Commerzbank hundertfünfzig Jahre - Detlef Krause - E-Book

Commerzbank hundertfünfzig Jahre E-Book

Detlef Krause

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Beschreibung

Die Commerzbank feiert 2020 ihr 150-jähriges Bestehen. Im Februar 1870 gründeten hanseatische Kaufleute und Privat­bankiers die Commerzbank als Universalbank und Aktienge­sellschaft. Die „Zeitreise“ beschreibt den Weg der Bank von damals bis heute: den Aufstieg von einem norddeutschen Kreditinstitut zu einer Großbank im Deutschen Kaiserreich, Krisen und Konsoli­dierung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, den Neustart nach 1945 und die Entwicklung zu einer führenden, internatio­nal agierenden Geschäftsbank. DER AUTOR DR. Detlef Krause hat Geschichte und Sozialwissenschaften in Düsseldorf studiert. Er leitet seit 1988 das Historische Archiv der Commerzbank in Frankfurt am Main und ist seit 2014 Vorsitzender der Eugen-Gutmann-Gesellschaft e.V. Die EGG, ursprünglich von der Dresdner Bank errichtet, wirkt heute als Historische Gesellschaft der Commerzbank.

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PUBLIKATIONEN DEREUGEN-GUTMANN-GESELLSCHAFTBAND 14
Briefumschlag mit Siegelmarke Commerz- und Disconto-Bank Hamburg, um 1900
Commerzbank hundertfünfzig JahreEine Zeitreise 1870 bis 2020
Fakten und Bilderzusammengestelltvon Detlef Krause
Herausgegeben von derEugen-Gutmann-GesellschaftFrankfurt am Main 2020
Inhalt
Vorwort – Andreas de Maizière 6
Die Commerz- und Disconto-Bank in Hamburg 8
Gründung und Aufstieg im Deutschen Kaiserreich(1870–1919)
Von der Commerz- und Privat-Bank zurCommerzbank Aktiengesellschaft 38
Die Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus(1920–1945)
Commerzbank-Gruppe und Commerzbank AG 80
Von der Nachkriegszeit bis zu den achtziger Jahren(1945–1990)
Der Commerzbank-Konzern: eine führende,international agierende Geschäftsbank 158
Von den neunziger Jahren bis heute(1990–2020)
Anhang 216
Literatur 227
Impressum 235
5
VORWORT
Andreas de Maizière,Foto: Julia Schwager
Liebe Leserinnen und Leser,
vor zehn Jahren erschien die erste Auflage der „Zeitreise“, die sich den aaa
140 Jahren zwischen 1870 und 2010 widmete. Die Publikation fand großen aaa
Anklang, sodass wir uns entschlossen haben, zum 150-jährigen Bestehen aaa
der Commerzbank eine Neuauflage herauszugeben. Das Ergebnis ist aber aaa
nicht nur eine Fortschreibung, sondern der Text wurde insgesamt über- aaa
arbeitet, mit Ergebnissen der neueren historischen Forschung aktualisiert aaa
und vielfach auch neu bebildert.
Im Februar 1870 gründeten hanseatische Kaufleute und Privatbankiers die aaa
Commerzbank als Universalbank und Aktiengesellschaft. Die „Zeitreise“ aaa
beschreibt in vier Kapiteln den Weg der Bank von damals bis heute: ihren aaa
Aufstieg von einem norddeutschen Kreditinstitut zu einer Großbank im aaa
6
Deutschen Kaiserreich, die politischen und wirtschaftlichen Verwerfungen aaa
wie auch die Konsolidierung der Bank in der ersten Hälfte des 20. Jahrhun- aaa
derts, den gelungenen Neustart nach 1945 über die Wiedervereinigung bis aaa
hin zur jüngsten Zeit.
Das Bankgeschäft steht heute erneut vor großen Herausforderungen. aaa
Niedrige Zinsen belasten die Erträge, eine schärfere Regulierung bedeutet aaa
mehr Kosten, die Digitalisierung erfordert Umdenken und Umbau der aaa
Organisations- und Vertriebsstrukturen, neue Player wie Fintechs und aaa
Finanzdienstleister drängen auf den Markt. Der Blick zurück zeigt aber aaa
auch, dass es im Bankgeschäft immer wieder Herausforderungen zu bewäl- aaa
tigen gab. Wenn Commerzbank und Dresdner Bank ihren geschäftlichen aaa
Schwerpunkt am Ende des 19. Jahrhunderts nicht nach Berlin verlagert aaa
hätten, wären sie auch nicht zu Großbanken geworden.
