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Smilla de Vries hat fast alles, wovon sie schon immer träumte: Sie hat sich den begehrtesten Single des Magazinverlags geangelt. Der Umzug in eine luxussanierte Altbauwohnung ist gerade über die Bühne gegangen, und sie hat die Stelle als Chefredakteurin einer angesagten Modezeitschrift ergattert. Ihr Ehemann Jamie und sie genießen das Jetset-Leben mit ihren Freunden in vollen Zügen. Und jetzt kündigt sich auch noch das i-Tüpfelchen auf ihrem gemeinsamen Glück an: Die beiden werden Eltern!
Jamie will nichts dem Zufall überlassen, für seine Frau und sein Kind will er nur das Beste. So vereinbart er bei Gynäkologe und Klinikleiter Dr. Holl höchstpersönlich einen Termin für eine vorsorgliche Plazentapunktion. Smilla erklärt sich einverstanden.
Schon ein paar Tage später liegt das zu 99% sichere Ergebnis vor. Doch statt es am Telefon zu verkünden, bittet Stefan Holl die Eltern um ein persönliches Gespräch ...
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Seitenzahl: 118
Veröffentlichungsjahr: 2023
Cover
Dr. Holl und die Mini-Influencerin
Vorschau
Impressum
Dr. Holl und die Mini-Influencerin
Tausende sehen live, wie Emma zusammenbricht
Von Katrin Kastell
Bereits über fünfzigtausend Kinder und Erwachsene folgen der achtjährigen Emma unter #derhalbemeter in den sozialen Netzwerken. Das niedliche Mädchen begeistert die Online-Community mit ihren bunten Bastelvideos jeden Tag aufs Neue. Stetig wächst ihre Followerzahl, und unter den kreativen Posts tummeln sich abertausende Lobeshymnen und Likes. Unglaublich für ein Kind in ihrem Alter, zumal die meisten ihrer Klassenkameraden noch nicht einmal ein Handy besitzen. Doch ihre Mutter erlaubt es. Nicole ist Vollzeit berufstätig und alleinerziehend. Sie bekommt von ihrer süßen »Mini-Influencerin« ohnehin nur die Sonnenseite mit: Emmas viralen Erfolg. Wenigstens darauf ist sie mächtig stolz. Dass es kaum eine Minute am Tag gibt, in der Emma das Handy weglegt, ja, dass ihre Kleine gar nicht genug von all der Aufmerksamkeit und Bestätigung bekommen kann, die sie zu Hause so schmerzlich vermisst, sieht Nicole nicht. Zu oft ist sie unterwegs.
So auch an diesem schicksalhaften Tag. Emma geht mit einem neuen Bastelvideo live. Doch diesmal ist es anders. Plötzlich ringt die Kleine nach Luft. Vor tausenden Zuschauern läuft sie blau an und verliert das Bewusstsein. Niemand eilt ihr zu Hilfe. Fassungslos sieht die Online-Community dabei zu und startet sofort eine verzweifelte Suche nach dem Mädchen, das gerade einsam und allein irgendwo in München um sein Leben ringt ...
»Fertig! Tadaaa! Und schon hast du aus einer alten Wäscheklammer einen wunderschönen Einhorn-Glücksbringer gebastelt. Deine beste Freundin wird begeistert sein, wenn du ihn ihr schenkst!«
Selbstbewusst lächelte die kleine Emma in die Handykamera. Sie hielt die mit weißer Wolle umwickelte, mit Wackelaugen und einem goldenen Horn verzierte Bastelarbeit in die Höhe. Professionell präsentierte sie das Mini-Einhorn von allen Seiten.
Emmas Mutter Nicole, die mit dem Smartphone in der Hand gegenüber von Emma am gut ausgeleuchteten und hübsch dekorierten Basteltisch des Kinderzimmers saß, reckte den Daumen in die Höhe. Aufmunternd nickte sie ihrer Tochter zu.
