Dämonenjäger - Im Bann der Finsternis - Åsa Larsson - E-Book

Dämonenjäger - Im Bann der Finsternis E-Book

Åsa Larsson

0,0
7,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Zwei Brüder, die kein Monster fürchten

Unheimliche, gefährliche Dinge passieren in dem kleinen Städtchen Mariefred. Seit undenkbar langer Zeit beherbergt der idyllische Ort tief unter der Erde eine magische Bibliothek. Wie ein Magnet zieht dieser uralte Zauberort gute, aber auch böse Kräfte an. Die Brüder Alrik und Viggo sind die einzigen, die Mariefred und seine Bewohner vor den Mächten der Finsternis beschützen können.

Finstere Mächte bedrohen die kleine Stadt Mariefred. Alrik und sein Bruder Viggo sind die Einzigen, die das Böse bekämpfen können. Doch es gibt jemanden, der die beiden loswerden möchte. Ein uralter Fluch und ein grässliches Monster sollen die Brüder vertreiben – und wenn es ihr Leben kostet. Werden Alrik und Viggo stark genug sein, den Fluch zu brechen?

Zuerst erschienen in der Reihe "Pax" unter dem Titel "Der Fluch"

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 115

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Asa Larsson · Ingela Korsell

Dämonenjäger

Im Bann der Finsternis

Zeichnungen von Henrik Jonsson

 Aus dem Schwedischen von Maike Dörries

KAPITEL 1Der Imp

»Stäärben! Alle stäärben!«, schreit das kleine Biest mit spitzer Stimme.

Es ist in einem Käfig gefangen, der auf dem Steintisch in der Bibliothek steht. Darin rast es auf seinen Hinterbeinen hin und her wie ein kleiner Mensch. Es steckt seine langen Ärmchen durch die Gitterstäbe und kratzt mit gelben Krallen durch die Luft. Die Haut ist haarlos und schleimig glänzend wie bei einer Kröte. Die Stirn ist platt, die kleinen Augen funkeln schwarz.

Estrid haut mit der flachen Hand auf den Käfig, dass es scheppert. »Stirb doch selbst, du kleines Monster«, murrt sie. »Was ist das für ein Viech, Magnar?« Die Frage ist an ihren Bruder gerichtet, der hinter ihr steht.

»Ein Imp ist das«, antwortet Magnar angewidert. »Es ist lange her, dass ich einen gesehen habe, da war ich noch klein. Mutter hatte einen gefangen. Den hier habe ich im Vorratskeller erwischt, als er versuchte, die Geheimtür zu öffnen.«

Estrid beugt sich über den Käfig, um sich den Imp genauer anzuschauen. Es ist schummrig in der fensterlosen Bibliothek, ein paar Petroleumlampen werfen ihr spärliches Licht auf die unverputzten Wände und die vielen Regalreihen mit uralten Büchern.

Magnar betrachtet seine Schwester. Estrids Gesicht ist furchig wie die Borke eines alten Baumes. Ihr Haar ist dunkelgrau mit schnurgerade geschnittenem Pony und am Hinterkopf mit Stäbchen zu einem Knoten hochgesteckt.

»Was hat der hier zu suchen?«, fragt sie.

»Stäärben!«, faucht der Imp. »Todesstäärben!«

»Das wüsste ich auch gern«, sagt Magnar. »Ein Imp, der in die Bibliothek einzubrechen versucht – was hat das zu bedeuten? Und hier!« Er zeigt an die Decke, wo Mauerstückchen und Putz abbröckeln.

»Die Bibliothek kriegt Risse«, sagt er.

»Die Zeit pulsiert und die Finsternis zieht ein«, murmelt Estrid. »Hat Mutter das nicht immer gesagt? Die Bibliothek ist leicht zu bewachen, bis die Zeit zu pulsieren beginnt und die Finsternis einzieht.«

»Hast du etwas in den Orakelkarten gesehen?«, fragt Magnar mit einem Nicken in Richtung Steintisch. Ein Kreis aus Karten mit unterschiedlichen Figuren und Symbolen liegt auf der Tischplatte.

