Chillt mal, ihr Streber - Matthew Möller - E-Book

Chillt mal, ihr Streber E-Book

Matthew Möller

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Beschreibung

Gerade dachten die Lehrer seiner alten Schule noch, sie seien den Problemschüler Matthew Möller endlich für immer los, da taucht er plötzlich wieder auf. Doch diesmal stört er nicht den Unterricht, sondern leitet ihn und wirbelt dabei als chaotischer Aushilfslehrer den gesamten Schulbetrieb durcheinander. Seinen neuen Kollegen gefällt das gar nicht. Schon gar nicht, wenn Klassenfahrten in der Kneipe und das Schulpraktikum im Lehrerklo enden. Zwischen Helikoptereltern, kleinkriminellen Schülern und dauergestressten Kollegen erlebt Matthew Möller den absurd-komischen Schulalltag eines echten Chaoslehrers.     Matthew Möller, *1992, aufgewachsen in Hamburg, studiert Lehramt in Hamburg und ist auf YouTube als MefYou der coolste Lehrer Deutschlands. Mit seinen Schulvideos, Realtalk und Sport Challenges unterhält er mehr als 650 000 Abonnenten.

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Das Buch

Gerade dachten die Lehrer seiner alten Schule noch, sie seien den Problemschüler Matthew Möller endlich für immer los, da taucht er plötzlich wieder auf. Doch diesmal stört er nicht den Unterricht, sondern leitet ihn und wirbelt dabei als chaotischer Aushilfslehrer den gesamten Schulbetrieb durcheinander. Seinen neuen Kollegen gefällt das gar nicht. Schon gar nicht, wenn Klassenfahrten in der Kneipe und das Schulpraktikum im Lehrerklo enden. Zwischen Helikoptereltern, kleinkriminellen Schülern und dauergestressten Kollegen erlebt Matthew Möller den absurd-komischen Schulalltag eines echten Chaoslehrers.

Der Autor

Matthew Möller, *1992, aufgewachsen in Hamburg, studiert Lehramt in Hamburg und ist auf YouTube als MefYou der coolste Lehrer Deutschlands. Mit seinen Schulvideos, Realtalk und Sport Challenges unterhält er mehr als 650 000 Abonnenten.

Matthew Möller

Chillt mal, ihr Streber!

Ein Chaoslehrer packt aus

Plötz & Betzholz Verlag

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ISBN 978-3-8437-1570-6

© 2017 © der deutschsprachigen Ausgabe 2017 by Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin Das Werk wurde vermittelt von Studio71 GmbH Redaktion: Käthe Lachmann Umschlaggestaltung: zero-media.net, München Titelabbildung: © FinePic®, München Layout: Kristin Blöcker

E-Book: L42 AG, Berlin

Inhalt
Umschlag
Das Buch/Der Autor
Titelseite
Impressum
Vorwort
Mein Schulweg
Endlich wieder in der Schule!
Prost!
Erste Stunde
Prügelei fürs Leben
Tag des Buches Videos
Chris
Neue Regeln
Der Streik
Krasser großer Bruder
Der Elternabend
Das Ein-Personen-Stück
Die Theater-AG
Geht’s noch?
Hilfe
Kuchen für Geld
Süße Dinger
Kleine Spanner, große Spanner
Straßenfeger
Blitzgeburt
Babysitten für alle!
Hol den Müll hoch!
Frau »Marios Mutter«
Krasse Klassenarbeiten
Disneyworld. Not.
Gruselstunde
Lost in Translation
Mein Beruf, dein Beruf
Harte Arbeit
No-go-Areas
Kein Bock
Mein Problem, dein Problem, kein Problem
Guten Appetit
Krankes Verbot!
Dissen is nich
Aua, Ausflug
Der Bock im Unterricht
Lehrerkonferenz ab 18
Dealer gesucht
Lola
L-O-L-A
Rette mich, Herr Bock!
Lola, ich und die Banane
Checker und Loser
Wer übt, kann was
Nur ein Spiel
Berlin, Berlin, wir fahren nach Potsdam!
Die Klassenfahrt
Die krasse Fahrt
In der Hauptstadt
Gute Geschäfte
Viel Spaß!
Ausgeschlafen
Vertrau mir!
Der Schlüssel zum Glück
Der Lehrerausflug
Höhenangst
O Trainer, mein Trainer!
Superhendrix
Partypeople
The lost Partypeople
Der Rap Battle
Die Streberin
Unterwegs mit dem Chef
Is das Kunst, Digger?
Feuer!
Die Projektwoche
Besuch von der Schulbehörde
Ausnahmezustand
Oben, unten
Abschied ist ein schweres Schaf
Puh …
Nachwort
Feedback an den Verlag
Empfehlungen

