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Je näher ein Mensch dem Himmel kommt, desto tiefer stürzt er. Und Corinna Metz fällt unendlich tief.
Allzu tragisch endet daher, was einst das große Himmelreich versprach: das perfekte Glück zweier Liebender.
Eines Morgens kehrt Corinnas Freund Joachim Brenner nicht mehr von seinem Badeausflug heim. Ein grausamer Verdacht bestätigt sich: Der ehemalige Patient der Physiotherapeutin hat beim Schwimmen im Meer einen Infarkt erlitten.
Ein gebrochenes Herz bleibt zurück, blutend und verletzt. Wie konnte mir die große Liebe nur auf solch tragische Weise genommen werden?, fragt sich Corinna und hält sich die schmerzende Brust.
Dr. Holl handelt blitzschnell und kümmert sich um die verzweifelte Kollegin, denn er erkennt voller Sorge: Auch Corinna zeigt gerade alle Anzeichen eines nahenden Herzinfarkts ...
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Seitenzahl: 130
Veröffentlichungsjahr: 2022
Cover
Rette mein Herz, Dr. Holl!
Vorschau
Impressum
Rette mein Herz, Dr. Holl!
Fesselnder Roman um das Broken-Heart-Syndrom
Von Katrin Kastell
Je näher ein Mensch dem Himmel kommt, desto tiefer stürzt er. Und Corinna Metz fällt unendlich tief.
Allzu tragisch endet daher, was einst das große Himmelreich versprach: das perfekte Glück zweier Liebender.
Eines Morgens kehrt Corinnas Freund Joachim Brenner nicht mehr von seinem Badeausflug heim. Ein grausamer Verdacht bestätigt sich: Der ehemalige Patient der Physiotherapeutin hat beim Schwimmen im Meer einen Infarkt erlitten.
Ein gebrochenes Herz bleibt zurück, blutend und verletzt. Wie konnte mir die große Liebe nur auf solch tragische Weise genommen werden?, fragt sich Corinna und hält sich die schmerzende Brust.
Dr. Holl handelt blitzschnell und kümmert sich um die verzweifelte Kollegin, denn er erkennt voller Sorge: Auch Corinna zeigt gerade alle Anzeichen eines nahenden Herzinfarkts ...
»Warum hast du es mir verschwiegen, Mama?«, fragte Saskia Metz verständnislos. »Das passt nicht zu dir.«
»Ich wollte dich nicht beunruhigen, Liebling. Du hast dir vor zwei Jahren so schreckliche Sorgen gemacht. Ich wollte dir diesmal jede Aufregung ersparen, solange noch nicht klar ist, ob der neue Leberfleck auch ein Melanom ist«, verteidigte sich Corinna Metz am Telefon. Sie trat an eine breite Glasfront und ließ sich die Nachmittagssonne aufs Gesicht scheinen. »Der Dermatologe hat vor zwei Tagen das Muttermal an der Fußsohle herausgeschnitten und in die Pathologie geschickt. Dort hat man festgestellt, dass es harmlos war.«
»Das beruhigt mich ein wenig«, bemerkte Saskia, und es war ihr anzuhören, wie sich ihre Anspannung allmählich wieder löste. »Wo bist du denn jetzt? Noch in der Klinik?«
»Ja, ich wollte mich in die Cafeteria setzen. Dort gibt es heute einen leckeren Käsekuchen. Ich denke, den habe ich mir verdient.«
»Da hast du recht, Mama.«
Saskia lachte. Sie war erleichtert, dass ihre Mutter so zuversichtlich klang.
»Ich kann noch immer nicht fassen, welches Glück ich hatte«, bemerkte Corinna Metz und wechselte mit ihrem Handy an das andere Ohr. »Das Melanom vor zwei Jahren hatte ich ja zufällig entdeckt. Du kannst dir vorstellen, dass ich seitdem bei jedem neuen Fleck auf der Haut in Panik gerate. Aber diesmal war es falscher Alarm. Es scheint von den restlichen Muttermalen keine Gefahr mehr auszugehen.« Corinna seufzte hörbar.
»Seit deiner ersten Diagnose vor zwei Jahren gehe ich auch regelmäßig zum Hautkrebs-Screening, Mama. Mein Arzt meint allerdings, das wäre in meinem Alter in so kurzen Abständen nicht nötig«, erklärte Saskia.
Die junge Frau war vierundzwanzig Jahre alt und Corinnas einziges Kind. Mutter und Tochter hatten ein sehr inniges Verhältnis zueinander.
