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Sebastian und sein Partner wünschen sich seit Jahren sehnlichst ein Baby. Da die Adoptionsanträge der zwei Männern bislang konsequent abgelehnt wurden, legen sie jetzt ihre letzte Hoffnung in Lydia, Sebastians beste Freundin. In einem vertrauensvollen Moment bittet er sie darum, sein Kind auszutragen.
Obwohl Leihmutterschaft in Deutschland verboten ist, stimmt sie sofort zu. Und so schließen sie ein Abkommen, von dem niemand erfahren darf. Nur Lydias Eltern sind eingeweiht.
Doch während der Schwangerschaft kommt es zu Komplikationen. In der Berling-Klinik wird bei Lydia das HELLP-Syndrom diagnostiziert. Sofort muss das Baby per Notkaiserschnitt geholt werden. Während Sebastian sein Kind überglücklich im Arm hält, verschlechtert sich der Zustand seiner besten Freundin weiter rapide. Sie muss ins künstliche Koma versetzt werden.
Als Dr. Holl Lydias Eltern mitteilt, dass ihre Tochter vermutlich nur noch wenige Stunden zu leben hat, beanspruchen diese das Baby plötzlich für sich und drohen, Sebastian und das illegale Abkommen auffliegen zu lassen. Dieses Kind ist vermutlich das Einzige, was ihnen von ihrer Tochter bleibt - nein, sie werden es nicht hergeben. Um keinen Preis der Welt!
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Seitenzahl: 122
Veröffentlichungsjahr: 2023
Cover
Mehr als ein Freundschaftsdienst
Vorschau
Impressum
Mehr als ein Freundschaftsdienst
Als Lydia Sebastians Kind gebar,fiel sie ins Koma
Von Katrin Kastell
Sebastian und sein Partner wünschen sich seit Jahren sehnlichst ein Baby. Da auf ein zu adoptierendes Kind in Deutschland durchschnittlich zehn Bewerberpaare kommen, hatten die zwei Männer bislang kein Glück. Ihre letzte Hoffnung legen sie jetzt in Lydia, Sebastians beste Freundin. In einem vertrauensvollen Moment bittet er sie darum, sein Kind auszutragen.
Obwohl Leihmutterschaft in Deutschland verboten ist, stimmt sie sofort zu. Und so schließen sie ein Abkommen, von dem niemand erfahren darf. Nur Lydias Eltern sind eingeweiht.
Doch während der Schwangerschaft kommt es zu Komplikationen. In der Berling-Klinik diagnostizieren die Ärzte bei Lydia das HELLP-Syndrom. Sofort muss das Baby per Notkaiserschnitt geholt werden. Während Sebastian sein Kind überglücklich im Arm hält, verschlechtert sich der Zustand seiner besten Freundin weiter rapide. Sie muss ins künstliche Koma versetzt werden.
Als Dr. Holl Lydias Eltern mitteilt, dass ihre Tochter vermutlich nur noch wenige Stunden zu leben hat, beanspruchen diese das Baby plötzlich für sich und drohen, Sebastian und das illegale Abkommen auffliegen zu lassen. Dieses Kind ist vermutlich das Einzige, was ihnen von ihrer Tochter bleibt – nein, sie werden es nicht hergeben. Um keinen Preis der Welt!
»O mein Gott. Ich kann es kaum glauben.« Lydia Bennings Herz klopfte vor lauter Aufregung zum Zerspringen. »Es hat geklappt. Gleich beim ersten Versuch!«
Sie stand in Sebastians gemütlichem Wohnzimmer in seinem Schwabinger Appartement.
Es war ein heißer Tag Ende Juli. Wer konnte, unternahm heute einen Ausflug ins Grüne oder ins Freibad.
Aus dem Hinterhof drangen Kinderlachen und das Klingeln von Fahrrädern zu ihnen herauf. Doch davon bekam Lydia kaum etwas mit. Das Teststäbchen in ihrer Hand nahm ihre gesamte Aufmerksamkeit in Anspruch. Ungläubig betrachtete sie die dünne, zartrosa Linie.
»Wirklich. Bist du dir sicher?«
Sebastian strich sich nervös das dicke, schwarze Haar zurück.
