Colin Bradley - The Full Moon-Strangler - Blossom Rydell - E-Book

Colin Bradley - The Full Moon-Strangler E-Book

Blossom Rydell

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Beschreibung

Seit Monaten treibt ein unheimlicher Killer in Glasgow sein Unwesen, der In Vollmondnächten einsame Frauen überfällt, auf grausame Weise ermordet und die Polizei vor ein Rätsel stellt. Als ihm auch die bildhübsche Moderatorin des örtlichen Radios in die Hände fällt, wird Colin vom Sender angeheuert, um den Täter zu entlarven, und er merkt schnell, dass er es nicht mit einem aus einer Anstalt entflohenen Geisteskranken zu tun hat. Denn viel zu raffiniert sind die Anschläge, die der ›Full Moon-Strangler‹ ausbrütet. Mehr als einmal hängt Colins Leben während seiner Ermittlung am seidenen Faden. Wird er die Stadt von ihrer Geißel befreien können …?

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Seitenzahl: 143

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Colin Bradley

THE FULL MOON-STRANGLER

Crime Novel

Blossom Rydell

Bibliografische Information durch

die Deutsche Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

http://dnb.de abrufbar

1. Auflage 2020

2. Auflage 2025

Cover- und Buchgestaltung:

© 2025 Blossom Rydell

Impressum

Copyright: © 2025 Blossom Rydell

Druck und Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

ISBN siehe letzte Seite des Buchblocks

»Ist dies schon Wahnsinn,

so hat es doch Methode.«

William Shakespeare (1564-1616)

Kapitel 1

London, in den 1920er Jahren

Yard um Yard und Meile für Meile fraßen sich die Scheinwerfer von Amelia Wilkinsons weinroten ›Stoneleighs‹ durch die nächtliche Dunkelheit. Wie leuchtende Finger huschten sie über den endlich fertiggestellten Abschnitt der Straße, die sie fast schnurgerade nach Glasgow führte.

Obwohl sie schon längst zu Hause in ihrer kleinen Wohnung sein wollte, fuhr sie mit der Sicht angepasster Geschwindigkeit. Aber wieder einmal war es viel zu spät geworden, nachdem sie bis weit in die Nacht mit ihrer Freundin in East Kilbride zusammen gewesen war, die sie schon seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr gesehen hatte. Sie sahen sich nur sehr unregelmäßig, weshalb es immer viel zu erzählen gab und sie wieder einmal die Uhr aus dem Auge verloren hatte. Dennoch ließ sie sich ihre gute Laune nicht verderben und summte die Melodie eines aktuellen Schlagers vor sich hin, während sie sich auf die Straße vor sich konzentrierte – auch wenn hier um diese Zeit so gut wie kein Verkehr mehr herrschte. Vor ihr, aber noch ein gutes Stück entfernt, konnte sie nur einen dunkelblauen ›Crossley‹ ausmachen, der aber deutlich langsamer unterwegs sein musste, weil sie ihm schnell näherkam.

Nachdem sie den kleinen Ort Rutherglen hinter sich gelassen hatte, führte sie die Straße durch einen Waldstreifen. Anschließend brauchte sie nur noch dem Flussverlauf des ›River Clyde‹ zu folgen und war so gut wie zu Hause.

Als sie den extrem langsam fahrenden Wagen vor ihr erreichte und sich nach einer Weile zum Überholen entschied, geriet dessen Fahrer völlig unerwartet ins Schleudern. Schlagartig schlingerte er gefährlich von einer Seite auf die andere und blieb dann quer zur Straße stehen.

Vielleicht ist dem Fahrer schlecht geworden, oder es ist etwas Schlimmeres passiert, schoss es ihr erschrocken durch den Kopf, derweil sie ihren Wagen zum Stehen brachte, den Motor abstellte und eilig herauskletterte.

Auf der Straße herrschte eine unheimliche Stille. Nur ein leichtes Rauschen des Windes drang an ihre Ohren, der sich in den Wipfeln der Bäume verfing, die sich bedrohlich gegen den nächtlichen schwarzen Himmel reckten.

Noch im selben Moment war ihr unheimlich zumute, und sie begann sich sogar ein wenig zu fürchten. Am liebsten wäre sie direkt auf dem Absatz umgekehrt und wieder in ihren Wagen gestiegen, um rasch weiterzufahren. Doch letztlich besiegte der Wunsch zu helfen das Gefühl einer möglichen diffusen Bedrohung. Sie atmete einige Male ruhig durch und riss sich zusammen, ehe sie mit festen Schritten und erhöhter Aufmerksamkeit auf den Wagen zuging, um nach der Person hinter dem Steuer zu sehen, die sie gleich darauf leise stöhnen hörte.

