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Dr. Christoph Häselbarth (1937–2020) war ein geistlicher Vater im deutschsprachigen Raum. Viele erinnern sich an Begegnungen mit ihm, an Vorträge oder Dienste von ihm. In diesem Sammelband wird sein Leben noch einmal geehrt. Seine Tochter Franziska Kotzbauer-Häselbarth verfasste einen biografischen Rückblick. Berührend schildert sie Höhen und Tiefen und bietet einen persönlichen und eindrücklichen Einblick in sein Leben. Als Christoph Häselbarth einmal gefragt wurde, worin sein Dienst bestehe, antwortete er, er wolle den Menschen helfen, etwas «normaler zu werden». Für ihn bedeutete das, dass Menschen von Jesus geheilt und zum Leben befreit werden. Der vorliegende Sammelband beinhaltet eine Zusammenstellung wichtiger Schriften von Christoph Häselbarth und eignet sich, um einen kompakten Einblick in sein Leben und Werk zu erhalten. Teil I: Ein Rückblick auf das Leben von Christoph Häselbarth von Franziska Kotzbauer-Häselbarth Teil II: Verschiedene Booklets von Christoph Häselbarth: 1.) Von Stolz und Rebellion zu Demut und Sanftmut, 2.) Zur Freiheit berufen, 3.) Befreiung von Vorfahrenschuld und Wachstum im Glauben, 4.) Saat und Ernte, 5.) Mit Jesus im Leben herrschen Teil III: Buch über Heilung von Christoph Häselbarth: «Heilung – Das göttliche Geschenk annehmen und weitergeben» Hersteller
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Seitenzahl: 596
Veröffentlichungsjahr: 2025
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© 2025 Christoph Häselbarth und Franziska Kotzbauer-Häselbarth Christoph Häselbarth In Erinnerung an einen geistlichen Vater
Die Bücher von Christoph Häselbarth sind ursprünglich im Verlag Gottfried Bernard erschienen. Für diese Publikation wurden die Rechte freundlicherweise an den Schleife Verlag übertragen.
1. Auflage 2025
© Schleife Verlag, Pflanzschulstrasse 17, CH-8400 Winterthur, Switzerland Tel. +41 (0)52 2322424 E-Mail: [email protected] www.schleifeverlag.ch
ISBN 978-3-907675-09-0 Bestellnummer: 120.209
E-Book ISBN 978-3-907675-10-6 Bestellnummer: 120.209
Die Bibelstellen sind, wenn nicht anders angegeben, der Lutherbibel, revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe, © 1999 Deutsche Bibelgesellschaft,Stuttgart, sowie der Elberfelder Bibel 1985, © 1985 by SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH, Witten/Holzgerlingen, entnommen.
Die Bibelstellen aus der Schlachter-Bibel, © 2000 Genfer Bibelgesellschaft, sind mit SLT gekennzeichnet.
Die Bibelstellen aus der Gute Nachricht Bibel, durchgesehene Neuausgabe, © 1997 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart, sind mit GNB gekennzeichnet.
Die Bibelstellen aus der Hoffnung für alle, © 1983, 1996, 2002 by Biblica, Inc., sind mit HFA gekennzeichnet.
Die Bibelstellen aus der Neuen Genfer Übersetzung – Neues Testament und Psalmen, © 2011 Genfer Bibelgesellschaft, sind mit NGÜ gekennzeichnet.
Lektorat: Judith Petri Umschlaggestaltung: Elke Reichert Satz und eBook-Erstellung: Nils Großbach Druck: Gustav Winter, Herrnhut
Alle Rechte vorbehalten, auch für auszugsweise Wiedergabe und Fotokopie.
Vorwort von Lilo Keller
Stimmen zum Buch
Teil I
Ein Rückblick auf das Leben von Christoph Häselbarth
Einführung
Der junge Christoph
Immeldorf und Wattenbach
Ausbildung und Studium
Hochzeit
Familiengründung und Entwicklungshilfe in Afghanistan
Ein neues Kapitel wird aufgeschlagen
Einstieg in den geistlichen Dienst
Das «Haus des Herrn»
Konferenzen und Familienleben
Der Verlust der beiden Söhne
Dienste in Deutschland und anderen Nationen
Israel und der Philippus-Dienst
Seelsorge-Konferenzen
Das Land verändern
Der Josua-Dienst
Christoph als Heiratsvermittler
Heilungen
Christoph im Alter
Zum Schluss
Dank
Teil II
Von Stolz und Rebellion zu Demut und Sanftmut
Der Segen von Demut und Sanftmut
Stolz
Wie sieht die geistlich richtige Haltung von Sanftmut und Demut aus?
Rebellion
Zur Freiheit berufen
Eine neue Zeit hat begonnen
Befreiungsdienst ist Teil unseres Auftrages als Jünger Jesu
Das Wesen von Dämonen
Der Dienst der Seelsorge und der «inneren Heilung» vor dem Befreiungsdienst
Vorbereitung des Seelsorgers für den Dienst der Befreiung
Der praktische Dienst der Befreiung
Wie wir Befreiung behalten
Den Jüngerauftrag Jesu annehmen
Befreiung von Vorfahrenschuld
Gottes Absicht: Leben in Fülle
Das Murren des Volkes Israel und seine Folgen
Familienschuld am Beispiel einer Königsfamilie
Familienschuld am Beispiel Gideons
Götzen und Sünden in der Familie
Wie können wir dem Gebundensein entfliehen?
Was wir verstehen und beachten müssen
Gott will, dass wir in Freiheit und Sieg leben
Schritte zu unserer Befreiung
Saat und Ernte
Saat und Ernte
Mit Jesus im Leben herrschen
DER HEILIGE REST, DER IN DEN RISS TRITT
WIE SOLLEN WIR BETEN?
Teil III
Heilung
Verschiedene Wege der Heilung
Bei Krankheiten Jesus einfach um Heilung bitten
Jesus will gerne heilen
Jesus hat den Preis bezahlt
Jesus, der Heiler, ist in uns
Leben Sie mit Heilungszusagen der Bibel
Mit Jesus und dem Wort Gottes leben
Leben mit dem Heiligen Geist
Unser Auftrag und unsere Ausrüstung
Grundwahrheiten zum Thema Heilung
Durch Glauben Krankheiten überwinden – die Heilung im Glauben ergreifen
Vergebung, ein Generalschlüssel für Heilung
Krank durch Vorfahrenschuld? – Befreiung von Todesmächten
Unsere geistliche Autorität erkennen und einsetzen
Wie wir um Heilung beten können
Krankheitsauslöser erkennen und entmachten
Glaube und Gebet – weitere Wege zur Heilung
Haltungen, die den Himmel öffnen und Heilung freisetzen
Heilung für unser zerbrochenes Herz
Heilungsgebet und ärztliche Kunst
Wie man Heilung behält und gesund bleibt
Warum werden nicht alle geheilt, für die wir um Heilung beten?
Gesundheit auch im Alter
Es ist nicht alles erklärbar
Ihr Leben mit und aus Jesus
Nachruf von Geri Keller auf seinen Freund Christoph Häselbarth
Bild: Dr. Christoph Häselbarth (1937–2020)
Es soll euch zuerst um Gottes Reich und Gottes Gerechtigkeit gehen, dann wird euch das Übrige alles dazugegeben.
(Matthäus 6,33; NGÜ)
Es freut mich ganz besonders, dass wir mit dem vorliegenden Buch die Möglichkeit haben, einen Mann zu ehren, der nicht nur ein langjähriger Freund unseres Hauses und unserer Bewegung war, sondern auch ein Apostel des Glaubens. Als väterlicher Berater, Konferenzsprecher und Visionär hat Christoph Häselbarth im deutschsprachen Raum durch seine Lehrtätigkeit, seine Bücher und seine berühmten Glaubens-Seminare deutliche Fussabdrücke hinterlassen, die ihn nicht zuletzt zu einem Pionier einer wachsenden Heilungsbewegung gemacht haben. Das ist auch der Grund dafür, dass wir sein Standardwerk über Heilung am Schluss dieses Buches vollständig hinzugefügt haben.
Wer mit Christoph unterwegs war, wurde durch seinen Mut, auch unbequeme Wahrheiten an- und auszusprechen, ermutigt, herausgefordert und gesegnet. Legendär war zudem seine Kühnheit, göttliche Offenbarung und Erkenntnis gleich im Gebet umzusetzen oder Heilung in Existenz zu rufen. Er war ein Vorwärts-Stürmer! Die Liebe zu Gott, die Liebe zum weltweiten Leib Christi und die Liebe zu Israel waren die Motivation und die treibende Kraft für ihn, sein Leben zu verschenken und sich mit grosszügigem Herzen in das Reich Gottes zu investieren.
In dem biografischen Teil zeigt seine Tochter Franziska etwas von dem verborgenen Leben, von den Kämpfen und Herausforderungen, in denen Christoph und die ganze Familie über Jahrzehnte standen. So ist es für mich ein Geheimnis und ein Wunder Gottes, dass Christoph und Utta nie bitter geworden sind über den Tod ihrer beiden Söhne, die in jungen Jahren wie Samenkörner in die Erde gefallen sind. Im Gegenteil: Das unsägliche Leid wurde zu einem Zeugnis für die Kraft, die im Trinken des Kelches liegt, der uns vom Vater gegeben ist, damit wir ein Überwinderleben führen können. Christoph würde mit den Worten von Graf Ludwig von Zinzendorf sagen: «Unser Lamm hat gesiegt, lasst uns ihm folgen.»
