Collection Baccara Band 361 - Jennifer LaBrecque - E-Book

Collection Baccara Band 361 E-Book

Jennifer LaBrecque

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Beschreibung

EISKALTE NÄCHTE, FEURIGES VERLANGEN von LABRECQUE, JENNIFER
Nick Hudson ist der heißeste Kerl, der jemals ihr Restaurant betreten hat! Eigentlich hat Köchin Gus sich geschworen, Männern aus dem Weg zu gehen. Sie hat sich schon mal die Finger verbrannt. Aber mit Nick würde sie zu gern ein paar ganz spezielle Rezepte ausprobieren …

AUS SEHNSUCHT NACH HEIßEN KÜSSEN von PERRIN, KAYLA
Fassungslos sieht Brianne, wer vor ihrer Tür steht: Alex! Dass er es wagt, sie zu besuchen, wo sie ihm doch die Schuld am Tod ihres Verlobten gibt! Trotzdem öffnet sie - und wünscht sich bald, sie hätte es nicht getan. Doch da liegt sie bereits in seinen starken Armen …

VERFÜHRT VON MEINEM FEIND? von LAURENCE, ANDREA
Wade Mitchell ist an harte Verhandlungen gewöhnt. Mit Victoria gestalten sie sich jedoch besonders schwierig. Denn die sexy Schönheit hat nicht vergessen, dass er sie damals skrupellos gefeuert hat. Wenn ihn Argumente nicht weiterbringen - ist Verführung dann eine Option?

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Seitenzahl: 571

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Jennifer LaBrecque, Kayla Perrin, Andrea Laurence

COLLECTION BACCARA BAND 361

IMPRESSUM

COLLECTION BACCARA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe COLLECTION BACCARABand 361 - 2015 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg

© 2010 by Jennifer LaBrecque Originaltitel: „Northern Escape“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto in der Reihe: BLAZE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Christiane Rademacher

© 2011 by Kayla Perrin Originaltitel: „Freefall to Desire“ erschienen bei: Kimani Press, Toronto in der Reihe: ROMANCE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Nicola Kind

© 2013 by Andrea Laurence Originaltitel: „Undeniable Demands“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto in der Reihe: DESIRE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Selma Nowack

Abbildungen: mauritius images / age, alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 12/2015 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733723545

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

JENNIFER LABRECQUE

Eiskalte Nächte, feuriges Verlangen

Ausgerechnet in Alaska begegnet Reisejournalist Nick Hudson seiner Traumfrau. Die schöne Gus Tippens, Sterneköchin und Besitzerin eines Restaurants, weckt in eiskalten Nächten heiße Lust in ihm. Doch warum erzählt sie ihm nie etwas über ihre Vergangenheit? Nick forscht nach – und kommt allmählich hinter das Geheimnis seiner verführerischen Geliebten …

KAYLA PERRIN

Aus Sehnsucht nach heißen Küssen

Alex weiß, warum Brianne nichts mit ihm zu tun haben will: Sie gibt ihm die Schuld daran, dass ihr Verlobter vor drei Jahren bei einer Wandertour mit ihm spurlos verschwand. Aber als er Brianne jetzt wiedersieht, flammt unerwartet brennende Leidenschaft zwischen ihnen auf. Plötzlich ist ihr Hunger nach Liebe stärker als die Schuld …

ANDREA LAURENCE

Verführt von meinem Feind?

Victoria fand ihren Boss unwiderstehlich. Bis Wade Mitchell sie feuerte! Jetzt kreuzen sich ihre Wege erneut. Noch immer ist Wade verboten sexy – und dazu noch der Verführer in Person. Aber nur, weil er es auf ihr Land abgesehen hat, das ist Victoria sofort klar. Rache ist so süß: Sie wird ihn küssen – ihm jedoch niemals geben, was er wirklich will …

Eiskalte Nächte, feuriges Verlangen

1. KAPITEL

Ein Elch im Weihnachtsmannkostüm, komplett mit Mütze und Bart, stand direkt neben einem mit Elch-Kugeln verzierten Christbaum. Wo hatten sie bloß einen lebensgroßen Plüschelch aufgetrieben? Nick Hudson ließ die Atmosphäre in der Lobby des kleinen Flugplatzes auf sich wirken. Alaska und Good Riddance gefielen ihm jetzt schon. Auf genau so etwas hatte er gehofft: Es war anders, fast ein bisschen verschroben und würde gerade deshalb die Leser seines Blogs faszinieren.

Die Sonne war bereits untergangen. Draußen wirbelten Schneeflocken im eisigen Wind umher, aber hier drinnen war es warm und gemütlich. In der Luft lag der Duft von frisch gebrühtem Kaffee, Zimtschnecken und Holzfeuer.

Die Wände waren übersät mit gerahmten Fotos, vor den Fenstern bauschten sich dicke Vorhänge. In der Ecke, dicht am Kanonenofen, saßen zwei alte Männer, die konzentriert auf ein Schachbrett starrten. Aus dem Fernseher dröhnte Elvis’ „Blue Christmas“.

„Okay, Mr Hudson …“

Er drehte sich zu der Frau am Tresen herum. „Bitte, nennen Sie mich Nick!“

„Gerne, ich bin Merrilee.“

Bevor sie sich um einen Telefonanruf kümmern musste, hatte sie ihm bereits ihren Namen verraten. Sie hieß Merrilee Danville Weatherspoon, war Betreiberin des örtlichen Flugplatzes, Chefin des Bed & Breakfast, Stadtgründerin und Bürgermeisterin.

Nick schätzte sie auf etwa Mitte Fünfzig, und obwohl sie ihm erzählt hatte, dass sie schon seit mehr als fünfundzwanzig Jahren in Alaska lebte, hörte man immer noch einen überraschend deutlichen Südstaatenakzent.

„Wir erledigen nur schnell die Formalitäten, und dann zeige ich Ihnen Ihr Zimmer“, setzte sie ihr Gespräch jetzt fort. „Wir freuen uns sehr, dass Sie bei unserem Chrismoose-Festival dabei sind.“

„Ich freue mich auch“, antwortete Nick.

