Fußballprofi 5: Fußballprofi - Fußball auf Deutschland-Tour - Andreas Schlüter - E-Book

Fußballprofi 5: Fußballprofi - Fußball auf Deutschland-Tour E-Book

Andreas Schlüter

0,0
6,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Sonderband zur Fußball-EM 2024 in Deutschland Niklas hat einen großen Traum: Er will Jugend-Fußballmannschaften aus ganz Europa zu einem Turnier nach Deutschland einladen. Und mit Unterstützung vom Trainer und dem DFB geht der Traum tatsächlich in Erfüllung! Niklas und seine Freunde aus der U15 spielen unter anderem gegen Teams aus Italien, Irland, England und Niederlande. Die Spiele werden in München, Berlin, Hamburg, Düsseldorf, Köln, Dortmund, Leipzig, Stuttgart, Frankfurt und anderen Städten ausgetragen! So geht Niklas auf eine spannende Deutschland-Tournee. Das ideale Geschenk für alle Fußballfans ab 10 Jahren - mit coolen Schwarzweiß-Illustrationen und Infos zu allen Stadien der EM

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Irene Margil / Andreas Schlüter

Fußballprofi - Fußball auf Deutschland-TourMit Bildern von Markus Grolik

Niklas hat mithilfe seines Trainers und dem DFB Jugend-Fußballmannschaften aus ganz Europa zu einem Turnier nach Deutschland eingeladen. In der U15-Nationalmannschaft spielt er gegen Teams aus Italien, Spanien, Irland, Dänemark, Ungarn und anderen Ländern. Und die Spiele werden in Stadien in 12 großen deutschen Städten ausgetragen. So geht Niklas auf eine spannende Deutschland-Tournee.

Wohin soll es gehen?

Buch lesen

Viten

Die große Niklas-Reihe auf einen Blick:

Fußball und sonst gar nichts!

Fußball und noch viel mehr!

Fußball und die ganze Welt kickt mit!

Fußballprofi: Fußball, Champions und Europa

Fußballprofi: Fußball auf Deutschlandtour

Fußballprofi: Ein Talent wird entdeckt

Fußballprofi: Ein Talent steigt auf

Fußballprofi: Ein Talent wird zum Star

www.niklasfussballseite.de

Irene Margil /Andreas Schlüter

Fußball auf Deutschlandtour

Mit Bildern von Markus Grolik

„Hygg-hygg-hurra!“, rief Niklas, hüpfte dabei in die Luft und wedelte mit seinem Smartphone.

Da klingelte es an der Haustür. Zweimal kurz, einmal lang.

Tobias oder Nele?, überlegte Niklas. Zweimal kurz, einmal lang, das war doch ihr Erkennungszeichen!

Vor der Tür standen alle beide. „Überraschung!“, riefen sie im Chor.

„Hygg-hygg-hurra!“, wiederholte Niklas und winkte die beiden herein.

Nele stutzte und blieb wie angewurzelt vor der Haustür stehen. „Schluckauf? Oder träumst du von Dänemark?“, fragte sie.

Hyggelig heißt bei den Dänen so was wie gemütlich, gelassen, entspannt. Das wusste auch Niklas seit seiner U14-EM, bei der er in Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen gespielt hatte.

„Du hast wieder den Sieg geholt, stimmt’s?“, fragte Tobias mit Blick auf das Smartphone, das Niklas noch in der Hand hielt.

Niklas grinste. „Ich hab gerade schon wieder ein Quiz gegen Hugi gewonnen, den hyggeligen Dänen“, erklärte er Nele. „Erinnerst du dich?“

Nele nickte und fragte: „Und nun?“

Niklas erzählte von seiner Freundschaft mit Hugi, die sie seit der U14-EM vor allem durch gemeinsame Quizspiele pflegten. „Na ja, und seit unserem Sieg in Kopenhagen jubele ich mit Hygg-hygg-hurra! Ich wollte mich gerade bei euch melden. Super, dass ihr mich besucht!“

Niklas war immer noch voller Eindrücke und Erinnerungen an seine Fußball-Europareise, obwohl sie inzwischen etliche Monate zurücklag.

„Hallo, ihr beiden!“, rief Niklas’ Vater durch den Flur zur Begrüßung und fragte gleich: „Es gibt noch Kuchen. Wollt ihr? Und Tee dazu?“

Mittwochs arbeitete er neuerdings immer im Homeoffice, während Niklas’ Mutter umgekehrt immer nur mittwochs im Büro anwesend sein musste.

„O ja, danke!“, antwortete Tobias.

„Aber bitte lieber Saft und Wasser statt Tee, wenn es geht“, bat Nele.

„Gern! Bringe ich euch gleich“, versprach Niklas’ Vater und verschwand in der Küche.

„Ach, bevor ich es vergesse …“, sagte Tobias zu Niklas. „Ich soll dich von Benni, Jakob und den anderen grüßen. Aber sie vermuten, dass du dich gar nicht mehr an deine alten Fußballfreunde erinnerst. Du hast dich ja nie gemeldet.“

„Na, hör mal. Die vergesse ich doch nicht. Aber es war immer so viel los … Trotzdem danke für die Grüße, das ist sehr nett“, antwortete Niklas, während er die beiden in sein Zimmer führte und dort Nele seinen Schreibtischstuhl und Tobias ein Sitzkissen entgegenschob.

„Hast du ihnen nicht erzählt, dass ich im Fußballinternat immer extrem wenig Zeit habe?“

„Doch! Klar! Das hab ich gemacht“, versicherte Tobias.

„Trotzdem verstehe ich die Jungs. Ich meine, zumindest ein Foto kann man doch mal posten oder senden.“

Seit drei Monaten spielte Niklas nicht mehr bei seinem ersten Verein, dem Stadtteilverein FC Berne.

