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Jetzt das eBook zum Einführungspreis sichern! Eine Liebe, die heller brennt als Sternenlicht. Eine Gabe, die ihre Welt vernichten kann. Soll Zarya das Feuer in ihrem Inneren entfachen? »Dance of Stars and Ashes« ist der 2. Fantasy-Roman der actionreichen vierbändigen Romantasy »Das Nachtfeuer-Quartett« von New Adult-Bestseller-Autorin Nisha J. Tuli. Vor den Mauern der schimmernden Juwelenstadt Dharati versammelt sich ein furchterregendes Heer von Dämonen. Zarya ist zu allem bereit, um an der Seite ihrer Freunde ihre Heimat zu verteidigen. Doch dafür muss sie den Ursprung ihrer Magie finden. Der geheimnisvolle Rabin hat ihr zwar geholfen, die uralte dunkle Macht freizusetzen, die in ihr schlummert. Aber er ist ein Kriegerprinz, zum Herrschen geboren und ebenso schön wie tödlich. Außerdem ist er einfach unausstehlich. Zarya will nichts mit ihm zu tun haben, trotzdem führt jeder Schritt ihrer Suche und jeder ihrer Träume sie zurück zu Rabin. Ist es wirklich mehr als reines Verlangen, das sie verbindet? Kann ihr Herz zu öffnen Zarya die Macht geben, die Dämonen zurückzudrängen – oder wird die Dunkelheit sie verschlingen? New Adult Fantasy Romance voller beliebter Tropes und dem Book-Boyfriend deiner geheimsten Träume Vollgepackt mit Spannung, Action und herzzerreißenden Wendungen entwickelt sich die Slow Burn Romanze zu einer spicy Enemies to Lovers Liebesgeschichte. Nisha J. Tulis indisch inspirierte Fantasy-Welt ist betörend und atemraubend zugleich – ein Fest für Leser*innen von »The Serpent and the Wings of Night«, »Fourth Wing« und natürlich »Trial of the Sun Queen«. Tauche ein in die romantisch-fantastischen Welten von Nisha J. Tuli: Die Artefakte von Ouranos - »Trial of the Sun Queen« - »Rule of the Aurora King« - »Fate of the Sun King« - »Tale of the Heart Queen« Das Nachtfeuer-Quartett - »Heart of Night and Fire« - »Dance of Stars and Ashes« - »Storm of Ink and Blood« - »Queen of Shadows and Ruin«
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Seitenzahl: 543
Veröffentlichungsjahr: 2025
Nisha J. Tuli
Das Nachtfeuer-Quartett 2
Aus dem Englischen von Paula Telge
Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG.
Eine Liebe, die heller brennt als Sternenlicht. Eine Gabe, die ihre Welt vernichten kann. Kann Zarya das Feuer in ihrem Inneren entfachen?
Vor den Mauern der schimmernden Juwelenstadt Dharati versammelt sich ein furchterregendes Heer von Dämonen. Zarya ist zu allem bereit, um an der Seite ihrer Freunde ihre Heimat zu verteidigen. Doch dafür muss sie den Ursprung ihrer Magie finden. Der geheimnisvolle Rabin hat ihr zwar geholfen, die uralte dunkle Macht freizusetzen, die in ihr schlummert. Aber er ist ein Kriegerprinz, zum Herrschen geboren und ebenso schön wie tödlich. Außerdem ist er einfach unausstehlich. Zarya will nichts mit ihm zu tun haben, trotzdem führt jeder Schritt ihrer Suche und jeder ihrer Träume sie zurück zu Rabin. Ist es wirklich mehr als reines Verlangen, das sie verbindet? Kann ihr Herz zu öffnen Zarya die Macht geben, die Dämonen zurückzudrängen – oder wird die Dunkelheit sie verschlingen?
Band 2 der New Adult Fantasy Romance voller beliebter Tropes und dem Book-Boyfriend deiner geheimsten Träume
Weitere Informationen finden Sie unter: www.droemer-knaur.de
Karte des Reiches Rahajhan
Widmung
Vorwort
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Ein Brief von Nisha
Glossar
Für alle Frauen, die gerade lernen, ganz sie selbst zu sein, ohne das Gefühl zu haben, sich dafür entschuldigen zu müssen.
Willkommen zurück zu Zaryas Geschichte! Ich freue mich riesig, euch den nächsten Teil des Nachtfeuer-Quartetts präsentieren zu können, in dem das Abenteuer mit noch mehr Spannung, Sehnsucht und diesmal auch etwas Leidenschaft weitergeht. Ihr wolltet sie, also sollt ihr sie auch bekommen. Und seien wir ehrlich: Sie wäre sowieso gekommen, auch wenn ich es liebe, euch ein bisschen auf die Folter zu spannen. Es fällt mir genauso schwer, sie warten zu lassen, wirklich.
Wie schon im ersten Band findet ihr auf den folgenden Seiten ein Glossar, das nach Figuren, der Welt, in der die Geschichte spielt, und einigen zusätzlichen Informationen gegliedert ist.
Es gibt einige Triggerwarnungen für diese Geschichte. Wenn ihr sie lesen möchtet, findet ihr sie hier im Anschluss. Ansonsten blättert zur ersten Seite und kehrt nach Daragaab zurück, wo einige Geheimnisse aus dem ersten Band gelüftet werden, während viele neue auftauchen.
Wie immer hoffe ich, dass ihr genauso viel Freude beim Lesen habt wie ich beim Schreiben.
Eure Nisha
Triggerwarnung: Dieses Buch ist für Erwachsene. Es enthält einige Schimpfwörter, Alkoholkonsum, explizite Sexszenen, blutige Darstellungen und Todesfälle, außerdem wird selbstverletzendes Verhalten erwähnt, jedoch nicht direkt beschrieben.
Die zukünftige Königin von Daragaab schmiegte sich friedlich in ihr riesiges grün-goldenes Bett und ahnte nicht im Geringsten, dass sie gleich entführt werden würde.
»Sie sieht so süß aus – wie ein kleines Lämmchen«, sagte Zarya, die über Amrita stand. »Es ist fast eine Schande, ihre Bettruhe zu stören.«
»Das war deine Idee«, erwiderte Yasen, verschränkte die Arme und sah auf Zarya herab, bevor er seinen Blick wieder auf Amrita richtete. »Willst du es jetzt durchziehen oder nicht?«
Zarya nickte entschlossen. »Auf jeden Fall. Sie verdient eine Chance, sich selbst kennenzulernen und ein wenig zu leben. Nichts hiervon ist fair. Morgen findet die Besamung statt, und dann …«
Zarya fuhr sich mit einem Finger über die Kehle – vielleicht eine etwas übertriebene Geste. Amrita würde nicht tatsächlich sterben, doch in ein paar Tagen würde ihr bisheriges Leben enden. Amrita musste eine Reihe von Ritualen durchlaufen, die sie von einem relativ normalen Leben als Prinzessin in einem Palast in einen Baum mit Bewusstsein verwandeln würden, der für die Herrschaft über ihr Königinnenreich bestimmt war.
Zarya fand es schlimm, dass Amrita nie die Möglichkeit gehabt hatte, Spaß zu haben und sich auszutoben. Sie war ihr ganzes Leben lang wie eine Gefangene hinter diesen Mauern eingesperrt gewesen. Sie hatte sich klein machen und in die begrenzte Realität ihrer Welt zurückziehen müssen.
Was nützte es, eine Prinzessin zu sein, wenn man keinen Spaß haben durfte?
Zarya erinnerte sich noch gut daran, wie sie in Dharati angekommen war und Daragaabs Prinzessin kennengelernt hatte, und daran, wie sie damals geglaubt hatte, Amritas Leben sei von Freiheit und endlosen Möglichkeiten geprägt.
Wie sehr sie sich doch getäuscht hatte.
Yasen zuckte mit den Schultern, als wäre ihm das alles völlig egal – seine übliche Geste –, und deutete dann mit dem Kinn auf das Bett.
»Dann weck sie auf. Die Nacht wird nicht jünger.«
Zarya grinste und rüttelte Amrita sanft an den Schultern. Die Prinzessin murmelte etwas Unverständliches und drehte sich auf die andere Seite, wobei ihr die dunklen Locken ins Gesicht fielen.
»Amrita«, sagte Zarya, kniete sich auf die Matratze und schüttelte sie kräftiger. »Wach auf.«
Amrita stöhnte leise, bevor sie sich erneut umdrehte. Ihre Augenlider flatterten kurz, bevor sie wieder zufielen und die Prinzessin wie ein Baby leise schnarchend weiterschlief.
Yasen schnaubte, und Zarya warf ihm einen bösen Blick zu. »Ihre Majestät scheint einen festen Schlaf zu haben«, stellte er trocken fest. »Vielleicht sollten wir lieber aufgeben, bevor wir noch eine kontinentale Krise auslösen?«
Er hob eine silbergraue Augenbraue, und sein Gesichtsausdruck schien zu sagen: Ich habe dir doch gesagt, dass das eine schlechte Idee ist.
Zarya warf ihm einen finsteren Blick zu. »Nein, wir ziehen das jetzt durch. Sie wird uns dankbar sein. Vertrau mir.«
Zarya kletterte weiter auf das Bett und beugte sich über Amrita.
»Wach auf!«, sagte sie diesmal lauter und rüttelte Amrita kräftig.
Diese stöhnte erneut und öffnete schließlich die Augen, wobei ihre hellbraunen Iriden zum Vorschein kamen. Sie rollte sich auf den Rücken, ihre dunklen Augenbrauen schläfrig und verwirrt zusammengezogen. Dann blinzelte Amrita ein paarmal heftig, bevor sie Zarya und Yasen stirnrunzelnd ansah, offensichtlich ratlos, was die beiden in ihrem Schlafgemach zu suchen hatten.