»Was ist mit Ihnen? Kann ich Ihnen irgendwie helfen, Mister?«, erkundigte sie sich mitfühlend und versuchte, ihrer Stimme einen festen Klang zu geben.

Wieder stöhnte der Fahrer.

»Meinen Sie, es ist besser, wenn ich einen Arzt hole?«

Erst jetzt bewegte sich der Mann etwas. Wie in Zeitlupe schüttelte den Kopf und öffnete langsam die Tür, ehe er sich umständlich aus seinem Auto schob, derweil sie sich darum bemühte ihm beim Aussteigen behilflich zu sein. Mühsam richtete er sich auf und hielt sich dabei an ihrem Arm fest.

Doch plötzlich wurde der Druck seiner Hand stärker und allmählich erstarrte ihr freundliches, hilfsbereites Lächeln zu einer Maske. Als sie der Mann, dem seine Haare wirr in die Stirn hingen, ansah, wollte sie unwillkürlich aufschreien, aber dazu kam sie nicht mehr. Wie eiserne Klammern empfand sie die großen Hände des Fremden, die er in dieser Sekunde um ihren schmalen Hals legte und deren Finger ihr wie mächtige Krallen auf unerbittliche Weise die Luftzufuhr abschnürten. Sie wehrte sich mit aller Macht, schlug nach ihm, kratzte und trat …

… Aber es war vergebens!

Als sie spürte, dass sie nicht mehr genug Luft bekam, fühlte sie, wie ihre Kräfte mehr und mehr nachließen und ihr ihre Knie den Dienst versagten.

Dann schwanden ihr auch bereits die Sinne und sie verlor das Bewusstsein.

Kaum, dass ihm Amelia wie eine schlaffe Puppe in den Armen hing, legte er ihren reglosen Körper wie ein auf der Jagd erlegtes Stück Rotwild über seine Schulter und schleppte sie in das Waldstück. Sie war deutlich schwerer, als er es erwartet hatte, und er keuchte atemlos, als er sie auf den weichen Boden warf.

Unter den dichten Kronen der hohen Bäume war es noch dunkler als auf der Landstraße, sodass er kaum die Hand vor den Augen sehen konnte.

Doch davon unbeirrt griff er seelenruhig in die Tasche seiner Jacke und holte ein Springmesser hervor, dessen lange scharfe Klinge er mit einem metallischen Klicken herausspringen ließ. Ein teuflisches Grienen umspielte seine Lippen, als er sich leise lachend bückte, ihren Kopf mit der freien Hand an den Haaren nach oben zog und ihr eine Strähne abschnitt. Mit einem selbstgefälligen, zufriedenen Ausdruck auf dem Gesicht, legte er seine Trophäe sorgfältig zusammen und steckte sie in seine Hosentasche. Dann wischte er sich kurz den Schweiß von der Stirn, bevor sich seine Finger fest um den Griff des Messers schlossen und er ihr die Klinge bis zum Heft mit einem Ruck ins Herz stieß.

Er hatte es kaum herausgezogen, um das Blut mit einem Tuch abzuwischen, als er unwillkürlich zusammenzuckte – denn unerwartet hatte er deutlich das verräterische Brechen von am Boden liegenden trockenen Ästen gehört …

***

Kapitel 2

Detective Inspector Townsend von der Glasgower Polizei hatte sich das Handstück des Funkgeräts geschnappt und sprach von seinem Wagen aus mit seiner Dienststelle. »Hallo, Caitlyn. Hol ‘bitte mal den Chief an den Apparat.« Er schob seinen ›Bowler‹ in den Nacken und nickte dem Fotografen während des Wartens aufmunternd zu, der im anderen Fahrzeug gerade seine Utensilien verstaute.

Es knackte und knarzte mehrere Male ziemlich laut im Funkgerät, ehe sich sein Vorgesetzter meldete. »Was gibt es so Dringendes, dass Caitlyn mich so hetzt, Hank?«

Townsend wusste, dass der Chief Inspector guter Laune war, wenn er ihn mit Vornamen anredete, aber auch, dass sie ihm auf der Stelle vergehen würde. »Leider nichts Erfreuliches, Chief … Der übliche Modus operandi. Es handelt sich zweifelsfrei um denselben Täter.« Er hörte, wie sein Vorgesetzter nach Luft schnappte, als wieder in der Leitung knackte.