Sein Abschied von den Kumpels war nicht glatt gelaufen. Niklas hatte sich lange nicht getraut, von dem anstehenden Vereinswechsel zu erzählen. Er hatte deswegen eine Weile sogar bei beiden Vereinen trainiert.

Und gerade, als er es den Jungs endlich offiziell hatte mitteilen wollen, hatte Freddy Niklas’ Wechsel zum FC Rotweiß rausposaunt. Benni, Jakob und die anderen Jungs waren erst wie versteinert gewesen und dann echt sauer.

Vermutlich hätte jeder von ihnen sich genauso wie Niklas für den Wechsel entschieden – wenn sie entsprechende Angebote bekommen hätten. Aber sauer waren sie vor allem deshalb, weil Niklas ihnen nicht sofort die Wahrheit gesagt hatte. Vor ihnen brauchte er doch nicht hinterm Berg halten! Ihnen hätte er seine Pläne, Fußballprofi werden zu wollen, offen anvertrauen können. Sie waren seine besten Kumpels und wussten alle sehr gut, dass man in ihrem Verein, dem FC Berne, niemals Profi werden konnte. Nein, das war ein schwerer Vertrauensbruch gewesen. So hatten das alle empfunden.

Niklas musste ihnen zustimmen. So etwas würde ihm nie wieder passieren. Das hatte er sich geschworen. Und nun hatte er sich in der ganzen Zeit nicht ein Mal gemeldet.

Gleich morgen würde er ihnen einen Gruß schicken.

Trotz aller Verbitterung: Die meisten beneideten ihn um den Vereinswechsel. Schließlich war der FC Rotweiß nicht irgendein Verein. Kaum ein anderer Verein hatte seine Ziele so hochgesteckt wie der FC. Der Vereinsvorsitzende Herr Dr. Karl Kiesling wollte auf dem schnellsten Weg in die Bundesliga. Ob der Plan aufgehen würde, konnte niemand wissen. Schließlich fielen Tore nicht, indem man mit dem Geldbeutel winkte. Aber natürlich halfen die vielen Millionen, die Kiesling in den Verein steckte, enorm. Spitzenspieler konnten geholt, Trainingsbedingungen verbessert werden. Auch ein neuer Trainerstab wurde eingesetzt. Darunter Herr Kanter. Er hatte die U12 und die U14 als Nationaltrainer betreut und war ab sofort für die 1. B- und die 1. C-Jugendmannschaft zuständig. Er war es auch, der Niklas zum FC Rotweiß eingeladen hatte. Außerdem hatte er veranlasst, dass Niklas für optimale Trainingsbedingungen einen Platz im Fußballinternat bekommen hatte. Dort wurden Unterrichts- und Trainingspläne aufeinander abgestimmt.

Damit sollte es ihm etwas weniger schwerfallen, die steigenden schulischen Anforderungen mit dem deutlich höheren Trainingsaufwand zu vereinbaren. Darum kam Niklas nun auch nur noch besuchsweise nach Hause zu seinen Eltern in den Hamburger Stadtteil Berne.

Und genau deshalb hatten sich Nele und Tobias für diesen gemeinsamen Überraschungsbesuch verabredet.

Niklas seufzte. „Wie schade, dass ich nie wieder gegen Hugi und all die anderen Mannschaften spielen werde.“

„Ich hätte auch nichts gegen ein erneutes Finale in München oder sonst wo“, grinste Nele und stupste Tobias dabei an.

„Ich auch nicht“, lächelte der zurück.

Die beiden waren offiziell vom DFB als Begleitpersonen für Niklas zum U14-EM-Finale eingeladen worden, gemeinsam mit Niklas’ Eltern und seinem Großvater. Das war für alle ein Riesenerlebnis gewesen!

Niklas’ Blick schweifte unwillkürlich zu der Goldmedaille, die seitdem am Fußende seines Bettes glänzte. „Die muss auch noch mit“, sagte er und nahm sie mit betonter Sorgfalt von der Wand. Als seien die Erinnerungen, die sie weckte, zerbrechlich, legte er sie sanft zwischen die frisch gewaschene Kleidung, die in einer Tasche für das Internat bereitstand.

„Wie wäre es, wenn …“ Nele stockte.

„… wenn so etwas wiederholt würde?“, vollendete Tobias Neles Satz.

Niklas schüttelte den Kopf. „Hä?“, fragte er. „Die U14-EM wiederholen? Ich bin ja froh, dass wir die gewonnen haben. So schön die Reise auch war!“ Er wandte den beiden den Rücken zu und zog den Reißverschluss der Tasche zu.

„Wieso nicht?“, hakte Nele nach.

„Wir meinen das ernst, echt!“, versicherte Tobias.

„Natürlich nicht deine EM noch mal spielen. Aber so ein Event veranstalten. Eben weil es so ein großer Erfolg war.“

„Haha!“, lachte Niklas und drehte sich um. „Wie soll das denn gehen?“ Er war sich nicht sicher, ob die beiden sich nicht nur einen dummen Spaß mit ihm erlaubten.

Doch die redeten ganz ernst weiter.

„Es müssen ja nicht wieder so viele Länder sein“, überlegte Tobias laut.

„Nein!“, warf Nele ein. „Am besten nur eins: Deutschland.