»Zarya?«, fragte sie und rieb sich mit einer Hand über die Stirn. Ihre Augen waren rot, die Haut darum geschwollen, als hätte sie vor dem Einschlafen geweint. »Was macht ihr hier? Wie spät ist es?«
»Es ist sage und schreibe elf Uhr abends«, sagte Yasen. »Wann bist du eigentlich ins Bett gegangen? Du hast ja schon wie ein Baby geschlafen.«
Amrita runzelte erneut die Stirn und setzte sich auf, wobei sie versuchte, ihre wilden Locken zu glätten. »Ich war müde.«
»Perfekt«, sagte Zarya. »Jetzt hast du dich erholt und bist bereit, uns zu begleiten.«
Endlich verschwand die Verschlafenheit aus Amritas Blick, und sie sah sich in ihrem Schlafzimmer um. »Was um alles in der Welt macht ihr hier? Wie seid ihr an meinen Wachen vorbeigekommen?«
Yasen grinste. »Gar nicht. Wir haben uns auf unkonventionellere Weise Zugang verschafft.«
Er deutete auf den Balkon, den sie über ein mit Weinreben bewachsenes Gitter an der Palastmauer erklommen hatten. Amritas Wachen standen vor der Tür, und Zarya wusste, dass sie Amrita niemals mit ihnen aus dem Palast lassen würden, ohne von hundert grimmigen Soldaten umzingelt zu sein.
Angesichts der traumatischen Ereignisse bei der Vereinigungszeremonie vor zwei Tagen hatten Vikram und Gopal Ravana darauf bestanden, dass Amrita um jeden Preis im Palast bleiben sollte. Alle waren der Überzeugung, dass der Dämonenangriff ein Manöver gewesen war, um Amrita zu schaden, denn sobald sie ihren Platz im Jai-Baum eingenommen hatte, würde ihre Magie die Stadt beschützen.
Amrita zog die Augenbrauen zusammen. »Vielleicht ist es an der Zeit, neue Wachen zu rekrutieren«, überlegte sie laut. »Stand niemand vor der Tür?«
»Amrita«, sagte Zarya und versuchte, Amritas Gedanken auf ihre Pläne für den Abend zu lenken. »Es war nicht ihre Schuld. Sie sind gerade ziemlich geschwächt, und eventuell haben wir uns diese Sicherheitslücke zunutze gemacht.«
»Warum?«, fragte Amrita und zog ihre Decke bis zum Kinn hoch, als wäre sie eine Rüstung aus Kaschmir.
»Weil wir dich hier rausholen wollen. Nur für heute Nacht.«
»Wir verlassen den Palast? Und wohin gehen wir?«
Obwohl Amrita besorgt die Augen weitete, hörte Zarya die Aufregung in ihrer Stimme. Es war genau, wie Zarya vermutet hatte – Amrita sehnte sich verzweifelt nach einer Flucht. Auch wenn es nur eine vorübergehende war.
Zarya lächelte verschmitzt. »Das ist eine Überraschung. Komm schon. Zieh dich an.«
»Vikram hat gesagt, ich soll hierbleiben«, erwiderte Amrita und sah Yasen an, als würde sie den Leutnant um Erlaubnis bitten, sich dem Befehl ihres Kommandanten zu widersetzen.
»Sieh mich nicht so an«, entgegnete Yasen. »Ich habe hier nicht das Sagen.«
»Amrita, wenn du nicht mitkommen möchtest, werden wir dich nicht zwingen«, sagte Zarya. »Aber ich verspreche dir, dass es wirklich Spaß machen wird.« Als Amrita zögerte, nahm Zarya ihre Hand und drückte sie. »Vertrau mir. Wir werden nicht zulassen, dass dir was passiert.«
Trotz Vikrams Befürchtungen war Zarya überzeugt, dass die Stadt selbst sicher genug sein würde. Die Bevölkerung von Daragaab war größtenteils damit beschäftigt, die Folgen des Angriffs zu beseitigen und ihre Häuser und Geschäfte zu reparieren. Die Dämonen hatten sich seit jener Nacht in den Sumpf zurückgezogen, wo sie seitdem verhältnismäßig ruhig geblieben waren.
Seit Zarya sie mit ihrem Nachtfeuer gebändigt hatte.
Sie wusste noch immer nicht, ob ihre Magie die Macht der Dämonen über Daragaab tatsächlich gebrochen hatte oder ob sie nur ihre Wunden leckten und Kräfte für einen neuen Angriff sammelten.
Amrita musste etwas Überzeugendes in Zaryas Ausdruck gesehen haben, denn einen Moment später breitete sich ein strahlendes Lächeln auf ihrem Gesicht aus. »Okay, einverstanden. Aber nur für eine kurze Zeit, oder?«
»Ja. Höchstens ein paar Stunden. Ich würde dich niemals in Gefahr bringen«, sagte Zarya.
Yasen schnaubte. Beide Frauen warfen ihm einen finsteren Blick zu, und er hob kapitulierend die Hände. »Was?«, fragte er mit gespielter Unschuld.
»Sieh mich nicht so an«, maulte Zarya. »Du hast zugestimmt, mitzukommen.«
»Nur unter Zwang«, gab er zurück, während Amrita vom Bettende rutschte und durch den Raum zu ihrem Kleiderschrank ging, wo sie nach etwas zum Anziehen suchte.
»Ich habe dich genau einmal gefragt«, hielt Zarya dagegen.
Es stimmte, dass es nicht allzu schwer gewesen war, Yasen davon zu überzeugen, sich ihrem Plan anzuschließen. Sie vermutete, dass Yasen Vikrams strenge Kontrolle über Amrita ebenso wenig gefiel, auch wenn er diese Gedanken nicht laut aussprechen konnte. Sie mochten befreundet sein, doch Vikram war immer noch sein Vorgesetzter.
»Das ist wohl ein Beweis für deine beeindruckende Überzeugungskraft. Du kannst wirklich stolz darauf sein«, erwiderte Yasen trocken.
Zarya verdrehte nur die Augen. »Zieh dir was Bequemes, aber Feierliches an«, sagte sie dann an Amrita gewandt. »Irgendwas, in dem du dich fühlst wie … du selbst.«
Amrita verschwand im Badezimmer und kam wenige Minuten später in einer weiten rosa Hose und einer perlenbesetzten weißen Kurta zurück. Sie hatte sich das Gesicht gewaschen und die Locken zu einem Knoten gebunden. Um die Schultern hatte sie sich einen durchsichtigen rosa Dupatta gelegt.
»Wie sehe ich aus?«, fragte sie und drehte sich einmal um sich selbst. »Bin ich passend gekleidet für diese mysteriöse Unternehmung, die ihr geplant habt?«
»Du siehst perfekt aus«, sagte Zarya und rutschte vom Bett. Sie trug ihre üblichen schwarzen Leggings und eine eng anliegende, ärmellose Kurta aus tiefblauer Seide, die am Saum mit silbernen Sternen bestickt war. Das war eins von den Kleidungsstücken, die Row für sie ausgesucht und die sie vor Monaten bei ihrer Ankunft im Haveli entdeckt hatte. »Lasst uns von hier verschwinden.«
Zarya nahm Amritas Hand, und die drei traten auf den Balkon, der sich über die gesamte Länge von Amritas Gemächern erstreckte. Yasen sprang als Erster auf das an der Wand befestigte Spalier, ließ sich daran hinuntergleiten und verschwand in der Dunkelheit des Gartens.
Amrita spähte über den Rand, bevor sie sich wieder Zarya zuwandte.
»Wir müssen das nicht tun«, sagte Zarya erneut. Sie hoffte wirklich, dass Amrita sich nicht dafür entscheiden würde, im Palast zu bleiben, doch sie wollte Amrita zu nichts zwingen, das ihr Unbehagen bereitete.
»Doch, das muss ich«, widersprach Amrita mit entschlossener Miene. »In ein paar Tagen wird etwas so Einfaches wie das Herunterklettern an einem Gitter … unmöglich sein.« In Amritas Augen glänzten Tränen, und Zarya streckte die Hand aus, um sie zu trösten, doch die Prinzessin schüttelte den Kopf. »Mir geht’s gut«, sagte sie, bevor sie auf das Geländer kletterte und mit einer Geschicklichkeit, die Zarya nicht von der Prinzessin erwartet hätte, auf das Spalier stieg. Dann ließ sich Amrita langsam und vorsichtig auf den Boden hinab.
Zarya folgte ihr.
Als sie unten angekommen waren, bedeutete Yasen ihnen mit einer Hand, still zu sein, während sie den entfernten Geräuschen der Stadt lauschten. Auch Zarya spitzte die Ohren. Obwohl sie zuversichtlich war, dass ihnen heute Nacht nichts passieren würde, war es dennoch ratsam, vorsichtig zu sein. Trotz der aktuellen Ruhe in den Sümpfen waren immer noch vereinzelt Dämonen gesichtet worden. Vetalas mit ihren Krallenhänden, scharfen Zähnen und diesen eigenartigen Gliedmaßen, sowie die löwenähnlichen Kimpurusha, die Zarya damals bei ihrer Ankunft bis zur Stadt gefolgt waren. Doch sie waren leicht zu besiegen oder zu verscheuchen gewesen. Es schien, als wären sie geschwächt, und Zarya hoffte, dass sie zumindest teilweise dafür verantwortlich war.