Estrid geht zum Tisch und sinkt auf einen der dunklen, geschnitzten Holzstühle. »Oh ja, ich habe etwas gesehen … Kannst du das Viech irgendwie zum Schweigen bringen?«

Der Imp hat die Gitterstangen gepackt und rüttelt so heftig daran, dass der ganze Käfig klappert. Dabei lacht er schrill und schlägt klatschend mit dem Schwanz auf den Käfigboden.

»RUHE!«, fährt Magnar das Untier an und haut ebenfalls mit der flachen Hand auf den Käfig.

Estrid atmet tief ein.

»Ist die Bibliothek in Gefahr?«, fragt Magnar besorgt. »Sind wir in Gefahr?«

Estrid nickt langsam. »Ich habe dreimal den Zirkel gelegt. Und dreimal lag die Meereswelle auf dem Teufel und der Sensenmann auf dem Kind. Ich kann das nicht anders deuten, als dass das Böse über uns kommen wird und Unschuldige sterben werden.«

»Untergang! Uuuuntergaaang!«, kreischt der Imp. »Finsternis macht satt! Hackfleisch werdet ihr. Hahaaa!«

»Wenn Katzen zählen, hat der Imp schon ein unschuldiges Wesen auf dem Gewissen«, sagt Magnar bitter. »Er hat vorgestern Wikners Katze getötet und sie in den Baum vor der Kirche gehängt.«

Estrid schaut von ihren Karten hoch. »Ach so, das war der Imp? Die Leute im Ort behaupten, ein paar Jugendliche wären es gewesen.«

»Da irren sie sich«, sagt Magnar. »Der Imp hat damit rumgeprahlt, als ich ihn gefangen habe.«

»Hihiii, die Katze«, schreit der Imp in seinem Käfig und scharrt mit den nadelspitzen Krallen über den Boden, dass es quietscht. »Gäschriien hat sie! Die Katze! Hihiii!«

»Verfluchtes Monster«, schimpft Magnar. »Mit Imps ist wirklich nicht zu spaßen. Sie töten Kleintiere, Hunde und Katzen. Nicht, um sie zu fressen, nur aus Spaß.«

»Kiindäär«, kreischt der Imp schmatzend und leckt sich mit seiner Schlangenzunge über die Lippen. »Klaine Kindäär, lääcker, lääcker.«

Magnar sieht das Biest voller Abscheu an. Anstelle von Ohren und einer Nase hat es nur Löcher. Allein der Gedanke, dass so einer in einen Kinderwagen klettert …

»Zum Glück hatte ich es nur mit einem Exemplar zu tun«, sagt er. »Mit zweien wäre ich kaum fertig geworden.«

Der Imp faucht, streckt die mageren Ärmchen aus und versucht, Magnar zu kratzen. Als ihm das nicht gelingt, tobt er durch den Käfig, immer im Kreis, bis er umfällt. Er greift nach seinem eigenen Schwanz, als wäre der sein Opfer, und beginnt darauf herumzunagen.

Magnar schüttelt den Kopf und geht hinüber zu Estrid. Ihr Gesicht leuchtet weiß im Schummerlicht der Bibliothek. Bestimmt hat sie rasende Kopfschmerzen. Das Deuten der Orakelkarten kostet sie jedes Mal eine Menge Kraft. Manchmal ist sie tagelang danach krank. Estrid streckt den Rücken und versucht, sich nichts anmerken zu lassen, aber Magnar kennt sie zu gut.

»Erinnerst du dich an Mutters Worte? Die Finsternis wird angezogen wie von einem Magneten, wenn die Zeit zu pulsieren beginnt«, sagt Estrid. »Böse Mächte, die an das Wissen und die Kraft der Bibliothek wollen. Ich würde lügen, wenn ich behaupte, dass ich keine Angst habe. Ich hätte nicht gedacht, dass die Zeit zu pulsieren beginnt, solange wir die Wächter der Bibliothek sind.«

»Als junges Mädchen hast du dir nichts sehnlicher gewünscht«, antwortet Magnar mit einem schwachen Lächeln.

»Weil ich damals noch nicht mehr Verstand als eine Kellerassel hatte.«

»Käällerassel!«, jubelt der Imp. »Jammijammi!«

»Siehst du denn wirklich nur Elend in den Karten?«, fragt Magnar leise.