»Absolut.« Lydia nickte. »Der Test ist sehr zuverlässig. Und außerdem habe ich bereits gespürt, wie sich mein Körper verändert.«
Sie verzichtete darauf, näher ins Detail zu gehen. Dass ihre Brüste spannten, brauchte Sebastian nicht zu interessieren. Obwohl sie sonst kaum Geheimnisse voreinander hatten, gab es Dinge, die sie lieber für sich behielt. Ganz besonders die intimen Details ihres Lebens.
»Das ist ja der Hammer! Juhu! Wir werden Eltern.«
Sebastian legte die Arme um ihre noch schlanke Taille und wirbelte sie im Kreis herum. Jedoch vorsichtiger, als er es normalerweise tun würde.
»Lass mich los, mir wird schwindlig«, japste Lydia.
Lachend ließ sie sich rücklings auf das Sofa fallen. Dabei legte sie bereits jetzt instinktiv eine Hand auf ihren noch flachen Bauch.
Bald würde sie in keine ihrer Jeans mehr passen. Vorausgesetzt, dass alles mit der Schwangerschaft in Ordnung wäre. Aber davon ging sie aus. Sie war jung und gesund. Außerdem gab es in ihrer Familie keine genetisch bedingten schweren Vorerkrankungen.
»Wir werden Eltern«, wiederholte Alex nun auch im gleichen frohlockenden Ton, wie Sebastian kurz vor ihm. Er ließ sich an Lydias freier Seite auf der Couch nieder und strahlte sie an. »Ich kann dir nicht sagen, was das für uns bedeutet, meine Liebe. Sebastian und ich hatten die Hoffnung schon aufgegeben, eine Familie zu werden. Ein Adoptionsverfahren ist aussichtslos. Bis wir ein Kind zugesprochen bekämen, wären wir wohl zu alt, um es großzuziehen.«
Er zwinkerte scherzhaft, doch in seinen Augen spiegelte sich die Ernsthaftigkeit hinter seinen Worten.
Sebastian setzte sich ebenfalls zu Lydia und nickte.
»Uns wäre nur noch der Weg über eine Leihmutter in den USA geblieben. Mit all den Risiken, die dieses Unterfangen birgt.«
»Und unter uns, du bist unsere absolute Traumbesetzung«, verriet Alex. »Wir fühlen uns entschieden wohler mit dir als mit einer Frau, die wir nicht kennen und höchstens einmal kurz gesprochen haben.«
»Es ist vor allem eine Vertrauenssache«, ergänzte Sebastian, der gewohnheitsmäßig die Gedanken seines Lebensgefährten weiterführte. »Wer sagt uns denn, dass eine fremde Leihmutter in der Schwangerschaft wirklich auf ihre Gesundheit achtet und sich von Alkohol und anderen für das Baby schädlichen Dingen fernhält?«
»Und wer garantiert, dass sie ihre Meinung nicht doch noch ändert und das Kind nach der Geburt behalten möchte?«, ergänzte Alex düster.
»Richtig.« Sebastian nickte. »Außerdem können wir so schon in der Schwangerschaft eine Bindung zu dem Kind im Mutterleib aufbauen, durch Berührungen zum Beispiel. Oder durch den Klang unserer Stimmen, sobald es hören kann. Wenn die Leihmutter in USA leben würde, wäre das unmöglich. Übrigens gibt es eine ganze Menge interessanter Bücher über pränatale Prägung. Das Ungeborene erkennt uns an den Stimmen, sobald es auf der Welt ist, durch seine Zeit im Mutterleib.«
Alex nahm Lydias Hand und drückte sie.
