Crew - Tijan - E-Book
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Tijan

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Beschreibung

Meine Geschichte wird dir das Herz rausreißen und dich zu Tränen rühren. Sie ist nicht sanft und unschuldig, sondern brutal und voller Schmerz.  Um in der Stadt zu überleben, in der ich wohne, gibt es zwei Optionen.  Du kannst zu den Normalos gehören – Cheerleader, Sportler, Mitglied des Debattierteams oder im Jahrbuchkomitee sein.   Oder du bist Crew. Beleidigst du uns, tun wir dir weh. Verletzt du uns, zeigen wir dir, was wirkliche Schmerzen sind. Legst du dich mit uns an, löschen wir dich aus.   Mein Name ist Bren. Ich bin die einzige Frau in der Wolf Crew – der besten, wildesten und gefährlichsten Crew, die es gibt. Und wir haben eine Regel: Man darf sich innerhalb der Crew nicht verlieben.   Tja … zu spät. Meinungen zum Buch: Das Buch ist das beste, das ich seit langem gelesen habe! (Rezensentin auf Amazon) Wow, irgendwie ganz anders, als ich anfangs erwartet habe und wirklich sehr, sehr spannend und gut. Ich konnte es kaum aus der Hand legen und habe mich gefreut, dass es richtig viele Seiten hatte. Noch mehr freue ich mich, dass es noch einen 2 und 3 Teil geben wird, denn ich MUSS wissen, wie es mit Bren, Cross und den Crews weitergeht. (Rezensentin auf Amazon) Was für ein unglaublich spannendes Buch. Bren ist eine unglaublich starke Protagonistin und hat mich sofort in ihren Bann gezogen. Ich bin sehr gespannt, wie es mit Crew weitergeht. (Rezensentin auf NetGalley) Von Tijan sind bei Forever by Ullstein erschienen: Crew (Band 1) Still Crew (Band2) Crew Love (Band 3)

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Seitenzahl: 636

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Crew

Die Autorin

Tijan ist New York Times, USA Today und Wall Street Journal-Bestseller-Autorin und hat bereits unzählige Romane veröffentlicht. Sie liebt Filme und ihren Cockerspaniel. Zusammen mit ihrem Mann lebt sie in Minnesota.

Das Buch

Meine Geschichte wird dir das Herz rausreißen und dich zu Tränen rühren. Sie ist nicht sanft und unschuldig, sondern brutal und voller Schmerz. Um in der Stadt zu überleben, in der ich wohne, gibt es zwei Optionen. Du kannst zu den Normalos gehören – Cheerleader, Sportler, Mitglied des Debattierteams oder im Jahrbuchkomitee sein.Oder du bist Crew. Beleidigst du uns, tun wir dir weh. Verletzt du uns, zeigen wir dir, was wirkliche Schmerzen sind. Legst du dich mit uns an, löschen wir dich aus.Mein Name ist Bren. Ich bin die einzige Frau in der Wolf Crew – der besten, wildesten und gefährlichsten Crew, die es gibt. Und wir haben eine Regel: Man darf sich innerhalb der Crew nicht verlieben. Tja … zu spät.Von Tijan sind bei Forever by Ullstein erschienen:Crew (Band 1)Still Crew (Band2)Crew Love (Band 3)

Tijan

Crew

Roman

Aus dem Amerikanischen

Forever by Ullsteinforever.ullstein.de

Deutsche Erstausgabe bei Forever.Forever ist ein Verlag der Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin Juni 2019 (1)© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2019© 2018 by TijanTitel der amerikanischen Originalausgabe: Crew

Umschlaggestaltung: zero-media.net, MünchenTitelabbildung: © FinePic®Übersetzung: Anja MehrmannE-Book powered by pepyrus.com

ISBN 978-3-95818-424-4

Emojis werden bereitgestellt von openmoji.org unter der Lizenz CC BY-SA 4.0.

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Inhalt

Die Autorin / Das Buch

Titelseite

Impressum

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Kapitel 46

Kapitel 47

Kapitel 48

Kapitel 49

Kapitel 50

Kapitel 51

Kapitel 52

Kapitel 53

Kapitel 54

Epilog

Dank

Leseprobe: Suddenly Forbidden

Empfehlungen

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Vorablesen.de

Cover

Titelseite

Inhalt

Kapitel 1

Widmung

Für meine Leserinnen.Für alle, in denen eine kleine Bren steckt.

Kapitel 1

Du sollst dir nicht wünschen, tot zu sein. So was will die Gesellschaft nicht hören. Du sollst weder so fühlen noch so denken. Und wenn, dann soll niemand es merken. Aber hier stand ich und sah zu, wie meine Crew einen Typen krankenhausreif schlug, und ich wünschte mir nichts sehnlicher, als an seiner Stelle zu sein.

Ich weiß, dass das makaber klingt. Aber trotzdem stimmte es. Und es bedeutet etwas anderes, als wenn du die Geschichtsklausur vergeigt hast und scherzhaft sagst: »Oh bitte, erschieß mich!« Oder wenn dein Freund dich sitzen lässt, und du denkst: »Ich glaube, ich muss sterben. Warum zum Teufel tut er mir das an?!«

Nein. Ich meinte die dunkle Art des Sterbenwollens. Sie sitzt hinten in deinem Kopf wie eine kleine Tür, die du aufmachen möchtest, um dahinter zu verschwinden …

An manchen Tagen ließ sich dieses Gefühl kaum unterdrücken, und noch schwerer war es, ihm keine Beachtung zu schenken. In diesem Augenblick gelang mir beides nicht.

»Du fasst meine Schwester nie wieder an«, knurrte Jordan, ehe er den ungefähr vierten Faustschlag landete. »Kapiert, Arschloch?«

Es war, als wäre mein Gesicht mit Blut verschmiert gewesen. Nicht das von dem Typen.

Jordan richtete sich wieder auf und grinste höhnisch auf den Kerl hinab, der zu seinen Füßen lag.

Jordan Pitts. Er war der selbsternannte Anführer unserer Crew. Man beachte: selbsternannt. Das heißt, er hat es eines Tages einfach verkündet. Niemand protestierte, und schon stolzierte er breitbeinig daher und glaubte für unsere gesamte Vierergruppe sprechen zu können. Die Wahrheit ist wohl, dass er genau das tut, aber nur, wenn wir kein Problem mit dem haben, was er sagt.

Unsere Clique ist keine Schwanzdiktatur, egal, ob er das glaubt oder nicht.

Jordan bückte sich – sein ganzes eins achtundachtzig großes Selbst -, griff nach dem Hemd des Kerls und hob ihn hoch. Er schüttelte ihn, knurrte ihm erneut ins Gesicht, aber der Typ konnte nicht antworten. Sein Gesicht war kaputt. Buchstäblich. Entweder Cross oder Jordan hatte ihm so heftig auf die Wange geschlagen, dass sie wie eingedellt aussah. Sein Gesicht war eine einzige Sauerei aus Blut und blauen Flecken.

Ich hätte Mitleid mit ihm gehabt, wären da nicht zwei Dinge gewesen: Er hatte Jordans Schwester zu vergewaltigen versucht. Und als Jordan von ihm verlangte, sich selbst anzuzeigen, hatte er auch noch geflucht, Jordan den Mittelfinger gezeigt und ihm auf die Schuhe gespuckt.

Dieser Typ hatte offenbar keine Ahnung, welchen Ruf Jordan und unsere Crew hatten.

Was durchaus Sinn ergab, denn Mallory Pitts, Jordans Schwester, besuchte seit Kurzem eine neue Privatschule in einer Nachbarstadt, und da war dieser Typ ihr begegnet. Hätte er es gewusst, wäre er ihr aus dem Weg gegangen. Trotz allem verdiente der Knabe ein bisschen Respekt, denn er war ehrlich gewesen. Er hatte Jordan genau gesagt, was er von dem Vorschlag mit der Selbstanzeige hielt. Wenn er stattdessen geheuchelt hätte, wären wir trotzdem hinter ihm her gewesen. Und nachdem er sich geweigert hatte, sich der Polizei zu stellen, war ohnehin klar, dass wir ihn krankenhausreif schlagen würden.

So war meine Crew.

Neben Jordan und mir gab es zwei weitere Mitglieder – Cross Shaw und Zellman Greenly. Ich heiße Bren Monroe, und obwohl ich gerade diese Wutrede ablasse und wir in diesem Augenblick die Bösen zu sein scheinen, ist nicht immer alles so, wie es auf den ersten Blick aussieht.

Jordan schleuderte den Typen wieder auf den Boden, dann beugte er sich über ihn und stieß weitere Drohungen aus.

Cross trat einen Schritt zurück. Ich spürte seinen Blick schon, ehe ich aufsah. Ja, da waren sie. Die haselnussbraunen Augen, die so viele Mädchen liebten. Wir waren wie eine Familie – und nicht die Art von Familie. Aber ich hätte blind sein müssen, um nicht zu kapieren, warum so viele Mädchen an der Roussou High bei seinem Anblick zu sabbern anfingen.