Vorwort

Hey Leute, was geht ab? Cool, dass Ihr dieses Buch in den Händen haltet! Ich möchte hier nämlich ein paar meiner verrücktesten Schulerlebnisse mit euch teilen. Ich war zwar nie ein Vorzeigeschüler und auch später absolut kein Musterlehrer, verbinde aber mit meiner Schulzeit einige meiner schönsten und heftigsten Erinnerungen. Ich glaube ja, man wird Lehrer, weil man das Gefühl hat, die Schulzeit noch nicht so ganz abgeschlossen zu haben, und man Bock hat, damit weiterzumachen. So ging es mir auf jeden Fall.

Auch wenn ich sehr viel Mist gebaut habe und selten mal was glattlief, hab ich immer noch irgendwie die Kurve gekriegt. Vielleicht merkt ihr ja beim Lesen, dass es euch schon ähnlich ging, und ich möchte euch Mut machen: Versucht, nicht alles so ernst zu nehmen! Gebt nicht auf, seht nach vorne, egal, wie krass die Situation ist, in die ihr euch manövriert habt – es kann besser werden. Schaut mich an! Ich denke, unterm Strich hab ich – trotz einiger Umwege – alles richtig gemacht. Also, viel Spaß beim Lesen!

Mein Schulweg

Ich fasse es immer noch nicht: Ich hab mein Abi geschafft! Wie unnormal geil! Klar war ich immer der Coolste auf der Schule, aber das fanden nur meine Mitschüler, die Lehrer waren da anderer Meinung. Viele von denen fanden mich einfach nur asi und hätten es am liebsten gehabt, wenn ich von der Schule geflogen wäre. Aber trotzdem bin ich richtig gerne in die Schule gegangen. Wegen der Pausen. Und wegen der Mädchen, klar. Und wegen meiner Freunde. Und es gab ja auch ein paar stabile Lehrer.

Nur lernen hat mir nie wirklich Spaß gemacht und meine Noten waren krass unterirdisch. Natürlich musste ich mein Zeugnis zu Hause immer zeigen und von meiner Mutter unterschreiben lassen, aber weil ich keinen Stress mit ihr wollte, habe ich oft mein Zeugnis gefälscht. Ich bin immer besser geworden. Also, ich hab die einigermaßen guten Noten ausgeschnitten, über die richtig schlechten geklebt und das dann immer wieder kopiert, bis es richtig echt aussah. Mein DIY-Tipp für euch!

Es wär nämlich voll keine Option gewesen, ihr die Zeugnisse einfach nicht zu zeigen, es hätte ja jemand aus der Schule anrufen und meine Mutter fragen können, ob sie mein Zeugnis gesehen hat. Und außerdem musste sie ja eh unterschreiben. Wichtig war natürlich, dass ich mir nicht plötzlich lauter Einsen reinkopiert habe, klar Leute, oder? Hallo, dass ich nicht der krasse Streber war, wusste sie natürlich trotzdem. Aber immerhin mal ’ne Drei oder ’ne Vier …

Irgendwann hab ich kapiert, dass Schule wichtig ist. Nämlich dann, als es für mich nach der Zehnten nicht weitergehen sollte. Ich hätte dann eine heftig schlechte mittlere Reife gehabt, und nur Taxifahren reichte mir nicht. Hey, nichts gegen Taxis – ich finde einfach diese Zahnsteinfarbe, die Taxis immer haben, mega uncool.

Also habe ich mich mal krass zusammengerissen, und mit der Hilfe von den paar Lehrern, die mir wohlgesonnen waren, konnte ich die Zehnte dann doch noch mal wiederholen. Da hab ich richtig Gas gegeben, war jeden Tag im Unterricht und hab dann – tataa – sogar mein Abi geschafft! Ich muss dazusagen, dass ich richtig dafür gekämpft hab. Es hing mehr oder weniger an einer Lehrerin, die musste ich überzeugen, dass ich kämpfen kann und das auch will. Und, yessss, ich hab’s ihr bewiesen! Sogar ohne Backpack-Action. Äh, sorry, aber isso! Dabei war sie eigentlich ganz hot.