»Danke, dass du das Risiko einer Geburt auf dich nimmst. Ganz abgesehen von den Beschwerden, die eine Schwangerschaft mit sich bringt. Inklusive aller Veränderungen der Figur.«
Lydia lachte hellauf. »Dafür werde ich mich von euch beiden jetzt neun Monate lang nach Strich und Faden verwöhnen lassen. Rechnet schon mal damit, dass ich Unmengen von Eiscreme vertilgen werde. Und schaut euch ›YouTube‹-Videos an, um fit in Fußmassagen zu werden.« Sie ließ den Blick von Sebastian zu Alex wandern. Ihr Herz ging auf, als sie Staunen und Glückseligkeit auf ihren Gesichtern sah. Bei Alex meinte sie auch ein wenige Besorgnis zu entdecken. Sie wandte sich mit einem beruhigenden Lächeln zu ihm um. »Und was das Risiko angeht, Alex. Als Fondsmanagerin gehört Risikobereitschaft zu meinem Beruf.«
»Oder Risikominimierung, was das Kleine da drin angeht«, stellte Sebastian sofort klar und deutete auf ihren Bauch.
Lydia hob feierlich die Hand.
»Keine Sorge. Ich verspreche, dass ich nichts tun werde, was die Gesundheit eures Babys gefährdet. Ich werde brav sämtliche Vitaminpräparate schlucken, die der Arzt mir empfiehlt. Außerdem, was soll schon passieren? Eine Geburt ist ein natürlicher Vorgang. Ich bin einunddreißig und somit im besten gebärfähigen Alter. Noch dazu liebe ich meinen Beruf und möchte meine Karriere um nichts in der Welt gegen eine Mutterschaft eintauschen. Du siehst, noch weniger Risiko kann man kaum eingehen.«
»Das wissen wir doch.« Alex tätschelte ihre Hand. »Es ist unglaublich, dass du das für uns tust. Wie können wir dir je dafür danken?«
»Ganz einfach. Indem ihr eine wunderbare, großartige Familie werdet«, erwiderte Lydia lachend. »Und ich werde die wunderbarste Patentante der Welt sein und mit Freude meinen Teil dazu beitragen, das kleine Wesen von vorne bis hinten zu verwöhnen, während ich in Ruhe dabei zusehe, wie es aufwächst. Stellt euch schon mal darauf ein, dass ich meinem Patenkind alles erlauben werde, was ihr verbietet.«
»Wir sind uns einig über die offizielle Version?«
Alex stand auf und ging einige Schritte im Raum hin und her. Das half beim Denken.
»Aber ja.« Lydia nickte. »Sebastian ist ganz eindeutig der Vater. Das ließe sich im Notfall durch einen Gentest bestätigen. Wir hatten eine unbedeutende Affäre. Ich wurde ungeplant schwanger, habe mich aber dazu entschieden, dass Baby auszutragen und Sebastian das alleinige Sorgerecht zu übertragen, weil es bei ihm ein besseres Leben führen wird. Ich verzichte auf meinen Teil des Sorgerechts, manage weiter das Investmentvermögen meiner Kunden, und widme mich ausschließlich meiner Karriere.«
»Gut. Das sollte bei den zuständigen Behörden kein Aufsehen erregen.« Alex blieb stehen und nickte. »Wie ist es mit deinen und meinen Eltern, Sebastian? Lassen wir sie weiter in dem Glauben, wir adoptieren?«
»Das wird das Beste sein.« Sebastian seufzte. Manchmal wurde ihm doch ein wenig mulmig bei dem Gedanken, dass Lydias heimliche Leihmutterschaft rechtlich als äußerst schwierig einzustufen war. »Je weniger Menschen davon wissen, desto besser.«
»Tja ...« Lydia strich sich das lange, hellbraune Haar aus der Stirn. »Nur meine Eltern werden zwangsläufig mitgekommen, dass ich schwanger bin. Es wird mir nichts anderes übrig bleiben, als ihnen die Wahrheit zu sagen.«
»Sehe ich auch so.« Alex schenkte ihr einen langen Blick. »Wann willst du es ihnen sagen?«
»Erst nach dem dritten Monat. Wenn die Schwangerschaft in trockenen Tüchern ist«, erwiderte Lydia. »Bis dahin bleibt es ausschließlich unser Geheimnis.«
***
Stefan Holl beendete sein Fitnessprogramm, das er sich selbst verordnet hatte, und zog sich mit einer fließenden Bewegung aus dem Pool der Hollschen Villa am Münchener Stadtrand. Er griff zu einem Handtuch und rubbelte sich damit das nasse, dunkle Haar.
