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Herzrasen. Schwindel. Übelkeit. Mit diesen Symptomen kündigt sich die Prüfungsangst schon Wochen vorher an. Am Tag selbst kommen dann noch ein rasender Puls, heißkalte Schauer, die über den Rücken jagen, und ein stockender Atem hinzu. Am Ende blockiert der Geist - Filmriss, Leere im Kopf. AUS!
Die Medizinstudentin Amelie kennt diesen Horror im Kopf nur zu gut. Und es grenzt an ein Wunder, dass sie es überhaupt so weit geschafft hat und jetzt nur noch die letzte entscheidende Prüfung zur Approbation bestehen muss. Ein einziges Mal noch alle Kräfte bündeln und ihr medizinisches Wissen abrufen - dann darf sie endlich als Ärztin an Dr. Holls Berling-Klinik arbeiten!
Doch am Abend vor dem Examen wird aus der Angst eine regelrechte Panik - und Amelie sieht nur noch einen Ausweg ...
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Seitenzahl: 118
Veröffentlichungsjahr: 2020
Cover
Impressum
Der letzte Schritt zur Approbation
Vorschau
BASTEI LÜBBE AG
Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Krakenimages.com / shutterstock
eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)
ISBN 9-783-7517-0462-5
www.bastei.de
www.luebbe.de
www.lesejury.de
Der letzte Schritt zur Approbation
Eine Medizinstudentin leidet unter unerträglicher Prüfungsangst
Von Katrin Kastell
Herzrasen. Schwindel. Übelkeit. Mit diesen Symptomen kündigt sich die Prüfungsangst schon Wochen vorher an. Am Tag selbst kommen dann noch ein rasender Puls, heißkalte Schauer, die über den Rücken jagen, und ein stockender Atem hinzu. Am Ende blockiert der Geist – Filmriss, Leere im Kopf. AUS!
Die Medizinstudentin Amelie kennt diesen Horror im Kopf nur zu gut. Und es grenzt an ein Wunder, dass sie es überhaupt so weit geschafft hat und jetzt nur noch die letzte entscheidende Prüfung zur Approbation bestehen muss. Ein einziges Mal noch alle Kräfte bündeln und ihr medizinisches Wissen abrufen – dann darf sie endlich als Ärztin an Dr. Holls Berling-Klinik arbeiten!
Doch am Abend vor dem Examen wird aus der Angst eine regelrechte Panik – und Amelie sieht nur noch einen Ausweg ...
»Amelie?« Die Tür des nur von einem Nachtlicht beleuchteten Krankenzimmers wurde vorsichtig aufgeschoben, und Dr. Stefan Holl, der Leiter der Berling-Klinik, schob seinen Kopf durch den Spalt. »Sind Sie mit Ihrem Rundgang fertig? Ich bräuchte Sie dringend.«
Amelie Lauterbach versah an diesem Wochenende den Nachtdienst auf der gynäkologischen Station. Gerade hatte sie sich davon überzeugt, dass ihre Patientin, Frau Zimmermann, ruhig schlief.
Amelie absolvierte derzeit ihr Praktisches Jahr an der Berling-Klinik, hatte es so gut wie abgeschlossen und bereitete sich nun auf die entscheidende letzte Prüfung vor. Wenn sie diese bestand, würde ihr Traum wahr werden: Sie würde ihre Approbation als Ärztin erhalten.
Es gab da nur ein Problem – aber daran dachte Amelie während ihrer Arbeit mit den Patienten nicht. Es war ihr wichtig, sich ganz und gar auf jeden einzelnen von ihnen zu konzentrieren und sich dabei nicht von persönlichen Angelegenheiten ablenken zu lassen.
Janine Zimmermann war gestern nach dem sonografischen Befund Oligohydramnion von ihrer Gynäkologin eingewiesen worden. Ein Oligohydramnion liegt in der Schwangerschaft vor, wenn die Fruchtblase vor der Geburt zu wenig Fruchtwasser enthält.
