Codename: Disavowed - Sawyer Bennett - E-Book

Codename: Disavowed E-Book

Sawyer Bennett

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Beschreibung

Das Schicksal geht oft seltsame Wege. Die Jameson Force Security Gruppe hat gerade die Benachrichtigung über eine enttarnte CIA-Agentin erhalten, die aus Mittelamerika befreit werden muss. Mir läuft es kalt den Rücken herunter, als ich erfahre, dass die Agentin Greer Hathaway ist – meine ehemalige Verlobte. Nach unserer Trennung vor über zehn Jahren hege ich immer noch bittere Gefühle gegenüber Greer und dem Ende unserer Beziehung. Doch das ändert nichts an der Tatsache, dass ich Greer einmal über alles geliebt habe. Deshalb sitze ich ohne zu zögern im nächsten Flugzeug, um mich auf eine Rettungsmission zu begeben. Außerdem hat Greer mir einmal das Leben gerettet, also ist es jetzt an der Zeit, den Gefallen zu erwidern und mit der Vergangenheit abzuschließen. Zum ersten Mal seit dem Ende unserer Verlobung stehen Greer und ich uns von Angesicht zu Angesicht gegenüber - und da sind nicht nur Wut, unbeantwortete Fragen und Bedauern, sondern auch die unbestreitbare Chemie, die anscheinend immer noch zwischen uns besteht. Wird das Versprechen einer neuen gemeinsamen Zukunft ausreichen - oder werden uns die gleichen Hindernisse wieder trennen? Teil 8 der Jameson Force Security Group-Reihe von New York Times-Bestsellerautorin Sawyer Bennett.

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Sawyer Bennett

Codename: Disavowed (Jameson Force Security Group Teil 8)

Aus dem Amerikanischen ins Deutsche übertragen von Melissa Parker

© 2021 by Sawyer Bennett

© 2022 der deutschsprachigen Ausgabe und

Übersetzung by Plaisir d’Amour Verlag, D-64678 Lindenfels

www.plaisirdamour.de

[email protected]

Englischer Originaltitel: „Code Name: Disavowed (Jameson Force Security Book #8)“

Covergestaltung: © Mia Schulte / Sabrina Dahlenburg

Coverfoto: © Shutterstock

ISBN Print: 978-3-86495-556-3

ISBN eBook: 978-3-86495-557-0

Alle Rechte vorbehalten. Dies ist ein Werk der Fiktion. Namen, Darsteller, Orte und Handlung entspringen entweder der Fantasie der Autorin oder werden fiktiv eingesetzt. Jegliche Ähnlichkeit mit tatsächlichen Vorkommnissen, Schauplätzen oder Personen, lebend oder verstorben, ist rein zufällig.

Dieses Buch darf ohne die ausdrückliche schriftliche Genehmigung der Autorin weder in seiner Gesamtheit noch in Auszügen auf keinerlei Art mithilfe elektronischer oder mechanischer Mittel vervielfältigt oder weitergegeben werden. Ausgenommen hiervon sind kurze Zitate in Buchrezensionen.

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Autorin

Leseprobe aus Teil 9 der Jameson Force Security Group

Prolog

Greer

Für eine Spionin bin ich nicht sehr schlau.

Ich bin gewiss nicht geheimnisvoll.

Fast direkt gegenüber von Ladd McDermotts Haus zu parken, ist eigentlich ziemlich offensichtlich.

Und sehr dumm, zumal Ladd selbst ein Spion ist.

Nun ja, nur wenn ich nicht wollte, dass er mich sieht, aber ich bin mit dem Gedanken gekommen, dass wir uns von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen würden. Die Konfrontation wäre nicht angenehm und könnte zu einem ziemlichen Aufruhr in der Nachbarschaft führen.

Es ist gut möglich, dass er mich erschießt.

Ich weiß also nicht, ob ich tatsächlich den Mut haben werde, aus dem Auto auszusteigen und bei ihm anzuklopfen. Es ist über anderthalb Jahre her, dass er mich gesehen hat, und ich habe keine Ahnung, ob das lange genug ist, um seine Wut abklingen zu lassen.

Aber es gibt nur einen Weg, das herauszufinden. Mit einem entschlossenen Seufzer greife ich nach dem Türgriff. Doch bevor ich daran ziehen kann, schwenkt ein Auto, das sich von hinten genähert hat, in Ladds Einfahrt.

Sofort lasse ich mich wieder in den Sitz sinken, ziehe meine Baseballmütze tiefer und danke Gott, dass der Mietwagen getönte Scheiben hat.

Der marineblaue 5er-BMW kommt vor der Garage zum Stehen, wo die Bremslichter nur ein paar Sekunden lang leuchten. Die Fahrertür öffnet sich, und mir stockt der Atem, als ich sehe, wie Ladd sich aus dem Sitz erhebt.

Mein Gott, er sieht so gut aus und hat sich kaum verändert. Er trägt sein dunkles Haar immer noch kurz. Es ist von vorzeitig ergrauten Strähnen durchzogen. Ein Phänomen, das begann, als er fünfundzwanzig war. Ich habe ihn immer damit aufgezogen, dass es an unserem Job liegt, aber seinem Vater ging es offenbar auch so. Wie dem auch sei, ich fand, dass sein perfektes Gesicht und seine kühlen blauen Augen das Grau wunderbar betonten, und für mich war er einfach der schönste Mann auf der ganzen Welt.

Das ist er immer noch mit seinen dreißig Jahren, auch wenn das Grau etwas mehr geworden ist. Er ist jetzt beinahe noch schöner als mit fünfundzwanzig.

Ehrlich gesagt könnten ihm die Haare ausfallen und Warzen auf dem ganzen Kopf erscheinen, und ich würde mich immer noch zu ihm hingezogen fühlen.

Ladd geht um die Rückseite des BMWs herum, aber anstatt auf den Bürgersteig zu treten, der sich durch Beete mit Begonien und Taglilien zur Veranda schlängelt, geht er auf die Beifahrerseite des Autos.