Graben Sie, lieber Leser, diesen kostbaren Schatz mit Freude aus! Sie werden nicht nur einen Glaubensschub erleben, sondern mit Mut, Hoffnung und Perspektive Ihren eigenen Glaubensweg in der Kraft des Heiligen Geistes weiter gehen können.
Christoph Häselbarth wird uns immer als ein geistlicher Vater für Deutschland sowie der weltweiten Familie der Nationen in Erinnerung bleiben. Über Jahrzehnte hinweg haben er und Utta sich unermüdlich in die Einheit des Leibes Christi investiert – in der Schweiz, in Deutschland und weltweit. Wir ehren und respektieren ihre geistliche Autorität und Reife sowie die Werte, die in ihrem unerschütterlichen Glauben und ihrer tiefen Hingabe an den Herrn zum Ausdruck kommen. Möge dieser Sammelband von Christophs Büchern ein bleibendes Vermächtnis darstellen, durch das zukünftige Generationen beeinflusst und bereichert werden.
David Demian, Watchmen for the Nations, Kanada
Wie viele Male, jeweils kurz vor einem Seminar oder einer Konferenz, sagte Christoph zu mir: «Lass uns fette Beute für den Herrn machen!» Dabei blitzten seine unternehmungslustigen Augen auf und mit seinem schelmischen Lächeln deutete er nun an, dass in den folgenden Stunden eine Erntezeit für das Reich Gottes anstehen würde. Lieber Christoph, deine Vaterschaft, deine Freundschaft, deine Jüngerschaft und deine Wegbegleitung bleiben für immer ein kostbarer Schatz in meinem Herzen. Möge dieses Buch dazu beitragen, dass noch viele Jesus-Nachfolgerinnen und -Nachfolger Hunger bekommen, mehr «Beute für den Herrn» zu machen.
Andreas Keller, Gesamtleiter Stiftung Schleife, Schweiz
Christoph und Utta Häselbarth wurden in den 90er-Jahren als geistliche Leiter in Deutschland bekannt und haben bei uns allen viel Vertrauen genossen. Sie lebten mit einer Vision für die Nation und waren immer motiviert, neue Impulse des Heiligen Geistes aufzugreifen und diese mit aller Klarheit zu fördern. Aus dem Grund hat Christoph auch zu verschiedenen Themen Bücher sowie Booklets verfasst und damit vielen im Land Orientierung gegeben. Ich freue mich sehr über diesen Sammelband, der nun zusammengestellt wurde, und kann ihn von Herzen empfehlen.
Keith Warrington, Jugend mit einer Mission, Berlin
Christoph war ein treuer, demütiger Freund Gottes, dessen Glaube unerschütterlich war. Für mich und Tausende von Menschen war er ein geistlicher Vater. Besonders bewundernswert war sein Stehvermögen, wenn es darum ging, für Kranke zu beten. Dabei zeigte sich, dass wahre Autorität nicht denen gehört, die am lautesten auftreten, sondern denen, die dem Wort Gottes mehr Glauben schenken als den Umständen.
Ich liebte es, wie er biblische Themen auf eine einfache und verständliche Weise erklärte, sodass sie für jeden zugänglich wurden. Es war ein Vorrecht für mich, in einigen seiner Heilungsseminare im Team mitzuarbeiten. Obwohl er in der Lage gewesen wäre, seine Seminare alleine mit grossem Erfolg durchzuführen, war es ihm wichtig, dass jedes Teammitglied zu Wort kam und seinen Platz fand. Diese bescheidene Haltung öffnete die Herzen der Zuhörer und machte seine Botschaften noch kraftvoller.
Besonders lebendig war Christophs Leidenschaft für das Reich Gottes, die auch bei seinen beiden Reisen nach Island sichtbar wurde. Als ich ihn fragte, ob er bereit wäre, geistlichen Leitern sowie führenden Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik in Island zu dienen, leuchteten seine Augen vor Begeisterung. Bei unseren gemeinsamen Einsätzen hinterliess er tiefe Segensspuren. Gerne erinnere ich mich an unseren Besuch in der «Fridrikskapella», wo wir geistlichen Leitern dienten, die sich dort wöchentlich zum gemeinsamen Gebet für Island treffen, an die Fernseh- und Radiointerviews und die zahlreichen Einladungen in Privathäuser von Politikern und Geschäftsleuten sowie an die Heilungen, die wir in verschiedenen Gemeinden und im Kirchenschiff der Hallgrimskirche in Reykjavik erlebten.
Ich empfinde eine tiefe Dankbarkeit für den Segen, den Christoph und seine geliebte Frau Utta in mein Leben und das Leben vieler anderer gebracht haben.
Willy Oehninger, Aristau, Schweiz
Christoph und ich lernten uns im Januar 1999 als völlig Fremde auf einem Flug nach Zürich kennen. Unser Gespräch während dieses Fluges führte zur Entstehung einer Bewegung, die lange nach Christophs Tod jüdische, arabische und deutsche Nachfolger Jesu miteinander vereinen sollte. Er lebte ein Leben des Dienens und glaubte an göttliche Führungen. Mein Leben sowie das Leben unzähliger anderer Menschen wird noch über Generationen hinweg von Christophs einzigartigem Vermächtnis des Glaubens geprägt sein.
Evan Thomas, Beit Asaph, Israel
Immer wenn ich an Christoph denke, dann sehe ich ihn vor mir als einen noblen und Wahrheit liebenden Bruder, der gerne den Themen auf den Grund gehen möchte und den Mut hat, auch ungewöhnliche Dinge zu sagen. Und dabei war er voller Liebe. Ihm verdanken wir unter anderem auch, dass wir im Land Kontakte bekommen haben zu ausländischen Gläubigen, die eine wichtige Botschaft haben und durch die wir bereichert worden sind. Ich bin jedenfalls sehr dankbar für seinen Einsatz. Ich mochte ihn sehr, er war ein sympathischer Heiliger.
Wolfhard Margies, Berlin
Teil I
Ein Rückblick auf das Leben von Christoph Häselbarth
Franziska Kotzbauer-Häselbarth
Als Tochter über den eigenen Vater zu schreiben beinhaltet natürlich ein gewisses Voreingenommensein. Ich bin meinem Vater für so vieles dankbar – am meisten für sein Vorbild und seine Aufrichtigkeit. Wenn er falschlag oder falsche Motive bei sich entdeckte, tat er auch vor uns Kindern Busse und versuchte, sich zu ändern. Sein Hunger nach «mehr vom Herrn» war inspirierend und ansteckend und ist mir noch heute eine grosse Ermutigung.
Christoph wurde am 1. Mai 1937 als zweites von drei Kindern in eine evangelische bürgerliche Familie in Oelsnitz im Vogtland hineingeboren. Sein Bruder Hans war ein Jahr älter und dann folgte seine Schwester Anne, die einen Herzfehler hatte, den man heute gut hätte operieren können, der damals jedoch zu einer leichten Behinderung führte. Anne brauchte viel zusätzliche Betreuung.
Christophs Mutter Maria war in Dresden aufgewachsen und später Lehrerin im Vogtland, sein Vater Christian war dort Anwalt. Christian hatte eine Liebe für Bergbau und Landwirtschaft, was er beides wegen eines Herzfehlers nicht ausüben konnte; als Alternative studierte er daher Jura. Leider war Christian in der SA aktiv. Wir wissen nicht, was ihm diesbezüglich damals bewusst war, doch das sind die unschönen Fakten, für die meine Eltern später Busse taten. Er wurde eingezogen, kam nach Frankreich und fiel nach kurzer Zeit durch den Schuss eines afrikanischen Scharfschützen. Das war 1940.
Christoph verlor seinen Vater somit, als er drei Jahre alt war. Als seine Mutter die Nachricht vom Tode ihres Mannes erhielt, schloss sie sich für drei Tage ein, weinte, schrie und trauerte intensiv. Nach diesen drei Tagen war die Trauer für sie formal abgeschlossen. Mehr gestand sie sich nicht zu. Natürlich geht solch ein Plan nicht auf. Sie schob die innere Trauer und Sehnsucht nach ihrem Mann tief in ihr Herz hinein, doch der Schmerz schwelte innen weiter und eine leichte Schwermut begleitete sie ihr Leben lang. Nach aussen gab sie sich alle Mühe, den grossen Herausforderungen zu begegnen. Sie war willensstark und äusserst diszipliniert, um den rauen Winden des Lebens entgegenzustehen. Das gelang dieser kleinen Frau auch auf erstaunliche Weise.
Schon als Kind erlebte Christoph Gottes starkes Eingreifen im Leben seiner Familie. Maria war ja in Dresden aufgewachsen. Dort lebten ihre Eltern und sie zog mit den drei Kindern wieder zurück in diese Stadt. Es war Anfang 1945, der Krieg tobte und die russische Front rückte immer näher. Da geschah etwas Erstaunliches: Maria träumte in Dresden, dass Gott sie aufforderte, die Kinder aus der Stadt zu bringen. Sie hatte einer schlesischen Flüchtlingsfrau geholfen. Und diese Flüchtlingsfrau schenkte Maria aus Dank für diese Hilfe Zugkarten, um aus Dresden herauskommen zu können. Ohne Sondergenehmigung durfte man zu der Zeit nicht mehr reisen.
Zufällig hatte Maria ein Gespräch von hochrangigen Offizieren mitbekommen, die darüber sprachen, wie Deutschland denn nach dem Krieg aufgeteilt werden sollte. Sie wusste somit, dass sie nun Richtung Westen fliehen musste. So packte sie ein paar Habseligkeiten inklusive eines Krocketspiels ein, versah die drei kleinen Kinder mit Rucksäckchen und machte sich in übervollen Zügen auf die Reise aus Dresden heraus in Richtung Westen. Ihr Ziel war Franken, denn dort lebte Verwandtschaft.