„Wissen Sie eigentlich, wie das mit dem Weihnachtselch angefangen hat?“, fragte Merrilee. Offenbar konnte sie es kaum abwarten, ihm die Geschichte zu erzählen.

„Nur zum Teil“, antwortete er. Der Freund eines Freundes hatte ihm von dem skurrilen Brauch berichtet, und er hatte daraufhin entschieden, darüber zu schreiben.

„Die Geschichte wird Ihnen gefallen“, setzte Merrilee an und lächelte. „Draußen in der Wildnis gab es mal einen Einsiedler, sein Name war Chris, den Nachnamen kannte niemand. Alle paar Monate kam er in die Stadt, um sich mit Vorräten einzudecken. Er blieb immer für sich, tauchte kurz auf, kaufte ein und verschwand wieder. Vor fünfzehn Jahren dann, zwei Tage vor Weihnachten, kam er wieder, und uns allen fiel die Kinnlade herunter: Chris ritt auf einem Elch!“

„Auf einem echten Elch?“

„Hätte ich es nicht mit eigenen Augen gesehen, dann hätte ich es auch nicht geglaubt“, erwiderte Merrilee. „Er hatte ein verwaistes Elchbaby gefunden und großgezogen. Und da war er plötzlich, ritt in einem Weihnachtsmannkostüm mit einem Sack voller Geschenke auf dem Elch durch die Stadt.“

„Das war sicher ein Bild für die Götter.“

Merrilee führte ihn zu der Wand mit den Fotos. Mitten in dem bunten Durcheinander hing das Bild eines Mannes, der ein Weihnachtsmannkostüm trug und auf einem Elch saß. „Das ist so ziemlich das Verrückteste, was ich je gesehen habe“, sagte Nick und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

„Geht mir genauso“, erwiderte Merrilee. „Sehen Sie den Sack auf seinem Rücken? Chris hatte Holzspielzeug für die Kinder geschnitzt. Sagte nur, er wolle sichergehen, dass jedes Kind ein Geschenk bekommt – falls der Weihnachtsmann es nicht bis zu uns schaffen würde. Seitdem kam er jedes Jahr, und neben den Kindern freuten sich auch die Erwachsenen auf ihn. Und dann, in einem Jahr, tauchte er plötzlich nicht auf“, fuhr sie fort. „Weihnachten kam und ging, aber keine Spur von Chris und seinem Elch. Wir wussten nur ungefähr, wo er lebte, also haben sich ein paar von uns auf den Weg gemacht. Als wir ihn fanden, war er tot, offenbar schon eine ganze Weile. Im darauffolgenden Frühling haben wir dann auch den Elch gefunden, ebenfalls tot. Chris hatte ihn wie ein Haustier gehalten und gefüttert. Der Elch ist einfach gestorben, weil er nie gelernt hatte, allein in der Wildnis zu überleben. Wir haben Chris hier begraben, denn wir wussten nicht, wo er herkam oder ob er eine Familie hatte“, erzählte Merrilee weiter. „Doch diese schöne Tradition sollte nicht mit ihm sterben. Also setzten wir sie fort und riefen den Weihnachtselch ins Leben. Über die Jahre hat es sich zu einem regelrechten Festival entwickelt.“

„Was für eine schöne Geschichte“, erwiderte Nick.

Merrilee lächelte erfreut. „Nicht wahr? Mittlerweile kommen jedes Jahr eine Menge Besucher. Wenn Sie sich umsehen, werden Sie die vielen Wohnmobile am Stadtrand bemerken. Manche sind 800 Kilometer und mehr gefahren, nur um bei dem Spektakel dabei zu sein.“

„Das ist beeindruckend.“

„Auf Ihrem Zimmer liegt ein Programmheft, aber Sie finden auch eins in jedem Laden der Stadt.“ Plötzlich verdüsterte sich ihr Gesicht. „Leider hat die Grippewelle in diesem Jahr ziemlich früh und ziemlich heftig zugeschlagen, und wir haben ein paar Probleme deswegen. Wir ermahnen jeden, sich die Hände zu waschen und sich nicht ständig ins Gesicht zu fassen, aber … – was soll’s, genug davon.“ Merrilee wedelte mit den Händen, als wolle sie die unliebsamen Gedanken verscheuchen. „Von wie weit weg kommen Sie?“, fragte sie jetzt. „Wir sind mit unseren Aufzeichnungen hier sehr genau.“

Bevor Nick antworten konnte, flog die Tür auf und eine Frau mit blondem Pferdeschwanz stürzte herein. Als sie ihn erblickte, stoppte sie abrupt und starrte ihn an.

„Oh mein Gott!“, sagte sie und zwinkerte heftig, als würde sie ihren Augen nicht trauen. „Sind Sie Nick Hudson?“

Nick musste lachen. In New York erkannten ihn die Menschen manchmal, aber in einem Kaff im hintersten Winkel von Alaska hatte er nicht damit gerechnet. „Der bin ich“, antwortete er und streckte ihr die Hand entgegen. „Sehr erfreut, Sie kennenzulernen.“

„Ich bin Teddy, Teddy Monroe“, erwiderte die Blonde, packte seine Hand und schüttelte sie enthusiastisch. „Ich kann kaum glauben, dass Sie wirklich hier sind. Das ist der Hammer.“

Vorsichtig versuchte Nick, seine Hand aus ihrem Griff zu befreien.