Der Aufbau großer Filialnetze brachte Banken und zahlreiche Privat- und aaa
Firmenkunden zusammen; heute stellen wir den Trend zur Digitalisierung aaa
und zum Onlinebanking fest. Die Dezentralisierung der Banken nach dem aaa
Zweiten Weltkrieg aufgrund der alliierten Anordnungen hätte fast das aaa
Ende der Großbanken bedeutet. Seit den 1950er Jahren intensivierten die aaa
Großbanken das Geschäft mit den Privatkunden und forcierten ihre inter- aaa
nationale Präsenz. Der Einsatz der Elektronischen Datenverarbeitung seit aaa
den 1960er Jahren und das Internet seit den 1990ern brachten weitere Ver- a
änderungsschübe und neue Aufgabenfelder. Kurz gefasst: Es war immer aaa
spannend!
Ein Wort in eigener Sache: Die Eugen-Gutmann-Gesellschaft, ehemals aaa
von der Dresdner Bank 2002 gegründet, ist heute die Historische Gesell- aaa
schaft der Commerzbank. Die Gesellschaft widmet sich den Traditionen der aaa
Commerzbank wie auch der Dresdner Bank und aller anderen Vorgänger- aaa
institute. Damit leistet sie einen wichtigen Beitrag zur Geschichte des aaa
deutschen Bankwesens und insbesondere zur kulturellen Identität der aaa
heutigen Commerzbank.
Ich wünsche Ihnen viel Freude auf dieser „historischen“ Zeitreise! aaa
Ihr
Andreas de Maizière
Kuratoriumsvorsitzender der Eugen-Gutmann-Gesellschaft e.V.
7
Die Commerz- und Disconto-Bankin Hamburg
Gründung und Aufstieg im Deutschen Kaiserreich(1870–1919)
1870
Am26. Februar 1870 versammeln sich Kaufleute, Merchantbanker aaa
und Privatbankiers in Hamburg, um eine neue Bank in der Rechts- aaa
form einer Aktiengesellschaft zu gründen: die „Commerz- und aaa
Disconto-Bank in Hamburg.“
Das Bankinstitut soll dem hamburgischen Handel und Mittelstand aaa
neue Finanzmittel zuführen sowie überregionale und internatio- aaa
nale Handelsgeschäfte erleichtern. So heißt es im Prospekt, der aaa
zur Zeichnung der Aktien auffordert: „Allen Mitgliedern der aaa
Hamburger Börse wird die Vereinigung und einsichtige Verwen- aaa
dung bedeutender Geldmittel zum Nutzen gereichen. Nicht min- aaa
der wird der Verkehr des Inlandes und die commercielle Verbin- aaa
dung Deutschlands mit dem Auslande gehoben und erleichtert aaa
werden.“
Die beiden ersten Direktoren sind Pierre Isaac Plate und Gustav aaa
Halberstadt; zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats wird der Kauf- aaa
mann und Reeder Carl Woermann gewählt.
Das eingezahlte Aktienkapital beträgt anfangs rund 6 Mio. Mark. aaa
Die Geschäftstätigkeit beginnt am 25. April in angemieteten aaa
Räumen in der Bergstraße 13. Bis Ende Dezember 1870 eröffnen aaa
236 Kunden ein Girokonto. Für das Geschäftsjahr 1870, das acht aaa
Monate umfasst, wird eine Dividende von 5,6 Prozent ausgezahlt. aaa
Erstes größeres Emissionsgeschäft: Die Commerz- und Disconto- aaa
Bank platziert im April eine Anleihe der Hamburg-Amerikani- aaa
schen Packetfahrt-Actiengesellschaft (HAPAG) in Höhe von aaa
430 000 Banco Mark. Darüber hinaus ist die Bank an der Unter- aaa
bringung der 5 %-Hamburgischen Staatsanleihe im Mai beteiligt.
◀Angebot zur Zeichnung von Aktien der Commerz- undDisconto-Bank in Hamburg, Februar 1870 aaa
9
Eine Universalbank und Aktiengesellschaft mit internationalerAusrichtung
Mit dem Aufschwung des Hamburger Handels nahm seit der zweiten aaa
Hälfte der 1860er Jahre auch der Finanzierungsbedarf der Wirtschaft zu. aaa
Der Ruf nach weiteren, kapitalkräftigen Bankinstituten in Hamburg wurde aaa
laut. Eine dieser Initiativen führte zur Gründung der Commerz- und Dis- aaa
conto-Bank.