Das schnelle Eingreifen von Dr. Holls Ärzteteam und eine Amnioninfusion, mit der die fehlende Menge Fruchtwasser wieder aufgefüllt werden konnte, hatten ihr Baby gerettet.
»Ja, ich bin hier fertig«, antwortete Amelie Dr. Holl mit gedämpfter Stimme. »Es gab keine besonderen Vorkommnisse bisher. Allen geht es so weit gut.«
»Gott sei Dank«, erwiderte Dr. Holl. »Wenigstens eine gute Nachricht. Amelie, ich brauche Sie dringend unten in der Aufnahme. Frau Dudek ist gerade gekommen, sie macht sich Sorgen um ihr Baby. Ich selbst muss auf der Inneren einspringen. Dort sind zwei Kollegen ausgefallen, und ausgerechnet jetzt ist ein Notfall eingeliefert worden, der sofort operiert werden muss.«
»Oje, da kommt ja alles auf einmal«, entfuhr es Amelie.
Dr. Holl lächelte schwach.
»So etwas passiert grundsätzlich am Wochenende, nachts um halb drei, wenn wir sowieso unterbesetzt sind. Daran gewöhnen Sie sich am besten.«
Amelie erwiderte das Lächeln trotz der angespannten Situation.
»Meinen Sie, Sie kommen mit Frau Dudek zunächst allein zurecht?«, fragte er sie. »Es sollte erst einmal ein CTG gemacht werden, um festzustellen, ob eine Wehentätigkeit vorhanden ist und ob die Herztöne des Babys stabil sind. Sobald ich im OP abkömmlich bin, komme ich natürlich zu Ihnen und unterstütze Sie bei den Untersuchungen.«
»Machen Sie sich keine Sorgen, Herr Doktor«, sagte Amelie. »Ich kümmere mich um die Patientin. Ich habe Frau Dudek ja schon mehrmals untersucht und bin daher mit dem Fall vertraut.«
Amelie mochte all ihre Patienten. Sie hatte sich gegen den Rat ihres gesamten Umfeldes für den Arztberuf entschieden, weil sie Menschen liebte und ihnen helfen wollte.
Rosa Dudek und ihr Mann waren ihr jedoch besonders ans Herz gewachsen. Ihr Schicksal berührte sie: Das sympathische Paar wünschte sich seit Jahren verzweifelt ein Kind. Mehrmals war Rosa Dudek schwanger geworden, und die beiden hatten sich unendlich gefreut, doch jedes Mal hatte eine Fehlgeburt ihre Hoffnungen zunichte gemacht.
Diesmal schien alles gutzugehen. Die Schwangerschaft war zwar schwierig verlaufen, doch inzwischen war Rosa Dudek bereits im achten Monat. In gut vier Wochen sollte das ersehnte Baby zur Welt kommen.
Amelie rechnete im Kopf blitzschnell nach. Vor zwei Wochen war die Schwangere zuletzt zur Vorsorgeuntersuchung hier gewesen. Sie selbst hatte zu der Zeit auf einer anderen Station gearbeitet und wusste nicht, was Frau Dr. Kerner festgestellt hatte. Doch wenn etwas nicht in Ordnung gewesen wäre, hätte sie sicher davon erfahren.
Vielleicht war Frau Dudek einfach überbesorgt? Bei ihrer Vorgeschichte wäre das kein Wunder.
»Ich gehe gleich zu ihr«, sagte Amelie und war schon auf dem Weg.
»Ich danke Ihnen«, rief Dr. Holl, der selbst bereits auf dem Sprung war, ihr nach. »Sie schaffen das, Amelie. Ich weiß es. Und ich bin so schnell, wie ich kann, bei Ihnen. Viel Glück.«
»Ihnen auch.«
***
Ein wenig mulmig war Amelie durchaus zumute, als sie den Untersuchungsraum betrat, in dem Rosa Dudek auf sie wartete. Eine so verantwortungsvolle Aufgabe hatte sie bisher noch nie ganz allein übernommen. Immer war wenigstens ein Kollege anwesend gewesen. Aber sie wusste natürlich, dass sie den Sprung ins kalte Wasser früher oder später wagen musste und dass sie hervorragend darauf vorbereitet war.