„Anscheinend habe ich hier etwas nicht mitbekommen“, mischte sich Merrilee ein. „Ich wusste nicht, dass Sie berühmt sind, Mr Hudson.“

„Nick, bitte. Und ich bin nicht berühmt, glauben Sie mir.“

„Er ist der bekannteste Reisejournalist der New York Times“, fiel Teddy ihm ins Wort. „Er reist durch die ganze Welt und schreibt in seinem Blog über Orte abseits der ausgetretenen Touristenpfade.“ Sie wandte sich an ihn und strahlte ihn an. „Und jetzt schreiben Sie über uns. Das ist so cool.“

Er musste über ihre Begeisterung grinsen. „Ich bin wegen der Weihnachtsfeierlichkeiten hier“, erwiderte er. „Ich finde, das ist eine interessante Geschichte.“

„Tatsächlich?“ Nick war es gewohnt, Leute genau zu beobachten, ansonsten wäre ihm das alarmierte Flackern in Merrilees Augen sicherlich entgangen. „Die New York Times, ziemlich beeindruckend.“

„Es zahlt die Miete.“

„Wie bescheiden“, sagte Teddy. „Er hat direkt nach dem College dort angefangen – das steht zumindest in Ihrer Biografie“, sagte sie nun wieder in seine Richtung.

Er nickte. „Ich hatte Glück. Meine Eltern hatten ein Restaurant und der Reiseredakteur der Times kam oft zum Essen vorbei. Er hat mich gefördert und mir einen Praktikumsplatz verschafft. Der Rest ist Geschichte …“

„Nicht, dass Sie jetzt denken, ich wäre so eine Art Stalker“, beeilte Teddy sich zu sagen. „Ich liebe nur einfach New York und möchte nächstes Jahr dort zur Schauspielschule gehen.“

„Teddy ist unsere aufstrebende Schauspielerin und der größte New York-Fan unter der Sonne“, erklärte Merrilee lächelnd.

„Meine Chefin stammt aus New York, vielleicht kennen Sie sie. Sie hat dort ein Küchenteam geleitet, bevor sie hierhergezogen ist und das Restaurant übernommen hat.“ Teddy zeigte mit dem Daumen über ihre Schulter in Richtung der Tür, durch die sie eben hereingestürzt war. „Gus Tippens?“

„Tut mir leid, der Name sagt mir nichts, aber ich freue mich auf ein leckeres Essen in ihrem Restaurant. Außerdem klingt das nach einer guten Story“, fuhr er fort. „Es gibt sicher nicht viele New Yorker Köche, die ausgerechnet in Alaska ein Lokal eröffnen.“ Nick war überzeugt, dass Gus Tippens sich gut in seiner Story machen würde, zumal bestimmt einige Leser ihren Namen kannten oder den der Restaurants, in denen sie gearbeitet hatte.

„Sie hat in Paris gelernt“, erklärte ihm Teddy, nur um sicherzugehen, dass er auch angemessen beeindruckt war.

„Wolltest du eigentlich etwas Bestimmtes, Teddy?“, fragte Merrilee jetzt. Nick hatte den Eindruck, als sei ihr das Gespräch unangenehm.

„Stimmt, ja“, erwiderte Teddy etwas verlegen. „Gus will wissen, ob ihre Trüffel mit dem Flugzeug gekommen sind.“

„Sind sie.“ Merrilee wies auf ein Paket. „Ich wollte sie rüberbringen, sobald ich Nick sein Zimmer gezeigt habe.“

Teddy griff sich den Karton. „Ich sehe Sie dann heute Abend beim Essen“, sagte sie im Gehen. „Ich meine, nicht so – aber Sie essen ja sicherlich hier, und ich arbeite hier, also …“

Nick biss sich auf die Lippen, um nicht laut zu lachen. Er wollte die Gefühle der jungen Frau nicht verletzten. „Ja klar, wir sehen uns dann“, sagte er stattdessen.

Sie winkte ihm zum Abschied und stieß die Tür auf, durch die sie hereingekommen war. Für einen kurzen Moment erhaschte Nick einen Blick auf eine dunkelhaarige Frau, und es durchfuhr ihn wie ein Blitz: Sie sah umwerfend aus.

Die kleine Blonde war wirklich niedlich, aber nichts für ihn. Doch diese Gus, wie er vermutete, war etwas Besonderes, das sah er sofort. Auf einmal konnte er es kaum erwarten, heute Abend im Restaurant zu essen.

„Wir müssen uns etwas einfallen lassen, und zwar schnell“, sagte Merrilee und versuchte, die aufsteigende Panik zu unterdrücken, während sie aufgeregt vor der Ladentheke von Bull Swensons Eisenwarenladen auf und ab lief. Bull war damit beschäftigt, die letzte Bestellung für das fast fertige Bürgerzentrum einzupacken. Normalerweise fand sie den Geruch nach Holz beruhigend, aber heute funktionierte das nicht – sie war viel zu besorgt.

Bull strich sich über seinen Bart. Sie waren einander vor fünfundzwanzig Jahren begegnet und hatten sich sofort verliebt. Seitdem waren sie unzertrennlich.

„Er schreibt also für die New York Times und hat bereits gesagt, dass er über Gus berichten will?“, fragte er jetzt nachdenklich.

„Ganz genau. All die Jahre ist es gut gegangen. Doch kaum fühlt sie sich sicher, kommt dieser Typ daher und droht, alles zu zerstören.“ Merrilee rieb sich die Schläfen, hinter denen der Kopfschmerz lauerte. „Was sollen wir bloß tun? Wenn er die Wahrheit herausfindet …“

„Wo ist er jetzt?“

„Er sieht sich zusammen mit Dalton die Stadt an. Die beiden waren sofort ein Herz und eine Seele.“

Es irritierte sie, dass sowohl Teddy als auch Dalton den Fremden zu mögen schienen, denn sie konnte ihn nicht leiden. Doch wenn sie ehrlich war, ging es nicht um Nick persönlich, sondern um das, was er Gus antun würde. Auf jeden Fall war es ihr Job, dafür zu sorgen, dass er so schnell wie möglich den nächsten Flieger nach Anchorage bestieg und verschwand. Aber das hier war ein freies Land, und sie konnte ihn nicht zwingen.

„Ich habe ihr versprochen, dass sie bei uns sicher ist, und kann sie jetzt nicht im Stich lassen“, sagte sie leise.