Die Khada patrouillierten weiterhin jede Nacht gewissenhaft an der Mauer, auch wenn ihre Arbeit zur allgemeinen Erleichterung nach dem Angriff deutlich ruhiger geworden war. Niemand zweifelte an der Rückkehr der Dämonen. Die Seuche trieb schließlich noch immer ihr Unwesen, aber zumindest hatten sie alle eine dringend benötigte Verschnaufpause bekommen. Sie mussten nur durchhalten, bis Amritas Verwandlung abgeschlossen war. Sobald sie ihren Platz im Jai-Baum eingenommen hatte, würde ihre Magie die Stadt mit der vollen Kraft ihrer Gabe beschützen. Vikram hatte Patrouillen organisiert, um den Sumpf zu erkunden und nach Veränderungen oder neuen Bedrohungen Ausschau zu halten, damit sie nicht unvorbereitet getroffen wurden.
Yasen hatte nicht übertrieben, als er gesagt hatte, dass ihre Streitkräfte durch den Angriff ziemlich geschwächt waren. Die Armee arbeitete auf Hochtouren daran, neue Rekruten aus der Bevölkerung auszubilden, wobei sie an jede willige Person appellierte, die das richtige Ende eines Schwertes oder Speers erkennen konnte.
Seit die Lage sich so drastisch verschlechtert hatte, verbreitete sich die Nachricht von der Seuche wie ein Lauffeuer auf dem gesamten Kontinent, und ein unerwarteter, aber durchaus willkommener Nebeneffekt war, dass Leute aus allen Teilen Rahajhans herbeiströmten, um einen Blick auf das seltsame Phänomen zu erhaschen. Viele blieben, um zu helfen, und meldeten sich freiwillig als Soldaten, Bauhelfer, Köche oder Heiler, und bescherten ihnen damit die dringend benötigten Ressourcen. Das war die Hilfe, die sie seit Monaten gebraucht hatten, und Vikram schien zutiefst erleichtert, dass sie endlich eintraf.
Zarya hielt es für deutlich klüger, so weit wie möglich vor der Seuche zu fliehen, statt mitten hineinzulaufen. Aber was wusste sie schon? Sie erinnerte sich an Suvannas Worte, dass die Seuche, sollte man sie nicht aufhalten, irgendwann ganz Rahajhan heimsuchen würde, und vielleicht verstanden das auch diejenigen, die gekommen waren, um zu helfen.
So oder so beklagte sich niemand in Dharati über die zusätzliche Hilfe.
Als Yasen sich davon überzeugt hatte, dass im Garten keinerlei Gefahr für sie lauerte, bedeutete er Zarya und Amrita, ihm zu folgen, vorbei an den steinernen Springbrunnen und den erhöhten Blumenbeeten. Trotz ihrer anfänglichen Zurückhaltung strahlte Amrita über das ganze Gesicht. Zarya war froh, dass sie sich entschlossen hatte, den etwas skeptischen Yasen für dieses Unterfangen zu gewinnen.
»Verratet mir, wo wir hingehen«, flüsterte Amrita in die Dunkelheit. »Ich bin so gespannt. Darf ich raten?«
»Nein, wir verraten nichts. Noch nicht«, antwortete Zarya. »Du wirst es sehen, wenn wir dort sind.«
Zarya erkannte aus dem Augenwinkel eine Bewegung im Schatten, gerade als jemand vor sie trat und ihnen den Weg versperrte. Sie hielten inne, als Rabin sich wie ein großer, mürrischer Felsbrocken in die Mitte des Weges stellte, die Arme verschränkt und die Beine breit aufgestellt.
»Was glaubt ihr drei, wo ihr hingeht?«, fragte er mit funkelnden Augen.
Zarya presste verärgert die Lippen zusammen. Natürlich trafen sie ausgerechnet auf die letzte Person, der Zarya auf dieser Welt begegnen wollte. Und er hatte sie gerade auf frischer Tat bei ihrer Flucht ertappt.
Jedes Mal, wenn sie sich daran erinnerte, wie sie sich ihm in dieser Gasse praktisch an den Hals geschmissen hatte, nachdem er ihr das Leben gerettet und sie dann beschuldigt hatte, eine Spionin seines Vaters zu sein, starb sie ein weiteres Mal vor Scham. Sie konnte ihn kaum ansehen, ohne dass sich ihr Magen zusammenzog, als hätte sie ein Nest voller Kletten verschluckt, und seitdem tat sie alles, um ihm aus dem Weg zu gehen.
Genauso bemühte sie sich, nicht an ihn zu denken, bisher jedoch ohne großen Erfolg. Das war allerdings immer noch besser, als wenn er wie die perfekte Verkörperung all ihrer Fantasien vor ihr stand. Die Bilder in ihrem Kopf konnten nicht annähernd mit seiner tatsächlichen Schönheit mithalten. Doch das spielte keine Rolle. Er war immer noch der unerträglichste, überheblichste und großspurigste Kerl, den sie je getroffen hatte. Sie konnte ihn nicht ausstehen.
»Das geht dich überhaupt nichts an«, sagte Zarya und hasste es, wie ihre Stimme am Ende des Satzes höher wurde, als würde sie ihn um Erlaubnis bitten.
Wie konnte er es wagen, da zu stehen, mit all seinen Muskeln und seiner unverschämten Arroganz, und sie so zu verhören?
»Ich habe nicht dich gefragt«, schnauzte er, ließ die Arme sinken und näherte sich mit sicheren Schritten. »Ich frage Ihre Majestät. Du solltest eigentlich tief und fest in deinem Zimmer schlafen, in Obhut deiner Wachen.«
»Sie ist in unserer Obhut«, sagte Zarya, während sie Amrita beschützerisch näher zu sich heranzog. »Wir sind heute Nacht ihre Wachen, und bald wird sie die Königin von Daragaab sein. Sie kann tun und lassen, was sie will.«
Rabins Blick wanderte zu ihr. »Ist die zukünftigeKönigin nicht in der Lage, für sich selbst zu sprechen?«
»Oh«, sagte Amrita und legte ihre Finger an die Lippen, als Rabins strenger Blick auf sie fiel. Sie faltete ihre Hände und runzelte besorgt die Stirn. »Nein. Ist schon gut. Das macht nichts. Zarya macht das toll.«
Zarya grinste und verschränkte die Arme, während sie Rabin einen selbstgefälligen Blick zuwarf.
»Rabin«, mischte sich Yasen ein. »Sie ist bei uns in guten Händen. Wir machen nur eine kleine … Tour durch die Stadt.«
»Wohin?«, fragte Rabin.
»Zur Lotusblüte«, sagte Yasen.
Ein Anflug von Verärgerung verdüsterte Rabins ohnehin schon finsteren Blick weiter.
Zarya hatte Yasen gebeten, ein besonderes Ziel auszuwählen, wie das Peri Anada, wo sie Vikram zum ersten Mal geküsst hatte, und Yasen hatte behauptet, er wüsste den perfekten Ort. Zarya brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass das leise Grollen, das sie hörte, aus Rabins Kehle kam.
»Da werdet ihr nicht hingehen«, sagte er und versteifte sich. Obwohl er gerade noch behauptet hatte, nicht mit Zarya zu sprechen, schien es nun, als würde er ausschließlich mit ihr reden.
Verächtlich verzog sie die Lippen und erwiderte seinen barschen Ton mit funkelnden Augen. Sie würde sich niemals auch nur einem einzigen seiner Befehle fügen.
»Und ob wir das werden«, schnauzte Zarya.
Dieser Idiot wollte ihr doch nicht ernsthaft vorschreiben, wo sie hingehen durfte und wo nicht?
Sie packte Amrita und Yasen an den Händen und stapfte davon, wobei sie die beiden hinter sich herzog. Zarya hörte Rabins Schritte hinter sich. Sie ging schneller und zwang Amrita, ihr mit ihren kürzeren Beinen hinterherzulaufen. Die Prinzessin blickte besorgt über ihre Schulter, während Yasen, dem es ohnehin gleich war, sich einfach mitziehen ließ.
»Dann komme ich mit«, verkündete Rabin.
Zarya ließ ihre Freunde los, bevor sie sich umdrehte, die Nase hocherhoben und die Hände in die Hüften gestemmt.
Rabin blieb kurz vor ihr stehen, sein massiger Körper ragte wie ein Berg über ihr auf und versperrte ihr den Blick.
Sie versuchte, nicht seinen Geruch wahrzunehmen. Der frische, erdige Duft, den sie aus ihren Träumen kannte, vermischte sich mit anderen, erdigeren Düften, wie dem Öl, das er zum Schärfen seines Schwertes benutzte, und einem Hauch von bitterem Kaffee.
»Auf keinen Fall.« Zarya stellte sich breitbeinig hin und hoffte, dass sie einschüchternd wirkte, war sich aber ziemlich sicher, dass sie ungefähr so bedrohlich aussah wie ein Babyäffchen.
»Dann werde ich die gesamte Wache von Dharati alarmieren, dass die Prinzessin auf freiem Fuß ist.«
»Oh, das würde dir gefallen, nicht wahr?«
»Zarya«, sagte Amrita beschwichtigend. »Ist schon gut. Ich gehe einfach zurück in meine Gemächer. Du musst das nicht tun.«
»Nein«, widersprach Zarya und hielt ihren Blick weiter auf Rabin gerichtet.
Die Herausforderung war gerade zu einer ganz anderen geworden. Eine, bei der sie nicht noch einmal gegen ihn verlieren würde. Er hatte sie schon einmal bloßgestellt, und lieber würde sie sterben, als sich seinem Willen zu beugen. Weder jetzt noch irgendwann.
»Wir gehen. Das geht den Kommandanten nämlich überhaupt nichts an.«
Zarya glaubte, bei diesen Worten ein leichtes Zucken zu erkennen. Obwohl viele der Palastwachen auf die Knie gefallen waren, als er aufgetaucht war, war es offensichtlich, dass einiges im Zusammenhang mit seinem Verschwinden ungesagt geblieben war, vor allem, was Vikrams Reaktion auf seine unerwartete Rückkehr anging.