Eins fünfundachtzig. Schlank, aber muskulös. Cross hatte ein kräftiges, kantiges Kinn – manchmal biss er die Zähne zusammen – und ein Gesicht, das fast schöner war als meins. Sogar als Mädchen hätte er fantastisch ausgesehen, eine Tatsache, mit der ich ihn wahnsinnig gern aufzog. Aber Spaß beiseite, die Mädchen liebten Cross. Er musste nur irgendwo auftauchen, und schon standen zehn um ihn herum. Er nickte einfach einer zu, und sie blieb den ganzen Abend an seiner Seite und war normalerweise zu allem bereit, was er von ihr verlangte.

Cross wirkte wie der ruhige, nette Typ … nur dass er weder das eine noch das andere tatsächlich war. Ich meine, er war es, und er war es auch wieder nicht. Meistens schwieg er, aber mit mir redete er. Und er war nett, konnte aber auch tödlich sein. Wenn man ihn reizte, war er unberechenbar. Nicht wie Jordan, der die Leute anmotzte und sie herumschubste. Cross kam einfach auf einen zu, und ein paar Tage später wachte man dann im Krankenhaus wieder auf.

Und obwohl ich Jordan und Zellman liebte, waren sie nicht Cross.

Denn Cross war mein bester Freund, der Typ, in dessen Schrank ich mich in so vielen Nächten verkrochen hatte, wenn ich einen Zufluchtsort vor meiner privaten Hölle namens Zuhause brauchte.

Ich sah ihm in die Augen, als er auf mich zukam. Sein goldblondes Haar und die gebräunte Haut machten ihn zum Albtraum jedes gutaussehenden Jungen. Wann würde er endlich aufwachen und merken, dass er mehr Potenzial hatte als wir alle zusammen? Er könnte nach New York gehen und Model werden oder Schauspieler in Hollywood. Warum er in Roussou blieb, war mir unbegreiflich.

Er war nicht verkorkst wie wir anderen alle. Er war nicht so verkorkst wie ich.

»Du hast wieder diesen Blick«, sagte er und blieb neben mir stehen.

Yeah. Ich wusste, worauf er anspielte, schluckte den Köder aber nicht.

»Okay, Arschloch«, verkündete Jordan. »Wir lassen dich jetzt in Ruhe, und wenn du mit dem Gedanken spielst, einen von uns anzuzeigen, dann denk dran, was wir gegen dich in der Hand haben. Kapiert? Nick mit dem Kopf, du Honk.«

Jordan war der Intellektuelle unter uns. Er war clever.

Der Typ auf dem Boden gab ein gurgelndes Geräusch von sich und schaffte es irgendwie, den Kopf zu bewegen.

Das reichte Jordan, er nickte und sagte: »Gut.« Dann drehte er sich um und kam auf seinen langen Beinen zu uns herüber.

Ich lehnte an der Ladefläche von Jordans Pick-up, und Cross stand noch immer neben mir, als Jordan die Tür auf der Fahrerseite öffnete.

Zellman stand ganz in der Nähe, bereit zum Abmarsch. Das tat er meistens – er versteckte sich hinter Jordan und wartete ab. Da Jordan nun zu uns herüberkam, folgte Zellman ihm. Er setzte sich auf die offene Ladefläche hinter uns.

Ich hörte, wie er die Kühlbox öffnete und Jordan ein Bier zuwarf.

»Bren? Cross?«, rief er.

Cross schüttelte den Kopf.

Ich drehte mich um und musterte die Jungs. »Nein, ich will keins. Danke.«

»Sicher?« Zellman hielt mir ein Bier hin.

»Ja.«

Jordan verdrehte die Augen – seine Reaktion auf vieles, was ich tat. Wir waren immer füreinander da, aber für Jordan hieß das, dass ich machte, was er wollte. Manchmal waren wir unterschiedlicher Meinung, und immer, wenn ich anders handelte als er, glaubte er, dass wir eine Meinungsverschiedenheit hatten.

So funktioniert eine Familie nicht.

Ich beobachtete ihn, nur für einen Moment.

Eines Tages würden wir miteinander kämpfen.

Eines Tages würde es heißen: Ich gegen ihn.

Eines Tages würde seine Missbilligung dazu führen, dass ich durchdrehte, oder er würde sich nicht mehr nur wieein Idiot benehmen, weil ich nicht tat, was er wollte. Er würde zu weit gehen, und an jenem Tag würde ich ihm auf halbem Weg entgegenkommen.

Ich wusste schon jetzt, wie sich die Grenzen in unserer Clique verschieben würden, wenn es so weit war. Cross würde mir beistehen. Zellman würde wahrscheinlich Jordan unterstützen. Zwei gegen zwei. Obwohl ich das einzige Mädchen in der Crew war – eins von nur zweien im gesamten System -, kam ich sehr gut allein klar, und ich wusste, dass ich es genießen würde, auf Jordan loszugehen. Aber heute war nicht dieser Tag, und ich hoffte, dass er noch lange auf sich warten lassen würde. Tatsächlich hatte ich Jordan so gern wie einen Bruder, obwohl wir nicht blutsverwandt waren.

»Also.« Jordan knallte die Tür so kraftvoll zu, dass sein Pick-up schaukelte, und stützte einen Fuß am Wagen ab. »Was ist der Plan für heute Abend?«

Es war der letzte Abend vor dem Beginn unseres letzten Schuljahres. Sonntagabend. Am Morgen waren die Leute zur Kirche gegangen, und am Abend schlugen wir jemanden zusammen. Irgendwie war das ironisch. Ich war nur zu müde, um mich damit zu beschäftigen.

»Ryerson schmeißt heute Abend eine Party«, meinte Zellman. »Ich finde, wir sollten hingehen.« Seine wirren Locken wippten, während sein Blick zwischen uns hin und her huschte.

»Ach ja?«, sagte Jordan mit leuchtenden Augen.

Zellman nickte. »Ich will da unbedingt hin. Ich glaube, Sunday Barnes hat sich diesen Sommer neue Titten machen lassen«, sagte er grinsend. »Hoffentlich kann ich die höchstpersönlich begutachten.«

Jordan lachte. »Damit käme ich auch klar.« Er legte den Kopf zurück und trank sein Bier aus, dann warf er die Flasche zwischen die Bäume hinter uns. »Bren, Cross, was ist mit euch?«

Cross würde sowieso auf mich warten, also sagte ich: »Mir reicht’s für heute Abend.«

»Keine Party?«

»Ich mache mich auf den Heimweg.«

Jordans Missbilligung schwebte über uns in der Luft, aber niemand sagte ein Wort.

»Ich glaube, ich geh mit euch zu der Party«, fügte Cross einen Augenblick später hinzu.

Zellman stieß die Faust in die Luft. »Yeah, verdammt! Hier, nimm«, sagte er und bot ihm seine halbleere Bierflasche an.

Cross lachte, schüttelte aber den Kopf. »Ich warte lieber auf den guten Schnaps auf der Party. Ryerson hat immer was da.«

»Ja! Genau darum geht es doch.« Zellman trank sein Bier aus und griff in die Kühlbox, um sich ein weiteres zu nehmen. »Jordan?«

»Nein, ich muss noch fahren.« Dann blickte er mich an und fragte: »Nach Hause?«

Ich sah zu der Stelle, wo der Typ noch immer am Boden lag. Er hatte sich nicht vom Fleck gerührt.

Kopfschüttelnd sagte ich: »Nein, ich glaube, ich gehe zu Fuß. Ich nehme den Weg durch den Wald.«

»Bist du sicher?«

Cross ging um uns herum und schlug Jordan auf die Schulter. »Komm, auf geht‘s. Bren kann selbst auf sich aufpassen.« Er warf mir noch einen Blick zu und umrundete den Pick-up, um auf der Beifahrerseite einzusteigen. Er wusste, dass ich an diesem Tag allein sein wollte. Er wusste es, weil er es spürte. So, wie ich in diesem Augenblick seine Gedanken beinahe hören konnte.

Sie hat immer schon selbst auf sich aufgepasst.

 … und daran wird sich auch nichts ändern, beendete ich den Satz in meinem Kopf.

Cross‘ Feststellung schien die anderen Jungs zu beruhigen, und Jordan ließ den Pick-up an. Er fuhr um mich herum, wirbelte eine Staubwolke auf und sauste den Weg hinunter, auf dem wir gekommen waren. Im Vorbeifahren grüßte er mich mit dem Mittelfinger. Zellman hatte sich neben die Kühlbox auf die Ladefläche gesetzt und hob zum Abschiedsgruß seine Bierflasche.

Ich schüttelte den Kopf, ein kaum wahrnehmbares Lächeln umspielte meinen Mund, aber das war die einzige Reaktion, die sie von mir bekamen.

Als sie weg waren, gab es nur noch mich, den blutverschmierten Typ und dieselbe düstere Stille, die ich zuvor schon empfunden hatte.

Manchmal kam sie wie aus dem Nichts und verschlang mich in einem Stück. Manchmal verschwand sie genauso schnell wieder. Bei anderen Gelegenheiten, wie an diesem Abend, hielt sie länger an.