Der Name „Commerz- und Disconto-Bank in Hamburg“ stand für die aaa
Absicht, „Handel und Verkehr“ (lat. commercium) zu fördern und die aaa
besonders im Außenhandel übliche Diskontierung von Wechseln vor- aaa
zunehmen. Die Statuten ließen alle Zweige des Bankgeschäfts zu, d. h. Giro, aaa
Diskont-, Kredit-, Einlagen-, Effekten- und Gründungsgeschäfte.
Bei der Gründung wurden zunächst Aktien im Betrag von 10 Mio. Mark aaa
Banco ausgegeben. Die Aktien lauteten jeweils auf 200 Mark Banco (Banco- aaa
Mark war eine Hamburger Währung, die bei der Einführung der Mark aaa
im Deutschen Reich im Verhältnis 1:1,5 umgestellt wurde). Hiervon über- aaa
nahmen die Gründer die Hälfte. Die weiteren Aktien in Höhe von 5 Mio. aaa
Mark Banco konnten von den Anlegern am 2. und 3. März 1870 in Hamburg, aaa
Altona, Berlin und Frankfurt am Main gezeichnet werden. Das Interesse aaa
war so groß, dass der angebotene Betrag 135-fach überzeichnet wurde.
Wer waren die Gründer?
Die Gründer der Commerz- und Disconto-Bank waren vor allem Kaufleute, aaa
die der wirtschaftlichen Führungsschicht in Hamburg angehörten. Sie aaa
taten sich mit Privatbankiers aus Hamburg, Berlin und Frankfurt zusammen. aaa
Damit hatte das neue Bankinstitut von Beginn an eine überregionale Basis. aaa
Die Gründer bildeten zugleich den ersten Aufsichtsrat der Bank.
Die Initiative soll von dem Überseekaufmann und Reeder Theodor aaa
Wille (1818–1892) ausgegangen sein. Der in Kiel geborene Theodor Wille aaa
errichtete 1844 in der brasilianischen Stadt Santos die Firma „Theodor aaa
Wille & Co“. Das Unternehmen galt bis zum Zweiten Weltkrieg als größ- aaa
ter brasilianischer Kaffeeexporteur. Theodor Wille selbst ließ sich 1847 in aaa
Hamburg nieder.
Commerzbank 1870–2020
10
Mitgründer der Commerzbank:
Der Reeder und ÜberseekaufmannCarl Woermann (1813–1880) warvon 1870 bis 1880 Vorsitzender desAufsichtsrats …
der Kaufmann Theodor Wille(1818–1892), Vorsitzender desAufsichtsrats von 1880 bis 1892 …
Commerz- und Disconto-Bank in Hamburg · 1870–1919
11
der Kaufmann Carl Georg Heise (1817–1886) ...
Merchant Banker Emile Nölting (1812–1899) …
und PrivatbankierSiegmund Warburg(1835–1889).
Ein weiterer Gründer war der Kaufmann und Reeder Carl Woermann aaa
(1813–1880). Sein Handelsgeschäft „C. Woermann“ besaß seit den 1850er aaa
Jahren eigene Niederlassungen in Westafrika und entwickelte sich zum aaa
„Inbegriff des deutschen Afrikahandels“. Carl Woermann war von 1870 bis a
1880 Vorsitzender des Aufsichtsrats der Bank.
Ebenfalls im Afrikahandel, insbesondere an der Ostküste, war die Firma aaa
Wm. O’Swald. tätig. Ihr Inhaber Albrecht Percy O’Swald (1831–1899) ge- aaa
hörte ebenso zu den „Gründervätern“ wie Carl Georg Heise (1817–1886). aaa
Dieser war Inhaber der Firma „Carl Geo. Heise“, die vor allem den Handel aaa
mit Westindien und Südamerika betrieb.