Während der Schulzeit habe ich mit Kindern in einer Kulturinitiative gejobbt, weil ich Kohle gebraucht hab. Da habe ich mit den Kids Fußball gespielt und anderen Sport gemacht oder was gebaut mit denen. Nein, keine Joints, dafür waren die zu jung … Aber, hey, ich hab gemerkt, dass mir die Beschäftigung mit Kindern heftig viel Spaß macht. Und so habe ich dann angefangen, auch in einem Jugendzentrum zu jobben. Es war echt entspannt und die Kinder und Jugendlichen mochten mich, weil ich selbst auch noch viel Mist gebaut hab und so.

So war es eigentlich nur normal, dass ich, als ich gehört habe, dass auf meiner Schule, auf der ich Abi gemacht habe, Leute für Neigungskurse gesucht werden, sofort zugesagt habe. Neigungskurse, das sind so ’ne Art AGs, wie Theater-AG und Fußball-AG oder auch »Vertrauenskurse«, die nicht in die Noten einfließen, sondern es geht nur darum rauszukriegen, was einem Spaß macht. Tja, und so habe ich dann allmählich die Arbeit im Jugendzentrum und in der Kulturinitiative gelassen und wurde langsam Lehrer.

Endlich wieder in der Schule!

Ich glaub’s ja selbst nicht, aber ich bin ohne Scheiß jetzt Lehrer! Also fast, aber das wird schon noch. Als ich heute Morgen in die Schule gekommen bin, in »meine« Schule, da hat das Wort »meine« plötzlich ’ne vollkommen andere Bedeutung gehabt! Weil ich, MefYou-Babyboy, nämlich plötzlich auf der anderen Seite sitze! Also, stehe. Nein, ich bin nicht der Hausmeister, ich bin Lehrer! So krass. Ja, genau an der Schule, an der ich mein Abi hingekriegt hab. Manche nennen sie eine »Problemschule«, ich würde sie höchstens »Kein-Problem«-Schule nennen, weil man da auf so coole Leute wie mich trifft, mit denen man gechillt eine gute Zeit haben kann.

Also, ich komm da rein völlig entspannt – hab mir zur Feier des Tages sogar ein sehr gechilltes Jackett über mein Hoodie geworfen – und laufe erst mal Anatol über den Weg. Anatol ist mit mir eingeschult worden, aber er ist so oft sitzen geblieben, er ist immer noch auf der Schule.

Anatol so: »Mensch, Digga, musst du doch noch mal ’ne Runde drehn? Ich dachte, du hast es geschafft!« Ich hab nicht übers Herz gebracht zu sagen: »Für dich bin ich Herr Möller«, obwohl die Kids natürlich eigentlich ihre Lehrer nicht duzen, ich bin ja jetzt eigentlich ’ne Autorität (wer das Wort nicht kennt, googeln, es ist wichtig, dass man auch Fremdwörter kennt). Ich hab nur gesagt, dass ich da jetzt arbeite, und wenn er in meine Klasse kommt, dann kann ich vielleicht was für ihn machen, dass er es auch schafft, das Abi. Schließlich sitze ich ja jetzt an der Quelle für die Klausuren und so. Und er jobbt bei Mediamarkt in der Computerspielabteilung. Da kann man bestimmt ins Geschäft kommen.

Ich war viel zu früh und hab mich dann wie früher im Treppenhaus ganz oben aufs Geländer gesetzt und meine Mails gecheckt. Da kommt so ein Anzugträger, den ich noch nie gesehen habe, und macht mich an: »Sofort runter vom Geländer, Junge! Und wieso bist du nicht in deiner Klasse?« Hallo, dachte ich, der weiß wohl nicht, wer ich bin!

Hab ich ihm dann aber gesagt: »Matthew Möller, Sport und diverse Neigungskurse. Ist heute mein erster Tag. Und ich hab gleich noch ’nen Termin mit dem Rektor, in einer Viertelstunde.« Er ist ganz rot geworden, hat nur was von »Typisch, Sport und Neigungskurse!« gemurmelt und hat sich dann vorgestellt. Also, Leute, Herrn Egerling, Geschichte und Mathe, muss ich mir merken. Keine Ahnung, was für einen Spitznamen die Schüler dem wohl geben … Ekelding wär cool, oder Engerling. Mann, Leute, kennt Ihr schon wieder nicht? Googeln! Ist nicht schwer, sich zu merken, ist so ’ne dicke Made …

Gleich darauf treff ich Frau Schelling, und sie so: »Mensch, Herr Möller, was machen Sie denn hier?« Ich musste echt grinsen. »Arbeiten!« Und sie so: »Oh, tatsächlich? Ich dachte, das wäre ein Witz von Herrn Bock. Na dann: Herzlich willkommen im Team!« Sie klang immer noch so, als würde sie’s nicht richtig glauben.