Sie verwahrte diese Information als Munition für die passende Gelegenheit. Wenn sie ihn nicht einschüchtern konnte, würde sie subtilere Wege finden, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Zarya und Rabin starrten sich an.
Götter, war er Furcht einflößend. Es kostete sie alle Willenskraft, sich nicht unter dem Gewicht seiner Wut zu krümmen.
Hoffentlich nahm er nicht den ängstlichen Schauer wahr, der ihr gerade den Rücken hinunterlief. Er sah aus, als könnte er sie ohne Weiteres hochheben und ihren Kopf mit einer seiner großen Hände wie eine Papierlaterne zerquetschen. Dann würde er die Hand abwischen und zu Abend essen, als wäre nichts geschehen. Vielleicht würde er dabei sogar fröhlich eine düstere Melodie pfeifen.
Er machte noch einen Schritt, bis er so nah vor ihr stand, dass sie den Hals recken musste, um ihm ins Gesicht zu sehen. Es war offensichtlich, dass er nicht zurückweichen und seine Drohung, ohne zu zögern, wahr machen würde.
»Na gut«, lenkte Zarya schließlich ein und hasste sich dafür, dass sie keine andere Wahl hatte, als nachzugeben. »Dann komm mit. Aber rück mir nicht auf die Pelle, und halt die Klappe. Falls du überhaupt weißt, wie das geht.«
Bevor er etwas erwidern konnte, das sie nur weiter verärgerte, machte sie kehrt, packte Amrita an der Hand und zog sie zum Gartentor. Hinter sich hörte sie die Schritte der beiden Männer, die ihnen folgten. Zarya versuchte, die dunkle Wolke zu vertreiben, die sich über ihr zusammenbraute. Sie hatte sich für Amrita einen schönen Abend gewünscht, aber dieser überhebliche Kommandant glich einem Dorn im Fuß, der bei jedem Schritt eine blutige Spur hinterließ.
Als sie die Sorge in Amritas Gesicht sah, setzte sie ein strahlendes Lächeln auf. »Das wird toll«, verkündete Zarya feierlich und hoffte, dass es nicht zu übertrieben klang, dann hakte sie sich bei ihrer Freundin unter. »Und sieh es einfach so: Jetzt haben wir eine Eskorte aus zwei der fähigsten Soldaten Daragaabs.«
Zarya hörte Yasen schnauben, aber ignorierte ihn.
Rabin war vielleicht ein Idiot, aber es war offensichtlich, dass er wusste, was er tat. Sowenig sie ihn auch in ihrer Nähe haben wollte, musste sie doch zugeben, dass sie mit ihm als Rückendeckung vermutlich sicherer waren. Nun, zumindest Amrita würde er den Rücken freihalten. Zarya würde er wohl eher in den Rücken fallen und dann über ihre Leiche steigen.
Schließlich erreichten sie das Tor, das sie in eine schmale Gasse neben dem Palast führte. Sie lag ruhig da, als sich die Gruppe ihrem Ende näherte, wo die geschäftige Stadt bereits in abendlicher Feierlaune war.
Als Zarya sah, wie Amrita bei dem Anblick und den Geräuschen strahlte, wusste sie, dass es die richtige Entscheidung gewesen war, die Prinzessin für ein paar unverfängliche Stunden zu entführen. Amrita drückte Zaryas Hand, während sie ihre Umgebung musterte.
»Ich war noch nie nachts allein hier draußen«, flüsterte Amrita. »Es ist wie eine völlig andere Welt.«
Zarya grinste und wandte sich dann an Yasen. »Okay, geh du vor.«
Er neigte den Kopf und sah Rabin einen Moment lang an, als wäre er sich nicht sicher, was er tun sollte.
»Ignorier ihn«, sagte Zarya und drehte sich und die anderen so, dass sie Rabin den Rücken zuwandten. »Wenn er unseren Schatten spielen will, ist das seine Entscheidung, aber er soll nicht vergessen, dass niemand ihn eingeladen hat.«
Zarya glaubte nicht, dass Rabin der Typ Mann war, der sich wirklich daran störte, nicht eingeladen worden zu sein, aber es tat trotzdem gut, das zu sagen.
Yasen kniff sich in die Nasenwurzel. »Dann lass uns gehen«, murrte er.
Er ging voraus und schlängelte sich mit ihnen durch die überfüllten Straßen, während Amrita zu neuem Leben erwachte. Nach dem Angriff hatte sie den ganzen Tag lang geweint. Nur mit großer Mühe hatten sie sie dazu bringen können, zumindest für eine Weile aufzuhören.
Es war kaum zu glauben, dass der Angriff erst wenige Tage zurücklag, so geschäftig war es auf den Straßen. Überall entdeckten sie Spuren der Zerstörung – eingestürzte Gebäude, Trümmerberge und Blumen, die zum Gedenken an die Toten niedergelegt worden waren –, doch es hatte nicht lange gedauert, bis alle wieder zu ihrem gewohnten Alltag zurückgefunden hatten. Das lag nicht etwa daran, dass die Leute gleichgültig waren oder keine Anteilnahme für diejenigen zeigten, die ihr Leben verloren hatten. Es war vielmehr ihre Art, mit dem Verlust umzugehen. Indem sie weitermachten. Indem sie weiterlebten, trotz all der Dunkelheit, die sie verfolgte.
Zarya vermutete, dass es auch daran lag, dass die Dämonen scheinbar in Schach gehalten wurden. Wenn es ihnen das Leben leichter machte, waren viele Leute sehr gut darin, nach außen hin so zu tun, als sei alles in Ordnung.
Schließlich erreichten sie ein breites Gebäude mit einer weißen Marmorfassade. Wie viele der reich verzierten Häuser in Dharati war es mit einem komplexen Muster aus Blumen, Blättern und Ranken verziert.
Draußen standen zwei riesige Rakshasas, die nur so vor Muskeln strotzten und die Tür bewachten. Als Zarya und ihre Begleiter näher kamen, musterten die Rakshasas ihre Gruppe von Kopf bis Fuß. Zarya bemerkte, wie sich ihre Augen ein wenig weiteten, als sie Rabin entdeckten, bevor sie ihre Köpfe als Zeichen der Anerkennung leicht senkten.
Irgendetwas daran ärgerte Zarya. Die Art, wie er allen um sich herum Respekt einflößte. Sie erinnerte sich an eine Geschichte, die Yasen ihr über Daragaabs ehemaligen Befehlshaber erzählt hatte, der hundertfünfzig Jahre lang für die Ausweitung ihres Territoriums gekämpft hatte, und ihr wurde klar, dass er von Rabin gesprochen haben musste. Wenn man das alles in Betracht zog, ergaben all die Verbeugungen durchaus Sinn.
Sie wandte Rabin den Rücken zu, damit sie sein selbstgefälliges, perfektes Gesicht nicht sehen musste.
»Wie viele?«, fragte einer der Rakshasas Yasen, der vier Finger hochhielt.
»Wir sind zu viert.«
»Was ist das hier für ein Ort?«, fragte Amrita, als die Rakshasas ihnen Platz machten, um einzutreten.
Zarya lächelte ihre Freundin an und zwinkerte. »Das ist der Ort, an dem du endlich ein bisschen leben darfst.«
Sie verließen die hell erleuchtete Straße und betraten das schummrige Peri Anada. Amrita klammerte sich an Zaryas Hand, während sie den Perlenvorhang beiseiteschoben und einen großen runden Raum enthüllten, der durch weiße Vorhänge unterteilt war – einige davon blickdicht, andere durchscheinend genug, um Einblick in eine ganzbestimmte Form der Unterhaltung zu gewähren.
Durch einen Vorhang sah Zarya eine sich windende Silhouette – eine Frau, die rittlings auf einem Mann saß und ihn mit gewölbtem Rücken und stolz vorgeschobenen Brüsten ritt. Sie bewegten sich in einem geübten Tanz und wiegten sich hin und her wie ein Spielzeugboot, das von den Wellen des Meeres hin und her geworfen wurde. Der Anblick weckte ein warmes, feuchtes Gefühl zwischen ihren Beinen.
»Das ist … anders als der letzte Ort, an den du uns gebracht hast«, sagte Zarya zu Yasen, der sich neben sie gestellt hatte. Sie flüsterte die Worte leise, um keine Aufmerksamkeit zu erregen.
»Vikram hat an diesem Abend auf eine zahmere Version eines Peri Anada bestanden. Zum Laufen lernen, wenn man so will. Es gibt verschiedene Stufen, was ein Anada bieten kann. Einige sind nur zum Tanzen da, während andere es dir ermöglichen, all deine sexuellen Fantasien auszuleben.«
Zarya biss sich auf die Lippe. »Und wo auf der Skala liegt das hier?«
Yasens Augen funkelten vor verschmitzter Freude. »Oh, hier ist alles erlaubt.«
»Findest du das nicht ein bisschen zu viel?«, fragte Zarya. »Amrita ist eine Prinzessin, die mehr als nur behütet aufgewachsen ist. Sie hat keinerlei Erfahrung mit so was.«
Yasen reagierte mit einem amüsierten Blick. »Hast du etwa Angst, Zee?«
»Warum sollte ich Angst haben?«
»Weil du nicht weniger eine Prinzessin bist, die behütet aufgewachsen ist und keine Erfahrung mit so was hat.«
Sie warf Yasen einen bösen Blick zu, weil sie nicht gerne daran erinnert wurde. »Bei mir ist alles in Ordnung«, erwiderte sie. »Ich mache mir nur Sorgen um Amrita.« Dieser Ort weckte zwar ein Gefühl, das Angst ähnelte, aber das würde Zarya niemals laut zugeben.
