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Clara Zetkin

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Beschreibung

In "Zur Geschichte der proletarischen Frauenbewegung Deutschlands" untersucht Clara Zetkin die Entwicklung und die Herausforderungen der Frauenbewegung im Kontext des aufstrebenden Proletariats. Ihr literarischer Stil ist geprägt von einer klaren, engagierten Sprache, die sowohl theoretische als auch praktische Aspekte der Bewegung beleuchtet. Zetkin verarbeitet historische Fakten und persönliche Erfahrungen, um den Kampf der Frauen für Gleichheit und Teilhabe eindrucksvoll darzustellen. Im literarischen Kontext der sozialistischen Bewegung des frühen 20. Jahrhunderts bietet das Buch nicht nur einen Einblick in die damaligen gesellschaftlichen Verhältnisse, sondern fordert auch zur Reflexion über die anhaltenden Kämpfe um Geschlechtergerechtigkeit auf. Clara Zetkin, eine der bedeutendsten Vertreterinnen der sozialistischen Frauenbewegung, war Zeitzeugin und Mitgestalterin der politischen Umwälzungen ihrer Zeit. Ihre eigene Biografie, geprägt von Aktivismus und politischem Engagement, motivierte sie, über die Situation der Arbeiterinnen zu schreiben und deren Stimme zu erheben. Als enge Vertraute von Rosa Luxemburg und Teilnehmerin an internationalen Frauenkonferenzen brachte Zetkin ihre Erfahrungen und Überzeugungen in das Werk ein, was dem Buch eine authentische, historische Vielfalt verleiht. Dieses Buch empfiehlt sich für alle, die sich für die Geschichte der Frauenbewegung, die soziale Gerechtigkeit und den Marxismus interessieren. Zetkins differenzierte Analysen und leidenschaftlichen Argumentationen machen deutlich, dass der Kampf für die Rechte der Frauen untrennbar mit den Kämpfen der Arbeiterbewegung verbunden ist. Ein unverzichtbares Buch für Historiker, Politikwissenschaftler und engagierte Leser. In dieser bereicherten Ausgabe haben wir mit großer Sorgfalt zusätzlichen Mehrwert für Ihr Leseerlebnis geschaffen: - Eine prägnante Einführung verortet die zeitlose Anziehungskraft und Themen des Werkes. - Die Synopsis skizziert die Haupthandlung und hebt wichtige Entwicklungen hervor, ohne entscheidende Wendungen zu verraten. - Ein ausführlicher historischer Kontext versetzt Sie in die Ereignisse und Einflüsse der Epoche, die das Schreiben geprägt haben. - Eine gründliche Analyse seziert Symbole, Motive und Charakterentwicklungen, um tiefere Bedeutungen offenzulegen. - Reflexionsfragen laden Sie dazu ein, sich persönlich mit den Botschaften des Werkes auseinanderzusetzen und sie mit dem modernen Leben in Verbindung zu bringen. - Sorgfältig ausgewählte unvergessliche Zitate heben Momente literarischer Brillanz hervor. - Interaktive Fußnoten erklären ungewöhnliche Referenzen, historische Anspielungen und veraltete Ausdrücke für eine mühelose, besser informierte Lektüre.

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Veröffentlichungsjahr: 2023

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Clara Zetkin

Clara Zetkin: Zur Geschichte der proletarischen Frauenbewegung Deutschlands

Bereicherte Ausgabe. Klassiker der feministischen Literatur - Analyse des kommunistischen Frauenkampfs
In dieser bereicherten Ausgabe haben wir mit großer Sorgfalt zusätzlichen Mehrwert für Ihr Leseerlebnis geschaffen
Bearbeitet und veröffentlicht von Good Press, 2023
EAN 8596547680291

Inhaltsverzeichnis

Einführung
Synopsis
Historischer Kontext
Clara Zetkin: Zur Geschichte der proletarischen Frauenbewegung Deutschlands
Analyse
Reflexion
Unvergessliche Zitate
Notizen

Einführung

Inhaltsverzeichnis

Im Spannungsfeld von Klassenkampf und Frauenemanzipation entfaltet Clara Zetkin die Einsicht, dass die Befreiung der Arbeiterinnen weder als Anhang bürgerlicher Frauenforderungen noch als Nebenprodukt ökonomischer Kämpfe verstanden werden darf, sondern als eigenständige, jedoch untrennbar in die Bewegung des Proletariats eingelassene historische Aufgabe, die sich aus materiellen Lebenslagen, politischen Beschränkungen und kollektiver Organisierung speist und so die Frage stellt, wie sich das Ringen um gleiche Rechte, soziale Sicherung und menschliche Würde mit der Umwälzung der Produktions- und Machtverhältnisse verbinden lässt, ohne seine spezifische Stimme und Erfahrung zu verlieren, oder im Strudel taktischer Anpassung zu versanden.

