Chefarzt Dr. Holl 1953 - Katrin Kastell - E-Book

Chefarzt Dr. Holl 1953 E-Book

Katrin Kastell

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Beschreibung

In der Adventszeit füllt sich der Terminkalender von Eventköchin Mariella Brunner stets zum Bersten. Stress und Hektik sind an der Tagesordnung, wenn sie mit Freund und Show-Koch Felix Gruber in der mobilen Küche steht und ihren Gästen weihnachtliche Gaumenfreuden zubereitet. Auch die Berling-Klinik ist dieses Jahr Kunde der Kochenden Leidenschaft. Ein unvergessliches Weihnachtsfest mit Glühwein, Showeinlagen und einem großen Gansessen steht vor der Tür. Obwohl sich Freund Felix kurz zuvor von Mariella getrennt hat, ziehen sie ihren letzten gemeinsamen Auftrag mit gewohnter Professionalität durch.
Endlich steht der letzte Gang bereit, ein Lebkuchen-Tiramisu mit Zimt und Gewürznelken. Ein herrlicher Duft erfüllt die Küche. Felix reicht ihr eine Kostprobe, ganz wie früher. Sofort schießen Mariella Tränen in die Augen, ihr Hals schwillt zu, und ihr Herz stolpert ein paar unregelmäßige Schläge. War es diese altvertraute Geste zwischen Felix und ihr, die sie gerade derart aus dem Gleichgewicht gebracht hat?
Zutiefst beunruhigt hält sie sich an der Tischplatte fest. Ihr ist schwindelig, sie zittert. Was, zur Hölle, geht mit ihr vor?


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Seitenzahl: 121

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhalt

Cover

Der Duft von Glühwein und Orangen

Vorschau

Impressum

Der Duft von Glühweinund Orangen

Romantischer Arztroman um eine Eventköchin mit mysteriösen Krankheitssymptomen

Von Katrin Kastell

In der Adventszeit füllt sich der Terminkalender von Eventköchin Mariella Brunner stets zum Bersten. Stress und Hektik sind an der Tagesordnung, wenn sie mit Freund und Show-Koch Felix Gruber in der mobilen Küche steht und ihren Gästen weihnachtliche Gaumenfreuden zubereitet. Auch die Berling-Klinik ist dieses Jahr Kunde der Kochenden Leidenschaft. Ein unvergessliches Weihnachtsfest mit Glühwein, Showeinlagen und einem großen Gansessen erwartet die Belegschaft. Obwohl sich Freund Felix kurz zuvor von Mariella trennt, ziehen sie ihren letzten gemeinsamen Auftrag mit gewohnter Professionalität durch.

Endlich steht der letzte Gang bereit, ein Lebkuchen-Tiramisu mit Zimt und Gewürznelken. Ein herrlicher Duft erfüllt die Küche. Felix reicht Mariella eine Kostprobe, ganz wie früher. Sofort schießen ihr Tränen in die Augen, ihr Hals schwillt zu, und ihr Herz stolpert ein paar unregelmäßige Schläge. War es diese altvertraute Geste zwischen Felix und ihr, die sie gerade derart aus dem Gleichgewicht gebracht hat?

Zutiefst beunruhigt hält sie sich an der Tischplatte fest. Ihr ist schwindelig, sie zittert. Was, zur Hölle, geht mit ihr vor?

»Atemberaubend!«, entfuhr es Julia Holl.

Bewundernd ließ sie den Blick über die neu eröffnete Eventlocation schweifen, in der die diesjährige Weihnachtsfeier der Berling-Klinik stattfinden sollte.

Der lichtdurchflutete Raum in der obersten Etage eines zwölfstöckigen Bürogebäudes schien zwischen der Stadt und den umliegenden Alpen zu schweben. Drei voll verglaste Wände sorgten für einen spektakulären Ausblick. Dazu gab es einen Infinity-Dachgarten mit komfortablen Sitzgelegenheiten und einer überlebensgroßen, steinernen Buddhafigur, die eine wohltuende Stimmung verbreitete.

»Ich freue mich, dass Ihnen die Räumlichkeiten gefallen.« Mariella Brunner atmete erleichtert aus.