»Er hat recht, Liebling«, erwiderte Corinna und fügte hinzu: »Außerdem ist deine Haut nicht so lichtempfindlich wie meine. Das hast du zum Glück von deinem Vater geerbt.«
»Hoffentlich nur das«, konterte Saskia ernst.
»Sprich nicht so schlecht über ihn«, ermahnte Corinna ihre Tochter erschrocken. »Er hat auch viele gute Seiten.«
»Er hat dich im Stich gelassen, als du ihn am meisten gebraucht hast, Mama«, erinnerte Saskia ihre Mutter traurig.
»So ist das eben manchmal bei Eheleuten. Aber ich glaube nicht, dass mein bösartiger Hautkrebs ihn in die Flucht geschlagen hat. Dein Vater hatte sich sicher schon vorher entschieden zu gehen. Und ich habe es zugelassen. Es gehören immer zwei dazu.«
»Er hätte dir beistehen müssen. Ich möchte niemals mit einem Mann zusammen sein, der mich in schwierigen Zeiten allein lässt.«
Die Mutter lächelte in sich hinein. Das würde sie wohl erst herausfinden, wenn es einmal so weit war. Aber so war Saskia nun einmal, gerechtigkeitsliebend bis in die Haarspitzen und mit einem ungestümen Temperament, von dem so mancher nur träumen konnte. Dafür und für so viel mehr liebte Corinna ihre Tochter einfach unbeschreiblich.
Corinna hatte sich nach ihrer Trennung von ihrem Mann Robert ein eigenes Leben aufgebaut. Zum Glück war Saskia schon längst erwachsen gewesen, als sich das Paar getrennt hatte.
Corinna hatte sich während der Ehe ohnehin die meiste Zeit allein um die einzige Tochter gekümmert. Robert war beruflich sehr eingespannt gewesen und hatte seiner Frau Haushalt und Erziehung überlassen.
Doch ein wenig Unabhängigkeit hatte sich Corinna immer bewahren können. Sie arbeitete seit jeher als Physiotherapeutin. Vor drei Jahren hatte sie sogar eine Stelle in der renommierten Berling-Klinik am Englischen Garten ergattert. Seit ihrer Schwangerschaft übte Corinna ihren Beruf allerdings nur noch in Teilzeit aus, um genügend Zeit für ihre Liebsten zu haben.
»Jedenfalls bin ich froh, dass das heutige Hautkrebs-Screening keine weiteren bösen Überraschungen zutage gefördert hat. Zweimal unter den Füßen den Verdacht auf Hautkrebs zu haben, reicht mir. Und beim ersten Mal war es ja auch ein Volltreffer.«
»Aber Mama, das ist ja das Unheimliche an der ganzen Sache. Wärst du nicht vor zwei Jahren zum Hautarzt gegangen, hätte niemand das winzige Melanom unter deiner Fußsohle bemerkt. Und zum Glück hat dein Arzt damals sofort reagiert. Sonst hätte der Krebs im Laufe der Zeit gestreut.«
Saskia zitterte am Telefon, als sie daran dachte. Noch immer spürte sie das lähmende Kältegefühl von vor zwei Jahren, als sie von der Diagnose erfahren hatte.
»Es wurde doch alles entfernt, Saskia«, beruhigte sie Corinna. »Kein Grund zur Sorge, mein Schatz.«
»Versprich mir, dass du dich halbjährlich untersuchen lässt, wie es der Arzt empfohlen hat, Mama.« Saskias Stimme klang ungewöhnlich streng.
»Ich halte mich an die ärztlichen Anordnungen. Das verspreche ich dir«, erwiderte Corinna. »Aber jetzt lass uns von etwas anderem reden. Wie geht es Clément? Arbeitet er noch immer gerne an der Hotelrezeption? Vielleicht sollten wir ihn dort einmal besuchen gehen?«
Sofort erzählte Saskia einige Anekdoten aus dem Leben ihres Verlobten Clément Doucet.
Der sympathische Franzose hatte Corinnas Tochter drei Jahre zuvor kennengelernt und sich sofort in sie verliebt. Kurz darauf war das junge Paar auch schon zusammengezogen.
Vor einem halben Jahr hatte Clément seiner Angebeteten dann einen romantischen Heiratsantrag gemacht. Saskia hatte sofort Ja gesagt. Einen genauen Hochzeitstermin hatte das Paar allerdings noch nicht festgelegt.