Commerzbank 1870–2020
12
Eine besondere Gruppe bildeten in Hamburg die Merchantbanker, die so- aaa
wohl als Kaufleute als auch als Bankiers arbeiteten. Zu ihnen zählte aaa
Conrad Hinrich Donner (1844–1911), Inhaber der gleichnamigen Firma aaa
„Conrad Hinrich Donner“ aus Altona. Beteiligt war ferner die Firma aaa
„Hesse Newman & Co.“, die durch ihren Mitinhaber Georg Heinrich aaa
Hesse (1815–1907) vertreten wurde. Ein weiterer Merchantbanker war aaa
Jacques Emile Louis Alexandre Nölting (1812–1899) von der Firma „Emile aaa
Nölting & Co.“, die auch über eine Niederlassung auf Haiti verfügte. In aaa
New York war schließlich die Firma „L. E. Amsinck & Co.“ ansässig. Ihr aaa
Inhaber Ludwig Erdwin Amsinck (1826–1897) stammte aus einer der ange- aaa
sehensten Hamburger Familien.
Die an der Gründung beteiligten Privatbankiers trugen dazu bei, dass aaa
die Aktien des neuen Bankinstituts erfolgreich platziert wurden. Als Auf- aaa
sichtratsmitglieder vermittelten sie zudem wichtige Geschäfte, wie etwa das aaa
Bankhaus M. M. Warburg & Co. Dem Aufsichtsrat der Commerz- und aaa
Disconto-Bank gehörte zunächst Siegmund Warburg (1835–1889) und – aaa
ihm folgend – sein Bruder Moritz Warburg (1838–1910) an. Ebenfalls aus aaa
Hamburg stammte der Privatbankier Leopold Lieben, Inhaber des Bank- aaa
hauses Lieben Königswarter. Ihren Verbindungen dürfte es zu verdanken aaa
sein, dass sich auch das Frankfurter Bankhaus B. H. Goldschmidt, vertreten aaa
von Adolph B. H. Goldschmidt, an der Gründung beteiligte. Am Finanz- aaa
platz Berlin konnte schließlich das bedeutende Privatbankhaus Mendels- aaa
sohn & Co. zur Mitwirkung gewonnen werden.
1871
Als neue Direktoren werden Sally Werner und August Fedisch aaa
eingestellt.
Im Juli sind die Aktionäre aufgerufen, weitere 20 Prozent auf aaa
die Aktien einzuzahlen. Das eingezahlte Kapital erhöht sich auf aaa
9 Mio. Mark.
Die Commerz- und Disconto-Bank gehört zu den Begründern der aaa
Mecklenburg-Schwerin’schen Boden-Kredit-Aktiengesellschaft.
Im November wird die Hamburg-Brasilianische Dampfschiffahrts- aaa
Gesellschaft unter Mitwirkung der Commerz- und Disconto-Bank aaa
in die Aktiengesellschaft Hamburg-Südamerikanische Dampf- aaa
schiffahrts-Gesellschaft („Hamburg-Süd“) umgewandelt. Die Bank aaa
übernimmt vom Kapital in Höhe von 1,25 Mio. Tlr. den Betrag aaa
von 815 000 Mio. Tlr. zur Platzierung auf dem Kapitalmarkt.
Commerz- und Disconto-Bank in Hamburg · 1870–1919
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1872
Die Commerz- und Disconto-Bank beteiligt sich an der Umwand- aaa
lung der Chemischen Fabriken Harburg-Staßfurt vorm. Thörl & aaa
Heidtmann in Harburg und Staßfurt (bei Magdeburg) in eine aaa
Aktiengesellschaft. Am Kapital in Höhe von 1,08 Mio. Mark hält aaa
die Bank zunächst einen Anteil von rund 48 Prozent.
Das Aktienkapital der Bank erhöht sich durch weitere Einzahlun- aaa
gen auf 15 Mio. Mark.
Eine Wechselstube für den An- und Verkauf von Wertpapieren aaa
und fremden Währungen wird eingerichtet. Nach spekulativen aaa
Verlusten sowie einem Betrugsfall wird die Einrichtung Anfang aaa
1874 wieder geschlossen.
1873
Das Aktienkapital steigt durch eine Aktienemission auf 20 Mio. aaa
Mark.
Die Commerz- und Disconto-Bank gründet gemeinsam mit eng- aaa
lischen Partnern die London and Hanseatic Bank in London. aaa
Damit gehört sie zu den ersten deutschen Kreditinstituten, die in aaa
Großbritannien präsent sind. Die Dresdner Bank folgt 1895 mit aaa
einer Filiale in London.