Sie wandte sich Amrita zu, die Yasen mit großen Augen beobachtete und vor Schreck den Mund leicht geöffnet hatte. »Vikram würde das nicht gutheißen«, sagte sie. »Vielleicht ist das doch eine schlechte Idee.«
»Amrita«, sagte Zarya, drehte die Prinzessin zu sich und legte ihr die Hände auf die Schultern. »Du musst nicht bleiben. Und du musst absolut nichts tun, was du nicht willst. Du kannst einfach zuschauen oder tanzen, aber Vikram ist nicht dein Vormund, und du brauchst nicht seine Zustimmung. Denk dran, dass du diejenige bist, die Königin sein wird.«
Sie sah, wie Amrita diese Worte abwägte, während sie den Blick, in dem Zarya sowohl Interesse als auch Nervosität erkennen konnte, schweifen ließ und eingehend die Umgebung musterte. Das war nicht gerade der Abend, den Zarya geplant hatte. Sie hatte gedacht, Amrita könnte vielleicht mit jemandem tanzen, den sie hübsch fand – vielleicht einen Kuss stehlen oder zumindest ein paar Hände auf sich spüren. Aber jetzt waren sie hier, und was blieb ihnen anderes übrig, als das Beste daraus zu machen?
»Du hast recht«, sagte Amrita. »Führe mich ins Verderben.«
Zarya hakte sich bei Amrita unter und drehte sie so, dass sie in den Raum blickten. Nicht weit von ihnen entfernt saß eine Fee mit blassgelber Haut und sonnengelbem Haar auf einem gepolsterten Hocker, die Beine weit gespreizt, während eine andere Fee mit schillernder blauer Haut sie mit gierigen Zungenstrichen verwöhnte.
Zarya stand einen Moment lang wie angewurzelt da und fragte sich, wie es wohl wäre, so etwas vor so vielen Augen zu tun. Die beiden Feen schienen nicht zu bemerken, dass sie im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit standen, sie waren völlig aufeinander fixiert. Zarya räusperte sich, in der Hoffnung, ihre Nervosität vor Amrita zu verbergen, damit sie nicht auf die Prinzessin abfärbte.
»Du hast mir gesagt, dass du noch nie körperliche Intimität erlebt hast«, sagte Zarya. »Du verdienst es, sie zu erleben, bevor du nie wieder die Gelegenheit dazu hast. Wenn du das willst.«
Amrita blieb stumm und beobachtete die sich windenden Körper im Raum. In einer entfernten Ecke hatten zwei männliche Feen eine weibliche zwischen sich eingeschlossen, und sie stöhnten und bewegten sich in unterschiedlichen Stadien der Ekstase. In einer anderen Ecke hatte ein Rakshasa seine Zähne in den Hals einer Fee versenkt, beide hatten die Augen geschlossen, während silbernes Blut am Hals der Fee hinabrann.
Zarya hoffte, dass das nicht zu viel für Amrita war – sie würde Yasen umbringen. Er hätte sie einfach an einen Ort bringen können, der nicht ganz so … wild war.
»Das will ich«, sagte Amrita leise. »Ich will wissen, wie … es ist.« Sie verstummte und sah zu Zarya hinüber, ihre Wangen wurden rosa.
»Es ist ganz natürlich, sich das zu fragen«, sagte Zarya. »Daran ist nichts auszusetzen.« Amrita nickte, und Zarya bemerkte, wie schwer sie schluckte. »Wir können immer noch gehen, wenn du willst.«
»Nein. Ich will nicht gehen«, sagte Amrita und schüttelte den Kopf. »Lass uns noch ein bisschen zuschauen.«
»Komm schon«, sagte Yasen und bedeutete ihnen, ihm zu folgen. Er führte sie durch die Menge, vorbei an weiteren Vorhängen, von denen einige für Zuschauer geöffnet waren, andere fest verschlossen, obwohl unüberhörbare Geräusche durch den Stoff drangen.
Amrita klammerte sich fest an Zaryas Arm, ihre Augen wurden immer größer, als sie weiter in den Klub vordrangen. Auch Zarya konnte sich nicht richtig konzentrieren. Obwohl sie versuchte, keine Angst zu zeigen, war sie nicht viel erfahrener als Amrita, und dieser Ort war überwältigend. Sie sah über die Schulter. Rabin war ihnen dicht auf den Fersen und starrte alle, an denen sie vorbeikamen, finster an. Ein paar bemerkten seine düstere Stimmung und wechselten, ohne zu zögern, die Richtung. Er hatte seit ihrem Eintreten kein Wort gesagt, aber Zarya spürte seinen missbilligenden und nervigen Blick auf sich.
Als er ihr direkt in die Augen sah, wandte sie schnell den Kopf ab. Die Haare in ihrem Nacken stellten sich auf, und sie rieb sich die Haut, um das Gefühl seiner Präsenz loszuwerden. Warum musste er ausgerechnet heute Abend auftauchen?
Yasen führte sie in einen weiteren runden Raum mit efeubewachsenen Wänden und einer Decke, die mit einer Fülle von Blumen übersät war. An einer Wand stand eine lange, mit Samt bezogene Bank, und sie nahmen hinter einem der kleinen Tische Platz, die über die gesamte Länge verteilt standen.
Einen Moment später kam eine Fee auf sie zu, nahm ihre Getränkebestellung auf und schlenderte dann davon, wobei ihre kaum bedeckten Hüften hin und her schwangen. Zarya und Amrita sahen mit verschränkten Armen den sich auf der Tanzfläche drehenden Körpern zu. Die Musik war sinnlich und sanft, mit einem unterschwelligen Rhythmus, der sie in eine wiegende Bewegung versetzte.
Es dauerte nicht lang, bis ihre Getränke serviert wurden. Sie ähnelten denen, an die sich Zarya aus dem ersten Peri Anada erinnerte – bunt und in kunstvollen Kristallgefäßen. Zaryas Getränk war leuchtend grün und schmeckte nach einer interessanten Mischung aus Rosmarin, Minze und Passionsfrucht.
Yasen saß links von Amrita, und nach ein paar Minuten kam eine männliche Fee auf ihn zu und forderte ihn zum Tanz auf. Yasen machte sich nicht die Mühe, sich mit ihnen abzustimmen oder auch nur in ihre Richtung zu blicken, bevor er aufstand und in der Menge verschwand. Zarya fragte sich, wo Rabin geblieben war, während sie den Raum absuchte und ein mulmiges Gefühl in der Magengrube verspürte bei dem Gedanken, dass er sich eine Fee gesucht hatte, um sich in einem dieser mit Vorhängen abgeschirmten Räume zu vergnügen.
Sie hasste das Gefühl der Erleichterung, das sich in ihrem Magen ausbreitete, als sie ihn entdeckte, wie er mit verschränkten Armen und einem Fuß gegen die Wand gelehnt dastand und die Menge musterte. Ein verräterischer Teil ihres Egos hoffte, dass er in ihre Richtung schauen würde, doch er hielt seinen Blick fest auf etwas anderes gerichtet.
Sie seufzte, nicht wirklich sicher, was sie erwartet hatte oder was sie wirklich wollte.
Nein, das stimmte nicht. Sie wusste es ganz genau.
Sie wollte den Mann, den sie in diesem Traumwald getroffen hatte. Den Mann, der sie mit Ehrfurcht und Staunen angesehen hatte und nicht so, als wolle er ihr das Herz herausreißen und ihre Organe zum Abendessen verspeisen. Sie wollte wirklich nicht an diesem Ort voller üppiger Körper und dem Geruch von Sex sein, wenn ihre Gedanken an ihn genau dem entsprachen, was hinter diesen Vorhängen vor sich ging.
»Hast du Spaß?«, fragte Zarya Amrita und verdrängte die Gedanken an Rabin aus ihrem Kopf.
Amrita nickte und grinste, ihre anfängliche Nervosität war deutlich abgeklungen. »Ich habe mehr Spaß als jemals zuvor in meinem Leben. Dieser Ort ist … intensiv.«
Zarya lächelte. »Gut. Ich dachte, Yasen würde uns an einen etwas gemäßigteren Ort bringen.«
Amrita nickte abwesend, ihr Blick haftete auf der Tanzfläche, und sie hörte Zarya offensichtlich gar nicht zu. Sie schien besonders von einem Paar Feen fasziniert – einem Mann und einer Frau, beide mit lilafarbener Haut und leuchtend pinken Haaren –, die mit ihren spärlich bekleideten Körpern eng aneinandergepresst tanzten.
»Wer von beiden gefällt dir besser?«, fragte Zarya, beugte sich vor und warf Amrita einen verschmitzten Blick zu.
Amrita neigte den Kopf und blinzelte, als würde sie versuchen, die Szene besser betrachten zu können. Nachdenklich runzelte sie die Stirn, bevor sie die Nase rümpfte. »Ehrlich? Beide. Ich weiß doch gar nicht, was mir wirklich gefällt, oder? Und sie sind beide so schön. Ist das zu viel?«
Zarya lachte. »Nein. Nicht, wenn es das ist, was du willst.«
Die beiden mussten ihre Aufmerksamkeit gespürt haben, denn sie schauten zu ihnen herüber, bevor sie sich Hand in Hand näherten.
»Lust zu tanzen?«, fragte der Mann Amrita. Sein helles Haar lockte sich um seine muskulösen Schultern, und seine engen rosa Shorts konnten die markante Wölbung kaum verbergen.
»Wir werden uns gut um dich kümmern«, flüsterte die Frau. Ihr langes Haar fiel ihr bis zur Taille und bedeckte teilweise ihre Brüste, ihr winziger durchsichtiger Rock verbarg so gut wie nichts.