Es war eine schlimme Zeit gewesen. Als Gus in Good Riddance angekommen war, hatte sie wie ein Häufchen Elend ausgesehen. In New York war sie mit Troy Wenham verlobt gewesen, dem Sohn eines bekannten Politikers, der aus einer berühmten Politiker-Dynastie stammte. Die Familie war reich – und mächtig.

Sie hatten Gus von Anfang an nicht gemocht und ihr unterstellt, nur hinter seinem Geld her zu sein. Troy war mit der Zeit immer besitzergreifender geworden, und schließlich hatte Gus die Verlobung gelöst. Troy war außer sich gewesen und hatte die Trennung einfach nicht akzeptieren wollen.

Merrilee kannte keine Details, wusste aber, dass Troy angefangen hatte, Gus zu stalken. Sie hatte sich an die Polizei gewandt, doch seine Familie hatte ihren Einfluss geltend gemacht und so hatte ihr niemand geholfen.

Sie wechselte die Arbeitsstelle und zog sogar um. Doch nichts half. Er spürte sie immer wieder auf und drohte, dass er sie niemals gehen lassen würde.

Es war viel Vorbereitung nötig gewesen, um Lauren Augustina Matthews von der Bildfläche verschwinden zu lassen. Bis heute hatte Troy vergeblich nach ihr gesucht, denn er wusste nichts von Merrilees Existenz. In Good Riddance glaubten alle, Gus wäre Merrilees Nichte, aber in Wahrheit waren sie und Gus’ Mutter seit ihrer Kindheit beste Freundinnen gewesen. Jenny, Gus’ Mutter, war gestorben, bevor Gus und Troy sich kennengelernt hatten.

Als Gus sich damals an sie gewandt hatte, war Merrilee sofort bereit gewesen, ihr dabei zu helfen, in Good Riddance ein neues Leben anzufangen. Wenn Nick Hudson über sie und ihr Restaurant ausgerechnet in der New York Times berichten würde, wäre es nur eine Frage der Zeit, bis Troy sie aufgespürt hätte. Dann würde der Terror von Neuem losgehen.

„Wie ich das sehe, haben wir drei Möglichkeiten“, unterbrach Bull ihre trüben Gedanken. „Wir kennen ihn nicht, also können wir ihm nicht vertrauen. Ihm einfach die Wahrheit zu sagen, wäre zu riskant.“ Bull und sie waren die einzigen, die Gus’ wahre Geschichte kannten. „Die zweite Möglichkeit wäre, ihn einfach umzulegen“, fuhr Bull todernst fort. „Aber heutzutage ist es fast unmöglich, mit so etwas unentdeckt durchzukommen. Außerdem ist er ja mehr oder weniger zufällig in diese Situation geraten – er hat also keine bösen Absichten. Deshalb bleibt eigentlich nur Möglichkeit Nummer drei: Sie bittet ihn, nicht über sie oder ihr Restaurant zu schreiben.“

Merrilee rieb sich erneut die pochenden Schläfen. „Er ist Journalist. Das wird ihn erst recht neugierig machen. Wie viel kann er herausfinden, was denkst du?“

„Es lässt sich recht leicht herausfinden, dass sie nicht ihren richtigen Namen benutzt. Und auch, dass das Restaurant und die Bar mir gehören. Doch darüber hinaus wird er nicht weit kommen.“

„Warum musste er bloß hier auftauchen. Es lief so gut für sie.“ Vor lauter Frust hätte sie am liebsten laut geschrien.

„Hast du schon mit ihr geredet?“

„Nein. Ich bin so schnell wie möglich hergekommen. Ich wollte mit dir sprechen, bevor wir mit Gus reden. Aber vermutlich weiß sie ohnehin schon Bescheid – Teddy hat es ihr bestimmt sofort erzählt.“

Bull stand auf. „Ich schließe ab, und dann gehen wir zu Gus hinüber. Sie soll wissen, dass wir auf ihrer Seite stehen.“

„Fühlst du dich auch wirklich gut?“, fragte Merrilee besorgt, als Gus sie und Bull zur Tür begleitete.

Sie fühlte sich genauso, wie sie sich in den vergangenen vier Jahren gefühlt hatte.

„Alles okay“, antwortete sie deshalb. „Danke, dass ihr gekommen seid. Ihr beide habt mir das Leben gerettet. Ich hoffe, ihr wisst, wie viel mir das bedeutet.“

„Wissen wir. Und du weißt, dass wir dich lieben.“

Gus nickte, und plötzlich stiegen ihr Tränen in die Augen. Ihre Mutter war tot, und ihr Vater hatte sie schon als Kind verlassen. Die beiden waren die einzige Familie, die sie noch hatte.

„Alles wird gut“, sagte Merrilee jetzt und umarmte sie fest. „Stürz dich einfach in die Arbeit.“

„Das werde ich.“

Als die beiden gegangen waren, schloss Gus die Tür und lehnte sich von innen dagegen. Troy würde sie wieder verfolgen. Sie spürte, wie die altvertraute Angst in ihr hochkroch. Sie war nie ganz verschwunden, doch die meiste Zeit schaffte Gus es, die bösen Gedanken zu verdrängen. Ganz egal, wie weit sie flüchtete, sie würde sich nie von ihm befreien können. Am schlimmsten war es nachts. Dann war sie nicht länger von anderen Dingen abgelenkt und wurde von Albträumen gequält. Die Erlebnisse hatten sie zweifellos stärker gemacht, aber auch tiefe Narben hinterlassen.

Sie hatte Merrilee und Bull nie die ganze Wahrheit erzählt. Sie konnte nicht darüber sprechen, dass sie eines Nachts nach Hause gekommen war und ihre Laken zerfetzt gefunden hatte – und mit roter Farbe beschmiert, die wie Blut aussah. Trotzdem hatte die Polizei nichts unternommen. Die Wenhams waren für New York, was die Kennedys für Massachusetts waren.

