Dämmerung - Michael Jordan - E-Book

Dämmerung E-Book

Michael Jordan

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Beschreibung

Texte über die Liebe mit einem unwägbaren, feinen Hauch von Tragik, der zart und schmerzlich über den Dingen schwebt. Glück und Elend miteinander verwobener Leben. Seltsame, oft traumhafte Gemälde, Träume stürmischer Stunden voll leuchtender Pracht und blühender Menschen. Von Versunkenheit über Entsagung bis zum Tod. Ein Bilderbuch ohne gezeichnete Bilder.

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Dämmerung

Impressum

 

 

Cover: Karsten Sturm, Chichili Agency

© 110th / Chichili Agency 2014

EPUB ISBN 978-3-95865-472-3

MOBI ISBN 978-3-95865-473-0

 

 

 

 

 

Urheberrechtshinweis:

 

 

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Autors oder der beteiligten Agentur „Chichili Agency” reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

 

 

VORWORT

Texte über die Liebe mit einem unwägbaren, feinen Hauch von Tragik, der zart und schmerzlich über den Dingen schwebt. Glück und Elend miteinander verwobener Leben. Seltsame, oft traumhafte Gemälde, Träume stürmischer Stunden voll leuchtender Pracht und blühender Menschen. Von Versunkenheit über Entsagung bis zum Tod. Ein Bilderbuch ohne gezeichnete Bilder.

Inhalt

01. Momente

02. Mamas Liebling 03. Die Fee 04. Der letzte Wunsch 05. Das Geschenk 06. Die Farbe der Erde 07. Für immer

Einleitung

Seit 1998 schreibe ich sporadisch kurze Geschichten, von denen viele bereits Platz in Anthologien verschiedener Verlage gefunden haben. Geschichten aus so unterschiedlichen Themengebieten, dass ein Veröffentlichen in nur einem Buch nicht umzusetzen war. Eine erste Auswahl von Texten findet sich nun in diesem Buch – Dämmerung – wieder und setzt sich weitestgehend mit dem Thema Liebe auseinander.

Durch die unterschiedlichen Zeiten, in denen die Texte entstanden, weichen sie auch im Stil voneinander ab. Beim Überarbeiten habe ich versucht, diesen Stil zu belassen. Trotz des unterschiedlichen Stiles blieb jedoch eines erhalten: die Gedanken, die die Texte ausdrücken sollen.

Auch, wenn die Texte meist nicht das besitzen, was man als „Happy End“ bezeichnet, so hoffe ich doch, dass sie trotzdem beim Lesen Spaß machen und die Art von Hoffnung vermitteln, die ich beim Aufschreiben empfunden habe bei diesen Geschichten von kleinen und großen Narben.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen.

Momente

Wie lange schon hatte ich darauf gewartet - jetzt war es soweit: die Dalí-Ausstellung! Was für eine Menge an Bildern in all den Räumen! Räume, die sich in Farben und Formen vor Dalís Werken verneigten, dabei Fantasie und Wirklichkeit ineinanderfließen ließen, selbst zu Träumen und Erinnerungen wurden. Dazu einluden, sich auf einer der Bänke auszuruhen, zu staunen, nachzudenken und sich gefangen nehmen zu lassen.

Mein Lieblingsbild ist „The Persistance of Memory“, welches ich nun endlich gefunden hatte, nachdem ich eine Stunde gelaufen war und mich an vielen anderen Werken erfreuen konnte. Meine Füße brannten, die schwere Luft in den Räumen hatte mich müde gemacht. Schon begann ich, mich in Erinnerungen zu verlieren und ließ ich mich auf einer Bank vor dem Bild nieder, ohne meinen Blick dabei abzuwenden.

Was Dalí wohl dazu bewogen hatte, dieses Gemälde zu schaffen? Woran mochte er gedacht haben? Wurde es zu dem Werk, welches zu Beginn seiner Arbeit daran Schwerpunkt seiner Gedanken war? Konnte er seiner Idee zu ewigem Leben verhelfen? Die Augen schließend versuchte ich, mich in das Bild hinein zu versetzen.

Als ich die Augen wieder öffnete, umgab mich weiches Licht vor samtener Dunkelheit. Ich befand mich in einem fensterlosen Raum, der angefüllt war mit Hunderten von Kerzen. Große, kleine, dicke, dünne, manche zierlich wie Geburtstagslichter, andere stämmig wie alte Eichen. Einige überragten mich um Längen, wieder andere waren klein wie Streichhölzer. Schlichte Kerzen in einfachem Weiß standen darunter, aber auch regenbogenbunte Exemplare verziert mit Schnörkeln oder vollkommen glatt. Keine einzige glich der anderen, und doch waren es alle – Kerzen.

Fasziniert stand ich einige Herzschläge lang ehrfurchtsvoll vor ihnen, bevor ich mich entschloss, inmitten dieses Lichtermeers hindurchzulaufen.Auch wenn ich langsam zu gehen versuchte – das unruhige Zucken der Flammen entging mir dabei nicht. Ich hatte Sorge, dass selbst der kleinste Luftzug meiner vorsichtigen Bewegungen sie erlöschen lassen könnte.