Zur Geschichte der proletarischen Frauenbewegung Deutschlands ist eine politisch-historische Schrift, die die Entwicklung einer spezifischen sozialen Bewegung in Deutschland nachzeichnet und kommentiert. Sie gehört zur sozialistischen Essay- und Analyseprosa, die aus der Praxis der Arbeiterbewegung heraus argumentiert und deren Erfahrungen systematisiert. Der Schauplatz ist das industrielle, gesellschaftliche und parteipolitische Deutschland, in dem Arbeiterinnen unter veränderten Produktionsbedingungen zu einem kollektiven Subjekt werden. Der Publikationskontext ist der sozialistische Diskurs der Arbeiterparteien und ihrer Frauenorganisationen; die Schrift steht im Umfeld programmatischer Debatten, Kongressbeschlüsse und publizistischer Auseinandersetzungen, in denen strategische Weichenstellungen und organisatorische Formen geprüft und begründet werden.

Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass die Industrialisierung Frauen massenhaft in Lohnarbeit zieht und ihnen zugleich politische Mitsprache und Bildung systematisch erschwert werden. Zetkin verfolgt, wie daraus erste Formen der Selbstorganisation, Agitation und Schulung erwachsen, wie Parteistrukturen reagieren und wie eine eigene Bewegung der Arbeiterinnen Gestalt annimmt. Der Text bietet dabei keinen kühlen Chronistenblick, sondern eine engagierte, argumentierende Perspektive, die Erfahrungen bündelt, Konflikte benennt und Ziele klärt, ohne auf dramatisierende Effekte zu setzen. Leserinnen und Leser werden in einen sachlich entschiedenen Ton geführt, der historische Stationen mit begrifflicher Schärfe und praktischer Orientierungskraft verknüpft.

Die Stimme ist zugleich analytisch und kämpferisch: Sie seziert ökonomische Verhältnisse, rechtliche Barrieren und kulturelle Vorurteile, und sie ruft zur bewussten Organisation als Gegenmacht auf. Stilistisch arbeitet Zetkin mit klaren Definitionen, präzisen Unterscheidungen und Beispielen aus der politischen Praxis; der Text bleibt gut strukturiert, argumentativ dicht und frei von ornamentaler Abschweifung. Der Ton ist sachlich, zuweilen polemisch, stets aufklärend und zielgerichtet. Wer liest, erlebt eine Verbindung aus historischer Rekonstruktion und strategischer Anleitung, in der Theorie nicht Selbstzweck ist, sondern Werkzeug für kollektives Handeln und politische Bildung. Gleichzeitig bleibt die Argumentation zugänglich und präzise in ihren Schlüssen.

Im Zentrum stehen Themen, die die Bewegung bis heute prägen: die Beziehung zwischen Klassenlage und Geschlechterverhältnis, die Abgrenzung zur bürgerlichen Frauenbewegung, die Bedeutung von gewerkschaftlicher Organisierung und politischer Repräsentation, die Rolle von Bildung und Presse sowie die Frage internationaler Solidarität. Zetkin betont, dass die Forderungen der Arbeiterinnen – von existenzsichernder Arbeit über Schutz vor Ausbeutung bis zu gleichen Rechten im öffentlichen Leben – nicht isoliert, sondern in eine umfassende Veränderung gesellschaftlicher Verhältnisse eingebettet werden müssen. So entsteht eine Perspektive, die Emanzipation als soziale, ökonomische und politische Aufgabe gleichermaßen begreift. Dabei bleibt der konkrete Alltag der Betroffenen stets mitgedacht.

Die Aktualität des Buches liegt in seiner klaren Verbindung von Geschlechterfrage und Klassenanalyse. In einer Gegenwart, die von prekären Arbeitsverhältnissen, Care-Ökonomien und Debatten um Teilhabe, Repräsentation und soziale Sicherung geprägt ist, hilft Zetkins Ansatz, Konflikte zu ordnen und Prioritäten zu setzen. Er sensibilisiert für die Gefahr der Entpolitisierung durch bloße Symbolpolitik und für das Risiko, dass emanzipatorische Anliegen ohne kollektive Verankerung vereinzeln. Zugleich eröffnet er produktive Anknüpfungspunkte für heutige Bündnisse zwischen Arbeitskämpfen, feministischen Initiativen und zivilgesellschaftlichen Bewegungen, die auf materielle Verbesserungen und demokratische Vertiefung zielen. So wird historische Analyse zur praktischen Ressource im politischen Alltag.

Wer diese Schrift liest, darf weder Anekdotenflut noch reine Gelehrsamkeit erwarten, sondern eine konzentrierte, schlüssige Darstellung mit klaren Konsequenzen für politisches Handeln. Das Buch fordert zum Mitdenken heraus, prüft gängige Annahmen und legt Maßstäbe an, an denen Praxis sich messen lassen muss. Es lädt dazu ein, historische Erfahrungen als Ressourcen zu begreifen und zugleich die eigenen Gegenwartsbedingungen nüchtern zu analysieren. Damit bietet es eine zuverlässige Orientierung: nicht als Lehrsatz von gestern, sondern als methodische Hilfe, um heute Verhältnisse zu verstehen, Kräfte zu sammeln und Ziele so zu bestimmen, dass sie gemeinsam erreichbar werden.