In Nürnberg angekommen, stapfte die kleine Familie über die Trümmerhaufen der zerbombten Stadt und versuchte mühsam ihren Weg weiter Richtung Schwarzenbach an der Saale zu finden. An der Strasse standen Hunderte von Anhaltern, die alle darauf warteten, von einem Fahrzeug mitgenommen zu werden. Die Not war einfach überwältigend. Ein Fahrer muss schliesslich Mitleid mit dieser kleinen Familie gehabt haben. Dieser «Engel» lud sie alle auf die Pritsche seines Hefewagens. So kamen sie nach Schwarzenbach an der Saale.
Was für ein Geschenk, dass Gott Maria diesen lebensrettenden Traum geschenkt hatte! Denn wenige Tage später wurde Dresden zerbombt. Das Inferno war ein Trauma für Tausende – grausam und weitreichend. Viele Dresdner waren jahrzehntelang später noch darüber erschüttert. In der Innenstadt blieben nur wenige Häuser stehen und es gab fast 25 000 Tote. Die Leichenberge türmten sich in der Stadt und die Luft war geschwängert von Todesangst. Die Deutschen hatten in diesem Krieg so viel Unheil gesät, und nun kam die hässliche «Ernte». Viele begannen wieder zu beten und nach dem Sinn des Lebens zu suchen.
Die vier landeten in Schwarzenbach an der Saale zuerst bei der Schwägerin von Marias Schwester. Ihr Name war Hanna Hümmer, eine sehr geistliche Frau, die viele Jugendliche um sich scharte, die sich dem Herrn ganz hingeben wollten. Hannas Mann war Pfarrer, doch er war eingezogen worden, und so wirkte Hanna Hümmer in dieser «Erweckung» als Leiterin. Sie war sehr prophetisch und erklärte Maria, dass sie um den Heiligen Geist bitten dürfe. Diese Aussage gab Maria eine ganz neue und beglückende Sicht und eröffnete ihr eine neue Welt. Mit diesen neuen Erkenntnissen war in der Gruppe aber auch eine «Keuschheit» verknüpft, was für sie unter anderem bedeutete, dass kaum über die eigenen Erlebnisse gesprochen wurde. So behielt Maria diese Wahrheiten tief in ihrem Herzen. Auch prophezeite Hanna der Maria, wie ihr Leben weiter verlaufen würde. Über den Inhalt der Prophetie sprach sie jedoch nicht.
Hanna Hümmer sammelte am Ende des Krieges junge Mädchen und Jungen um sich, die sie in ihrem geistlichen Leben anleitete. Sie sollten gute Nachfolger Jesu werden und lernen, auf seine Stimme zu hören. Sie selbst empfing klare Botschaften und Weisungen von Gott, was damals ungewöhnlich war. Diese Gruppe lebte nicht nur in einer guten geistlichen Gemeinschaft, auch Gebetszeiten spielten dort eine wichtige Rolle. Später entstand aus diesen kleinen Anfängen die Christusbruderschaft Selbitz in Oberfranken, die zu einem geistlichen Erweckungszentrum wurde.
Sie erlebten in dieser schweren Zeit gegen Kriegsende schon starke Gebetserhörungen. So schlug eine Granate auf der Aussentreppe des Pfarrhauses ein, in dem diese Gemeinschaft mit Christoph und seiner Familie wohnte. Erstaunlicherweise explodierte sie nicht und alle im Haus überlebten. Das gemeinschaftliche Leben im Pfarrhaus wie auch die Gebete und die Gebetserhörungen prägten Christoph damals als kleinen Jungen. Eine Freizeit, die einer der Brüder der Gemeinschaft abhielt, beeindruckte ihn besonders. Damals wurde wohl eine Grundlage für sein Leben mit Jesus gelegt, erzählte er doch später öfter davon. Dort wurde sein Glaube entfacht und gestärkt und die Jugendfreizeiten formten und inspirierten ihn geistlich. Die Christusbruderschaft, in der es Brüder und Schwestern gab, wuchs dann nach dem Krieg und hatte grossen Einfluss auf die ganze Region.
Marias Kinder erlebten immer wieder viel Schutz. Als zum Beispiel Soldaten einmal wild an die Haustüre hämmerten, brach diese einfach nicht ein. Oft erkannten die Kinder die Gefahren gar nicht und fanden vieles einfach nur abenteuerlich; sie dachten sich nicht allzu viel dabei. Inmitten der Schwere der Situation besassen sie eine gewisse Unbefangenheit, an Dinge heranzugehen. Viel wichtiger war ihnen damals, ob man von den amerikanischen Soldaten, die nach dem Ende des Krieges präsent waren, ein Kaugummi bekam.
Die kleine Familie zog nach Wattenbach. Im Landleben Mittelfrankens, der neuen Heimat von Christoph, waren die Häselbarths die Mittellosen, die nun dabei waren, sich in die Dorfgemeinschaft einzufügen. Sie waren bitterarm und lebten von Kartoffeln, Milch sowie von Pilzen und Beeren aus dem Wald. Die Kinder litten oft unter an Hunger.
Maria übernahm nach dem Krieg als alleinige Lehrerin in dem kleinen Dorf Wattenbach und später dann in Immeldorf die gesamte Schule, damals Grund- und Hauptschule in einem, mit 64 Schülern in allen acht Klassen. Da es kaum noch Lehrmaterial gab, musste sie sehr kreativ sein und ständig neue Ideen entwickeln, wie sie diese vielen Schüler unterschiedlicher Klassen parallel unterrichten konnte. Sie leistete Enormes: Sie unterrichtete die ganze Schule, half ihrer kleinen herzkranken Anne, die immer extra Unterstützung brauchte, und arbeitete zusätzlich oft noch nachmittags bei Bauern, um das karge Essen etwas aufzustocken.
Die Situation war herausfordernd und schwer. Der Hausrat bestand aus dem, was andere weggeworfen hatten, und diese harte Armut drückte sich tief in die Seele der Kinder. Aber auch die Nachbarn hatten grosse Nöte, denn auf fast jedem Hof gab es mindestens einen gefallenen Vater oder Sohn zu beklagen. Viele warteten jahrelang auf das Heimkommen der gefangenen Männer. Die verbliebenen Frauen leisteten viel, um den Wiederaufbau voranzutreiben.
Jutta, Marias Schwester, zog mit ihren drei Kindern ebenfalls nach Immeldorf und bekam dort ihr viertes Kind. Sie übernahm jetzt den Haushalt für alle sieben Kinder, während Maria weiter in der Dorfschule unterrichtete. Juttas Mann Eugen war damals noch in Kriegsgefangenschaft.
Christoph und sein Bruder Hans halfen in der neuen Heimat den Bauern auf den Feldern mit, wo sie konnten. In Christophs Gedanken waren die Bauern die neuen Helden, denn sie waren diejenigen, die immer etwas zu essen hatten und einer schönen und befriedigenden Arbeit nachgingen.
Einmal waren Christoph und Hans auf eine Bauernhochzeit eingeladen und assen dort so viel, dass sie sich anschliessend nicht mehr richtig bewegen konnten und mit ihren gefüllten Bäuchen in den Strassengraben fielen. Dieses Erlebnis, sich so richtig satt essen zu können, war für Christoph so eindrücklich, dass es ihm sein Leben lang als kleiner Höhepunkt seiner Jugend in Erinnerung blieb.
Doch in Christophs Herz grub sich eine tiefe Scham ein. Es schmerzte ihn sehr, arm und bedürftig zu sein. Lange litt er darunter. Als Jugendlicher begann er, immer wenn er irgendwo Geld verdienen konnte, anzupacken, um zuerst seine Mutter zu unterstützen und später sein Taschengeld aufzubessern. Er wollte etwas leisten und im Leben vorankommen. Er hatte sich entschieden, mit starkem Willen und viel Leistung ein besseres Leben als das bisherige zu führen.
In den Ferien half er einmal bei einem Bauern und bekam zum Abschluss ein Brot, viele Eier und Speck mit. Christoph freute sich sehr, diese «Beute» seiner Mutter mitbringen zu können. Zu dieser Zeit teilte er sich mit seinem Bruder ein altes Damenfahrrad. Mit diesem fuhr er nach seinem Arbeitseinsatz durch den Wald nach Hause. Unterwegs blieb er an einer Wurzel hängen und fiel zusammen mit dem Fahrrad um, wobei seine ganze «Beute» in den Wald flog und sich dort verteilte. Von den Eiern waren nicht mehr viele heil geblieben, und er kam sehr enttäuscht und beschämt mit den Überresten zu Hause an.
Eines Tages brachen die ganze Not und die Trauer aus ihm heraus und er weinte wochenlang. Als seine Mutter ihn fragte, warum er so herzzerreissend weine, konnte er ihr keinen Grund nennen. Sie wusste sich keinen anderen Rat, als ihn zum örtlichen Pfarrer zu schicken, doch auch der konnte ihm nicht helfen. Erst nach Wochen kam Christoph innerlich zur Ruhe und bekam neue Hoffnung für seine Zukunft.
Das Landleben hatte aber auch viel Wohltuendes. Die Arbeit auf den Höfen mit Getreideernte, Heuernte und Holzhacken brachte eine Ruhe in Christophs Leben und stellte eine kleine, heile Welt für ihn dar. Maria las den Kindern viele Geschichten vor und liebte es, Spiele mit ihnen zu spielen. Trotz ihrer Armut hiess die kleine Familie immer viele Gäste willkommen: Verwandte, Freunde und wer sonst noch mitkam. Gastfreundschaft war schon Marias Mutter wichtig gewesen und hatte nichts damit zu tun, ob man Geld hatte oder nicht.
