Chronik der Sternenkrieger 21 - Ins Herz des Feindes (Science Fiction Abenteuer) - Alfred Bekker - E-Book

Chronik der Sternenkrieger 21 - Ins Herz des Feindes (Science Fiction Abenteuer) E-Book

Alfred Bekker

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Beschreibung

Mitte des 23. Jahrhunderts werden die von Menschen besiedelten Planeten durch eine kriegerische Alien-Zivilisation bedroht. Nach Jahren des Krieges herrscht ein brüchiger Waffenstillstand, aber den Verantwortlichen ist bewusst, dass jeder neue Waffengang mit den Fremden das Ende der freien Menschheit bedeuten würde. Zu überlegen ist der Gegner. In dieser Zeit bricht die STERNENKRIEGER, ein Raumkreuzer des Space Army Corps , unter einem neuen Captain zu gefährlichen Spezialmissionen in die Weite des fernen Weltraums auf... Man’ran besaß den Körper und den Namen eines dreiarmigen, 2,50 m großen Pshagir. Ein grollender Laut drang aus seinem lippenlosen Mund. Die beiden zarten Arme wuchsen aus seiner rechten Schulter, während ihm links ein sehr kräftiger Arm herauswuchs, an dessen Ende sich eine gewaltige Pranke befand. Die Haut bestand aus unzähligen kleineren und größeren Platten, die ähnlich einem Schuppenpanzer miteinander verbunden waren. Eine Haut, die so widerstandsfähig war, dass sie Temperaturschwankungen von beinahe tausend Grad aushielt. Ob in der Kälte des absoluten Nullpunktes oder in der Hitze einer sonnenversengten Feuerwelt – es gab kaum etwas, das einen Pshagir zu verletzen vermochte. Auf dem Oberkörper wiesen die Panzerschuppen der Pshagir-Außenhaut eine Strukturveränderung auf, die an Vernarbungen erinnerte. Und sowohl am Hals, als auch an Hand- und Fußgelenken traten Ganglien an die Oberfläche, über die das Etnord-Implantat in Man’rans Brust diesen ungewöhnlich widerstandsfähigen Körper beherrschte, der von seinen Eigenschaften her so manchen technisch hoch entwickelten Kampfanzug anderer Spezies in den Schatten stellte. „Macht die Außenschleuse auf!“, rief Man’ran über die permanente Interkom-Verbindung seines Kommunikators. „Und seht zu, wie euer Kommandant Weltraumluft schnuppert!“

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Chronik der Sternenkrieger 21

INS HERZ DES FEINDES

von Alfred Bekker

Ein CassiopeiaPress E-Book

Die abweichende Original-Printausgabe erschien in der Romanreihe „STERNENFAUST“ unter dem Titel „Ins Herz des Feindes“.

© 2005,2008,2013 by Alfred Bekker

© der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich (Westf.)

1. digitale Auflage 2013 Zeilenwert GmbH

ISBN 9783956170454

www.AlfredBekker.de

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Mitte des 23. Jahrhunderts werden die von Menschen besiedelten Planeten durch eine kriegerische Alien-Zivilisation bedroht. Nach Jahren des Krieges herrscht ein brüchiger Waffenstillstand, aber den Verantwortlichen ist bewusst, dass jeder neue Waffengang mit den Fremden das Ende der freien Menschheit bedeuten würde. Zu überlegen ist der Gegner.

In dieser Zeit bricht die STERNENKRIEGER, ein Raumkreuzer des Space Army Corps , unter einem neuen Captain zu gefährlichen Spezialmissionen in die Weite des fernen Weltraums auf...

Alfred Bekker schrieb die fesselnden Space Operas der Serie CHRONIK DER STERNENKRIEGER. Seine Romane um DAS REICH DER ELBEN, die GORIAN-Trilogie und die DRACHENERDE-SAGA machten ihn einem großen Publikum bekannt. Er schrieb für junge Leser die Fantasy-Zyklen ELBENKINDER, DIE WILDEN ORKS, ZWERGENKINDER und ELVANY sowie historische Abenteuer wie DER GEHEIMNISVOLLE MÖNCH, LEONARDOS DRACHEN, TUTENCHAMUN UND DIE FALSCHE MUMIE und andere. In seinem Kriminalroman DER TEUFEL VON MÜNSTER machte er mit dem Elbenkrieger Branagorn eine Hauptfigur seiner Fantasy-Romane zum Ermittler in einem höchst irdischen Mordfall. Im November 2012 erschien mit DER SOHN DER HALBLINGE sein nächster großer Fantasy-Epos bei Blanvalet.

