Codename: Heist - Sawyer Bennett - E-Book

Codename: Heist E-Book

Sawyer Bennett

4,5

Beschreibung

Ich bin ein erstklassiger Dieb. Oder zumindest war ich das, bevor ich erwischt wurde und im Gefängnis landete. Während ich meine Strafe absaß, beschloss ich, in Zukunft ein ehrliches Leben zu führen, jedenfalls soweit mein Job bei Jameson Force Security das zulässt. Manchmal verschwimmen die Grenzen, was mich nicht stört. Obwohl ich Saint - also Heiliger - heiße, bin ich für viele der Teufel. Mein Vorhaben, dem Gesetz zu folgen, verläuft wie geplant, bis meine Vergangenheit und meine Gegenwart auf brutale Weise aufeinanderprallen. Während ich mich in Paris darauf vorbereite, einen Ring hochspezialisierter Diebe auffliegen zu lassen, stehe ich plötzlich meiner größten Bedrohung – und meiner gefährlichsten Versuchung – Auge in Auge gegenüber. Sindaria "Sin" Westin war die Liebe meines Lebens, bis ihr Verrat mich hinter Gitter gebracht hat. Nun muss ich nach einem Weg suchen, ihr wieder zu vertrauen, zumindest lange genug, um diesen Job zu Ende bringen zu können. Als mir klar wird, dass wir diesen Raubüberfall mit unserem Leben bezahlen werden, tue ich alles in meiner Macht Stehende, um Sin zu schützen, selbst wenn das bedeutet, mein Leben gegen ihres eintauschen zu müssen. Denn egal, wie sehr ich mich auch belüge, Sins größter Coup bestand darin, mir mein Herz zu stehlen. Teil 3 der "Jameson Force Security Group"-Reihe von New York Times Bestseller-Autorin Sawyer Bennett.

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Sawyer Bennett

Codename: Heist (Jameson Force Security Group)

© 2020 by Sawyer Bennett

© 2020 der deutschsprachigen Ausgabe und

Übersetzung by Plaisir d’Amour Verlag, D-64678 Lindenfels

www.plaisirdamour.de

[email protected]

Englischer Originaltitel: »Code Name: Heist (Jameson Force Security Book 3)«

Deutsche Übersetzung: Ute Heinzel für Daniela Mansfield Translations 2020

Covergestaltung: © Mia Schulte/Sabrina Dahlenburg

Coverfoto: © Shutterstock

ISBN eBook: 978-3-86495-456-6

ISBN Taschenbuch: 978-3-86495-455-9

Alle Rechte vorbehalten. Dies ist ein Werk der Fiktion. Namen, Darsteller, Orte und Handlung entspringen entweder der Fantasie der Autorin oder werden fiktiv eingesetzt. Jegliche Ähnlichkeit mit tatsächlichen Vorkommnissen, Schauplätzen oder Personen, lebend oder verstorben, ist rein zufällig.

Dieses Buch darf ohne die ausdrückliche schriftliche Genehmigung der Autorin weder in seiner Gesamtheit noch in Auszügen auf keinerlei Art mithilfe elektronischer oder mechanischer Mittel vervielfältigt oder weitergegeben werden. Ausgenommen hiervon sind kurze Zitate in Buchrezensionen.

Inhalt

Copyright

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Epilog

Biografie

Kapitel 1

Saint

»Noch eine Runde!«, ruft Cage der Bedienung zu, als sie an unserem Tisch vorbeigeht.

»Nein, nein, nein«, stöhnt Dozer mit hängendem Kopf und schlägt mit der Faust auf den Tisch. »Ich habe genug.«

»Du kannst noch nicht genug haben«, lache ich, klopfe ihm mit der Hand auf die Schulter und grinse Cage an, der auf der anderen Seite sitzt. »Das ist ein Initiationsritus. Eine Tradition. Du bist der Neue. Es ist Pflicht, sich als Teil des Willkommensprozesses zu betrinken.«

»Ach ja?«, fragt Dozer und kneift seine dunklen Augen zusammen. »Wie kommt es dann, dass Jimmy und Malik sich nicht betrinken? Sie sind genauso neu wie ich.«

Jimmy Tate sitzt neben seiner Frau Anna, die als Einzige von uns heute Abend nicht trinkt. Er hat den Arm um ihre Schulter gelegt und flüstert ihr etwas ins Ohr, das ihre Augen leuchten lässt. Jimmy ist vor etwa einem Monat nach Ablauf seines Einsatzes als Army Ranger zu Jameson gestoßen. Es war für die beiden ein guter Wechsel, da Anna ihr erstes gemeinsames Kind erwartet. Sie stammt ursprünglich aus dem westlichen Pennsylvania und wollte näher bei ihrer Familie sein.

Malik Fournier sitzt zwischen Anna und Cruce. Er redet wild gestikulierend, während er Cruce und Barrett eine Geschichte erzählt. Jameson hat Malik schon vor längerer Zeit verpflichtet, angefangen hat er jedoch erst kürzlich. Er war genau wie ich früher bei der Marine. Bis jetzt ist er dafür berühmt, dass zwei seiner Brüder professionelle Eishockeyspieler bei den Carolina Cold Fury sind.

Ich schaue wieder zu Dozer. »Malik und Jimmy sind zwar tatsächlich genauso neu wie du, aber weil sie morgen zu einem streng geheimen und unglaublich gefährlichen Einsatz aufbrechen, ist es vermutlich das Beste, wenn sie sich nicht die Seele aus dem Leib kotzen.«

Dozer nickt und schenkt mir ein strahlendes Grinsen. »Schon gut. Und weil ich ein guter und loyaler Teamkamerad bin, werde ich ihre Schnäpse trinken.«

»Das ist mein Junge«, feuert Cage Dozer an und haut ihm auf den Rücken. »Er gibt nicht so einfach auf.«

Lachend trinke ich einen Schluck von meinem Bier. Das fühlt sich gut an … einen Abend mit meinen Teamkameraden zu verbringen, um neue Freunde zu feiern und sich von anderen zu verabschieden. Malik und Jimmy reisen morgen ab, zusammen mit Merritt Gables, Tank Richardson und Sal Mezzina aus dem Büro in Las Vegas.

Ich habe Dozer auch keinen Zucker in den Arsch geblasen. Es handelt sich um eine Geheimoperation. Manchmal werden wir von unserer Regierung angeheuert und die Einsätze können gefährlich sein. Auch wenn diese Männer ziemlich neu in meinem Leben sind und wir gerade erst anfangen, uns kennenzulernen, sind wir jetzt trotzdem so etwas wie Brüder und ich empfinde ein Mindestmaß an Sorge für sie. Diese Mission ist nicht so geheim, dass uns die Einzelheiten nicht mitgeteilt wurden, aber sie ist trotzdem heikel genug, dass außerhalb unseres Unternehmens niemand davon weiß.

