Christus im Bruder - Anselm Grün - E-Book

Christus im Bruder E-Book

Anselm Grün

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Beschreibung

Schon Benedikt von Nursia wusste um den Zusammenhang zwischen Mitmenschlichkeit und Gottesliebe. Als heilsam hat er dabei die Haltung erfahren: Wenn jeder Mensch Abbild Gottes ist, kann ich in jedem auch Gott erkennen. So gelingt es, mit schwierigen Mitmenschen umzugehen und sie, wenn nicht zu lieben, so doch zu respektieren und zu akzeptieren. Das Gebot der Nächsten- und Feindesliebe hat nichts von seiner Aktualität verloren. Wer Christus im Bruder und in der Schwester sieht, wird an den guten Kern in jedem Menschen glauben. Selbst in dem, der uns feindlich begegnet, können wir die Sehnsucht nach dem Guten entdecken. Was Benedikt lehrt, kann auch heute helfen, die Kluft zwischen Menschen und Nationen zu überbrücken und so den Grundstein zu einem friedlichen und menschlichen Miteinander zu legen.

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Seitenzahl: 73

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie. Detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Überarbeitete Neuausgabe der 1979 unter gleichem Titel erschienenen »Münsterschwarzacher Kleinschrift« (Band 3).

Printausgabe

© Vier-Türme GmbH, Verlag, Münsterschwarzach 2025

ISBN 978-3-7365-0686-2

E-Book-Ausgabe

© Vier-Türme GmbH, Verlag, Münsterschwarzach 2025

ISBN 978-3-7365-0703-6

Alle Rechte vorbehalten

E-Book-Erstellung: Sarah Östreicher

Coverillustration: Elli Bruder

Gestaltung: Dr. Matthias E. Gahr

Covermotiv: bürosüd, München

www.vier-tuerme-verlag.de

Anselm Grün Fidelis Ruppert

Christus im Bruder

Benediktinische Nächsten- und Feindesliebe

Vier-Türme-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

I. Christus im Bruder hören

Benedikt forscht nach der Stimme Christi

In der gemeinsamen Beratung

Im persönlichen Gespräch

Im schwierigen Mitmenschen

II. Christus im Bruder begegnen

Benedikt behandelt alle wie Christus

Christus im Bruder entdecken

Christus im Bruder annehmen

Christus im Bruder dienen

III. In Christus die Feinde lieben

Benedikt weiß um den schwierigen -Nächsten

Dem Nächsten vergeben

Für den Nächsten danken

Den Nächsten heilen

Schluss

Anmerkungen

Benediktinische Bibliothek

Guide

Cover

Impressum

Buchtitel

EINLEITUNG

Mitmenschlichkeit ist seit Jahren ein Schlagwort in der Diskussion innerhalb und um die Kirche. Wer sie einfordert, hat zunächst die horizontale Beziehung der Menschen untereinander im Blick. Häufig wird gelebte Mitmenschlichkeit außerdem in Gegensatz zur vertikalen Beziehung des Menschen zu Gott gesehen. Oft ergibt sich der Eindruck, als ob die Christen früherer Zeiten ihr Christsein vor allem in der reinen Gottbeziehung gesehen hätten, während man nun in unseren Tagen endlich erkannt habe, dass wir Christus im Mitmenschen entdecken und ihm dort dienen müssen.

Ein Blick in die Klosterordnung, die »Regel« des Benedikt von Nursia, zeigt, dass dieser Mönchsvater schon vor fast anderthalb Jahrtausenden die Beziehung zwischen Mitmenschlichkeit und Gottesliebe klar gesehen hat. Benedikt lehrt seine Mönche, wie sie im Mitmenschen Christus entdecken und ihm dienen sollen. Dabei ist Benedikt nie – im Gegensatz zu vielen neueren Versuchen – in Gefahr, christliches Glaubensleben auf reine Mitmenschlichkeit zu verkürzen, sondern verbindet die selbstlose Hingabe an den Mitmenschen mit einer tiefen Religiosität und Christusbeziehung.