Mir stockt der Atem, als er die Tür aufreißt und einem Beifahrer Hilfe anbietet.

Alles läuft wie in Zeitlupe ab, als sich eine elegante Hand nach außen streckt und die Finger in seine Handfläche legt. Mir dreht sich der Magen um. Ladd lächelt eine Frau an, die offensichtlich auf dem Beifahrersitz sitzt. Sie muss etwas gesagt haben, denn er beugt den Kopf zurück und lacht, bevor sein funkelnder Blick zu ihr zurückkehrt.

Die Zeit beschleunigt sich wieder, und alles geschieht so schnell, dass ich kaum begreifen kann, was ich da sehe. Er nimmt ihre andere Hand. Ihre Beine, die in Leggings und Ballerinas gekleidet sind, schwingen aus dem Wagen. Ladd beugt sich vor und zerrt an der Frau.

Ja, zerrt.

Mein Magen will sich überschlagen beim Anblick ihres runden Bauches, der sichtbar ist, ehe ich den Rest von ihr sehen kann.

Sie ist wunderschön. Mit goldblondem Haar, das ihr über den Rücken fließt, einem strahlenden Lächeln und einem sehr schwangeren Bauch, der in einer gut sitzenden Bluse zur Schau gestellt wird. Sie ist eine dieser Frauen, die enge Kleidung tragen können, wenn sie schwanger sind, und trotzdem so aussehen, als könnten sie über einen Mailänder Laufsteg schlendern.

Ladd zieht sie an sich heran, schlingt seine Arme um ihre Taille und senkt seinen Kopf, um sie sanft auf den Mund zu küssen.

Mir kommen die Tränen, als ich den Ehering an seiner linken Hand bemerke. Sie lösen sich voneinander, fassen sich an den Händen und gehen den Bürgersteig hinauf, zur Veranda mit den Blumentöpfen und durch die Tür, wo sie aus meinem Blickfeld verschwinden.

„Verdammt noch mal“, murmele ich vor mich hin und bleibe in meinem Sitz, während ich auf die Fassade seines Hauses starre.

Ich bin zu spät.

Ladds Leben ist komplett. Eine Frau, ein Kind auf dem Weg – alles, was er immer wollte, und nichts, was ich je getan habe.

Kapitel 1

Zehn Jahre später

Ladd

Ich sehe Jackson an dem großen Konferenztisch sitzen, an dem sich die diensthabenden Jameson-Agenten zu unserer wöchentlichen Besprechung versammeln, und bin überrascht, ihn zu sehen.

„Was zum Teufel machst du denn hier?“, frage ich, denn Jackson sollte mit seiner Freundin, Prinzessin Camille Winterbourne, in Bretaria sein.

Er grinst mich an und schiebt mir den Rollsessel neben ihm hin als stumme Einladung, mich zu setzen. „Camille ist jetzt bereit, die Welt zu sehen. Oder besser gesagt, Pittsburgh. Wir werden eine Weile hierbleiben und in unserer Freizeit reisen.“

„Und du bleibst in deiner kleinen Wohnung hier im Hauptquartier?“, frage ich, denn obwohl Camille so bodenständig ist, wie eine Adlige nur sein kann, kann ich mir nicht vorstellen, dass sie dort wohnen möchte.

„Oh, nein“, sagt Jackson und lacht bei dem Gedanken. „Sie sucht ein Haus zum Kaufen und bis dahin wohnen wir im Fairmont.“

„Stört es dich, dass deine Freundin reicher ist als Gott und sie im Grunde deine Sugar-Mama ist?“, frage ich verschmitzt.

„Kein bisschen“, antwortet er mit einem Schnauben.

Aber ich weiß, dass Jackson nicht auf Camille steht, weil sie eine Prinzessin ist und ihre Familie zu den reichsten der Welt gehört. Der Kerl ist wirklich verliebt und sie liebt ihn auch.

Der Glückspilz.

Ich schaue zur Tür und sehe Cage eintreten. Er schnappt sich die Fernbedienung vom Ende des Tisches und richtet sie auf den Großbildfernseher an der Wand. Da der Fernseher immer auf einen nationalen Nachrichtensender eingestellt ist, füllt sich der Bildschirm sofort mit den verkohlten Überresten eines Flugzeugs, das gestern Abend auf dem Flughafen von Pittsburgh verunglückt ist.

Und nicht nur irgendein Flugzeug.

Dieses Flugzeug war von der Eishockeymannschaft Pittsburgh Titans gechartert und alle an Bord befindlichen Personen kamen ums Leben.

„Ist das zu fassen?“, murmele ich, während alle schweigend die Nachrichten verfolgen.

„Es ist furchtbar“, antwortet Jackson und schüttelt den Kopf.

Das Flugzeug hatte einen „katastrophalen Ausfall des Fahrwerks“, der dazu führte, dass es bei der Landung über die Landebahn kippte, auseinanderbrach und in Flammen aufging. Heute Morgen wurde bestätigt, dass keine Überlebenden gefunden wurden. Die Stadt – eigentlich die ganze Nation – steht unter Schock, und ich bin heute etwas müde, da ich zugegebenermaßen bis in die frühen Morgenstunden aufgeblieben bin, um die Berichterstattung zu verfolgen, in der Hoffnung, dass sie wenigstens eine Person lebend herausholen würden. Gegen drei Uhr nachts bin ich dann eingeschlafen und ich trinke gerade meine dritte Tasse Kaffee. Ich fühle mich lediglich etwas träge.

Weitere Personen strömen in den Konferenzraum, in dem leicht zwanzig Personen Platz finden, in dem aber normalerweise nicht mehr als fünfzehn Agenten gleichzeitig arbeiten. Die anderen sind auf Missionen in der ganzen Welt verteilt. Kynan McGraths Jameson Force Security hat sich allein im letzten Jahr mehr als vervierfacht und ist zur führenden privaten Sicherheitsagentur der Welt aufgestiegen. Was der König von Bretaria im Januar bewies, als er uns beauftragte, seine Tochter vor einer Entführung und einem Attentat zu schützen. Es gibt Büros in Pittsburgh und Vegas und Gerüchte, dass Kynan ein Büro an der Westküste und möglicherweise eins in Europa eröffnen möchte.