Ich also dann korrekt pünktlich zu Herrn Bock, der kannte mich natürlich auch noch. Er laberte was von »Verantwortung und große Chance« und dass er sich freut, dass ich meinen Weg mache, dass ich mich aber auch anstrengen muss und er mir helfen will, dass ich das alles packe. Fand ich irgendwie cool, aber er sah dabei nicht wirklich gechillt aus. Bei Herrn Bock hatte ich schon früher das Gefühl, dass er eigentlich ganz easy drauf ist, aber denkt, er müsste auf dicke Hose machen, nur weil er Schulleiter ist. Er meinte dann auch, es wär besser, wenn ich bei solchen Terminen wie mit ihm oder nachher vor der Klasse nicht Kaugummi kauen und ständig auf mein Handy gucken würde. Er sagte sogar, ich soll’s besser ausmachen. Hab ihm dann aber erklärt, dass ich gerade mitbiete bei Ebay auf ’ne ­krasscoole Soundmachine für mein Auto und dass die Auktion in wenigen Minuten ausläuft und ich kurz vor Schluss »Bäm!« da zuschlagen muss. Er hat mich ein bisschen angeguckt wie damals, als ich mit ein paar Freunden – ach, das erzähl ich euch später. Auf jeden Fall war er nicht so happy. Egal, ich find’s jedenfalls alles erst mal cool und freu mich!

Prost!

Wie unnormal heftig das war, mit allen Lehrern zusammen im Lehrerzimmer an einem Tisch zu sitzen! Auch mit denen, die mich immer für einen Asi hielten und gesagt haben, ich werde es zu nichts bringen. Es fühlte sich extrem nice an.

Ich wollte meinen Kollegen, auch den doofen, eine Freude machen und hab extra für meinen Einstand in der Schule drei Flaschen Aldi-Champagner mitgebracht und Plastikbecher. Dachte ich, macht man so.

Als dann in der großen Pause fast alle im Lehrerzimmer waren, hab ich ’ne Buddel geköpft und gleich mal ’ne Runde eingeschenkt.

Und ich so: »Ich will meinen Einstand feiern, weil ich hier heute anfange!« Und alle so: »Wieso »anfange«? Du hast hier doch nie richtig aufgehört!« Und: »Mal sehen, wie lange du das durchziehst!«

Voll asi und ungechillt, die Kollegen! Keiner wollte was mit mir trinken! Ich hab erst gedacht, vielleicht trinken die nicht so’n Mädchenkram und Wodka wäre vielleicht besser angekommen, aber das war nicht das Problem. Die wollten keinen Alkohol trinken, weil sie bei der Arbeit waren und es morgens war! Ich kann das echt nicht glauben, es war immerhin schon nach zehn! Wie kann man so unentspannt sein?

Und eine Frau, voll die Öko-Tussi in selbst gestricktem Kleid, Frau Elser, die hat dann noch irgendwas gelabert, von wegen Plastikbecher findet sie uncool und so. O.k., vielleicht hätte ich Sektgläser mitbringen sollen, aber hätte dann jemand was getrunken? Ich meine, richtig einen reinlöten hätten wir uns sowieso nicht gekonnt, mit drei Flaschen. Oder vielleicht sind die Kollegen alle Alkoholiker und die dürfen gar nichts trinken? Weil die dann sofort abhängig sind … Keine Ahnung, ich fand’s jedenfalls voll Lauch. Und dann kommt die Frau Elser noch an und meint, mir Ratschläge geben zu müssen: »Ihre Klasse scheint nur so brav zu sein. Da sind ganz schöne Chaoten dabei!« Und dann guckt sie so, als ob sie mir gerade mitgeteilt hätte, dass meine Klasse die Atombombe hat.

