Chefarzt Dr. Holl 1930 - Katrin Kastell - E-Book

Chefarzt Dr. Holl 1930 E-Book

Katrin Kastell

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Die passionierte Köchin Nina Clement hat die Nase gestrichen voll von ihrem cholerischen Chef. Sie kündigt den stressigen Job im Sternerestaurant und bucht kurzerhand einen Urlaub auf der Nordseeinsel Föhr.
Die Auszeit genießt sie in vollen Zügen. Und das Kursprogramm ist hervorragend. Ob Yoga, Kickboxen oder Trommeln - alles ist dabei. Komplett macht diesen Traumurlaub der charmante Journalist Fabian Weidenfels. Auf Anhieb fühlen sich die beiden zueinander hingezogen und verbringen gemeinsame Stunden voller Liebe und Glückseligkeit.
Nach einer leidenschaftlichen Nacht mit Fabian erreicht Nina ein Anruf aus München. Ihre Cousine Camilla zitiert Nina auf direktem Weg in die Berling-Klinik. Opa Albert liegt im Sterben. Überstürzt bricht Nina ihren Urlaub ab und reist mit stechenden Kopfschmerzen nach München zurück. Wahrscheinlich ist das nur der Schock, sagt sie sich. Dass sie schon bald um ihr Leben kämpfen wird, ahnt sie nicht ...


Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 132

Veröffentlichungsjahr: 2022

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Auszeit an der Nordsee

Vorschau

Impressum

Auszeit an der Nordsee

Doch ein gefährlicher »blinder Passagier« reist mit Nina nach München zurück

Von Katrin Kastell

Die passionierte Köchin Nina Clement hat die Nase gestrichen voll von ihrem cholerischen Chef. Sie kündigt den stressigen Job im Sternerestaurant und bucht einen Urlaub auf der Nordseeinsel Föhr.

Die Auszeit genießt sie in vollen Zügen. Und das Kursprogramm ist hervorragend. Ob Trommeln, Kickboxen oder Yoga – alles ist dabei. Doch komplett macht diesen Traumurlaub erst der charmante Journalist Fabian Weidenfels. Auf Anhieb fühlen sich die beiden zueinander hingezogen und verbringen gemeinsam prickelnde Stunden voller Liebe und Glückseligkeit.

Nach einer leidenschaftlichen Nacht mit Fabian erreicht Nina ein Anruf aus München. Ihre Cousine Camilla zitiert sie auf direktem Weg in die Berling-Klinik. Opa Albert liegt im Sterben. Überstürzt bricht Nina ihren Urlaub ab und reist mit stechenden Kopfschmerzen nach München zurück. Wahrscheinlich ist das nur der Schock, sagt sie sich. Dass sie schon bald um ihr Leben kämpfen wird, ahnt sie nicht ...

»Hier fehlt was.« Küchenchef Georg Felder wedelte mit dem Probierlöffel. »Wo warst du nur mit deinen Gedanken?«

Sein Ton verhieß nichts Gutes. Demonstrativ tauchte er den Löffel noch einmal ein, nahm die Kostprobe mit gespitzten Lippen in den Mund und überließ sie mindestens zehn Sekunden den Geschmackspapillen seiner Zunge.

»Ganz eindeutig fehlt hier was.«

»Das sagtest du schon.« Nina unterdrückte einen genervten Seufzer und zählte stumm bis drei, bevor sie zu ihm trat. »Was soll denn da fehlen? Genauer, bitte.«

»In dieser Steinpilzcreme ist zu wenig Kerbel. Auch zu wenig Cayennepfeffer.«

Die Köchin griff nun ihrerseits nach einem langen Löffel und schmeckte die Pilzcreme ab.

»Für mich ist sie perfekt.«

»Deine Meinung ist aber nicht maßgeblich«, erklärte Georg. »Also bring das bitte in Ordnung.«

»Hör mal zu, Georg, ich bin hier als Souschefin zuständig für die Soßen. Dieses Gericht habe ich kreiert. Ich ändere daran nichts.«

Während Nina sprach, fuchtelte auch sie mit ihrem Schneebesen nahe vor seinem Gesicht herum. Es sah aus, als wären die beiden kurz davor, mit den Küchengeräten aufeinander loszugehen.

Chefkoch Georg Felder lief rot an. Die restliche Küchenbrigade stellte für zwei Augenblicke die Vorbereitungen ein. Das Zischen von Fett in einer Pfanne erinnerte an einen Blitzeinschlag, dem sofort das gewaltige Donnerwetter folgte.