Jameson wird gemeinsam mit einer internationalen Rettungsmannschaft zusammenarbeiten, die versuchen wird, einige Notstandsarbeiter zu befreien, die in Syrien als Geiseln genommen wurden. Unsere Jungs werden mit einigen der Geheimteams aus Großbritannien und Australien kooperieren.

Ich tue nicht so, als würde ich die interne Dynamik unserer Regierung verstehen, aber als ich den Job bei Jameson Force Security annahm, war es schon eine kleine Überraschung zu erfahren, dass wir oftmals angeheuert werden, um Militäreinsätze durchzuführen, anstatt das tatsächliche Militär hineinzuschicken. Es hat irgendetwas mit haushaltsrechtlichen Beschränkungen und politischen Auswirkungen zu tun, aber im Wesentlichen werden wir oft gebucht, wenn der Verteidigungsetat nicht angerührt oder unsere Regierung mit einer bestimmten Art des Einsatzes nicht in Verbindung gebracht werden darf.

Wie dem auch sei, unsere Jungs werden sich in einer Brutstätte der Feindschaft wiederfinden, um Geiseln zu befreien, trotz des klaren Grundsatzes unserer Regierung, dass sie »mit Terroristen und Geiselnehmern nicht verhandelt«. Das beunruhigt mich und lässt mich um meine Freunde bangen.

»Saint«, ruft Malik und unterbricht mich in meinen Gedanken. »Stimmt es?«

»Was stimmt?«, frage ich. Dies ist unsere erste Gelegenheit, mit Malik und Jimmy auszugehen, seit sie vor ein paar Wochen zu uns gestoßen sind. Wir waren mit der Situation um Cruce und Bennett etwas abgelenkt gewesen – wir hatten Barrett vor einem Verrückten gerettet, der versucht hatte, sie zu entführen.

Malik beugt sich nach vorn und stützt sich mit den Armen auf dem Tisch ab. Sein Gesichtsausdruck zeugt von extremem Interesse und großer Aufregung. »Cruce behauptet, du wärst ein Meisterdieb gewesen, bevor du bei Jameson angefangen hast.«

Alle werden still, alle Augen sind auf mich gerichtet. Wir sind ein neues Team und lernen uns gerade erst kennen. Kynan hat niemandem von meiner Vergangenheit erzählt, aber sie ist mir auch nicht peinlich. Wie dem auch sei, Cruce weiß Bescheid, weil ich ihm an einem Abend nach zu vielen Bieren davon berichtet habe.

Lachend nicke ich und bestätige das Gerücht, das ihm zu Ohren gekommen ist. »Und davor war ich bei der Marineinfanterie, genau wie du.«

Malik pfeift tief und anerkennend. »Kein Scheiß? Mann, das ist einfach zu krass. Ich wette, du hast tolle Geschichten zu erzählen.«

»Die meisten würden mich in den Knast bringen«, sage ich listig. »Aus diesem Grund werde ich sie auch niemals zum Besten geben.«

»Schon verstanden«, antwortet Malik und hält die Hände hoch.

Die Bedienung erscheint mit einem Tablett voller Tequilagläser, Zitronenschnitze und einem Salzstreuer. Als sie alles auf dem Tisch abstellt, zeigt Cage auf mich. »Geben Sie diesem Mann die Rechnung. Wie es scheint, ist er stinkreich.«

Oh, solch ein junger Hund, der keine Ahnung davon hat, warum Menschen furchtbare Dinge tun.

Ja … ich habe viele Jahre damit verbracht zu stehlen. Diebstähle der Spitzenklasse von unfassbar teuren Gegenständen, und um das zu tun, habe ich die Welt bereist.

Es ist falsch. Es ist gesetzeswidrig, unethisch und geht sogar gegen meine eigenen Moralvorstellungen.

Aber ich hatte meine Gründe und dafür entschuldige ich mich nicht. Abgesehen davon habe ich für meine Zeit als Dieb einen hohen Preis gezahlt … und ich spreche nicht von der Zeit, die ich im Gefängnis verbracht habe.

Obwohl ich für meine Straftaten in den Knast gewandert bin, war es nichts im Vergleich zu dem, was ich verloren habe.

Kopfschüttelnd ziehe ich mein Portemonnaie hervor, gebe der Bedienung einen Hundertdollarschein und sage ihr, dass sie den Rest behalten kann.

Dann wende ich mich an Cage. »Einen großen Teil des Geldes, das ich verdient habe, habe ich verschenkt, aber trotzdem – es geht mir nicht schlecht.«

»Du hast es wirklich verschenkt?« Jimmy scheint erstaunt zu sein. »Wie ein moderner Robin Hood?«

Zunächst antworte ich nicht und es macht mir auch nichts aus, dass alle mich anstarren. Ganz plötzlich bin ich für meine neuen Freunde zum interessantesten Mann der Welt geworden. Ich nehme den Salzstreuer, lecke über die Stelle auf dem Handrücken unterhalb meines Daumens und gebe dann etwas Salz dorthin.

Nachdem ich den Streuer an Barrett weitergegeben habe, die zu meiner Rechten sitzt, tut sie es mir gleich und gibt ihn dann der nächsten Person. Ich hebe meinen Tequila, während alle anderen sich auf ihre Schnäpse vorbereiten. »Ich bin kein Robin Hood, der übermäßig großzügig war. Als Dieb war ich egoistisch. Meine Arbeit hat meinen eigenen Bedürfnissen gedient. Aber dennoch … das meiste habe ich verschenkt.«

»Aber warum?«, will Malik wissen und ich blicke zu Cruce hinüber. Neben Kynan ist er der Einzige, der meine ganze Geschichte kennt.

Sein Gesichtsausdruck versichert mir, dass mich niemand an diesem Tisch wegen meiner Vergangenheit verurteilen würde.

Aber heute Abend steht mir nicht der Sinn danach, darüber zu sprechen. Nicht an einem Tisch voller Fast-Betrunkener. Ich bin mir sicher, dass ich eines Tages davon erzählen werde – vielleicht in einer persönlicheren Umgebung. Vermutlich in Einzelgesprächen.

Wenn es die Leute wirklich interessiert.

Für heute Abend jedoch bleibt es mein Geheimnis.

Ich betrachte mir den langen Tresen hinter Cruce, an dem sich Pittsburghs Macher drängen. Vor drei Monaten eröffnete Kynan hier in Pittsburgh eine neue Zentrale für die Jameson Force Security. Diese Bar befindet sich weitab unseres Bürogebäudes, das er mitten im schlimmsten Stadtviertel ausgewählt hat, um andere Menschen davon fernzuhalten. Wir sitzen in einer vornehmen Bar mit Berufstätigen, von denen viele im Banken- oder Medizinwesen tätig sind, welches den Stahl als bekannteste Handelsware der Stadt abgelöst hat. Junge Millennials feiern das Ende des Arbeitstages, indem sie einander ignorieren und sich auf ihre Telefone konzentrieren.

Und genau dort … genießt eine hübsche junge Frau einen Drink.