»Wenn euch mein heutiger Beitrag gefallen hat, dann gebt mir ein Like und folgt meinem Kanal #DerhalbeMeter auf YouTube, Tiktok und Instagram. So verpasst ihr keinen meiner Basteltipps. Viel Spaß beim Spielen mit eurem neuen Einhornfreund wünscht euch eure Emma. Ich freue mich auf eure Kommentare unter dem Video.«
»Gut gemacht, Emma.« Ihre Mutter ließ das Smartphone sinken. »Hoffen wir, dass du viele Klicks bekommst.«
Die Kleine schüttelte den Kopf. Ihre blonden Korkenzieherlocken wippten aufgeregt mit.
»Können wir es nicht noch einmal drehen? Ich habe mich gleich am Anfang versprochen. Das ist doof. Ich möchte nicht, dass die Leute denken, ich lisple.«
»Nein, Schätzchen, mach dir keine Sorgen. Es ist alles ganz wunderbar. Außerdem vergisst du, dass du live auf Sendung warst«, beschwichtigte Nicole ihre Tochter.
Natürlich hatte sie den dicken Patzer ebenfalls gehört und auch den leichten Zungenschlag, den Emma immer hatte, wenn sie aufgeregt war. Aber im Gegensatz zu der Kleinen wusste sie, dass ihre Tochter durch den leichten Sprachfehler umso niedlicher wirkte. Besonders auf die Erwachsenen. Nicht umsonst war die Followerzahl von Emmas YouTube-Kanal in den letzten Monaten auf über fünfzigtausend gestiegen. Man musste auch ein bisschen Ecken und Kanten haben, um aus der Masse der Influencer hervorzustechen. Und das tat Emma mit Bravour. Deswegen hatte ihre Mutter sich auch geweigert, mit Emma zu einem Logopäden zu gehen, der das Problem sicher schnell behoben hätte.
»Wirklich?« Emma blickte aus großen, blauen Augen fragend zu Nicole hinüber.
»Aber ja.« Nicole zwang sich, nicht gereizt zu reagieren. In letzter Zeit versuchte Emma immer öfter, Dinge infrage zu stellen und zu diskutieren. Was für eine Achtjährige normal war, aber die Arbeit mit Emma gestaltete sich dadurch anstrengender. Nicole seufzte. »Außerdem ist es längst Zeit, ins Bett zu gehen.«
»Aber warum denn, Mama? Morgen ist Samstag. Da kann ich eh länger schlafen«, bettelte die Kleine.
»Hast du schon vergessen, dass wir morgen einen Termin in Grünwald bei der Casting-Agentur haben?«
Nicole hob eine Augenbraue.
»Ach ja ...«, meinte Emma und ließ die Schultern hängen.
»Du hast gute Chancen, eine Komparsen-Rolle bei der ZDF-Kinderärztin-Serie zu bekommen. Die Einschaltquoten der ersten Staffel waren hervorragend. Das könnte deine große Chance sein.«
»Schon wieder ein Casting.« Emma verdrehte die Augen. »Ich will da aber nicht hingehen.«
»Warum denn nicht?« Nicole strich sich angespannt mit der Hand über das lange, blonde Haar.
Mit so viel Widerstand hatte sie nicht gerechnet.
»Filme drehen ist schrecklich langweilig«, maulte Emma. »Als Komparse muss man den ganzen Tag nur still dasitzen und warten, bis man dran ist. Und wenn man Pech hat, wird die Szene dann hundertmal wiederholt. Hundertmal den gleichen Text aufsagen, ist echt ätzend.«
»Schluss jetzt.« Verärgert erhob sich Nicole vom Tisch. Der Stuhl schrammte geräuschvoll über den Boden. »Davon will ich nichts hören. Du weißt gar nicht, wie gut du es hast. Ich schaffe dir alle Voraussetzungen, die du brauchst, um eines Tages reich und berühmt zu werden. Andere Kinder wären froh darüber, eine Mutter zu haben, die sich in der Branche auskennt.«
Emmas Mutter spürte ihr Herz schneller schlagen.
Jetzt bloß nicht wütend werden, beschwor sie sich.