Synopsis

Inhaltsverzeichnis

Clara Zetkin zeichnet in Zur Geschichte der proletarischen Frauenbewegung Deutschlands die Entstehung und Entwicklung einer spezifisch klassenbezogenen Frauenbewegung nach. Sie ordnet Erfahrungen aus Agitation, Betrieb, Partei und Gewerkschaft historisch und erklärt, warum die Lage der Arbeiterinnen nicht durch allgemeine Frauenrechte allein, sondern nur im Rahmen des proletarischen Klassenkampfs zu begreifen ist. Der Text führt durch Etappen und Konfliktlinien, benennt organisatorische Mittel und politische Forderungen und setzt sie in Beziehung zu Gesetzeslage und Wirtschaftsstruktur. Dabei geht es weniger um persönliche Porträts als um kollektive Praxis, strategische Weichenstellungen und die Abgrenzung gegenüber bürgerlichen Reformansätzen.

Am Beginn steht die Analyse der Frühphase unter Industrialisierungsdruck und Sozialistengesetz. Zetkin beschreibt, wie die Zunahme weiblicher Lohnarbeit in Fabriken neue Abhängigkeiten, aber auch Ansatzpunkte für Organisierung schuf. Zugleich erschwerte die staatliche Repression offene politische Betätigung, sodass Arbeiterinnen über Bildungsvereine, legale Hilfskassen und informelle Netzwerke erreicht wurden. Aus Arbeitszeit, Lohn, Heimarbeit und Gesundheitsschutz leitet sie die Notwendigkeit ab, Frauen als integralen Teil der Klasse zu begreifen. Der Schwerpunkt liegt auf den Bedingungen, unter denen sozialdemokratische Agitatorinnen wirken konnten, und auf den Grenzen, die Zersplitterung, Armut und rechtliche Ausschlüsse der frühen Bewegung setzten.

Mit dem Ende des Sozialistengesetzes verlagert sich der Schwerpunkt auf offenen Aufbau. Zetkin schildert den Ausbau von Agitationsnetzen, die Nutzung eigener Presseorgane wie einer zentralen Frauenzeitung und die Ausbildung von Vertrauensfrauen, die Betriebe und Wohnviertel verbanden. Trotz erweiterten Spielraums blieben Frauen bis zum Reichsvereinsgesetz von 1908 vielerorts aus politischer Vereinsarbeit ausgeschlossen, was pragmatische Umgehungswege erforderte. Der Text zeigt, wie Versammlungen, Flugschriften und Arbeiterinnenschulen ineinandergreifen und wie organisatorische Routine entsteht. Sichtbar wird eine Bewegung, die aus alltäglicher Betriebs- und Gemeindearbeit wächst und dabei Erfahrungen sammelt, die ihre Forderungen präzisieren und breiter verankern.

Ein zentrales Motiv ist die Auseinandersetzung mit der bürgerlichen Frauenbewegung. Zetkin arbeitet die unterschiedlichen Zielsetzungen heraus: Während bürgerliche Verbände rechtliche Gleichstellung innerhalb bestehender Eigentumsverhältnisse anstreben, verbindet die proletarische Bewegung Forderungen nach politischer Gleichberechtigung mit Schutzrechten in der Arbeit, existenzsichernden Löhnen und sozialer Absicherung von Mutterschaft. Gezeigt werden Überschneidungen, etwa beim allgemeinen Wahlrecht, und zugleich Grenzen von Bündnissen, wenn Klasseninteressen auseinanderlaufen. Als Ergebnis betont der Text die Bedeutung eigenständiger Organisationen der Arbeiterinnen, die Solidarität im Betrieb entwickeln und sich nicht dem Reformtempo von Mittelschichten unterordnen. Diskutiert werden Kontroversen über Schutzgesetze und formale Gleichheit sowie die Priorität von Lohnfragen gegenüber Bildungs- und Sittlichkeitskampagnen.

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf den Kämpfen um politische Rechte und die Verknüpfung mit gewerkschaftlicher Praxis. Zetkin beschreibt Kampagnen für allgemeines, gleiches und geheimes Wahlrecht, die Einbindung von Arbeiterinnen in Tarifbewegungen und die Bildung von Frauenausschüssen innerhalb der Gewerkschaften. Dabei benennt sie innere Spannungen: Skepsis mancher Funktionäre gegenüber eigenständiger Frauenarbeit, Vorurteile im Betrieb und die Gefahr, Frauenfragen als Nebensache zu behandeln. Die Darstellung macht deutlich, wie organisatorische Verankerung, betriebliche Vertrauensstrukturen und kontinuierliche Schulung diese Barrieren abbauen und wie politische Rechte nur wirksam werden, wenn sie mit materieller Verbesserung verknüpft sind.