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Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Chronik der Sternenkrieger 21 - Ins Herz des Feindes

Chronik der Sternenkrieger 21 - Ins Herz des Feindes

Man’ran besaß den Körper und den Namen eines dreiarmigen, 2,50 m großen Pshagir. Ein grollender Laut drang aus seinem lippenlosen Mund. Die beiden zarten Arme wuchsen aus seiner rechten Schulter, während ihm links ein sehr kräftiger Arm herauswuchs, an dessen Ende sich eine gewaltige Pranke befand. Die Haut bestand aus unzähligen kleineren und größeren Platten, die ähnlich einem Schuppenpanzer miteinander verbunden waren. Eine Haut, die so widerstandsfähig war, dass sie Temperaturschwankungen von beinahe tausend Grad aushielt. Ob in der Kälte des absoluten Nullpunktes oder in der Hitze einer sonnenversengten Feuerwelt – es gab kaum etwas, das einen Pshagir zu verletzen vermochte.

Auf dem Oberkörper wiesen die Panzerschuppen der Pshagir-Außenhaut eine Strukturveränderung auf, die an Vernarbungen erinnerte. Und sowohl am Hals, als auch an Hand- und Fußgelenken traten Ganglien an die Oberfläche, über die das Etnord-Implantat in Man’rans Brust diesen ungewöhnlich widerstandsfähigen Körper beherrschte, der von seinen Eigenschaften her so manchen technisch hoch entwickelten Kampfanzug anderer Spezies in den Schatten stellte.

„Macht die Außenschleuse auf!“, rief Man’ran über die permanente Interkom-Verbindung seines Kommunikators. „Und seht zu, wie euer Kommandant Weltraumluft schnuppert!“

*

Ein Roboter, dessen Gestalt an einen stilisierten Pshagir-Körper aus Metall erinnerte, trat Man’ran entgegen. Dessen metallische Außenhaut war wesentlich empfindlicher, als es bei einem Pshagir der Fall war. Die Etnord-Pshagir waren die Elitesoldaten der Neuen Ordnung. Aber für ungefährliche Aufgaben reichte oft das Personal nicht, zumal die Vermehrungsrate der eingeschlechtlichen Pshagir-Körper nicht sonderlich hoch war und sich auch durch genetische Manipulation nicht wesentlich hatte steigern lassen.

Für ungefährliche Aufgaben einen Pshagir anzustellen wäre Verschwendung von Fähigkeiten gewesen. Gewisse Handlangerdienste überließ man daher besser den sensiblen Maschinen.

„Ihr Bastaneem!“, tönte es aus dem Lautsprecher des Roboters. Dabei reichte er Man’ran ein Gerät, das dieser sich an den Waffengürtel hängte. Das Bastaneem ersetzte im tonlosen Vakuum des Weltalls den Sonar-Sinn der Pshagir. Es war in seiner Funktionsweise dem Sonar-Sinn nachempfunden, nur dass es auf Radiowellen-Basis arbeitete und keine Ultraschallwellen brauchte. Ein Chip, den man Man’ran wie jedem Elitesoldaten im Dienst des Herrn der Neuen Ordnung kurz nachdem er von seinem Erzeuger als verpuppte Larve aus dem Maul gewürgt worden war, eingesetzt hatte, konnte die Daten empfangen und leitete sie zeitgleich an das Pshagir-Gehirn und den Etnord-Parasiten weiter. Das Gehirn des Dreiarmigen enthielt zwar längst keine Persönlichkeitsreste seines ursprünglichen Besitzers mehr, aber die Verarbeitung von eingehenden optischen, akustischen oder elektromagnetischen Daten war eine Lernleistung, die ihresgleichen im Universum suchte. Innerlich verneigten sich viele Etnord davor.

Man’ran betrat die Schleusenkammer. Hinter ihm schloss sich die Tür. Die Atemluft wurde abgesaugt. Auch ein Pshagir brauchte Sauerstoff, aber notfalls konnte er seine Atmung für mehrere Einheitstage der Neuen Ordnung unterbrechen. Der Metabolismus dieser Spezies war äußerst anpassungsfähig.

Vor Man’ran öffnete sich das äußere Schleusentor. Er ging bis zum Rand. Die künstliche Schwerkraft fesselte ihn an den Boden und verhinderte, dass er einfach ins All trieb. Er kletterte hinaus und geriet einen Moment unter Schwerelosigkeit. Seine Pranken versuchten sich vergeblich an der kristallinen Außenhaut des Raumschiffs festzuhalten. Aber das war so gut wie unmöglich. Er trieb einige Meter in den Weltraum, bevor ihn die künstliche Schwerkraft plötzlich gegen die Oberfläche des Raumers zog. Er fiel förmlich auf die fluoreszierende Schicht. Dies geschah mit einer Heftigkeit, die bei den Angehörigen der meisten anderen Spezies schwerste Verletzungen hervorgerufen hätte. Nicht so bei einem Pshagir.