Die Riesen unter den Kerzen beleuchteten einen weiten Bereich, doch so weit er auch reichen mochte, den Raum vollständig zu erhellen waren sie nicht imstande. So war es an den Zwergen unter den Kerzen, deren winziger Lichtschein trotz der Faszination einzeln nichts bewirkt hätte, die mit ihrer großen Zahl vermochten, den kleinsten Winkel des Raumes zu beleuchten.

Und doch schien es, als zögerten sie noch, sich in ihrer ganzen Schönheit zu zeigen. Die Einzigartigkeit dieses Gesamtbildes nahm mich gefangen. Wunderbare Gefühle durchströmten mich, als ich plötzlich eine Stimme in meinem Kopf vernahm.

„Stell dir vor, alle diese Kerzen, in deren Mitte du nun stehst, wären Menschen, die dir auf deinem Lebensweg begegnen könnten. Sieh genau, wie unterschiedlich sie sind! Wie verschieden ihre Größen, ihre Farben, ihr Leuchten! Und wenn alle Menschen Kerzen gleich wären, müsstest du sie erst entzünden, bevor du sie in ihrer ganzen Pracht erkennen könntest. Doch: Führt dich dein Weg an die eine heran, entfernst du dich von der anderen. Und du hast immer nur wenige Augenblicke, in denen es dir möglich ist, sie mit deiner eigenen Flamme zu entzünden. Denn selbst in der Endlichkeit dieses Raumes würdest du sie und dich verlieren.

Also passe es gut ab! Den Moment, wenn sie dicht bei dir sind, ihr aneinander vorbeistreift. Sind sie einmal an dir vorübergegangen, kannst du ihr Flackern vielleicht noch hören, ihren Schein sehen. Doch sie brennen weiter, immer tiefer, ohne je richtig entfacht zu werden. Denn wie willst du etwas entfachen, was du zu erreichen nicht mehr in der Lage bist?

Jeder, dem es gelingt, eine der Kerzen zu entzünden, wird von ihrem Licht berührt. Eine kleine Anstrengung, um auch das eigene Licht zu erhellen. Ein wenig Vertrauen, sich nicht zu verbrennen. Strecke deine Hand aus, bevor sie unerreichbar werden. Bevor es zu spät ist! Bevor sie im Lichtermeer verloren gehen ..."

Als ich eine sanfte Berührung an meiner Schulter spürte, hallten nur noch die letzten Worte „... zu spät ... zu spät“ in mir. Die Lichter entschwanden in die Dunkelheit und eine Stimme drang in mein Ohr: „Aufwachen! Wir haben bereits geschlossen!"

Beim Öffnen meiner Augen sah ich in das Gesicht eines Wachmannes. Wie eine Korona leuchte „The Persistance of Memory“ um ihn herum. Ich entschuldigte mich, stand auf und wandelte - noch vollkommen benommen - Richtung Ausgang. Die Schönheit und Wärme meines Traumes hüllte mich noch immer wohlig ein. Ich versuchte, die Bilder festzuhalten und zu verstehen, warum eine so kleine Metapher meine Gedanken so sehr beschäftigte. Hatte Dali die gleichen „Zeit-Gedanken“, als er dies Werk schuf?

Mamas Liebling

Immer, wenn ich auf der Toilette war, soll ich mir die Finger waschen!

Ich rufe laut: „Maaaama!“, aber die telefoniert bestimmt noch und hört mich nicht. „Maaaaaaaaama!“, rufe ich noch einmal.

Hmm, sie hört mich nicht. Bestimmt weiß sie aber, wo ich bin und denkt, dass ich das alleine schaffe, obwohl sie mich sonst immer ein Stück hochhebt! Es ist ja eigentlich ganz einfach! Nur komme ich einfach nicht an den Hahn, obwohl ich mich sooo sehr strecke. Ich könnte mir auch in der Küche die Finger waschen, aber ich habe eine Idee. Neben dem Becken steht die Wäschemaschine – da kann ich leicht raufklettern. Und dann … an den Hahn!

Also greife ich an diesen Knopf, vorne an der Maschine, und stoße mich gleichzeitig mit meinen Beinen von der Toilette ab. Das eine Knie kann ich bereits hochziehen, nun kommt das andere dran. Ganz einfach war das bis jetzt! Meine Beine hängen in der Luft, mit einer Hand komme ich an den Wasserhahn. Das lange silberne Teil bewegt sich plötzlich in meine Richtung. Dann knickt es ein wenig nach unten. Aber was soll’s. Ich bin oben und kann endlich das Wasser anmachen!

Unter dem Strahl reibe ich meine Hände mit der Seife ein. Die Seife glitscht zwar auf den Boden, aber meine Hände sind eingeseift. Ich halte sie noch mal unter das Wasser und trockne mir danach die Finger ab. Den Hahn bekomme ich nicht mehr richtig zu.

Als ich von der Maschine wieder auf den Boden springe, knallt es laut.

„Machst du Unsinn?“, ruft Mama.

Ich schüttele den Kopf. Den kleinen Wasserstrahl werde ich ihr nachher zeigen. Ich will sie jetzt nicht stören. Erst mal die Seife aufheben und zurücklegen. Die ist auf dem Boden ganz schmutzig geworden. Obwohl es doch eigentlich Seife ist.