Früher hatte mir die Stille immer Angst gemacht. Jetzt vermisste ich sie, wenn sie nicht da war, aber ich wusste immer, dass sie vorübergehen würde. Sie war wie ein Glühwürmchen, das in die Nacht hinausflog. Wenn das passierte, blieb ich mit dem Gefühl zurück, dass mir etwas durch die Finger geglitten war.

In dieser Nacht blieb das Glühwürmchen. Es wärmte mich.

Kapitel 2

Die Erde knirschte unter meinen Schuhen, als ich auf den Typ zuging. Er war nicht bewusstlos, obwohl er so getan hatte. Ich kam näher, er öffnete ein Auge, und ich sah Panik darin aufflackern. Er versuchte zu entkommen, schaffte es aber nicht. Er war zu schwer verletzt.

Ich setzte mich neben ihn und fischte mein Handy aus der Tasche. »Hör auf damit.« Noch immer versuchte er abzuhauen, fügte sich dabei aber nur neue Verletzungen zu. »Ich tu dir nichts.«

Ein gurgelndes Stöhnen kam aus seinem Mund. »Jeder Versuch zu reden ist sinnlos«, sagte ich und schüttelte den Kopf. »Die Energie kannst du dir sparen.« Ich wedelte ihm mit dem Handy vor der Nase herum. »Wie sind hier mitten im Nirgendwo.«

Genau aus diesem Grund brachte Jordan seine Opfer gern in diesen Teil der Stadt. Es war eine kleine Mauernische auf einem Hügel. Die Straße endete hier oben, und wir waren von lauter Bäumen umgeben.

Der Typ verstummte und musterte mich erneut mit diesem panischen Blick.

»Ich werde jetzt einen Krankenwagen rufen. Ich nenne ihnen deinen Namen, und dann bleibe ich hier bei dir sitzen, bis sie kommen. Wenn du mich anzeigst …« Ich ließ die Drohung zwischen uns in der Luft hängen.

Schuldbewusstsein blitzte in seinen Augen auf. Er wusste, was dann passieren würde.

Ich wählte 911 und setzte mich neben ihn.

Die Szene hätte mich beunruhigen sollen: ein Typ, der sich kaum rühren konnte und neben mir zu verbluten drohte. Die Stille im Wald ringsumher. Die Tatsache, dass er wegen meiner Clique in diesem Zustand war. Aber sie beunruhigte mich nicht.

Jetzt, wo die Jungs weg waren, blieb das Glühwürmchen bei mir und leistete mir Gesellschaft.

Ich schloss die Augen, in mir sah es genauso aus wie draußen.

Ich fühlte mich, als wäre ich eins mit der Dunkelheit.

Nein. Diese Szene beunruhigte mich kein bisschen.

Ich liebte die Stille. Ich hieß sie willkommen, und nichts störte sie, bis die schrillen Sirenen des Krankenwagens die Luft zerrissen.

Ich stieß einen Seufzer aus, denn ich wusste, dass die dunkle Stille jetzt zu Ende gehen würde, und ich blickte von dem Hügel aus auf die Umgebung. Von hier oben konnte ich die Lichter des nahenden Krankenwagens schon sehen, als er noch meilenweit entfernt war.

Ich würde von hier verschwinden müssen. Sie durften mich nicht bei ihm finden, aber vorläufig wartete ich noch ab.

Die Straße wand sich um den Hügel herum. Als der Krankenwagen um die letzte Biegung fuhr, klopfte ich dem Typ auf das Bein. »Okay, ich bin dann mal weg«, sagte ich und musterte ihn kurz, als ich bereits stand. »Du kommst schon wieder in Ordnung.« Ich klopfte mir den Staub von der Jeans. Offenbar war etwas Erde in seinem Auge gelandet, denn er blinzelte mehrmals heftig, während er mich gleichzeitig ununterbrochen anstarrte. Er schien mich bitten zu wollen, bei ihm zu bleiben, aber ich schüttelte den Kopf.

»Ich kann nicht bei dir bleiben. Komm in Zukunft einfach keinem Mädchen mehr blöd, okay?«

Ich wartete noch einen Moment. Der Krankenwagen war fast da. Ich musste jetzt los, dennoch beugte ich mich ein weiteres Mal über ihn. Ich holte mein Messer heraus und hielt es ihm an die Kehle. Er erstarrte.

»Wenn ich noch einmal höre, dass du ein Mädchen gegen ihren Willen angefasst hast …«, ich drückte das Messer an seine Haut, » … komme ich nächstes Mal allein, und dann sorge ich dafür, dass du nicht wieder aufwachst. Kapiert?«

Er blinzelte. Zu mehr war er nicht in der Lage.

Die Scheinwerfer kamen auf uns zu, also trat ich rasch in die Dunkelheit und steckte das Messer wieder in die Tasche.

Als der Krankenwagen hielt, zog ich mich zwischen die Bäume zurück. Die Dunkelheit schluckte mich in dem Moment, in dem ich einen der Sanitäter fluchen hörte.

»Fuck. Wer hat das getan?«

Der andere Sani antwortete nicht, und auch der Typ am Boden schwieg anweisungsgemäß. Während einer der Rettungssanitäter mit ihm zu reden begann und seine Vitalfunktionen kontrollierte, öffnete der andere die Hecktür und zog eine Krankentrage heraus. Wenige Minuten später waren sie verschwunden.

Ich trat zwischen den Bäumen hervor und ging wieder zu der Stelle, an der er gelegen hatte, während der Krankenwagen den Hügel hinunterfuhr. Die Rücklichter verschwanden in der Dunkelheit, und ich war ganz allein.

Es gab mehrere Abkürzungen durch den Wald, aber ich ging mitten auf der Straße. Ich folgte einfach den weißen Strichen.

Kapitel 3

Ich ging an den Motorrädern vorbei, die auf dem Rasen vor der Tür parkten. Ich wusste, dass das Haus nicht abgeschlossen war.

Was ich nicht wusste, war, ob mein Bruder zu Hause war. Es war Sonntagabend, der Abend, an dem er nicht in der Bar arbeiten musste, aber das hieß nicht immer, dass er zu Hause war. Sein Zeitplan war ziemlich chaotisch, er kam und ging zu merkwürdigen Tages- und Nachtzeiten. Meistens fand ich es gut, wenn er weg war, aber nicht, weil er ein mieser Kerl gewesen wäre. Er war nur ein abwesender Kerl; so war es fast mein ganzes Leben lang gewesen.

Ich trat ein und schloss leise die Tür hinter mir. Ich hielt die Luft an, wartete, lauschte. Kein Licht brannte, aber ich roch Rauch, der in einem Windhauch an mir vorbeiwehte. Die Terrassentür stand offen. Ich durchquerte die Küche und blieb an der Spüle stehen. Auf der Terrasse waren sie nicht, aber ich sah, dass in der Feuerstelle etwas brannte, und eine Sekunde später wehte mir mit einem weiteren Lufthauch Heathers Stimme entgegen.

» … kannst du ihr nicht vorwerfen. Sie ist jetzt in der Abschlussklasse.« Die Freundin meines Bruders oder seine On-off-was-zur-Hölle-gerade-dran-war-Kindheitsfreundin-und-Geliebte beugte sich auf ihrem Gartenstuhl vor.

Mein Bruder Channing saß neben ihr und trank einen Schluck Bier, dann sagte er: »Jetzt halt mal die Luft an. Sie müsste längst zu Hause sein, und das weißt du auch.«

Es waren nur die beiden da. Sie redeten über mich. Dennoch ließ ich zu, dass sich die Dunkelheit wieder einschlich. Als ich sie spürte, schob sie alle anderen Gefühle beiseite. Ich empfand so etwas wie Frieden, aber ich wusste, das hatte seinen Preis. Dass die Dunkelheit da war, hatte einen Grund. Ich war keine Idiotin. Ich wusste, dass ich völlig abgewrackt war, aber manchmal konnte ich nichts dagegen tun. Oder ich begrüßte es sogar, wie in diesem Moment. Das Glühwürmchen hatte mich auf dem Heimweg verlassen. Ich liebte es, das Surren seiner Flügelchen wieder neben mir zu hören.

Ich drehte mich um und setzte mich, lehnte den Rücken an das Schränkchen unter der Küchenspüle.

Die Augen geschlossen.

Den Kopf gesenkt.

Hörte ich ihnen zu.

Ein Gartenstuhl quietschte, und eine Flasche stieß klirrend gegen eine andere. Dann das zischende Geräusch, als eine weitere Flasche geöffnet wurde.

»Sie ist meine Schwester, Heather. Du benimmst dich, als sollte ich mir keine Gedanken um sie machen.«

Ein frustrierter Seufzer war zu hören. »Darum geht es doch gar nicht. Ich finde nur, du vergisst, wie wir in dem Alter waren. Wir waren ständig unterwegs. Wir haben unglaublich viel Mist gebaut, verdammt. Du willst, dass deine Schwester sich wie ein normales Mädchen benimmt, aber das geht einfach nicht. Nicht nach allem, was mit ihr passiert ist. Sei realistisch, Channing.«

»Vielen Dank auch«, sagte er kurz angebunden.