Und dann erzählt sie mir, dass da schon öfter jemand aus der Klasse ein Papier neben den Papierkorb geworfen hat und einfach weitergegangen ist. Höchststrafe! Und dass einer immer die Kapuze von seinem Hoodie im Unterricht auflässt. Ey, ich fasse es nicht! Was ist denn daran schlimm? Mache ich doch auch, und nicht nur, wenn ich nasse Haare hab! Und das mit dem Papier, das kann ja wohl mal passieren! Wie oft passiert mir das, dass ich mein Altpapier aus Versehen in den Restmüll schmeiße! Oder sogar aus Faulheit! Aber da hat mir auch jemand erzählt, dass das gut ist, weil Müll gar nicht so gut brennt. Da hilft es sogar, wenn Papier im Restmüll ist!

Die, die schon früher ganz okay zu mir waren, haben dann wenigstens mit Selters mit mir angestoßen. Musste ich die Flasche Schampus eben alleine leeren. Das gute Zeug wollte ich ja nicht einfach wegschütten. Aber das fanden sie auch nicht in Ordnung. Herr Bock hat gesagt, ich hab frei für den Rest vom Tag. Hatte ich doch sowieso! Ich hatte nur drei Stunden! Mann, manchmal sind die Leute aber auch echt verspannt …

Erste Stunde

Ich konnte echt nix dafür, echt. Ich musste so lachen, als ich in die Klasse kam, weil ich in dem Klassenzimmer schon so viel Mist gebaut habe. Die haben echt den Schrank da noch stehen, in den ich mit meinem Kumpel damals den doofen Kevin eingesperrt haben. »Halstuch-Kevin« hieß der nur bei uns, weil der immer so ein schickes Tuch um den Hals trug, voll peinlich. Der hielt sich für was Besseres und wollte uns nicht abschreiben lassen, echt uncool, er war der Checker und wir waren nur Lauch für den. Wir haben natürlich draußen was vor die Schranktür gestellt, und sein Halstuch haben wir ihm als Knebel in den Mund gesteckt.

Natürlich ist mir klar, dass man das nicht macht, aber er war so ein Asi und voll nicht auf unserer Seite, der musste mal ’ne Stunde im Schrank verbringen. Dann hat er natürlich gewinselt und gestöhnt wie ein Känguru in den Wehen, deshalb hat mein Kumpel Sören immer so getan, als wär er das und hätte so Kopfschmerzen! Unsere Lehrerin hatte voll Mitleid und hat immer wieder gesagt, er soll nach Hause gehen und sich hinlegen, sie wollte seine Eltern anrufen, damit sie ihn abholen, und Sören wollte nicht gehen, weil er ja immer Kevins Geräusche übertönen musste, weil er genau vor dem Schrank saß. Und ich musste mich heftig beherrschen, damit ich nicht durchlache die ganze Stunde. Er sagte immer: »Nein, ich möchte hierbleiben, das ist doch alles Stoff, der in der Arbeit drankommen kann, ich will nicht fehlen«; und unsere Lehrerin war fast verzweifelt, weil er so gestöhnt hat und aber nicht gehen wollte! Alle, die wussten, dass Kevin da im Schrank ist, mussten sich total zusammenreißen.

Und jetzt komme ich in die Klasse und sehe genau den Schrank! Als Erstes bin ich mal hingegangen und hab die Türen aufgemacht und geguckt, ob da jemand drin ist. Echt mein Rat an alle Lehrer und Rektoren: Stellt keine Schränke in Klassenzimmer! Stellt nur Regale rein!

Die Kinder waren erst ziemlich gelangweilt, haben mich aber doch abgecheckt, und als sie gemerkt haben, dass ich mehr so der relaxte Typ bin, so mit Füßen auf dem Pult und so, waren sie auch ganz cool. Ich hatte keinen Bock auf irgendwelche Kennenlern-Spiele und hab gesagt, dass ich sie erst mal nur mit »Du da« anspreche. Das war o.k., das kannten sie so von zu Hause.

Ich hab’n bisschen erzählt, dass ich die Schule kenne und welche Lehrer ich asi finde und so, und das war echt extrem gechillt. Natürlich hab ich auch die Schrank-Story erzählt. Mit Lehrplan und so haben wir uns nicht aufgehalten, man muss ja nicht gleich total krass einsteigen, finde ich.