Benedikt übersetzt das Wort Jesu in den Alltag der Mönche: »Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan« (Matthäus 25,40). Es ist ein Text, der heute im Dialog mit anderen Religionen eine entscheidende Bedeutung bekommen hat. Gott wird sichtbar in den Brüdern und Schwestern. Im Umgang mit dem Menschen entscheidet sich, ob ich an Gott glaube oder nicht. Jesus hat den Glauben an Gott geerdet. Die Spiritualität des Christen lässt sich konkret an seinem Verhalten zum Mitmenschen ablesen.

Es ist ein revolutionäres Wort, das Jesus im Matthäusevangelium gesagt hat. Denn es zeigt, dass der Glaube diese Welt verwandelt und zu einem neuen Umgang mit den Menschen führt. Benedikt hat die revolutionäre Bedeutung dieses Jesuswortes verstanden. Gerade heute in einer Zeit, in der Spiritualität oft zu einer »Wellness-Spiritualität« verkommt, die nur um sich selbst kreist und nach außen hin unfruchtbar bleibt, ist der Blick auf den benediktinischen »way of life« heilsam.

Benedikt verweist uns auf ein eindeutiges Kriterium, ob wir aus dem Geist Jesu leben oder nicht: Es ist der Umgang mit den Menschen. Benedikt ist jedoch nicht moralisierend. Er bindet den Umgang mit den Menschen an den Glauben. Weil ich an Christus im Bruder und in der Schwester glaube, vermag ich mich auf neue Weise ihm oder ihr gegenüber zu verhalten.

I. CHRISTUS IM BRUDER HÖREN

Benedikt forscht nach der Stimme Christi

Fragt man nach den Texten, in denen Benedikt davon spricht, dass man im Menschen Christus begegnet, so drängen sich zunächst jene bekannten Stellen auf, in denen er vom Abt als Stellvertreter Christi spricht. So heißt es im zweiten Kapitel:

Der Glaube sagt ja: Er vertritt im Kloster die Stelle Christi.1

Und in Kapitel 63 führt er weiter aus:

Der Abt aber werde mit »Herr« und »Abt« angeredet, weil man im Glauben erkennt, dass er Christi Stelle vertritt. Das maßt er sich nicht selbst an, vielmehr geschieht es aus Ehrfurcht und Liebe zu Christus. 2

Im fünften Kapitel zitiert er im Zusammenhang mit dem Gehorsam gegenüber dem Abt gleich zweimal das Wort Jesu aus Lukas 10,16: »Wer euch hört, der hört mich.« Es soll hier nun nicht näher untersucht werden, ob und inwieweit diese Worte im Bereich von Autorität und Gehorsam wörtlich anwendbar sind. Wichtig ist für unseren Zusammenhang jetzt nur, dass der Mönch in seinem Abt verbindlich an Christus gerät und Christus durch den Abt zu ihm sprechen kann. Benedikt spricht hier in erster Linie nicht vom Gehorsam dem Abt gegenüber, sondern dass der Mönch in ihm Christus ehren und lieben soll. Seine Beziehung zu Jesus Christus, die sein geistliches Leben prägen soll, konkretisiert sich in seiner Beziehung dem Abt gegenüber.

In diesem Zusammenhang ist noch eine andere Stelle aus der Benediktsregel beachtenswert. Im dritten Kapitel spricht Benedikt vom Rat der Brüder. Wenn etwas Wichtigeres zu beraten ist, sollen alle Brüder zusammengerufen werden und gemeinsam über die Sache beraten. Benedikt begründet dieses Zusammenrufen aller Brüder folgendermaßen:

Dass aber alle zur Beratung zu rufen seien, haben wir deshalb gesagt, weil der Herr oft einem Jüngeren offenbart, was das Bessere ist.3