Christoph unternahm viel mit seinem Bruder Hans. Hans war nicht nur der Ältere, sondern auch der Begabtere – in Sprachen, Musik und vielem anderen. Christoph fühlte sich ihm oft unterlegen. So entwickelte sich später zwischen den beiden eine Art Konkurrenzkampf. Dies war ihnen lange nicht bewusst, doch es zog sich durch die Jahrzehnte.
Die Vaterlosigkeit, die Armut und die damit verbundene Scham waren keine gute Grundlage für ein gesundes Selbstwertgefühl. Doch Christoph suchte sich Vaterfiguren. Eine davon war sein Onkel Eugen, Marias Schwager, der nach dem Krieg wieder zu seiner Familie nach Franken zurückkam. Marias Schwester Jutta und Eugen waren sehr gastfreundlich und Marias Kinder waren dort immer willkommen. Onkel Eugen war ebenfalls Lehrer und gab allen Kindern der Familie Nachhilfe in Physik und Mathematik, das waren die Schwachstellen in der Familie. Er war ein gütiger und eher gemütlicher Mann, und das tat Christoph sehr gut. Er begleitete Christoph über Jahrzehnte und stand ihm väterlich zur Seite – ein grosses Geschenk für den vaterlosen Jungen.
Christoph war verträumt und ein echter Spätzünder. In der Schule war er kein guter Schüler und oft zu jung für die Klasse, in der er sich befand. Seine Mutter hatte ihn zu früh eingeschult, denn sie wollte ihn schnell durch die Schule bringen. Er machte seinen Abschluss im Realgymnasium in Ansbach, doch war er meistens überfordert und tat sich im Vergleich mit seinem älteren Bruder oft schwer. Erst als Christoph wuchs und körperlich grösser und stärker wurde als Hans, füllte ihn das mit neuem Selbstvertrauen.
Maria wollte, dass Christoph eine Lehre zum Wagner macht, doch glücklicherweise hielt Christoph an seinem Traum von der Landwirtschaft fest. Das Schönste, was er sich damals vorstellen konnte, war, Bauernknecht zu werden, weil er dann keinen Hunger mehr leiden müsste. So begann er eine Lehre in Landwirtschaft im Fränkischen. Das machte ihm grossen Spass und erfüllte ihn. Er war sehr fleissig und an allem interessiert; er lernte gerne und war zäh.
Eines Tages war er alleine auf dem Lehrbetrieb und sägte Holz. Dabei sägte er sich versehentlich durch den linken Unterarm und trennte eine Sehne durch. Das Blut spritze wild umher bis zur Wand und an die Decke. Da er alleine war, musste er sich selbst helfen. Mit der rechten Hand hielt er die blutende Wunde zu, setzte sich auf den Traktor, schob einen Gang ein und fuhr los Richtung Stadt. Er fuhr und fuhr, hielt an keiner Ampel an, denn er konnte ja nicht schalten und musste mit den Knien das Lenkrad halten.
Schliesslich kam er am Krankenhaus an, wo er ohnmächtig zusammenbrach. Er wurde gefunden und gleich operiert. Frisch aufgewacht, setzte er sich sofort wieder auf den Traktor und fuhr zurück, um die Kühe zu versorgen. Als sein Vorgesetzter später zurück auf den Hof kam und überall Blut sah, musste Christoph sich erklären.
Er lernte viel in dieser Zeit und machte sogar eine Erfindung. Die Idee dafür gab er einem Bekannten weiter, der sie dann für sich umsetzte und das landwirtschaftliche Gerät im grossen Stil produzierte.
Ende der 50er-Jahre machte er im Rahmen seiner landwirtschaftlichen Ausbildung ein Praktikumsjahr in den USA. Damals fuhren die meisten Menschen noch per Schiff nach Amerika. Christoph kam in New York an und wohnte in einer Jugendunterkunft. Die Mitreisenden hatten noch nicht ihre Zimmer bezogen und ihre Koffer ausgepackt, da stand Christoph schon in der Küche und wollte einfach mitarbeiten. Die Spülmaschine für den Gästebetrieb war gerade kaputt. Obwohl er technisch nicht besonders begabt war, versuchte er sich sofort an der Reparatur und hatte irgendwie Gelingen, denn die Maschine funktionierte wieder und er bekam sofort an Ort und Stelle eine Anstellung.
Die Geschichte spiegelt etwas von seiner Art wider, sich schnell in Situationen einzufinden und wo nötig gleich Verantwortung zu übernehmen. Oft hat er sich damit überfordert, doch das Ganze trotzdem durchgezogen. Dinge einfach mutig zu wagen war Teil seines Lebenskonzepts – und der Herr hat oft Gelingen geschenkt.
In den USA war Christoph in einer neuen Welt angekommen. Er schwärmte später von der Grösse der Felder, der Weite der Farmen in Minnesota und der herzlichen, freundlichen Art der Amerikaner. Er arbeitete gerne und hart in der Landwirtschaft und liebte es, mit dem Traktor die schier endlosen Felder abzuarbeiten. Das erfüllte ihn mit grosser Genugtuung. Er schätze die Gewandtheit der Amerikaner, ihre Grosszügigkeit und Herzensweite.
Später in der Entwicklungshilfe zog er immer wieder Aufgaben und damit Verantwortlichkeiten an sich, die eigentlich eine Nummer zu gross für ihn waren. Mut, viel Gottvertrauen, Disziplin und Beständigkeit halfen ihm, neue Aufgaben anzufangen. Bestimmt bewirkten die Gebete seiner Mutter, dass er viel Gnade erlebte.
Nach dem Aufenthalt in den USA ging Christoph in Nürtingen auf die höhere Landbauschule. Dort sollte mein Vater einmal seinen Direktor bei Eis und Schnee mit dem Wagen zu einer Vorlesung bringen. Dabei fuhr er trotz Eiswetter die spiegelglatte Geislinger Steige hoch, während rechts und links die Autos am Berg stecken blieben und nicht vorankamen. Dieser Direktor war damals von Christophs Fahrkünsten sichtlich beeindruckt, kam er doch trotz der widrigen Bedingungen rechtzeitig zur Vorlesung an. Er lobte Christoph, und dieses besondere Lob des Direktors gab ihm ein solches Selbstvertrauen, dass er sich schliesslich zutraute, zu studieren.
Doch dazu brauchte er das Abitur, was er nun nachholte. Alles klappte gut, nur in Englisch, wo er sich nach seinem Praktikum in den USA so sicher fühlte, fiel er durch. Doch das konnte er nachholen. Er selbst lachte später darüber.
An der Universität in Göttingen lernte er viel, doch er selbst betrachtete sich nicht als sonderlich klug. Dennoch hatte er die Gabe, Dinge gut zusammenzufassen und sich recht gut in die Gedanken des Prüfers hineinzuversetzen. So überlegte er immer, was diesen wohl interessieren könnte. Er konnte Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden, und so war das, was er lernte, meistens von Bedeutung. Diese Gabe hat ihm in seinem Leben sehr geholfen.
In Christophs Semester in der landwirtschaftlichen Fakultät in Göttingen gab es nur vier Frauen. Eine davon war Utta. Utta war bei den jungen Landwirten ziemlich begehrt. Sie kam aus einer Fabrikantenfamilie, hatte ein starkes Selbstbewusstsein und ein sicheres Auftreten. Christoph hatte ein Auge auf sie geworfen, er fühlte sich ihr jedoch nicht ganz gewachsen. Aber ihm war klar: Mit dieser Frau konnte man vieles unternehmen. Die Tatsache, dass er sehr abenteuerlustig und immer voller Tatendrang war, beeindruckte irgendwann auch Utta. Allerdings liess sie ihn nicht so leicht «anbeissen», es gab immerhin auch andere Bewerber.
Bild: Freundschaft
Einmal bot Christoph an, ihr dabei zu helfen, in ihrer Studentenbude ein Regal aufzustellen. Eigentlich war das eine Kleinigkeit, doch Christoph war stundenlang damit beschäftigt, denn er genoss die Gegenwart von Utta sehr. Ein anderer Kommilitone, der ebenfalls Interesse an Utta hatte und sie an diesem Tag besuchte, kam nicht zum «Ziel», weil Christoph einfach nicht gehen wollte.
Langsam wuchs die Beziehung zu Utta, gleichzeitig stellten die beiden sie aber immer wieder infrage. Sie waren sich nicht sicher, ob sie wirklich zueinander passten, da sie so unterschiedliche Prägungen hatten. Utta hatte zudem einen Dackel, und es war klar, Utta konnte man nur mit Dackel bekommen. Das war für Christoph eine echte Herausforderung! Nach einigen Jahren des Ringens verlobten sie sich schliesslich und der Dackel sollte sie über viele Jahre begleiten.
Utta meinte, als Frau in der Landwirtschaft vielleicht keine gute Stelle zu bekommen. Mit einer Promotion, so überlegte sie sich, habe sie vielleicht bessere Aussichten. So promovierte sie, was Christoph veranlasste, es ihr später gleichzutun. Für ihn sollte die Promotion in der Zukunft sehr nützlich sein.