Amrita sah Zarya fragend an.
»Geh schon«, sagte Zarya. »Deswegen bist du hier. Es ist deine Nacht.«
Amrita holte tief Luft und warf ihr Haar über die Schultern, vielleicht um Mut zu fassen. Als sie aufstand, nahmen die beiden Feen sie jeweils an einer Hand und zogen sie auf die Tanzfläche, wo sie sich an ihren Rücken und ihre Brust schmiegten. Die Hand des Mannes umfasste ihre Hüften und führte sie in ihren verführerischen Tanz.
Amritas Lächeln war so strahlend wie die Sonne, und Zarya war plötzlich viel zufriedener mit Yasens ausgefallener Wahl. Sie hatte gehofft, Amrita würde nur einen Zeh in den Pool der Begierde tauchen und nicht gleich ins tiefe Wasser springen, aber die Prinzessin gewöhnte sich überraschend schnell daran.
»Zarya?«, hörte sie eine Stimme, und als sie sich umdrehte, sah sie eine männliche Fee mit grüner Haut und smaragdgrünem Haar, die sie erwartungsvoll ansah.
Sie kannte dieses Gesicht.
»Amandeep!«, rief sie aus, als sie sich an ihren Tanz beim letzten Peri Anada erinnerte.
»Dachte ich mir doch, dass du das bist«, sagte er. »Darf ich mich zu dir setzen?« Er deutete auf die Bank.
Sie machte ihm Platz, sodass er sich setzen konnte, und klopfte einladend auf die Stelle neben sich. »Natürlich.«
Er legte seinen muskulösen Arm über die Rückenlehne. »Wie geht’s dir?«
»Gut. Arbeitest du auch hier?«
Er nickte. »Ich wechsle gerne zwischen verschiedenen Jobs. Das macht es interessanter. An manchen Abenden bin ich einfach in der Stimmung für … weniger«, sagte er. »Aber hier ist die Bezahlung deutlich besser als anderswo.«
Er schenkte ihr ein angespanntes Lächeln, und sie spürte die Bitterkeit, die sich hinter seinen Worten verbarg.
»Ich hoffe, die Frage ist nicht unangebracht«, setzte Zarya an. »Aber gibt es in Daragaab noch andere Berufsfelder für Feen?«
Amandeep schüttelte den Kopf. »Nicht wirklich. Wir sind nicht gerade für unseren Verstand oder unsere herausragenden Fähigkeiten in irgendwelchen anderen Berufen bekannt. Einige wenige haben sich andere Positionen erarbeitet, aber das ist die Ausnahme.«
»Was ist mit anderen Reichen in Rahajhan?«
Er zuckte mit den Schultern. »Ehrlich gesagt weiß ich das nicht. Außerhalb von Daragaab gibt es nicht viele von uns.« Zarya runzelte die Stirn, und Amandeep schüttelte den Kopf. »Die meiste Zeit macht mir das nichts aus. Es hat etwas Befreiendes, genau zu wissen, was von einem erwartet wird. Aber es gibt Tage, an denen ich lieber mit meinen Gedanken allein wäre.«
»Das kann ich verstehen«, sagte sie.
»Aber genug von mir. Wie geht’s dir?«
»Mir geht’s gut?«, antwortete sie, nicht sicher, wie sie diese Frage beantworten sollte.
Wo hätte sie überhaupt anfangen sollen, zu erzählen, was in den letzten Wochen alles passiert war? Der Angriff auf die Stadt, Rows Rückkehr und all die Enthüllungen über sie selbst – es kostete sie alle Kraft, nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren.
Nachdem sie den sechsten Anker in ihrem Herzen entdeckt hatte, war sie sich sicher gewesen, dass sie so weit wie möglich fliehen musste, irgendwohin, wo sie für niemanden eine Gefahr darstellte. Aber das Wissen, dass ihr Nachtfeuer zwei Nächte zuvor die Dämonen aufgehalten hatte, fesselte sie an diesen Ort. Sie war sich nicht sicher, wie ihre Pläne nun aussahen, aber das würde sie herausfinden müssen.
»Das klingt nicht überzeugend«, sagte Amandeep.
»Es ist kompliziert«, antwortete sie.
Er lächelte. »Das kann ich verstehen.« Amandeep beugte sich vor und flüsterte: »Aber du kannst mir doch bestimmt sagen, warum dieser unglaublich gut aussehende, aber sehr furchterregende Rakshasa uns anstarrt?«
Zarya folgte Amandeeps Blick. Rabin starrte sie an, sein Kiefer so angespannt, dass sie ein ganz neues Vokabular brauchte, um das Wort »markant« zu beschreiben.
»Ach, beachte ihn gar nicht«, sagte Zarya, warf Rabin einen bösen Blick zu und wandte sich dann wieder Amandeep zu. »Er nervt einfach nur.«
Amandeep schnaubte und beugte sich noch näher zu ihr, sein Mund fast an ihrem Ohr. »Er sieht aus, als wolle er mir den Arm ausreißen und mich damit zu Tode prügeln, bevor er dich in einer Lache meines Blutes nimmt. Wenn du verstehst, was ich meine.«
Er blickte mit einem vielsagenden Lächeln durch seine langen Wimpern zu ihr auf. Es war fast unmöglich, nicht zu verstehen, was er meinte.
Zarya verschränkte die Arme und sah ihn gereizt an. »Glaub mir, das will er nicht. Na ja, vielleicht das mit dem Arm abreißen, weil er anscheinend auf Gewalt steht, aber den Rest nicht.«
Amandeep brummte und rückte näher, bis sein nackter, muskulöser Körper sie berührte. »Bist du sicher? Vielleicht sollten wir ihn ein bisschen eifersüchtig machen?« Er senkte den Kopf und fuhr mit seiner Nase an ihrem Kinn entlang.
»Hör auf«, zischte Zarya. »Du musst das nicht tun.«
Er lächelte. »Ich weiß. Deshalb werde ich dir helfen.«
»Mir bei was genau helfen?«
»Vertrau mir einfach. Ich kenne Leute. Und ich erkenne unerwiderte Begierde, wenn ich sie sehe.«
Er hob schelmisch die Augenbrauen, und Zarya beschloss, dass sein Plan vielleicht doch Spaß machen könnte. Sie war sich sicher, dass es Rabin egal war, mit wem sie flirtete, aber sie war mehr als neugierig, Amandeeps Behauptung zu überprüfen.
»Okay, gut«, sagte sie. »Tu, was du tun musst.«
Amandeep grinste und beugte sich vor, legte seine Hand auf ihr Knie. Er drückte zu und ließ die Hand dann ein Stück weiter nach oben wandern, bevor er erneut leicht zudrückte.
»Ist das okay?«, flüsterte er ihr ins Ohr.
Von Weitem sah es bestimmt so aus, als flüstere er ihr etwas Anzügliches zu.
»Sicher«, sagte Zarya, und plötzlich hatte sie Schwierigkeiten, zu schlucken. Sie empfand zwar nichts für Amandeep, aber jeder, der Augen im Kopf hatte, konnte sehen, dass er attraktiv war, und etwas Warmes flatterte in ihrer Magengrube, als er seine Hand hob und mit einem Finger die Linie ihres Kinns nachzeichnete.
Es stand außer Frage, dass er genau wusste, was er tat, wenn es um die Kunst der Verführung ging.
Er drehte ihr Gesicht zu sich, ihre Münder waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Er lächelte, und seine Augen funkelten.
»Was jetzt?«, fragte sie atemlos, bereit, alles zu tun, was er wollte.
»Geh weg von ihr«, ertönte eine tiefe Stimme, und ein Schatten fiel über Zarya. »Sofort.«
Zarya blickte auf.
Rabin ragte über ihnen auf, die Arme immer noch vor der breiten Brust verschränkt und die Beine gespreizt, als wäre er bereit, sich einer Horde wilder Tiger zu stellen.
Amandeep blinzelte mit seinen langen Wimpern. »Gibt’s ein Problem?«, fragte er mit geneigtem Kopf.
Zarya bewunderte seine Furchtlosigkeit, denn es sah wirklich so aus, als würde Rabin vorhaben, ihm den Arm auszureißen und damit auf seinen Kopf einzuschlagen.
»Du hast mich gehört«, sagte Rabin mit einer Stimme, die so tief und dunkel war wie der Abgrund einer Schlucht.
Amandeep grinste Rabin großspurig an. »Klar«, sagte er. »Ich wusste nicht, dass die Dame schon vergeben ist. Entschuldigung.« Dann wandte er sich an Zarya. »Viel Spaß und melde dich mal.« Er zog eine Karte aus der Tasche seiner winzigen Shorts – wo hatte er die bloß untergebracht? – und drückte sie ihr in die Hand. »Wenn du jemals irgendwas brauchst, findest du mich hier.«
Dann küsste er sie auf die Wange, wobei seine Lippen länger als nötig dort verweilten.
Zarya hätte schwören können, dass Rabin knurrte, und sie runzelte verwirrt die Stirn. Irgendetwas an dieser Situation schien ihn wütend zu machen, aber es konnte nicht an ihr liegen. Er hatte ihr in der Gasse ganz deutlich gesagt, dass er nichts für sie empfand. Sie würde sich keine weiteren Hoffnungen machen, denn das würde sie nur noch mehr deprimieren.
Trotzdem war es ein Vergnügen, Rabin zu provozieren, egal aus welchem Grund.
Schließlich verabschiedete sich Amandeep mit einem kurzen Winken. Rabin rührte sich nicht von der Stelle, sodass Amandeep sich an ihm vorbeiquetschen musste.