Jahrelang hatte sie im Studium darauf hingearbeitet, und eine gewissenhaftere Ausbildung als die, die sie bei Dr. Holl genossen hatte, konnte sich kein Mensch wünschen.
»Guten Abend, Frau Dudek«, begrüßte sie die Patientin, die bleich und nervös in ihrem Stuhl kauerte. »Oder besser – guten Morgen. Normalerweise bringen ja Babys ihre Eltern erst nach der Geburt um den Schlaf. Sagen Sie bloß, Ihres fängt jetzt schon damit an!«
»Es sieht so aus, Frau Dr. Lauterbach.« Rosa Dudek bemühte sich, Amelies leichten Ton zu übernehmen, doch es gelang ihr nicht.
Dass Amelie noch keine Ärztin war, sondern ihre Promotion und sogar ihre Approbation noch vor sich hatte, war ihr wie den meisten Patienten einfach nicht beizubringen.
»Aber vielleicht bin ich auch einfach nur hysterisch, und unser kleiner Knopf kann gar nichts dafür«, fügte sie hinzu.
»Ich denke nicht, dass Sie hysterisch sind, wenn Sie sich Sorgen um Ihr Baby machen«, ging Amelie auf die Patientin ein. »Sie sind einfach eine gute Mutter, die auf Nummer Sicher gehen will. Und für diesen Job sind wir bestens geeignet. Warum erzählen Sie mir nicht erst einmal, was Ihnen aufgefallen ist?«
»Eigentlich gar nichts. Das ist ja das Verrückte«, antwortete Rosa Dudek. »Ich habe Kopfschmerzen und fühle mich schlapp, aber das geht schon seit Längerem so. Dr. Jessen hat gemeint, das sei in diesem Stadium der Schwangerschaft ganz normal.«
»Dr. Jessen?« Amelie horchte auf. Kevin Jessen war einer ihrer Studienkameraden, der wie sie sein Praktisches Jahr an Dr. Holls Berling-Klinik absolvierte. Hatte also er und nicht Frau Dr. Kerner die letzte Vorsorgeuntersuchung bei Frau Dudek durchgeführt?
»Frau Kerner wurde zu einem Notfall gerufen, als ich das letzte Mal hier war«, beantwortete die Patientin ihre unausgesprochene Frage. »Also hat Herr Dr. Jessen mich untersucht. Er ist ja auch so nett. Genau wie Sie. Sie alle hier sind so nett.«
»So nett wie unsere Patienten«, gab Amelie zurück, die Kevin Jessen selbst sehr sympathisch fand und die Leichtigkeit, mit der er durchs Studium segelte, zutiefst bewunderte. »War denn bei der Untersuchung alles in Ordnung?«
»Alles bestens«, bestätigte Rosa Dudek. »Dr. Jessen hat gesagt, unser süßer Knopf muss jetzt nur noch wachsen und an Gewicht zulegen. Er ist noch ein bisschen klein, aber das ist ja kein Grund zur Beunruhigung. Es kann ja schließlich nicht jedes Kind ein Riese sein, meinte Dr. Jessen.«
Nein, natürlich nicht, dachte Amelie. Rosa Dudek aber war eine hochgewachsene Frau, und ihr Mann, der zu den Untersuchungen meistens mitgekommen war, war ebenfalls ein wahrer Hüne. Die Wahrscheinlichkeit, dass ausgerechnet diese beiden ein kleines Kind bekamen, war minimal.
Irgendetwas beunruhigte sie, gefiel ihr nicht an der Sache.