Der Dreiarmige rappelte sich auf. Er stand auf einer großen, fast fünfhundert Körperlängen durchmessenden tellerartigen Fläche, die das größte Strukturelement des Pshagir-Schiffes bildete.

Es stand bereits ein anderer Pshagir da und schien auf ihn zu warten.

Das musste sein Gegner sein. Verbal verständigen konnten sie sich nicht. Erstens war das während solcher Übungskämpfe ohnehin verpönt. Und zweitens verfügte jeder Pshagir-Krieger über Kenntnisse in der Zeichensprache der Krieger, die ausschließlich mit den beiden kleinen Händen und den dazugehörigen Armen durchgeführt wurde, da man traditionellerweise bei den Pshagir davon ausging, dass der kräftigere Arm die Waffe hielt und daher nicht zur Kommunikation benutzt werden konnte.

Seb’an, erkannte Man’ran überrascht, als seine Radiopeilung das Gegenüber abgetastet hatte. Pshagir erkannten sich bereits an winzigen Unterschieden im Relief der Körperoberfläche. Seb’an war einer der Offiziere des Flaggschiffs und hatte einen guten Ruf als Kämpfer. Er kommandierte die Landetruppen. Es war eine Spezialeinheit, die immer dann zum Einsatz kam, wenn es auf einem für die Neue Ordnung eroberten Planeten ungewöhnlich starken Widerstand gab.

Mitunter weigerten sich gewisse Spezies standhaft, ihre Körper herzugeben.

Sie hingen an ihrer Individualität. Man’ran konnte das bis zu einem gewissen Grad durchaus verstehen. Andererseits kannte er keinerlei Gewissensbisse bei dem Gedanken, dass die Persönlichkeiten von Millionen Individuen ausgelöscht wurden, sobald die Etnord einen Planeten ihrem Reich einverleibten. So ist nun mal der Lauf des Universums, lautete die allgemeine Auffassung der Etnord. Leben bedeutet Vernichtung anderen Lebens, so hieß es in den Überlieferungen der Etnord. Und im Universum ging es im Wesentlichen nur um eines: Herrschaft. Man konnte entweder Herrscher oder Diener sein. Und die Etnord waren in ferner Vergangenheit lange Diener gewesen. Diener eines Volkes, dessen Name noch heute für ehrfürchtige Schauder sorgte und deren technische Wunderwerke wahrscheinlich von keiner derzeit existierenden Rasse verstanden wurden - Die Erhabenen. Aber jetzt waren die Etnord auf dem besten Weg, endlich das Erbe ihrer alten Herren anzutreten. Ein rechtmäßige Erbe, wie Man’ran fand. Und dabei pflichteten ihm sicherlich hundert Prozent der Etnord-Pshagir zu.

Man’ran stellte sich breitbeinig auf.

Er nahm Kampfhaltung an.

Beide Gegner belauerten sich. Die visuellen Außensensoren des Schiffs verfolgten das Geschehen, sodass ein Großteil der Besatzung des Flaggschiffs zuschauen konnte. Lernen durch das Beispiel, so hieß die Philosophie, die dahinter steckte. Es genügte nicht, einen fast unzerstörbaren Pshagir-Körper zu besitzen, um kämpfen zu können. Die geistige Einstellung war genauso entscheidend wie eine perfekte Körperbeherrschung. Für die Etnord-Parasiten, die in einen Pshagir eingesetzt wurden, bedeutete es häufig genug einen langen, mühsamen Lernprozess, diesen Körper tatsächlich so zu beherrschen, wie es für die Verwendung in der Elitetruppe der Neuen Ordnung notwendig war.

Beide Kontrahenten näherten sich vorsichtig, immer mit dem Gedanken, dass der Gegner vielleicht einen blitzschnellen Vorstoß unternahm.

Mitunter entschied bei gleichrangigen Gegnern erst der eintretende Sauerstoffmangel irgendwann den Kampf, wenn einer der beiden Kämpfer als erster gezwungen war, wieder zu atmen und deswegen in seine Schleuse zurückkehren und den Kampfplatz verlassen musste.

Es ging darum, den Gegner von der Plattform zu werfen. Gleichgültig mit welchen Mitteln. Es gab keine Regeln. Ein erheblicher Kraftaufwand war notwendig, um die künstliche Schwerkraft von 1 g zu überwinden. Anfänger trainierten mit geringerer Gravitation, Fortgeschrittene sogar mit einer Schwerkraft bis zu 1,7 g.