Aktie der Commerz- und Disconto-Bank von Mai 1872 über 200 Mark Banco,eine Hamburger Verrechnungswährung
Commerzbank 1870–2020
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Die London and Hanseatic Bank war vor allem in der Handels- aaa
finanzierung, im Kreditgeschäft wie auch im Wertpapiergeschäft aaa
tätig. Für die Commerz- und Disconto-Bank, deren Anteil am aaa
Kapital zwischen 48 und 60 Prozent schwankte, stellte diese Toch- aaa
tergesellschaft bis zum Ersten Weltkrieg die größte dauernde Be- aaa
teiligung dar. Nach Kriegsbeginn wurde die London and Hanseatic aaa
Bank wie alle deutschen und österreichischen Bankniederlassungen aaa
vom britischen Staat entschädigungslos geschlossen.
In der sogenannten „Gründerkrise“ des Deutschen Kaiserreichs aaa
kann die Commerz- und Disconto-Bank für das Geschäftsjahr aaa
1873 zwar einen Gewinn erzielen, verzichtet aber auf die Zahlung aaa
einer Dividende.
Die TochtergesellschaftLondon and HanseaticBank nahm 1873 ihreTätigkeit auf.
Commerz- und Disconto-Bank in Hamburg · 1870–1919
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Commerzbank 1870–2020
16
Das Stammhaus am Neß wurde von dem bekannten ArchitektenMartin Haller entworfen (Foto aus dem Jahr 1886).
Commerz- und Disconto-Bank in Hamburg · 1870–1919
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1874
Die Commerz- und Disconto-Bank bezieht im April ein eigenes aaa
Bankgebäude am Neß in Hamburg. Der für über 1 Mio. Mark er- aaa
richtete Neubau ist von dem renommierten Architekten Martin aaa
Haller geplant worden, der auch das Rathaus in Hamburg ent- aaa
worfen hat. Vom Bankgebäude am Neß war die neue Börse am aaa
Adolphsplatz bequem zu erreichen. Die Commerzbank wird über aaa
140 Jahre an diesem Standort präsent sein.
Ernest Müller wird erster Direktor der Bank. In dieser Funktion aaa
blieb er – 17 Jahre lang – bis 1891 tätig.
Die Beamten der Banken erhalten einen vierzehntägigen Jahres- aaa
urlaub zugesprochen, unter dem Vorbehalt, „daß die Direction die aaa
Zeit des Urlaubs zu bestimmen habe und daß der Urlaub, wenn aaa
ertheilt, sofort angetreten werden müsse.“
1875
Das eingezahlte Aktienkapital wird auf Antrag einer Aktionärs- aaa
gruppe im November von 20,9 auf 16,5 Mio. Mark herabgesetzt, aaa
da „deren (der Commerzbank) flüssige Capitalien continuirlich aaa
mehr betragen, als zum gedeihlichen Geschäftsbetriebe noth- aaa
wendig und wünschenswert erscheint.“
1877
Norddeutsche Bank, Vereinsbank in Hamburg sowie Commerz- aaa
und Disconto-Bank führen als gleichberechtigte „Mitcontrahen- aaa
ten“ die Umwandlung von 8,5 Mio. Mark Aktien der HAPAG aaa
nach einer Kapitalreduktion durch.
1878
Die Commerz- und Disconto-Bank tritt erstmals als selbststän- aaa
diges Emissionshaus für eine Kommunalanleihe auf, indem sie aaa
eine 5 %-Göteborger Stadtanleihe in Höhe von 1,8 Mio. Mark auf aaa
dem Kapitalmarkt unterbringt. Damit wird der Grundstein für die aaa
Platzierung zahlreicher skandinavischer Emissionen gelegt.
1879
Gemeinsam mit dem Berliner Privatbankier Jacob Landau plat- aaa
ziert die Commerz- und Disconto-Bank erstmals eine Hamburger aaa
Staatsanleihe in eigener Verantwortung – ein prestigeträchtiger aaa
Erfolg am Finanzplatz Hamburg.
Dr. jur. Ernst Friedrich Sieveking (1836–1909), früherer „Rechts- aaa
consulent“ der Bank, legt sein Aufsichtsratsmandat nieder, weil er aaa
Commerzbank 1870–2020
18
zum ersten Präsidenten des neuen Hanseatischen Oberlandes- aaa
gerichts berufen wird.
1880
Nach dem Tod Carl Woermanns wird der Kaufmann und Reeder aaa
Theodor Wille zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats gewählt. Er aaa
übt dieses Amt bis zu seinem Tod im Jahr 1892 aus.