Obwohl sie nun schon seit drei Jahren erfolgreich als selbstständige Eventköchin tätig war, machte es die junge Frau jedes Mal aufs Neue nervös, wenn die Abschlussbesprechung mit den Kunden stattfand. Besonders, wenn der Kunde die Location zuvor nur von Animationen aus dem Internet gekannt hatte, weil die Räume sich noch im Bau befunden hatten. Ein wenig riskant war das schon. Mariella zitterte stets, ob die Baufirmen rechtzeitig fertig werden würden. Aber dafür hatte sie mit ihrer Firma Kochende Leidenschaft den Ruf weg, eine Spürnase für ungewöhnliche Örtlichkeiten zu besitzen.

Mariella schlang die Arme um ihre Besprechungsmappe.

»Danke für Ihr Vertrauen. Mein Team und ich freuen uns sehr, Ihre Gäste in Kürze hier verwöhnen zu dürfen.«

»Die Freude liegt ganz auf unserer Seite.« Julia Holl schenkte Mariella ein warmes Lächeln. »Sie wurden uns wärmstens empfohlen. Und Ihren Foodblog im Internet verfolge ich schon lange. Es ist uns eine Ehre, dass Sie uns bewirten. Bisher fanden die Weihnachtsfeiern der Klinik eher im konventionellen Rahmen statt ...«

Julia ließ das Ende des Satzes in der Luft schweben.

»Und damit waren Sie nicht mehr zufrieden?«, wollte Mariella vorsichtig wissen.

Julia zuckte mit den Schultern.

»Zufrieden schon. Aber um ehrlich zu sein, wurde es auch in den letzten Jahren etwas fade. Sehen Sie, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Klinik sahen sich im letzten Jahr vor viele Herausforderungen gestellt. Personalengpässe, hohe Belegzahlen, zunehmender Druck seitens der Krankenkassen und so weiter.«

»Das verstehe ich gut.« Mariella nickte wissend. »Ich habe auch zu kämpfen, um gute Servicemitarbeiter auf Honorarbasis zu finden. Da möchte man den Mitarbeitern ab und an einen besonderen Dank für ihr Engagement aussprechen.«

»Besser hätte ich es nicht ausdrücken können, Frau Brunner«, meinte Julia.

»Sagen Sie doch bitte Mariella.« Die attraktive Köchin errötete unter dem Lob. Sie strich sich eine Strähne dunkelbrauen Haares zurück, die sich aus dem strengen Pferdeschwanz gelöst hatte. »Die meisten meiner Kunden sprechen mich so an. Ich bin das aus meiner Zeit in London so gewohnt und finde es wunderbar unkompliziert.«

»Gerne. Aber dann sagen Sie doch auch bitte Julia zu mir.«

Die beiden Frauen schüttelten sich lächelnd die Hände.

»Sollen wir uns hier drüben hinsetzen, mit Blick auf die Alpen?«, schlug Mariella vor und deutete auf einen Tisch vor der Fensterfront.

»Gerne.« Julia nickte. Ihr Blick fiel durch die Scheiben auf den Dachgarten. Sie seufzte. »Die Terrasse ist einfach spektakulär. Zu schade, dass es Anfang Dezember zu kalt ist, um das Essen im Freien stattfinden zu lassen.«

Mariella überlegte. Schließlich nickte sie entschlossen.

»Was halten Sie davon, wenn wir vor dem Essen einen Umtrunk im Freien veranstalten? Wir könnten einen Glühweinstand aufbauen und alles hübsch mit Lichterketten und Tannenzweigen dekorieren. Das stelle ich mir hier oben über der Stadt besonders stimmungsvoll vor. Und was die Kosten betrifft, wäre das vertretbar.«

Julias Augen blitzten begeistert.

»Klasse! Das klingt perfekt.«

Mit einer eleganten Bewegung ließ sie sich Mariella gegenüber am Fenster nieder.

Während diese ihre Besprechungsmappe aufschlug, maß Julia die Köchin mit einem interessierten Blick.

Wie alt sie wohl sein mochte?

Sicher nicht viel älter als dreißig, schätzte Julia. Bewundernswert, dass sie in einem relativ jungen Alter den Weg in die Selbstständigkeit gewählt hat. Ihr Instagram-Kanal hat es innerhalb kürzester Zeit auf über zehntausend Follower gebracht.