Dann könnten wir alle Spiele sehen, nicht nur das Endspiel in München. Du lädst uns doch wieder ein?“

„Nur Deutschland?“ Niklas kräuselte die Stirn. „Was ist das denn für eine Europatournee? Nur in Deutschland!“

„Wieso?“, widersprach Tobias. „Alle Europameisterschaften fanden jeweils in nur einem Land statt, maximal in zwei. Nur die EM 2020 beziehungsweise 2021 war etwas Besonderes.“

„Genau!“, ergänzte Nele. „Zu Gast bei Freunden. Hieß nicht die WM damals so, die auch in Deutschland stattfand?“

„Ja!“, rief Tobias begeistert, der nun aufrecht auf dem Kissen saß. „Und jetzt werden wir wieder Gastgeber. Für die U15-Nationalmannschaften!“

„Das finde ich gut“, stimmte Nele zu. „Lasst uns einfach mal rumspinnen!“

„Ja“, entgegnete Niklas. „Rumspinnen könnt ihr gut.“

„Hör endlich auf, du Spielverderber!“, pflaumte Nele ihn an. „Und komm mir jetzt nicht mit Einwänden wie: Wer soll das organisieren? Wer soll das alles bezahlen? Und so einem Scheiß. Wir sammeln doch nur Ideen.“

Niklas verstummte. Genau das hatte er nämlich gerade einwenden wollen. Aber vielleicht hatte sie ja recht.

Zumindest zum Spaß konnte er ja mit seinen beiden Freunden weiter ein bisschen herumspinnen.

„Okay“, sagte er. „Also dieses Mal keine Reisen von Land zu Land. Die deutsche U15-Nationalmannschaft trifft die EM-Mannschaften aus dem vergangenen Jahr hier in Deutschland wieder. Jede Mannschaft wird in einer anderen deutschen Stadt empfangen.“

„Ja, eine Deutschlandtournee!“, rief Tobias und warf die Hände in die Luft, als hätte er ein Tor geschossen.

„Deutschland als Gastgeber für Freunde. Sag ich doch!“, betonte Nele.

Die drei klatschten ab. Sie wussten, diese Idee war nur ein Hirngespinst. Aber ein gutes. Immerhin gut genug, dass man die Idee durchaus mal Herrn Kanter und dem DFB vorstellen konnte. Das war jedenfalls Neles Meinung.

Und Tobias schloss sich ihr sofort an.

„Herrn Kanter vorstellen?“, fragte Niklas skeptisch nach.

Jetzt wurde es doch wieder zu ernst.

„Herr Kanter würde unsere Idee bestimmt unterstützen“, behauptete Tobias.

Nele nickte eifrig. „Fragst du ihn?“

Niklas kräuselte erneut die Stirn und kaute auf seiner Unterlippe.

„Versprich es!“, forderte Nele.

Niklas zögerte, dann sagte er: „Na gut, ich werde ihn fragen.“

Ob das ein Fehler gewesen war?, dachte Niklas abends im Bett. Er konnte nicht einschlafen, weil er ständig an die Idee und sein Versprechen denken musste.

Immer wieder tauchten im Halbdunkel der Straßenbeleuchtung Zweifel auf, Fragen und auch Ängste.

Konnte er, Niklas Högenbart, sich so einen Vorschlag überhaupt herausnehmen? Oder würde man ihn als Spinner abstempeln? Überheblich und größenwahnsinnig?

Mit jeder neuen Frage wich die Begeisterung für die Idee wie Luft aus einem glänzenden Fußball. Übrig blieb ein unförmiger Klumpen. Was, wenn Herr Kanter ihn deswegen auslachte?

Wie immer, wenn Niklas eine wichtige Entscheidung zu treffen hatte, fragte er seinen Opa, der ihm stets zur Seite stand. Gleich am nächsten Morgen rief Niklas ihn an.

Und wie immer wusste Opa eine Antwort.

„Ich weiß nicht, ob Herr Kanter deine Idee gut oder schlecht findet“, sagte Opa. „Aber ich bin sicher, er wird dich ernst nehmen und auf keinen Fall auslachen.“

„Wirklich?“, hakte Niklas noch mal unsicher nach.

„Wirklich!“, versicherte ihm Opa. „Und wenn du nicht möchtest, dass jemand aus der Mannschaft es mithört, dann mache es wie bei mir: Rufe den Trainer einfach an.“

Das war eine gute Idee! Vor dem nächsten Training war für so eine wichtige Sache zu wenig Ruhe. Außerdem wollte er nicht noch mal eine halbe Nacht deswegen wach liegen.

„Danke, Opa!“, rief Niklas ins Telefon, legte auf und wählte, gewappnet mit dem Rat seines Großvaters, sofort die Nummer von Herrn Kanter.

Niklas war so aufgeregt, dass er fast die Begrüßung am Telefon vergessen hätte. Gerade noch rechtzeitig fiel es ihm ein. Und dann legte er aber im selben Atemzug sofort los. „Guten Tag Herr Kanter Ich habe da eine tolle Idee wie wäre es mit einer Deutschlandtournee?“, ratterte er herunter, als wären Begrüßung und Vorschlag ein einziges Wort.

„Halt! Halt!“, rief Herr Kanter. „Langsam! Langsam! Wer ist denn da? Und worum geht’s?“

Niklas holte tief Luft und bemühte sich unter größter Anstrengung, langsam und deutlich seinen Vorschlag vorzutragen. Was ihm nur halbwegs gelang. Aber immerhin hörte Herr Kanter zu. Niklas bemühte sich außerdem, nichts auszulassen, als er seine Idee beschrieb. Der Trainer sollte wissen, dass er auch über mögliche Probleme und Widerstände nachgedacht hatte.

Er schilderte also seine Zweifel und betonte, dass es natürlich noch sehr viel zu klären gäbe und dass sie viele Unterstützer für so einen Plan brauchten. Und dann holte er noch mal tief Luft, als würde er von einem langen Tauchgang wieder an die Oberfläche kommen, und fragte:

„Was denken Sie darüber?“ Gespannt erwartete er nun, dass die Antwort seines Trainers genauso prompt käme, wie er seinen Vorschlag vorgetragen hatte. Er war auf alles gefasst.