Nachdem Utta ihre Doktorarbeit abgeschlossen hatte, heirateten die beiden im Mai 1965 auf dem Gutshof von Uttas Schwester und Schwager in Niedersachsen. Es war eine wunderschöne und entspannte Hochzeit in Flachstöckheim bei schönstem Wetter, die für viele Besucher unvergesslich war. Nach der Hochzeit begann Christoph mit seiner Doktorarbeit. Er und Utta wohnten nun bei Maria, Christophs Mutter, in Reutlingen. Diese hatte eine kleine Wohnung und war immer sehr gastfreundlich.
Christoph fühlte sich bei seiner Mutter sehr wohl. Er verehrte sie förmlich, denn sie war in seinen Augen einfach unglaublich vernünftig! Utta dagegen wollte Christoph nicht mit der Schwiegermutter teilen müssen und zudem noch regelmässig von ihr erklärt bekommen, was jetzt am besten zu tun sei. Maria war so «vernünftig», dass man ihren Ratschlägen eigentlich nie etwas entgegensetzen konnte. Doch mit ihren gut gemeinten Vorschlägen manipulierte sie Utta und stülpte ihr langsam und unauffällig ein Korsett über. Für Utta, eine sichere und selbstbewusste Frau, war die Situation nicht leicht. Sie brauchte Jahre, um all das zu durchschauen und richtig einzuordnen.
Die Dominanz der Schwiegermutter und Christophs starke Bindung an seine Mutter waren ein echtes Problem in der jungen Ehe. Es brauchte viele Jahre des Erkennens und zahllose Stunden an Seelsorge, bis Christoph sich der intensiven Bindung zu seiner Mutter bewusst wurde und sich davon löste. Und auch Utta konnte ihrer Schwiegermutter vergeben. Danach waren sie frei, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen.
Christoph, der die bedrückende Armut der Kindheit gerne von sich abstreifen wollte, fand nach dem Studium im Allgäu ein Haus, das recht günstig angeboten wurde. Es war sehr alt und die Leute sagten, in dem Haus würde es spuken. Vor allem in einem Schrank, so hiess es, würde es nachts poltern, weil der alte Bernhard nach seinem Tod nicht zur Ruhe gekommen sei. Das nahm Christoph zwar zur Kenntnis, doch warum sollte er Angst haben? Er kaufte das Haus einfach.
Eine rumänische kinderreiche Familie aus der Gegend benötigte dringend eine Unterkunft, und Christoph und Utta liessen sie in dem alten Bauernhaus wohnen. Als es eines Nachts plötzlich laut polterte und sich Türen selbständig öffneten, wurde die Familie von Furcht erfüllt. Christoph kannte sich mit solchen Spukgeschichten nicht aus, aber er war nun einmal der Besitzer des Hauses. Da er den Schrank, in dem es besonders polterte, loswerden wollte, fand er einen Käufer, der den Schrank abholte. Als dieser ihn mit seinem Wagen nach Hause transportieren wollte, hatte er einen Unfall und starb.
Christoph überkam ein grosser Schrecken. Jetzt verstand er, dass er es tatsächlich mit einem bösen Geist zu tun hatte. Weil er keine Ahnung hatte, was in dieser Situation zu tun sei, bat er Utta, zu dem katholischen Priester des Ortes zu gehen und ihn um Rat zu fragen. Der Priester riet ihr, zehn Vaterunser zu beten. Er meinte, Gott würde ihr Gebet erhören, weil sie der kinderreichen Familie aus Mitleid geholfen hatten. Utta beschloss, in den Wald zu gehen und zehnmal das Vaterunser zu beten. Tatsächlich herrschte danach Ruhe im Haus. Kurz darauf verkauften sie es, denn ihnen wurde klar, dass es nicht der Ort war, an dem sie leben wollten.
Von der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (heute GIZ) bekam Christoph ein grossartiges Jobangebot als stellvertretender Projektleiter für ein grosses landwirtschaftliches Entwicklungshilfeprojekt in Afghanistan, das er nicht ablehnen wollte. Für meine Mutter bedeutete das ein neues Leben ohne die Einmischung ihrer Schwiegermutter. Christoph reiste voraus in dieses wilde gebirgige Land mit seinen langen heissen Sommern und kalten Wintern. Damals war das Land noch geordnet, denn der König von Afghanistan hielt die vielen unterschiedlichen Stämme zusammen und sorgte für Frieden. Für Christoph war alles neu und unbekannt, aber genau das reizte ihn. Somit konnte das Abenteuer beginnen.
1966 wurde ich in Deutschland geboren und kurz darauf folgten meine Mutter und ich ihm nach Afghanistan. Wir wohnten in einer kleinen deutschen Siedlung in Chost, einem Ort im Südosten des Landes nahe Pakistan unter dem Stamm der Paschtunen. Dieses weite karge Land mit den hohen Bergen und den gastfreundlichen Menschen war nun unsere neue Heimat. Die raue Witterung spiegelte sich in der furchigen Haut vieler Männer wider, während die Frauen alle verschleiert waren.
Unsere Doppelhaushälfte, gebaut von einem deutschen Architekten, war sehr schlicht mit einer kleinen Terrasse, auf der Töpfe standen, die mit Geranien bepflanzt waren und das Haus vom Garten abgegrenzten. Das Wohnzimmer war mit einfachen Möbeln bestückt und den einzigen Schmuck stellten die tiefroten afghanische Wollteppiche dar, die den Boden zierten.
Meine Mutter musste zuerst einmal in die neue Situation hineinfinden. Sie begann, täglich Brot zu backen, Joghurt zu machen und auf dem Markt das zähe Fleisch, das offen an Haken in der Sonne hing, zu kaufen. Zu Hause musste sie es durch den Fleischwolf drehen und sie lernte, verschiedene Gerichte daraus zu kochen. Hier war vieles völlig anders als in Deutschland. Es gab Hausangestellte, die ihr halfen und denen sie etwas deutsch beibrachte. Wenn man ein Huhn kaufte, war es natürlich lebendig. So legte es noch einige Tage Eier, und wenn dann der Schlachttag kam, war das Huhn ganz sicher frisch.
Unter unserem Dach lebte eine Riesenechse, ein bedrohlich aussehender dunkelgrauer Waran mit einem urigen Schwanz. Er erschien oft am Abend zwischen Dach und Wohnzimmerwand, und als kleines Mädchen fand ich so eine grosse Echse sehr interessant und faszinierend. Nachts hörten wir das Heulen der Schakale in der Ferne.
In unserer Speisekammer entdeckten wir einmal eine Maus, was natürlich alle aufregte. Unser afghanischer Mitarbeiter Ajub löste das Problem ganz ruhig, indem er die Maus erst jagte, dann mit seinem dicken Schlappen auf den Schwanz der Maus trat und sie einfing. Ich durfte anschliessend die frisch gefangene Maus ehrfurchtsvoll einem Nachbarn bringen, der einen Adler hatte, für den diese Maus eine willkommene Abwechslung auf dem Speiseplan darstellte.
Mein Vater stürzte sich in jede Aufgabe, die sich ihm bot; die Herausforderungen konnten ihm nicht gross genug sein. Gab es irgendwo Verantwortung zu übernehmen, zog er sie an sich. Oft waren die Dinge eigentlich eine Nummer zu gross für ihn. Doch er verlangte von sich und anderen Äusserstes. Immer war er davon getrieben, etwas Grosses zu bewegen und sich dabei zu beweisen. Die Arbeit erfüllte ihn und nahm viel Raum in seinem Leben ein. Das landwirtschaftliche Projekt war für ihn wie eine grosse Spielwiese, auf der er sich austoben konnte. Doch der Familie fehlte er oft und meine Mutter musste viel ausgleichen.
Bild: Feldbearbeitung
Bild: Projektgebäude
Christoph war sehr ehrgeizig und stieg nach einem Jahr in Afghanistan zum Leiter des gesamten Projektes auf. Er hatte etwa 10 000 Menschen unter sich und genoss die enormen Freiheiten in der Gestaltung des Projektes. Geld floss aus Deutschland, was den Kauf von Maschinen und Fahrzeugen erleichterte. Regelmässig kamen Botschafter und Diplomaten, die sich das Projekt ansahen und uns anschliessend zu Hause besuchten. Meine Mutter war eine fröhliche Gastgeberin und lernte interessante Gäste kennen. Das Leben in Afghanistan war für meine Eltern aufregend und spannend.
Bild: Überschwemmte Strasse
Bild: Christoph mit Peace Corps
Philipp wurde 1968 in der kleinen Krankenstation in Chost geboren, wo es einen deutschen Arzt gab. Wenn einmal eine Operation anstand, wurde einfach eine deutsche Hausfrau gebeten, bei einer Narkose zu helfen und den Äther zu tropfen. Im täglichen Leben waren immer wieder Improvisation und Unerschrockenheit gefragt.
Meine Mutter beklagte sich nie und war mutig, alles mitzumachen. Als Philipp zur Welt kam, freuten sich die Afghanen so sehr, dass sie wild auf Pferden in unsere Siedlung ritten und Salutschüsse abfeuerten. Immerhin hatte Herr Häselbarth jetzt einen Sohn bekommen! Das zählte unter den moslemischen Mitarbeitern. Philipp war unglaublich niedlich und nun der neue Star. 1969 kam Micha dann in derselben bescheidenen Krankenstation zur Welt. Wieder ein Junge! Christophs Ansehen stieg mit dem zweiten Sohn.
Bild: Familie 1971
Meine Mutter war eine passionierte Reiterin und hatte gemeinsam mit einer anderen Dame ein schönes Pferd. Sie genoss die Ausritte und die wilde Schönheit und Weite des Landes. Sie selbst fand ihr Leben interessant, jedoch kämpfte sie immer wieder mit Krankheiten, unter anderem mit Amöbenruhr; ihr Immunsystem war längst nicht so stark wie das meines Vaters. So musste sie zur weiteren Behandlung nach Deutschland zurückfliegen, was uns Kindern gar nicht gefiel. Meine Brüder wurden von der Nachbarin betreut und ich von Ajub, der bei uns mithalf.