Gus sog die Luft tief durch die Nase ein. Die Technik hatte sie beim Yoga gelernt. Sie konzentrierte sich auf ihre Atmung und spürte, wie sie allmählich ruhiger wurde. Sie dachte an Nick Hudson. Als Teddy mit den Trüffeln und den Neuigkeiten aufgetaucht war, dass ein New Yorker Reporter ins Restaurant kommen würde, war ihr das Herz in die Hose gerutscht. Gus wusste genau, wer er war. Sie und Troy hatten seine Reiseberichte sehr gemocht.

Nicks Artikel waren geistreich und einfühlsam. Damals hatte sie sich sogar eingebildet, ein wenig in ihn verliebt zu sein – oder zumindest in das, was er schrieb. Sie hatte sich vorgestellt, dass seine Texte ihr einen Blick in seine Seele gewährten. Und ihr gefiel, was sie dort zu sehen glaubte. Dass er auch noch umwerfend attraktiv war, hatte ihre Fantasie zusätzlich beflügelt.

Seit sie in Alaska lebte, hatte sie keinen seiner Artikel mehr gelesen. Wozu auch. Dieser Teil ihres Lebens war vorbei. Sie konnte weder ihren Pass noch ihren Führerschein benutzen, denn beide liefen auf ihren echten Namen.

Als Teddy mit den Neuigkeiten herausplatzte, wusste sie also ganz genau, wer Nick Hudson war. Deshalb hätten eigentlich all ihre Alarmglocken läuten müssen. Aber stattdessen verspürte sie einen Schauer der Erregung. So etwas wie freudige Erwartung durchströmte sie und erinnerte sie daran, dass sie seit mehr als vier Jahren mit keinem Mann zusammen gewesen war. An Angeboten hatte es nicht gemangelt, aber sie war nicht interessiert gewesen. Doch jetzt hatte eine kurze Erwähnung von Nick ausgereicht, um ihre alberne Schwärmerei für ihn zu neuem Leben zu erwecken.

Sie schüttelte den Kopf. Wenn sie klug war, hielt sie sich von ihm fern. Zum Glück würde sie über die Feiertage alle Hände voll zu tun haben. Es sollte ihr deshalb nicht allzu schwerfallen, ihm aus dem Weg zu gehen.

Sie straffte die Schultern und eilte die Treppe hinunter. Sie hatte schließlich ein Restaurant zu führen.

2. KAPITEL

Nick wich lachend ein paar Kids aus, die mit Besen und einem Stück Eis auf der Straße Hockey spielten. Auch Dalton Saunders musste grinsen. „Wegen des Festivals sind alle total aufgeregt“, erklärte er. „Mit dem Trubel in New York lässt sich das wohl nicht vergleichen, aber für Good Riddance ist richtig viel los.“

Es gab eine Menge zu sehen und zu erleben in den kommenden Tagen: Feuerwerk, Eisfischen, Schlittenhunderennen, Cross-Country-Skifahren, Schneemobilrennen, ein Wettbewerb im Elch-Burger-Braten und diverse Ausstellungen mit örtlichem Kunsthandwerk. Zu den Höhepunkten gehörten ganz sicher der Mister-Wilderness-Contest, die Wahl zur Miss Chrismoose und natürlich die Parade, auf der Spielzeug verteilt werden würde. Im Anschluss daran gab es ein gemeinsames Abendessen, zu dem jeder etwas beisteuern musste.

„Unser größtes Problem sind momentan die fehlenden Unterkünfte. Die Pension ist voll. Ich vermiete eine Hütte an ein Paar aus Anchorage, und viele Besucher kommen bei ihren Familien oder Freunden unter.“

Dalton deutete auf ein Geschäft auf der anderen Straßenseite. „Curls Laden sorgt immer für Heiterkeit bei den Touristen.“

Nick las das Schild im Fenster und musste grinsen. ‚Tierpräparation, Friseur, Schönheitssalon & Leichenbestatter‘ – „Das ist ja mal ’ne gute Mischung.“

„Er sagt, dass er die Tiere an den Anfang gesetzt hat, weil das die Kunden anlockt.“

Nick schoss ein Foto. Seine Leser würden es lieben.

„Ansonsten haben wir hier so ziemlich alles, was man in jeder anderen Kleinstadt auch findet. Waschsalon, Kurzwarenhandlung, Eisenwaren, Bank und eine Arztpraxis.“

Er deutete mit dem Kopf vage nach links. „Skye, meine Verlobte, ist die Ärztin hier. Ich würde Sie ja vorstellen, aber damit täte ich Ihnen keinen Gefallen. Wir haben nämlich pünktlich zum Festival eine Grippewelle.“

„Das habe ich schon von Merrilee gehört“, antwortete Nick und warf einen Blick durch das Fenster in das vollbesetzte Wartezimmer. „Ich verzichte. Es ergibt sich ja sicher noch eine andere Gelegenheit, Skye kennenzulernen. Stammen Sie eigentlich aus Alaska?“

„Nein, ich bin aus Michigan. Vor acht Jahren habe ich meinen Job geschmissen, den Pilotenschein gemacht und hier neu angefangen.“

„Es scheint Ihnen zu gefallen.“

„Ich möchte nirgendwo anders leben“, entgegnete Dalton. „Schon gar nicht, seit ich Skye getroffen habe. Seit ich sie kenne, ist mein Leben perfekt.“

„Das ist cool, herzlichen Glückwunsch.“ Nick fand es wirklich cool. Er wünschte sich, auch endlich die Frau zu finden, die sein Leben perfekt machte. Aber bislang war sie noch nicht aufgetaucht. Seine Eltern und Geschwister hatten ihm erzählt, dass sie es sofort gewusst hätten, dass es einfach ‚Klick‘ gemacht hätte – doch er wartete immer noch auf dieses Klick. Verdammt, er hatte seit Monaten keine Verabredung mehr gehabt. Das ganze Dating-Theater ging ihm auf die Nerven. Dann fiel ihm plötzlich die Frau wieder ein, von der er vorhin nur einen kurzen Blick erhascht hatte.