Dadurch erreichte sie bei der Kleinen nichts. Nicole wusste, dass es ungerecht war, aber sie musste sich immer wieder zusammenreißen, ihrer Tochter nicht die Schuld dafür zu geben, dass aus ihrer eigenen Karriere durch die ungeplante Schwangerschaft mit Emma nichts geworden war ...
***
Als Zwanzigjährige hätte Nicole beste Chancen gehabt, als Supermodel erfolgreich zu werden. Aber dann war ihr der gut aussehende, charismatische Luke Wilson über den Weg gelaufen. Der attraktive Hollywoodstar war für einen Dreh der Bavaria Filmstudios in München gewesen. In einem Club in Schwabing hatten sie sich kennengelernt. Eines hatte zum anderen geführt. Doch nach einem One-Night-Stand war Luke in die USA zurückgekehrt. Dass Nicole neun Monate später sein Kind in der Berling-Klinik zur Welt gebracht hatte, hatte er nie erfahren.
Nicole war stolz auf die Tatsache, dass sie auch ohne den Kindesvater zurechtkam. Sie wollte sich nicht von der Gunst eines großen Hollywoodstars abhängig machen. Dafür war sie zu stolz. Sie wollte unabhängig bleiben und es aus eigener Kraft schaffen. Also hatte sie das Beste aus der Situation gemacht und dabei ihr gutes Aussehen genutzt.
Im Laufe der vergangenen acht Jahre war es ihr gelungen, sich auf Social Media als Momfluencerin zu etablieren. Angefangen hatte alles mit Unboxing Videos von Babywindeln und Babypflegeprodukten. In der Zwischenzeit hatte sie viele hochrangige Sponsoren für sich gewinnen können. Darunter etablierte Modelabels, gefragte Kosmetikfirmen und einige exklusive Hightech-Marken.
Die Werbegelder flossen regelmäßig. Wenn sie es jetzt noch schaffte, ihre Tochter als Kinderschauspielerin aufzubauen, wäre das Glück perfekt. Dass sie das Leben der kleinen Familie dazu in die Öffentlichkeit stellen und jeden noch so privaten Moment mit ihren Fans teilen musste, war ihr zunächst befremdlich vorgekommen. Mittlerweile nahm sie es mit einem Schulterzucken in Kauf.
***
Emmas bittende Stimme durchbrach Nicoles Gedanken: »Kann ich noch ein bisschen aufbleiben und Tiktok-Videos auf meinem Handy ansehen?«
»Von mir aus. Aber jetzt erst einmal ab ins Bad.« Liebevoll wuschelte Nicole ihrer Tochter durch das Haar. »Zähne putzen und dann Schlafanzug anziehen.«
»Okay, Mami.« Emma nickte. Doch statt loszuspringen, sah sie mit einem herzzerreißenden Blick zu ihrer Mutter auf. »Wenn ich schon morgen zu dem Casting muss, können wir danach wenigstens ein Eis essen gehen? Oder eine Pizza? Du hast es mir schon so lange versprochen. Und wenn du nächste Woche in der Klinik liegst, sehen wir uns ohnehin kaum. Dann hab ich wieder nur Oma und den Babysitter.«
»Mach dir keine Gedanken. Das wird sicher prima«, erwiderte Nicole. »Oma verwöhnt dich nach Strich und Faden. Und mit Stella kann man doch auch super Spaß haben.«
»Schon, aber ich wäre trotzdem lieber mit dir zusammen.«
Emmas Mundwinkel zuckten verdächtig.
»Das weiß ich doch, mein Schatz«, beeilte ihre Mutter sich zu sagen. »Du weißt doch, wie sehr ich dich liebe. Deswegen habe ich nach dem Casting das ganze Wochenende für uns freigehalten. Wie findest du das?«
»Super!« Emma hüpfte aufgeregt auf der Stelle und klatschte dabei in die Hände. »Ich freu mich schon so! Endlich Zeit für uns.«
»Ich freue mich auch«, erwiderte Nicole.