Der Text verortet die deutsche Bewegung im internationalen Zusammenhang. Er zeigt, wie Erfahrungen und Beschlüsse der sozialistischen Frauenkonferenzen – etwa Stuttgart 1907 und Kopenhagen 1910 – Orientierung bieten, Kampagnen synchronisieren und Fragen wie Wahlrecht, Arbeitszeit und Friedenspolitik bündeln. Mit der Initiative eines internationalen Frauentags entsteht ein wiederkehrender Rahmen, der Agitation, Bildung und Solidarität verbindet. Zetkin arbeitet heraus, dass internationale Koordination nationale Grenzen der Vereins- und Pressefreiheit teilweise kompensiert und die Legitimität lokaler Forderungen stärkt. So entsteht ein gegenseitiges Lernen, das die organisatorische Dichte erhöht und die politische Stoßrichtung auf demokratische Rechte und soziale Sicherung schärft.

Im Schlussakkord fasst Zetkin die leitende Idee zusammen: Die Befreiung der Frauen der Arbeiterklasse ist untrennbar mit der Überwindung kapitalistischer Ausbeutungsverhältnisse verknüpft. Die geschilderte Geschichte belegt, dass dauerhafte Fortschritte dort erzielt werden, wo politische Rechte, soziale Schutzsysteme und gewerkschaftliche Durchsetzungskraft zusammenwirken. Zugleich bleibt die Kritik an klassenübergreifenden Harmoniekonzepten bestehen. Als nachhaltige Wirkung markiert das Werk eine Erinnerung an Methoden der Massenarbeit, an die Bedeutung eigener Organe und an die Notwendigkeit internationaler Solidarität. Es hinterlässt eine nüchterne, strategische Perspektive, die über den historischen Kontext hinaus Orientierung für spätere Generationen bietet und praktische Bündelung von Forderungen.

Historischer Kontext

Inhaltsverzeichnis

Clara Zetkins Schrift „Zur Geschichte der proletarischen Frauenbewegung Deutschlands“ steht im Kontext des Deutschen Kaiserreichs zwischen Industrialisierungsschub und Massenpolitik. Ort ihres Wirkens waren industrielle Zentren wie Sachsen, Berlin und das Ruhrgebiet, geprägt von Fabrikarbeit und urbaner Armut. Prägende Institutionen waren die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), die Freien Gewerkschaften, der Reichstag mit allgemeinem Männerwahlrecht und eine restriktive Verwaltung des Obrigkeitsstaats. Presseorgane wie „Die Gleichheit“ fungierten als Knotenpunkte. Juristische Rahmenbedingungen – das Sozialistengesetz von 1878–1890 und bis 1908 geltende Vereinsbeschränkungen für Frauen – bestimmten Möglichkeiten der Organisierung und bilden den institutionellen Hintergrund, vor dem Zetkins historiografische Skizze argumentiert.

Die von Zetkin beschriebene proletarische Frauenbewegung wurzelt in den Arbeiterkämpfen seit 1848 und in der Herausbildung sozialistischer Organisationen. Frühsozialistische Ideen, Ferdinand Lassalles ADAV und die SDAP Wilhelm Liebknechts und August Bebels mündeten 1875 im Zusammenschluss zur Sozialistischen Arbeiterpartei, der späteren SPD. Parallel formierte sich das bürgerliche Lager mit dem 1865 gegründeten Allgemeinen Deutschen Frauenverein und ab 1894 dem Bund Deutscher Frauenvereine. Zetkin hebt den Klassencharakter der Arbeiterinnenkämpfe hervor: Näherinnen, Textilarbeiterinnen und Dienstmädchen organisierten Hilfsvereine, Streiks und Bildungszirkel. Bebels Schrift „Die Frau und der Sozialismus“ (1879) beeinflusste die sozialdemokratische Programmatik zugunsten politischer und ökonomischer Gleichberechtigung.

Die Jahre des Sozialistengesetzes (1878–1890) erschwerten Versammlungen, Presse und Vereine der Sozialdemokratie und trafen auch die Organisierung von Arbeiterinnen. Dennoch wuchs unter Bedingungen rapider Industrialisierung die Erwerbsarbeit von Frauen in Textil-, Tabak- und Nahrungsmittelbranchen sowie als Heimarbeit. Illegale Strukturen, Ausweichvereine und Bildungsabende hielten Agitation und Solidarität aufrecht. Nach der Aufhebung des Ausnahmegesetzes expandierten Partei und Gewerkschaften; Frauenarbeit wurde programmatisch systematischer erfasst. Ab 1891 stand das Erfurter Programm für eine marxistische Ausrichtung und forderte politische Rechte, soziale Schutzbestimmungen und Bildung. Zetkins Darstellung knüpft an diese Kontinuität von Verfolgung, Beharrlichkeit und organisatorischer Verdichtung an.