Man’ran griff an.

Er schnellte auf seinen Kontrahenten zu und versuchte diesen zu packen und von der Plattform zu schleudern. Die Kräfte, die ein Pshagir entfalten konnten, reichten dazu vollkommen aus. Und wer den ersten Griff ansetzen konnte, hatte den Vorteil auf seiner Seite.

Vorausgesetzt, er schaffte es, den Gegner tatsächlich auch zu packen.

Seb’an war ein erfahrener Kämpfer. In ungezählten Einsätzen hatte er ein instinktives Reaktionsvermögen entwickelt, das selbst unter Pshagir seinesgleichen suchte. Die neuronale Einheit zwischen dem Pshagir-Körper und dem Etnord-Implantat war bei ihm besonders weit fortgeschritten. Es gelang dem Etnord in der Brust des Seb’an-Körpers beinahe spielerisch, Teile des Pshagir-Gehirns zu aktivieren und für sich nutzbar zu machen. In diesen Hirnarealen waren viele Bewegungsabläufe und Reflexe gespeichert. Außerdem vermochte ein Pshagir-Etnord auf diese Weise die Leistungsfähigkeit seiner Sinne sehr stark zu steigern. Der Sieg des Kriegers ist eine Frage der geistigen Disziplin, lautete ein altes Axiom der traditionellen Pshagir-Überlieferung. Etnord mit anderen Wirtskörpern hielten solche Sätze in der Regel für hohle Sprüche. Die Pseudophilosophie einer Spezies, die für das Leben auf Extremwelten angepasst war und in deren ursprünglicher Gesellschaftsordnung die Krieger weit vor allen anderen Gruppen rangierten. Aber jeder Etnord, der in einen Pshagir-Körper eingesetzt wurde, ahnte sehr schnell, wie wichtig dessen Beherrschung war. Und das ging nur durch geistiges Training. Nur so konnten die Nervenzellen des Parasiten auf eine Weise mit den Hirnzellen des Wirtes verbunden werden, dass sie eins wurden und die enormen Möglichkeiten genutzt werden konnten, die in diesem Körper steckten.

Seb’an wich geschickt aus. Der Angriff Man’rans ging ins Leere. Durch die Wucht seiner eigenen Bewegung ging Man’ran zu Boden, rollte sich aber geschickt ab – und gerade noch schnell genug um dem Zugriff Seb’ans zu entgehen, der seine Chance natürlich sofort erkannt hatte.

Im Abstand von zwei bis drei Pshagirischen Körperlängen standen sie sich nun gegenüber, verlagerten das Gewicht von einem Bein auf das andere und belauerten sich. Für Augenblicke geschah so gut wie nichts.

Bei einem Pshagir-Körper gab es keine Mimik. Auch ein Anspannen der Muskeln und dergleichen war durch die dicke, unempfindliche und von schuppenartigen Hornplatten besetzte Außenhaut nicht zu erkennen. Die einzigen Zeichen, aus denen sich gewisse Rückschlüsse ziehen ließen, waren die Bewegungen der Arme und Beine – etwa wenn eine Ausgleichsbewegung für einen bevorstehenden Angriff um Sekundenbruchteile vorweggenommen wurde.

Du kannst nicht gewinnen, signalisierte Man’ran in Zeichensprache mit den beiden zierlichen Händen.

Aber Seb’an beeindruckte dies nicht.

Anstatt den Versuch einer psychologischen Kriegsführung zu starten, konzentrierte er sich ausschließlich auf kleinste Bewegungen und Gewichtsverlagerungen seines Gegners, die ihn eventuell vorwarnen konnten. Die Radio-Ortung, die im Vakuum des Weltalls das Ultraschall-Sonar ersetzen musste, war nicht ganz so fein wie der natürliche Hauptsinn der Pshagir, aber immer noch fein genug. Die entstehende Unschärfe war letztlich nur eine Herausforderung an das Gehirn, die eventuell fehlenden Daten durch plausible Annahmen zu ersetzen.

Blitzschnell trat Seb’an jetzt vor. Mit der großen Pranke täuschte er einen Angriff vor, aber in Wahrheit erfolgte die Attacke mit den zarten Händen.

Er bekam eines der Beine zu fassen und schleuderte Man’ran einige Körperlängen in die Höhe.

Der Kommandant drehte einen Salto und krachte schließlich auf den harten, kristallinen Boden.