Natürlich ahnte Julia, dass hinter dem Erfolg viel Fleiß und harte Arbeit steckten. Unwillkürlich fragte sie sich, ob neben dem Beruf für die jungen Frau auch genügend Platz für das Privatleben blieb. Von Stefan wusste sie, dass die Patienten, bei denen in der Berling-Klinik Burnout diagnostiziert wurde, immer jünger wurden. Sie fand diesen Trend erschreckend.

»Gut. Dann lassen Sie uns zum Geschäftlichen kommen.«

Mariella räusperte sich nervös und schob Julia das Blatt mit der Kostenaufstellung zu. Ihre Hände fühlten sich verschwitzt an. Unauffällig strich sie sie an ihrer Jeans ab und nahm ein paar tiefe Atemzüge.

Zwar ließ die unverhohlene Bewunderung, die Julia Holl ihr entgegenbrachte, ihr Selbstbewusstsein erblühen. Dennoch fühlte sie einen unangenehmen Druck im Magen. Ihre Haut an Dekolleté und Hals wurde rot und juckte.

Verkaufsgespräche waren nicht ihr Ding, aber sie gehörten eben dazu. Dass sie sich dabei stets unwohl fühlte, würde sich wohl nie ganz legen. Ihre Stärke lag nun einmal in der Küche.

Mariella hatte ihr Leben dem Kochen verschrieben. Seitdem sie die Mittelschule beendet hatte, brannte sie leidenschaftlich für ihren Beruf. Die achtundzwanzigjährige waschechte Münchenerin war offen, kontaktfreudig und kam problemlos mit den unterschiedlichsten Gästen zurecht. Nachdem sie zwei Jahre lang in London bei einem angesagten Sternekoch gearbeitet hatte, fiel es ihr auch nicht schwer, ihre Gäste mit gekonnten Showeinlagen zu unterhalten.

Wenn es allerdings darum ging, ihre eigenen Leistungen zu verkaufen, fühlte sie sich wie ein Fisch auf dem Trockenen.

Mit angehaltenem Atem beobachtete sie, wie ihre Kundin die Zahlen aufmerksam studierte. Ob sie den angesetzten Preis für angemessen hielt?

Mariella bemühte sich stets, fair zu kalkulieren. Die Kosten für Mietpersonal, Steuern, Versicherungen und vieles mehr mussten hereinkommen. Dazu zahlte sie noch den Kredit ab, den sie benötigt hatte, um die wichtigsten Gerätschaften für ihre mobile Küche zu kaufen. Keine geringe Summe. Zudem musste sie selbstverständlich auch etwas Gewinn machen.

Bei dem Gedanken daran, wie sehr sie auf Einnahmen angewiesen war, stolperte ihr Herz ein paar unregelmäßige Schläge vorwärts.

Ja, sie hatte sich einen guten Ruf aufgebaut. Aber damit konnte es ebenso schnell wieder vorbei sein. Die Branche war hart, die Konkurrenz groß, und Fehler wurden nicht verziehen. Kein Wunder, wenn sie manchmal vor Stress Ohrgeräusche bekam oder sich schnell gereizt fühlte.

Julia blickte von den Unterlagen auf.

Ihre Stimme durchbrach Mariellas Gedanken: »Ich werde die Aufstellung meinem Mann vorlegen. Natürlich sind wir uns bewusst, dass die Kosten sich etwas über dem gewohnten Niveau bewegen, wenn wir eine gefragte Eventköchin engagieren. Aber es sollte keine Probleme geben.«

»Gut.« Mariella ließ die angestaute Luft aus den Lungen entweichen. »Es bleibt also wie besprochen bei der Menüauswahl? Carpaccio als Vorspeise. Dann die Vorführung, bei der mein Kollege Felix Gruber die Weihnachtsgänse vor den Gästen tranchiert und für eine gute Show sorgt. Danach zum krönenden Abschluss Lebkuchen-Tiramisu, das mit Wunderkerzen und brennenden Glühweinpflaumen aufgetragen wird.«

»Ja, ausgezeichnet.« Julia schmunzelte vorfreudig.

»Stimmt etwas nicht?«, fragte Mariella verwundert.

»Aber nein«, wehrte Julia ab, sie fühlte sich ertappt. »Ich musste nur bei der Vorstellung grinsen, wie Ihr Kollege vor den Augen unserer Chirurgen die Gans tranchiert und alle anfangen zu fachsimpeln.«

Auch Mariella musste kichern.