In den Jahren in Afghanistan genossen wir Kinder die Freiheit, in der Weite und Wildnis Afghanistans aufzuwachsen, gleichzeitig profitierten wir von den Annehmlichkeiten eines deutschen Projektes. So gab es ein einfaches Freibad für das Team – ein herrlicher Ort und Treffpunkt, an dem wir viel Spass miteinander hatten und viele Freundschaften gelebt wurden.
Für meinen Vater hatten die vielfältigen Aufgaben im Projekt Priorität. Unbekanntes erschreckte ihn nicht, sondern forderte ihn heraus. Er war eben ein Macher und Initiator und voller Visionen. Dabei ermutigte er auch viele, selbst etwas Neues zu beginnen. Sein immer freundlicher und fähiger Kollege Fritz Mamier hatte sein Büro gegenüber dem Büro meines Vaters. Wenn Mitarbeiter sich «ausheulen» mussten, gingen sie zuerst zu Fritz und klagten ihm ihr Leid. Dieser ging dann nach Feierabend zu meinem Vater und gab ihm den Tipp, in dem jeweiligen Haus doch einmal vorbeizuschauen und zu fragen, ob alles in Ordnung sei. Aufgrund der guten Zusammenarbeit der beiden konnten viele Probleme entschärft und auf einfache Weise gelöst werden.
Wir erlebten aber auch schlimme Momente. Einmal fuhr ein afghanischer Angestellter auf einem grossen landwirtschaftlichen Gerät, während sich ein anderer Afghane heimlich hinten auf das Fahrzeug setzte. Dem Fahrer war das nicht bewusst. Beim Fahren auf besonders unwegsamem Gelände kippte die Maschine plötzlich um und der illegale Mitfahrer wurde unter ihr begraben. Das war furchtbar! Der Fahrer fiel durch den Tod des blinden Passagiers unter Todesstrafe, denn es galt die Blutrache. So flüchtete dieser aus Angst sofort über die Grenze nach Pakistan.
Der Nächste, der für den Tod zur Verantwortung gezogen werden konnte, war der Projektleiter, also mein Vater. Dieser suchte Rat bei Einheimischen, was in dieser prekären Situation zu tun sei. Sie erklärten ihm, dass er der Familie zwei Jungfrauen oder auch zwei Schafe zur Entschädigung anbieten könne. Sofort kaufte er die Schafe und fuhr am Abend zur Familie des verstorbenen Mannes, um sich dem Gericht des Clans zu stellen. Meine Mutter liess ihn ungern ziehen, denn sie wusste, dass sein Leben in Gefahr war. Dort angekommen wurde er in einen Verschlag eingesperrt, während die Männer um ein Feuer herumsassen und berieten, wie die Strafe ausfallen solle. Nach zähen Verhandlungen entschieden sie, dass durch die Schafe das Blut ihres Familienangehörigen gesühnt werden würde. Nun durften die Schafe übergeben werden und das Leben meines Vaters war gerettet.
Das Projekt wuchs, gewann an Ansehen und selbst der König von Afghanistan wollte es einmal begutachten. Das war eine besondere Ehre. Die Mitarbeiter waren alle aufgeregt und die Vorbereitungen für den Besuch liefen auf Hochtouren. Vorher kamen Boten, die seinen Besuch vorbereiteten. Obwohl meine Brüder noch klein waren, sollten sie als Söhne von Herrn Häselbarth den König begrüssen. Da beide aber gerade Durchfall hatten und nicht kommen konnten, war ich als Tochter an der Reihe und bekam einen hässlichen Plastikblumenkranz in die Hand gedrückt, den ich dem König überreichen sollte. Ich fand das äusserst peinlich, weil ich den Kranz so furchtbar fand. Doch ich fügte mich und lernte, wie man einen Knicks machte.
Als der König kam, überreichte ich ihm voller Ehrfurcht den hässlichen Plastikkranz. Daraufhin bekam ich von ihm eine Goldmünze geschenkt, worauf ich mich sehr geehrt fühlte. Mein Vater führte den König durch die landwirtschaftlichen Versuchsanlagen und zeigte ihm stolz das ganze Projekt. Sein Besuch war damals ein grosser Höhepunkt. Als Anerkennung seiner Leistungen wurde meinem Vater anschliessend noch ein Orden verliehen. Solche Momente waren für ihn sehr erfüllend und gaben ihm viel Bestätigung.
Bild: Christoph und der König
Christoph erlebte auch viel Bewahrung. In Afghanistan fuhr er oft lange Strecken alleine, meist von Chost im Südosten des Landes nahe der pakistanischen Grenze durch die Wüste bis in die Hauptstadt Kabul. Manchmal hatte er dabei das gesamte Geld für die Gehälter der Mitarbeiter mit sich im Auto. Doch er weigerte sich, eine Waffe mitzunehmen, auch wenn die meisten afghanischen Männer um ihn herum stark bewaffnet waren. Er vertraute auf Gott, dass er ihn bewahren würde. Und so war es auch, er kam immer unbeschadet nach Hause zurück.
Als wir als Familie einmal mit dem Auto einen Fluss an einer Stelle überqueren wollten, wo es keine Brücke gab, blieben wir auf einer Sandbank hängen. Weit und breit war niemand zu sehen und wir wussten nicht, was wir tun sollten. Plötzlich tauchten wie aus dem Nichts mehrere afghanische Soldaten auf, hoben gemeinsam das Auto aus dem Fluss und setzen es auf trockenen Boden, sodass wir weiterfahren konnten. Meine Mutter wollte sich gleich bei ihnen mit Kuchen bedanken, doch die Soldaten wiesen das Geschenk ab. Ihr Ehrgefühl erlaubte es ihnen nicht, etwas als Dank anzunehmen.
Nach fünf Jahren landwirtschaftlicher Arbeit in der Wüste in Chost zogen wir nach Kabul, wo mein Vater für ein Jahr als Berater für die afghanische Regierung tätig war. Danach ging nach sechs aufregenden Jahren unsere Zeit in Afghanistan zu Ende und wir zogen zurück nach Deutschland. Es war für uns alle eine grosse Umstellung! Wir Kinder fanden es beispielsweise merkwürdig, dass man in Deutschland nicht im Kofferraum mitfahren durfte. Die vielen Regeln und Verbote machten in unseren Augen das Leben so kompliziert. Wir erlitten einen echten Kulturschock, aber wir lebten uns mit der Zeit ein. Ich kam in die deutsche Schule in Reutlingen und lernte neue Freunde kennen.
Wir waren humanistisch-liberal und eher nüchtern erzogen worden. Meine Mutter hatte sich, bevor sie Kinder bekam, mit dem anti-autoritären Erziehungskonzept auseinandergesetzt – schliesslich war das damals der neue Trend. Sie entschied sich aber bewusst dagegen, wofür ich ihr sehr dankbar bin. Wir beteten vor dem Essen und auch abends vor dem Einschlafen und gingen ab und zu in den Gottesdienst der evangelischen Kirche. Doch mehr geistliches Leben fand bei uns nicht statt.
Wenn ich in der Nacht Angst hatte, wurde mir erklärt, dass alles in Ordnung sei und ich beruhigt wieder einschlafen könne. Es gab keinerlei Gedanken an böse Geister. Einmal wachte ich nachts in Afghanistan auf, weil die Wände wackelten. Ich ging zu meinen Eltern ins Schlafzimmer und berichtete ihnen davon, worauf meine Mutter ganz ruhig antwortete: «Ach, das ist nur ein Erdbeben! Wenn es schlimmer wird, verlassen wir das Haus.»
Wir waren Wunschkinder und fühlten uns sehr geliebt. Doch da Arbeit und Leistung eine so grosse Bedeutung für meinen Vater hatten, blieb ihm nicht viel Zeit für uns Kinder. Obwohl wir meistens zusammen zu Mittag assen und er am Abend zu Hause war, machte er doch viele Überstunden und lud viele Gäste zu Besuch ein. Wenn wichtige Gäste kamen, hatten diese Vorrang. Erst viel später hat mein Vater die Auswirkungen seines Dranges, so viel zu leisten und die Prioritäten so zu setzen, anders eingeordnet und sich entschuldigt. Wenn wir uns beim Spielen verletzten, war meine Mutter viel nüchterner; mein Vater konnte uns Kinder nicht physisch leiden sehen, er litt einfach zu sehr mit.
In Deutschland brachte mein Papa meine Brüder und mich abends oft ins Bett und las uns Geschichten vor. Da wir drei Kinder waren, forderten wir natürlich auch drei Gute-Nacht-Geschichten ein. Oft war es ein orientalisches Märchen, ein Teil aus der «Kleinen Hexe» von Otfried Preussler und ein Abschnitt aus der Kinderbibel. Diese Mischung offenbart sein ungeübtes geistliches Unterscheidungsvermögen damals, was sich erst später entwickeln sollte. Mein Vater erzählte uns auch oft spannende Geschichten aus seinem Leben, die wir liebten. Ein Freund von uns, der einmal zuhörte, sagte: «Herr Häselbarth, können Sie wieder eine Geschichte erzählen, aber nicht eine, in der Sie der Held sind.» Diese Aussage traf meinen Vater tief im Herzen und er begann, seine Haltung zu ändern.