Clément arbeitete in einem Luxushotel und liebte seine Arbeit sehr. Er erzählte gerne von seinem Alltag und den unterschiedlichen Spleens der Gäste. Er konnte es nicht lassen, seine Anekdoten zum Besten zu geben, auch wenn er Freunde traf. Kein Wunder, dass er ein gern gesehener Gast auf jeder Party war.
Saskia liebte ihren Verlobten von ganzem Herzen. Seine Geschichten brachten sie immer zum Lachen. Allerdings vermied Clément es beim Erzählen immer, Namen zu nennen. In dieser Hinsicht war er absolut diskret. Corinna bewunderte diese Prinzipientreue ...
Im Hintergrund erklang ein Klingelgeräusch.
»Mama, es läutet gerade an der Tür. Wir müssen Schluss machen.«
»Okay, mein Liebes. Mach's gut!«
***
Nachdem die beiden Metz-Damen ihr Gespräch beendet hatten, stieg Corinna in den Aufzug und fuhr zur Cafeteria der Berling-Klinik hinunter.
Morgen konnte sie ihre Arbeit in der Orthopädie wieder aufnehmen. Die kleine Wunde am Fuß war gut verheilt und der Befund unauffällig.
Mittlerweile kannte Corinna auch den Klinikleiter Chefarzt Dr. Holl und dessen Frau gut.
Julia Holl war ihre Patientin gewesen, als diese durch einen Sturz starke Rückenprobleme bekommen hatte. Corinna hatte sie erfolgreich behandelt und die Rückenschmerzen auf ein Minimum reduzieren können. Mithilfe einer mehrmonatigen Rückentherapie waren die Schmerzen immer schwächer und schwächer geworden. Im Laufe der Zeit hatten sich die beiden Frauen sogar ein wenig angefreundet.
Da es früher Nachmittag war, hielten sich noch nicht viele Besucher in der Cafeteria auf. So fand Corinna sofort einen freien Tisch.
Sie stellte ihren Kaffee und den Kuchenteller ab und blickte auf ihr Handy.
Robert hatte ein paar WhatsApp-Nachrichten hinterlassen. Wie immer ging es um den Scheidungstermin.
Was wollte er nur ständig von ihr? Konnte er sie nicht einfach in Ruhe lassen? Ihre beiden Anwälte kümmerten sich doch um den Termin. In gewisser Hinsicht konnte ihr Mann wirklich penetrant sein! Und Corinna ahnte, dass seine neue Freundin damit zu tun hatte.
Doch jetzt wollte sich die Physiotherapeutin nicht über ihren Ex-Mann ärgern.
Stattdessen öffnete sie ihr E-Mail-Postfach. Sie hatte in den letzten Tagen versäumt, ihre Nachrichten zu lesen. Nun war sie gespannt, wer ihr geschrieben hatte ...
Viele ihrer Freunde wünschten ihr eine baldige Genesung. Es waren auch ein paar lustige Videos dabei.
Plötzlich bemerkte sie eine E-Mail von Dr. Holl.
Was mochte das bedeuten? Hoffentlich hatte es keine Beschwerden von Patienten gegeben! Doch so sehr Corinna auch nachdachte, sie konnte sich an keinen unangenehmen Vorfall erinnern ...
Mit klopfenden Herzen öffnete sie die E-Mail. Zu ihrem Erstaunen beinhaltete sie eine nette Einladung zu einem Abendessen in der Villa der Familie Holl.
Corinna war schon zweimal bei den Holls zum Essen eingeladen gewesen. Auf Anhieb hatte sie sich in dem wunderschönen Haus wohlgefühlt.
Die Physiotherapeutin hatte die Arztfamilie immer in Begleitung ihres Kollegen Dr. Robin Maiwald besucht. Der erfahrene Orthopäde war ein Spezialist für Sportverletzungen, und Corinna arbeitete als Physiotherapeutin in seinem Team an der Berling-Klinik.
Ob ihr Kollege auch eingeladen war?
Dr. Maiwald hatte im Laufe der Jahre viele interessante Fälle in der orthopädischen Abteilung des Krankenhauses behandelt. Corinna war in ihrer Anfangszeit erstaunt darüber gewesen, wie viele komplizierte Sportverletzungen man sich zuziehen konnte. In der Regel hatte sie es sonst eher mit alltäglichen Unfällen oder Belastungsstörungen zu tun.