»Was fällt dir eigentlich ein, meinen Geschmack zu kritisieren? Wir sind nicht umsonst ein Sternelokal – unter meiner Verantwortung.«

Nun hielten auch die hintersten Küchenhilfen in ihrer Tätigkeit inne und schauten her. Georg bemerkte es.

»Weitermachen!«, polterte er empört. »Ihr werdet nicht fürs Glotzen bezahlt.«

Dass der Boss ein Choleriker war, wussten natürlich alle. Fraglich war im Fall des Falles nur, wen es traf und wer vorsichtshalber in Deckung gehen sollte.

Diesmal war also Nina Clement zu bedauern, ihres Zeichens Souschefin und damit auch die Vertreterin des Küchenchefs. Neben ihrer Arbeit am Herd kümmerte sie sich sowohl um die Koordination der ihr unterstehenden Postenchefs als auch um die Organisation der Personal- und der Einkaufsplanung.

Sie trat nun noch etwas näher an Georg heran und dämpfte ihre Stimme, damit nicht alle hörten, wie sie ihn runtermachte.

»Wenn du wieder Krach mit deiner Frau hattest, musst du das nicht an mir und dem übrigen Personal auslassen. Die Soße bleibt so, wie sie ist.«

»In mein Büro!«, zischte er.

Nina folgte ihm.

»Was fällt dir eigentlich ein?«, herrschte Georg sie an, nachdem er die Tür zugeknallt hatte.

»Ich sage nur, was ich denke. Und fände es gut, wenn du dich allmählich wieder beruhigen würdest.«

»Du glaubst, dir wohl alles herausnehmen zu können«, stellte er mit einem verächtlichen Lachen fest. »Aber weißt du was? Das ist ein Irrtum. Der Chef bin immer noch ich.«

»Und am zweiten Michelin Stern waren meine Jakobsmuscheln an Sauternes-Soße beteiligt«, erwiderte Nina unbeeindruckt von seinem Wutausbruch.

»Jetzt schnappst du gleich über.«

Nina baute sich vor Georg auf, der ein paar Zentimeter kleiner war als sie, dafür aber breiter.

»Was ist in dich gefahren? Ich verbitte mir eine solche Behandlung.«

Natürlich ahnte sie, was in ihm rumorte. Tatsache war, dass er versucht hatte, mit ihr eine Affäre anzufangen, und sie ihn daraufhin deutlich zurückgewiesen hatte. Das schien immer noch an ihm zu nagen.

Um sein Selbstbewusstsein wieder geradezurücken, kritisierte er sie nun bei jeder Gelegenheit lauthals vor dem Küchenpersonal.

»Zum Ausgleich wirst du mich vor dem gesamten Team um Entschuldigung bitten«, verlangte Nina.

»Du bist wirklich übergeschnappt«, lautete seine Antwort.

»Nicht? Auch gut, dann wirst du ohne mich zurechtkommen müssen. Ich kündige.«

»Das kannst du nicht.« Georg wurde unsicher. »Du musst deine Kündigungsfrist einhalten.«

»Entschuldigst du dich?«

»Nein«, kam es knapp zurück.

Nina nahm Kopfbedeckung und Kittel ab und warf ihm alles vor die Füße.

»Dann eben nicht.«

Sie holte Mantel und Mütze und verließ mit hocherhobenem Kopf Georgs Brasserie.

Draußen war es trüb, aber nicht sehr kalt. Der Föhn von den Alpen erwärmte die Luft. Nina rief ihre Freundin Hanna an, um sich mit ihr für den Abend zu verabreden.

»Hast du heute frei?«, wollte Hanna wissen, die in einem Anwaltsbüro als Assistentin arbeitete.

»Ja, und die nächsten Tage auch. Ich habe nämlich soeben gekündigt. Und darum musst du für mich herausfinden, ob ich eine Vertragsstrafe zahlen muss. Und wenn ja, in welcher Höhe.«

»Wir reden dann über alles«, versprach Hanna. »Sechs Uhr bei unserem Italiener?«

Als Nina bejahte, verabschiedeten sich die beiden Frauen voneinander.

***

Dr. Stefan Holl saß mit seinem Kollegen Daniel Falk in der Cafeteria der Berling-Klinik. Beide hatten sich einen Kaffee und ein Stück Apfelstrudel geben lassen.