Unser geschätzter Leiter kommt als Letzter herein und schließt die Tür hinter sich. Kynan wirft einen grimmigen Blick auf den Fernseher, nimmt die Fernbedienung in die Hand und schaltet den Fernseher aus. Sofort kehrt Stille im Raum ein und wir drehen alle unsere Stühle in Kynans Richtung. Er nimmt am Kopfende des Tisches Platz.

„Ihr habt sicher die schrecklichen Nachrichten über den Flugzeugabsturz der Titans gesehen“, brummt Kynan leise, seine Stimme voller Trauer. Sein Blick wandert nach links zu Malik, der vier Stühle weiter sitzt. „Geht es deinen Brüdern gut?“

Die beiden Brüder von Malik, Lucas und Max, spielen Eishockey bei den Carolina Cold Fury. Sie hatten zweifelsohne persönliche Beziehungen zu den Menschen in diesem Flugzeug.

Malik presst die Lippen aufeinander. „Sie kommen klar, sind aber ziemlich erschüttert.“

„Wenn du eine Auszeit brauchst …“, sagt Kynan und lässt das aufrichtige Angebot in der Luft hängen.

Malik schüttelt den Kopf. „Mir geht es gut.“

Kynan hält Maliks Blick eine Sekunde, nur um sicher zu sein, dass er wirklich okay ist, und dann nickt er. Sein Blick wandert nach rechts, und er nickt Anna Tate zu, die direkt gegenüber von Malik sitzt und zufällig dessen Freundin ist. Sie ist sozusagen auch Kynans rechte Hand und stellt uns zu Beginn jeder Woche einen Fall vor. Ihre Aufgabe ist es, das Team über aktuelle Missionen oder Aufträge auf dem Laufenden zu halten und potenzielle Fälle zur Diskussion zu stellen.

Früher hat Kynan das alles selbst erledigt, aber er ist klug genug, um zu wissen, dass er von einer Fülle von Talenten und Erfahrungen umgeben ist, und er schätzt unsere Meinungen so sehr, dass Entscheidungen im Konsens mit der Gruppe getroffen werden. Er hat natürlich das letzte Wort, aber normalerweise entscheidet die Mehrheit, wenn wir Bedenken haben, einen bestimmten Fall anzunehmen.

Ohne extra aufzustehen, klickt Anna mit einer anderen Fernbedienung auf ein SMART-Board am anderen Ende des Raums, und wir drehen unsere Stühle um, um es zu sehen. Sie zeigt uns jede Woche eine PowerPoint-Präsentation mit knappen Zusammenfassungen, während sie zusätzliche Erläuterungen gibt.

Nachdem sie die aktuellen Fälle durchgegangen ist, sagt sie: „Wir haben nur einen neuen Fall zu behandeln, und der kam heute Morgen rein, also habe ich keine Präsentation vorbereitet.“

Das scheint ihr peinlich zu sein und ist irgendwie liebenswert. Malik scheint das auch so zu sehen, denn er lächelt sie auf eine amüsierte Art an, und sein Blick sagt: Ich liebe dich mit jedem Atemzug.

Noch ein Glückspilz.

Anna drückt auf die Fernbedienung und auf dem Bildschirm erscheint eine Kopie eines Nachrichtenartikels. Ich mache mir nicht die Mühe, ihn zu lesen, denn ich weiß, dass Anna ihn zusammenfassen wird.

„Dies wurde heute Morgen in einer Zeitung aus San Salvador veröffentlicht. Ein Amerikaner wurde verhaftet und beschuldigt, ein Spion zu sein.“

„Das passiert ständig“, sagt Cage abschätzig. „Länder wie dieses versuchen, die Pressefreiheit zu unterdrücken. Sie beschuldigen Reporter, Spione zu sein, damit sie sie im Grunde auf unbestimmte Zeit festhalten können.“

„Richtig“, sagt Anna und klickt erneut auf die Fernbedienung. „Außer … dass sie wirklich eine Spionin ist.“

Ich schaue auf das SMART-Board, auf dem ein Dossier liegt, das ich als eines von der CIA erkenne, die geheime Regierungsabteilung, für die ich früher gearbeitet habe.

Da ist das Bild einer blonden Frau, das ich nicht weiter beachte, sondern widme mich direkt der rechten Spalte mit den allgemeinen Informationen über.

Aber in meiner Brust krampft sich etwas zusammen und mein Blick kehrt zu dem Foto zurück. Ihr Haar hat die falsche Farbe und ist viel länger als damals, als ich sie das letzte Mal gesehen habe, doch ich werde nie diese Augen vergessen, die die Farbe von Bourbon haben.

Verdammte Scheiße … Greer Hathaway.

„… hat erst gemerkt, was los ist, als sie heute Morgen die Übergabe der von ihr gesammelten Informationen und Daten verpasst hat“, erzählt Anna weiter.

„Sie ist vom CIA?“, entkommt es mir etwas barsch.

Alle Köpfe drehen sich in meine Richtung und Annas Augen weiten sich bei meinem Tonfall. Ihre Stimme ist bedächtig, als sie sagt: „Ja. Ihr Auftrag war, Informationen über Hugo Mejia zu sammeln. Ihre letzte Kommunikation mit ihrem Vorgesetzten deutete darauf hin, dass sie ein ganzes Buch mit Informationen hatte, das Käufer, Lieferanten und sogar einige Schläferzellen von Terroristen enthielt.“

Gott. Hugo Mejia ist einer der weltweit erfolgreichsten Waffenhändler, der von der Vecindario 18 unterstützt wird, einer abscheulichen, bösartigen Gang in El Salvador, die ironischerweise ihren Ursprung in Los Angeles hat. Ich kann fast garantieren, dass Greer nicht rechtmäßig verhaftet wurde, sondern dass Polizisten, die auf Mejias Gehaltsliste stehen, sie wahrscheinlich von der Straße weggeschnappt haben und sie illegal festhalten. Sie werden sie töten, wenn sie in der Lage sind, das Hauptbuch wiederzuerlangen, und wenn nicht, werden sie sie foltern, bis sie es bekommen.