»Jessas«, meinte sie amüsiert im breiten Bayerisch. »Ja, ich sehe die Parallelen. Noch dazu ist Felix ein ausgezeichneter Entertainer. Am Ende gipfelt es darin, dass Felix da aus dem Ganszerlegen eine Art Teambuildingevent macht.«

»Ich sehe es bildlich vor mir. Bis die Herrschaften sich dann auf die richtige Methode einigen und wir endlich essen können, geht es auf Mitternacht zu.«

Julia zwinkerte zum Zeichen, dass sie sich einen Scherz erlaubte.

»O nein, das werde ich zu verhindern wissen«, verkündete Mariella und rollte gespielt entrüstet die Augen. »Wenn das passiert, jage ich Felix mit der Bratpfanne durch den Saal. Und im Anschluss kann er sich darauf einstellen, die Nacht auf dem Sofa zu verbringen.«

»Dann ist Felix also nicht nur ihr Kollege, sondern auch Ihr Lebenspartner?«, schlussfolgerte Julia, jetzt wieder ernst.

»Richtig.« Ohne, dass sie es verhindern konnte, umwölkte sich Mariellas Miene bei dem Gedanken an ihren Freund.

Seit zwei Jahren waren sie nun zusammen. Anfangs hatte es in ihrer Beziehung wenig Probleme gegeben. Doch dann hatte Felix seine Festanstellung in dem Fünfsternehotel in der Münchener Innenstadt aufgegeben.

Angeblich, weil er den Stress in der Küche nicht mehr ausgehalten hatte.

Mariella runzelte die Stirn.

Zu viel Stress, was sollte sie erst sagen? Seitdem sie sich selbstständig gemacht hatte, arbeitete sie praktisch rund um die Uhr. Selten kam sie auf mehr als sechs Stunden Schlaf, weil mit Einkäufen auf den Großmärkten, Kundenbesprechungen, Buchhaltung und tausend anderen Dingen keine Zeit blieb. Ihr Tag hätte locker sechsundzwanzig Stunden umfassen können. Nachtruhe nicht miteingerechnet.

Und da beklagte Felix sich über einen Vierzig-Stunden-Job mit vollem Lohnausgleich und geregeltem Urlaub?

Unwillig kniff sie die Lippen zusammen.

Vom ersten Moment an hatte sie ein merkwürdiges Gefühl dabei gehabt, mit dem Mann, den sie liebte, auch zusammen zu arbeiten. Noch dazu als seine Chefin.

Privatleben und Beruf zu mischen, tat nicht immer gut. Aber Felix hatte so lange gedrängt, bis sie sich auf das Experiment eingelassen hatte, ihn als zweiten Koch auf Honorarbasis zu beschäftigen.

Natürlich funktionierte es so schlecht, wie sie es befürchtet hatte. Felix war ein toller Koch, kein Zweifel, und ein attraktiver, höchst charmanter Mann ohnehin. Er liebte die Bühne. Kein Wunder, dass er nicht nur ihr Herz, sondern auch die Herzen der weiblichen Gäste zum Höherschlagen brachte.

Zum Glück neigte sie nicht sonderlich zur Eifersucht und stand darüber. Meistens jedenfalls.

Aber das war noch nicht das ganze Problem.

Viel schlimmer war, dass Felix und sie so unterschiedlich in ihren Arbeitsweisen waren. Zwar war jeder von ihnen auf seine eigene Weise genial. Aber während Mariella die Perfektionistin war, die nichts dem Zufall überließ, war Felix der Freestyler. Von Absprachen hielt er wenig, dafür ließ er lieber seiner Kreativität freien Lauf. Einerseits bewundernswert, fand Mariella, aber dann auch wieder anstrengend, weil das Team unter seinen spontanen Kursabweichungen litt.

»Wie schön, wenn man als Paar so zusammenhält«, meinte Julia Holl in diesem Moment.

Mariella riss sich aus ihren düsteren Gedanken und blickte auf.