Dr. Falk, Chefarzt der Chirurgie, hatte einige Wochen im westafrikanischen Guinea verbracht, um in einem Krankenhaus zu arbeiten, das von Ärzte ohne Grenzen betrieben wurde.

Es hatte dort etliche bestätigte Ebola-Fälle gegeben, Dreiviertel der Patienten waren verstorben, doch mithilfe der WHO hatte sofort danach eine Impfkampagne gestartet werden können.

»Du hast wieder deinen Urlaub geopfert«, bemerkte Stefan Holl.

Weil Daniel Falk ein enger Freund des Klinikchefs war, hörte er dessen leichten Vorwurf sofort heraus.

»Ja, ich weiß. Ich sollte mich erholen, um für den anstrengenden Job wieder fit zu sein. Aber du weißt doch selbst, warum ich das immer wieder mal mache. Jedenfalls komme ich immer mit einem guten Gefühl nach Deutschland zurück. Das ist auch was wert.«

»Ich weiß, du kannst nicht anders. Darum nimm meine Worte bitte nicht als Kritik auf. Ich verstehe dich ja. Und deine Familie beklagt sich nicht?«

»Nathalie ist damit einverstanden. Die Kinder sind erwachsen und brauchen mich nicht mehr – oder nur noch selten. Und mir verschafft es große Befriedigung, wenn ich den Ärmsten der Armen helfen kann, vor allem aber den Kindern.«

»Ich gehe mal davon aus, dass du wieder alles gegeben hast.«

»Es bleibt einem gar nichts anderes übrig, wenn man mit diesem Elend konfrontiert ist. Jedes Jahr sterben zwölf Millionen Kinder unter fünf Jahren auf diesem Kontinent. Verursacht nicht nur durch Unterernährung, auch durch Lungenentzündungen, Durchfälle und Malaria. Dort zahlen die Kinder einen hohen Preis, vor allem in den ländlichen Gebieten. Es gibt ja so gut wie keinen Anschluss an die Gesundheitsversorgung, und die meisten Menschen haben auch keine Krankenversicherung. Natürlich fehlt den Familien auch das Geld für die ärztliche Versorgung ihrer Kinder. Darum ist der Einsatz von Ärzte ohne Grenzen sehr wichtig, auch wenn mein Beitrag nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist.«

Dr. Falk hatte im Laufe seinen kleinen Vortrags immer erregter gesprochen. Um ihn zu beruhigen, tätschelte Stefan den Arm des Freundes.

»Ich müsste mich noch viel mehr engagieren«, setzte der stellvertretende Leiter der Berling-Klinik hinzu.

»Bitte, du willst mich doch hier nicht im Stich lassen«, widersprach Stefan Holl heftig. »Auch hier haben wir Kranke, die unsere Hilfe brauchen. Die Klinik braucht dich dringend. Ich lasse dich niemals gehen.«

»Du hast natürlich recht, meine Worte waren nicht so ernst gemeint. Überall auf der Welt haben Kranke das Recht, versorgt zu werden. Aber in Afrika ist das Elend so schrecklich sichtbar. Wahrscheinlich würde ich den Aufenthalt dort auf die Dauer gar nicht aushalten.«

»Rede deinen Beitrag nicht klein«, tadelte Dr. Holl. »Ich weiß, dass du wieder mit vollem Einsatz dabei warst.«

»Danke, Stefan. Und jetzt nehme ich meine Arbeit hier wieder auf. Und wenn ich ehrlich bin, ist es auch schön, wieder in heimatlichen Gefilden zu sein.«

»Wir haben auf der Intensivstation einen Patienten mit Gelbfieber, das er wahrscheinlich aus Nigeria mitgebracht hat. Vielleicht schaust du mal nach ihm?«

»Eine ursächliche Therapie gibt es dafür ja nicht, wie du weißt. Da bleibt uns nur die intensivmedizinische Überwachung. Und Hoffnung natürlich. Rehydrierung ist wichtig und die Gabe von Schmerzmitteln.«

»Die Therapie ist schon eingeleitet. Um innere Blutungen zu vermeiden, geben wir natürlich keine Präparate mit gerinnungshemmender Wirkung.«

Mitten in das Gespräch der Kollegen meldete sich Stefan Holls Pager.