Dann haben mir die Kinder ein paar Videos auf YouTube gezeigt, die fand ich echt nice. Damit hatte ich mich noch nie so richtig beschäftigt. Komisch, in meiner Schulzeit hatten wir das damals gar nicht so mit ständig aufs Handy glotzen und so. Wir waren immer draußen unterwegs, mit Kollegen. Meine Schüler holen ihr Handy ständig raus und gucken drauf und spielen was und so. Mir egal, können sie ruhig. Also, entspannte erste Stunde, alles stabil.

Prügelei fürs Leben

Nachdem meine erste Stunde so entspannt war, wollte ich heute gerade mit meinem Vertrauenskurs anfangen, da brüllt ein Mädchen: »Herr Möller, Herr Möller, draußen prügeln sich zwei!« Meine Güte, dachte ich, die soll sich mal nicht so anstellen. Hatte ich natürlich schon gesehen, auf dem Weg in die Klasse haben sich zwei auf dem Flur gebeult. Na und? Ich voll keine Ahnung, dass die in meiner Klasse sind, so gut kenne ich die ja noch gar nicht. »Und was hab ich damit zu tun?«, hab ich sie gefragt. Dann waren aber plötzlich alle mega aufgeregt und haben gerufen: »Das sind Kerim und Mustafa!« »Ja und?«, hab ich gefragt, und erklärt: »Ihr müsst wissen, dass man sich da nicht einmischen darf, gerade als Erwachsener nicht. Das geht nur die beiden etwas an. Wenn ich mich da einmische, geht das voll gegen deren Ehre! So etwas tragen echte Männer untereinander aus!«

Das Mädchen meinte aber, sie hätte voll Angst um die beiden, denn das seien die stärksten zwei in der Klasse, wobei Mustafa noch etwas stärker sei als Kerim. Gleich riefen zwei Jungs, Kerim sei viel stärker als Mustafa. Und sofort waren alle total aufgeregt und haben durcheinandergebrüllt: »Nein! Mustafa ist stärker! Er kann sogar ein Auto hochheben!« »Ja, ein Spielzeugauto vielleicht, aber Kerim kann sogar einen Lkw hochheben!« »Ja, vielleicht mit einem Wagenheber, du Lauch!«

Und dann hatte ich eine Idee! Ich habe also Wetten auf die beiden angenommen, so richtig mit Wetteinsatz und natürlich mit Provision für mich. Dann sind wir alle rausgegangen und haben die beiden angefeuert. Ich meine, es ist doch mega, wenn die Kinder das richtige Leben mitkriegen, so lernen sie wenigstens auch den äußerst wichtigen Beruf des Sportwetters kennen! Vielleicht haben wir heute in der Stunde den Grundstein für den Traumberuf von einem der Kinder gelegt! Wahnsinn!

Das habe ich auch Frau Elser gesagt, die gleich aus ihrem Klassenzimmer nebenan gestürmt kam. »Was ist denn hier los? Wieso der Tumult?«, hat sie gefragt mit ihrem selbst gebatikten Gesichtsausdruck. »Tumult«, so ein schönes Wort, echt nice, das wird viel zu selten gebraucht. Sie bat uns dann wieder reinzugehen, weil wir ihren Unterricht stören würden. Und den von anderen Klassen. War o.k., weil Kerim sowieso gewonnen hatte und Mustafa nicht mehr konnte. Er hatte voll das Nasenbluten, Respekt, Digga, er trug das wie ein Mann. Logen!

Und dann hat Frau Elser mir noch einen Tipp gegeben: »Wenn die Kinder weiterhin so laut sind, probieren Sie es doch mal mit dem Schweigefuchs! Öhrchen gespitzt, Mäulchen geschlossen!« und sie hat mit der Hand etwas ganz komisches gemacht, Ring-, Mittelfinger und Daumen nach vorne zu einer Spitze gestreckt und Zeige- und kleinen Finger nach oben. Die Arme. Irgendwas ist mit ihr, sie tut mir irgendwie leid. Aber ich muss mich jetzt vor allem erst mal um meine Kids in der Klasse kümmern.

Tag des Buches Videos

Kerim trägt immer noch das T-Shirt mit den Blutflecken. Scheint für ihn so ’ne Art Trophäe zu sein. Oder er hat die Flecken einfach nicht rausgekriegt, keine Ahnung. Egal, heute war jedenfalls »Tag des Buches«, irgend so ’ne seltsame Erfindung, wahrscheinlich der Buchbranche, und ich hatte den Kindern gesagt, sie sollten heute ihr Lieblingsbuch mitbringen. Und daraufhin hatten sie gesagt, dann sollte ich meins auch mitbringen. »Selbstverständlich!«, ließ ich sie wissen und hab es dann natürlich prompt vergessen.