»Was für ein herrlicher Abend.« Zufrieden ließ er den Blick über den Garten wandern, dann zu der hübschen weißen Villa mit dem grauen Walmdach. In den Fenstern spiegelte sich der Schein der untergehenden Sonne. Zufrieden schlüpfte er in seinen Bademantel und ließ sich neben seiner Frau auf einem bequemen Liegestuhl nieder. »Es war eine gute Entscheidung, dass wir damals der Kinder wegen hierhergezogen sind.«
»Ich habe es keine Sekunde bereut.« Julia beugte sich zur Seite und hauchte Stefan einen Kuss auf die noch feuchte Wange. »Ich sehe mich noch neben den Umzugskartons in dem leeren Wohnzimmer stehen, schwanger mit Zwillingen und überglücklich, dass aus uns eine Familie wird.«
»Die beste Zeit unseres Lebens.«
Stefan seufzte wehmütig. Wie schnell waren die Jahre an ihnen vorübergezogen.
»Die beste Zeit ist immer die Zeit, die noch vor uns liegt«, korrigierte Julia ihn lächelnd.
Stefan hob die Hand und streichelte seiner Frau zärtlich über die Wange.
»Du bist eine sehr kluge Frau. Was täte ich nur ohne dich?«
»Und ich ohne dich«, konterte Julia scherzhaft. Gleich darauf wurde sie ernst. »Ich bin meinem Schicksal mehr als dankbar. Vor allem für unsere wunderbaren Kinder.«
»Das Kostbarste, das es auf dieser Welt gibt«, stimmte Stefan ihr zu. Dann schüttelte er den Kopf. »Heute habe ich etwas erfahren, das mich traurig und froh zugleich stimmt.«
»Oh, erzähl es mir gern, wenn du magst«, bat Julia.
Stefans Blick folgte einer Libelle, die über dem Pool schwebte.
»Moni Wolfram hat mich heute um ein Gespräch gebeten.«
»Deine Sekretärin? Hat sie nach einer Gehaltserhöhung gefragt?«
»Falsch geraten. Sie hat mir erklärt, dass sie und Michael über ein Kind nachdenken. Wie es aussieht, muss ich mir wohl bald eine andere Sekretärin suchen, die sie in ihrer Babypause vertritt.«
»Das verstehe ich nicht.« Julia setzte sich auf. »Warum erzählt sie dir das, bevor sie überhaupt schwanger ist? Sie braucht doch nicht deine Erlaubnis.«
»Meine Erlaubnis nicht. Aber meine Hilfe.« Er setzte sich ebenfalls auf, schenkte Rotwein in zwei Gläser und bot eines davon seiner Frau an. »Möchtest du?«
Julia lächelte. »Gerne. Zum Wohl.«
Sie prosteten sich zu.
»Aber wieso Hilfe? Stimmt etwas nicht?«, erkundigte sich Julia dann verwundert.
»Nun, da wir beide uns seit jeher alles anvertrauen, und ich weiß, dass du die ärztliche Schweigepflicht penibel genau nimmst, erzähle ich es dir. Die beiden haben wohl schon eine ganze Zeit lang versucht, ein Kind zu zeugen. Als es wieder und wieder nicht geklappt hat, hat Michael sich einem Test unterzogen. Wie er richtig vermutete, hat der unbehandelte Hodenhochstand in seiner Kindheit dazu geführt, dass die Qualität seiner Spermien ungenügend ist«, klärte Stefan sie auf.
»Und jetzt?« Julia hob fragend eine Augenbraue.
»Jetzt will sich Moni einer künstlichen Befruchtung mit Spendersamen unterziehen. Sie möchte die Behandlung in der Berling-Klinik durchführen lassen.«
»Wie wunderbar, dass es diese Möglichkeit gibt.« Julia hielt inne. »Wirst du die Behandlung durchführen?«
»Nicht ich selbst.« Stefan schüttelte den Kopf. »In unserer Gynäkologie arbeiten hervorragende Ärzte, sie wird in besten Händen sein.«
»Und das weiß sie auch.« Julia hob ihr Glas und prostete ihrem Mann zu. »Wünschen wir den beiden, dass es so schnell wie möglich klappt. Moni wird sicher eine wunderbare Mutter sein.«
»Genau wie du, mein Schatz, es schon immer bist«, erwiderte Stefan.