»Tut mir leid, ich muss los. Wir sprechen uns noch. Und demnächst kommt ihr zu uns essen. Julia hat mich beauftragt, dir schon jetzt die Einladung zu übermitteln. Den genauen Tag vereinbaren wir noch.«

Mit diesen Worten eilte Dr. Holl auf die Innere, wo eine Patientin kollabiert war.

***

Der Anwalt, in dessen Kanzlei Ninas Freundin als Assistentin arbeitete, ließ ausrichten, dass er den Arbeitsvertrag von Nina sehen müsse, um herauszufinden, ob sie eine Vertragsstrafe zu zahlen hatte.

Selbst wenn, Nina wäre es egal. Sie war fest entschlossen, diesen Job an den Nagel zu hängen. Sie gab stets ihr Bestes und wurde dafür nur angeraunzt. Davon hatte sie genug. Sollte sich Georg doch eine andere Souschefin suchen, an der er seine schlechte Laune auslassen konnte.

Jetzt brauchte sie dringend eine Erholung von der stressigen Zeit, die hinter ihr lag. Noch wusste sie nicht, wie die aussehen sollte. Auf jeden Fall wollte sie eine Weile weg von München.

Also setzte sie sich an ihren Laptop und suchte im Internet nach Wellnessangeboten sowie Yoga- und Meditationskursen. Einiges war interessant, aber wiederum nicht so sehr, dass sie sich gleich dafür begeistern konnte.

Sie wollte den Laptop schon wieder zuklappen, als ihr noch ein Angebot ins Auge fiel: Frühjahrsretreat auf Föhr. Noch Restplätze frei! Jetzt buchen!, stand da fett und verlockend auf der Seite eines Reiseportals.

Aufmerksam las sie das Angebot durch. Das wäre das Richtige für sie. Genau das hatte sie gesucht. Unterbringung im Kurhotel von Wyk, wählbare Kurse wie Bauchtanz, Yoga, Kickboxen und Meditation. Sogar ein Trommelkurs befand sich im Programm. Da war für jeden etwas dabei.

Schöne Kindheitserinnerungen wurden in ihr wach. Einige Male war sie mit ihren Eltern auf der nordfriesischen Insel gewesen und hatte dort immer tolle Ferien verbracht. Leider hatten sich ihre Eltern scheiden lassen, als sie gerade zwölf geworden war. Danach hatte es keinen gemeinsamen Urlaub mehr gegeben.

Ihr Vater Thomas Clement lebte mittlerweile in England. Manchmal sahen sie sich. Ihre Mutter Marlene, eine geborene Rieger, war vor fünf Jahren an einer besonders aggressiven Krebserkrankung gestorben.

Hier in München hatte Nina nur noch einen Großvater, der im Heim lebte, und Cousine Camilla, mit der sie in Streit geriet, sobald sie länger als eine Viertelstunde zusammen waren. Also hielt Nina die »Familientreffen« stets möglichst kurz.

Immerhin teilten Camilla und sie sich die Besuche bei Großvater Albert Rieger gerecht untereinander auf. Der alte Herr freute sich immer, wenn eine der jungen Frauen vorbeikam. Allerdings verwechselte er in letzter Zeit öfter die Namen der beiden.

Camilla regte sich immer fürchterlich darüber auf, wenn Albert sie wieder einmal Nina nannte. Nina korrigierte ihn in solchen Fällen nur sanft, wohl wissend, dass er die Namen beim nächsten Mal wieder verwechseln würde.

Seine anfangs leichte Demenz schritt nun immer zügiger voran, was Nina besonders leidtat. Denn ihr Opa war für sie nach der Trennung der Eltern eine wichtige Bezugsperson geworden. Eine Weile hatten sie sogar zusammengewohnt, bis sein Umzug in ein Heim unausweichlich geworden war ...

Nina schob die bedrückenden Gedanken an ihre Familie beiseite und buchte entschlossen den Aufenthalt auf Föhr.

Die Kurse fanden an verschiedenen Orten statt. An welchen man teilnehmen wollte, konnte man spontan im Kurhotel entscheiden.

Kickboxen wäre sicher interessant, überlegte Nina und ein schadenfrohes Lächeln umspielte ihre Mundwinkel.

Dann könnte sie hin und wieder mal Georg auch körperlich Paroli bieten. Aber gut, den wollte sie ja ohnehin hinter sich lassen.

Ihr Ex-Chef versuchte einige Male, sie telefonisch zu erreichen, und schrieb ihr Kurznachrichten, dass sie doch noch einmal miteinander reden sollten.