»Eure Mom ist gestorben, als sie in der siebten Klasse war, und euer Dad sitzt im Gefängnis. Vor ein paar Jahren ist Max gestorben. Gib ihr etwas mehr Zeit.«

»Das ist schon zwei Jahre her.«

»Sie hat ihre Eltern und ihren Halbbruder verloren, und sie musste aus dem Haus ausziehen, in dem sie aufgewachsen ist.«

»Die verdammte Bank. Ich habe angeboten, den Rest der Hypothek zu zahlen. Aber dieses Arschloch von Berater war stur wie ein Esel.«

»Channing«, sagte sie besänftigend. »Es ist nicht deine Schuld.«

»Doch.« Glas zersprang. »Ich hätte mich mehr um sie kümmern müssen, wenigstens das.«

Bei Gesprächen dieser Art hatte ich sie schon oft belauscht. Mein Bruder machte sich selbst verantwortlich – wofür, wusste ich nicht. Ich konnte ihm seine Abwesenheit nicht vorwerfen. Verdammt, meistens beneidete ich ihn darum. Ich wünschte, auch ich hätte einfach verschwinden können, wie er es als Heranwachsender getan hatte. Den Großteil der Zeit ab der achten Klasse bis zum Kauf eines eigenen Hauses hatte er auf den Sofas anderer Leute verbracht. Das hätte ich auch getan, wenn ich gekonnt hätte. Ich war nur zu jung dazu gewesen.

Heather versuchte ihn halbherzig zu trösten, aber auch sie war frustriert, wie immer. Ich hörte es an ihrer Stimme. Eigentlich zeigte sich ihr Frust überall, sogar in der Art, wie sie durchs Haus lief. An manchen Tagen wünschte ich mir, sie würde bei ihm einziehen, aber ein Teil von mir fürchtete sich vor dem Tag, an dem das passieren würde – denn wenn es dazu kam, würde noch etwas anderes passieren. Ich wusste nicht, was, aber ich spürte es genau. Ich trug es in meinen Eingeweiden mit mir herum.

Darum war die Beziehung zwischen Heather und mir eine halbe Sache. Wir waren halb befreundet. Und halb waren wir es nicht. Wir waren halb anwesend, halb abwesend. Halb gehetzt, halb lebendig. Oder nein … vielleicht galt das nur für mich? Aber Heather wandte manchmal den Blick ab, wenn wir miteinander sprachen, und vor allem vermied sie es, überhaupt mit mir zu reden. Dann wieder sah sie mir ins Gesicht, und ihre Augen strahlten vor wilder Entschlossenheit. Ich wusste nie, welche Heather ich bekommen würde, aber ich wusste, dass es nicht um sie oder mich ging. Es ging um ihre Beziehung zu Channing. Das verstand ich. Wirklich. Ich empfand sogar so etwas wie Mitgefühl für sie.

Obwohl ich Gefühle sonst möglichst vermied.

Heather war nett. Sie liebte meinen Bruder, aber ich stand zwischen ihnen. Wegen mir konnten sie keine normale Beziehung führen.

Einem Teil von mir tat dieser Gedanke weh. Wer war ich, dass ich ihnen im Weg stand? Aber das brachte mich wieder zu den Gesprächen zurück, die sie ständig führten:

Ich war nicht zu Hause.

Channing schimpfte.

Heather beruhigte ihn.

Und wenn ich sie belauschte, fragte ich mich immer: Warum ließen sie mich nicht einfach in Ruhe? Warum versuchte mein Bruder ständig, den großartigen Ersatzvater zu spielen? Diese Rolle passte nicht zu ihm.

Er war eine Legende.

Er war ein Kämpfer.

Er war der Anführer einer Crew.

Das Häusliche stand ihm nicht. In dieser Hinsicht war ich Heathers Meinung.

Er war nicht dagewesen, als es nur Dad und mich gab. Unser Halbbruder war auch nie bei uns gewesen, fast nie. Den Großteil seines Lebens hatte er bei seiner Mutter verbracht. Auf der Highschool hatte Channing seine eigene Crew ins Leben gerufen – auf diese Weise war das System überhaupt entstanden. Und als er die Schule abschloss, fing er sofort zu arbeiten an. Zwei Jahre zuvor hatte er die Bar meines Dads übernommen und sie besser geführt als er. Er holte unseren Cousin ins Team, und sie machten den Laden zu einem Erfolg. Und immer war er bei den Kämpfen dabei gewesen, wenn etwas passiert war. Er sprach davon, sich zurückzuziehen, aber ich war mir nie sicher, ob er sich das wirklich wünschte, so, wie er sich wünschte, erwachsen zu werden. Oder wünschte er sich, er hätte keine Schwester im Teenageralter, um die er sich kümmern musste? Vielleicht wollte er auch sein eigenes Leben zurückhaben.

Ungefähr so war das.

Vielleicht waren die Kämpfe seine Art, mit all dem fertigzuwerden? Auch das wusste ich nicht genau.

Schließlich hatten er und mein Dad sich nie nahegestanden.

Channing war wie unsere Mom, und als sie starb, war es, als ginge er mit ihr. Er verließ die Familie. Ich meine, ich habe ihn manchmal in der Stadt oder auf einer Party gesehen – bis er mich entweder selbst rauswarf oder meine Jungs und mich rauswerfen ließ. Er sagte, wir seien alle viel zu jung.

Jordan war erleichtert, als Channing aufhörte, dieselben Partys zu besuchen wie wir, und wir hatten gelernt, ihm bei größeren Festen aus dem Weg zu gehen. Die Szene in Roussou war anders als in anderen Städten. Die Leute gingen nicht weg. Und wenn sie es taten, waren sie nicht im System, und diese Leute – die Normalos – existierten für uns eigentlich gar nicht. Im System der Crews sind wir allesamt Teil einer großen, abgefuckten Familie, in der das Alter keine Rolle spielt.

»Ich hole mir noch was zu trinken.« Heathers Stuhl quietschte. »Willst du noch ein Bier?«

Das war mein Stichwort.

Ich stand auf und schlich über den Flur in mein Zimmer, gerade als die Terrassentür sich öffnete. Dann ging der Kühlschrank auf und erleuchtete Küche und Esszimmer.

Ich schnappte mir meinen Rucksack und trat wieder in den Flur. Ich zögerte, hörte, wie Heather ein paar Flaschen öffnete und etwas in ein Glas goss. Ich roch Rum. Flaschen klirrten, und die Kühlschranktür schloss sich wieder.

Erneut war das Innere des Hauses in Dunkelheit getaucht.

Die Fliegengittertür öffnete sich und fiel wieder zu.

Als ich ihre Schritte auf der Terrasse und hinunter zum Garten hörte, schlüpfte ich bereits zur Haustür hinaus.

Kapitel 4

Ich schlug die Augen auf, weil ich knirschende Schritte im Gras hörte.

Als ich aufblickte, ragte Cross über mir auf, aber er blickte mich nicht an. Er betrachtete den Grund meiner Anwesenheit hier draußen. Seufzend nahm er neben mir Platz. »Warum wusste ich, dass du heute Abend hier bist?«

»Du hast mein Handy geortet?« Ich setzte mich auf und grinste ihn an.

Leise lachend griff er nach der Whiskeyflasche in meiner Hand. Ich hatte den Verschluss bereits aufgedreht. Er trank einen Schluck und sog hörbar die Luft durch die Zähne ein. »Fuck«, sagte er und gab mir die Flasche zurück. »Warum trinkst du dieses Zeug?«

Mit einem selbstgefälligen Grinsen trank ich ebenfalls einen Schluck. Im Gegensatz zu ihm genoss ich das Brennen in der Kehle. »Warum trinkst du es?«

»Weil du es tust.« Er sagte das, als sei es das Normalste auf der Welt.

Ich lachte und trank noch einen Schluck, dann richtete ich mich auf. Unter uns, am Fuß des Hügels auf der anderen Seite der Straße, lag mein altes Zuhause. Ich hatte keine Ahnung, wie spät es war, aber es war schon dunkel, und im Haus hatte sich nichts geregt, seit ich diesen Ort erreicht hatte. Etwas anderes hatte ich auch nicht erwartet.

Ich kannte die Menschen nicht, die dort lebten. Sie waren neu in Roussou, aber ich wusste, dass es sich um ein junges Paar um die Dreißig handelte, und sie waren in mein Zuhause gezogen, nachdem die Bank es weiterverkauft hatte. Sie hatten kleine Kinder, auf dem Rasen vor dem Haus lagen Spielzeuge. Ich wollte hingehen und die Sachen wegräumen, sie in die Spielzeugkiste auf der Veranda legen, aber das war keine gute Idee. Von wegen Stalking. Das war eine Grenze, die ich nicht übertreten durfte, jedenfalls jetzt noch nicht. Vorläufig kam ich nur her, um mein altes Zuhause zu betrachten.

»Wie war die Party?«, fragte ich.

Cross zuckte mit den Schultern, schlang die Arme um die Knie und faltete die Hände. »Ganz okay«, sagte er mit einem halben Grinsen. »Ich hätte lieber hier rumgehangen und mir dein altes Haus angesehen.«

»Das ist totaler Bullshit, und das weißt du auch.« Ich reichte ihm den Whiskey.