„Warum bittet die Regierung uns um Hilfe?“, überlegt Jackson laut. „Verfügt die CIA nicht über Spezialeinheiten, die für Rettungsaktionen ausgebildet sind?“

„Sie wurde verleugnet“, sage ich. Es ist wirklich nur eine Vermutung, aber ich wette, dass ich verdammt recht habe. „Sobald sie in der Presse – selbst in einer salvadorianischen Zeitung – als Spionin geoutet wurde, wird die CIA gezwungen sein, sie zu verleugnen, um ihre Tarnung zu schützen. Sie ist auf sich allein gestellt.“

Anna nickt. „Deshalb hat die Regierung Jameson gebeten, sie zu holen. Das können sie offiziell nicht.“

Am Tisch entbrennt ein Gespräch über das Für und Wider der Annahme eines solchen Auftrags. Ich blende sie aus und konzentriere mich auf Greers Foto. Ihr Haar ist von Natur aus dunkelbraun und ihre Haut sehr hell bronzefarben, das Ergebnis einer argentinischen Mutter und eines irisch-amerikanischen Vaters. Das Blond passt zu ihr, aber es gefällt mir überhaupt nicht.

Mein Blick schweift zu den Informationen, die in der Akte über sie aufgeführt sind. Name, Aliasnamen, Bildungsstand und gesprochene Sprachen. Sie spricht fließend Spanisch, Portugiesisch, Arabisch und Russisch. Ihre Sicherheitsfreigabe ist auf der höchsten Stufe und es werden sogar erkennbare persönliche Merkmale aufgeführt. Eine Narbe an der Schläfe – sie stammt von einem Fallschirmsprungunfall, bei dem sie wegen starken Windes in ein Kiefernwäldchen gestürzt ist. Eine Narbe am rechten Oberschenkel, die sie sich bei einem Messerkampf im Jemen zugezogen hat. Eine Verbrennung an der Innenseite ihres linken Beins durch das heiße Rohr einer Harley-Davidson, und schließlich … ein Unendlichkeitssymbol auf der Rückseite ihrer Schulter, genau wie bei mir.

Wie oft habe ich darüber nachgedacht, es entfernen zu lassen, und konnte mich doch nie dazu durchringen?

Kynans Stimme unterbricht meine Gedanken. „Ich denke, ihr habt alle gute Argumente, und im Moment bin ich nicht geneigt, diesen Fall zu übernehmen. Unsere Ressourcen sind im Moment ein wenig überstrapaziert …“

„Ich gehe“, mische ich mich ein.

Sein Blick fällt auf mich. „Was?“

„Ich gehe“, wiederhole ich und nicke zum Bildschirm. „Und das steht nicht zur Diskussion.“

„Du kennst sie“, vermutet Kynan.

Ich nicke zögernd, weil ich nicht wirklich etwas sagen will, aber das Gefühl habe, es tun zu müssen. „Wir waren verlobt. Ich habe sie nicht mehr gesehen, seit wir vor über zehn Jahren Schluss gemacht haben, aber ich werde nicht zulassen, dass sie gefoltert und möglicherweise getötet wird.“

„Ich werde mit ihm gehen“, meldet sich Jackson.

Cage und Malik äußern sich ebenso.

Ich schüttele den Kopf. „Wie Kynan schon sagte, sind wir überlastet, daher würde ich lieber allein gehen. Ich nehme an, wenn die Regierung Jameson anheuert, werde ich ausreichend Unterstützung haben.“

Anna nickt. „Ja. Voller Zugang zu privaten Reisen, Technologie und Waffen. Die CIA will sie zurück.“

„Die CIA will die Informationen in diesem Buch“, antworte ich bitter. „Mach dir nicht vor, dass sie ihnen etwas bedeutet. Sonst hätten sie sie nicht verleugnet.“

„Es tut mir leid“, murmelt Anna.

Ich schenke ihr ein entschuldigendes Lächeln – ein stilles Bedauern darüber, dass ich sie angeschnauzt habe –, bevor ich mich wieder Kynan zuwende. „Ich muss sofort los. Wenn sie sie heute Morgen mitgenommen haben, wird die Zeit knapp. Ich benötige deine Unterstützung bei der Kommunikation.“

Kynan nickt. „Ich werde Dozer und Bebe direkt zu deiner Verfügung stellen. Ich kann euch innerhalb einer Stunde in die Luft bringen.“

Das ist gut. Es ist ein etwa vierstündiger Flug in die Hauptstadt San Salvador, und wenn die CIA gute Informationen darüber liefert, wo Greer festgehalten wird, kann ich sie in der doppelten Zeitspanne herausholen. Meine größte Hoffnung ist, dass sie das verdammte Buch versteckt hat und der unvermeidlichen Folter standhält.

Solange sie es nicht haben, wird sie am Leben gehalten.

Kapitel 2

Greer

Der illegale Handel mit Waffen ist im Gegensatz zum Drogenhandel kein allzu lukratives Geschäft. Ironischerweise handelt es sich bei vielen Käufern um Drogendealer, die mit ihren Pistolen, Maschinenpistolen und Sturmgewehren Macht demonstrieren wollen. Diese Transaktionen machen zwar jährlich etwa eine Milliarde Dollar aus, aber das ist immer noch wenig, wenn ein Bösewicht richtig Geld verdienen will.

Daher sollte man meinen, dass die CIA nicht so sehr an einem Waffenhändler interessiert ist. Doch wie auch immer, diese Kleinwaffen bringen zwar nicht viel Geld ein, dienen aber dazu, die Machtstellung in Gemeinden zu sichern, insbesondere in solchen, die von Gangs kontrolliert werden.