Aber erst mal kam … nichts.

Gar nichts.

„Hallooo? Sind Sie noch da?“, fragte Niklas.

„Mmmmhm …“, hörte er seinen Trainer leise brummen.

Na super!, dachte Niklas. War das jetzt eine gute oder eine schlechte Antwort?

Und dann gleich noch mal: „Mmmmhm …“

So klang es immer, wenn sein Trainer intensiv über etwas nachdachte. Niklas wusste, auch ohne dass er ihn sah, wie Herr Kanter jetzt sein Kinn rieb; gerade so, als hätte er einen Bart. Vermutlich suchte er noch nach passenden Worten, um ihm die Flausen wieder aus dem Kopf zu vertreiben.

Dann wieder Herrn Kanters Stimme: „Also, ich finde …“ Pause.

Endlich folgten zwei vollständige Sätze: „Ich finde … das sollten wir versuchen. Ja! Das ist eine richtig gute Idee!“

„WAS?“, schrie Niklas förmlich in den Hörer. „Echt?

Finden Sie?“

„Ja“, bestätigte Herr Kanter. „Findest du etwa nicht? Du hast mich doch deshalb angerufen.“

„Doch! Klar! Natürlich!“, rief Niklas. „Ich meine, das wäre … wow … Meinen Sie, Sie bekommen das hin?“

„Ich?“, fragte Herr Kanter. „Du meintest sicher: wir. Es ist doch deine Idee!“

„Äh … ja …natürlich … aber ich meine …“

„Ja, ja, schon gut“, beruhigte ihn Herr Kanter. „Ich werde mich mal bei den entsprechenden Leuten umhören, was die dazu sagen.“

Und das tat der Trainer. Wie alles, was er versprach.

In den darauffolgenden zwei Wochen sprach Herr Kanter bei vielen Leuten in verschiedenen Abteilungen des DFB vor. Er formulierte etliche Anträge und füllte seitenweise Formulare aus.

„Hat das denn niemals ein Ende?“, schimpfte er über einen Berg Unterlagen, gerade als Niklas sein Büro betrat.

Denn auch Niklas war in den vergangenen zwei Wochen nicht untätig gewesen. So hatte er alle Europameister seiner U14 angeschrieben, dass sie die Idee unterstützen sollten. Und alle hatten tatsächlich unterschrieben. Alle!

Sogar der ewige Nörgler Freddy. Du bist eben ein kleiner Träumer!, hatte Freddy dazugeschrieben. Aber das hatte Niklas in den vergangenen Tagen oft selbst gedacht.

Was ihn trotzdem zum Weitermachen ermutigte, war, dass ihm sowohl sein Opa als auch Nele und Tobias immer wieder gut zuredeten.

Und natürlich der Einsatz seines Trainers für diese Idee.

Herr Kanter glaubte an die Möglichkeit. Und er hatte oft genug bewiesen, dass er ein kluger Kopf war, der schwierige Situationen auch außerhalb des Spielfeldes gut einschätzen konnte.

Niklas zögerte kurz, ob dieser Moment jetzt geeignet war, bei Herrn Kanter vorzusprechen, doch dann überreichte er ihm seine Papiere, gespannt, wie sein Trainer darauf reagieren würde.

Herr Kanter war erstaunt, als er die gesammelten Unterschriften sämtlicher U14-Europameister entgegennahm. Die meisten hatten Niklas angedeutet, dass sie zwar nicht glaubten, dass dieser verrückte Plan klappte, aber sie wollten zumindest die Unterschrift beisteuern und ihren Verein informieren.

Herr Kanter rückte seine Brille zurecht und überflog die Seiten ein zweites Mal. „Die hast du alle aufgetrieben? Ganz allein?“, fragte er.

Alle Unterzeichner begrüßten den Plan, und deren Vereine bestätigten ihre finanzielle Unterstützung für das Vorhaben.

Zudem hatte Niklas’ Großvater eine Handvoll bereitwilliger Sponsoren aufgetrieben. Und sogar der Hauptsponsor von Niklas’ neuem Verein FC Rotweiß, der mit astronomischen Millionenbeträgen den Club in die 1. Liga bringen wollte, hatte ein enormes Sümmchen versprochen.

Als Herr Kanter las, welche hohen Geldbeträge die Vereine und vor allem die Sponsoren für die Reise zugesagt hatten, war er komplett sprachlos.

Es dauerte eine ganze Weile, bis er plötzlich aufstand und die Blätter triumphierend durch die Luft wedelte. „Deine Papiere hier könnten die wichtigsten von allen sein!“, sagte er. Dann legte er sie sorgfältig aufeinander und betrachtete sie nachdenklich. „In zwei Tagen tritt die Kommission zusammen und entscheidet. Die schicke ich sofort zur Zentrale nach Frankfurt! Das müssen die sehen!“

Niklas war ein bisschen stolz. Würde seine Idee tatsächlich Wirklichkeit werden? Na gut, eigentlich Tobias’ und Neles Idee … Aber es war sein Einsatz, der vielleicht tatsächlich etwas bewirkte.

Immerhin: Die Leute beim DFB sagten eine schnelle Benachrichtigung über das Ergebnis der Beratungen zu. Niklas fieberte mit Tobias und Nele extrem aufgeregt der Entscheidung entgegen.

Er ließ keine Gelegenheit aus, beim Trainer nachzubohren, ob es schon Neuigkeiten gäbe.

„Niklas, es hat keinen Sinn, täglich nachzufragen. Sobald ich etwas höre, rufe ich dich an. Okay?“, sagte Herr Kanter eines Tages.