»Habt ihr euch wieder getrennt, du und Monica?« Sie war seine On-off-Freundin, aber ich wusste, dass die beiden seit Freitag wieder zusammen waren. Es schien, als hätten sie sich an diesem Abend erneut getrennt, gerade rechtzeitig, ehe am nächsten Tag die Schule wieder losging. Diese Beziehung war sowieso total einseitig. Cross neigte dazu, mit jeder zu schlafen, auf die er Lust hatte, obwohl nur wenige Mädchen über die Zeit sprachen, die sie mit ihm verbracht hatten. Cross legte Wert auf Verschwiegenheit, und ich war eine der wenigen Personen, die in seine unbekümmerte Rumhurerei eingeweiht waren. Monica war die andere. Cross hatte nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass sie sich einen anderen suchen musste, wenn sie eine exklusive, feste Beziehung haben wollte.

Warum ich so viel über Cross‘ Sexleben wusste, war mir schleierhaft. Eigentlich redeten wir nie darüber.

Erneut zuckte er mit den Schultern, griff nach der Whiskeyflasche und trank noch einen Schluck. Wieder atmete er zischend ein und gab mir gleich darauf die Flasche zurück.

Ich nahm sie und legte den Kopf in den Nacken, um einen großen Schluck zu trinken.

Gottverdammt.

Das Brennen war noch da. Gut. Es war nicht schwächer geworden.

»Bren.«

Ich spannte mich an, denn ich hörte den fragenden Unterton in Cross‘ Stimme. Ich hörte auch den Widerwillen. Keiner von uns wollte an den Ort gehen, an den er uns mit seiner nächsten Frage führen würde.

»Warum kommst du dauernd hierher?«

Ich war nicht dauernd hier. Nur ungefähr in zwei von sieben Nächten. Ich starrte auf die Whiskeyflasche und sagte: »Du weißt, warum.«

»Nein, weiß ich nicht.« Er drehte sich zu mir und musterte mich durchdringend.

Ich fand es schrecklich, wenn er das tat. Es war, als stürzte ein Teil meiner Mauer ein, und er könnte direkt in mein Inneres sehen.

Diesmal trank ich zwei Schlucke Whiskey. »Ich weiß es nicht.«

Aber ich wusste es sehr wohl. Ich kam hierher, um nach ihr Ausschau zu halten, um zu sehen, ob sie durch dieses Haus lief. Ich wollte einen Blick auf sie erhaschen, obwohl ich wusste, dass sie tot war, obwohl ich wusste, dass ich nach einem Geist Ausschau hielt. Ich kam trotzdem her.

Ich wollte sie ein letztes Mal sehen.

»Du sollst mich nicht anlügen.«

Ich hörte die Enttäuschung in seiner Stimme und atmete durch. Ich ließ die Luft durch meine Lunge kreisen und wieder entweichen. Ein tiefer Atemzug. Dann murmelte ich: »Du weißt, warum ich hier bin.«

»Wegen deiner Mom?«

Ich runzelte die Stirn. Warum musste er es unbedingt aussprechen? Ich wollte es nicht hören. Ich wollte es nur fühlen.

Ich nickte.

»Dachte ich mir.« Erneut nahm er mir den Whiskey ab, trank und gab ihn mir zurück. »Ich wollte, dass du es aussprichst. Nur ein Mal.«

Meine Kehle brannte, aber nicht vom Alkohol. Ich wischte mir die Augenwinkel. »Die Party war also stinklangweilig?«

»Ja.«

Ein kleines Lächeln umspielte meine Lippen. »Na, wer ist hier der Lügner?«

Er lachte und griff ein weiteres Mal nach der Flasche. »Ja. Kann schon sein. Aber ich wäre trotzdem lieber bei dir gewesen.«

Ich nickte.

Ich freute mich.

Kapitel 5

Cross wartete am nächsten Morgen auf dem Parkplatz auf mich. Er saß hinten auf seinem Pick-up, die Heckklappe war offen, und ein paar Leute waren bei ihm. Die Gruppe löste sich auf, während ich den Wagen parkte und ausstieg.

Er sprang von der Ladefläche und schloss die Klappe, als ich auf ihn zuging. »War dein Bruder heute Morgen sauer?«, fragte er.

Bei der Erinnerung verzog ich das Gesicht.

Wir waren auf dem Hügel eingeschlafen und früh am Morgen wieder aufgewacht, viel zu früh. Cross hatte mich nach Hause gebracht, und ich hatte gehofft, ich könnte mich ins Bad schleichen, duschen, anziehen und wieder rausschleichen. Aber so war es nicht gelaufen.

»Nein.«

Ich hatte gedacht, ich sei über jeden Verdacht erhaben. Channing und Heather schliefen nur selten bei laufendem Ventilator, aber an diesem Morgen hatten sie ihn eingeschaltet. Ich schlich in ihr Zimmer und sah Heather im Bett liegen, hinter ihr irgendwas Größeres, eine Art Klumpen.

»Verwechsle nie ein Seitenschläferkissen mit einem Menschen. Das ist mir heute Morgen passiert«, erzählte ich Cross, während wir über den Parkplatz gingen und die Schule betraten.

Channing hatte plötzlich direkt hinter mir gestanden, und mit der behaglichen Stille an diesem Morgen war es vorbei gewesen.

»Wo warst du heute Nacht?«, wollte er wissen.

»Psst!« Ich drehte mich zu ihm um, aber Heather regte sich bereits. Wir hatten sie geweckt.

»Er hat mich ohne große Erklärungen wieder gehen lassen«, erzählte ich Cross. »Aber ich muss heute zum Abendessen zu ihm.«

»Muss er heute Abend nicht arbeiten?«

»Doch.« Wir hatten den Eingang der Schule erreicht, und ich lehnte mich mit dem Rücken an die Tür und stieß sie auf. »Rate, wo wir heute Abend hingehen.«

»Du machst wohl Witze. Dein Bruder ist das Gegenteil eines fürsorglichen Elternteils, das darauf besteht, dass du zu gemeinsamen Mahlzeiten mit der Familie nach Hause kommst. Wie will er das denn machen? Will er sich zwischen seinen Kumpels, seiner Frau und der Bar aufteilen?«

Ich zuckte mit den Schultern. Ich würde meinen Teil der Vereinbarung einhalten und auftauchen, wo und wann ich musste, und um den Rest sollte sich Channing kümmern. Solange er mir ausnahmsweise mal nicht misstraute.

Der Flur war voller Menschen, aber sobald wir ihn betraten, tat sich vor uns ein hübscher, leerer Gang auf. So ging es jedem, der in einer Crew war. Die Leute glaubten, wir seien Banden, aber das stimmte nicht. Ich hasste Gangs. Wäre die Lage so gewesen, hätte ich nicht dazugehört. Also nein. Wir waren keine Gang – es gab kein erniedrigendes Aufnahmeritual, und wir steckten nicht so tief drin, dass wir Leib und Leben riskieren mussten, um wieder rauszukommen. Niemand sagte mir, was ich zu tun hatte, solange es nicht darum ging, einander zu unterstützen, und wenn es eine Situation gab, in der ich meine Jungs nicht unterstützen wollte, dann war das ein ganz anderes Problem, das gelöst werden musste. Wir passten selbst auf uns auf, und im Gegensatz zu normalen Freunden setzten wir uns vorbehaltlos füreinander ein. Manchmal prügelten wir uns sogar füreinander. Das war die Grundregel, wenn man zu einer Crew gehörte: Man unterstützte sich gegenseitig. Um jeden Preis. Allerdings konnte ich nicht behaupten, dass es bei allen anderen Crews auch so war wie bei uns. Manche hatten offizielleren Charakter. Bei manchen musste man vorsprechen, es gab ein richtiges Bewerbungsverfahren; andere wiederum fanden wie von selbst zusammen.

Das waren die besten.

So hatten wir uns gefunden.

Jordan, Zellman, Cross und ich. Wir waren als die Wölfe bekannt, obwohl wir keinen offiziellen Namen hatten. Es gab keine T-Shirts und kein kompliziertes Begrüßungsritual. Unsere Crew hatte sich im Laufe mehrerer Jahre durch mehrere einschneidende Ereignisse gebildet. Das erste fand in der sechsten Klasse statt, als Zellman gemobbt wurde. Jordan war dazwischengegangen. Er hatte ein paar Kids aus dem Weg geräumt und dem Mobber zwei blaue Augen verpasst. Daher Zellmans Loyalität gegenüber Jordan.

Das nächste Mal passierte etwas am Ende der siebten Klasse. Ein Typ versuchte sich eines Tages hinter der Schule an mich ranzumachen. Ich wehrte mich, aber er hatte Freunde. Ich wollte nicht mal daran denken, wie das hätte ausgehen können.

Cross und ich waren Freunde, seit Amy Pundrie mich in der dritten Klasse fett genannt hatte, Cross hatte ihr daraufhin gesagt, sie heiße wohl Amy Pigdrie.