Ich sitze in einer kleinen Zelle im Keller eines Lagerhauses und in diesem Fall geht es um die Lieferung von Waffen an große transnationale Gangs. Hier in El Salvador sind Gangs ein großes Problem, das sich auf ganz Süd-, Mittel- und Nordamerika erstreckt.

Hugo Mejia ist der Mann, hinter dem ich her bin. Ich wurde von meinem Arbeitgeber, der Central Intelligence Agency, beauftragt, in die Hauptstadt San Salvador zu kommen, Mejias Heimat, und so viele Informationen wie möglich zu sammeln, damit unsere Regierung ihn zu Fall bringen kann. Obwohl die Gangaktivitäten hier in El Salvador weit verbreitet und bösartig sind, ist unsere Regierung nicht so großmütig, dass sie den armen Seelen hier helfen möchte. Nein, die CIA ist mehr daran interessiert, die Teile der Gangs zu zerschlagen, die in den Vereinigten Staaten verwurzelt sind und von Mejia mit Waffen versorgt werden.

Die Gang, die ganz oben auf ihrer Zielliste steht, ist Vecindario 18, eine transnationale kriminelle Organisation, die ihren Ursprung in Los Angeles hat und sich von dort aus nach Süden ausgebreitet hat, wo sie ein enormes Wachstum verzeichnet. Als die Mitglieder in LA verhaftet und in ihre Heimatländer abgeschoben wurden, stieg die Zahl der Mitglieder in Lateinamerika an. Es gibt schätzungsweise dreißig bis fünfzigtausend Mitglieder von Vecindario 18, wobei die gewalttätigsten in Mittelamerika versammelt sind. Die Waffen, mit denen Hugo Mejia handelt, verkehren in beiden Richtungen zwischen Mittel- und Nordamerika, und da dies die US-Bürger in Gefahr bringt, muss er in seinem Heimatland zur Strecke gebracht werden.

Um Informationen über Mejia zu sammeln, musste ich ihm verdammt oft folgen, sein Haus und sein Waffenlager überwachen und mich als Haushälterin ausgeben, damit ich schließlich in sein Büro eindringen und Daten stehlen konnte.

Das ist mir erst gestern gelungen, nachdem ich fast zwei Monate verdeckt in seinem Haus gearbeitet habe. Ich spielte die Rolle eines einfachen, nicht sehr intelligenten Hausmädchens, und konnte leicht als Einheimische durchgehen, da ich die Hautfarbe meiner argentinischen Mutter habe und fließend Voseo-Spanisch und die lokale Sprache Caliche spreche.

Als ich sein Büro aufräumte, war es ganz einfach, einen USB-Stick in seinen Laptop zu stecken, während er mit seiner Familie zu Tisch war. Der Stick enthielt einen Virus, der seine Firewall und sein Passwort umgehen und eine Kopie seiner gesamten Festplatte herunterladen konnte. Als der Download begann, wusste ich, dass ich auf eine Reihe von Dealern, Lieferanten und Gangzellen gestoßen war, an die er verkauft hatte. Ich erkannte sogar eine terroristische Schläferzelle, an die er Granatwerfer, Mörser und Panzerabwehrkanonen liefert.

Ich holte den USB-Stick, als ich mit dem Abstauben fertig war. Es war fast Feierabend und ich war weniger als eine halbe Stunde von einer sauberen Flucht entfernt.

Und dann begann die sprichwörtliche Kacke zu dampfen, als ein Wachmann hereinkam und sah, wie ich den USB-Stick in meine Tasche steckte.

Was folgte, war eine langwierige Angelegenheit – ich gegen mehrere Wachen –, einschließlich einer wilden Verfolgungsjagd durch die Stadt, aber ich war Mejias Reichweite nicht gewachsen. Ich wurde gefangen genommen und sitze jetzt in einer Zelle.

Ich habe keine Ahnung, wo sie liegt, da sie mir eine Tüte über den Kopf gezogen haben, bis wir unser Ziel erreichten. Ich wurde in ein Untergeschoss ohne Fenster gebracht und in eine Zelle mit verschimmelten Wänden und Eisenstangen gesteckt. In der Ecke steht ein Eimer als Toilette und auf dem Boden liegt eine dreckige Matratze. Seitdem laufe ich hin und her und versuche, Pläne zu schmieden, wie ich mir selbst das Leben retten kann.

Die einzige Rettung ist, dass sie den USB-Stick nicht gefunden haben, und ich habe ihn ganz sicher nicht verschluckt. Solange ich das Versteck nicht verrate, bleibe ich am Leben und finde hoffentlich einen Fluchtweg.

Gelegentlich geht ein Mann an meiner Zellentür vorbei. Mejia setzt eindeutig Mitglieder der Vecindario-Gang als seine Schläger ein, die leicht an der Zahl Achtzehn in irgendeiner Form zu erkennen sind, die entweder auf ihrer Kleidung oder auf ihre Haut tätowiert ist. Die Männer, die in diesem Untergeschoss patrouillieren, sind hingegen eine militarisierte Truppe. Sie tragen schwarze Hemden und Uniformen mit Kampfstiefeln und M4-Carbine-Sturmgewehre sowie Pistolen im Halfter an der Hüfte. Da ich keine Abzeichen sehe, frage ich mich, ob es sich um örtliche Polizisten außer Dienst handelt, die auf seiner Gehaltsliste stehen, oder um ehemalige Militärs, die man anheuern kann.

Ich werde gut bewacht, und die Flucht aus dieser Zelle wird schwierig, zumal ich keinen Gegenstand in der Zelle habe, den ich wie MacGyver in etwas verwandeln könnte, um das Schloss zu knacken.

Natürlich ist es die Gefahr dieser Arbeit, die mich anzieht und erfüllt. Durch sie fühle ich mich wirklich lebendig. Und das ist ziemlich beschissen, wenn man darüber nachdenkt. Nahtoderfahrungen steigern meine Lebensfreude. Ich bin mir sicher, dass ein Psychiater einen Riesenspaß daran hätte, in meinen Kopf zu kommen, aber ich würde ihm einfach sagen, dass ich nichts anderes im Leben habe.

Männerstimmen dringen durch den Flur. Sie kommen näher, das Geräusch ihrer Stiefel auf dem Betonboden hallt von den Wänden wider. Ich trete ein paar Schritte von meiner Zellentür zurück und Hugo Mejia kommt zusammen mit zwei anderen Männern ins Blickfeld.

Der eine trägt eine Militäruniform, während der andere eindeutig ein Vecindario 18 ist, wie die römische Zahl XVIII über seiner linken Augenbraue beweist. Er trägt weite Jeans, ein übergroßes T-Shirt und eine Fülle von Goldketten um Hals und Handgelenke. Er lächelt mich anzüglich an und auf einem Vorderzahn blitzt ein Diamant.

„Señorita“, sagt Mejia. In seinem Tonfall schwingt Enttäuschung über mich mit, aber auch das Versprechen auf Vergeltung. „Du hast mich bestohlen, und das gefällt mir überhaupt nicht.“

Ich antworte nicht und schaue ihm weiter in die Augen.

Er fährt fort, während er langsam einen Schlüssel aus seiner Tasche nimmt und ihn in das Zellenschloss steckt. „Ich weiß, du dachtest, du wärst schlau, wenn du Informationen von meinem Laptop herunterlädst, aber einen Fuchs kannst du nicht überlisten.“

Ich möchte am liebsten mit den Augen rollen. Spöttisch schnauben. Ich habe keine Ahnung, woher er wusste, dass ich ihm etwas weggenommen habe, aber gern würde ich ihn fragen, wieso ich entkommen konnte und Zeit hatte, meine Beute zu verstecken, wenn er so schlau ist.

Aber ich bin nicht dumm. Ich halte meinen Mund.

Mejia dreht den Schlüssel, das alte Innenleben des Schlosses knarrt, als die Riegel sich zum Aufschließen aneinanderreihen, und die Tür schwingt mit einem mächtigen Ächzen auf. Er tritt jedoch nicht ein, sondern sagt nur: „Espada.“

Klinge.

Der Mann tritt hindurch, und ich sehe erst jetzt, dass er ein Seil in einer Hand und ein großes Messer an der Hüfte trägt. Ich widerstehe dem Drang, noch weiter zurückzutreten, denn ich brauche den wenigen Platz, um zu kämpfen, wenn er das Messer zieht. Ich werde nicht gewinnen, aber ich werde auch nicht klein beigeben.

Anstatt die Waffe an seiner Hüfte zu berühren, befiehlt er auf Spanisch: „Leg deine Handgelenke zusammen.“

„Ich verzichte“, sage ich auf Englisch.

Der Mann versteht mich offensichtlich nicht und schaut wieder zu Mejia.

Mejia lacht leise, als ob er sich über meine Stichelei freuen würde. Aber seine Worte sind kalt und hart, als er dem Mann sagt: „Sie wird sich wehren. Zögere es nicht lange hinaus.“

Das ist alles, was der Mann braucht, und ich habe keine Zeit zu reagieren. Er schwingt eine geballte Faust und sie trifft meine linke Schläfe. Ich spüre, wie ich falle und die Welt schwarz wird.

***

Ich bin nicht lange bewusstlos. Der Schmerz in meinen Schultern weckt mich, und ich spüre, wie ich hochgehoben werde. Ich blinzle die Tränen weg, nicht der Angst, sondern des Schmerzes, und sehe Mejia in der Zellentür stehen.

Ich blicke nach oben und meine Schultern verrenken sich erneut, als ich sehe, dass meine Handgelenke gefesselt sind. Sie sind über einen Haken in der Decke gespannt, den ich bemerkt habe, als ich hier hineingeworfen wurde. Ich habe den Haken als potenzielle Waffe in Betracht gezogen, aber er war zu hoch für mich, um ihn zu erreichen.

Das Gangmitglied, das mich geschlagen hat, zieht noch einmal, sodass ich mich fast auf die Zehenspitzen stellen muss, und verknotet das Seil fest. Schweiß bricht mir aus, und ich weiß, dass ich in der Scheiße stecke.

Ich war schon öfter in schlimmen Situationen, als mir lieb ist. Ich habe Narben und musste ein paarmal eine Therapie machen, aber ich habe immer durchgehalten.

Irgendetwas an dieser Sache scheint jedoch einen Hauch von Endgültigkeit zu haben. Mir ist klar, dass ich nicht in unmittelbarer Todesgefahr bin, aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass ich hier nicht lebend rauskomme.

Der Mann tritt zurück und Mejia rückt näher an mich heran. „Sag mir … was genau wolltest du?“

Das bedeutet, dass er vielleicht weiß, dass ich in seinem Büro war und nach etwas gesucht habe, aber er weiß nicht, was. Ich halte meine Zunge im Zaum und bete, dass sie nicht irgendwann herausgeschnitten wird.

„Für wen arbeitest du?“, fragt er und scheint sich nicht daran zu stören, dass ich die erste Frage nicht beantwortet habe.

Ich bleibe beharrlich still.

Das scheint ihm zu gefallen und sein Mund verzieht sich zu einem bösen Lächeln. „Du willst nicht reden, hm? Gut so. Meine Männer sind gelangweilt.“

Ein Schauer der Angst läuft mir über den Rücken, und weil ich so durchgeknallt bin, steigt auch mein Adrenalinspiegel an. Dies ist einer dieser Momente, in denen ich mich lebendiger fühle als je zuvor.

„Bereite sie vor“, bellt Mejia auf Spanisch, während er sich von mir abwendet und der Mann, den er Espada nennt, das Messer aus der Halterung an der Hüfte zieht.

Keine Angst zeigen. Keine Angst zeigen. Keine Angst zeigen.

Er tritt vor mich und hält das Messer hoch. Die Klinge ist mindestens neun Zentimeter lang und würde mich ohne große Anstrengung vom Brustbein bis zum Schambein aufschlitzen. Anstatt die Klinge jedoch in meinen Körper zu stoßen, greift er nach dem Bund meiner Leggings, die ich vorhin beim Hausputz getragen habe, und schneidet sie mir mit dem Messer vom Körper. Es braucht nicht mehr als vier Schnitte an verschiedenen Stellen und meine Hose ist weg. Ich habe nur noch ein T-Shirt und ein Höschen an.

Es ist klar, dass er nicht vorhat, mich zu töten, sondern etwas plant, das wahrscheinlich schlimmer ist als der Tod.

Aber der Mann fasst mich nicht weiter an, sondern macht auf dem Absatz kehrt und verlässt die Zelle.

Wieder steht Mejia vor mir, sein Gesicht nur Zentimeter von meinem entfernt.

„Ich möchte, dass du etwas Zeit hast, um darüber nachzudenken, was mit dir passieren wird. Ich könnte dich stundenlang foltern lassen, aber ich will es nicht in die Länge ziehen. Du hast eine Stunde Zeit, zu entscheiden, wie der Rest deines Lebens ablaufen soll. Ich werde mit mehreren Männern zurückkommen und jeder wird eine nette Runde mit dir drehen, und ich denke, dann wirst du in Gesprächslaune sein. Und wenn sie dich nehmen, gibt es keine Regeln. Sie können tun, was sie wollen, solange du noch einen Herzschlag hast, wenn sie fertig sind. Wenn du aber schlau bist, wirst du mir die Informationen freiwillig geben. Wenn du das tust, verspreche ich dir einen schnellen Tod … eine Kugel ins Gehirn. Du hast mein Wort.“

Ich möchte ihm ins Gesicht spucken, aber ich bin sicher, dass er mit Gewalt reagieren wird, und ich muss meinen Verstand schützen. Also schweige ich und weigere mich, ihm auch nur ein einziges Wort zu sagen.

Wir starren uns eine Weile an, und als er sich davon überzeugt hat, dass ich die Bedingungen verstehe und mir eine Stunde Zeit zum Nachdenken nehmen will, lächelt er.

Er ist zuversichtlich, dass er in einer Stunde die benötigten Informationen haben wird.

Ich bin zuversichtlich, dass ich das Versteck nicht preisgeben werde, selbst wenn er die gesamten örtlichen Vecindario 18 auf mich hetzt. Als Frau muss ich immer damit rechnen, vergewaltigt zu werden, wenn ich gefangen genommen werde, und ich bin bereit, das in Kauf zu nehmen. Ich habe keine andere Wahl.

Im Moment kann ich nur hoffen, dass die CIA ein Team nach mir schickt. Nach meiner Schätzung habe ich den Termin mit meinem Kontaktmann vor mehr als fünf Stunden verpasst. Ein lokales Team sollte schon auf dem Weg sein. Sie sind wahrscheinlich in der Nähe und überlegen, wie sie am besten eindringen können, ohne dass ich dabei getötet werde. Ja, ich bin sicher, dass die Kavallerie gleich um die Ecke kommt und ich mir keine Sorgen machen muss.

Kapitel 3

Ladd

Letztendlich hat die CIA alles getan, worum ich gebeten habe, um mich nach San Salvador zu fliegen und Greer zu retten. Sie verschafften mir eine legale Tarnung als ausländischer Investor aus Kanada und organisierten eine privates Charterflugzeug, das in Wirklichkeit der US-Regierung gehört und zusammen mit einer Reihe anderer Flugzeuge in Camp Peary untergebracht ist. Außerdem verfüge ich über ein Waffenarsenal, einschließlich Schusswaffen und Sprengstoff. Sogar meinem Wunsch nach C4 und einer Drohne wurde entsprochen, obwohl sie mich nicht mit dem Sprengstoff reisen ließen. Den muss ich von einem Agenten abholen, der undercover in der Stadt stationiert ist.

Schließlich erhielt ich einen Beutel mit Geld, das ich für Bestechungen und Informationen verwenden soll, was mir zeigt, wie sehr sie an den von Greer gesammelten Informationen interessiert sind.

Zusätzlich bekam ich auch einen Laptop, den Bebe und Dozer mit der besten verfügbaren Entschlüsselungssoftware sowie mit selbst entwickelten Programmen ausgestattet haben, mit denen sie jedes Wi-Fi-Netzwerk der Welt hacken können. Sie werden meine Augen und Ohren aus der Ferne sein.

Die vierstündige Flugreise von Pittsburgh nach San Salvador diente der Planung. Kynan, Dozer, Bebe und Jackson setzten sich via Satellitenverbindung mit mir an einen Tisch. Wir gingen alle Informationen durch, die die CIA zur Verfügung stellte, und das waren garantiert nicht alle, die relevant waren. Das weiß ich aus meiner eigenen Zeit, in der ich für die Organisation gearbeitet habe.

Aus Greers regelmäßigen Informationsberichten, die die CIA uns schickte, erfuhren wir, dass Mejia hauptsächlich von seinem Haus aus arbeitet, in dem er mit seiner Frau und seinen fünf Kindern sowie einer kleinen Truppe von paramilitärischen Soldaten lebt. Obwohl er enge Verbindungen zu Vecindario 18 hat, kommen diese nicht in die Nähe seines Hauses.

Er hat auch ein Lagerhaus etwa fünfzig Kilometer außerhalb von San Salvador, das von der gleichen Art von Soldaten und außerdem von Gangmitgliedern bewacht wird. Seltsamerweise schützen aber nicht so viele das Lagerhaus wie sein Haus, was mir zeigt, dass ihm sein eigenes Leben und das seiner Familie wichtiger ist. Vielleicht glaubt er auch, dass niemand so dumm wäre, ihn zu bestehlen. Auf jeden Fall ist das Lagerhaus weniger gut geschützt als sein Haus. Wir vermuten, dass Greer an einem dieser beiden Orte festgehalten wird, aber es besteht auch die Möglichkeit, dass sie an einem ganz anderen Ort ist.

Um es sicher zu wissen, muss ich einen Teil des Bestechungsgeldes verwenden, mich mit einem Informanten von Vecindario 18 treffen, und hoffen, dass er genug Insiderwissen hat, um zu wissen, wo Greer festgehalten wird.

Der Name des Informanten ist Frankie Orellana, ein Salvadorianer der ersten Generation, der in die Vereinigten Staaten ausgewandert war und sich in Los Angeles wiederfand. Da er vom Pech verfolgt war, wurde er dort von der 18th Street Gang rekrutiert und verbrachte einige Jahre damit, Verbrechen zu begehen. Meist im Zusammenhang mit Drogen, um seiner Gang zu helfen. Er war verheiratet und hatte einen kleinen Sohn, als er wegen einer Straftat verhaftet wurde, die ihn für lange Zeit ins Gefängnis bringen könnte.

Stattdessen wurde er nach El Salvador abgeschoben und gezwungen, seine amerikanische Frau und seinen in Amerika geborenen Sohn zurückzulassen. Er war ein erstklassiger Rekrut für die US-Regierung, die ihm anbot, wieder mit seiner Familie zusammenzukommen, wenn er als Informant arbeitete. Frankie willigte ein und schloss sich einer der größeren Gangs, die für die Vecindario 18 arbeiten, an, wo er die letzten vier Jahre verbracht hat.

Sein Kontaktmann hat unser Treffen arrangiert, und um vorsichtig zu sein, findet es außerhalb der Stadt auf einem verlassenen Bauernhof statt. Ich brauche dreißig Minuten, um vom Flughafen dorthin zu gelangen, und diese Zeit möchte ich nicht verschwenden. Leider ist er meine beste Chance, Greer zu finden. Allerdings muss ich seine Informationen mit Vorsicht genießen. Er ist seit vier Jahren das Schoßhündchen der CIA und wurde noch immer nicht mit seiner Familie wiedervereint, sodass er seiner Gang gegenüber loyaler sein könnte als der US-Regierung gegenüber.

Als ich auf einen schmalen Feldweg mit hoher Vegetation auf beiden Seiten eingebogen bin, lege ich gut fünfzig Meter zurück und sehe dann, dass Orellana bereits angekommen ist. Er lehnt an der Seite eines alten Buick, der so verrostet ist, dass ich mich wundere, dass die Türen noch dran sind.

Er ist ein drahtiger Mann, einen guten Meter kleiner als ich, stelle ich fest, als ich aus dem Jeep steige, der mir am Flughafen zur Verfügung gestellt wurde. Orellana verdreht den Hals nach links und rechts, als würde er erwarten, dass jemand aus dem Gebüsch auf uns zuspringt. Er sieht verschlossen und fluchtbereit aus. An der Feindseligkeit in seinen Augen erkenne ich, dass er nicht glücklich über dieses Treffen ist.

Ich mache mir nicht die Mühe, meine Hand anzubieten. Nur ein knappes Nicken.

„Danke, dass du dich mit mir triffst, Frankie.“

Er zieht die Augenbrauen hoch, weil er überrascht ist, dass ich Spanisch spreche. Ich spreche auch Russisch, aber ich bin bei Weitem nicht so gut darin wie Greer. Sie gehört zu den sprachbegabten Menschen.

Frankie antwortet auf Spanisch, aber der bockige Ton ist international. „Ich will gar nicht hier sein.“

Ich werde keine Zeit verschwenden, um seine Gefühle zu beschwichtigen.

„Ich habe fünfzigtausend US-Dollar für dich in diesem Jeep, wenn du gute Informationen für mich hast.“

Jetzt scheint es gar nicht mehr so abschreckend zu sein, sich mit mir zu treffen. Frankies Blick fällt auf den Jeep, und ich kann den scharfsinnigen Ausdruck auf seinem Gesicht lesen, als er zu mir zurückschaut und mich abschätzt.

„Bevor du auch nur daran denkst, nach der Waffe in deiner Hose zu greifen, musst du wissen, dass ich schneller bin. Du wärst tot, bevor du sie in die Finger bekommst. Und wenn du mir nicht nach besten Kräften hilfst und ich mich nach diesem Treffen nicht bei deinem Kontaktmann melde, wirst du deine Familie nie wiedersehen. Haben wir uns verstanden?“

Frankie starrt mich an, nickt aber. „Klar.“

„Gut. Es bleibt alles unter uns. Nichts wird weitergegeben, auch nicht an deinen Kontaktmann.“

Wieder blinzelt mich Frankie ungläubig an.

„Ich gehöre nicht zur US-Regierung“, erkläre ich. „Ich bin privat hier, also bin ich niemandem unterstellt.“

Das ist die Beruhigung, die der Mann offensichtlich brauchte, denn er entspannt sich und seine Schultern senken sich ein wenig. „Was willst du wissen?“

„Hugo Mejia hat eine Amerikanerin entführt. In der Zeitung stand, sie sei eine Spionin, und es heißt, sie wird im örtlichen Gefängnis festgehalten. Wir wissen, dass das nicht stimmt, und ich bin mir sicher, dass Hugo sie woanders festhält. Ich muss wissen, wo.“

Frankie schaut sich noch einmal in der Gegend um und reibt sich den Nacken.

„Weißt du etwas darüber?“, frage ich barsch.

Wieder sieht er mich ungläubig an. „Ich glaube, ich kann sagen, wo sie ist. Ich arbeite nicht direkt für Mejia, aber einige meiner Freunde tun es, und er hat ein paar von ihnen in sein Lagerhaus südlich von Tonacatepeque bestellt.“

„In das, in dem er seine Waffen lagert?“