Wie so oft in letzter Zeit wurde Stefan Holl sich bewusst, welches Glück er hatte, mit einer so großen, wunderbaren Familie gesegnet zu sein.
***
Die Wochen vergingen. Der Sommer war in einen ungewöhnlich milden Herbst übergegangen. Lydia parkte ihr rotes Cabrio gerade vor dem hübschen Einfamilienhaus ihrer Eltern in Erding. Der Motor tickte leise beim Abkühlen vor sich hin.
Anstatt wie üblich aus dem Wagen zu springen, blieb die junge Frau noch einen Moment sitzen. Unschlüssig drehte sie ihren Mutterpass zwischen ihren Fingern.
Ein Seufzer löste sich aus ihrer Brust. Leicht war ihr der Weg hierher nicht gefallen, aber es musste sein. Der Zeitpunkt war gekommen. Noch länger konnte sie es nicht hinauszögern. Ihre Eltern mussten die Wahrheit erfahren.
Ihr Herz klopfte vor Aufregung fest gegen ihren Brustkorb, als sie kurz darauf in dem elterlichen Wohnzimmer saß, den Mutterpass wie einen kostbaren Schatz in ihrer Handtasche verborgen.
»Nun, eigentlich bin ich hier, um euch eine Ankündigung zu machen«, begann sie, nachdem der übliche Small Talk vorüber war. Dabei wagte sie es kaum, ihrer Mutter in die Augen zu sehen. Mit einem tiefen Atemzug holte sie Luft und dann stieß sie aus: »Ich bin schwanger.«
»O mein Gott.« Die Stimme ihrer Mutter überschlug sich fast vor Aufregung. »Das sind ja wunderbare Neuigkeiten.«
»Schwanger?«, fragte ihr Vater da auf einmal skeptisch. Lydia bemerkte den Unterton in seiner Stimme und blickte auf. Seine Stirn war gefurcht. »Und von wem, wenn ich fragen darf? Soweit ich weiß, bist du single. Oder hat sich daran etwas geändert?«
»Nein«, erwiderte Lydia entschlossen. »Und ich habe auch nicht vor, das Kind zu behalten. Also bitte stellt euch darauf ein, dass ihr kein weiteres Enkelkind bekommen werdet.«
»Du willst abtreiben?« Erschrocken schlug sich ihre Mutter die Hand vor den Mund.
»Nein.« Lydia bemühte sich, ruhig zu bleiben. Sie hatte kommen sehen, dass ihre Mutter emotional reagieren würde. »Ich werde es nach der Geburt nicht behalten.«
»Wer ist der Vater?« Justus Benning hob verärgert eine Augenbraue. »Ich werde ihn zur Rechenschaft ziehen.«
»Das ist nicht nötig. Abgesehen davon, verhält es sich anders, als ihr denkt. Nein, bitte, lasst mich ausreden«, wehrte sie ab, als Mutter Silvia Anstalten machte, etwas zu sagen.
Mit beherrschter Stimme erklärte sie die Situation, ließ dabei aber Sebastians Namen aus und auch die Tatsache, dass es um ein homosexuelles Pärchen ging.
»Ich kann nicht glauben, dass du so etwas tust.« Silvia sackte auf ihrem Stuhl in sich zusammen. »Warum setzt du deinen Körper einer solchen Belastung aus? Von deiner Psyche ganz abgesehen!«
»Es ist keine Belastung, sondern eine Möglichkeit, etwas zu tun, worauf ich wirklich stolz sein kann. Etwas, das nichts mit Finanzen zu tun hat. Wenn ihr nur wüsstet, wie sehr die beiden darunter leiden, kein Kind bekommen zu können. Es macht mich glücklich, ihnen diesen Wunsch erfüllen zu können.«
»Und wir? Denkst du dabei gar nicht an unsere Gefühle?« Ihre Mutter zog ein Taschentuch hervor und schnäuzte sich. »Das Kind ist dein Fleisch und Blut, und somit haben wir auch ein Anrecht darauf, Großeltern zu sein.«