Sie spürte wie so oft in letzter Zeit den Anflug eines schlechten Gewissens. Selbst wenn sich mit Social Media recht gut Geld verdienen ließ, reichte es doch nicht, um alle Ausgaben zu decken. Deswegen arbeitete sie zusätzlich als Büroangestellte in einem Möbelhaus.
Es war nicht einfach, den Bürojob Vollzeit auszuüben, Emmas Karriere aufzubauen und dann auch noch freie Zeit einzuplanen. Deswegen kamen gemeinsame Unternehmungen leider immer wieder zu kurz. Obwohl Nicole sich wieder und wieder vornahm, etwas daran zu ändern.
»Mami ...«, quengelte Emma und kuschelte sich an ihre Mutter. »Können wir nicht endlich meinen Blog umbenennen? ›Der halbe Meter‹ – das klingt, als ob ich noch ein Baby wäre. Können wir uns nicht einen supercoolen, neuen Namen ausdenken?«
»Ach, Schätzchen.« Nicole beugte sich tiefer und gab ihrer Tochter einen Kuss auf die Stirn. »Das habe ich dir doch schon so oft erklärt. Die Follower lieben deinen Blog, weil ›Der halbe Meter‹ süß und niedlich klingt. Genau so süß und niedlich, wie du es bist. Das sollten wir jetzt nicht ändern.«
Emma zog eine Schnute.
»Können wir es nicht zumindest versuchen?«
»Das ist keine gute Idee. Erfahrungsgemäß verliert man sehr schnell die Hälfte der Follower, wenn man ein erfolgreiches Konzept ändert. Hast du dafür nicht zu viel Arbeit und Herzblut hinein investiert?«
»Schon.« Emma zuckte resigniert die Schultern. »Das stimmt. Basteln ist mein großes Hobby. Ich liebe es. Und noch mehr liebe ich es, wenn ich in den Kommentaren lese, dass auch andere Kinder so viel Freude am Basteln haben. Und das alles nur, weil sie meine Ideen so cool finden.«
»Siehst du, Spätzchen.« Nicole stupste ihrer Kleinen liebevoll gegen die Nasenspitze. »Es läuft alles gerade ganz wunderbar. Warum sollten wir dann etwas ändern? So, nun ab mit dir ins Bett, damit du morgen für das Casting schön ausgeschlafen bist.«
»Alles klar, Mami. Kommst du mir später einen Gutenachtkuss geben?«
»Aber sicher.« Lächelnd blickte Nicole ihrer Tochter hinterher, wie sie im Badezimmer verschwand.
Etwas wehmütig wurde sie schon bei dem Gedanken, dass die Kleine in wenigen Jahren zum Teenager heranwachsen würde. Wie schnell doch die Zeit verging.
Mit einem Hauch von Sehnsucht ließ sie in Gedanken die letzten acht Jahre mit ihrer kleinen Prinzessin Revue passieren.
Es war nicht immer leicht als alleinerziehende Mutter. Aber Emma war das Beste, was ihr im Leben passiert war. Dafür zumindest war sie Luke dankbar, auch wenn er sonst keine Rolle in ihrem Leben spielte ...
***
Es war ein lauer Frühlingsabend. Einer der ersten in diesem Jahr, der daher umso mehr dazu verlockte, noch ein wenig länger draußen auf der Terrasse sitzen zu bleiben und dem Zwitschern der Vögel zu lauschen. So auch die Holls.
Im Garten der hübschen weißen Villa mit dem anthrazitfarbenen Walmdach am Münchener Stadtrand saß Stefan Holl mit seiner Frau Julia auf der neu angeschafften Hollywoodschaukel.
Ein langer Arbeitstag in der Berling-Klinik lag hinter ihm. Nun genoss er die ruhigen Minuten hier draußen im sanften Licht der untergehenden Sonne umso mehr.
Mit einem wohligen Seufzer legte er den Arm um Julia und küsste sie sanft auf die Schläfe.