„Okay!“, versprach Niklas. Und rief am nächsten Tag wieder an.

Doch dann war es endlich so weit: Es kam der Tag der Entscheidung.

Nur drei Wochen, nachdem Niklas, Nele und Tobias zusammengesessen hatten, verkündete Herr Kanter per Telefon: „Der Erfinder erfährt es als Erster. Die Deutschlandtournee findet statt!“

„Hygg-hygg-hurra“, rief Niklas. Er war eben doch kein Träumer!

Noch am selben Tag hielt Niklas die Einladung in der Hand. Er konnte es irgendwie immer noch nicht fassen.

Aber in der offiziellen Mitteilung des DFB stand es schwarz auf weiß: Der DFB lädt alle Teilnehmer der letzten U14-EM zu einem Freundschaftsspiel nach Deutschland ein – eine Reise zu Freunden.

Niklas wusste natürlich, was diese Bekanntgabe für ihn und den Rest der nationalen Auswahl, die inzwischen die U15-Nationalmannschaft war, bedeutete: die Einladung zu einer Deutschlandtournee! Der DFB hatte direkt Nägel mit Köpfen gemacht und bereits über Eckdaten, Termine und Austragungsorte dieses Ereignisses entschieden.

Niklas rief sofort Nele und Tobias an, um ihnen die frohe Botschaft zu verkünden.

Beide läuteten keine Stunde später an seiner Haustür.

„Das muss gefeiert werden!“, rief Tobias, als Niklas öffnete. Tobias hielt eine große, schwere Supermarkttüte in der Hand. „Cola, Fanta, Sprudel und für die Vitamine Johannisbeersaft!“

Nele trug ein eingewickeltes Tablett waagerecht in der Hand. Am Papier erkannte Niklas sofort, woher es stammte: von seiner Lieblingskonditorei! „Sag bloß, du hast …“, setzte er an.

„Zimtschnecken, Franzbrötchen, Apfel- und Kirschkuchen. Genau! Was denkst du denn?“, antwortete Nele und strahlte ihn an.

„Perfektes Timing“, sagte Niklas. „Meine Eltern wissen von nichts, müssten aber jeden Moment nach Hause kommen.“

„Dann los“, trieb Tobias sie alle an. „Tischlein, deck dich!“

Niklas holte die Teller aus dem Schrank, Tobias Kuchengabeln und Tassen und Gläser. Nele warf die Kaffeemaschine an. Beide kannten sich bei Niklas fast so gut aus wie in ihrem eigenen Zuhause.

„Habt ihr Servietten und eine Tischdecke?“, fragte Nele.

Niklas schaute ratlos Tobias an.

Der zuckte mit den Schultern. „Woher soll ich das wissen?“

Nele schaute einfach hinter den verschiedenen Schranktüren nach und wurde schnell fündig. „Servietten hab ich!“ Sie holte ein Päckchen Papierservietten hervor und warf es Tobias zu. Der wollte es fangen, griff aber daneben und das Päckchen landete auf dem Boden.

Nele und Niklas schüttelten die Köpfe.

„Bin eben kein Handballer“, entschuldigte sich Tobias.

In einer Schublade fand Nele eine Tischdecke, allerdings nur eine, die mit Weihnachts- und Schneemännern, Schlitten und Rentieren bedruckt war. „Nee, oder?“, nörgelte sie.

„Wieso? Renn-Tiere passen doch“, befand Tobias.

Also deckten sie die Weihnachtsdecke auf, ebenso Teller, Gabeln, Gläser, Tassen und den Kuchen. Und als sie gerade fertig waren, kamen Niklas’ Eltern nach Hause.

Sie sahen den gedeckten Tisch, lachten zuerst über die Tischdecke, doch dann wussten sie sofort Bescheid.

„Wirklich?“, fragte Niklas’ Vater ungläubig. „Herzlichen Glückwunsch!“

„Wieder so eine lange Reise?“, fragte Niklas’ Mutter. In ihre Begeisterung mischte sich ein Hauch von Besorgnis.

„Wo geht es denn zuerst hin?“

„HAMBURG!“, rief Niklas.

Und dann machten sich alle über den leckeren Kuchen her.

Da die erste Station der Deutschlandtournee nun ausgerechnet Niklas’ Heimatstadt Hamburg war, benötigte er kein Gepäck, sondern konnte zu Hause übernachten.

Niklas fand das gar nicht so toll. Lieber wäre er bei den anderen Jungs in der Mannschaftsjugendherberge gewesen. Aber irgendwie hätte er es auch albern gefunden, nur zehn Minuten von zu Hause entfernt woanders zu schlafen.

Niklas freute sich riesig auf ihre Gäste: die Italiener mit seinem Freund Marco. Das passte prima! Vor einigen Jahren war Marco schon mal in Hamburg gewesen, damals mit seinen Kumpels vom FC Bologna, die eine Partnerschaft mit Niklas’ erstem Verein, dem FC Berne, verband. Damals war eine Gruppe aus der Stadt im Norden Italiens zum Jubiläumsfest 100 Jahre FC Berne angereist, wo Niklas Marco kennengelernt hatte. Die Jungs hatten, gemeinsam mit den Mädchen des FC Berne, das langweilige Jubiläumsprogramm des Festausschusses mächtig durcheinandergewirbelt.

Auf keinen Fall also durfte Niklas vergessen, seinen Jungs vom FC Berne persönliche Einladungen zum ersten Länderspiel zu schicken. Gleich am nächsten Tag wollte er den DFB nach Freikarten für sie fragen.

„Das ist doch ein perfekter Reiseplan für dich!“, sagte seine Mutter. „Erst mal in Ruhe zu Hause beginnen.“

Das fand Niklas auch. Außerdem war Hamburg einfach eine tolle Stadt. Besonders, nachdem er während seiner Europameisterschaft viele Städte in anderen Ländern gesehen hatte, von denen er die meisten auch super fand. Nun war er gespannt, was ihn auf seiner Deutschlandtournee erwarten würde. In seiner Heimatstadt mochte Niklas den Hamburger Hafen, den Elbstrand und die Alster mit ihren unendlich vielen Kanälen, die in einem innenstädtischen See mündeten, und wollte sie seinen Freunden unbedingt zeigen.

„Und danach?“, fragte Nele.

Niklas war so sehr in Gedanken versunken, dass er im ersten Moment nicht wusste, wonach Nele fragte.

„Nele will wissen, wie der Tourneeplan nach der ersten Station ,Italien in Hamburg‘ aussieht“, erklärte Tobias.

Niklas überflog den Brief und fasste den Ablaufplan knapp zusammen: „Die Engländer kommen nach Köln, die Spanier nach Berlin, die Ungarn nach Leipzig, die Schotten nach Dortmund, die Dänen nach Gelsenkirchen, die Aserbaidschaner nach Stuttgart, die Rumänen nach Freiburg, die Iren nach München, nur die russische Nationalmannschaft konnte nicht nach Frankfurt am Main eingeladen werden. Irgendwie große Politik. Aber es wird eine Auswahl russischer U15-Spieler, die in Deutschland leben, zusammengestellt, gegen die wir spielen. Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass die viel schlechter sein werden. Und die Holländer empfangen wir in Nürnberg. Nur vier Wochen, dann geht es los!“, sagte Niklas, reckte die Siegerfaust und dachte: Ich mache das Beste draus!

ist Stadtstaat, also Stadt und gleichzeitig Bundesland.

Im Mittelalter war die Stadt in der Hanse, einem mächtigen Verein von Kaufleuten und Städten. Deshalb ist Hamburg heute noch eine „Hansestadt“, es gibt ein zollfreies Gebiet mitten im Stadtgebiet.

Der Name stammt von der Hammaburg aus dem 9. Jahrhundert.

Der „Stadtpatronin Maria“ zu Ehren gab es einen Alten Mariendom. Daher kommt der „Hamburger Dom“, ein beliebter Jahrmarkt. Denn früher suchten die Händler bei schlechtem Wetter Schutz im Dom.

ist mit fast 1,8 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Deutschlands.

Stadien: Volksparkstadion

57.000 Plätze

Heimat des Hamburger SV

EM-Stadion 2024

Millerntorstadion

30.000 Plätze

Heimat des FC St. Pauli

Sehenswürdigkeiten:

Hafen, Speicherstadt, Elbphilharmonie, Miniaturwunderland, St. Pauli mit der Reeperbahn, die Außen- und Binnenalster

„Was machen die denn so lange?“, fragte Niklas. „Hier steht doch, dass sie schon vor zwanzig Minuten gelandet sind!“

Er deutete auf die Anzeigetafel in der Wartezone, wo viele Leute auf die zwei Schiebetüren starrten, die sich in unregelmäßigen Abständen automatisch öffneten, um jedes Mal einen neuen Pulk von Ankommenden hinauszulassen.

Manche wurden still, andere freudig und lautstark empfangen. Wieder andere huschten eilig und allein durch die Menge der Wartenden zum Taxistand oder zur S-Bahn. Freddy zeigte auf einen älteren Jungen, der etwas abseits mit einer Rose in der Hand stand, und kicherte: „Hihi, wie altmodisch!“

„Klar, du machst das natürlich anders. Du bekommst ja auch ständig Besuch von netten Mädchen!“, kommentierte Sammy und lachte.

Die anderen aus der Mannschaft stiegen in das Gelächter ein.

„Welches Mädchen würde ausgerechnet so ein Großmaul wie Freddy besuchen?“, ergänzte Sammy.

Niklas konnte ihm nur zustimmen. Wie meistens.

Sammy war einer von Niklas’ besten Freunden in der Auswahlmannschaft geworden. Darum freute Niklas sich besonders, dass Sammy wieder dabei war. Ebenso wie Leon und Mojo. Mit denen hing er am meisten ab. Auf Freddy hätte Niklas sehr gern verzichtet, aber leider war er zu gut, um nicht für die U15-Auswahl nominiert zu werden.

Zumindest aber waren sich alle Jungs schnell darüber einig gewesen, gemeinsam die ersten Gäste der Deutschlandtournee persönlich am Flughafen abzuholen.

Auch wenn sich die Stadt ihren Gästen an diesem Tag nicht von ihrer schönsten Seite zeigte.

„8 Grad, dichte Wolkendecke, 98 Prozent Regenwahrscheinlichkeit“, zitierte Niklas die Voraussagen seiner Wetterapp. „Typisches Hamburger Schietwetter“, hätte sein Opa dazu gesagt. Obwohl im Durchschnitt das Wetter in Hamburg erheblich besser war als sein Ruf.

Und dann kamen sie endlich: Die ersten Italiener traten im Nationalmannschaftsoutfit durch die Türen: einheitliche lange schwarze Hosen, dazu dunkelblaue, sportliche Jacken mit dem Emblem der italienischen Flagge auf der linken Brust. Niklas musste zugeben, dass von allen Nationalmannschaften, gegen die er schon gespielt hatte, die Italiener immer am besten gekleidet waren. Marco hatte ihm das Geheimnis mal verraten: Ihre gesamte Ausrüstung war wie die der Herren-Nationalelf meistens von den besten italienischen Modedesignern entworfen worden.

„Da ist Marco!“, rief Sammy und lief direkt auf ihn zu.

Niklas fixierte Marco, aber auch das Mädchen hinter ihm. Es stach mit der rotorangen Jacke inmitten der blau gekleideten Mannschaft leuchtend hervor.

Maria?, überlegte Niklas, stutzte und blieb dann komplett starr vor Erstaunen stehen, während auch die anderen den Italienern entgegengingen. Jetzt sah er es deutlich. Sie war es!

„Super!“, rief er und hüpfte vor Begeisterung sogar in die Luft. Dann sah er sich schnell um und war erleichtert, dass das offenbar niemand mitbekommen hatte. Es mussten ja nicht gleich alle wissen, wie sehr er sich freute, nicht nur Marco und die anderen wiederzusehen, sondern auch und besonders Maria.

Was für eine Überraschung! Wenn er das geahnt hätte!

Niklas schaute verschämt hinüber zu dem Jungen mit der roten Rose. Gut, das hätte es nun nicht gerade sein müssen. Aber irgendein nettes Willkommensgeschenk hätte er sich bestimmt einfallen lassen.

Doch dann schossen ihm plötzlich ganz andere Gedanken durch den Kopf: Wieso war sie überhaupt dabei? Und weshalb hatte Marco nichts davon erwähnt? Es gab nur eine logische Erklärung: Marco und Maria waren zusammen! Darum durfte sie als Begleitperson dabei sein!

Ebenso wie vermutlich die anderen Mädchen, die am Ende von Marcos Gruppe auftauchten.

In Niklas zog sich alles zusammen. Sein Magen grummelte, sein Herz pochte, sein Kopf fühlte sich heiß an und lief bestimmt gerade knallrot an, obwohl sich seine Stimmung soeben dem Gefrierpunkt näherte.

Dann kam Maria auf ihn zu und – begrüßte ihn wie alle anderen auch. Für jeden hatte sie ihr herzliches Lächeln übrig. Das war der Beweis, dachte Niklas. Für sie war er nur noch einer der Deutschen wie alle anderen aus seiner Mannschaft auch.

Scheiße! Niklas zwang sich dennoch zu einem möglichst freundlichen Lächeln, krächzte ein heiseres „Hallo“, und das war’s.

Schon war sie an ihm vorbei, versammelte sich mit den anderen Mädchen und versuchte, sich mit ihnen und den italienischen Jungs zu orientieren.

Nur Marco fiel Niklas freudig um den Hals, drückte ihn und begrüßte ihn so herzlich, wie Niklas es sich von dem Mädchen so sehr gewünscht hätte. Gut, dass Marco ihm vorher nichts von Maria erzählt hatte. Wenn er jetzt mit einem besonderen Begrüßungsgeschenk oder gar einem Blumenstrauß hier gestanden hätte, das wäre ja oberpeinlich geworden!

Gemeinsam und laut schnatternd schlenderte die riesige Gruppe zum unverkennbaren DFB-Bus, der draußen zwischen den beiden Taxiständen auf sie wartete.

Kurz bevor sie einstiegen, tauchte plötzlich eine lächelnde Maria neben Niklas auf – der seine Enttäuschung sofort vergaß – und erzählte ihm, wieso sie und die Mädchen dabei waren: Nachdem sie von dem Freundschaftsspiel Italien gegen Deutschland erfahren hatte, hatte sie sofort eine Idee gehabt. Sie war zum Vorstand ihres AS Rom, bei dem sie spielte, gegangen und hatte gefragt, wieso es eigentlich eine EM-Reise für die U15-Jungs gab, aber keine für die Mädchen.

Ihr Vereinsvorstand hatte sich natürlich gut herausreden können, weil das eine Angelegenheit der National- und nicht der Vereinsmannschaften war. „Und außerdem, so sie haben gesagt, es ist ja nur eine Einladung von die Deutsche, die man befolge. Ein kleiner Junge in Alemania hätte gehabt diese Idee.“

„Ein kleiner Junge aus Deutschland?“, wiederholte Niklas.

„Sì!“, antwortete Maria. „Wer könnte dies wohl sein, eh?“

Niklas überlegte einen Moment, ob er es ihr verraten sollte, dann sah er ihrem Gesicht an, dass sie es wusste.

„Sì!“, bestätigte Maria. „Von diese Moment an war es für mich eine … wie sagt man? … Kinderspiele, zu überzeugen meine AS Roma, dass … äh … wenigstens ein paar Spielerinnen dürfen fahren mit die Jungs.“

„Als Fans?“, fragte Niklas.

Maria schüttelte stolz das Haupt. „No! Die Jungs könne sein Fan di noi, Fans von uns ragazze, Mädchen! No, wir sind nicht Fans, wir sind uns delegazione. Wir können treffe hier ragazze di calcio.“

„Ihr trefft hier Mädchenmannschaften?“, fragte Niklas.

Maria nickte eifrig. „Wir hatte ein gute Saison. Diese Reise als Belohnung und … äh … als Ausgleich für die Jungs.“

„Super, Maria! Ich freue mich, dass du da bist!“

„Sono anche contento!“, antwortete Maria und stieg in den Bus ein.

Bevor Niklas ihr nachfolgte, klopfte ihm einer der italienischen Jungs auf die Schulter, nahm ihn kurz zur Seite und flüsterte ihm ins Ohr: „Ich auch spiele bei AS Rom. Penso che farà di tutto per rivederti!“ Grinsend stieg er in den Bus ein.

„Hä?“, fragte Niklas, der kein Wort verstanden hatte.