»Bei meinem Mann und mir ist es ähnlich«, fuhr Julia fort und lächelte versonnen. »Ich empfinde es als äußerst bereichernd, wenn man sich mit seinem Partner auch beruflich austauschen kann. Bevor wir Kinder hatten, habe ich als Kinderärztin gearbeitet. Mein Mann und ich haben während des Studiums zusammen im Studentenwohnheim gelebt. Es war Liebe auf den ersten Blick. Natürlich fehlt mir der Beruf. Aber sobald unsere Jüngste dreizehn ist, werde ich wieder als Ärztin tätig sein.«

Mariella nickte geistesabwesend. Sie hatte nur mit halbem Ohr zugehört, weil sie insgeheim noch über den Schwierigkeiten ihrer eigenen Beziehung brütete. Aber das wollte sie sich nicht anmerken lassen. Entschlossen gab sie sich einen Ruck.

»Meinen Sie, ich könnte die verbindliche Zusage Ihres Mannes noch Ende dieser Woche bekommen? Damit ich disponieren kann? Es sind nur noch vier Wochen bis zu unserer geplanten Veranstaltung. Und gerade jetzt, in der Martinsganszeit bin ich ziemlich eingebunden.«

Julia Holl nickte verständnisvoll. »Aber sicher.«

»Wunderbar«, befand Mariella und sammelte ihre Unterlagen zusammen.

»Ach, es wird herrlich«, schwärmte Julia voller Vorfreude, als sie sich von der jungen Köchin verabschiedete. »Dazu noch der Glühweinempfang ... Ich kann es kaum erwarten, meinem Mann heute Abend von unserer Idee zu berichten.«

***

»Ach, schade.« Schmollend verzog Juju, das elfjährige Nesthäkchen der Familie Holl beim gemeinsamen Abendessen später an diesem Tag das Gesicht. Sie schob den Teller mit der leckeren Mascarponecreme beiseite, die Cäcilie, die Haushälterin der Holls, zum Nachtisch bereitet hatte. »Bitte, Papi, kann ich nicht auch zum Weihnachtsessen kommen? Es klingt so cool, was Mami da erzählt. Ich möchte so gerne dabei sein.«

Stefan und Julia Holl wechselten über den Tisch hinweg einen langen Blick.

»Das geht leider nicht, mein Schatz«, erklärte Stefan mit einfühlsamer, aber unverrückbarer, fester Stimme. »Wenn ich eine Ausnahme bei dir mache, muss ich meinen Kollegen auch erlauben, ihre Familien mitzubringen. Mariella hat aber mit einer festen Anzahl Gäste kalkuliert. Du verstehst also sicher, dass das nicht geht, oder?«

»Schon, Papi ...« Juju senkte traurig den Blick.

Stefan wollte etwas erwidern, aber Julia kam ihm zuvor. Sie fasste über den Tisch und drückte sanft seine Hand zum Zeichen, dass er ihr bitte das Wort überlassen sollte.

»Warum genau ist es dir denn so wichtig?«, fragte sie sanft.

Juju zuckte zögernd mit den Schultern.

»Es ist doch bald Advent und ich möchte Cäcilie gerne eine Freude machen. Sie kümmert sich immer so viel um mich und macht mir immer meinen Lieblingsnachtisch«, hob sie an.

Ein Lächeln schlich sich in Julias Mundwinkel.

Cäcilie, ihre langjährige Haushälterin, zauberte herrliche Desserts und war immer auf der Suche nach neuen Rezepten. Julia ahnte, was ihrer jüngsten Tochter vorschwebte.

»Cäcilie würde sicher gerne wissen, wie Eventköche einen tollen Nachtisch zaubern. Da dachte ich, ich könnte vielleicht diese Köchin fragen, wie sie das mit den brennenden Glühweinpflaumen und den Wunderkerzen hinbekommt«, fuhr Juju fort und bestätigte damit Julias Verdacht.

Julias Herz wurde weich. Liebevoll blickte sie zu ihrer Jüngsten hinüber.

»Ich finde es toll, dass du das für Cäcilie machen möchtest. Was für eine schöne Idee.«

»Also darf ich mit?«

Hoffnungsvoll leuchteten Jujus Augen auf.

»Das nicht«, erwiderte Stefan und schenkte Juju einen zärtlichen Blick voller Vaterstolz. »Aber ich werde Frau Brunner gerne für dich nach dem Rezept fragen. Vielleicht verrät sie mir ja auch den einen oder anderen Trick. Was hältst du davon?«

»Super, Papi.« Juju nickte und schleckte genüsslich Mascarponecreme vom Löffel. »Darf ich euch noch etwas fragen?«

»Sicher«, erwiderten Stefan und Julia fast gleichzeitig,