Zentral für die von Zetkin beschriebene Bewegung war eine eigenständige Infrastruktur. Seit 1892 redigierte sie „Die Gleichheit“, die sich zur führenden sozialdemokratischen Frauenzeitschrift entwickelte und Debatten, Berichte und Organisierung verband. Nationale Frauenkonferenzen im Umfeld der SPD-Parteitage förderten Koordination und Schulung. International vernetzte die Sozialistische Frauenbewegung ihre Kräfte: 1907 fand in Stuttgart die erste Internationale Sozialistische Frauenkonferenz statt, 1910 in Kopenhagen die zweite, auf der die Einführung eines Internationalen Frauentags beschlossen wurde. Ab 1911 mobilisierte dieser in Deutschland für Frauenwahlrecht, Arbeitsrechte, Schutzbestimmungen und Bildungschancen und bot ein sichtbares Forum proletarischer Forderungen.

Rechtliche Rahmenbedingungen prägten die Möglichkeiten proletarischer Frauenpolitik. Die Novelle der Gewerbeordnung von 1891 brachte Schutzbestimmungen wie Nachtarbeitsverbote und Arbeitszeitbegrenzungen für Frauen und Jugendliche, deren Wirkungen in der Praxis umkämpft blieben. Mit dem Reichsvereinsgesetz von 1908 fiel das Verbot, Frauen politischen Vereinen beitreten zu lassen, was die offene sozialdemokratische Frauenarbeit erleichterte. Im Reich existierte seit 1871 allgemeines Männerwahlrecht zum Reichstag; das Frauenstimmrecht blieb ausgeschlossen. Die SPD trat kontinuierlich für gleiche politischen Rechte ein, während bürgerliche Verbände stärker auf schrittweise Reformen setzten. Zetkin verortet die Differenzen entlang der Klasseninteressen und der Rolle bezahlter Lohnarbeit.

Arbeitskämpfe boten anschauliche Kristallisationspunkte. Der große Textilarbeiterstreik von Crimmitschau 1903/04, getragen von zahlreichen Arbeiterinnen, brachte Forderungen nach kürzeren Arbeitszeiten und tariflicher Absicherung in die Öffentlichkeit. In vielen Branchen blieb Heimarbeit verbreitet und entzogen der gewerkschaftlichen Kontrolle; Löhne lagen häufig deutlich unter denen von Männern. Die Freien Gewerkschaften bauten Frauenarbeit aus, schufen Beratungen und Kampagnen, doch blieb der gewerkschaftliche Frauenanteil bis 1914 vergleichsweise niedrig. Schutzgesetze, Mütter- und Jugendschutz sowie Fragen von Kinderbetreuung und Weiterbildung wurden kontrovers diskutiert. Zetkins historische Skizze spiegelt diese Konfliktfelder und den Versuch, sie in eine kohärente Klassenstrategie zu integrieren.

Der Erste Weltkrieg veränderte die Lage grundlegend: Hunderttausende Frauen traten in Rüstungs- und Kriegsnebenindustrien ein, Löhne und Arbeitszeiten verschärften sich, und Versorgungskrisen führten zu Protesten. Die SPD spaltete sich 1917 über die Kriegspolitik; sozialistische Frauen wirkten in Antikriegskampagnen und in der Versorgung. Streiks 1917/18 und die Novemberrevolution 1918 leiteten politische Umbrüche ein. Am 12. November 1918 wurde das Frauenwahlrecht in Deutschland proklamiert, 1919 erstmals praktiziert. Diese Zäsur markierte die Erfüllung zentraler Forderungen, die die sozialdemokratische Frauenbewegung seit Jahrzehnten erhoben hatte, und rahmt die von Zetkin nachgezeichnete Entwicklung rückblickend. Der Internationale Frauentag blieb zugleich ein Mobilisierungsinstrument und verband soziale, demokratische und friedenspolitische Anliegen.

Zetkins „Zur Geschichte der proletarischen Frauenbewegung Deutschlands“ ist zugleich Chronik und parteilicher Kommentar zur Epoche des Hochkapitalismus im Kaiserreich. Die Schrift systematisiert Akteure, Organisationen, Kampffelder und Rechtslagen aus marxistischer Perspektive, verknüpft Ereignisgeschichte mit Programm- und Strategiegeschichte der SPD-nahen Frauenarbeit und grenzt diese vom bürgerlichen Feminismus ab. Sie stützt sich auf Presse, Parteitagsbeschlüsse und gewerkschaftliche Praxis und diente als Schulungs- und Orientierungstext. Als Quelle beleuchtet sie Prioritäten, Begriffe und Selbstverständnis der sozialistischen Frauenbewegung und erlaubt, den Zusammenhang von Klassenkampf, Geschlechterordnung und demokratischer Massenpolitik der Zeit präzise nachzuzeichnen. Gerade dadurch macht sie die Spannungen zwischen Schutzpolitik, Gleichberechtigung und Organisierung sichtbar.