„Danke“, antwortete Dalton. Sie gingen weiter und kamen zu einem größeren Holzgebäude. „Das ist unser neues Gemeindezentrum“, erklärte er, „und damit haben wir so ziemlich alle Sehenswürdigkeiten von Good Riddance abgeklappert.“

„Dann sage ich vielen Dank für die Tour!“

„Gern geschehen. Vielleicht möchten Sie ja Ihre Ruhe haben, aber falls nicht, essen Sie doch heute Abend mit uns bei Gus. Wir schaffen es nicht ganz so früh, weil Skye sehr viel zu tun hat. Aber wäre sieben Uhr für Sie okay?“

„Er müsste jeden Moment hier sein“, bemerkte Teddy und sah gespannt zur Tür.

Gus war der Ansicht, dass sie selbst große Beherrschung zeigte, denn sie hätte Teddy am liebsten auf der Stelle erwürgt. Das wäre allerdings nicht besonders klug, denn sie waren dabei, das Essen zu servieren, und sie brauchte Teddys Hilfe. Der Laden war bis auf den letzten Platz mit Festival-Besuchern besetzt. Gus konnte nicht gleichzeitig in der Küche, an der Bar und im Gastraum sein. Andererseits … Teddys nicht enden wollendes Geplapper über Nick Hudson raubte ihr den letzten Nerv. Dieser Mann könnte sie erneut in die Schusslinie von Troy bringen. Aber vielleicht erinnerte Teddys naive Begeisterung sie auch nur zu sehr an ihr altes Selbst.

„Entspann dich einfach, Teddy“, sagte sie deshalb. „Du musst lediglich auf die Fanfaren warten, mit denen die Boten sein Eintreffen ankündigen.“

Teddy verdrehte die Augen und schnitt eine Grimasse. „Ich halte ja schon die Klappe. Aber schließlich kommen nicht jeden Tag irgendwelche Promis zu uns.“

Gus wollte gerade erwidern, dass der Mann kein Promi war, bloß weil er für eine bekannte Zeitung schrieb, doch dann verkniff sie sich die Bemerkung. Schließlich hatte Teddy keine Ahnung, was das Auftauchen von Nick für Gus’ Leben bedeuten konnte. Wahrscheinlich wäre sie selbst unter anderen Umständen ebenso aufgeregt gewesen, ihn zu treffen. Also drückte sie Teddy mit einem gezwungenen Lächeln nur zwei Teller in die Hand. „Da hast du wohl recht, Promis sehen wir hier wirklich selten.“

Sie wischte sich die Hände an ihrer Schürze ab und wandte sich wieder dem Herd zu. Die Geräusche aus dem Restaurant drangen leise in die Küche, und sie spürte, wie sie sich entspannte. Ganz egal, was um sie herum geschah: Das Klappern des Bestecks gegen die Teller, die Gespräche und das Lachen der Gäste vor dem Hintergrund der leisen Musik hatte etwas ungemein Beruhigendes.

Gus rührte gerade gedankenverloren in der Sauce, als jemand anders als Teddy ihren Namen rief. Erschrocken fuhr sie herum und ließ dabei ihren Löffel fallen.

„Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken.“ Am Tresen, der die Küche vom Gastraum trennte, stand Jenna – ebenfalls ein Neuzuwachs von Good Riddance.

Jenna war zusammen mit Merrilees Ex-Mann Tad aufgetaucht, hatte aber schnell herausgefunden, was für ein Widerling er war und sich von ihm getrennt. Dann hatte sie beschlossen, dass Good Riddance der richtige Ort für sie war und erfolgreich ihr eigenes Nagelstudio eröffnet.

„Bist du mit jemanden verabredet?“, fragte Gus jetzt und musterte amüsiert Jennas Aufmachung. „Oder kann ich dir irgendwie weiterhelfen?“ Sie mochte Jenna, hatte heute Abend allerdings keine Zeit für einen gemütlichen Plausch.

„Nein, ich wollte nur mal vorbeischauen“, entgegnete Jenna, blickte dabei aber immer wieder zur Tür, als würde sie auf jemanden warten.

„Wir sehen uns dann später“, sagte Gus und drehte sich erneut zu ihrem Herd um, „ich habe alle Hände voll zu tun.“

In diesem Augenblick öffnete sich die Tür, und Nelson Sisnuket kam herein, einer von Gus’ absoluten Lieblingen. Er war indianischer Abstammung und trug seine langen schwarzen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Bei seinem Stamm galt er als angehender Schamane. Außerdem hatte er eine ungemein positive Ausstrahlung und einen feinen Sinn für Humor.

Heute Abend sah er müde und abgekämpft aus. Doch Gus wusste, dass das an den vielen Grippekranken lag, die er und Skye in der Praxis versorgten.

„War nett, mit dir zu reden“, sagte Jenna jetzt und wandte sich schnell um. Fast wäre sie mit Nelson zusammengestoßen. „Hey Nelson, schön dich zu sehen. Wie geht’s?“

Nelson winkte Gus einen kurzen Gruß zu. „Mir geht’s gut, Jenna, und dir?“

Gus hoffte, dass sie nicht mit offenem Mund auf das ungleiche Paar starrte. Jenna hatte also auf Nelson gewartet. Er war natürlich ein attraktiver Mann, aber Gus hätte nicht gedacht, dass er Jennas Typ wäre. Außerdem würde die Geschichte für Jenna kein gutes Ende nehmen, falls sie sich wirklich in Nelson verliebt hatte – der Liebeskummer war quasi vorprogrammiert.

Ehen zwischen Ureinwohnern und Weißen wurden in Good Riddance nicht gern gesehen. Nelsons Cousin Clint, der als Fremdenführer arbeitete, hatte sich in Tessa Bellingham verliebt und sich mit ihr verlobt. Das hatte in seiner Familie für ziemlichen Wirbel gesorgt, und die beiden hatten schwer darum kämpfen müssen, dass Clints Großmutter die Verbindung akzeptierte. Für Nelson, den angehenden Schamanen des Stammes, käme die Verbindung mit einer Weißen noch viel weniger in Betracht.