»Wir haben zu Hause schon alles fürs Baby vorbereitet«, erzählte Rosa Dudek mit glänzenden Augen. »Heute – ich meine, gestern – war ich noch mit meiner Schwester in der Stadt, um Vorhänge fürs Kinderzimmer auszusuchen. Wir haben geplant und geredet und gelacht, und die Zeit ist im Nu verflogen. Erst abends, als ich nach Hause kam, ist mir aufgefallen, dass ich den ganzen Tag über keine Bewegungen von unserem Knopf gespürt habe.«
In Amelies Kopf schrillten sämtliche Alarmglocken. Im achten Monat hatten Kinder nicht mehr viel Platz, sich zu bewegen, und verhielten sich ruhiger. Aber einen ganzen Tag keine einzige Bewegung? Das klang alles andere als gut.
»Ich war so furchtbar müde«, fuhr die werdende Mutter fort. »Meine Beine haben sich angefühlt wie Blei. Aber das mit den schweren Beinen hört man ja von allen Frauen, die schon einmal schwanger waren. Ich habe mir also gedacht, ich lege mich früh ins Bett, und wir beide, das Knöpfchen und ich, schlafen uns gründlich aus. Dann geht es uns morgen sicher besser.«
»Aber so war es nicht?« Amelie hatte alle Mühe, die Ruhe zu bewahren und optimistisch zu klingen. Wenn sich die Sorge, die sie spürte, auf die Patientin übertrug, konnte das den Zustand von Mutter und Kind verschlimmern.
»Nein, so war es leider nicht.« Rosa Dudek klang jetzt wirklich verzweifelt. »Ich bin mitten in der Nacht aufgewacht, mein Herz raste, mein Kopf war zum Platzen angespannt, und mein Knöpfchen hat sich noch immer nicht gerührt. Ich habe alles versucht, was ihn sonst zu einer Reaktion animiert hat – meinen Bauch gestreichelt, seine Spieluhr angemacht. Aber nichts hat ihn dazu gebracht, sich zu rühren.«
Amelies Herz raste jetzt auch. Was als Routineuntersuchung einer besorgten Schwangeren begonnen hatte, schien sich in Windeseile zu einem Notfall zu entwickeln.
Sie war damit allein. Ihr fehlte die Erfahrung, und Dr. Holl war im OP beschäftigt. Es gab niemanden, den sie zu Hilfe holen konnte.
Die Berling-Klinik war eines der führenden Krankenhäuser Münchens und hatte einen ausgezeichneten Personalschlüssel. Aber auch hier arbeitete in einer Samstagnacht nur die Notbesetzung, und durch die Erkrankung mehrerer Kollegen wurde diese zusätzlich verkleinert, was die Lage noch verschärfte.
Sie musste mit dieser Situation allein fertig werden, musste beweisen, dass sie das Zeug zu ihrem Traumberuf hatte. Auch wenn so vieles dagegen sprach und es ihr selbst die Menschen, die sie am besten kannten und am meisten liebten, nicht zutrauten.
»Was halten Sie davon, wenn wir erst einmal ein CTG schreiben?«, fragte sie Rosa Dudek noch immer in ruhigem Ton, der keine Sorge verriet. »Dann sehen wir, ob es Ihrem Baby gutgeht und ob auch bei Ihnen alles in Ordnung ist oder ob Sie vielleicht leichte Wehen haben.«
»Und wenn?«, fragte Rosa Dudek ängstlich. »Für mein Baby ist es doch noch viel zu früh.«
»Wenn wir tatsächlich eine Wehentätigkeit feststellen sollten, können wir Ihnen einen Wehenhemmer injizieren«, versuchte Amelie sie zu beruhigen, während sie die Schwangere zur Untersuchungsliege führte, ihr half, den Bauch freizumachen, und sie an das Gerät anschloss. »Versuchen Sie, ruhig zu bleiben, Frau Dudek. Vorzeitige Wehen kommen häufig vor, und die meisten Kinder bleiben trotzdem bis zum Geburtstermin im Mutterleib. Selbst wenn Ihres unbedingt hinaus wollte, hätte es zum jetzigen Zeitpunkt beste Chancen.«
Amelie gab sich alle Mühe, überzeugend zu klingen, aber sie selbst war sich nicht so sicher.