Clara Zetkin: Zur Geschichte der proletarischen Frauenbewegung Deutschlands

Hauptinhaltsverzeichnis
Vorwort
Die Forderung der Frauenemanzipation in der deutschen Revolution 1848/1849
Die Anfänge der bürgerlichen Frauenbewegung in Deutschland
Die deutschen Arbeiter in der Frühperiode ihres Klassenaufmarsches und die Frage der beruflichen Frauenarbeit
Marx und Engels und die I. Internationale zur industriellen Frauenarbeit und zur Frauenemanzipation
Die Anfänge der proletarischen Frauenbewegung in Deutschland
Louise Otto-Peters
Flora Tristan
Julius Motteler
Die bürgerliche Frauenbewegung
Die sozialdemokratische Frauenbewegung
Die kommunistische Frauenbewegung

Vorwort

Inhaltsverzeichnis

Den Ausgangspunkt der nachfolgenden Studie bildete eine gedrängte Darstellung der Entwicklung und des Wirkens der Internationalen Gewerksgenossenschaft der Manufaktur-, Fabrik- und Handarbeiter, die im Februar 1869 zu Crimmitschau in Sachsen gegründet wurde. Diese Organisation war zusammen mit der zwei Jahre früher ebenfalls in Crimmitschau entstandenen Spinn- und Webgenossenschaft E. Stehfest & Co. der feste Kern und die lebendige Kraft der sozialdemokratischen Aufklärungs-, Werbe- und Organisierungstätigkeit im sächsischen Erzgebirge und Vogtlande, und vor allem unter dem Textilproletariat dort, das der junge aufstrebende Kapitalismus mit der ihn auszeichnenden Brutalität einer schrankenlosen Ausbeutung unterwarf. Es muß hinzugefügt werden, daß es Sozialdemokraten Eisenacher Richtung waren, die von Crimmitschau aus planmäßig und tatkräftig dafür wirkten, die Textilarbeiterschaft zunächst dieser Gegend und dann ganz Deutschlands zum Kampfe wider das kapitalistische Unternehmertum zu vereinigen und zu rüsten. Sozialdemokraten Eisenacher Richtung, das besagt die innere Zugehörigkeit zu der Internationalen Arbeiterassoziation, im Ringen mit dem bürgerlichen Liberalismus um die Sammlung der Proletarier das offene Bekenntnis zu den Grundsätzen der I. Internationale[1] und die Betätigung in ihrem Geiste. Die Entstehung, das Leben und Weben der Internationalen Gewerksgenossenschaft der Manufaktur-, Fabrik- und Handarbeiter zu Crimmitschau wurde durch die Richtung ihrer Führer bestimmt. Die innere Verknüpfung mit der I. Internationale ist zweifelsohne von entscheidendem Einfluß darauf gewesen, daß der Internationalen Gewerksgenossenschaft der Textilarbeiter die Ehre zufällt – soweit ich festzustellen vermöchte – , die erste Organisation in Deutschland gewesen zu sein, die Arbeiterinnen und Arbeiterfrauen zusammen mit den Männern auf dem Boden des revolutionären Klassenkampfes sammelte, organisierte und als gleichberechtigte und vollwertige, tätige Mitglieder gegen den kapitalistischen Klassenfeind führen wollte.

Was darüber in dieser Broschüre berichtet wird, wurde im wesentlichen bereits im Sommer 1905 geschrieben und erschien im »Illustrirten Neue Welt-Kalender« der deutschen Sozialdemokratie für 1906. Die Eigenart der Publikationsstelle und der damit zusammenhängende geringe Raum, der mir zur Verfügung stand, zwangen mich, meine Arbeit auf das äußerste zu beschränken. Wenn ich mich trotzdem für ihre Veröffentlichung im »Illustrirten Neue Welt-Kalender« entschied, so geschah es im Hinblick auf die dadurch gesicherte Massenverbreitung. Der Kalender findet in Deutschland einen weiter ausgedehnten Kreis von Lesern und Leserinnen als andere Parteiliteratur, als Zeitungen, Zeitschriften und Broschüren. Vor großen Massen das so gut wie unbekannte Kapitel aus der Geschichte der proletarischen Frauenbewegung und der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands aufzuschlagen dünkte mir aber wertvoller, als darüber mit wissenschaftlicher Geste vor einer kleinen Zahl von Geschulten zu berichten.