Gus nahm sich vor, in den nächsten Tagen mit Jenna zu reden. Sie hasste es, ihre Seifenblase zum Platzen zu bringen, doch Nelson war einfach nicht der richtige Mann für sie.

Dabei verstand sie das Dilemma, in dem Jenna steckte, nur zu gut. Während der vergangenen Monate war ihr selbst schmerzlich bewusst geworden, dass sie seit vier Jahren in einer sexuellen Wüste lebte. In Good Riddance gab es einfach keinen passenden Mann für sie. Sie liebte ihr Leben hier, das tat sie wirklich. Aber nach der langen Zeit fühlte sie sich manchmal wie ein Fisch ohne Wasser. In Good Riddance war es eine heikle Sache, sich mit jemandem zu verabreden oder besser gesagt, mit jemandem zu schlafen. Wenn es nämlich nicht funktionierte, konnte es peinlich werden. In so einer kleinen Stadt war es schlichtweg unmöglich, sich anschließend einfach aus dem Weg zu gehen. Und man konnte die Sache schon gar nicht für sich behalten. Hier würde jeder wissen, was los war – und zwar bevor etwas passiert wäre.

Sie hatte zwei weitere Teller auf dem Tresen bereitgestellt und sich wieder dem Herd zugewandt, als sie plötzlich ein seltsames, prickelndes Gefühl überfiel. Sie schüttelte verwundert den Kopf. Vielleicht eine Art statische Aufladung … Oder schlimmer, bekam sie jetzt etwa auch diese verfluchte Grippe? Doch sie fühlte sich nicht krank, sondern merkwürdig kribbelig.

Hinter sich hörte sie Teddy sagen: „Wie schön, dass Sie es noch geschafft haben.“

„Ja, habe ich“, antwortete eine männliche Stimme, dunkel und samtig wie Zartbitterschokolade. Gus fühlte einen leichten Schauer in sich aufsteigen.

Sie wusste es sofort – noch bevor sie sich umdrehte. Das war Nick Hudson, der Mann, der ihr Leben zerstören könnte.

Sie zwang sich zu einem Lächeln und wandte sich zu ihm um. Ihr stockte der Atem. Natürlich erkannte sie ihn. Sie hatte Fotos von ihm gesehen. Er war älter geworden, aber das stand ihm gut. Sein dunkles Haar war kürzer als auf den Bildern. Seine blauen Augen waren von feinen Lachfältchen umgeben und stachen aus einem markanten, attraktiven Gesicht hervor, das ihr wohlvertraut war.

Doch das war es nicht. Etwas in ihr erkannte ihn, und eine Welle sexuellen Verlangens durchströmte sie. Er war der Mann, den sie wollte. Und er war der Mann, dem sie aus dem Weg gehen sollte, solange er sich in der Stadt aufhielt.

Nick fühlte sich, als hätte er einen Schlag in die Magengrube bekommen. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie eine derartige Wirkung auf ihn haben würde.

Er hatte Gus Tippens vorher kurz gesehen und sich darauf gefreut, sie zu treffen, aber …

Sie wirkte auf ihn wie eine Studie in Schwarz und Weiß. Ihr kurzgeschnittenes Haar war so dunkel, dass es beinah schwarz aussah. Nur eine einzelne Strähne war strahlend weiß. Ihre schrägstehenden Augen verliehen ihr ein fast exotisches Flair, das durch die außergewöhnliche Farbe noch betont wurde. Ein seltsamer Grauton, der beinah silbern wirkte und von dichten Wimpern beschattet wurde. Doch was ihn fast um den Verstand brachte, war ihr Mund. Er war perfekt geschwungen, und der rote Lippenstift betonte noch seine Sinnlichkeit. Unter ihrer Schürze trug sie schmale schwarze Hosen und ein weißes Top. Sie war nicht nur schön, sie war einfach umwerfend. Sie erschien ihm wie eine Orchidee in einem Feld voller Gänseblümchen.

Er war so in ihren Anblick versunken, dass er beinah zusammengezuckt wäre, als Teddy sie miteinander bekannt machte. „Nick, das ist Gus Tippens“, stelle sie vor, „Gus, Nick Hudson.“

„Hallo“, sagte sie und ihre Stimme war wie Wasser, das über glatte Steine floss. „Ich habe schon viel von Ihnen gehört.“

„Freut mich, Sie kennenzulernen“, antwortete Nick. „Ich bin schon sehr auf das Essen gespannt. Ihr Ruf eilt Ihnen voraus. Es duftet köstlich. Meine Eltern hatten ein Restaurant in New York, und ich weiß eine gute Küche zu schätzen. Und hier duftet es einfach köstlich.“ Mist, das hatte er eben bereits gesagt. „Es ist sicher hervorragend.“

Er hätte sich am liebsten in den Hintern getreten. Was war bloß mit ihm los? Er hatte die ganze Welt bereist und immer gedacht, dass er eine gepflegte Unterhaltung führen könnte. Doch hier und jetzt stammelte er nur dummes Zeug.

Sie lächelte ihn freundlich an, aber er glaubte, eine gewisse Vorsicht zu spüren. „Auch Ihnen eilt ein Ruf voraus“, sagte sie. „Ich hoffe, das Essen schmeckt Ihnen.“ Dann wandte sie sich an ihre Mitarbeiterin. „Teddy, führe Mr Hudson bitte an seinen Tisch.“

„Nennen Sie mich doch einfach Nick.“

Sie nickte, und ein leichtes Lächeln umspielte ihre roten Lippen. „Sie können sich bestimmt vorstellen, dass wir hier nicht viel Wert auf Formalitäten legen. Teddy, bringst du Nick bitte zu seinem Tisch?“

„Ja klar. Er war heute mit Dalton unterwegs, also isst er mit der Crew“, antwortete Teddy. „Er wollte dir vorher nur kurz Hallo sagen.“

„Dann sind Sie ja in bester Gesellschaft, Nick“, erwiderte Gus. „Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden …“ Damit kehrte sie an ihren Herd zurück.