»Nein, nicht nur. Schau hier. Die Regenbogenkarte bedeutet Hoffnung. Und hier, die Karte der zwei Raben!«

»Was bedeutet die?«

»Die Raben sind die Helfer des Gottes Odin. Sie sind listig und gelehrig. Ich verstehe das als Hinweis, dass wir Unterstützung bekommen werden. Und sieh hier, der Krieger mit einem Schwert in jeder Hand.«

»Und das bedeutet?«

»Die Helfer, die wir bekommen, sind Krieger. Zwei geschickte, listige Krieger werden uns zur Seite springen und helfen, die Bibliothek zu bewachen.«

»Das klingt gut«, sagt Magnar. »Und was können wir bis dahin machen? Nur warten?«

»Ja«, sagt Estrid. »Aber vorher …«

Sie erhebt sich von ihrem Stuhl und geht zu dem Käfig. Der Imp faucht drohend und schnappt nach ihrem Finger, als sie die Klappe öffnet.

»Willst du nicht lieber Handschuhe anziehen?«, fragt Magnar besorgt, aber Estrid hat den Imp bereits am Nacken gepackt. Sie schaut in seine schwarzen Augen. Er spuckt ihr ins Gesicht, aber sie scheint es gar nicht zu merken.

»Die Zeit beginnt zu pulsieren und die Finsternis zieht ein«, murmelt sie. »Jetzt geht es los. Und diese Art von Unkraut …«, sie schüttelt das Monster, »… werde ich eigenhändig mit der Wurzel ausrupfen.« Mit diesen Worten dreht sie ihm den Hals um. Es klingt, wie wenn man einen trockenen Zweig zerbricht.

Sie wirft den leblosen Körper zurück in den Käfig und wischt sich die Hände an ihrem grünen Overall ab.

KAPITEL 2Zwei Brüder

»Warum können wir nicht bei Mama wohnen? Es geht ihr doch wieder besser.«

Viggo hebt Steine von der Straße auf und versucht, einen Laternenpfahl zu treffen. Ein Stein schießt vorbei und prallt gegen ein Fenster.

Alrik schlägt gegen Viggos Hand, der die restlichen Steine fallen lässt, und schaut besorgt zu dem Fenster. Aber niemand reißt es auf, um sie anzuschreien

»Hör auf mit dem Mist!«, fährt er seinen kleinen Bruder an. »Wir müssen uns zusammenreißen, kapier das doch endlich mal! Und nein, wir können nicht bei Mama wohnen. Wir wohnen bei Laylah und Anders. Und jetzt komm in die Puschen, damit wir nicht schon am ersten Tag zu spät zur Schule kommen.«

Viggo starrt auf den Boden. Gestern am Telefon hat Mama so fröhlich geklungen und selber gesagt, dass es ihr viel besser geht und dass sie ihre beiden Jungs vermisst. Die Erwachsenen sagen, dass sie krank ist. Dass sie eine Krankheit hat, die macht, dass sie sich immer wieder betrinken und zwischendurch abhauen und sie alleine lassen muss.

»Bist du wieder gesund?«, hat Viggo sie gestern am Telefon gefragt. »Fast«, hat sie geantwortet. Aber als er gesagt hat, dann könnten sie ja alle wieder nach Hause kommen, ist sie still geworden und wollte mit Alrik sprechen. Aber Alrik wollte nicht mit ihr sprechen. »Sag ihr, ich bin nicht da«, hat er nur gesagt. »Richte ihm aus, dass ich zu seinem Geburtstag nach Mariefred komme«, hat Mama darauf betont munter gesagt. »Ich habe eine Überraschung für ihn. Richte ihm das aus.« Danach hat sie übertrieben viele Küsschen durch die Leitung geschickt und sie und Viggo haben gelacht, etwas zu lange, um den anderen nicht merken zu lassen, wie viel Traurigkeit sich tief drinnen aufgestaut hat. Viggo hatte sich vor Lachen auf den Boden geworfen und war mit dem Telefonhörer am Ohr hin und her gerollt, obwohl Mama ihn ja gar nicht sehen konnte. Seine Freunde zum Glück auch nicht.

Überhaupt, Freunde. Die müssen sie sich schon wieder neu suchen. Es ist mitten im ersten Schulhalbjahr und heute ist ihr erster Tag an der neuen Schule. Alrik fängt in der 6C an und Viggo in der 5A.