Nach meinem Dafürhalten konnten gerade die in ihrer Einstellung zu den sozialen Dingen Unsicheren und Ängstlichen, die Ungeschulten, Scheuen und Schüchternen, die »Kleinen« der Bewegung – und unter ihnen besonders die Frauen – aus dem Bilde hingebungsvollen, ausdauernden Ringens und Aufbauens in der Vergangenheit Belehrung gewinnen, ebenso auch Ansporn, Ermutigung, Begeisterung und Beispiel. Ich hoffte des weiteren, die Arbeit werde die Veröffentlichung von Erinnerungen und Schriftstücken aus jener Zeit anregen, denn damals lebten noch Genossinnen und Genossen, die die erste organisierte Zusammenfassung von proletarischen Frauen und Männern zum Klassenkampf mitgeschaffen und getragen hatten. Außerdem erachtete ich es für eine Pflicht der Gerechtigkeit und Dankbarkeit, die Massen daran zu erinnern, daß sie über der verheißungsvollen Entwicklung der Arbeiterbewegung, dem Ruhm der Sozialdemokratie und ihrer Führer, dem Aufschwung der Gewerkschaften in der damaligen Zeit nicht die Namen und die Leistungen der sich selbst verleugnenden Männer und Frauen vergessen dürften, das Streben und Mühen zahlreicher Ungenannter und Unbekannter, die unter gehäuften Schwierigkeiten und Opfern in den Jahren der Anfänge zur Organisierung der deutschen Arbeiterklasse als Baumeister, Werkführer oder schlichte Kärrner tätig gewesen sind.

Nun, da meine Arbeit als Broschüre erscheinen sollte, war die damals gebotene Beschränkung gegenstandslos[1q]. Umgekehrt: Eine Erweiterung und Ergänzung der früheren Studie erwies sich als nötig für die richtige geschichtliche Bewertung der Frühzeit proletarischer Frauenbewegung in Deutschland. Was als deren Anfang erscheint, ist gleichzeitig der Abschluß einer wichtigen Entwicklungsstufe der Sammlung und Organisierung des Proletariats als Klasse. Die von Crimmitschau ausgegangene erste organisierte Zusammenfassung von Arbeiterinnen und Arbeiterfrauen mit ihren Klassenbrüdern gleicht der Quelle, die, stark und rasch abfließend, aus dem Boden tritt, deren Hervorbrechen aber die Vereinigung vieler feiner Wasseradern zur Voraussetzung hat. Die Internationale Gewerksgenossenschaft der Manufaktur-, Fabrik- und Handarbeiter ist die Verkörperung einer geschichtlichen Einstellung zur industriellen Frauenarbeit und Frauenemanzipation, die sich auch die Elite des deutschen Proletariats erst allmählich zu eigen gemacht hat. Die Broschüre zeigt den Weg, den das sich organisierende Proletariat Deutschlands seit den Revolutionstagen 1848/1849 bis Mitte der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts zurückgelegt hat, um von dem Mitgefühl für die jammervolle Lage der Arbeiterinnen und den Klagen über ihre verhängnisvolle Rückwirkung auf Arbeits- und Lebensbedingungen des gesamten Proletariats zur Betätigung dieser Erkenntnis zu gelangen: Kein Verbot der Industriearbeit, der Erwerbsarbeit der Frauen, vielmehr Schutz gegen ihre mörderische Ausbeutung, gemeinsame Organisierung der von der Kapitalistenklasse ausgebeuteten Frauen und Männer zum entschlossenen Kampfe gegen den gemeinsamen Feind. Gewiß, vereinzelte Fünkchen dieser Erkenntnis blitzten 1848 und später in der Stellungnahme organisierter Arbeiter und in frauenrechtlerischen Strömungen auf. Jedoch davon abgesehen, daß diese Fünkchen meist nicht ganz klar und hell brannten, zündeten sie nicht unter den Proletarierinnen selbst und entfachten nicht ihre klassenbewußte Aktivität. Die ersten Teile der Broschüre geben einen Überblick über das, was vor der Gründung der Internationalen Gewerksgenossenschaft des Textilproletariats in Deutschland war. Dazu gehört auch ein gedrängtes Eingehen auf das erste Eintreten bürgerlicher Frauen für die Gleichberechtigung des weiblichen Geschlechts, auf die Anfänge der bürgerlichen Frauenbewegung, die, den Zeitströmungen entsprechend, mit einem Sträußlein Interesse für die Lage der Arbeiterinnen, von Mitgefühl für ihre Leiden geschmückt sind. Ist das überschwengliche Lob gerechtfertigt, das die deutsche Frauenrechtlerei in beiden Beziehungen ihren ersten Vorkämpferinnen spendet? Die Broschüre beantwortet diese Frage mit Tatsachen. Sie erhärten unbestreitbar, daß in Deutschland Schwäche und Verschwommenheit die hervorstechenden Merkmale des Kampfes bürgerlicher Frauen für die volle Emanzipation ihres Geschlechts waren und mehr noch ihres Eintretens für das Recht der Proletarierinnen, der Arbeiterklasse. Helles Licht fällt darauf durch die Forderungen, die die kühne Flora Tristan in Frankreich einige Jahre vor Louise Otto für die volle Befreiung des weiblichen Geschlechts und des Proletariats als Klasse erhob; fällt darauf durch die rücksichtslose Energie, mit der Frauen der Vereinigten Staaten von Nordamerika 1848 ihre uneingeschränkte Gleichberechtigung heischten. Die angeführten Tatsachen weisen zugleich hin auf die geschichtlichen Ursachen der Kümmerlichkeit hier, der Stärke dort. Sie unterstreichen, daß die klassenbewußte proletarische Frauenbewegung Deutschlands keineswegs ein wildwuchernder Absenkung der bürgerlichen Frauenbewegung ist, wie manche glauben.