»So eine verdammte Schei ...!« Der Chief verschluckte den Rest. »Haben Sie wenigstens dieses Mal etwas irgendetwas finden können, dass uns in der Sache endlich weiterbringt? Irgendeinen Anhaltspunkt?«

Townsend nickte, ohne daran zu denken, dass Arrol Crosshouse ihn gar nicht sehen konnte. »Ja, und nein«, erwiderte er ausweichend.

»ja und nein? Was zum Teufel soll das heißen, Hank?«, bellte Crosshouse.

»Nun, wir haben ein Ausweispapier gefunden und die Leiche identifizieren können, aber vom Täter fehlt jede Spur.«

»Wen hat es diesmal erwischt?«

»Eine Mitarbeiterin von ›Radio Glasgow‹. Eine gewisse Amelia Wilkinson.«

»Vom Rundfunk? Warum nicht gleich einen Filmstar? … Auch das noch, verflucht, Hank! Mensch, wissen Sie eigentlich, was los ist, wenn uns die Leute vom Radio aufs Dach steigen? Ich kann Ihnen versprechen, dann bricht die Hölle über uns herein!«

Townsend wusste, was sein Vorgesetzter andeutete: Reporter, Interviews und unzählige Zeitungsartikel. Und natürlich würde die Polizei kräftig durch den Dreck gezogen, weil sie in der Sache bisher so gut wie nichts erreicht hatte. So gut wie nichts?, dachte er bei sich. Überhaupt nichts, trifft es wohl besser. »Es ist alles wie sonst, Chief«, fuhr er fort sachlich. »Nur, dass der Bursche diesmal auf Nummer Sicher gehen wollte. Er hat ihr noch zusätzlich einen Stich ins Herz verpasst.«

»Was sagt, Pearson?«

»Einen Moment, Chief. Ich frage ihn.« Er nahm das Funksprechgerät beiseite und winkte dem älteren Mann zu, der gerade in die ›Tin Lizzie‹ des Polizeifotografen steigen wollte. »Einen Moment, Doc. Ich spreche gerade mit Crosshouse. Wie sieht es aus? Können Sie mir schon etwas Näheres sagen?«

Der Gerichtsmediziner nahm seine Hornbrille in die Hand und putzte sie umständlich mit einem Tuch. Dann wandte er sich um und meinte: »Der Tod ist gegen vier Uhr morgens eingetreten. Genaueres kann ich aber erst nach der Obduktion sagen. Sollte der Chief aber wissen!«

Townsend gab die Information an seinen Vorgesetzten durch.

»Wie lange brauchen Sie noch am Tatort?«, wollte Crosshouse wissen.

»Wir packen gerade zusammen.«

»Okay. Wenn Sie zurück sind, bewegen Sie Ihren Hintern direkt in meinem Büro.«

Townsend hängte die Sprechmuschel des Funkgeräts am Armaturenbrett ein.

Amelia Wilkinson war die dritte Frau, die in den letzten fünf Monaten auf diese Weise ums Leben gekommen war. Alle waren in Glasgow oder in der näheren Umgebung gefunden worden. Allen hatte der Täter die Haare abgeschnitten und bei jeder hatte er Tod durch Erwürgen herbeigeführt.

Townsend schob sich aus dem Wagen, um nach seinem Fahrer zu sehen. Er sah Phil Dexter am letzten Funkwagen stehen, wo er sich mit einem uniformierten Kollegen unterhielt. »Hey, Dexter!«, rief er ihm zu.

»Was ist los?!«

Manchmal hatte Townsend nicht wenig Lust, seinem Sergeant in den verlängerten Rücken zu treten, nur um ihm ein wenig Beine zu machen. »Ich hege nicht die Absicht hier Wurzeln zu schlagen. Um genau zu sein: Chief Crosshouse will mich sehen!«

Dexter zuckte die Achseln und sagte noch etwas zum Kollegen. Dann kam er langsam heran und klemmte sich hinter das Steuer.

Er wollte gerade den Zündschlüssel herumdrehen, als ein Motorrad von der Verkehrspolizei angebraust kam. Der Mann bremste scharf ab, stellte die ›Royal Enfield‹ ab, und querte breitbeinig und reichlich unvorschriftsmäßig die Straße. Direkt vor Townsend blieb er stehen. »Es gibt einen Unfall, Inspector. Genau sieben Meilen entfernt«, meldete er.

»Ja, und?« Townsend starrte den Mann kurz an. »Ich bin schließlich nicht von der Verkehrspolizei.« Damit ließ er ihn stehen und stieg zu Dexter in den Wagen. Dennoch nahm er wieder das Funkgerät zur Hand.