Bei den vielen Fahrten innerhalb Deutschlands nahmen Christoph und Utta gelegentlich Anhalter mit. Einmal stieg eine junge Frau zu Utta in den Wagen, die an Jesus gläubig war und in eine Freikirche ging. Sie ermutigte Utta, doch auch einmal in die Baptistengemeinde um die Ecke zu gehen. So etwas kannten meine Eltern bislang nicht. Sie waren in der evangelischen Landeskirche eingegliedert und besuchten immer wieder die Gottesdienste, da sie geistlich hungrig waren. Doch diese waren meist nicht so erfüllend, wie sie es sich gewünscht hätten. Daraufhin ging Utta einmal in diese Baptistengemeinde und war erfreut, hier das geistliche Leben zu finden, nach dem sie sich immer gesehnt hatte. Sie tauchte völlig in diese Gemeinde ein und genoss die Zeit dort sehr. Dieser Abschnitt stellte eine Wende in ihrem Leben dar und wurde zu einer Zeit des geistlichen Wachstums.
Nach einem Jahr in Reutlingen und dem Umzug in eine schöne Terrassenwohnung in Pfullingen hatte die GTZ schon das nächste grosse Projekt für Christoph parat. Ihm wurde ein neuer Arbeitsplatz in Indonesien angeboten. Es klang verlockend, nach den Jahren im kargen, trockenen Afghanistan nun Landwirtschaft in einem tropischen Klima aufbauen zu dürfen. Christoph nahm den Auftrag sofort an.
Indonesien besteht aus vielen Inseln und Sumatra war damals ziemlich dünn besiedelt, Bali dagegen eher überbevölkert. Christoph sollte ein grosses Projekt leiten mit dem Ziel, in Sumatra die Landwirtschaft und Infrastruktur dahingehend zu fördern und auszubauen, dass es attraktiver würde, dorthin zu siedeln.
Utta: «Als Familie zogen wir nun nach gründlichen Untersuchungen im Tropenkrankenhaus in Tübingen nach West-Sumatra in Indonesien. Wir hatten uns gerade im feucht-tropischen Klima in Bukittinggi auf Sumatra eingelebt, da wurde Philipp plötzlich krank und bekam hohes Fieber. Da Philipp in Indonesien nicht ausreichend behandelt werden konnte, musste ich mit ihm zur Behandlung in ein Krankenhaus nach Singapur fliegen.
Nach den ersten Untersuchungen machten die Ärzte ein bedenkliches Gesicht und teilten mir mit, dass seine beiden Nieren weitgehend versagt hatten und sie sich nicht in der Lage sähen, ihn zu behandeln. Sie erklärten mir auch ganz klar: ‹Der Junge wird an dieser Nierenerkrankung bald sterben›, und rieten mir, ich solle ihn doch möglichst schnell nach Deutschland bringen, denn Tote im Zinksarg zu transportieren wäre schwierig.
Dies war bis dahin die grösste Not in meinem Leben. In einem völlig fremden Land in Asien sass ich allein mit dem sterbenden Philipp in einem Raum, in dem 15 bis 20 weitere kranke Kinder in ihren Betten lagen. Diese waren umgeben von Eltern und anderen Familienangehörigen, die auf dem Boden kauerten und ihre Kinder mit Essen versorgten. Ich war schon dankbar, dass man mir einen Stuhl angeboten hatte, der jedoch in der Nacht zum Schlafen recht unbequem war.
Vor der Abreise nach Singapur hatte ich noch einige amerikanische Dollar eingesteckt. Aber hier konnte man nur mit Singapur-Dollar bezahlen. Erst am zweiten Tag gelang es mir, eine Reinigungsfrau dazu zu bringen, etwas Geld auf der Strasse zu tauschen und mir einen Tee zu bringen. Da ich seit der Flugreise über viele Stunden nichts getrunken hatte, war dieser Tee in einer Blechdose mit Henkel ein köstliches Getränk für mich! Aber das Wichtigste war, dass ich in dieser aussichtslosen Situation, wo die Ärzte meinten, Philipp nicht behandeln zu können, innerlich zu Gott schreien konnte. Ich brauchte nun dringend sein Eingreifen und betete intensiv.
Eigentlich war mir schon länger klar, dass der Herr wollte, dass ich mich für die Glaubenstaufe entscheide. Ich war als Baby evangelisch getauft worden, und der Entscheidung für Jesus nun bewusst mit der Taufe durch Untertauchen zuzustimmen, fiel mir schwer, denn ich war ja schon als Säugling bei der Kindertaufe mit Wasser besprengt worden. Ich fürchtete mich vor der Reaktion meiner Familie.
Aber in dieser grossen Not mit dem todkranken Kind vor Augen hatte ich den Eindruck, dass ich mich jetzt zur Glaubenstaufe entscheiden sollte. Es brauchte wohl den Druck der Situation, denn schliesslich konnte ich mich dazu durchringen und Jesus mein Ja dazu geben. Darauf muss der Herr schon lange gewartet haben. Nach diesem Ja zog ein grosser Friede bei mir ein. Auch die Sorge um Philipps Zustand war plötzlich von mir abgefallen. Alles lag jetzt in Gottes Hand und ich wusste, er würde sich um alles kümmern.
Sehr eindrücklich war für mich, was direkt nach dem Gebet geschah: Eine alte Chinesin, eine Angehörige eines anderen kranken Kindes im Raum, bot mir, die ich eineinhalb Tage nichts gegessen hatte, einen Apfel an. Ihre Freundlichkeit, ihr Mitgefühl und der Apfel taten mir richtig gut. Und jetzt – zu meinem Erstaunen – eilten plötzlich die Ärzte herbei, die vorher noch erklärt hatten, sie könnten nichts mehr für Philipp tun. Sie wollten nun doch versuchen, Philipp an die Dialyse anzuschliessen, vielleicht würde das etwas bringen. Und wir bekamen sogar ein Einzelzimmer, wo wir ungestört waren, was eine grosse Erleichterung war.
Es war erstaunlich! So kurz nach meinem Gebet mit der Zustimmung zur Taufe veränderte sich alles. Danach ergab sich auch die Möglichkeit, dass ich Christoph in einem Telegramm über Philipps sehr kritischen Zustand informieren konnte. Ich bat ihn, baldmöglichst von Indonesien nach Singapur zu fliegen.
Glücklicherweise konnte er mit dem nächsten Flugzeug nach Singapur kommen. Auch er hatte sich in dieser Notsituation natürlich an Gott gewandt und um die Heilung seines ältesten Sohnes gefleht. Zu seinem Erstaunen redete der Herr sehr klar in seine Gedanken. So hörte er den Herrn sagen: ‹Christoph du lebst verkehrt!› Dieses Wort traf ihn tief in seinem Inneren und er verstand, dass er nun sein ganzes Leben ändern musste.
Bis dahin hatte er sich voll und ganz in die landwirtschaftliche Entwicklungshilfe gestürzt und erfolgreich grosse landwirtschaftliche Projekte geleitet. Dabei hatte er viel Anerkennung und Ehre bekommen und war bestimmt auch ein wenig stolz geworden. Das Wort von Gott im Flugzeug nahm er dann wirklich ernst und ist später immer mehr zu einem demütigen Mann Gottes geworden. Jahre später schrieb er eines seiner ersten Büchlein ‹Von Stolz und Rebellion zu Demut und Sanftmut› aufgrund seines eigenen Erlebens.
Als wir uns im Krankenhaus in Singapur trafen, war uns beiden klar, dass wir unser Leben von jetzt an neu ordnen mussten. Ein neues Kapitel wurde damit aufgeschlagen. Wir informierten die Baptistengemeinde in Deutschland und baten um Gebet für Philipp. Die Mitglieder der Gemeinde beteten Sturm und tatsächlich taten sich jetzt Türen auf. So konnten wir mit dem kranken Philipp nach Deutschland fliegen, wo er in der Kinderklinik in Heidelberg sehr gut behandelt wurde. Dort kam er weiter an die Dialyse, die angeschlagen hatte. Eines der Wunder war, dass bei einer Biopsie des Nierengewebes, das schon für tot erklärt worden war, nun lebendiges Gewebe gefunden wurde.
Ich verbrachte Monate in Heidelberg, um Philipp beizustehen. Sein Gesundheitszustand verbesserte sich langsam. Das hielt viele Jahre an und er konnte weitgehend normal leben. Der Herr hatte es geführt, dass wir oft mit Ärzten befreundet waren, die genau in dem Bereich spezialisiert waren, wo wir gerade Hilfe brauchten, und die uns in einer Notsituation guten Rat geben konnten. So war auch ein langjähriger Freund Nephrologe in einer Kinderklinik und konnte uns beratend zur Seite stehen.»
Meine Mutter blieb mehrere Wochen bei Philipp in der Klinik. Mein Vater kam mit Micha und mir nach Deutschland und brachte uns nach Reutlingen zu unserer Grossmutter, die sich um uns kümmerte. Er flog wieder zurück nach Indonesien, um das Projekt weiter zu betreuen.
Es waren angespannte Zeiten. Micha und ich bangten um Philipps Leben und vermissten unsere Mutter. Endlich, nach einigen Wochen, zogen meine Mutter und wir drei Kinder in die Wohnung in Pfullingen. Dort fühlten wir uns sehr wohl – bis auf die Tatsache, dass mein Vater fehlte. Er war jetzt allein in Indonesien und kam, so oft er konnte, zu uns nach Deutschland, wobei es immer tränenreiche Abschiede gab.