»Ich muss zugeben, diese Schaukel zu kaufen, war eine wunderbare Idee von dir.«
»Ach, plötzlich?«, neckte Julia ihn liebevoll. »Obwohl du anfänglich gemeint hast, das sei überteuerter Schnickschnack für alte Leute?«
»Na ja, wir sind in den besten Jahren – und Qualität ist leider nicht billig«, erwiderte Stefan. »Dafür haben wir etwas Nachhaltiges angeschafft, an dem wir sicher lange Freude haben werden.«
»Eine Hollywoodschaukel habe ich mir schon lange gewünscht, für viele romantische Stunden mit dir.« Julia kuschelte sich enger in den Arm ihres Mannes. »Im Übrigen hast du recht. Ich bin froh, dass wir uns für bayerisches Lärchenholz und Korb entschieden haben.«
»Wenn wir wollen, dass sich an den vielen Problemen, die es momentan gibt, etwas ändert, müssen wir umdenken. Das ist mit Sicherheit nicht einfach«, sinnierte Stefan, den Kopf entspannt in den Nacken gelegt. »Auch in der Klinik stoße ich täglich an meine Grenzen. Oft heißt es Einsparung versus Nachhaltigkeit. Da muss man abwägen. Umso wichtiger ist es mir, dass wir zu Hause möglichst umweltbewusst Denken.«
»Da bin ich ganz deiner Meinung«, stimmte Julia ihm zu. »Aber einfach ist es nicht, die Kinder vor der Konsumkultur zu schützen, die in den sozialen Medien vorgelebt wird. Ich komme mir manchmal vor, als würde ich Klostermauern um unsere Kinder errichten müssen. Nur, damit sie nicht dem Konsumwahn verfallen, sondern die Dinge zu schätzen lernen, auf die es im Leben ankommt.«
»Keine leichte Aufgabe, ich weiß«, pflichtete Stefan ihr bei. »Ich bin dir mehr als dankbar dafür, dass du mit deiner Karriere zurücksteckst, um für unsere Kinder da zu sein.«
»Familie ist, was ich mir immer gewünscht habe«, bekannte Julia mit einem leisen Lächeln. »Außerdem wird auch unsere Jüngste bald ihre Flügel ausbreiten und mich nicht mehr brauchen.«
»Bist du etwa schon traurig?«, fragte Stefan sanft.
»Ein wenig. Andererseits freue ich mich auch sehr darauf, wieder als Kinderärztin zu arbeiten.«
»Apropos ...« Stefan versetzte der Schaukel mit dem Fuß neuen Schwung. Sein Blick wanderte zum ersten Stockwerk der Villa hinauf, in dem die Schlafzimmer lagen. Dort war alles dunkel. »Wo steckt unser Nachwuchs eigentlich? Sollten sie nicht längst zu Hause sein?«
»Chris ist beim Sport und Juju bei einer Freundin. Eigentlich müssten die beiden gleich zurück sein.«
Julia warf zur Sicherheit einen Blick auf die Uhr an ihrem Handgelenk.
»Dann lass uns die Ruhe vor dem Sturm noch ein wenig genießen«, meinte Stefan und lächelte breit zum Zeichen, dass er sich einen Scherz erlaubte. Natürlich vermisste er seine Kinder ebenso wie es seine Frau tat. »Ist dir warm genug?«, fragte er daraufhin fürsorglich. »Ich hole dir gerne eine Decke, wenn du willst.«
»Für den Moment ich bin ganz zufrieden.« Julia schmiegte ihren Kopf an die Schulter ihres Mannes. »Lass uns die Zweisamkeit noch ein bisschen genießen.«
Kaum war das ausgesprochen, erklangen Schritte im Haus ...
***
Juju, das Nesthäkchen der Familie, stürmte auf der Terrasse. Ihre Wangen waren vom schnellen Gehen gerötet. Mit Schwung warf sie sich neben ihren Eltern auf die Schaukel.
»Tut mir leid, dass es so spät geworden ist. Ich hatte mit Clara noch etwas Wichtiges zu besprechen«, erklärte sie und betonte das Wort »Wichtiges« so übertrieben, dass sofort ein ungutes Gefühl in Julia aufstieg.