Es war eine lange Nacht gewesen, Party mit Hendrix und anderen Freunden und ich war, wie es leider ab und zu vorkam, etwas später in der Schule. Leider erwischte mich Herr Bock auf dem Schulparkplatz. »Herr Möller! Haben Sie nicht schon seit fünfzehn Minuten Unterricht?« »Äh ja, tut mir echt leid, mein Wecker ist Schrott, ich muss den mal ersetzen …« »Herr Möller, bitte, strapazieren Sie nicht meine Geduld! Kommen Sie ab jetzt bitte pünktlich!« »Klaro, sorry, kein Problem, alles easy …« Ich frage mich, was er um diese Zeit auf dem Schulparkplatz gesucht hat? Müsste er nicht auch schon längst in seiner Klasse sein?

Ich hechtete in die Klasse, wo sich die Kids gerade die neuesten YouTube-Videos zeigten. Irgendwelche Typen laberten lustiges Zeug und machten zum Teil heftige Pranks und Selbstversuche. »Ey, den kenn ich! Das is’n guter Kumpel von mir!«, sagte ich, als Ahmad mir ein Prank vorspielte, das über eine Mio. Views hatte. »Waaas?« »Echt?« »Verarschen Sie uns, Herr Möller?« »Wie krass ist das denn?« Die Kinder waren außer sich. »Ja, ich kenne ihn! Ich wusste nur nicht, dass der in seiner Freizeit Leute pranked. Also, schon, aber dass der das auch filmt und so …«

»Das glaube ich Ihnen nicht!« und »Können Sie das beweisen?« und lauter so Sachen riefen die Kids durcheinander. »Na klar«, sagte ich, »Ich rufe ihn einfach mal an!« Ich stellte auf Facetime, drückte bei seinem Kontakt auf »anrufen« und meldete mich: »Ey Apo, hier ist MefYou! Hier sind ein paar Fans, die dich grüßen wollen!« Er winkte und ließ ein freundliches »Alles fresh, Digga?«hören. »Wie krass, isch bin Fan!«, »Kommst du auch mal in unsere Schule?«, »Hey, kennst du Herr Möller wirklich?«, riefen die Kinder in mein Handy.

Er machte etwas Spaß mit den Kids, meinte dann aber, er hat einen Termin und wir sehen uns. Jetzt fanden die Schüler mich noch cooler als sowieso schon. »Wie krass, Herr Möller!« »Herr Möller«, rief Serpil, »machen Sie auch YouTube?« »Nein, noch nicht«, antwortete ich. Aber es war eine richtig gute Idee …

Wir hatten noch zehn Minuten für den Tag des Buches. Eigentlich zu wenig Zeit, um damit überhaupt anzufangen, aber Deborah packte stolz einen Kindle auf den Tisch und rief: »Heute ist doch Tag vom Buch, also, hier, da hab isch krass viele Bücher drauf!« »Wow, ist das dein Kindle, Deborah?«, hab ich gefragt. »Ja, hab isch mir selbst gekauft!« »Echt? Krass!« Das Kind musste reiche Eltern haben. »Woher hast du das Geld?«, fragte nun auch Saida. »Isch verkaufe manschmal Sachen und so, aber das geht dich nichts an!« »Wo denn?«, fragte Kathleen. »Bei Ebay und so, aber ist doch egal!« Deborah wurde es langsam etwas unangenehm. »Drogen verkaufst du! Haschgift und so!«, platzte es aus Mustafa heraus.

Interessant. Das war tatsächlich eine wichtige Info für mich, das brauchte aber niemand zu wissen: »Kinder, lasst Deborah mal in Ruhe! Toll, dass du ein Buch, oder eher ganz viele Bücher mitgebracht hast! Welche denn?« Sie schien mega dankbar zu sein, dass ich das Thema gewechselt hatte. »Schweiß nich. Mal gucken.« Es dauerte ewig, bis sie das Gerät anhatte. »Also, hier steht: Markwis de Sade …« Zum Glück läutete in dem Moment der Pausengong. »Wir machen nächstes Mal weiter! Und dann bringt Ihr bitte alle etwas mit, was ihr schon gelesen habt oder noch lesen möchtet!«

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