Nachdem er in der Menge verschwunden war, stand Zarya auf. »Was sollte das?«, fragte Zarya und versuchte, sich so groß wie möglich zu machen, ohne sich dabei total lächerlich vorzukommen, was ihr jedoch nicht wirklich gelang. »Er ist mein Freund.«
»Das hat aber mehr als nur ›freundschaftlich‹ ausgesehen«, schnauzte er.
»Na und? Dafür ist dieser Ort doch da. Was geht dich das an?«
»Gar nichts«, erwiderte er. »Aber die Art, wie du dich verhalten hast …«
»Wie habe ich mich denn verhalten?« Zarya zog eine Augenbraue hoch, verschränkte die Arme und nahm dieselbe Haltung wie er ein. »Sag’s mir. Ich kann es kaum erwarten, das zu hören.«
Sie standen so nah beieinander, dass sie seine Wärme spüren konnte, und unweigerlich fragte sie sich, wie es wohl wäre, mit ihm zu tanzen und seinen Körper an ihrem zu spüren. Wie es wohl wäre, hinter einem dieser Vorhänge zu verschwinden und all die Dinge zu entdecken, die sie bisher nur in ihren Büchern gelesen und sich in ihren geheimsten Gedanken vorgestellt hatte. Ihre Wangen wurden warm, als sie daran dachte, wie sie sich vor wenigen Tagen auf dem Anwesen seiner Familie zu genau diesen Fantasien selbst befriedigt hatte.
Vielleicht auf einem Bett, in dem er mal geschlafen hatte.
Seine Augen verdunkelten sich, die goldenen Flecken verblassten zu bronzefarbenen Lichtpunkten, bevor sie sich senkten und sie von Kopf bis Fuß musterten. Seine Nasenflügel bebten, und er öffnete den Mund, um zu antworten, als jemand durch die Menge stürmte.
Es war eine der violetten Feen, mit denen Amrita getanzt hatte.
»Bitte«, rief sie mit panisch aufgerissenen Augen, während sie sich an Zaryas Arm klammerte, um nicht zu fallen. »Sie haben sie mitgenommen!«
Zarya brauchte einen Moment, um zu begreifen, was die Fee ihr mitteilen wollte.
»Die Prinzessin«, sagte Rabin, der ihr bereits zwei Schritte voraus war, und das Klirren von Stahl erfüllte die Luft. »Wer hat sie genommen?«, fragte er die zitternde Fee. »Wo haben sie sie hingebracht?«
Sie blinzelte mit ihren großen Augen und ließ unter dem Gewicht seiner Fragen die Schultern hängen. Ihre Lippen öffneten sich, aber das einzige Geräusch, das herauskam, war ein hohes Quietschen.
»Antworte mir«, forderte Rabin und ragte mit dem geballten Charme einer giftigen Schlange über ihr auf.
So würden sie nicht weiterkommen. Die arme Fee war zu verängstigt, um auch nur ein Wort herauszubringen. Ging er immer so mit anderen um?
Zarya trat vor ihn, legte eine Hand auf seine Brust und schob ihn weg, um etwas Abstand zwischen ihn und die zitternde Fee zu bringen. Er war so überrascht, dass er tatsächlich einen Schritt zurücktrat. Aber er sah nicht glücklich darüber aus.
»Ignorier ihn«, sagte sie und nahm die zarte Hand der Fee. »Bitte. Sag uns, was passiert ist.« Obwohl sich ihr Magen zusammenzog, versuchte sie, ihre Stimme ruhig zu halten. Es wäre ganz allein ihre Schuld, wenn Amrita etwas Schreckliches zustoßen würde. »Wer hat unsere Freundin mitgenommen?«
Der verängstigte Blick der Fee huschte zu Rabin.
»Such Yasen«, schnauzte Zarya ihn über die Schulter hinweg an.
Er öffnete den Mund, um zu widersprechen, aber sie warf ihm einen finsteren Blick zu, und er musste begriffen haben, dass ihr Befehl durchaus sinnvoll war, denn er schloss den Mund, wandte sich ab und stürmte durch die Menge. Alle stoben auseinander, um ihn durchzulassen, wie Laub, das von einem Tornado durcheinandergewirbelt wird.
Sein Verschwinden löste endlich die Zunge der Fee.
»Wir waren in einem der privaten Räume im hinteren Teil. Wir waren gerade dabei, die Dame zu unterhalten«, sagte die Fee. »Und dann sind sie hereingestürmt.«
»Wer?«, fragte Zarya, während ihr ein kalter Schauer über den Rücken lief.
»Vetalas«, flüsterte die Fee, als wagte sie kaum, das Wort auszusprechen.
Nein.
Zarya hatte nicht einmal bemerkt, dass Amrita die Tanzfläche verlassen hatte. Sie war zu sehr in ihr sinnloses Drama mit Rabin vertieft gewesen. Sie hätte ihn umbringen können, weil er sie abgelenkt hatte. Doch sie wusste, dass ganz allein sie schuld daran war.
Einen Moment später stürmten Rabin und Yasen durch die sich windende Menschenmenge.
»Was ist passiert?«, fragte Yasen, während er seine Hose zuknöpfte und sein Hemd glatt strich.
Zarya erzählte es ihnen schnell.
»Bring uns dorthin«, sagte Rabin, und die Fee nickte, bevor sie davoneilte und ihnen bedeutete, ihr zu folgen.
Sie gingen zur Rückseite des Gebäudes, wo sich einige Leute um eine aus den Angeln gerissene Tür versammelt hatten und mit fassungslosen Gesichtern dastanden.
»Hier entlang«, befahl Rabin.
Zarya und Yasen folgten ihm hinaus auf die belebte Straße, wo sie eine weitere pulsierende, wogende Menschenmasse vorfanden, angsterfüllte Schreie wurden laut, und die Menge verfiel in Panik, wegen der Monster, die durch ihre Mitte stürmten.
»Du da! Hast du gesehen, wo sie hingegangen sind?«, rief Rabin einem Wachmann auf einem Wachturm zu, der damit beschäftigt war, eine der Notlaternen von Dharati anzuzünden, um den Rest der Stadt auf die Gefahr aufmerksam zu machen.
»Kommandant«, antwortete er mit einem schnellen Salut. »Sie sind da langgelaufen.«
Er zeigte in eine Richtung, und Zarya und die beiden Männer rannten los und kamen schlitternd zum Stehen, als sie einen überfüllten Platz mit mindestens einem halben Dutzend möglicher Ausgänge erreichten. Rücken an Rücken standen sie da und beobachteten die lärmende Menge.
»In welche Richtung sind sie gelaufen?«, rief Yasen einer Gruppe zu, die sich unter einer Stoffmarkise zusammengekauert hatte. Einer von ihnen zeigte mit zitterndem Finger auf eine schmale Gasse.
»Los!«, befahl Rabin und sprintete voraus, dicht gefolgt von Zarya und Yasen.
Rabin und Yasen waren mit Schwertern bewaffnet, während Zarya einen Dolch an der Hüfte trug.
Nachdem sie noch ein paar Leute befragt hatten, wurden sie zu einem Gebäude geführt, das eindeutig dem Kala-Hamsa-Angriff auf die Stadt zum Opfer gefallen war. Die obere Hälfte war weggerissen worden, sodass nur noch eine ausgebrannte Ruine übrig war. Sie betraten die Dunkelheit, hielten inne, um sich zu orientieren, als ein gedämpfter Schrei ihre Aufmerksamkeit erregte.
»Hat sich so angehört, als ob es von unten gekommen ist«, sagte Zarya und rannte bereits zur Treppe.
Jede Stufe war mit Ruß und Schutt übersät, und sie gab sich alle Mühe, nicht zu stürzen. Unten angekommen, hallten weitere Schreie von den Steinen wider. Am anderen Ende entdeckte sie eine weitere Tür, die schief in den Angeln hing und zu einer dunklen Öffnung führte. Zarya blieb stehen und spähte hinein, während Rabin und Yasen sich ihr von beiden Seiten näherten.
»Was ist das?«, fragte sie.
»Ein Tunnel«, sagte Rabin. »Sie sind früher unter der Stadt verlaufen, sind aber vor Jahren versiegelt worden, als sie zu gefährlich geworden sind.«
»Du meinst also, diese Monster haben den hier entdeckt und wieder geöffnet?«, fragte Zarya.
Er nickte und biss die Zähne zusammen. »Oder er wurde übersehen, als sie sie dichtgemacht haben.«
»Und sie haben ihn gefunden«, sagte Yasen wenig hilfreich, bevor sie sich alle vorsichtig ansahen.
In der Ferne ertönte ein weiterer Schrei. Rabin war bereits losgelaufen, und Zarya folgte ihm, Yasen dicht auf ihren Fersen, den engen Gang entlang.
»Wohin führen diese Gänge?«, rief Zarya.
»Einige zu anderen Teilen der Stadt, andere in den Wald hinter den Mauern.«
Während sie rannten, spürte Zarya, wie der Weg sanft anstieg, als würden sie bergauf laufen.
»Ich glaube, wir laufen unter der Mauer durch«, rief Rabin.
»Woher weißt du das?«
»Weil wir uns ostwärts bewegen.«
Er sagte nichts weiter, während die Dunkelheit sie umhüllte und es unmöglich machte, Schatten von Umrissen zu unterscheiden. Einen Moment später erfüllte ein kupferfarbener Lichtstrahl den Tunnel. Es war dieselbe Erdmagie der Rakshasa, die Vikram in der Nacht eingesetzt hatte, als die Kimpurusha sie in die Stadt gejagt hatten.
Warum war Zarya nicht selbst darauf gekommen? Sie musste sich noch daran gewöhnen, dass sie überhaupt Magie besaß, geschweige denn an all die Dinge, die sie damit tun konnte.