Ja, vielleicht später, schrieb sie zurück. Jetzt mache ich erst mal Urlaub. Muss mich dringend von deinen Launen erholen. Ist ja nicht mehr auszuhalten mit dir.

Offensichtlich hatte Georg Angst, so schnell keinen guten Ersatz für sie zu finden. Ambitionierte Köche waren äußerst gefragt. Jetzt begriff dieser Kerl wohl, dass er sie besser wie ein rohes Ei behandelt und sein unverschämtes Gepolter unterlassen hätte.

***

Drei Tage später fuhr Nina mit ihrem alten Renault auf die Autobahn.

Sie wollte zügig durchfahren, um gleich am nächsten Tag mit der Wellnesswoche beginnen zu können. Doch schon nach hundert Kilometern gab der Wagen seinen Geist auf. Sie konnte ihn gerade noch auf einen Parkplatz rollen lassen.

Sofort alarmierte sie die Pannenhilfe, die zwar relativ schnell eintraf, aber nach einer Überprüfung ein niederschmetterndes Ergebnis präsentierte: ein Motorschaden.

»Können Sie ihn nicht hier reparieren?«

Auf keinen Fall durfte ihre Wellnesswoche ins Wasser fallen.

»Ausgeschlossen«, erklärte der Pannenhelfer. »Der Wagen gehört in die Werkstatt. Und die ganze Sache wird Sie einiges kosten. Die Frage ist, ob sich die Reparatur noch lohnt. Der Wagen ist alt. Ich an Ihrer Stelle würde mir was Neues zulegen. Wie hat das Ding hier überhaupt die grüne Plakette bekommen? Erstaunlich.«

»Okay, jetzt werden Sie aber nicht gleich frech. Und das mit dem neuen Auto überlege ich mir noch. Aber wie komme ich jetzt von hier weg? Ich muss rauf in den Norden, und zwar heute noch.«

»Hm.« Der Mann kratzte sich am Kopf. »Ich kann Sie bis zur nächsten Werkstatt mitnehmen. Von dort können Sie sich dann abholen lassen.«

Ja, bloß von wem?, dachte Nina verzweifelt.

»Kann ich helfen?«

Eine Frau mittleren Alters trat näher. Offensichtlich hatte sie die Szene schon eine ganze Weile beobachtet.

»Das ist nett von Ihnen«, erwiderte Nina. »Aber der Wagen ist wohl hinüber.«

»Ich kann Sie mitnehmen. Unsere Fahrtrichtungen sind ja bislang die gleichen«, bot die Fremde an.

»Wohin fahren Sie?«

»Bis nach Hamburg.«

»Wirklich? Damit wäre mir sehr geholfen«, erwiderte Nina und stellte sich vor.

»Ich bin Rita«, stellte sich die hilfsbereite Frau vor.

»Ich nehme Ihr Angebot sehr gern an, Rita«, entgegnete Nina erleichtert.

Ihr gebuchter Aufenthalt auf Föhr konnte also vielleicht doch noch stattfinden.

Sie gab dem Pannenhelfer alle relevanten Kontaktdaten, zeigte ihm ihren Mitgliedsausweis vor und erfuhr von ihm, wo sich die nächstgelegene Werkstatt befand, in der ihr Wagen vorübergehend untergebracht werden sollte. Dann lud sie ihr Gepäck in Ritas Geländewagen ein, der viel Platz bot.

Endlich ging die Fahrt mit einiger Verspätung weiter. Nina musste zu einer bestimmten Zeit in Dagebüll sein, denn nur bei Flut konnte sie mit der Fähre übersetzen.

Rita fuhr auf die Autobahn zurück und gab gleich ordentlich Gas. Offensichtlich war sie keine Befürworterin von Tempolimit hundertdreißig. Sie fuhr permanent auf der linken Spur und so dicht auf den Vorderwagen auf, dass Nina mehrmals heftig die Luft einzog.

Und dazu gab die flotte Fahrerin mit dem Bleifuß viele Geschichten aus ihrem Leben zum Besten. Sie war Vertreterin für Kosmetikprodukte und ließ ganz nebenbei noch einige Empfehlungen für die neuesten Faltenfiller fallen. Dass Nina kaum etwas sagte, schien sie nicht zu merken.

Schließlich wechselte Rita das Thema und warf ihrer Beifahrerin einen neugierigen Blick zu. »Sind Sie verheiratet?«

»Nein.«