Die endgültige Entscheidung wird aber nicht in einer demokratischen Abstimmung gefällt, sondern der Abt bestimmt, was nun zu geschehen hat. Die Brüder haben nur eine beratende Stimme. Benedikt setzt aber voraus, dass der Abt sehr sorgfältig auf die Meinung aller hört und dass es sogar oft vorkommen kann, dass der Abt in der Meinung eines Jüngeren erkennt, was am ehesten dem Willen Gottes entspricht und für die Gemeinschaft das Bessere ist. Aus jedem Bruder kann Gott sprechen, jeder kann zum Sprachrohr des Willens Gottes werden. Der Abt braucht also ein feines Gespür, um in seinen Brüdern die Stimme Christi unterscheiden zu können.

Eine ähnliche Haltung soll der Abt auch Gästen gegenüber einnehmen. Offensichtlich kam es oft vor, dass fremde Mönche im Kloster zu Gast waren. Benedikt widmet dieser Frage das ganze Kapitel 61 seiner Regel. Wenn solche Mönche unzufrieden sind und sich nicht in den Rahmen des Klosters einfügen können, soll man sie bald wieder fortschicken. Sind sie aber umgänglich und mit dem zufrieden, was sie vorfinden, soll man sie aufnehmen, solange sie wollen. Nun kann es natürlich sein, dass so ein fremder Mönch einen guten Blick auch für die Schwächen und Fehler dieser Kommunität hat und dass er Dinge entdeckt, die dieser Gemeinschaft gar nicht so bewusst sind. Es kann sein, dass er diese negativen Beobachtungen auch ausspricht. Wie soll man sich da verhalten? Lassen wir Benedikt selbst sprechen:

Sollte er in Demut und Liebe eine begründete Kritik äußern oder auf etwas aufmerksam machen, so erwäge der Abt klug, ob ihn der Herr nicht gerade deshalb geschickt hat.4

Der Herr ist in der Regel im Christus. Im griechischen Wort »Kyrios« klingt aber vielmehr Liebe und Zärtlichkeit mit als in unserem deutschen »Herr«. Zum »Kyrios« schaut man ehrfürchtig, aber auch liebevoll auf. Von ihm ist man fasziniert. Ihn besingt man im »Kyrie eleison« der Eucharistiefeier. Benedikt ist überzeugt: Auch aus der Kritik eines fremden Mönches kann der Herr sprechen. Es kann sein, dass der Herr sogar eigens solch einen Menschen schickt, um der Gemeinschaft eine Botschaft zu überbringen. Es kann so sein, es muss aber nicht so sein. Deshalb sagt Benedikt auch, es bedürfe der Klugheit des Abtes herauszufinden, ob in diesem Menschen Christus spricht oder nicht. Auch braucht es ein gutes Gespür, um Christus in diesem Menschen entdecken zu können.

Wenn man nun die genannten Stellen bedenkt, dass nämlich Christus sowohl im Abt als auch in einem der Jüngsten oder gar in einem Fremden sprechen kann, so kann man daraus folgern, dass für Benedikt jeder Mensch ein Bote Christi sein kann, dass durch jeden Menschen Christus zu mir sprechen und mit seinem Anspruch vor mich hintreten kann. Die Schwierigkeit besteht nun allerdings darin, dass es nie von vornherein klar und eindeutig ist, ob und inwieweit Christus aus diesem oder jenem Menschen zu mir spricht. Es bedarf dazu eines guten Gespürs und der Fähigkeit zu kluger Unterscheidung. Wo gibt es nun Wege, das zu lernen, und auf diesem Wege Fortschritte zu machen? Dazu sollen nun einige Hinweise gegeben werden, und zwar anhand von Erfahrungen aus dem alten Mönchtum und aus neuerer Zeit.

In der gemeinsamen Beratung

Auf einer Konferenz von Ordensoberen wurden den Teilnehmern Grundsätze vorgelegt, die sie bei den Beratungen beachten sollten. Es hieß da: