Dangerzone - Flucht aus der Todeshöhle - Andreas Schlüter - E-Book

Dangerzone - Flucht aus der Todeshöhle E-Book

Andreas Schlüter

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Beschreibung

Gefangen im unterirdischen Labyrinth – ein actionreiches Abenteuer auf Tasmanien Die Geschwister Marcel und Julia begleiten ihren Vater, einen erfolgreichen Tierfotografen, auf die australische Insel Tasmanien, um Aufnahmen des Tasmanischen Teufels zu machen. Als ihr Vater plötzlich spurlos verschwindet und die beiden sich alleine auf die Suche begeben, stürzen sie in einen Schacht. Was zunächst wie der Bau eines Wombats erscheint, entpuppt sich als ein bislang unentdecktes, gewaltiges Höhlensystem – einsturzgefährdet, bewohnt von gefährlichen Tieren und voller Irrwege! Wird es den Zwillingen gelingen, aus dem höllischen Labyrinth zu entkommen? Der dritte Band der Action- und Abenteuerserie von Andreas Schlüter. Mit illustrierten Sachbuchseiten inkl. Survival-Tipps. Alle Bände der Serie: Band 1: Dangerzone – Gefährliche Wüste Band 2: Dangerzone – Bedrohung aus der Tiefe Band 3: Dangerzone – Flucht aus der Todeshöhle, erscheint im Herbst 2023 Serie bei Antolin gelistet

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Seitenzahl: 158

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Andreas Schlüter

Dangerzone

Flucht aus der Todeshöhle

Band 3

 

 

Mit Vignetten von Stefani Kampmann

Über dieses Buch

 

 

Gefangen im unterirdischen Labyrinth – ein actionreiches Abenteuer auf Tasmanien

Die Geschwister Marcel und Julia begleiten ihren Vater, einen erfolgreichen Tierfotografen, auf die australische Insel Tasmanien, um Aufnahmen des Tasmanischen Teufels zu machen. Als ihr Vater plötzlich spurlos verschwindet und die beiden sich alleine auf die Suche begeben, stürzen sie in einen Schacht. Was zunächst wie der Bau eines Wombats erscheint, entpuppt sich als ein bislang unentdecktes, gewaltiges Höhlensystem – einsturzgefährdet, bewohnt von gefährlichen Tieren und voller Irrwege! Wird es den Zwillingen gelingen, aus dem höllischen Labyrinth zu entkommen?

 

Der dritte Band der Action- und Abenteuerserie von Andreas Schlüter. Mit illustrierten Sachbuchseiten inkl. Survival-Tipps.

 

 

Weitere Informationen finden Sie unter www.fischerverlage.de/kinderbuch-jugendbuch

Biografie

 

 

© Christian Kalnbach

Bevor Andreas Schlüter, geboren 1958, mit dem Schreiben von Kinder- und Jugendbüchern begann, leitete er Kinder- und Jugendgruppen und arbeitete als Journalist und Redakteur. 1994 feierte er mit dem Kinderroman »Level 4 – Die Stadt der Kinder« einen fulminanten Erfolg und ist seitdem als Autor tätig. Andreas Schlüter verfasst zudem Drehbücher, unter anderem für den »Tatort«. Schon als Junge liebte er Abenteuerromane, in denen man die wildesten Sachen erleben kann, ohne nasse Füße oder Kratzer zu bekommen.

© Magdalene Noll

Stefani Kampmann, geboren 1971, zeichnete schon als Kind gerne und überall. Während ihres Studiums der Innenarchitektur nahm sie zahlreiche Aufträge als Illustratorin an und verfolgte diesen Weg danach weiter. Sie bebilderte zahlreiche Kinder- und Jugendbücher und veröffentlichte zwei Graphic Novels. Außerdem gibt sie Comic-Workshops für Jugendliche. In ferne Länder ist sie schon einige Male gereist, zum Glück musste sie dort aber (fast) nie ums Überleben kämpfen.

 

Weitere Informationen zum Kinder- und Jugendbuchprogramm der S. Fischer Verlage finden Sie unter www.fischerverlage.de

Inhalt

Kapitel 1 Schreck in der Abendstunde

Kapitel 2 Schlangen, Höhlen und Tunnel

Kapitel 3 Verschwunden!

Kapitel 4 Ein Unfall

Kapitel 5 Absturz!

Kapitel 6 Gefährliche Höhlengänge

Kapitel 7 Eine kleine Entdeckung und ein tiefer Abgrund

Kapitel 8 Eine waghalsige Aktion

Kapitel 9 Eine neue Spur

Kapitel 10 Wasser!

Kapitel 11 Verirrt

Kapitel 12 Licht am Ende des Tunnels

Kapitel 13 Böse Überraschung

[Leseprobe]

Kapitel 1 Im Paradies

Kapitel 1Schreck in der Abendstunde

Marcel genoss die Ruhe. Sein Vater checkte irgendwo im Haus seine Kameraausrüstung für den nächsten Tag. Seine Zwillingsschwester Julia schaute sich gemeinsam mit ihrer Mutter am Strand den Sonnenuntergang an. Marcel war zu Hause geblieben, hatte sich eine der selbstgemachten Frikadellen aus dem Kühlschrank gemopst, die eigentlich zum Proviant für den morgigen Ausflug gehörten, sich ordentlich Ketchup draufgetan, dazu ein Erdnussbutterbrot geschmiert und sich in den Liegestuhl auf der kleinen Veranda des gemieteten Ferienhauses gefläzt. Herrlich! Allein! Ruhe! Vor sich den wilden Garten mit Eukalyptusbäumen und etwas Leckeres zu essen in der Hand. Was wollte man mehr?

Tasmanien

Tasmanien ist eine Insel, die 240 Kilometer südlich des australischen Festlands liegt.

Sie ist der kleinste Bundesstaat Australiens, zu dem noch weitere, kleinere vorgelagerte Inseln gehören.

Tasmanien ist nach dem niederländischen Seefahrer Abel Tasman benannt, der die Insel 1642 für die Europäer entdeckte. 1770 nahm der britische Seefahrer und Entdecker James Cook die Ostküste Australiens und mit ihr auch Tasmanien für Großbritannien in Besitz. Anfang des 19. Jahrhunderts entstand an der Mündung des Flusses Hobart die gleichnamige Hauptstadt Tasmaniens aus einer Strafkolonie Großbritanniens.

Vor etwa 12000 Jahren wurde die Insel vom Festland getrennt. Durch ihre isolierte Lage hat sich dort eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt entwickelt. So wächst auf Tasmanien die älteste Pflanze der Erde: Die Lomatia tasmanica ist über 43000 Jahre alt, und es gibt nur noch ein einziges Exemplar. Sie wächst auf einer Fläche so groß wie 168 Fußballfelder und ist teilweise bis zu acht Meter hoch. Ihr genauer Standort aber wird geheim gehalten, um sie vor Touristen zu schützen.

Bis zu 1600 Meter hohe Berge durchziehen die Insel. Das Klima ist gemäßigt, doch das Wetter ändert sich viel rascher als in Europa. Die Hälfte der Insel ist unberührte Wildnis. Dort wurden Naturparks eingerichtet, die unter Schutz stehen. Doch nach wie vor werden auf Tasmanien alte Bäume für die australische Holzwirtschaft gefällt.

Doch plötzlich hörte er ein seltsames Geräusch.

Marcel hörte auf zu kauen, hob den Kopf, spitzte die Ohren. Was war das?

Es klang wie ein leises, verzweifeltes Piepsen. War eine Maus oder ein anderes Nagetier auf die Veranda gekommen, das ihm vielleicht das Erdnussbutterbrot streitig machen wollte? Am Abend zuvor – ihrem ersten Abend hier auf Tasmanien – hatten er und seine Schwester schon Bekanntschaft mit einem sehr süßen, aber auch sehr hungrigen Possum – oder Fuchskusu – gemacht. Sie hatten es mit Früchten gefüttert. Marcel würde es nicht wundern, wenn es wiedergekommen war, um sich heute erneut ein Abendessen spendieren zu lassen. Aber gestern hatte der Fuchskusu so gut wie keine Geräusche gemacht, außer dem genüsslichen Schmatzen beim Früchteverzehr.

Marcel erhob sich langsam, um nachzuschauen, ob der kleine Gast tatsächlich wieder da war. Possums waren eigentlich nachtaktive Tiere. Bei Sonnenuntergang hier aufzutauchen, war ein bisschen früh für sie. Vielleicht hatte er großen Hunger? Marcel bedauerte, dass Julia nicht da war. Sie würde sich bestimmt ärgern, wenn sie ihn verpasste. Er überlegte, ob er in die Küche gehen sollte, um frische Früchte zu holen. Soweit er sich erinnerte, lag dort noch eine saftige Melone. Doch dann entschied er sich, erst einmal nach dem Tierchen zu suchen. Er horchte erneut. Das Piepsen klang noch kläglicher und wurde leiser. Aber es war noch so laut, dass er versuchen konnte, dem Geräusch nachzugehen.

Zuerst sah er unter seinem Liegestuhl nach, obwohl er es für unwahrscheinlich hielt, dass …

»Himmel!«, schrie er auf und schreckte zurück.

Was um alles in der Welt war DAS?

Vorsichtig ging er in die Hocke, um aus sicherer Entfernung beobachten zu können, was sich da direkt unter seinem Liegestuhl bewegte, in dem er eben noch so gemütlich und nichtsahnend gelegen hatte. Im Schatten des gelben, gedimmten Verandalichts war es nicht richtig zu erkennen, und das, was er zu erkennen glaubte, wollte er lieber nicht wahrhaben. Mit der Taschenlampen-App seines Smartphones leuchtete er den Schatten aus. Nun sah er deutlich ein kleines, zappelndes Nagetier, das sich im Todeskampf hin und her wand, piepte und quiekte, weil es soeben von einer gigantischen Spinne getötet wurde, die etwa dreimal so groß war wie ihre Beute.

»Uäähhh!«, stieß Marcel unwillkürlich aus.

Für einen Moment überlegte er, ob er das Nagetierchen retten könnte. Aber erstens traute er sich nicht an die riesige Spinne heran, die seiner Schätzung nach bestimmt an die zwanzig Zentimeter maß. Und zweitens war es eh zu spät. Das höchstens sechs Zentimeter lange Nagetier rührte sich nicht mehr.

In dem Moment trat Marcels Vater auf die Veranda. Er sah seinen Sohn in der Hocke unter den Liegestuhl leuchten.

»Was tust du da?«, fragte er.

Als Marcel es ihm erklärte, hockte sich Gunnar ebenfalls hin und rief aus: »Du meine Güte! Was für ein seltenes Motiv!«

»Was?«, fragte Marcel verwirrt.

Doch sein Vater war schon aufgesprungen und ins Wohnzimmer gerannt, um wenig später mit der Kamera in der Hand wiederzukommen.

»Ist es noch da?«, fragte er aufgeregt.

Marcel nickte. »Die Spinne läuft immer wieder um die Maus herum.«

»Das ist keine Maus, sondern ein Zwergbilchbeutler«, erläuterte sein Vater. »Und die Riesenkrabbenspinne führt gerade ihren Siegestanz aus.«

Riesenkrabbenspinne

Die Riesenkrabbenspinne trägt im deutschsprachigen Raum diesen Namen, weil sie der Krabbenspinne sehr ähnelt. Dabei ist sie viel größer als diese und nicht mit ihr verwandt. Im englischen Sprachraum nennt man sie – übersetzt – Jägerspinne. Denn um Beute zu fangen, legt sie kein Spinnennetz an, sondern spürt das Beutetier auf, packt es und erlegt es mit einem giftigen Biss.

Die Riesenkrabbenspinne ist sehr anpassungsfähig, weshalb Menschen sie oft antreffen können, allerdings hauptsächlich in den Tropen und Subtropen.

Riesenkrabbenspinnen sind vor allem nachtaktiv, können sich sehr gut verstecken und schnell laufen, und zwar vorwärts sowie rück- und seitwärts gleich schnell. Außerdem können sie selbst an sehr glatten Flächen emporklettern.

Die Riesenkrabbenspinne fertigt keine Netze an. Ihre Spinnenseide benutzt sie nur zum Eierlegen und um Beutetiere festzukleben oder zu fesseln. Manchmal dichtet sie mit der Spinnenseide auch einen Unterschlupf ab, zum Beispiel zum Schutz vor Wasser, oder sie nutzt die Seide zum Darüberlaufen, wie Seiltänzer.

Die größte Art hat eine Körperlänge von nur 4,6 Zentimetern, aber eine Beinspannweite von 30 Zentimetern, ist also so lang wie ein übliches Schullineal! Ihre Bisse sind für Menschen schmerzhaft, aber nicht gefährlich.

»Siegestanz?«, wiederholte Marcel, während sein Vater bäuchlings auf die Spinne zurobbte und den Motor seines Auslösers nur so surren ließ.

»Sie spinnt ihre Beute nicht ein, sondern befestigt sie im Laufe dieser tanzartigen Bewegungen am Untergrund. Normalerweise frisst sie nur Insekten, zum Beispiel Schaben. Dass sie ein Possum angreift, ist äußerst selten und ungewöhnlich.«

Der Kameramotor surrte weiter.

»Ein Possum? So wie der Fuchskusu gestern?«

»Dies ist ein kleines Possum«, betonte sein Vater. »Davon gibt es in Tasmanien nur zwei Arten: Zwergbilchbeutler und Dickschwanz-Schlafbeutler. Der Fuchskusu gestern gehört zu den größeren Arten.«

»Na schön«, kommentierte Marcel. »Ich geh ins Haus, um meine Frikadelle zu essen. Hier draußen ist mir der Appetit vergangen.«

Sein Vater stutzte.

»Moment mal! Frikadelle? Die sind für morgen!«, stellte er klar.

»Na, bevor wir die mitnehmen, muss man ja erst mal probieren!«, konterte Marcel.

Sein Vater schmunzelte. Und schoss noch ein paar Fotos von dem schaurigen Todeskampf.

Von der Vorderseite des Hauses hörte Marcel Schritte – seine Mutter und seine Schwester kehrten vom Strand zurück.

Julia lief gleich auf Marcel zu und fragte: »War der Fuchskusu wieder da?«

Marcel schüttelte den Kopf. »Nein. Aber ein anderes, kleines Possum.«

»Echt?«, sagte Julia entzückt. »Kleiner als das gestern? Wie süüüüß. Ich hole gleich Früchte!«

»War…te!«, wollte Marcel sie zurückhalten.

Doch Julia war schon in die Küche gestürmt und sauste kurz darauf mit ein paar Stückchen Melone in den Händen durchs Wohnzimmer auf die Veranda, ohne dass Marcel eine Chance gehabt hätte, ihr mitzuteilen, was sich dort abspielte.

Eine halbe Minute später stieß sie einen spitzen Schrei aus.

Ihre Mutter kam ins Wohnzimmer gerannt und fragte erschreckt: »Was ist passiert?«

»Julia hat das Possum gesehen«, antwortete Marcel grinsend.

Er weihte seine Mutter ein.

»Na«, kommentierte Maria. »Das geht ja noch. Ich hoffe, auf eurem Ausflug morgen bleibt ihr von schrecklichen Begegnungen verschont. Wollt ihr wirklich mit Papa mitfahren?«

»Mitfahren?«, wiederholte Marcel entgeistert. »Wir fliegen! Mit einem Hubschrauber! Denkst du, das lasse ich mir entgehen? Ich bin noch nie mit einem Hubschrauber geflogen!«

»Ich weiß.« Seine Mutter seufzte. »Aber immer, wenn ihr fort seid, mache ich mir große Sorgen.«

»Na hör mal«, versuchte Marcel, die Befürchtungen seiner Mutter zu entkräften. »Papa ist doch dabei.«

»Ja«, bestätigte Maria, seufzte aber noch tiefer. »Beim ersten Mal war Papa auch dabei. Und um ein Haar wärt ihr alle drei ums Leben gekommen.«

Marcel schwächte ab: »Sooo gefährlich war es auch nicht.«

Doch seine Mutter ließ sich nicht beirren. »War es allerdings! Das weißt du besser als ich! Und beim zweiten Mal wart ihr in meiner Obhut und …«

»Wir sind allein mit den beiden seltsamen Typen rausgefahren!«, erinnerte Marcel sie. »Du konntest nichts dafür. Wir alle hatten ihnen vertraut.«

Seine Mutter machte ein noch besorgteres Gesicht. »Ja, auch da wart ihr wieder in höchster Gefahr.«

»Unglückliche Zufälle!«, behauptete Marcel. »Morgen fliegen wir mit Papa und einem Piloten. Da kann überhaupt nichts passieren!«

»Na, hoffentlich!«, erwiderte seine Mutter. »Aber Sorgen mache ich mir trotzdem.«

 

Marcel wusste, dass die Sorgen seiner Mutter durchaus ihre Gründe hatten. Denn für den nächsten Tag stand weit mehr auf dem Plan als nur ein harmloser Ausflug mit einem Hubschrauber. Sein Vater hatte in den vergangenen Wochen oft über das bevorstehende Projekt gesprochen: »Das bekannteste Tier Tasmaniens ist der sogenannte Tasmanische Beutelteufel. Ihn gibt es nur hier auf der Insel. Ein possierliches Tierchen von der Größe einer Hauskatze, aber mit einem sehr, sehr festen Biss. Das Entscheidende ist aber: Im Jahr 1996 hat ein Naturfotograf – also ein Kollege von mir, wenn ihr so wollt – bei diesen Tieren eine seltsame und wie man später feststellte tödliche Krankheit entdeckt: eine bösartige, äußerst schmerzhafte Krebserkrankung. Zudem ist es die erste ansteckende Krebserkrankung bei Säugetieren, die man je festgestellt hat. Aufgrund dieser Krankheit ging die Zahl der Tasmanischen Teufel in den vergangenen zwanzig Jahren um neunzig Prozent zurück. Die Art ist also im höchsten Maße vom Aussterben bedroht. Es gibt sie fast nur noch in der Auffang- und Nachzuchtstation in Cradle Valley. Wissenschaftler forschen fieberhaft an Impfstoffen und Medikamenten, um die Art zu erhalten. Für sie ist es wichtig, Tiere in freier Wildbahn untersuchen zu können. Dazu muss man sie aber erst mal fangen. Das gelang in den letzten Jahren nur schwer, weil der Tasmanische Teufel mit seinem starken Gebiss selbst Drahtkäfige durchtrennen und so entkommen kann. Seit einiger Zeit gibt es eine neue Fangmethode: Man legt Köder in Plastikröhren aus. In den runden Röhren finden die Tiere keinen Angriffspunkt, um zuzubeißen, und so kann man sie fangen und untersuchen.«

»Klingt aufregend!«, hatte Julia kommentiert.

Das fand Marcel auch. Aber es kam noch besser: »Genau solche Plastikröhren-Fallen sollen in Cradle Mountain, also in den Bergen, neu aufgestellt werden. Und ich darf als Fotograf mitkommen. Eine einmalige Chance, Tasmanische Teufel in freier Wildbahn zu fotografieren. Das ist mittlerweile sonst fast unmöglich, weil es nur noch so wenige gibt und sie sehr scheu sind.«

»Irre!«, hatten die Zwillinge gefunden.

»Ich drücke dir die Daumen!«, hatte Marcel gesagt.

Und Julia hatte tief geseufzt: »Ach, da wäre ich sooo gern dabei.«

Daraufhin hatte ihr Vater schmunzelnd gefragt: »Was glaubt ihr, warum ich euch das alles so ausführlich berichte?«

Julia und Marcel hatten sich ungläubig angeschaut – und nicht gewusst, ob sie das richtig verstanden hatten.

»Wir … dürfen … mit?«, hatte Julia vorsichtig nachgehakt.

Ihr Vater hatte genickt.

»Ich habe erzählt, dass ihr den Korallengärtnern im Great Barrier Reef geholfen habt. Und daraufhin … Ja, ihr dürft mit. Die Expedition soll drei Tage dauern.«

Blende und Belichtung beim Fotografieren

Bei den meisten Kameras braucht man heute bloß noch den Auslöser zu drücken, den Rest erledigt die Kamera: die Schärfe, die Belichtungszeit und die Blende. In der Regel hat man aber auch die Möglichkeit, alles manuell einzustellen. Wozu?

Die Blende entscheidet über die Menge an Licht, die durch die Linse auf den Sensor trifft, und somit über die Ausdehnung der Schärfe. Mit dieser sogenannten Schärfentiefe kann man einstellen, bis wie weit in den Hintergrund das Foto scharf wird. Man kann also zum Beispiel nur das Gesicht im Vordergrund (Porträt) oder eine Blüte scharf stellen, den unwichtigen Hintergrund (Zimmer, Häuser, Bäume) jedoch unscharf lassen. Oder umgekehrt: Man stellt das Haus im Hintergrund scharf, und im Vordergrund bleibt ein Ast unscharf, um dem Bild Tiefe zu verleihen.

Mit der Wahl der Blende kannst du also ein Foto besonders effektvoll gestalten.

Gleichzeitig bestimmt die Blende die Belichtung des Motives. Wenn du etwas bei fast geschlossener Blende (zum Beispiel f22) fotografierst, erreicht wenig Licht den Sensor der Kamera. Um das Bild dennoch gut zu belichten, müssen andere Faktoren das fehlende Licht ausgleichen. Zum Beispiel die Belichtungszeit. Je größer die Zahl der Blende (f8, f16, f22), desto länger die Belichtungszeit.

Je länger die Belichtungszeit, desto größer ist aber die Gefahr, dass man das Bild verwackelt. Dann ist oftmals ein Stativ notwendig. Ein typisches Beispiel für eine lange Belichtungszeit sind Nachtaufnahmen einer Landschaft. Ein Blitz genügt dafür nicht, denn er kann eine Landschaft nicht komplett ausleuchten!

Mit einem Objektiv, an dem man die Blende sehr weit öffnen kann (zum Beispiel f2.8), lassen sich auch ohne Stativ und ohne Blitz selbst bei weniger Licht noch gute Bilder erzielen.

Manchmal will man aber ganz bewusst Unschärfe ins Bild bringen, zum Beispiel bei Sportaufnahmen, damit das Bild dynamisch und nicht wie eingefroren aussieht (Bewegungsunschärfe). Dann wählt man ganz gezielt eine lange Belichtungszeit und eine große Blende.

Bei der Tierfotografie zieht man in diesem Fall die Kamera mit der Bewegung des Tieres mit. Dadurch erhält man den Effekt, dass das rennende Tier scharf und der Hintergrund mit einer dynamischen Bewegungsunschärfe abgebildet wird.