Ich lecke das Salz von meiner Hand ab und kippe den Tequila hinunter. Ich nehme den Zitronenschnitz, der vor mir liegt, beiße hinein und genieße den Saft einen Augenblick, bevor ich ihn runterschlucke.

Während ich den Blick über meine Freunde schweifen lasse, erhebe ich mich langsam und knöpfe mir meine Anzugjacke zu. Im Gegensatz zu allen anderen, die in lässiger Kleidung erschienen sind, trage ich einen Designeranzug.

Was soll ich sagen? Ich ziehe mich eben gern schick an.

»Entschuldigung, meine Damen.« Ich lächele Anna und Barrett an, bevor ich die Männer ansehe. »Und Herren … aber wir werden uns den Grund, warum ich zu einem Dieb geworden bin, für ein anderes Mal aufheben. Mir ist etwas ins Auge gefallen, das nach sehr viel mehr Spaß aussieht als ihr Leute hier.«

Ich schaue zu der Frau hinüber. Sie ist etwa in meinem Alter – ich bin sechsunddreißig –, vielleicht sogar ein wenig älter. Sie trägt ein Designerkleid, eine teure Handtasche und kostbaren Schmuck, aber keinen Ehering. Ich wette, sie duftet nach edlem Parfüm.

Alle an unserem Tisch drehen die Köpfe in die Richtung, in die ich blicke.

Dozer murmelt: »Sehr hübsch.«

Cage fängt bellend an zu lachen. »Auf gar keinen Fall. Sie ist mehr als nur eine Nummer zu groß für dich.«

»Sie trägt einen ziemlichen Haufen Schmuck«, stellt Cruce fest und ich muss leise lachen.

Kopfschüttelnd zwinkere ich. »Ihre Juwelen sind vor mir sicher … aber andere Teile an ihr sind es nicht.«

»Oh Mann«, verkündet Dozer und zieht eine Augenbraue hoch, »der Junge hat was drauf.«

Jimmy hält seiner Frau scherzhaft die Ohren zu, dann hebt er die Stimme und sagt: »Diese Unflätigkeiten brauchst du nicht zu hören, Schatz.«

Sie schlägt seine Hand weg, lacht und sagt dann ausgelassen: »Ich wette um zwanzig Dollar, dass Saint es schafft, sie rumzukriegen.«

»Baby!«, ruft Jimmy, gespielt schockiert darüber, dass sie es wagen würde, auf das Sexleben eines Mannes Geld zu wetten. Aber dann grinst er und zieht sein Portemonnaie raus. »Zwanzig darauf, dass er abblitzt.«

Von links und rechts werden Wetten ausgerufen, aber ich ignoriere sie. Ich zwinkere Anna freundlich zu, um ihr meine Anerkennung dafür zu zeigen, dass sie an mich glaubt, dann gehe ich um den Tisch herum und nähere mich der einsamen, aber unfassbar hübschen Frau an der Bar.

Nur um von Kynan McGrath den Weg abgeschnitten zu bekommen.

Ich halte abrupt an, denn ich bin etwas erstaunt, ihn zu sehen. Er hat unsere Einladung, etwas trinken zu gehen, mit der Begründung abgelehnt, er hätte noch wichtige Telefonanrufe zu tätigen. Bebe Grimshaw – unsere Firmenhackerin – ist ebenfalls nicht gekommen, ihrem Sohn Aaron geht es nicht gut. Sie hat nach Hause fahren und nach ihm sehen wollen.

»Hast du eine Minute?«, fragt Kynan.

»Ja … sicher«, entgegne ich und vergesse augenblicklich die Frau am Tresen.

Er geht durch die Menschen hindurch auf den Ausgang zu. Ich schaue zu unserem Tisch und sehe, wie meine Teamkameraden uns beobachten. Es ist ihnen nicht entgangen, dass Kynan hereingekommen ist. Der große, blonde Brite ist schwer zu übersehen, selbst bei dieser Menschenmenge.

Ich folge Kynan hinaus auf den Bürgersteig. Es ist die erste Juniwoche – noch nicht ganz Sommer – und die abendlichen Temperaturen sind fantastisch. Es können nicht mehr als fünfzehn Grad draußen sein, was eine angenehme Abwechslung zu der Hitze ist, die in der Bar herrscht.

Weil die Straßen nicht überfüllt sind, tritt Kynan einige Meter von der Tür weg und dreht sich dann zu mir um, bevor er sich gegen die Gebäudemauer lehnt. »Ich hatte heute Abend ein interessantes Telefongespräch. Jack Powers von Allied Insurance Services.«

Das weckt mein Interesse. »Spezialisiert darauf, berühmte Gemälde zu versichern.«

»Er rief im Namen zahlreicher Versicherungsgesellschaften an. In den vergangenen zwei Jahren gab es scheinbar eine regelrechte Flut von Luxus-Diebstählen. Sie vereinigen ihre Mittel, um zu versuchen, diesen Ring zur Strecke zu bringen.«

»Wieso glaubst du, dass es sich dabei um einen organisierten Ring handelt?«, frage ich. Die meisten Diebstähle werden unabhängig und in kleinem Stil durchgeführt.

»Es gibt da einige Muster«, sagt Kynan schulterzuckend. »Es werden seltene Techniken verwendet.«

Das macht Sinn. Viele Diebe haben eine unverkennbare Vorgehensweise. Bessere Fertigkeiten, für die sie bekannt geworden sind.

Mein spezielles Talent lag in fortschrittlichen Technologietaktiken zur Umgehung digitaler Sicherheitssysteme. Andere sind großartig darin, teure Sammlerautos kurzzuschließen.

»Er will uns anheuern, um eine bekannte Bande zu unterwandern, die von Europa aus agiert. Sie vermuten, dass diese Bande einen großen Raub plant – dass diese vorherigen Diebstähle nur zur Übung für einen weitaus größeren Zahltag gedient haben.«

»Man dringt nicht einfach so in eine Diebesbande ein«, sage ich geradeheraus. »Dafür braucht man Verbindungen.«

»Sagt dir der Name William Mears irgendetwas?«, fragt Kynan.

Ich blinzele überrascht. »Ja. Brite. Ich habe einige Aufträge mit ihm erledigt. Er ist einer der Besten.«

»Nun, wie es scheint, ist er vermutlich der Anführer der Bande. Arbeitet von Paris aus.«

Ich muss einen Moment nachdenken, aber es dauert nur halb so lange, bis mir ein Schauer über den Rücken jagt. »Warte mal kurz … weiß Powers, dass ich für dich arbeite? Wieso glaubt er, dass du hier bei Jameson jemanden hast, der bei dieser Bande einen Fuß in die Tür bekommen könnte?«

Kynan nickt. »Wie es aussieht, haben sie seit deiner Entlassung aus dem Gefängnis ein Auge auf dich gehabt. Sie wussten, dass du hier arbeitest.«

Meine Güte … Versicherungsgesellschaften von wertvollen Gemälden und Juwelen beobachten mich, seit ich aus dem Knast entlassen wurde? Ich hätte niemals gedacht, dass sie so weit gehen würden, um ihr Vermögen auf diese Weise zu schützen.

Ich fühle mich geschmeichelt – zumindest ein bisschen.

Aber dann kommt mir ein weiterer Gedanke. »Wenn die Versicherungsindustrie mich überwacht, warum glaubst du, tun die Bösewichte nicht das Gleiche? Es liegt vollkommen im Rahmen des Möglichen, dass Mears über unsere Zusammenarbeit Bescheid weiß.«

Kynan zuckt mit den Schultern. »Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Aber ich vermute, wenn du zu ihm hingehen und ihn fragen würdest, ob du bei ihm mitmachen darfst, und er ablehnt, dann weiß er vermutlich, dass du für mich arbeitest.«

»Diese Leute bringen Menschen für weniger schlimme Dinge um«, bemerke ich spitz.

»Deswegen überlasse ich es auch dir zu entscheiden, ob du diesen Job annehmen willst oder nicht«, sagt Kynan. »Ich habe Jack gesagt, ich würde dir den Vorschlag unterbreiten, aber es ist deine Entscheidung, weil du es allein und ohne Unterstützung tun und dabei deinen Kopf riskieren würdest. Sie wollen wissen, wer der Drahtzieher ist und wie die Bande den Raub finanziert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Mears sie sonderlich interessiert. Sie wollen den Kerl, der ihn angeheuert hat, und seine Bande, und sie wollen wissen, was auf sie zukommt. Im Endeffekt geht es darum, sie aus dem Verkehr zu ziehen.«

Ach du meine Güte.

Ich habe nichts für die Leute übrig, die sich immer noch damit befassen, teures Zeug zu stehlen, habe aber auch nichts gegen sie. Leben und leben lassen lautet mein Motto.

Aber es könnte ebenfalls ein wichtiger Job für Jameson sein. Ich habe nicht die Fähigkeiten, die Malik und Jimmy mitbringen. Ich werde nicht in ein Land im Mittleren Osten fliegen, um Geiseln zu retten.

Das ist meine Chance, dem Mann nützlich zu sein, der mich direkt aus dem Gefängnis engagiert hat.

»Wann würde ich abreisen?«, frage ich.

»Morgen«, sagt er. »Sie sind begierig darauf, dass du anfängst.«

»Ich brauche alle aktuellen Informationen über Mears«, sage ich. »Was er die letzten paar Jahre getrieben hat und so weiter.«

Er wird mein Türöffner sein, deshalb muss ich wissen, was er gemacht hat. Ich muss dafür sorgen, dass er mich in seiner Bande haben will.

Kynan stößt sich von der Wand ab. »Bis morgen früh werde ich dir die Informationen zukommen lassen. Und Bebe wird dir einen neuen Decknamen beschaffen, unter dem du reisen kannst. Sie arbeitet gerade an den Dokumenten.«

Ich nicke. »Ich werde alle Vorbereitungen treffen, um morgen loszufliegen.«

Lächelnd streckt Kynan mir die Hand hin. »Viel Glück.«

»Danke«, erwidere ich und habe wegen dieses Jobs ein überraschend gutes Gefühl. Ich liebe Paris über alles. Es ist eine meiner Lieblingsstädte auf der Welt. Ich habe dort im Laufe der Jahre ein wenig Zeit verbracht. »Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, dort drinnen gibt es eine Dame, von denen viele deiner Angestellten denken, ich könnte nie und nimmer bei ihr landen. Es ist meine Pflicht, ihnen das Gegenteil zu beweisen.«

Kynan legt den Kopf in den Nacken und lacht laut los, dann macht er eine Handbewegung zur Tür. »Absolut … geh und mach dein Ding.«

Kapitel 2

Sin

Ich würde mir gern Havanna ansehen, um mehr über Kultur und Geschichte zu erfahren.

Aber ich befinde mich auf einer Geschäftsreise und kann es kaum abwarten, bis sie vorbei ist. Unseren Schwindel aufzubauen hat länger gedauert, als mir lieb war. Zum Glück werden wir den Plan jedoch heute Abend in die Tat umsetzen.

Ich warte in einer dunklen Straße, die an der Grenze des Grundstücks von Otto Schreiber entlangführt. Sie ist umgeben von einer anderthalb Meter hohen Mauer, die es mir erlaubt, das Haus auf der anderen Seite zu sehen.

Es war nicht einfach, sich Otto, einem pensionierten deutschen Geschäftsmann, anzunähern. Da er von Haus aus misstrauisch ist und die hübschen Objekte, die er gesammelt und in seinem Haus weggeschlossen hat, hütet wie seinen Augapfel, hat es zwei lange Wochen gedauert, um alles vorzubereiten.

Der Plan ist ganz einfach – verführen, ablenken und ausrauben.

Glücklicherweise bin ich nicht diejenige, von der die Verführung erwartet wird. Es gibt einige Grenzen, die ich nicht überschreiten werde. Nein, ich bin hier, weil meine speziellen Fähigkeiten die Wiederherstellung von Zahlenkombinationen beinhalten – ich breche Tresore auf.

Es ist eine Kunstform. Experten wie ich trainieren jahrelang, um zu lernen, wie man es schnell und effizient hinbekommt. Sicher, es gibt automatische Wählvorrichtungen und Manipulationsroboter, die Software benutzen, um die Kombinationen herauszufinden, aber diese Methoden können Stunden dauern.

Mir gelingt es, eine dreistellige Zahlenkombination in sieben Minuten zu knacken. Die Ehre dafür gebührt meinem Vater, der es mir beigebracht hat.

Ein Außenlicht an der Hinterseite von Ottos Haus wird ausgeschaltet, mein Zeichen dafür, dass die Luft rein ist. So informiert mich mein Partner darüber, dass Otto abgelenkt und das Fenster seines im Erdgeschoss gelegenen Gäste-WCs geöffnet ist.

Nachdem ich mich auf der Straße umgesehen habe, lege ich die Hände auf die Ziegelmauer und drücke mich nach oben. Mir gefällt die umgekehrte Rollenverteilung bei diesem Job wirklich sehr gut. Ich bin diejenige, die ihre Muskeln und katzengleiche Grazie einsetzt, um eine Mauer zu erklimmen, während Neal sich im Haus befindet und Otto verführt. Natürlich hilft es, dass Otto schwul ist, und es bedeutet ebenfalls, dass meine Verführungskünste bei ihm sowieso nicht gewirkt hätten.

Neal ist nicht schwul, aber ich bin mir auch nicht sicher, ob er heterosexuell ist. Er könnte bi sein, aber vielleicht tut er auch einfach nur das, was er tun muss, um den Job zu erledigen. Noch besorgniserregender ist jedoch, dass er so gut wie keine Moralvorstellungen hat. Für ihn besteht kein Unterschied darin, mit einem Mann oder einer Frau zu schlafen, wenn er damit dafür sorgt, dass der Plan ohne Probleme ausgeführt werden kann.

Es gibt einen Wachmann, der das Grundstück patrouilliert, das die Größe eines Stadtblocks hat und auf dem sich ein üppiger Garten befindet. Während Neal in den vergangenen zwei Wochen damit beschäftigt war, sich mit Otto zu treffen und sein Vertrauen zu gewinnen, um eine wertvolle Einladung in sein Haus zu bekommen, habe ich Auskundschaftungen angestellt und die Aktivitäten seiner Angestellten beobachtet. Die Bediensteten im Haus sind gegangen, nachdem sie Otto gegen acht Uhr das Abendessen serviert hatten. Sein Sicherheitsbeamter – der eine Mann, der seine Runden dreht – bleibt die ganze Nacht, aber seine Gewohnheiten sind routiniert und vorhersehbar. Er geht das Gelände gegen den Uhrzeigersinn um das Haus herum ab. Wenn er am hinteren Tor angelangt ist, macht er immer eine Zigarettenpause. Als ich in den Garten luge, der an einigen Baumstämmen mit Bodenstrahlern versehen ist, erkenne ich die schwache Rauchfahne in der Nähe des hinteren Tores.

Ich hebe mein Bein über die Mauer und springe gewandt zu Boden, wobei ich kaum einen Grashalm umknicke.

Selbstverständlich bin ich schwarz angezogen. Es klingt nach einem Klischee, aber es ist die beste Tarnung. Obwohl meine Haut eine dunkle Farbe hat, ziehe ich mir trotzdem die schwarze Strickmaske über das Gesicht. Es gibt keine Sicherheitskameras, ich will aber dennoch kein Risiko eingehen. Wenn mich jemand sieht, könnte er mich bei einer Gegenüberstellung identifizieren.

Vornübergebeugt, um im Schatten zu bleiben, schleiche ich an der Hausseite entlang zum Toilettenfenster. Ich gebe ihm einen kleinen Stoß und nach einem kurzen, angestrengten Ächzen lässt es sich relativ einfach öffnen. Ich ziehe mich nach oben auf die Fensterbank und mir gelingt es, beinahe lautlos über die Toilette und auf den mit sechseckigen Fliesen ausgelegten Boden zu gleiten.

Als ich zur Tür gehe, lausche ich vorsichtig.

Musik – leise und sanft – und Stimmengemurmel sind aus der Richtung der Küche zu hören. Dies ist zwar das erste Mal, dass ich mich in diesem Haus befinde, doch Neal hatte nach seinem ersten Besuch vor zwei Tagen, als Otto ihn zum Abendessen eingeladen hatte, eine Karte gezeichnet. Neals Aufgabe an jenem Abend war einfach gewesen – er hatte nur charmant genug sein müssen, um erneut eingeladen zu werden.

Irgendwie hat es funktioniert, aber dann wiederum ist Neal auch ein meisterhafter Betrüger. Im echten Leben ist er alles, aber nicht charmant. Ein Arschloch, um genau zu sein. Jemand, den ich verachte und mit dem ich es hasse zusammenzuarbeiten, aber leider habe ich momentan kein Mitspracherecht, wenn es darum geht, was ich tue oder mit wem ich tätig bin.

Es ist gespenstisch, wie einfach Neal in jede Rolle schlüpfen kann, die für einen Job erforderlich ist.

Zufrieden, dass Neal und Otto beschäftigt sind, wie ich einem Gespräch der beiden entnehmen kann, gehe ich auf Zehenspitzen durch die große Eingangshalle und die geschwungene Treppe in den ersten Stock hinauf. Neal war noch nicht hier oben, aber wir verlassen uns auf Informationen aus zweiter Hand, die besagen, dass sich Ottos Tresor im großen Schlafzimmer hinter der billigen Kopie eines Chagall-Gemäldes befindet.

Ich finde es ohne Probleme und das Bild lässt sich dann auch tatsächlich wie versprochen an Scharnieren von der Wand wegklappen. Dahinter liegt ein Tresor von J. Baum, der vermutlich aus dem frühen neunzehnten Jahrhundert stammt. Ich nehme mir einen Moment, um die verblasste Goldschrift und seine Geschichte zu bewundern.

Dann aber mache ich mich an die Arbeit, knipse meine Stiftleuchte an und halte sie zwischen den Zähnen, um auf das Zahlenschloss zu scheinen.

Bei der Handhabung von Schlössern braucht man seine Finger, Augen und Ohren, um das Schloss zu bedienen, denn es gilt, mechanische Mängel auszunutzen, damit die Kombination gefunden werden kann. Sobald ich die Zahlen weiß, muss ich sie zusammenfügen, um das Schloss zu öffnen.

Bevor ich das jedoch tue, gehe ich schnell eine Liste von etwa zehn bekannten Zahlenkombinationen durch, die Tresorfirmen während des Herstellungsprozesses vorinstallieren. Ich bezweifele, dass dieser alte Geldschrank immer noch die Kombination hat, die vom Werk voreingestellt wurde. Dem ist auch tatsächlich nicht so, wie ich nach den fünfundvierzig Sekunden bestätigen kann, die ich benötige, um sie alle zu überprüfen.

Und jetzt wird es Zeit, zur Sache zu kommen. Ich drücke einen Knopf an meiner Uhr, um einen Timer zu starten. Nicht dass Neal mir eine zeitliche Frist gesetzt hätte. Er hat versprochen, Otto zu beschäftigen und ihn vom Schlafzimmer fernzuhalten. »Selbst wenn das bedeutet, dass ich ihn auf dem Küchentisch ficken muss.« Bei der bloßen Vorstellung verziehe ich bereits das Gesicht, aber nicht, weil ich irgendetwas gegen schwulen Sex hätte. Der kann scharf sein, aber bei dem Gedanken daran, dass Neal mit irgendjemandem Sex hat, dreht sich mir der Magen um, denn er ist ein Widerling mit Arschlochcharakter.

Nein, ich stelle die Uhr, um zu versuchen, meine eigene Zeit zu unterbieten. Ziele und Wettkämpfe motivieren mich.

Als der Timer anfängt loszulaufen, drehe ich den Knopf langsam im Uhrzeigersinn und lausche dabei aufmerksam. Ich lege die Finger nur ganz leicht auf das Rädchen und warte darauf, dass dieses erste »Klick« mir mitteilt, was ich brauche.

***

Mein frustriertes Hin- und Herlaufen wird durch ein Klopfen an der Hoteltür unterbrochen. Mein Koffer ist bereits seit Stunden gepackt. Ich bin bereit abzureisen, aber ich muss sichergehen, dass mit Neal alles in Ordnung ist. Der Plan sah vor, dass er die Nacht mit Otto verbringt – für den Fall, dass Otto sich als jemand entpuppt, der gern kuschelt oder so etwas. Aber ich hatte ihn gleich als Erstes heute früh in unserem Hotel erwartet.

Wie es aussieht, ist es gleich vierzehn Uhr und ich bin sauer.

Ich reiße die Tür auf und will wütend wissen: »Wo zum Teufel warst du?«

Er grinst, als er eintritt, beantwortet jedoch nicht meine Frage. Stattdessen sagt er: »Wusstest du, dass du einen Unterklasseakzent bekommst, wenn du wütend bist? Wie nennen die das … Cockney?«

»Soll das etwa eine Beleidigung sein?«, frage ich. »Denn ich bin überrascht, dass ein dämlicher Amerikaner die Feinheiten der britischen Akzente heraushören kann.«

Siehst du, Arschloch? So beleidigt man jemanden.

Trotzdem, ich wurde so unterklassig geboren, wie es eben möglich ist, und von der Frau, die mich auf die Welt gebracht hat, in einem Krankenhaus in Tottenham zurückgelassen. Schon als ich klein war, wusste ich, dass ich anders bin, hauptsächlich weil meine Hautfarbe dunkler war als die der einzigen Eltern, die ich jemals gekannt habe. Ich habe sie mit etwa drei Jahren danach gefragt und sie haben mir die Wahrheit gesagt. Gott segne George und Clara Westin für die absolute Ehrlichkeit, die sie mir immerzu entgegengebracht haben. Sie haben niemals die Wahrheit über meine Adoption verheimlicht und sich sogar die Mühe gemacht, Informationen über meine leiblichen Eltern herauszufinden.

Es gab jedoch nur wenig Nützliches zu erfahren. Meine leibliche Mutter war unter falschem Namen ins Land gekommen, auch wenn die Schwestern der Meinung waren, dass sie gemischtrassig war, weil ihre Hautfarbe heller war und sie eine helle Augenfarbe hatte – braungrau, genau wie ich.

Aber wer weiß schon über diese Dinge Bescheid? Ich habe irgendwo gelesen, dass Haut-, Augen- und Haarfarben über Generationen hinweg schlummern können, nur um genau dann aufzutauchen, wenn man am wenigsten damit rechnet.

Letzten Endes ist es aber egal. Trotz eines hormonellen Zusammenbruchs mit dreizehn, der allerdings mehr mit der Tatsache zu tun hatte, dass ich meine Periode bekam, und weniger mit meiner ethnischen Identitätskrise, wuchs ich in einem relativ sicheren und liebevollen Haushalt auf, in dem die Umstände meiner Geburt keine Rolle spielten.

Genauso wie sie hier keine Rolle spielen.

Ich schließe die Tür hinter Neal und spare es mir, ihn noch einmal zu fragen, warum er erst so spät kommt. Vermutlich hätte er mir die schmutzigen Details darüber erzählt, was er und Otto getan haben, und ich kann sehr gut ohne diese Bilder im Kopf leben.

»Hattest du irgendwelche Schwierigkeiten?«, fragt er, als er sich rücklings auf mein Bett fallen lässt. Was bin ich froh, dass ich dort nicht mehr schlafen werde.

»Bloß etwas mehr als acht Minuten«, sage ich stolz. Nicht meine Bestzeit, aber auch bei Weitem nicht meine schlechteste.

Ich gehe zu meiner Handtasche und ziehe den schwarzen Samtbeutel heraus, in dem ich die Beute verstaut habe. Ich entnehme einen Ring mit einem riesigen ovalen Saphir, umrandet von Diamanten, und halte ihn hoch. Der Saphir aus Sri Lanka wiegt etwas mehr als neunundsechzig Karat. Er ist für meinen Geschmack zwar etwas zu kitschig, doch die Tatsache, dass er auf dem Schwarzmarkt einige Millionen einbringen wird, macht ihn mir schmackhaft.

»Hast du den falschen Ring an seine Stelle gelegt?«, fragt er und ich rolle mit den Augen.

»Nein, nachdem ich mir die ganze Mühe mit dem Knacken der Kombination gemacht hatte, habe ich beschlossen, ihm den echten dazulassen.«

Lachend rollt Neal sich von meinem Bett herunter. Auf dem Weg zur Tür sagt er: »Ich werde duschen gehen. Gestern Abend bin ich überaus schmutzig geworden, wenn du weißt, was ich meine.«

Das tue ich … und ich will nicht darüber nachdenken. Armer Otto.

»Kannst du dich beeilen?«, frage ich, als er mein Zimmer verlässt. »Ich würde gern von hier verschwinden.«

Er antwortet nicht. Macht sich nicht einmal die Mühe, die Tür zu schließen.

Grummelnd stapfe ich durch das Zimmer und knalle die Tür zu. Ich nehme mein Telefon von dem kleinen Schreibtisch, entscheide mich gegen das Bett und lasse mich stattdessen auf den Stuhl fallen. Ich rufe meinen Vater an und spüre sofort meine Angst verfliegen, als er antwortet.

»Sindaria!«, ruft er in breitem Cockney-Akzent. Das bringt mich zum Lächeln. »Wie ist Havanna?«

»Heiß. Ich vermisse London«, sage ich. »Heute Abend fliege ich zurück.«

»Ich vermisse dich auch«, sagt er brummig, was bedeutet, dass er meine Worte als »ich vermisse dich« verstanden hat.

»Gab es während deines Aufenthalts irgendwelche Probleme?«

Er fragt, ob ich irgendwelche Schwierigkeiten hatte, den Tresor zu knacken. Es ist ihm wichtig, weil mein Vater seine Fähigkeiten an mich weitergegeben hat. George Westin war ein hervorragender Tresorknacker und Meisterdieb. Auch wenn ich mir sicher bin, dass meine Mutter es gern gehabt hätte, wenn ich in einem anderen Beruf mein Geld verdienen würde, wurde es hinfällig, weil sie starb, als ich sieben war. Das hat mich und meinen Vater einander sehr nahegebracht und ich bin stolz in seine Fußstapfen getreten.

»Die Zeit war nicht berauschend«, sage ich und mich überkommt die Enttäuschung. »Mehr als acht Minuten.«

Mein Vater lacht leise. »Sindaria … du bist dazu in der Lage, etwas zu tun, zu dem nur eine Handvoll Leute auf der ganzen Welt imstande sind. Und du bist traurig wegen acht Minuten?«

»Also, nein«, gestehe ich verärgert. »Aber … na ja, ich habe es versucht. Außerdem, Neal ist ein Arschloch –«

»Ich wünschte, du würdest nicht mit diesem Kerl arbeiten«, fällt mein Vater mir ins Wort. Er kennt Neal. In dieser Branche kennen sich die Leute in der Regel untereinander und er kann ihn ebenfalls nicht ausstehen.

»Ich weiß«, sage ich leise, aber mehr kann ich auch nicht tun.

Mein Vater hat keine Ahnung, dass ich keine andere Wahl habe, als mit Neal zusammenzuarbeiten. Dass ich derzeit ein Schuldknecht bin bis ich mit der Bande, für die ich momentan tätig bin, ein bestimmtes Arbeitssoll erfüllt habe.

Ich sitze fest und habe keinerlei Spielraum, um zu entkommen.

Aber das kann ich meinem Vater nicht erzählen. Die Klemme, in die ich mich selbst gebracht habe, würde ihn umbringen.

Ganz besonders, weil er der Grund dafür ist, dass ich festsitze.