»Den Unfalldienst habe ich schon verständigt«, ließ der Motorrad-Polizist nicht locker. »Da kommt eh jede Hilfe zu spät … Da ist nur etwas …«

Townsend hängte das Sprech-Teil des Funkgeräts wieder zurück. »Was denn?«, unterbrach er ihn barsch. »Jetzt erzählen Sie schon, wenn es unbedingt sein muss!«

»So wie es aussieht hat sich der Wagen wohl mehrfach überschlagen, ehe er über den Abhang in die Tiefe gestürzt ist. Was noch übriggeblieben ist, hat nur noch Schrottwert … Der Fahrer ist tot.«

»Ja, und?«, reagierte Townsend ungehalten. »Was ist daran merkwürdig? Wenn man sich mehrfach überschlägt und dann auch noch einen Abhang hinunterstürzt, ist man in der Regel tot!«

Der Streifenpolizist ließ sich von ihm nicht aus der Ruhe bringen. Er fasste in seine lederne Schultertasche und hielt ihm einen blinkenden Gegenstand entgegen.

Es war ein verbeulter Lippenstift.

Townsend sah ihn sich kurz an. »Dürfte die Begleiterin des Fahrers verloren haben«, meinte er schroff.

Der Uniformierte schob die Unterlippe vor. »Könnte schon möglich sein, Inspector«, erwiderte er und lächelte wissend. »Bloß, da war keine Begleiterin. Der Mann war allein!«

Phil Dexter zog den Zündschlüssel wieder heraus. »Ich habe mal gehört, dass auch bestimmte Männer Lippenstift benutzen.«

Townsend schenkte ihm einen verächtlichen Blick aus den Augenwinkeln. »Manchmal frage ich mich, warum Sie ausgerechnet zur Polizei gegangen sind, Dexter. Es gibt doch so viele wunderbare Berufe, bei denen man so gar nicht zu denken braucht.«

Dexter langte über ihn hinweg und nahm dem Verkehrspolizisten den Lippenstift aus der Hand. »Solche Berufe kennen Sie bestimmt, Inspector. Ich frage mich nur, warum Sie …«

Townsend lehnte sich zurück und holte tief Luft. »Wie meinen Sie das, Dexter?«, fauchte er.

Sein Fahrer grinste ihn frech. Er kannte den Inspector schon seit vielen Jahren. »… warum Sie noch nicht nach der Farbe des Lippenstiftes geschaut haben?«, vollendete er seinen Satz.

Townsend nahm dem Motorradpolizisten den Stift ab und versuchte, ihn aufzudrehen. »Der ist völlig verbogen. Muss wohl jemand draufgetreten sein«, knurrte er ungehalten und hielt ihn hoch. Dann nickte er dem Uniformierten zu und deutete auf die ›Royal Enfield‹. »Fahren Sie voraus. Wir folgen Ihnen!«

Der Mann trat mehrfach den Starter seines Zweirades durch und brauste los.

Augenblick heftete sich Phil Dexter hinter ihn.

»Nicht schlecht, Dexter«, lobte Townsend und klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. »Aus Ihnen wird eines Tages wirklich noch ein guter Detective … Wie lange sind Sie jetzt eigentlich schon Sergeant?«

Dexter rümpfte die Nase. »Sieben Jahre. Es könnten aber auch schon acht sein.«

Townsend lachte spöttisch vor sich hin. »Sind eben einfach ein guter Fahrer. Sie wären sicher schon längst befördert worden, aber wer büßt schon gern einen solchen Mann ein?« Er wusste, dass er damit recht hatte, denn man konnte über Dexter sagen, was man wollte, … fahren konnte er großartig.

»Ehrlich gesagt, Inspector, mir wäre es ja auch nicht aufgefallen. Aber ich habe Ridgeway geholfen, die Leiche in die Zinkwanne zu legen. Dabei ist ihr Kopf zur Seite gerollt, und der Mund hat mich am Hals gestreift. Das rote Zeug ging kaum ab.«

»Ach so. Na, dann muss es sich in der Tat um dieselbe Farbe zu handeln … Nun, wir werden ja sehen.«

*

Schon nach zehn Minuten gab ihnen der Kollege auf der ›Royal Enfield‹ ein Stoppzeichen und fuhr links ran.

Phil Dexter bremste und hielt.

Dann schritten sie zu dritt bis an die Kante des Abhangs der unmittelbar im Fluss endete.