Aufmerksam beobachtete sie die Anzeige auf dem Bildschirm, die in zwei gezackten Linien die Herztöne des Babys und die Tätigkeit der Gebärmutter aufzeichnete. Dann überflog sie die Eintragungen in der Akte, die Kevin Jessen bei der letzten Untersuchung gemacht hatte.
Das Baby war, seinen Vermessungen nach, wirklich ungewöhnlich klein. Es konnte seit dem letzten Ultraschall kaum gewachsen sein. Was ihr als Nächstes auffiel, war der erhöhte Blutdruck. Natürlich kam so etwas in der Schwangerschaft vor, und ein Wert von 145/95 war noch nicht wirklich bedenklich. Alles zusammengenommen war es jedoch ein Warnzeichen. Hatte Kevin das ignoriert?
Amelie wandte sich wieder Rosa Dudek zu, die angespannt mit ihr auf den Bildschirm starrte. Sie richtete das Gerät neu aus, da sie offenbar das Herz des Babys nicht richtig erwischt hatte. Erst jetzt bemerkte sie, dass Gesicht und Hände der Patientin geschwollen wirkten.
»Ich würde gern Ihren Blutdruck messen«, sagte sie und stand schon auf. Eine Minute später hatte sie Rosa Dudek bereits die Manschette angelegt und las auf der Skala das Ergebnis: 190/110!
Der Blutdruck der werdenden Mutter war in gefährliche Höhen gestiegen. Damit verfestigte sich ihr Bild.
Amelie warf noch einen Blick auf den Schirm und fand ihren schlimmsten Verdacht bestätigt: Sie hatte gar nicht das Gerät falsch ausgerichtet – die Herztöne des Kindes waren nur noch schwach. Es befand sich in höchster Gefahr!
Amelie überlegte nur eine Sekunde lang. Normalerweise hätte sie jetzt Dr. Holl verständigen müssen, doch der kümmerte sich gerade um einen Notfall im OP. Es gab niemanden, der einspringen konnte. Aber wenn Rosa Dudeks Baby nicht sofort Hilfe bekam, war es verloren. So oder so standen seine Chancen viel schlechter, als sie sich eingestehen wollte.
Es brauchte einen Arzt.
Sofort!
Und der der einzige verfügbare Mensch mit ausreichend medizinischem Fachwissen – war sie.
»Es steht schlimm um mein Baby, nicht wahr?« Rosa Dudeks Stimme zitterte, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Bitte, Sie müssen meinem Baby helfen! Ich darf es nicht verlieren – ich liebe es doch so sehr.«
»Ja, es wird alles gut«, antwortete Amelie so ruhig und entschlossen, wie sie nur konnte.
Ihr ganzes Leben war von Angst geprägt gewesen. Aber jetzt ging es nicht um sie, sondern um ein kleines Menschenwesen, das noch keine Chance erhalten hatte, das Leben kennenzulernen, und um seine Eltern, die Leid genug ertragen hatten. Sie durfte sich von ihrer Angst nicht leiten lassen, sondern musste zeigen, dass sie der Lage gewachsen war!
»Um weitere Untersuchungen durchzuführen, haben wir keine Zeit«, sagte sie zu Rosa Dudek, nahm ihre Hand und drückte sie. »Ich bin so gut wie sicher, dass bei Ihnen ein akuter Fall der Präeklampsie vorliegt. Das bedeutet, es liegen ein stark erhöhter Blutdruck und Kopfschmerzen vor. Da sich Ihr Kind nun auch nicht mehr bewegt, ist der Fall als akut einzustufen. Ihr Baby muss sofort geboren werden. Uns bleibt nichts anderes übrig, als einen Notkaiserschnitt durchzuführen.«
»Aber ... aber es ist doch noch so klein. Es muss doch erst noch wachsen«, stammelte die verzweifelte Frau. »All meine Babys sind gestorben, weil sie noch zu klein waren. Mein liebster Knopf darf doch nicht auch noch sterben!«