Die Commerz- und Disconto-Bank beginnt den Aufbau des aaa
Kontokorrentgeschäfts mit großen südamerikanischen Banken. aaa
Eine besonders enge Zusammenarbeit entwickelt sich mit Banco aaa
de Chile, Banco Central Mexicano, Banco de la Provincia de Buenos aaa
Aires und Banco do Brazil. Mit der Zunahme des deutschen Über- aaa
seehandels stellt dies ein bedeutendes Geschäftsfeld dar.
1881
In Berlin entsteht im Mai die Nationalbank für Deutschland mit aaa
einem eingezahlten Aktienkapital von 20 Mio. Mark. Zu den aaa
Gründern gehören neben der Commerz- und Disconto-Bank die aaa
Anglo-Österreichische Bank, die Österreichische Länderbank, aaa
die Ungarische Landesbank und die Breslauer Disconto-Bank aaa
Friedenthal & Co. Damit gewinnt die Commerz- und Disconto- aaa
Bank, so der Geschäftsbericht, „eine nähere Verbindung mit einem aaa
Institut im Centrum des deutschen Börsenverkehrs“, wie auch aaa
zum Finanzplatz Wien.
Eine Gruppe von Aktionären der Commerz- und Disconto-Bank aaa
beantragt eine Kapitalerhöhung. Der Aufsichtsrat stimmt dem aaa
Vorschlag zu, sodass eine außerordentliche Hauptversammlung im a
August eine Erhöhung des Aktienkapitals auf 30 Mio. Mark be- aaa
schließt. Die Durchführung übernehmen M. M. Warburg & Co., aaa
Jacob Landau und die Nationalbank für Deutschland.
1882
Abkommen mit der Österreichischen Länderbank über gemein- aaa
same Konsortialgeschäfte bei der Platzierung von Anleihen. Die aaa
Commerz- und Disconto-Bank weitet damit ihre geschäftlichen aaa
Beziehungen über Österreich hinaus nach Ungarn und dem aaa
Balkan, Rumänien, Griechenland und der Türkei aus.
1883
Das Bauunternehmen C. Vering aus Hannover erhält einen aaa
Kredit zum Bau neuer Häfen auf der Veddel in Hamburg. Darüber aaa
hinaus unterstützt die Commerz- und Disconto-Bank im Jahr aaa
Commerz- und Disconto-Bank in Hamburg · 1870–1919
19
1893 die Gründung der Firma Veringsche Grundstücke auf aaa
Wilhelmsburg GmbH, die die Infrastruktur für den Ausbau der aaa
Elbinsel Wilhelmsburg errichtet.
Mitwirkung an der Gründung der Norddeutschen Zuckerraffi- aaa
nerie in Frellstedt bei Braunschweig.
Die Commerz- und Disconto-Bank gehört zu den Gründern des aaa
Deutschen Rhederei-Vereins. Zweck des Vereins ist, dass Reede- aaa
reien ihre Dampfschiffe nach dem Prinzip der Gegenseitigkeit aaa
versichern.
1885
Nach der Novelle des Aktiengesetzes vom 18. Juli 1884 müssen aaa
die Statuten angepasst werden. In der Generalversammlung vom aaa
24. Februar werden die Vorschläge der Verwaltung angenommen: aaa
Der Verwaltungsrat wird in Aufsichtsrat umbenannt und aus der aaa
Direktion wird der Vorstand. Der Aufsichtsrat soll fortan die vom aaa
Vorstand vorgelegte Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung aaa
prüfen und der Generalversammlung darüber Bericht erstatten, aaa
während der Vorstand die Geschäfte selbstständig leitet.
Deutsche Bank und Commerz- und Disconto-Bank vereinbaren aaa
eine Zusammenarbeit bei der Unterbringung von Anleihen. In der aaa
Folge beteiligt sich die Commerz- und Disconto-Bank an hambur- aaa
gischen, nordeuropäischen und österreichischen Rentenpapieren.
1887
Das Stammhaus am Neß wird um einen Anbau erweitert, der aaa
wiederum von dem Architekten Martin Haller geplant wurde.
1888
Mitgründung der Mecklenburgischen Kali-Salzwerke in Jessenitz.
1889
Der Berliner Privatbankier Eugen Landau (1852–1935) wird neues aaa
Mitglied im Aufsichtsrat.
Mitwirkung an der Entstehung der Magdeburger Zucker-Liqui- aaa
dations-Casse in Magdeburg.
1890
Beteiligung an der Waaren-Commissions-Bank in Hamburg, die aaa
den Terminhandel mit Kaffee und anderen Waren unterstützt.
