strecken allein bewältigte, zumal jetzt die Tage schon wieder kürzer wurden und einige Stunden am frühen Abend stattfanden.
Julia fuhr in die Tiefgarage eines Einkaufszentrums, wo sie Stefans Schwester Beatrix begegnete, die ihr wortreich erzählte, dass sie unbedingt neue Schuhe brauchte, aber bis jetzt noch nichts Passendes gefunden hatte.
„Wir zwei sollten jetzt erst mal einen Kaffee trinken“, schlug sie vor. „Komm, ich lade dich ein.“
Julia ließ sich nur zu gern von der charmanten Schwägerin zu einem Schwätzchen überreden. Die Einkäufe konnten warten. Bei der Gelegenheit erfuhr sie, dass ein Cousin von Trixis Mann Axel demnächst heiraten würde.
„Und stell dir vor, seine zukünftige Frau arbeitet in Stefans Klinik.“
„So genau kenne ich mich in Stefans Personalpolitik nicht aus“, wandte Julia ein und nippte an ihrer Tasse. „Gelegentlich erzählt er mal was über neue Kollegen, aber das ist eher die Ausnahme.“
„Sie heißt Patricia, ihren Nachnamen weiß ich nicht. Aber den Mann, den sie heiraten wird, kennst du auch. Richard von Feldern … bei unserem letzten Gartenfest hat er flammende Reden für Investitionen in neue Windräder rund um München gehalten.“
„Richtig, ich erinnere mich.“ Julia nahm noch einen Schluck Kaffee. „Ehrlich gesagt kam er mir ziemlich überheblich vor.“
„Kann schon sein. Wenn er einmal von etwas überzeugt ist, bügelt er die Meinungen anderer gnadenlos nieder. Ich hab ihn schon einige Male so erlebt.“