Kapitel 3

Saint

Die Dinge bewegen sich schneller voran, als ich mir vorgestellt habe. Ich bin seit weniger als sechsunddreißig Stunden in Paris und bereits auf Kurs, die namenlose Person zu treffen, von der die Versicherungsunternehmen glauben, sie plane einen bedeutenden Raub.

Offen gestanden hatte ich das nicht erwartet. Als ich mit William Mears in Kontakt trat und nachfragte, ob er Interesse an meinen Dienstleistungen hätte, weil ich plante, wieder ins Geschäft einzusteigen, bin ich davon ausgegangen, hart arbeiten zu müssen, um meinen Wert zu beweisen.

Doch William schien hocherfreut zu sein, dass ich ihn kontaktiert hatte, ganz besonders weil ich ihm versicherte, eine neue Technologie zu besitzen, die moderne Sicherheitssysteme wie Modellspielzeug aussehen lässt. Dem Himmel sei Dank für Bebe und ihr gigantisches Technik-Gehirn. Sie hatte mich mit allerlei tollem Zeug ausgestattet, bevor ich zum Flughafen gefahren war.

Nachdem ich in Paris gelandet war, checkte ich unter meinem Decknamen ins Hotel ein. Das ist etwas, das alle Diebe tun. Die Versicherungsgemeinschaft bezahlt zwar meine Rechnungen, für meine Ausgaben bin ich jedoch selbst verantwortlich. Trotzdem habe ich ihnen mitgeteilt, ich müsse an einem relativ vornehmen Ort wohnen, weil meine Fähigkeit, in diesen Ring zu gelangen, von meiner Darstellung als immer noch relevante Figur abhängig sein würde.

Ich bin gerade erst aus dem Gefängnis freigekommen, deshalb will ich nicht, dass sie denken, ich sei »vom Glück verlassen worden«. Ich möchte den Eindruck vermitteln, viele Optionen zu haben, was bedeutet, dass ich nicht dazu gezwungen bin zu akzeptieren, was immer sie beschließen, mir anzubieten. Glücklicherweise hat die Unternehmensgruppe sich nicht gegen meine Forderung gesperrt. Ich habe einen hübschen Tagessatz, mit dem ich die nötige Show abziehen und den großen Mann spielen kann, um ihnen meine Geschichte zu verkaufen.

Gestern habe ich mit William zu Abend gegessen. In meinen Anfangstagen haben er und ich gemeinsam in einigen Banden mitgewirkt, bevor ich als unabhängiger Dienstleister gearbeitet habe. Er ist ein Typ, der sich voll in die Arbeit hineinkniet, dann aber hinterher bei einem Bier entspannen kann.

Nachdem ich mich selbstständig gemacht hatte, nahm William eine leitende/planende Funktion bei einem Gangsterboss an. Er hat seine beträchtliche Diebstahlerfahrung in die Ausarbeitung von perfekten Plänen gesteckt und es geschafft, zahlreiche hochtechnisierte und teure Raubüberfälle auszuarbeiten.

Oh, der Tresorraum befindet sich im sechsunddreißigsten Stock und ist von Wachpersonal und Lasern geschützt? Kein Problem … William würde ein durchdachtes Konzept entwickeln, um dieses Gebäude zu erklimmen, und dann ein Loch seitlich durch die Wand bohren, während er an Seilen hängt.

Er ist vollkommen verrückt, aber seine Pläne funktionieren.

Zumindest habe ich das gehört.

Beim Abendessen hat William gefragt: »Bist du bereit, sofort in den oberen Ligen mitzuspielen, oder brauchst du etwas Zeit, um dich einzugewöhnen?«

»Was hast du vor?«, habe ich entgegnet in der Hoffnung, dass er mir erzählen würde, was ich hören muss. Wenn er es täte, könnte ich nach erfolgreicher Mission nach Hause zurückkehren.

So einfach würde es aber niemals werden. Er sagte bloß: »Etwas Größeres als alles, was jemals zuvor getan wurde. Aber ich muss deine Teilnahme vom Chef offiziell genehmigen lassen.«

Bei der Erwähnung vom Chef lief mir ein Schauer über den Rücken, aber das könnte alles bedeuten.

William und ich plauderten ein wenig. Er fragte mich, was ich so getrieben habe, seit ich aus dem Gefängnis entlassen wurde, und ich habe ihm eine Lüge aufgetischt. Ich habe ihm erzählt, dass ich hier und da einige Jobs ausprobiert hätte, aber nichts wirklich für mich dabei gewesen wäre. Für den Fall, dass er mir auf der Spur wäre, gäbe es nichts, was ich tun könnte. Ich würde eine Lösung finden, wenn ich es müsste, aber ich bin mir ziemlich sicher, er würde mich niemandem oberhalb seiner Gehaltsklasse vorstellen, wenn er der Meinung wäre, dass ich verdeckt ermitteln würde.

Wir gingen, nachdem er mir eine Visitenkarte von einem Julian Mercier gegeben hatte, mit der Anweisung, um neun Uhr morgens bei der genannten Adresse zu erscheinen.

Und hier bin ich also.

Neben der Tür des Restaurants – Margeaux – befindet sich eine Speisekarte in einem Glaskasten, was darauf hindeutet, dass es nur fürs Abendessen geöffnet hat. Als ich die Klinke herunterdrücke, finde ich die Tür unverschlossen vor.

Im Inneren fallen mir der Marmorboden, die teuren Kristallleuchter und schweren Lederstühle auf, die an Esstischen aus Mahagoni stehen. Man muss die Euro-Preise nicht umrechnen, um zu wissen, dass nur die Wohlhabenden hier speisen.

Ein korpulenter Mann in einem dunklen Anzug kommt durch den Sitzbereich auf mich zugeeilt. Sein Lächeln ist höflich, sein Tonfall aber ganz und gar nicht. »Wir haben geschlossen.«

»Die Tür war geöffnet«, stelle ich klar und bin mir nicht sicher, warum ich das Bedürfnis habe, mich wie ein Klugscheißer aufzuführen. Ich bin kein kleiner Mann, beinahe so groß wie dieser Kerl, aber er ist doppelt so breit wie ich. Ganz abgesehen von seiner Faust, die ziemlich fleischig aussieht.

Ich bin schockiert, als er anfängt zu lachen. »Das war sie wohl. Womit kann ich Ihnen behilflich sein?«

Die Hände vor dem Körper gefaltet, grinse ich ihn an. Ich trage einen hellgrauen Anzug mit einer blassrosa Krawatte und einem Einstecktuch. Ich vergewissere mich, dass meine Uhr von Vacheron Constantin und die Cartier-Manschettenknöpfe zu sehen sind. Diese Objekte wurden nicht von der Versicherungsgemeinschaft gekauft. Sie sind vielmehr Teil meiner Beute aus Anfangstagen, als ich noch Juweliergeschäfte ausgeraubt habe, lange bevor ich der Marineinfanterie beigetreten bin. »Ich habe um neun Uhr einen Termin mit Mr. Mercier.«

»Mr. Bellinger«, antwortet der Mann nickend und bestätigt, dass er mich heute früh erwartet hat. »Ich bin Cesar. Wenn Sie mir bitte folgen würden.«

Er führt mich durch das Restaurant, die Küche und dann einen Flur entlang.