Commerzbank 1870–2020
20
Scheck eines Commerzbank-Kunden über 3 000 Mark,ausgestellt in Kopenhagen am 9. April 1890
R. Beinhauer Söhne in Hamburg, „Grösstes u. schönstes Magazin Deutschlands“,war seit 1873 Kunde der Commerzbank, 30. März 1890.
Commerz- und Disconto-Bank in Hamburg · 1870–1919
21
1891
Die Commerz- und Disconto-Bank weist von diesem Jahr an das aaa
größte Kreditvolumen unter den Hamburger Banken auf.
1893
In den 1890er Jahren entwickelt sich das Unternehmen Schuckert & aaa
Co. zur dritten Kraft in der boomenden deutschen Elektroindustrie. aaa
Die Commerz- und Disconto-Bank gehört dem Bankenkonsortium aaa
an, das die Umwandlung der Kommanditgesellschaft Schuckert & aaa
Co. in die Elektrizitäts-Aktiengesellschaft vorm. Schuckert & aaa
Co. (EAG), Nürnberg, durchführt. Das Aktienkapital wird auf aaa
12 Mio. Mark festgesetzt.
Mit einem Anteil von rund 10 Prozent beteiligt sich die Com- aaa
merz- und Disconto-Bank am Konsortium zur Errichtung der aaa
Allgemeinen Deutschen Kleinbahn-Gesellschaft.
Die Bank führt einen „Beamten-Unterstützungsfonds“ ein. Die aaa
anfängliche Kapitalausstattung beträgt 41 083 Mark.
1894
Die Beteiligungen der Elektrizitäts-Aktiengesellschaft vorm. aaa
Schuckert & Co. (EAG) werden in der Continentalen Gesellschaft aaa
für elektrische Unternehmungen ausgegliedert. Am Aktienkapital aaa
in Höhe von 16 Mio. Mark hält die Commerz- und Disconto- aaa
Bank einen Anteil von rund 8 Prozent.
Die Commerz- und Disconto-Bank begleitet die Umwandlung aaa
der Hamburgischen Electricitätswerke (HEW) in eine Aktien- aaa
gesellschaft.
1895
Die Commerz- und Disconto-Bank feiert ihr 25-jähriges Be- aaa
stehen. Den bei der Bank tätigen 71 „Bankbeamten“ und 14 Boten aaa
wird eine Jubiläums-Sonderzahlung gewährt. Im 25. Geschäfts- aaa
jahr steigt die Bilanzsumme auf über 81 Mio. Mark, das Aktien- aaa
kapital beträgt 30 Mio. Mark.
Umwandlung der Oelfabrik Besigheim aus Württemberg in die aaa
Bremen-Besigheimer Oelfabriken Aktiengesellschaft mit Sitz in aaa
Bremen und Besigheim. Die neu errichtete Fabrik in Bremen stellt aaa
feines Speiseöl her.
Commerzbank 1870–2020
22
1897
Erste inländische Expansion durch Übernahme des Frankfurter aaa
Bankhauses J. Dreyfus & Co. mit seiner Berliner Niederlassung. aaa
Die Commerz- und Disconto-Bank verzichtet daher seit 1898 auf aaa
den Namenszusatz „in Hamburg.“ Im Rahmen der Fusion erhöht aaa
sie das Aktienkapital von 30 Mio. auf 50 Mio. Mark.
Das Bankhaus J. Dreyfus & Co.
Jacques Dreyfus-Jeidels, der aus einer Schweizer Textilhandels- und aaa
Bankiersfamilie stammte, gründete am 1. Dezember 1868 in Frankfurt am aaa
Main das Bankhaus Dreyfus-Jeidels. Die geschäftlichen Schwerpunkte aaa
waren insbesondere das Börsen-Kommissionsgeschäft sowie der Arbitrage- aaa
handel mit Effekten und Devisen. Dreyfus-Jeidels wurde 1890 in die Kom- aaa
manditgesellschaft J. Dreyfus & Co. umgewandelt, und ein Jahr später er- aaa
richtete man eine Niederlassung in Berlin. Vermutlich machte sich aber die aaa
zunehmende Konkurrenz der Großbanken bemerkbar. Unter der Feder- aaa
führung des Bankhauses Warburg schloss sich J. Dreyfus & Co. der Com- aaa
merz- und Disconto-Bank an, die somit Niederlassungen an den wichtigen aaa
Finanzplätzen Frankfurt und Berlin eröffnete und zu den führenden deut- aaa
schen Banken aufschloss. Während die Berliner Niederlassung in den aaa
folgenden Jahren expandierte, konnte die Frankfurter Filiale nach der Jahr- aaa
hundertwende die Erwartungen nicht mehr erfüllen und wurde zum aaa
1. Januar 1904 wieder in die Firma J. Dreyfus & Co. umgewandelt. Die aaa
vereinbarte kommanditistische Beteiligung der Commerz- und Disconto- aaa
Bank in Höhe von 3 Mio. Mark endete vertragsgemäß im Jahr 1908.