So nannte er sie, bis er in der vierten Klasse deswegen Schwierigkeiten bekam und zum Direktor geschickt wurde. Danach sprach er den Namen nur noch flüsternd aus, und er wurde zu Amy Piggy gekürzt. Sobald ich in die Pubertät kam und mir klar wurde, was es hieß, ein Mädchen zu sein, sagte ich ihm, er sollte aufhören, sie bei diesem Spitznamen zu rufen, der sich auf ihr Gewicht bezog. Seitdem hatte er sie kein einziges Mal mehr so genannt, warf ihr aber hin und wieder einen schrägen Blick zu.

Jedenfalls war Cross an dem Tag aufgetaucht, an dem der Typ und seine Kumpels hinter mir hergeschlichen waren, und auch Jordan und Zellman waren gekommen.

Cross machte die Typen von der linken Seite aus fertig.

Jordan und Zellman erledigten sie von rechts.

Ich revanchierte mich ein paar Monate später, als ein Typ bei einer Schlägerei mit dem Messer auf Jordan einzustechen versuchte. Ich tauchte auf, schnappte mir das Messer und rammte es ihm in die Seite. Ich war niemand, der mit den Fäusten um sich schlug, aber die Leute nahmen sich vor mir in Acht, sobald ich ein Messer zog. Werfen konnte ich ganz gut, besser als die meisten Normalos, aber ich hatte ein Talent dafür, Schnitte richtig zu setzen.

Es gab andere und größere Crews als unsere, aber wir waren am gefürchtetsten. Dafür gab es Gründe.

»Hast du schon deinen Stundenplan bekommen und weißt du, welchen Spind du hast?«, fragte Cross.

Ich nickte und steuerte auf meinen Garderobenschrank zu. »Im Gegensatz zu dir war ich letzte Woche bei der Registrierung. Stell dir vor, ich als gute Schülerin.«

Ein paar Mädchen musterten ihn bereits. Ich war einigermaßen überrascht, dass er noch nicht losgezogen war, um sich den Schwanz nass zu machen, aber es war der erste Tag im Schuljahr. Solange er nicht dazu gezwungen war, würde er weder mir noch Jordan oder Zellman von der Seite weichen.

Er stöhnte und lehnte sich mit dem Rücken an das Schließfach neben meinem. »Irgendwas sagt mir, dass das nicht lange so bleiben wird.«

Ich grinste und drehte das Schloss, bis die Tür aufsprang. Dann zog ich ein Blatt Papier aus meiner Schultasche. Ich verstaute die Tasche im Spind und wedelte mit dem Papier vor seiner Nase herum. »Wie gut, dass ich deinen Infozettel gleich mitgebracht habe!«

Cross schnappte sich den Zettel. »Ah! Ich liebe dich.«

»Wie bitte?«, rief eine ärgerliche Stimme hinter uns. »Keine Pärchenbildung in Crews. Jedenfalls nicht in eurer.«

Cross‘ Blick begegnete meinem, als er sich umdrehte. »Hey, Zwillingsschwester.«

Tasmin, die nur auf den Namen Taz reagierte, schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. Wie bei Cross war ihre Haut von Natur aus braun, und sie hatte die gleichen haselnussbraunen Augen und das gleiche goldblonde Haar. Sogar ihre Figur war so schlank wie seine, nur dass Cross breite Schultern hatte, während Taz zierlich war. Das Haar reichte ihr bis zur Taille, und an diesem Tag trug sie es auf einer Seite dicht am Kopf entlang und bis zu den Spitzen geflochten.

Sie war wunderschön, genau wie ihr Bruder.

Und obwohl sie nicht zu unserer Crew gehörte, war sie uns so nah wie nur möglich. Cross wollte sie beschützen, sie von jeder Gewalt fernhalten, und außerdem mochte sie das System nicht. Sie verstand es nicht.

»Hey, Zwillingsbruder!« Taz zeigte mit dem Finger abwechselnd auf ihn und auf mich. »Ist das hier der Grund, warum ich Monica am Ende des Flurs weinen gesehen habe?«

Er blickte in die entsprechende Richtung.

»Hab ich‘s doch gewusst«, sagte ich und seufzte.

Stirnrunzelnd drehte Cross sich wieder zu uns um. »Ich hab deine Frage von gestern Abend noch gar nicht beantwortet.«

»Dann wart ihr zwei gestern Abend also tatsächlich zusammen?«, fragte Taz mit vorwurfsvoller Stimme.

Cross zuckte zusammen.

Ich auch. Das hier war mehr Aufmerksamkeit, als uns lieb war. Wenn man zu einer Crew gehörte, erregte man automatisch Aufmerksamkeit. Das galt für jeden, aber für uns ganz besonders. Es war einfach eine Tatsache. Taz‘ Stimme wurde lauter. Innerlich fluchte ich und fragte mich, wer mitbekommen würde, was sie sagte, und deswegen Amok laufen würde. Die Wölfe waren berüchtigt, aber Cross selbst war es auch. Ich ebenfalls, wenn ich ehrlich war und diese Tatsache nicht ausblendete. Ein Mädchen, das sich einer Crew anschloss, fiel auf, und die Tatsache, dass ich zu den Wölfen gehörte, in die es sonst niemand schaffte, hatte sich damals innerhalb einer Stunde herumgesprochen.

Es gefiel mir nicht, aber ich würde damit klarkommen müssen. Dennoch machte mir die Anspielung, dass Cross und ich ein Paar sein könnten, ziemlich zu schaffen.

»Hey, hey.« Ich griff nach ihrem Finger. Sie senkte ihn, ehe ich ihn zu fassen bekam, und ich lehnte mich gegen den Spind neben meinem. »So war das nicht, und das weißt du auch«, sagte ich und zog eine Braue hoch.

Taz verdrehte die Augen. »Das ist doch albern. Ihr zwei gehört zusammen. Und jetzt rutsch rüber!« Sie winkte ihren Bruder zur Seite und deutete mit einem Kopfnicken auf das Schließfach hinter ihm. »Das da ist meins«, sagte sie und zwinkerte mir zu. »Ich habe meine Beziehungen zur Schülervertretung spielen lassen und unsere Schränke zusammengelegt.«

»Warte mal.« Er blickte auf den Zettel, den ich ihm gegeben hatte. »Mein Spind ist gleich neben deinem.«

»Kluges Kerlchen«, sagte ich mit ausdrucksloser Miene.

Er rollte mit den Augen, aber ich sah, dass er lächelte.

Taz deutete auf den Schrank, an dem ich lehnte. »Genau da.«

Ein Grinsen breitete sich auf Cross‘ Gesicht aus. »Sehr schön. Und was ist mit …«

»Oh nein! Diese beiden Loser sind auf einem anderen Flur.«

Erneut blickten Cross und ich uns an, aber es war nun mal, wie es war. Taz machte kein Geheimnis aus ihrem Hass auf Jordan, seit zwei Jahren wurde ihre Stimme jedes Mal lauter, wenn sie über ihn sprach. Manchmal fragte ich mich, ob ihr Hass etwas anderes überdecken sollte. Lief da mehr zwischen Taz und Jordan? Ich hatte ihre Schimpftiraden bisher nicht lange genug über mich ergehen lassen, um sie danach zu fragen, und als Cross mich kopfschüttelnd ansah, wusste ich, dass es bei ihm genauso war.

Ich schnappte mir meinen Notizblock und trat zur Seite. Mein Spind schloss sich, als die beiden anderen sich öffneten.

»Das ist toll, Taz.« Cross hatte keine Tasche dabei, deshalb warf er nur seinen Schlüsselbund in den Schrank. »Danke.«

Während ihr Bruder mit leeren Händen dastand, ließ sich das von Taz nicht gerade behaupten. Sie trug eine Tasche, die vor lauter Zeug fast überquoll, und sie hatte einen großen rosa Einkaufstrolley im Schlepptau. Darin lagen hohe Bücherstapel, Trenner für den Spind und alles Mögliche, was man sonst noch für Schreib- und Büroarbeiten brauchte, außerdem ein kleines Whiteboard. Sie hatte Pappfiguren, auf die sie Fotos kleben würde, und sogar etwas rosa Glitzerstoff dabei. Ich hatte keine Ahnung, was sie damit vorhatte, aber so war Taz eben. Sie würde aus ihrem Spind ein Meisterwerk machen, daran zweifelte ich nicht im Geringsten.

»Willst du mich verarschen?« Sie ließ ihre Tasche auf den Boden fallen und fing an, den Trolley auszuladen. »Ihr beiden tut mir einen großen Gefallen. Wenn ihr hier seid, bleiben die anderen Mädels nämlich weg.« Sie schaute über ihre Schulter.

Ich folgte Taz‘ Blick, wusste aber bereits, wen sie meinte. Ich sah wie üblich Mädchen, die Cross mit offenem Mund anstarrten, aber Taz meinte eine andere Gruppe. Obwohl auf dem Flur viel Verkehr war, hatte diese sich uns gegenüber versammelt. Ich erkannte einige aus unserer Jahrgangsstufe; sie steckten vor Sunday Barnes‘ Spind die Köpfe zusammen. Die Hälfte der Mädels beäugte Cross.

Sie sahen auch mich, musterten ihn aber dennoch, als wäre er ein Steak und sie kurz vorm Verhungern. Es war ihnen egal, dass ich anwesend war. Ich runzelte die Stirn.