Und nun stand die Reise unmittelbar bevor..tif"/>

Als Gunnar seine Aufnahmen von der Riesenspinne gemacht hatte, kam er mit Julia herein, holte eine Landkarte hervor und setzte sich mit den Zwillingen und seiner Frau an den großen Esstisch, um die Route für die nächsten Tage zu besprechen: »Also, wir fliegen mit dem Hubschrauber von hier – Penguin – zum Cradle Mountain. Das sind nur zwanzig Kilometer Luftlinie. Auf dem Weg kreisen wir über einigen Seen, damit ich ein paar Landschaftsaufnahmen machen kann.«

Er zeigte auf der Landkarte der Reihe nach auf Crater Lake, Dove Lake, Lake Wilks und dann auf den Cradle Mountain. »Dort landen wir. In der Nähe von Cradle Mountain Summit.«

Sein Zeigefinger tippte auf ein Gebiet, das auf der Karte aus einer schlichten grünen Fläche bestand. Mit anderen Worten: Dort gab es nichts als Wildnis. In der Nähe war nur ein schmaler Wanderweg gekennzeichnet, der von Cradle Mountain knapp zwei Kilometer nach Rangers Hut führte. Nach drei Vierteln der Strecke konnte man außerdem nach links zum Lake Wilks abbiegen.

»Habt ihr warme Kleidung eingepackt?«, vergewisserte sich Gunnar noch mal. »Nachts kann es sehr kalt werden. Nur ein paar Grad über null. Wenn man Pech hat, gibt es sogar Minusgrade. Und der Tasmanische Teufel ist nachtaktiv.«

»Wissen wir«, antwortete Julia. »Wir haben alles dabei. Oder, Marcel?«

»Klar«, bestätigte Marcel. »Hier wird es nachts ja auch schon sehr kalt.«

»Gut«, beendete Gunnar das Vorbereitungsgespräch. »Dann geht jetzt schlafen. Wir wollen früh raus.«

»Ja, ja«, meckerte Marcel. »Wieso starten wir eigentlich immer so früh? Das nervt irgendwie.«

»Ich will für die Landschaftsaufnahmen schönes Morgenlicht haben«, erläuterte sein Vater. »Außerdem sollten wir unser Lager zeitig aufschlagen, dann können wir nach dem Abendessen noch ein kleines Lagerfeuer machen und wären schon in der ersten Nacht bereit für eine Fototour.«

»Na schön«, gab Marcel seufzend nach.

 

Am nächsten – sehr frühen – Morgen ging es dann endlich los. Allerdings war es schon hell, so dass sie vom Hubschrauber aus die wilde Landschaft genießen konnten.

Für die Zwillinge war es nicht neu zu fliegen. Beide mochten es und hatten damit nicht die geringsten Probleme. Doch ein Hubschrauber war etwas ganz anderes als ein Jumbo-Jet mit bequemen Sitzen, Videos und einem Servicewagen, der einem leckere Getränke servierte. Einerseits war es verdammt laut in dem Helikopter. Man verstand sein eigenes Wort kaum. Andererseits war es selbst für Kinder extrem eng. Marcel hatte Mühe, seine Beine irgendwo unterzubringen, ohne sie schmerzhaft zu verknoten. Aber er wunderte sich, wie warm es in dem Hubschrauber war. Er hätte nicht gedacht, dass dieser über eine Heizung oder gar eine Klimaanlage verfügte. Zumal der Helikopter nicht für Touristen-Rundflüge, sondern für Forschungszwecke konzipiert war. Doch dieser Helikopter hatte sowohl eine Heizung als auch eine Klimaanlage. Der Flug war viel weniger wackelig, als Marcel befürchtet hatte. Vor allem weil sein Vater ihnen kurz vor dem Start empfohlen hatte, eine Reisetablette einzunehmen. Beide hatten dankend abgelehnt.

»Kein Problem, wenn es nicht schlimmer wird als eine Achterbahn«, hatte Julia behauptet.