1898
Mit einem Aktienkapital von 50 Mio. Mark und einer Bilanzsumme aaa
von 153 Mio. Mark ist die Commerz- und Disconto-Bank das aaa
größte Kreditinstitut in Hamburg.
1899
Die Commerz- und Disconto-Bank eröffnet im April in Berlin ihre aaa
erste Depositenkasse – zentral gelegen in der Jerusalemer Straße aaa
am Hausvogteiplatz, dem Zentrum des Berliner Konfektions- aaa
gewerbes.
Commerz- und Disconto-Bank in Hamburg · 1870–1919
23
Depositenkassen
Depositenkassen waren Zweigstellen der Banken. Ihr ursprünglicher aaa
Zweck war, durch die räumliche Nähe zur Kundschaft verstärkt Einlagen aaa
entgegenzunehmen. Im Laufe der Zeit erweiterte sich ihr Angebot um an- aaa
dere Zweige des Bankgeschäfts. In Deutschland wurden Depositenkassen aaa
seit den 1870er Jahren nach englischem Vorbild eingeführt. Der Ausbau aaa
des Depositenkassennetzes bei der Commerz- und Disconto-Bank wird vor aaa
allem Gustav Pilster zugeschrieben. Pilster kam 1899, als 34-Jähriger, vom aaa
Düsseldorfer Bankverein in den Vorstand der Commerz- und Disconto- aaa
Bank. Im Mai 1904 wechselte er nach Berlin. Hier eröffnete die Commerz- aaa
und Disconto-Bank bis zum Ersten Weltkrieg insgesamt 44 Depositen- aaa
kassen womit sie über eines der dichtesten Zweigstellennetze unter den aaa
Berliner Banken verfügte.
1900
Auch am Gründungsort entstehen Zweigstellen: Die erste Depo- aaa
sitenkasse in Hamburg wird im Mai in St. Pauli, Reeperbahn 162, aaa
eröffnet. Bis 1914 entstehen im Raum Hamburg insgesamt 13 aaa
Depositenkassen der Bank.
Im Gebäude der Zentrale in Hamburg werden Kundenhalle und aaa
Büroräume nach den Plänen von Martin Haller und Hermann aaa
Geißler vergrößert.
1901
Die Commerz- und Disconto-Bank wird in das bedeutende Reichs- aaa
bzw. Preußenanleihekonsortium aufgenommen, dem die führen- aaa
den deutschen Banken angehören. Ihre Konsortialquote beträgt aaa
bis zum Ersten Weltkrieg rund 3 Prozent.
Von der wirtschaftliche Krise des Jahres 1901 ist die Commerz- aaa
und Disconto-Bank nur in geringem Umfang betroffen.
1902
Der Standort Berlin wird aufgewertet: Die Niederlassung verfügt aaa
nunmehr über eine Kapitalausstattung von 15 Mio. Mark, während aaa
die Dotation Hamburgs auf 27 Mio. Mark ermäßigt wird; auf die aaa
Frankfurter Niederlassung entfallen 8 Mio. Mark. Das gesamte aaa
Aktienkapital der Bank beträgt unverändert 50 Mio. Mark.
1904
Commerz- und Disconto-Bank und Dresdner Bankverein nehmen aaa
freundschaftliche Beziehungen auf. Der Dresdner Bankverein, der aaa
Commerzbank 1870–2020
24
Die Kundenhalle imHamburger Bank-gebäude, um 1904
Die DepositenkasseHamburg-Blankenesewurde 1910 eröffnet.
Depositenkasse in Berlin-Charlottenburg, Bismarckstraße 79-80, um 1907
Commerz- und Disconto-Bank in Hamburg · 1870–1919
25
nicht in Abhängigkeit zur Dresdner Bank geraten wollte, verfügte aaa
auch über enge Kontakte zur Löbauer Bank und zur Credit- und aaa