Wenn sie merkten, dass ich sie ansah, blickten sie normalerweise weg. Meine bloße Anwesenheit schreckte sie ab. Aber nicht an diesem Tag. An diesem Tag sah ich den Hunger in ihren Augen. Die Mädchen starrten Cross schamlos an. Sunday war mit Monica befreundet, aber als ich den Blick über die Gruppe schweifen ließ, sah ich, dass Monica nicht dabei war.

Ich verlagerte das Gewicht auf den anderen Fuß und drehte mich um, um sie genauer in Augenschein zu nehmen. Das hier gefiel mir nicht. Mir gefiel nicht, dass sie mich absichtlich übersahen. Es war mir egal, dass sie wegen Cross gekommen waren. Aber sie ignorierten mich sonst nie.

»Sie steigern sich«, flüsterte ich Cross zu. Die Mädels wurden unverschämter.

Er schnaubte, denn er wusste genau, was ich meinte.

»Hört auf damit!«, protestierte Taz, an uns gewandt und die Hände in die Hüften gestemmt. »Ich bin sein Zwilling. Ich sollte eine geheime Sprache mit Cross sprechen, nicht du.«

Ich lächelte.

Taz war meine einzige Freundin. Mir gefiel, wie kratzbürstig sie sein konnte, und sie war längst nicht so fertig wie ich. Ich wusste, dass sie Schmerz in sich trug, aber sie war mutig. Wäre nicht Cross mein bester Kumpel gewesen, hätte ich Taz vielleicht als beste Freundin in Erwägung gezogen.

Okay: Wäre ich normal, wäre sie meine beste Freundin.

Ich wusste, dass ich in ihrem Herzen ebenfalls einen besonderen Platz einnahm, und eine Sekunde später hatte sich ihre Streitlust wieder gelegt.

Sie stöhnte. »Und was machst du? Du lächelst mich einfach an. Fuck, Bren. Ich bin genau wie mein Bruder. Ich kann dir keine zwei Sekunden lang böse sein.«

Cross lachte. Offenbar hatte er seine Meinung geändert, denn er schnappte sich seine Schlüssel, schloss den Schrank und nahm mir einen Stift aus der Hand. Er ging um mich herum und drückte seiner Schwester einen Kuss auf die Stirn. »Wir sehen uns später.« Er nickte und steuerte auf den anderen Flur des Abschlussjahrgangs zu.

Taz musterte mich, ihr Gesicht war leicht gerötet. »Cross schaut bei den anderen beiden vorbei, stimmt’s?«

Ich nickte. Sie wusste es doch. Warum fragte sie mich dann? »Wir sind eine Crew«, stellte ich fest.

»Ja.« Ihre Lippen waren zusammengepresst, und in ihren Augen blitzte Entschlossenheit auf. »Aber nach diesem Jahr ist das vorbei. Gott sei Dank.«

Ich musterte sie stirnrunzelnd, sagte aber nichts. Sie fuhr damit fort, ihren Trolley auszupacken.

Taz war wegen des bevorstehenden Abschlusses ganz aufgeregt. Sie spürte, dass sie ihren Bruder zurückbekommen würde, und in gewisser Weise konnte ich sie verstehen. Sie hatte mir das einmal gestanden, nachdem sie zu viel Wein getrunken hatte. Seht ihr? Nicht mal bei der Wahl des Alkohols, den sie trank, war sie wie wir. Sie hatte Stil, bevorzugte Martini und Wein. Weinschorle hatte sie längst hinter sich gelassen. Ich wusste zwar nicht, wann sie die je getrunken hätte, aber sie behauptete es jedenfalls. Mir war hartes Zeug wie Whiskey, Bourbon oder Bier lieber. Pures Bier. Oder Bier mit irgendwas drin. Jordan war dafür bekannt, dass er sich manchmal ein 30-Liter-Fass kaufte.

Aber zurück zu Taz. Als sie das letzte Mal ein bisschen zu viel getrunken hatte, saßen wir zusammen am Lagerfeuer. Wir hatten auf Holzscheiten Platz genommen, und die Jungs waren abgezogen und hatten Taz und mich zurückgelassen.

Während sie ins Feuer starrte, fing sie an, sich über die Crew zu beschweren: Wir würden Cross‹ gesamte Zeit in Anspruch nehmen. Wir würden ihn ihr wegnehmen. Er wäre kaum noch zu Hause. Gott sei Dank würden wir bald unseren Abschluss machen und uns in alle Himmelsrichtungen zerstreuen.

Aber nicht alle Crews trennten sich nach dem Abschluss.

Taz verließ sich darauf und vergaß, dass es manchmal anders kam. Es hing ganz von der jeweiligen Gruppe ab. Mein Bruder hatte eine der langlebigsten Crews von Roussou. Die einzige, die ihnen diesen Platz hätte streitig machen können, hatte sich vor einer Weile aufgelöst. Ihre Anführer waren in den Knast gegangen, weil sie ein paar von Channings Freunden aus Fallen Crest angegriffen hatten. Über die Einzelheiten bewahrte er Stillschweigen, und ich bedrängte ihn nicht. Wenn ich es wissen wollte, hätte ich mich umhören können, aber es war mir einfach egal gewesen.

Für mich war unvorstellbar, dass unsere Crew nicht von Dauer sein könnte.

»Geht es wirklich um die Crew? Oder ist es etwas Persönliches?«, fragte ich Taz zögerlich.

Mit aufgerissenen Augen drehte sie sich zu mir. »Was?« Ich glaube, sie hatte ganz vergessen, dass ich noch da war.

»Hasst du die Clique oder liegt es an mir?« Ich lehnte mit der Schulter an meinem Spind und sah ihr ins Gesicht.

»Nein!« Ihr Mund stand offen, dann schloss sie ihn wieder und schüttelte den Kopf. »Nein, nein. Denk doch so was nicht.«

»Dann liegt es also an Jordan und Zellman? Oder an der Crew als ganzes?«

»Äh … was?« Sie blinzelte.

Ich vermutete, dass die Crew insgesamt sie störte, aber ich provozierte sie bewusst. Die Jungs waren ein Teil meiner Identität, und obwohl ich eine Schwäche für Taz hatte, nagte es an mir, dass sie uns gegenüber so gehässig war.

»Zellman kann es nicht sein«, dachte ich laut. »Er ist ein Spaßvogel.« Außer im Streit. »Hast du im Sommer nicht in derselben Firma wie Jordan gearbeitet?«

»Äh … wie bitte?« Erneut starrte sie mich mit offenem Mund an.

»Taz!«, rief plötzlich jemand. Und rettete sie auf diese Weise vor weiteren unbequemen Fragen, die ich ihr gern vor die Füße geschleudert hätte. Ich hatte vorgehabt, sie ein bisschen über Jordan auszufragen. Das würde warten müssen, aber letztlich würde sie sich mir nicht entziehen können.

Als ich sah, dass Sunday Barnes nicht mehr vor ihrem Garderobenschrank stand, wusste ich, dass meine Zeit mit Taz an diesem Morgen beendet war.

In ihrer Cheerleader-Uniform kam Sunday auf uns zu, die Hälfte ihres Teams im Schlepptau.

Sie strich sich mit einer Hand über die Seite, stemmte eine Faust in die Hüfte und lächelte uns breit an. »Hey Taz, Mrs. Bellacheq hat gesagt, dass du dieses Jahr nicht mehr im Team bist. Ich hoffe, ich kann dich überreden, bald wieder mitzumachen.«

Taz und ich sahen uns wortlos an. Wir wussten beide, dass ich raus war, und setzten uns gleichzeitig in Bewegung.

Taz machte einen Schritt vorwärts.

Ich einen zurück.

Nennt mich unfreundlich, aber so war ich immer schon. Ich blieb lieber allein, und das bedeutete für mich: Ich begnügte mich mit der Crew und mit Taz. Das war‘s. Mit anderen Mädchen bin ich nie gut klargekommen, und ich hatte kein Verlangen danach, mit ihnen zu reden. Das war keine Regel – ich konnte reden, mit wem ich wollte -, ich zog es einfach vor, es nicht zu tun.

Ich hatte mich gerade umgedreht und wollte in die Richtung laufen, die Cross eingeschlagen hatte, da rief Sunday nach mir.

»Bren!« Ihre Stimme überschlug sich, und sie räusperte sich. Ihr Lächeln wurde noch breiter. »Hey. Hi. Du warst gestern gar nicht auf Alex‘ Party.«

Bereits halb abgewandt blieb ich stehen.

Taz stellte sich vor mich. »Komm schon, Sunday. Du weißt genau, dass ich aus dem Team ausgetreten bin. Ihr habt bereits zwei Wochen Training hinter euch.«

Ich sah Sunday an, erwiderte ihren Blick für einen Moment, dann drehte ich mich einfach um und ging.

Sunday Barnes hat versucht, mit mir zu reden.