»Teufel aber auch, Inspector!« Der Sergeant pfiff durch die Zähne. »Den hat es aber mächtig erwischt.«

Ihr uniformierter Kollege ging zur Straße zurück, um die eintreffende Verkehrspolizei einzuweisen, gefolgt von Townsend.

»Tun Sie mir einen Gefallen«, wandte er sich an den leitenden Sergeant. »Ich brauche von jedem Foto einen Abzug. Machen Sie diesmal mehr als üblich … Und wenn Sie das Fahrzeug zerlegen, achten Sie mir bitte darauf, ob irgendwo langes Frauenhaar herumliegt. Lassen Sie die Leiche unbedingt auf Kratzspuren im Gesicht untersuchen und stellen Sie die Schuhe des Mannes sicher.«

»Okay, Inspector.« Der Sergeant nickte und schaut ihn erstaunt an. »Hat der Unfall für Sie eine besondere Bedeutung?«

»Weiß ich noch nicht genau. Aber tun Sie bitte, was ich Ihnen gesagt habe.«

Dexter hatte sich bereits wieder das Steuer gesetzt, als Townsend zu ihm in den Wagen kletterte. »Direkt zum Präsidium, Inspector? … Oder nicht erst noch ein kleines Frühstück?«

»Einverstanden … Statten wir der alten Liz einen kurzen Besuch ab. Aber anschließend mit Volldampf ins Büro.«

Die aufgehende Sonne spiegelte sich sanft auf den Wellen des ›River Clyde‹, als Dexter die zwanzig PS des ›Fords‹ ausreizte und mit siebzig Sachen Richtung Glasgow sauste …

***

Kapitel 3

Seit dem bestialischen Mord an Amelia Wilkinson waren kaum acht Stunden vergangen. Inzwischen war der Polizeiapparat auf Hochtouren gekommen, und alle Fäden in diesem Fall liefen in Detective Inspector Townsends Büro zusammen.

Zum x-ten Mal verglich er die Akten der beiden anderen Morde mit dem an der Radio-Moderatorin. Sie glichen sich wie ein Ei dem anderen, wenn er von dem zusätzlichen Messerstich ins Herz einmal absah.

Phil Dexter kam aus seinem Vorzimmer herein. Er hatte sich einige Akten unter den Arm geklemmt. »Wir treten auf der Stelle, Inspector. Ich habe noch einmal alle unsere in Frage kommenden Bekannten für eine solche Tat überprüft. Aber da ist schlicht zu machen … Wir hatten vor gut sieben Jahren mal einen Würger der Kundendatei …«

Townsend schaute von seinen Unterlagen auf. »Damals war ich noch in London. Aber ich glaube: Ich kenne den Fall. Sie meinen Theodore Maudsley.«

»Genau den. Der strangulierte seine Opfer ungefähr auf die gleiche Weise wie unser Täter, nur … Er stand aber immer hinter seinen Opfern, weshalb die Abdrücke der Daumen andersherum … Sie verstehen?«

Townsend schnippte mit den Fingern. »Sie scheinen mich doch tatsächlich für einen kompletten Idioten zu halten, Dexter. Kann das sein?«

»Nun, nicht direkt …«

Townsend schlug mit der Hand auf die Schreibtischplatte. »Jetzt ist es aber gut!«, brüllte er.

Dexter versuchte ihn so erstaunt wie nur möglich anzuschauen. »Was haben Sie denn, Sir? Ich meinte: Maudsley stand nicht direkt hinter seinen Opfern. Eher mehr seitlich, wenn man das so sagen kann.«

»Wenn man das so sagen kann?!« Townsend zog die die Brauen in die Höhe und hielt seinen Kopf leicht schief. Dieser Dexter ist schon eine ganz besondere Type, ging es ihm durch den Kopf. Aber er musste sich eingestehen, dass er dessen kleine Frotzeleien nicht wirklich hätte missen wollen. »Hätten Sie Maudsleys Akte genau studiert, wüssten Sie, dass der Mann nekrophile Handlungen an seinen Opfern begangen hat.« Er winkte ihn mit der Rechten heran. »Schnappen Sie sich einen Stuhl, Phil. Vielleicht kann ich ja aus Ihnen doch noch einen halbwegs anständigen Kriminalbeamten machen.«

Dexter angelte sich mit dem Fuß einen der Stühle und setzte sich.

Townsend nahm sich eine Zigarette und bot auch ihm eine an. »Also, jetzt mal Spaß beiseite, Phil ... Was sagt der Doc?«

»Steht alles im Bericht«, meinte er und schob ihm eine der Akten zu.