Doch immer, wenn Dr. Maiwald einen besonders interessanten Fall behandelte, zog er sie zur Besprechung der nötigen Therapiemöglichkeiten hinzu.
Während sich Corinna die E-Mail erneut durchlas, dachte sie plötzlich an Joachim Brenner, einen früheren Patienten von Dr. Maiwald.
Der Patient war vor einem Jahr bei einem Motorradunfall schwer gestürzt und hatte sich einen komplizierten Beinbruch zugezogen. Außerdem war seine Wirbelsäule gestaucht gewesen. Schon die Behandlung des Beines war komplizierter gewesen als zunächst gedacht. Doch heute bereitete das Bein dem Patienten keine Probleme mehr. Wegen der gestauchten Wirbelsäule litt Joachim Brenner aber noch immer unter Rückenschmerzen.
Corinna hatte den Patienten zeitweilig behandelt und war fasziniert von seiner positiven Lebenseinstellung. Nichts schien ihn aus der Fassung zu bringen. Er fuhr sogar weiterhin mit Begeisterung Motorrad. Sie selbst war als Jugendliche im Urlaub einmal mit einem Motorroller gestürzt und hatte sich seither geschworen, nie wieder auf ein motorisiertes Zweirad zu steigen.
Die Physiotherapeutin nahm sich Zeit, Dr. Holl zu antworten. Sie freute sich aufrichtig über die Einladung zum Abendessen.
Corinna mochte auch die Kinder ihres Chefs gern. Die jüngste Tochter Juju hatte sie besonders in ihr Herz geschlossen. Sie ähnelte im Wesen ihrer eigenen Tochter, und Corinna verbrachte gerne ihre Zeit mit dem aufgeweckten Mädchen, wenn es seinen Vater in der Klinik besuchte.
Die Physiotherapeutin schickte ihre Zusage ab und schaltete den Bildschirm ihres Handys aus.
Nachdenklich blickte sie sich in der Cafeteria um. Sollte sie sich noch ein Stück Käsekuchen gönnen?
Doch dann dachte sie an ihre Figur und verzichtete lieber darauf. Schließlich näherte sich der Sommer, und sie wollte noch in ihre Kleider passen. Sie hatte im Winter genug für zwei Jahre geschlemmt ...
***
Corinna erhob sich und holte sich eine weitere Tasse Kaffee.
Sie verspürte noch keine Lust, nach Hause zu fahren. Plötzlich hörte sie eine vertraute Stimme neben sich.
»Frau Metz, ich dachte, Sie sind noch krankgeschrieben«, begrüßte sie Chefarzt Dr. Holl freundlich. »Oder haben Sie zu große Sehnsucht nach der Klinik gehabt?«
»Guten Tag, Doktor«, antwortete Corinna mit einem Lächeln. »Ich war nur kurz hier zur Nachkontrolle und zur Besprechung der Untersuchungsergebnisse. Zum Glück ist alles okay. Der dunkle Leberfleck war unauffällig.«
»Das freut mich für Sie. Ich erinnere mich an Ihr Melanom vor zwei Jahren. Dann hat sich also zum Glück kein Neues gebildet«, erwiderte Dr. Holl sichtlich erleichtert. »Haben Sie meine E-Mail schon gelesen?«
»Ja. Und ich habe Ihnen vor wenigen Minuten geantwortet. Vielen Dank für Ihre Einladung. Ich werde natürlich kommen.«
»Meine jüngste Tochter kann es kaum erwarten, Sie wiederzusehen«, erklärte Dr. Holl. »Ich fürchte, sie wird Sie sofort in Beschlag nehmen, wenn Sie kommen. Juju hat ein paar neue Bücher, die sie Ihnen unbedingt zeigen möchte; Hörspiele, die Sie Ihrer Meinung nach hören sollten. Und sie hat sich den Upcycling-Trend bei ihrer Mutter abgeschaut. Sie malt derzeit ihren Kinderzimmerschrank mit blauer Farbe an und verschönert ihn mit fantasievollen Mustern. Ich glaube, den müssen Sie sich auch ansehen«, erzählte Dr. Holl und lächelte bei dem Gedanken an seine kleine Tochter.