So gliedern diese Teile der Studie den Beginn des Aufmarsches der deutschen Proletarierinnen zum Kampfe für ihre Gleichberechtigung noch fester als früher in den Werdegang der deutschen Arbeiterbewegung bis zum Erlaß des Sozialistengesetzes 1878 ein. Sie erbringen damit den Nachweis, daß die planmäßigen Bestrebungen zur Organisierung der Proletarierinnen als klassenbewußter Kämpferinnen und ihre Schulung ein wesentlicher Bestandteil dieses Werdeganges sind. Das gilt insbesondere für die Frühzeit der Gewerkschaftsentwicklung, die sich auf dem Boden des Klassenkampfes vollzog. Der Gewerkschaftskongreß zu Halberstadt 1892 hat sich nur zu einem Grundsatz bekannt, der mehr als 20 Jahre vor ihm gewerkschaftliche Praxis gestaltete, als er beschloß, die der Generalkommission angegliederten zentralisierten Verbände hätten ihre Statuten dahin zu ändern, daß die Arbeiterinnen als gleichberechtigte Mitglieder aufzunehmen seien. Ein bedeutsames Stück geistiger, ideeller Entwicklung der deutschen Arbeiter offenbart sich in ihrem Aufstieg von der früheren Forderung des Verbotes der industriellen Frauenarbeit bis zum tatkräftigen Eintreten für die Organisierung der Lohnsklavinnen, der Proletarierinnen, in Reih und Glied ihrer Klassengenossen zum Kampfe gegen die kapitalistische Wirtschaft, die bürgerliche Ordnung. Diese Entwicklung ist auf das engste verbunden mit der fruchtbaren Ausstrahlung der Auffassung von Marx und Engels von der geschichtlichen Tragweite der industriellen Frauenarbeit und mit der von ihnen beeinflußten Stellungnahme der I. Internationale zu den das Proletariat bewegenden Zeit- und Streitfragen. Das wird in der vorliegenden Broschüre gezeigt und gewürdigt.

Die engere Zusammenbindung der Ansätze zur klassenbewußten Organisierung der Proletarierinnen mit der Entwicklung der allgemeinen Arbeiterbewegung in Deutschland machte eine gründliche Revision des alten Textes unerläßlich. Nicht daß er einschneidende sachliche Veränderungen erfahren hat. Wohl aber war an manchen Stellen eine erläuternde und erklärende Fassung erforderlich, hier und da auch die Einschaltung von Sätzen, die auf späteres Geschehen hinweisen. Gestrichen ist, was den inneren Zusammenhang der Crimmitschauer Organisation mit der I. Internationale nachwies, weil es ausführlicher an anderer Stelle steht.

Nichts jedoch von diesen Korrekturen ändert den grundsätzlichen Charakter der alten Arbeit, mit einer einzigen Ausnahme. Nicht die Länge der seit 1905 verrauschten Zeit, vielmehr die in ihr erfolgte Umwandlung der deutschen Sozialdemokratie aus einer stolzen revolutionären Klassenpartei des Proletariats in eine bescheiden-bürgerliche, demokratisch-soziale Reformpartei hat mich gezwungen, den Schluß der alten Arbeit völlig umzuändern. Diese endete mit einem vollen und damals wohlverdienten Lob für die sozialdemokratische Frauenbewegung in Deutschland. An Stelle des Lobes mußte schärfste Kritik treten. Die deutsche proletarische Frauenbewegung hat ihr gerüttelt Maß Anteil an dem Verfall, dem Niedergang der Sozialdemokratischen Partei. Sie ist von einer tapferen, zielklaren Kämpferin für den revolutionären Marxismus in der II. Internationale zu einer gehorsam dienstbaren, fleißigen Magd des Reformismus geworden, die auf selbständiges Prüfen, Urteilen und Handeln verzichtet. Die Kennzeichnung dieser schimpflichen Mauserung war Pflichtgebot, sollte meine Arbeit ihrem alten Ziel treu bleiben: die Klärung und Kräftigung des proletarischen Klassenbewußtseins zu fördern, eine Klärung und Kräftigung, die die ausgebeuteten und geknechteten Männer und Frauen zur siegreichen, entscheidenden Macht der Geschichte zusammenballt.