»Woher stammen Sie, Cesar?«, frage ich. Da er keinen französischen Akzent hat, vermute ich, dass er aus Spanien kommt.

»Portugal«, entgegnet er, sagt aber nichts weiter. Stattdessen hält er an, als wir eine Tür erreichen. Bevor er sie öffnet, klopft er dreimal laut an.

Als er mir bedeutet, vor ihm einzutreten, finde ich mich in einem gewöhnlichen Büro wieder, das inmitten der Pracht dieses Restaurants fehlplatziert erscheint. Holzschreibtisch, zwei unauffällige Stühle und minderwertige Kunstwerke an den Wänden.

Ich nehme alles schnell in mich auf, ein tief verwurzeltes Training, das einsetzt und besagt, man solle erst seine Umgebung überprüfen, bevor man sich den Leuten widmet.

Ich bin überrascht, William dort zu sehen, weil ich den Eindruck hatte, dass er nicht erscheinen würde. Spielt aber keine Rolle.

William wartet kaum, bis Cesar die Tür zugezogen hat, um uns Privatsphäre zu gewähren, bevor er mich dem anderen Mann vorstellt.

Julian Mercier muss mindestens sechzig Jahre alt sein, doch er hat sich gut gehalten. Er hat eine Glatze, auch wenn von dem Muster der Stoppeln darauf zu schließen ist, dass Haarverlust nicht der Grund dafür ist. Aber er trägt seine Kahlköpfigkeit wie eine Krone. Ein gehärtetes Äußeres mit einem Hauch von kultiviertem Königshaus. Er ist in einen perlfarbenen maßgeschneiderten Anzug mit einer Paisley-Krawatte in Burgunder und Braun gekleidet. Keine Kombination, die ich persönlich wählen würde, aber in Paris kann man es tragen.

»Mr. Bellinger«, spricht er mich mit einem eleganten Pariser Akzent an. Gestern Abend in meinem Hotelzimmer habe ich ihn gegoogelt und herausgefunden, dass Mr. Mercier in Paris geboren und aufgewachsen ist. Obwohl er viel gereist ist, hat er nie irgendwo anders gelebt. Er ist ein angesehener Geschäftsmann, dem zahlreiche Luxusrestaurants, Einzelhandelsgeschäfte und sogar ein riesiges Hotel gehören. »Es freut mich, Sie kennenzulernen.«

»Ebenfalls«, sage ich, als wir uns die Hände schütteln.

»William hat Sie mir nachdrücklich empfohlen.« Mit einem freundlichen Lächeln deutet er auf einen Stuhl. Ich öffne den Knopf meiner Anzugjacke, nehme Platz und schlage ein Bein über das andere. Er geht hinter seinen Schreibtisch, setzt sich hin und formt mit den Händen eine Spitze vor seinem Gesicht. William bleibt stehen. »Aber Sie sind schon lange nicht mehr im Geschäft.«

»Das stimmt«, antworte ich mit einem unbekümmerten Schulterzucken. »Aber der Rost wird verblassen, wenn ich erst zum Einsatz komme.«

Mercier lächelt zwar nicht, taxiert mich aber dennoch. »William sagt, Sie hätten Zugang zu einigen der besten Technologien.«

»Das stimmt ebenfalls«, entgegne ich und bleibe vage.

Ich spiele den Unbeteiligten. Ich brauche dich nicht, aber du brauchst mich sehr wohl.

»Warum haben Sie aufgehört?«, fragt er. Seine Fragen sind ebenfalls schwer einzuschätzen, aber es ist offensichtlich, dass er mein Leben als Dieb meint.

»Ich wurde geschnappt.« Meine Antwort ist aufrichtig. »Ich hatte die Beute nicht bei mir, aber sie haben mich wegen Rechtsbehinderung drangekriegt. Das hat ausgereicht, um mich für ein paar Jahre wegzusperren.«

Mercier nickt, aber es ist offensichtlich, dass er es bereits wusste.

»Warum bleiben Sie nicht sauber?«, erkundigt er sich. Lässig verschränkt er die Arme auf dem Schreibtisch.

»Meine Mutter ist gestorben, als ich im Gefängnis war«, sage ich und staune noch immer, wie sehr der Schmerz mich trifft, wenn ich es mir erlaube, mich daran zu erinnern. »Nachdem ich entlassen wurde, habe ich versucht, mich an die Regeln zu halten, aber mir ist klar geworden … ich kann es einfach nicht sein lassen. In dem, was ich tue, bin ich einfach zu gut und die Gewinne überwiegen die Risiken jedes Mal.«

»Und wenn ich Sie in mein Team aufnähme, was würden Sie mitbringen?«

»Abgesehen von der aktuellsten Technologie, automatischen Wählvorrichtungen, Spyware und Überwachungskameras finden Sie keinen größeren Draufgänger als mich.«

Merciers Augen blitzen erheitert auf. Meine Antwort gefällt ihm. »Aber warum arbeiten Sie nicht allein? Nach dem zu urteilen, was ich gehört habe, waren Sie in der Vergangenheit kein besonders großer Teamplayer.«

»Und sehen Sie, wohin es mich geführt hat.« Ich lache leise und zwinge mich dazu, es unbeschwert klingen zu lassen.

Mercier und William amüsieren sich ebenfalls, aber ich werde wieder nüchtern. »Schauen Sie, mit guter Finanzierung und den besten Einsatzmitteln besteht nur ein geringes Risiko, geschnappt zu werden. Wenn ich innerhalb eines Teams arbeite, bin ich sicherer als allein. Was auch immer Sie geplant haben, ich will mitmachen.«

Mercier runzelt die Stirn, während er mich betrachtet. Plötzlich entspannt er sich und nickt William unmerklich zu, dann taxiert er mich erneut. »Bevor ich Sie ins Team hole, würde ich Sie gern auf die Probe stellen. Wir bereiten uns gerade auf einen Job vor. Sie verstehen, nicht wahr?«

»Absolut«, sage ich und mir läuft ein kleiner Schauer über den Rücken. Ich will zwar sauber bleiben und meine kriminelle Vergangenheit hinter mir lassen, doch die Aussicht darauf, etwas zu stehlen, erregt mich noch immer.

»Gut«, antwortet Mercier. Er steht hinter seinem Schreibtisch auf, dann streckt er mir den Arm entgegen. Als ich es ihm gleichtue, geben wir uns die Hände. Zu William gewendet sagt er: »Eigentlich können wir ihn auch gleich dem Team vorstellen, mit dem er zusammenarbeiten wird.«

»Ja, Sir.« William deutet zur Tür. Nachdem ich vor Mercier eine kleine dankbare Verbeugung gemacht habe, verlasse ich das Büro.