»Einen selbst bemalten Kleiderschrank wollte ich als Kind auch immer haben.« Corinna lachte. »Doch ich musste mich stattdessen mit den langweiligen, alten Möbeln meines Bruders zufriedengeben.«
»Ich werde meine Tochter trotzdem daran erinnern, dass Sie vor allem mein Gast sind und nicht die ganze Zeit in Jujus Kinderzimmer verbringen werden.« Der Chefarzt stellte sich eine Tasse Kaffee auf ein Tablett und betrachtete den Käsekuchen in der Auslage. »Haben Sie noch ein wenig Zeit für ein Stück Kuchen? Ich lade Sie ein.«
Corinna überlegte kurz. Der Kuchen duftete verführerisch. Auf ihre Figur konnte sie auch an einem anderen Tag achten.
»Sehr gerne«, antwortete sie mit einem Lächeln. »Aber ich muss Sie warnen, der Kuchen macht süchtig.«
Bewaffnet mit Kaffee und Kuchen, setzten sich Dr. Holl und Corinna an einen freien Tisch am Fenster.
Plötzlich klingelte ihr Handy. Es war Robert.
»Sie können gerne telefonieren«, bemerkte Dr. Holl.
»Ach. es ist nicht wichtig«, erwiderte Corinna und drückte den Anrufer weg.
Robert ging ihr gehörig auf die Nerven. Erst hörte sie monatelang nichts von ihm, und nun meldete er sich ständig bei ihr. Zudem auch nur, weil es um ihre Scheidung ging. Das Trennungsjahr endete bald, deshalb rief er sicher an.
Was sie ihm nicht verzeihen konnte, war die Tatsache, dass er sich eine Geliebte zugelegt hatte, als bei ihr der bösartige Hautkrebs diagnostiziert worden war. Robert hatte sie einfach im Stich gelassen, obwohl er gewusst hatte, wie sehr sie unter der erschreckenden Diagnose gelitten hatte. Dass er einfach fremdgegangen war, schien für ihn eine bequeme Lösung gewesen zu sein. Er hatte Corinna anschließend sogar vorgeworfen, dass sie sich zu wenig um ihn gekümmert hatte ...
Saskia hatte die ganze Zeit ihre Mutter unterstützt und sich dadurch von ihrem Vater entfremdet. Corinna war betrübt darüber und leugnete daher, wie sehr Robert ihr damals wehgetan hatte. Schließlich war dieser Mann trotz allem Saskias Vater, und sie wollte nicht, dass ihre Tochter bloß noch schlecht von ihm dachte.
»Ist alles in Ordnung?«, fragte Dr. Holl, als er Corinnas ernstes Gesicht sah.
Sofort riss sich die Physiotherapeutin zusammen.
»Ich dachte nur gerade an meinen Ex-Mann. Er meldet sich ständig wegen unserer Scheidung. Das Ganze ist sehr belastend für mich.«
Ungewollt traten Corinna Tränen in die Augen.
Dr. Holl legte seine Hand auf ihren Arm. Besorgt sah er Corinna an. Die Physiotherapeutin wirkte plötzlich abgespannt und müde.
»Ich bin immer für Sie da«, versprach er leise. »Sie sind eine starke Frau. Das stehen Sie durch. Sollten Sie sich einmal alles von der Seele sprechen wollen, stehe ich Ihnen zur Verfügung.«
Corinna wischte sich mit einem Taschentuch über die Augen und lächelte zaghaft.
»Eigentlich wollte ich jetzt nicht vor dem Leiter der Berling-Klinik in Tränen ausbrechen«, gestand sie. »Im Grunde ist mir Robert völlig egal. Ich habe nur keine Lust, ständig auf seine Anrufe zu reagieren. Ich fürchte, seine neue Freundin drängt ihn dazu.«
Dr. Holl erwiderte ihr Lächeln.
»Machen Sie sich keine unnötigen Sorgen. Jeder von uns steckt ab und zu in einer Krise, die unabwendbar scheint. Da kann es sehr heilsam sein, einmal auf andere Gedanken zu kommen. Ich freue mich sehr, dass Sie zu uns kommen, Frau Metz. Das wird Ihnen sicher guttun.«
***
Corinna parkte ihr Auto vor Dr. Holls Villa und stellte den Motor ab. Sie sah sich um und suchte Dr. Maiwalds dunklen Sportwagen. Doch sie konnte ihn nicht entdecken.
Hatte sich der Orthopäde verspätet, oder war sie nur allein eingeladen?
Mit der Familie allein zu sein, verunsicherte Corinna plötzlich ein wenig. Doch sie nahm sich zusammen und stieg aus dem Wagen.
Du bist doch sonst nicht so schüchtern, ermahnte sie sich.