Auf dem Bürgersteig kommt ihnen eine Frau mit einem zotteligen, hellbraunen kleinen Hund an der Leine entgegen. Plötzlich hat Alrik es gar nicht mehr eilig, zur Schule zu kommen. Er bleibt stehen und fragt, ob er den Hund streicheln darf. Immer das Gleiche. Alrik ist verrückt nach Hunden. Viggo seufzt.

»Natürlich darfst du ihn streicheln, da freut sich Tusse.«

Alrik geht in die Hocke, Tusse springt auf seinen Schoß und leckt ihm begeistert durchs Gesicht.

»Seid ihr beide bei Laylah und Anders in die Schneiderei eingezogen?«

Fast alle Häuser in Mariefred haben solche Namen. Überall hängen alte Schilder mit Namen wie Schuhmacherei, Brauerei oder Schreinerei.

»Ja«, antwortet Alrik, während der Hund versucht, mit der Zunge an seine Ohren zu kommen. »Ich heiße Alrik und das ist mein Bruder Viggo.«

Die ältere Dame mustert sie von oben bis unten. »Trotz der unterschiedlichen Haarfarbe sieht man, dass ihr Brüder seid«, stellt sie fest. »Ihr habt die gleiche Augenform. Und gleiche Halsketten. Hübsch!«

Alrik nickt und spielt weiter mit dem Hund.

»Willkommen in der Munkhagsgatan in der Schneidermeistergasse«, plappert die Frau weiter. »Die hübscheste Straße in ganz Mariefred, findet ihr nicht auch? Wenn nicht die hübscheste Straße auf der ganzen Welt. So, Tusse und ich müssen weiter. Verabschiede dich von den beiden Jungs, Tusse!« Sie geht weiter.

»Die hüüübscheste Straße auf der gaaanzen Welt!«, äfft Viggo die Frau nach und kitzelt Alrik unterm Kinn. »Du weißt schon, dass der kleine süße Tusse, ehe er dir durchs Gesicht geschlabbert hat, seinen Schniedel und das süüüßeste Arschloch der Welt geleckt hat?«

»Klappe«, faucht Alrik und schubst Viggo weg. »Und wo bitte schön hast du das schon wieder her?« Er starrt auf das Mobiltelefon in Viggos Hand.

Viggo zuckt mit den Schultern.

»Hast du ihr das geklaut? Bist du verrückt?« Alrik reißt Viggo das Telefon aus der Hand und rennt hinter der Frau her. »Hallo!«, ruft er. »Warten Sie! Sie haben das hier verloren!«

Die Frau nimmt verdutzt das Handy entgegen. Der Hund wedelt eifrig mit dem Schwanz und springt an Alriks Bein hoch.

»Oh je«, sagt sie. »Das muss mir aus der Tasche gerutscht sein. Merkwürdig. Ich danke dir.«

»Du hast sie echt nicht mehr alle«, sagt Alrik, als sie weiter Richtung Schule gehen. »Du schaffst es mit deiner verdammten Klauerei noch, alles zu vermasseln! Kapierst du denn nicht, dass Anders und Laylah echt in Ordnung sind? Hast du vergessen, wie es in der letzten Pflegefamilie war?«

Alrik denkt an Laylah. Sie lacht viel, und es klingt immer echt, nie gekünstelt. Sie trägt ihr langes, schwarzes Haar in einem dicken Zopf und ist Zahnärztin. Anders hat einen kahl rasierten Kopf und einen Vollbart mit ersten grauen Strähnen. Anders hat eine Werkstatt und kann fast alles reparieren. Er läuft in einem blauen Overall herum, auf dem »Dein Mann für alle Fälle« steht. Man kann sich nur schwer vorstellen, dass Laylah und Anders erwachsene Kinder haben, die schon von zu Hause ausgezogen sind. Alrik findet, dass sie jünger aussehen als Mama.

Alrik legt einen Arm um Viggos Schultern und zieht ihn an sich, boxt ihm freundschaftlich mit der freien Hand gegen die Stirn.

»Kleine Brüder sind stinkende, nervtötende Wesen. Ungefähr wie ein Pickel am Hintern. Mit dem Unterschied, dass man einen Bruder sein Leben lang an der Backe hat.«