Ein schwacher Lichtstrahl fiel durch den schmalen Tunnel und umgab Rabins große Gestalt, sodass ihr Vorankommen etwas weniger gefährlich war. Während sie weiterliefen, versuchte Zarya, nicht daran zu denken, dass sie schon seit mehreren Minuten keinen Schrei mehr von Amrita gehört hatten.
»Da vorne ist Licht«, sagte Rabin eine Minute später.
Sie stolperten noch ein paar Schritte weiter, dann kam Rabin abrupt zum Stehen. Zarya prallte gegen seinen Rücken und hätte sich fast einen Zahn ausgeschlagen, so hart waren seine Muskeln. Er war so fest und warm und …
Hör auf damit, Zarya.
Er sah zu ihr hinunter, die Augenbrauen ungläubig zusammengezogen. »Bevor du aus Tunneln stürmst, solltest du besser überprüfen, ob dich auf der anderen Seite kein Hinterhalt erwartet«, erklärt er ihr, als würde er mit einer Fünfjährigen sprechen.
Sie widerstand dem Drang, mit dem Fuß aufzustampfen – wie eine Fünfjährige. Aber vermutlich hatte er recht.
»Na gut, dann sichere du mal die Umgebung, Kommandant.«
Er schaute sich aufmerksam um und näherte sich dann mit gezücktem Schwert der Öffnung. Yasen und Zarya folgten ihm langsam. Sie traten ins Freie und befanden sich tatsächlich irgendwo in dem verseuchten Wald weit hinter den Mauern von Dharati.
»Bleibt wachsam«, befahl Rabin, während Zarya und Yasen ihre Umgebung von links nach rechts musterten.
»Ich glaube nicht, dass sie hier sind«, meinte Yasen.
Sie blieben regungslos stehen und lauschten angestrengt der Stille, in der Hoffnung auf einen Hinweis.
»Da drüben«, sagte Rabin und zeigte in die Ferne.
Zarya konnte nicht erkennen, was er sah, aber Yasen nickte ebenfalls. Sie kniff die Augen zusammen, doch es half nichts, sie war nicht mit dem gleichen Rakshasa-Sehvermögen gesegnet.
Sie rannten wieder los.
Als sie näher kamen, hörte Zarya einen weiteren Schrei, bevor sie zwischen den Bäumen dunkle Umrisse ausmachen konnte. Es schien eine fünf- oder sechsköpfige Gruppe zu sein, die versuchte, Amrita festzuhalten, während sie um sich schlug und strampelte. Sie hatten wohl nicht damit gerechnet, dass sie sich so heftig wehren würde. Gut für sie. Diese Prinzessin wurde von viel zu vielen unterschätzt. Zarya atmete erleichtert auf, weil sie am Leben war. Aber was hatten sie mit ihr vor?
Rabin bog nach links ab und verschwand zwischen den Bäumen.
»Wo geht er hin?«, fragte sie, doch Yasen antwortete nicht, sondern lief einfach weiter. »Halt!«, rief er dann laut.
Einige der Vetalas drehten sich um, ihre Augen weiteten sich, bevor sie eine Reihe von Klick- und Kreischlauten von sich gaben, die offenbar ihre Art der Kommunikation waren. Eine kleine Gruppe löste sich aus der größeren, wandte sich ihnen zu, während der Rest mit der strampelnden und schreienden Amrita in ihrer Mitte weiterlief.
Zarya bückte sich, um einen zweiten Dolch aus ihrem Stiefel zu ziehen, bevor sie und Yasen sich den Dämonen näherten. Sie wünschte, sie hätte ihr Schwert dabei, aber die Dolche mussten reichen. Die Monster rückten näher, ihre knochigen Gliedmaßen waren zu lang für ihre Körper und ihre scharfen Zähne gefletscht. Sie knurrten blindwütig, und Yasen und Zarya brauchten nur wenige Augenblicke, um sich auf sie zu stürzen, sie zu zerhacken und sie auszuweiden, bis nur noch ein unförmiger Haufen aus Gliedmaßen übrig war.
»Wo ist Rabin?«, schrie Zarya und wischte sich mit dem Ärmel eine Blutspur von der Wange. »Wir könnten wirklich seine Hilfe gebrauchen, verdammt noch mal.«
Er war doch sicher nicht einfach weggerannt? Er mochte vieles sein, aber er wirkte nicht wie jemand, der vor einem Kampf davonlief. Aber was wusste sie schon wirklich über ihn?
Sie blickte in die Ferne, und angesichts der immer größer werdenden Entfernung zwischen ihnen und Amrita wuchs die Verzweiflung in ihrem Inneren rasant an. Yasen flitzte los, und Zarya sprintete hinter ihm her, über die trockene Ebene, über Felsen und Baumwurzeln.
Ein Brüllen von oben lenkte ihre Aufmerksamkeit auf den Himmel, wo sich ein riesiger schwarzer Drache mit schillernden Schuppen in dunklen Regenbogenfarben abzeichnete. Er schlug mit seinen riesigen Flügeln und wirbelte eine Wolke dunklen Nebels auf. Sie erinnerte sich noch lebhaft an die Nacht des Kala-Hamsa-Angriffs. Das war Rabin in seiner Drachenform.
Zarya wurde langsamer, als sie staunend beobachtete, wie er durch die Luft schoss und Loopings vollführte, als sie plötzlich etwas am Rücken traf. Sie wurde durch die Luft geschleudert und landete auf allen vieren.
»Scheiße!«, fluchte sie und rollte sich gerade noch rechtzeitig zur Seite, um dem Schlag einer Klauenhand zu entgehen, die auf ihr Gesicht zielte.
Sie stieß den Dolch nach oben und schnitt dem Vetala so tief in die Handfläche, dass seine Finger abgetrennt wurden. Das Monster schrie auf und taumelte zurück, während es sich das Handgelenk hielt. Eine Sekunde später durchbohrte eine Klinge seine Brust, und Yasen riss sie hoch, bevor der Vetala von seiner Klinge gleiten konnte.
»Pass auf!«, ermahnte er sie. »Das war ganz schön knapp.«
»Ich weiß«, erwiderte sie schroff, bevor sie wieder zur Verfolgung übergingen.
»Kannst du nicht dein Dings einsetzen?«, rief Yasen.
»Mein Dings?«
»Ja, das glitzernde magische Dings.«
Zarya schüttelte den Kopf. »Ich weiß immer noch nicht, wie ich das gemacht habe. Was, wenn ich Amrita treffe? Ich habe noch nicht genug Kontrolle darüber.«
Eine dunkle Gestalt sank vom Himmel herab und schoss über ihre Köpfe hinweg. Rabin beschrieb eine anmutige Kurve, schnappte sich mit den Zähnen einen der Vetala und schleuderte seinen kopflosen Körper in die Ferne. Einen Moment später folgte der Kopf, der mit einem dumpfen Aufprall landete. Rabin schnellte wieder in die Höhe und flog einen weiten Bogen am Himmel, um sich für einen weiteren Angriff in Position zu bringen.
Zarya und Yasen jagten die verbliebenen Vetalas, während zwei weitere aus der Hauptgruppe ausbrachen und die letzten beiden mit Amrita in ihren spitzen Klauen davonflogen.
Ihre Angreifer schafften nur wenige Schritte, bevor sich von oben ein Schatten ausbreitete und Rabin sie beide mit seinem Maul packte, ihre Körper zerquetschte und die Stücke auf die Erde fallen ließ.
»Hilfe!«, schrie Amrita, als die beiden anderen Vetalas in ein Dickicht aus Dornensträuchern tauchten.
Mit einem wütenden Knurren sprang Zarya ihnen nach und zuckte zusammen, als Dornen ihre Haut und Kleidung aufrissen.
»Lass mich vor!«, rief Yasen, während er Äste abhackte und sich einen Weg bahnte. »Warum hast du dein Schwert nicht mitgebracht?«
»Weil ich nicht gedacht habe, dass wir mitten in der Stadt auf eine Horde Monster treffen würden.«
»Du solltest immer davon ausgehen, eine Horde Monster zu treffen, Zee«, sagte er.
Sie schnaubte verächtlich, als er sich an ihr vorbeidrängte. »Ich werde versuchen, in der Zukunft daran zu denken.«
Während Yasen weiter hackte, kreiste Rabin laut brüllend über ihnen. Dann stürzte er in die Tiefe und schnappte mit seinem Maul nach dem Kopf eines Vetalas, als wolle er eine Blüte pflücken. Der Dämon duckte sich, Rabins Zähne verfehlten ihn um Haaresbreite, dann hob er wieder ab und umkreiste ihn erneut.
Zarya und Yasen zwängten sich durch das Dickicht, bis sie schließlich fast bei den Kreaturen waren. Rabin tauchte erneut ab und flog so tief, dass der Wind Zaryas Haare zerzauste. Er schnappte zu, erwischte sein Ziel und biss dem Vetala mit einem satten Knacken den Kopf ab.
Schwarzes Blut spritzte aus seinem Hals, während er noch einige Sekunden lang aufrecht stehen blieb, bevor er zu Boden sackte. Der Zweite kreischte und ließ Amrita fallen, als er versuchte zu fliehen.
Yasen tauchte durch das Gebüsch, durchbohrte den Dämon mit seinem Schwert, bevor er entkommen konnte. Dann riss er sein Schwert heraus und schwang es in einem Bogen durch die Luft, um ihm den Kopf abzuschlagen.
Zarya lief um Yasen herum und warf sich neben die weinende Amrita auf den Boden und schloss sie in die Arme. »Es tut mir so leid«, schluchzte Zarya. »Geht’s dir gut?«
»Glaub schon«, stieß Amrita hervor. Die Prinzessin zitterte am ganzen Leib.
»Kannst du laufen? Bist du verletzt?«