Die Kraft, die Seb’an aufgewendet hatte, um seinen Vorgesetzten empor zu schleudern, reichte offenbar noch nicht aus, um Man’ran außerhalb des Gravitationsfeldes zu bringen. Im Übrigen war dies unter anderem sicher den geschickten, reflexartig ablaufenden Ausgleichsbewegungen zu verdanken, die jedem Mitglied der Pshagir-Truppe in Fleisch und Blut übergegangen war. Bewegungen, mit deren Hilfe man dem Angriff des Gegners einen Teil seine Kraft nehmen konnte.

Man’ran rappelte sich wieder auf.

Er rollte einmal um die eigene Achse und sprang anschließend ansatzlos in Kampfstellung.

Du hast viel gelernt. Aber nicht genug, um deinen Kommandanten zu besiegen, signalisierte Man’ran mit seinen zarten Händen.

Für einen Krüppel kämpfst auch du ganz gut, lautete die Bedeutung der Zeichen, mit denen Seb’an jetzt antwortete. Er hatte sich diese Erwiderung einfach nicht verkneifen können. Der Begriff Krüppel bezog sich dabei auf ein klassisches Vorurteil der Pshagir, das den Etnord, die sich intensiv mit ihrer Kampf- und Lebensweise befasst hatten, natürlich bekannt war. Ein Pshagir, dem der kräftige Arm links und die beiden zarten Arme rechts aus der Schulter wuchsen, hatte es in jenen Zeiten, als die Wirtskörper noch sich selbst regierten und nicht in die Neue Ordnung integriert waren, als Krüppel gegolten, da die Armverteilung bei neunzig Prozent der Pshagir genau andersherum war.

Es gab eine Reihe negativer Eigenschaften, die man bei den Pshagir traditionellerweise dieser Minderheit zugeschrieben hatte.

Ein Krüppel hätte daher niemals Krieger werden und in der gesellschaftlichen Hierarchie aufsteigen können.

Die Etnord sahen dies natürlich nüchterner. Der Anteil der Verkehrtarmigen hatte sich in der Zeit, in der sie nun schon Pshagir-Körper als Wirte verwendeten, nahezu angeglichen.

Aus irgendeinem Grund machte Man’ran die Bezeichnung Krüppel immer sehr wütend. Es musste sich um eine tief verwurzelte, möglicherweise sogar genetisch bedingt Reflexreaktion des Pshagir-Gehirns handeln, dem sich auch der Etnord-Parasit auf Grund der engen Verflechtung mit seinem Wirt kaum entziehen konnte. Rudimentäre Reste der ausgelöschten Pshagir-Persönlichkeit.

Eine Persönlichkeit, die im Übrigen zum Zeitpunkt der Implantierung gerade erst erwacht sein konnte, denn den Pshagir wurden bereits kurz nach dem Verlassen der Spucklarve und der damit zusammenhängenden Metamorphose die Etnord eingepflanzt. Bei anderen Spezies konnte man gefahrlos warten, bis sie erwachsen waren und die Persönlichkeitsreste des Wirtsbewusstseins – soweit es überhaupt zur Entstehung eines Bewusstseins gekommen war – sicher und vollständig entfernen.

Bei den Pshagir war das schwieriger, denn es gab einen für Spezies diese Intelligenzstufe ungewöhnlich hohen Anteil an genetisch übertragenem Wissen.

Man’ran spürte, wie Wut in ihm aufkeimte. Eine reflexartige Regung, die über die neuronalen Verbindungen aus den Tiefenregionen des Pshagir-Hirns hineinschwappte.

Man’ran wusste, wie gefährlich es sein konnte, sich dieser Wut hinzugeben. Sie sorgte dafür, dass er nicht mehr mit der nötigen Kaltblütigkeit reagieren konnte. Genau das ist sein Ziel, durchfuhr es den Kommandanten.

Seb’an griff an. Er packte den Kommandanten, umfasste dessen starken Arm und schleuderte den Gegner hoch empor. Er schien unbedingt einen Sieg Erster Klasse erringen zu wollen. Jemanden an den Rand der tellerförmigen Fläche zu treiben, die auf das zylindrische Etnord-Schiff aufgesetzt worden war, das war die Strategie zaghafter Anfänger. Aber Seb’an wollte brillieren – und schaffte es.

Man’ran führte die Ausgleichbewegung einen Moment zu spät durch und geriet in die Zone außerhalb des künstlichen Gravitationsfeldes.

Mit allen drei Armen wild um sich rudernd, trieb er in den freien Weltraum. Der Schwung, den Seb’an ihm versetzt hatte, war zwar durch das Schwerefeld gemildert worden – aber immer noch so erheblich, dass der Kommandant sich zusehends vom Schiff entfernte.