Nick wollte seinen peinlichen Auftritt so schnell wie möglich beenden. „Ich habe Dalton bereits gesehen“, sagte er deshalb zu Teddy. „Sie müssen mich nicht zu meinem Tisch bringen. Aber ein Whiskey wäre schön.“

„Schon unterwegs“, antwortete sie und verschwand hinter der Bar.

Er schlängelte sich durch den vollbesetzten Raum zu dem großen Tisch, an dem bereits drei Paare saßen. Als er auf dem letzten freien Stuhl Platz genommen hatte, machte Dalton ihn mit den anderen bekannt.

Die beiden Ureinwohner waren Cousins. Clint Sisnuket arbeitete als Fremdenführer, während Nelson in der Arztpraxis mithalf. Dann war da noch Daltons Verlobte, eine hübsche Rothaarige namens Skye Shanahan. Clint war mit Tessa Bellingham verlobt – einer kleinen Blondine, die vor wenigen Wochen nach Good Riddance gezogen war, nachdem sie hier zuvor ein Video gedreht hatte. Jenna Rathburne, eine klassische Schönheit, war ebenfalls neu in der Stadt und hatte ganz offensichtlich ein Auge auf Nelson geworfen.

Teddy brachte seinen Whiskey und nahm ihre Bestellungen entgegen.

„Lasst uns anstoßen“, sagte Clint und erhob sein Glas. „Auf Good Riddance, den Ort, an den du kommst, um deine Sorgen hinter dir zu lassen.“

Sie stießen an und nippten an ihren Drinks.

Skye Shanahan sah ihn über den Tisch hinweg an. „Sind Sie Single, Nick?“

„Oh, herzlichen Dank“, sagte Dalton und zwinkerte Nick zu, „ich sitze auch hier.“

Nick musste lachen. „Ich bin ungebunden und frei wie ein Vogel.“

Skye wechselte einen vielsagenden Blick mit Tessa. „Sagen Sie hinterher nicht, wir hätten Sie nicht gewarnt“, fuhr sie fort. „Ich wollte nur zwei Wochen bleiben, und jetzt schauen Sie sich das an.“ Sie hob ihre Hand, damit er ihren Verlobungsring sehen konnte.

Tessa lachte. „Ich war nur fünf Tage hier und dann …“ Sie hob ebenfalls die Hand, an der auch ein Ring funkelte.

„Ich nicht“, sagte Jenna jetzt und zeigte ihre nackten Finger. „Ich bin mit meinem Verlobten hergekommen und habe ihn dann abserviert. Falls Sie also demnächst einen Verlobungsring brauchen, könnte ich Ihnen ein gutes Angebot machen.“

Nick lachte. „Ich fühle mich hinreichend gewarnt“, erwiderte er dann mit gespieltem Ernst. Sein Blick schweifte zur Küche, in der Gus sich so konzentriert über ihre Arbeit beugte, dass er nur ihren Hinterkopf sehen konnte.

Eine Stunde später hatte Nick das beste Gericht seines Lebens gegessen – am liebsten hätte er noch den Teller abgeleckt. Er beobachtete, wie Gus die Küche verließ und langsam von Tisch zu Tisch ging. Als sie näher kam, begann sein Herz schneller zu schlagen. Angestrengt versuchte er zu hören, was sie mit den anderen Gästen besprach. Plötzlich stand sie an ihrem Tisch. „Hallo Leute, wie war das Essen?“

Ein Chor der Bewunderung schallte ihr entgegen. Dann wandte sie sich direkt an ihn. „War alles zu Ihrer Zufriedenheit, Nick?“

Das Essen und der Schnaps waren so ziemlich das Beste, was er je gekostet hatte. Und instinktiv wusste er, auch sie wäre das Beste, was er je bekommen könnte. Die Frau brachte ihn völlig durcheinander. „Das Beste, was ich je hatte“, antwortete er lächelnd.

„Freut mich zu hören. Außerdem freut mich, wenn man meine Privatsphäre respektiert. Deshalb wüsste ich es sehr zu schätzen, wenn Sie nichts über mich oder mein Restaurant schreiben würden.“ Sie nahm die Rechnung vom Tisch und riss sie in der Mitte durch. „Heute geht alles aufs Haus.“

Verdammter Mist. Sie hatte ihn geschickt in die Enge getrieben – und das vor einem Tisch voller Zeugen.

Als Teddy ihm erzählt hatte, Gus wäre aus New York hierhergezogen, war er zunächst nur neugierig gewesen. Dann hatte er sie kennengelernt und war überaus interessiert gewesen. Doch jetzt faszinierte sie ihn schlichtweg.

Er musste unbedingt mehr über diese Frau erfahren.

3. KAPITEL

Gus konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Sie hatte den ganzen Abend viel zu tun gehabt. Außerdem war sie angespannt gewesen, nicht zuletzt wegen Nick Hudson. Es war, als ob er ständig auf ihrem inneren Radar auftauchte, als ob sie immer genau wüsste, was er machte. Mehr als einmal hatte sie sich verstohlen in seine Richtung gedreht und gesehen, dass er sie mit seinen unglaublich blauen Augen anstarrte. Ein Blick von ihm hatte gereicht, um ihren Herzschlag zu beschleunigen.

„Gott sei Dank haben wir es für heute geschafft“, sagte sie zu Teddy. Ihre Mitarbeiterin hatte begonnen, die Stühle auf die Tische zu stellen, damit sie den Boden wischen konnten. „Ich bin völlig erledigt.“

„Ich bin auch ziemlich fertig“, erwiderte Teddy.

Die Antwort riss Gus für einen Moment aus ihren Gedanken über Nick Hudson. Teddy hatte normalerweise einen unerschöpflichen Vorrat an Energie. Und Gus ging es genauso, doch sie war den ganzen Tag über so nervös gewesen, und dann quälten sie auch noch die Erinnerungen an Troy– jetzt fühlte sie sich einfach total erschöpft. Vielleicht hatte sie deshalb so auf Nick reagiert.

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