Stirnrunzelnd lief ich durch den zweiten Flur des Abschlussjahrgangs. Andere Mädchen, egal, wo sie auf der Leiter des gesellschaftlichen Erfolgs standen, respektierten das System. Sie hielten sich von uns fern, aber Sunday hatte dieses Gesetz gebrochen. Zugegeben, es stand nirgendwo geschrieben. Es war nicht in Stein gemeißelt, aber dennoch störte mich ihr Verhalten.

Was ich früher bemerkt hatte, stimmte. Etwas hatte sich mit Beginn dieses Schuljahres verändert. Die Mädchen wirkten mutiger.

Ich hatte die Hälfte des Korridors hinter mir gelassen und hörte bereits Jordans Stimme, als eine andere sie übertönte. Jemand packte mich am Arm.

»Du hast dich gar nicht auf meiner Party gestern Abend sehen lassen!«

Und dann brach die Hölle los.

Kapitel 6

Als die Hand meinen Arm umfasste, reagierte ich. Ich griff nach hinten und riss den Arm herum, sodass ich dem Angreifer die Hand auf den Rücken drehte. Er schrie auf, aber ich beachtete ihn gar nicht. Ich stand hinter ihm und hielt noch immer sein Handgelenk fest, als ich ihn gegen den Spind knallte.

Ich hörte Schreie.

Um uns herum drängten sich Menschen.

Ich konzentrierte mich nur auf den Kerl vor mir.

Mit gezücktem Messer beugte ich mich über ihn und flüsterte ihm ins Ohr: »Fass mich noch einmal an und ich schlitze dir die Adern auf.«

Als ich die Drohung aussprach, sah ich ihn mir genauer an. Das hier war nicht irgendjemand, der zufällig den Arm nach mir ausgestreckt hatte. Es war Alex Ryerson, Anführer der größten Crew an der Roussou High School. Er war ein kräftiger Kerl, muskulös, aber klein, und ich war mir sicher, dass sein künstlich aufgesetztes Selbstbewusstsein seine mangelnde Körpergröße wettmachen sollte. Die Augen in seinem runden Gesicht waren geweitet – sie standen ein bisschen zu eng zusammen und lagen ziemlich tief. Er drehte den Kopf, damit er mich sehen konnte. Er hatte einen Dreitagebart, hatte sich wahrscheinlich wegen der Party am Abend zuvor ein paar Tage nicht rasiert. Ich spürte die Stoppeln auf meinem Arm, als ich ihn ein bisschen fester an den Schrank drückte.

Wer er war, spielte für mich keine Rolle. Mich fasste niemand an.

Ich spürte Hände, die nach mir griffen, dann aber weggezogen wurden. Während sich Alex unter meinem Messer ruhig verhielt, wusste ich ohne hinzusehen, dass mich drei Jungs unterstützten.

»Fass mich noch einmal an und du blutest.«

Er knurrte, nickte dann aber ruckartig mit dem Kopf. »Ja. Ja. Tut mir leid.«

Ich wartete. Das Herz schlug mir bis zum Hals.

Dann hörte ich eine leise Stimme hinter mir. »Lass ihn los, Bren.«

Das war Cross.

Seine Hand berührte mich.

Seine Hand: Ja.

Die eines anderen: Nein.

»Tut mir leid, Bren.« Alex drehte sich noch ein bisschen weiter zu mir, um mich besser sehen zu können.

Ich blinzelte ein paar Mal.

Vielleicht sah er die Verrücktheit in mir. Vielleicht war er nervös, weil mein Messer noch draußen war. Was auch immer der Grund war, er bewegte sich sehr vorsichtig, als er sich aufzurichten begann.

Ich hielt ihm weiterhin die Klinge an die Kehle, folgte aber seiner Rückwärtsbewegung. Sobald wir beide aufrecht standen, löste ich das Messer von seinem Hals. »Fass mich nie wieder so an.«

»Ja. Schon gut.« Er atmete tief durch. Seine Brust hob sich unter seinem ärmellosen Shirt, füllte sich mit Atemluft, und er hielt die Hände auf Höhe seiner Hüften. »Es tut mir leid.«

»Hey, was soll das?« Ein Typ trat vor, aber Jordan stieß ihn zurück.

Sein Gesicht war nur Zentimeter von dem des anderen entfernt. »Ja, was soll das? Sag du‘s mir.«

»Hey, hey!«, sagte Alex beschwichtigend. Er schob sich an mir vorbei, behielt mich aber im Auge, als er sich neben seinen Kumpel stellte.

Mit erhobenen Händen zog Jordan sich zurück.

Alex räusperte sich und breitete zwischen uns und seinen Kumpels die Arme aus. »Es ist okay. Alles ist gut.«

»Fass noch einmal jemanden aus meiner Crew an und wir haben ein Problem«, drohte Jordan ihm leise.

»Hör mal …«, setzte Alex an und warf mir einen flehenden Blick zu. »Ich habe einfach nicht nachgedacht. Ich wollte mich nur beschweren, weil du gestern Abend nicht auf meiner Party warst. Das ist alles.«

»Fasst du deine eigenen Leute auch so an?«, knurrte Cross, der direkt neben mir stand.

Was er damit meinte, war klar: Ich war kein Mädchen. Ich war ein Mitglied der Crew.

Das hatte Alex vergessen, als er mich anfasste.

»Was ist hier los?«, donnerte eine Stimme vom Ende des Flurs.

Alle wichen zurück. Es wäre komisch gewesen, hätte ich nicht mittendrin gesteckt. Erneut drückten sich Rücken an Spinde, aber diesmal war es Absicht. Arme verschränkten sich vor der Brust. Ein paar Leute schoben die Hände in die Hosentaschen. Jeder versuchte, entspannt zu wirken, als hingen wir alle zusammen nur ein bisschen ab. Sogar Jordan tat so, als betrachtete er seine Fingernägel, ein schwaches Grinsen im Gesicht.

Direktor Neeon musterte uns kopfschüttelnd.

Er war groß, sein kahler Kopf überragte fast jeden außer Jordan. Die beiden waren gleich groß, aber Direktor Neeon wog einen Zentner mehr als er. Wenn irgendjemand unsere Schule managen konnte, dann dieser ehemalige Linebacker der National Football League. Dass seine Familie aus Cops bestand, schadete auch nicht weiter.

Er musterte Jordan und Alex aus schmalen Augen. »Mr. Pitts.«

Jordans Augen begannen zu leuchten, als hätte er gerade erst bemerkt, dass unser Direktor vor ihm stand. Er stieß sich vom Spind ab und straffte die Schultern. »Oh, hey, Mr. Neeon. Wie geht es Ihnen an diesem schönen Morgen?«

Mr. Neeon wirkte unbeeindruckt. »Wollen Sie etwa so tun, als wäre es hier nicht beinahe zu einem heftigen Streit gekommen?«

Jordan öffnete den Mund.

Mr. Neeon zeigte nach oben rechts an die Decke. »Wir haben hier in den Sommerferien Kameras anbringen lassen.«

Jordans Mund klappte hörbar zu.

»Überraschung!« Die Augen unseres Direktors lächelten nicht mit. Er hob die Stimme. Während er den gesamten Flur absuchte, donnerte er erneut: »Ich sage es für alle hier Anwesenden: Wir an der Roussou High School tolerieren keine Gewalt. Egal welcher Art. Keine Gewalt!« Sein Blick fiel auf mich. »Das gilt für alle, egal, ob Crewmitglieder oder normale Schüler.«

Ich reagierte nicht. Ich blinzelte nicht mal.

Alex hustete, dann räusperte er sich und sagte: »Als Ehrenmitglied des Schülerrats bin ich der Ansicht, dass wir auch für die Einhaltung von Schülerrechten sorgen müssen.«

Direktor Neeon schob die Hände in die Hosentaschen und drehte sich um. »Als Ehrenmitglied? Haben Sie sich gerade selbst dazu ernannt?«

Alex grinste, seine Augen funkelten. »Ich bezweifle, dass Sie mich rauswählen werden, und ich meine es ernst, Mr. Neeon. Wir müssen dafür sorgen, dass Vertraulichkeit und Diskretion gewährleistet sind.«

Der Direktor starrte ihn nur an.

Alex hielt seinem Blick stand. Er hatte noch immer dieses rotzfreche Grinsen im Gesicht, und genau wie wir konnte er es sich leisten. Seine Gruppe bestand aus ungefähr dreißig Leuten aller Jahrgangsstufen, also war er geschützt. Sein älterer Bruder Drake hatte die Crew gegründet, und als der im Jahr zuvor seinen Abschluss gemacht hatte, war Alex in seine Fußstapfen getreten und hatte die Rolle des Anführers übernommen.

So lief es nicht immer, aber bei ihnen hatte es funktioniert. Es war in Ordnung, vorausgesetzt, der vorherige Anführer war einverstanden, und in diesem Fall war es so. Ich wusste das. Ich hatte Drake gedated, bis er zu dem Schluss kam, dass er mit Roussou fertig war. Und mit allen Einwohnern vonRoussou auch.

»Die Toiletten und Spindräume sind geschützt. Dort gibt es also keine Überwachung, aber überall sonst?« Mr. Neeon trat näher auf Alex zu, baute sich vor ihm auf. »Sie haben verdammt recht, ich habe die Kameras dort aufgehängt.«