Meine Mutter war in dieser Zeit oft krank und fühlte sich überfordert aufgrund der Krankheit von Philipp wie auch der von Micha, der nach einer Meningitis schwerhörig war und spezielle Betreuung brauchte. Er fuhr täglich mit dem Bus in eine Schwerhörigen-Schule nach Nürtingen. Diese Zeit war für uns alle herausfordernd.
Nach einem Wochenende fragte die Klassenlehrerin in meiner Klasse einmal, was wir erlebt hätten, und eröffnete damit eine Erzählstunde. Ich erzählte meine Not ganz offen vor allen und erklärte, dass unser Leben zu Hause gar nicht schön sei. Die Gelegenheit, mir alles vom Herzen zu reden, befreite mich sehr. Ich fühlte mich wie das Kind geschiedener Eltern. Nur gab es keine wirkliche Scheidung, sondern es war die Arbeit, die unsere Familie auseinanderriss. Dieser Zustand dauerte etwa drei Jahre an. Dann schrieb mein Vater einen Abschlussbericht in Form eines Buches über die Arbeit, was er glücklicherweise in Deutschland durchführen konnte. Endlich normalisierte sich unser Familienleben.
In Deutschland wuchs meine Mutter im Glauben. Sie ging immer die ersten Schritte und mein Vater zog dann nach. Sie begann zu lernen, wie sie frei beten konnte, und er betete dann ebenfalls frei. Sie liess sich in der Gemeinde taufen, und er liess sich später in einem See taufen. Sie begann Seelsorge in Anspruch zu nehmen, und er tat es ihr nach einiger Zeit gleich.
Utta: «Christoph war ja in einer christlichen Familie aufgewachsen. Die Zeit während der Gründung der Christusbruderschaft war prägend für seine Mutter und ihren Glauben und damit auch für die ganze Familie. So wurde Christoph damals angeleitet zu beten und zu glauben. Als Jugendlicher nahm er an Freizeiten der Bruderschaft teil, wo sein noch junges Glaubensleben aufgebaut wurde. Diese Brüder wurden ihm zum Vorbild; sie waren geistliche Menschen, die ihn beten lehrten.
Ich war in einer evangelischen Familie aufgewachsen, in der – abgesehen von der Babytaufe und den Tischgebeten – der Glaube nicht ausgelebt wurde. Wir gingen nur an Feiertagen in die Kirche. Als Christoph und ich uns dann in Göttingen kennenlernten, war uns beiden der Glaube und das christliche Leben wichtig, und so gingen wir dort in die Kirche. Weil Christoph mich zu rebellisch fand, drängte er mich, an einer Tagung in der Christusbruderschaft in Selbitz teilzunehmen. Das war mir völlig neu, doch ich wurde von dem Glaubensleben dieser wunderbaren Menschen positiv beeinflusst. Ich nahm an einem Treffen teil und auch bei mir wurde dort eine geistliche Grundlage gelegt.
Als ich an dieser Freizeit teilnahm, hörte ich das erste Mal von Bibelauslegung und sah, wie die Geschwister dort christliches Leben praktisch lebten. Von der biblischen Lehre verstand ich zwar nicht alles, aber es beeindruckte mich. Erstaunlicherweise konnte ich mir von dieser Lehre fast alles merken, obwohl ich sonst kein besonders gutes Gedächtnis habe. Es hat sich einfach tief bei mir eingeprägt.
Bei einem weiteren Aufenthalt in Selbitz bekehrte ich mich, denn ich erkannte, dass diese Geschwister in völliger Hingabe an Jesus lebten. Ich sah Jesu Liebe in ihrem Leben, und das imponierte mir. Mir wurde bewusst: Die haben etwas, was ich nicht habe, und das will ich auch. Das war für mich das Entscheidende, und daraufhin habe ich mich entschieden, Jesus kompromisslos nachzufolgen.
Als ich später ohne Christoph in die Baptistengemeinde ging, war ich angetan von dem Glauben und der Liebe, die dort gelebt wurden. Zu der Zeit wurde auch schon über den Heiligen Geist gepredigt. Er wurde in das Leben der Gemeindeglieder eingeladen, und das war in den 70er-Jahren etwas Besonderes. Auch das Gebet spielte eine wichtige Rolle. Hier in der Reutlinger Gemeinde brachte der Herr die Lehre aus Selbitz und die Praxis für mich zusammen.
Nach den trockenen Zeiten in moslemischen Ländern, wo wir weltlich lebten, so wie alle anderen auch, saugte ich die Lehre und Anleitung zum geistlichen Leben begierig auf. So wuchs mein geistlicher Hunger und die Gespräche mit dem erweckten Pastor und dem Seelsorger liessen mich weiter geistlich wachsen. Als dann noch Seelsorgekurse angeboten wurden, nahm ich begeistert daran teil. Ich wusste noch nicht: Was mich hier so faszinierte, würde später meine Berufung werden.
Für mich hatte diese herausfordernde Zeit ohne Christoph, in der ich immer wieder zwischen Pfullingen und der Klinik in Heidelberg pendelte, auch positive Seiten, denn geistlich war sie sehr fruchtbar. Das geistliche Leben, das Gefördert-Werden und die lebendigen Hauskreise belebten mich. Hauskreisabende waren mir zwar völlig neu, aber ich machte sie begeistert mit, bis wir später selbst Hauskreise durchführten. Ich erfuhr viel Unterstützung durch die Geschwister und empfand es als Wohltat, zu einer guten geisterfüllten Gemeinde gehören zu dürfen. Nun hatte ich eine geistliche Heimat gefunden. Das war in unserer Familien-Notsituation ein echter Lichtblick. Dort erfüllte ich auch mein Versprechen, das ich Gott in Singapur gegeben hatte, und liess mich im Wasser taufen.
Als Christophs Vertrag in Indonesien zu Ende ging und er wieder zurück in Deutschland war, kam auch er gerne mit in die Baptistengemeinde. Durch die Freundschaft mit Pastor Arnold und Hannelore Hopf fand er schnell Zugang zu dieser lebendigen Gemeinde.»
Mitte der 70er-Jahre bauten meine Eltern dann mit dem Pastorenehepaar der Reutlinger Gemeinde und weiteren Gemeindemitgliedern ein Werk in Lindau am Bodensee auf, um Menschen in schwierigen Lebenssituationen zu helfen. Mein Vater half, Darlehen bzw. Gelder für das Anwesen zu bekommen, und freute sich: Wieder ein wunderbares Projekt!
Das Zentrum war in den Wiesen vor Lindau wunderschön gelegen und wir überlegten, als Familie dorthin zu ziehen. Mit viel Engagement und gemeinsam mit Freunden wurden in den Ferien die Gebäude renoviert. Das Aufbauzentrum kam auch zustande, doch mein Vater war kein Therapeut. Die neuen Leiter wollten Therapie auf psychologischer Basis und nicht Seelsorge als Konzept anbieten. Dazu verspürte er keine innere Bestätigung und verliess schliesslich das Werk, das bis heute als therapeutische Gemeinschaft besteht. Mein Vater hatte schon einige Wunder erlebt und innerlich eine grosse Sehnsucht, dass Gott durch Gebet direkt bei Menschen eingreifen würde.
Utta: «Durch Freunde aus der Gemeinde hörten wir von dem Ichthys-Seelsorgewerk im Schwarzwald. Es wurde von zwei Frauen geleitet und wir selbst konnten dort hilfreiche Seelsorge in Anspruch nehmen. Für mich war die Seelsorge, die ich bei Ichthys erfuhr, wohltuend und befreiend. Christoph kam erst zögerlich mit, denn er meinte, das brauche er ja ganz sicher nicht.
Doch nach und nach erkannte er, wie wichtig es auch für ihn war, denn es wurde offenbar, dass er eine sehr starke Mutterbindung hatte, die dort gelöst wurde. Das wirkte sich natürlich sehr positiv auf unsere Ehe aus. Endlich konnten wir uns einander tiefer zuwenden, ohne dass die Mutter zwischen uns stand und ich mit ihr ständig verglichen wurde. Diese Aufarbeitung und Bereinigung war ein Meilenstein in unserem Leben.
Von Christa Weber und Friedegard Bartel, den Leiterinnen des Ichthys-Werkes, bekamen wir die Anfrage, in ihrem Werk in der Seelsorge mitzuarbeiten. Sie hatten ein Wort vom Herrn aus Lukas 5 empfangen, wo Petrus andere um Hilfe bittet, die Fische mit einzuziehen. Das war für sie der Anlass, uns zu fragen, ob wir dazukommen würden. Zusätzlich erklärten sie uns, dass sie im Glauben lebten, was bedeutete, dass sie ohne Gehalt arbeiteten. Das erwarteten sie auch von uns. Für uns hiess das, ohne feste Einkünfte leben zu müssen, also ohne jegliche finanziellen Sicherheiten. Für diese grosse Herausforderung brauchten wir nun Klarheit vom Herrn, ob das sein Wille sei.
Es war eine schwerwiegende Entscheidung, als Familie mit drei Kindern in die Einsamkeit des Hotzenwaldes zu ziehen. Die Kinder würden weite und umständliche Schulwege haben. War das richtig? Um eine eindeutige Antwort von unserem himmlischen «Arbeitgeber» zu bekommen, hatten wir drei Bitten an ihn. Es war quasi ein Vlies, das wir vor ihm auslegten:
Wir baten um ein biblisches Wort, auf das wir uns stellen konnten.Wir baten, dass Philipp, der nun wieder Nierenprobleme hatte, gesund werden oder dass wir zumindest ein Zeichen bekommen würden, dass er gesund werden würde.Christophs spezieller Wunsch war, ein Haus auf einem Berg mit schöner Aussicht und einem grossen Garten zu bekommen.