Doch da tauchte Marco neben ihm auf. „Er hat gesagt, er glaubt, das hat Maria alles nur gemacht für ein Wiedersehen mit dir.“

„WAS?“ Niklas’ Erstaunen sprach aus seinem glühend roten Kopf. Er schämte sich für seine falschen Unterstellungen und war echt berührt. Marco und sie hatten also doch nichts miteinander?

Im Bus waren alle in bester Stimmung. Das war Niklas jetzt auch wieder.

Marco übersetzte geduldig, wo es nötig war, während sich die Mannschaften an ihre letzte Begegnung beim Spiel in Rom erinnerten.

Irgendwann zeigte Marco nach draußen auf den tollen Ausblick zum Hafen. Der Bus hielt. Die Türen öffneten sich. Sofort stürzten die Jungs raus, die Mädchen folgten ihnen.

„Un grande Panorama“, rief Maria und machte ein Video mit ihrem Smartphone.

„Von hier sieht man den kompletten Hafen und auch unsere Elphi“, säuselte Freddy mitten in ihr Video und streckte sich direkt vor Marias Linse. „Ist sie nicht schön?“

So ein widerlicher Schleimer, dachte Niklas. Woher bitte schön sollte Maria den Spitznamen der Elbphilharmonie kennen?

„Elfie?“, fragte Maria prompt und stoppte das Video. „Wie: un elfo?“

Freddy lächelte, rückte noch näher an sie heran und raunte: „Sì! Wie eine Fußball-Elfo!“

Maria kreischte auf vor Lachen. Auch Marco, der in der Nähe stand, grölte lauthals los. Freddy begriff, dass sie sich über ihn lustig machten, und verzog das Gesicht.

Marco übersetzte: „Un elfo ist eine Elfe, du Dödel!“ Das seltsame Schimpfwort hatte er mal von Tobias gelernt.

Nun lachten alle, die unmittelbar um Freddy herumstanden, der sich sauer verzog. Und Niklas erläuterte Maria den Namen: „Elphi nennen wir Hamburger die Elbphilharmonie. Dort, der Backsteinspeicher mit der Glasfassade drauf! Das ist unser neues Konzerthaus!“

Maria zoomte auf das moderne Gebäude, auf das Niklas zeigte.

„Wie Wellen oder Segel. Bellissimo!“, schwärmte sie.

„Überraschung! Alle mal herhören!“, rief der Trainer. Er zeigte auf das Gebäude mit großen Glasfronten hinter ihnen. „Wir werden alle hier wohnen!“

„Ach, darum sollten wir also unser gesamtes Gepäck mitschleppen“, kommentierte Sammy und grinste.

Niklas freute sich, denn die Jugendherberge direkt zwischen Hafen und Sankt Pauli hatte einfach eine geniale Lage.

Trotzdem blieb kaum Zeit, diesen Standort zu genießen.

Sie alle sollten schnell ihr Gepäck auf die Zimmer bringen und sich wieder vor der Herberge versammeln. Denn Herr Kanter hatte weitere Überraschungen auf Lager.

Als Nächstes stand das auf dem Programm, was wohl alle Touristen in Hamburg machten: eine Hafenrundfahrt.

Schon wenige Minuten nach der Abfahrt staunten alle, als sie ganz dicht – für Niklas ein wenig zu dicht – an einem der unfassbar riesigen Containerschiffe vorbeifuhren. Wie klein Niklas sich plötzlich vorkam! Er starrte auf eine zehn Meter hohe Stahlwand, die direkt vor seiner Nase vorbeizog und nur ein Teil des Containerschiffs war. Seine letzte Hafenrundfahrt lag so lange zurück, dass ihm diese besondere Kulisse hier fast wie komplett neu erschien.

Freddy hatte sich in einen Schmollwinkel zurückgezogen und glotzte die ganze Zeit auf sein Display, auf dem er irgendein Spiel spielte.

An einem Anleger stiegen sie in einen Bus, der sie direkt in die Schiffsterminals hineinfuhr. Aus dieser Nähe strahlten die Kräne irgendwie was Unheimliches aus. Die stählernen Riesen entluden und stapelten vollautomatisch Container auf Container. „Gibt es hier auch Menschen?“, fragte Mojo. „Seht ihr irgendwo irgendjemanden?“

Der Reiseführer lachte und nannte eine ganze Reihe Zahlen zur Anzahl der Beschäftigten, Umsatzzahlen, Umschlagszahlen und, und, und. Hin und wieder konnten sie zwischen den Giganten tatsächlich einzelne Leute entdecken.

„Die sehen aus wie die Spielfiguren von meinem kleinen Bruder“, sagte Leon.

Kurz darauf hielt der Bus vor einem Flachbau, vor dem gerade einige Männer aus einem Kleinbus stiegen und zum Eingang gingen.

„Die Seemänner kommen oft wochenlang nicht vom Schiff. In der Regel sind sie monatelang weg von zu Hause!“, sagte Herr Kanter. „Viele Touristen kommen wegen der Schiffe nach Hamburg und bestaunen die riesigen Containerschiffe. Aber dass da Menschen tagein, tagaus darauf leben und arbeiten, das wird nicht wahrgenommen. Dafür gibt es die Duckdalben hier.“

Stimmt, dachte Niklas, als sie das kleine Gebäude betraten. Auch er hatte meist nur das elegant gekleidete Personal der Kreuzfahrtschiffe im Kopf.

Das Leben der Seemänner würde oft so dargestellt, als sei es schön und abenteuerlich. „Aber die Wirklichkeit sieht anders aus“, erklärte ein Mann, der sich als Mike vorstellte.

Die Matrosen leisteten täglich knochenharte Arbeit, mit unzähligen Überstunden bei schlechter Bezahlung und durchgängigem Lärm. „Schlimm ist auch die Langeweile, die Eintönigkeit, aber was vielleicht das Schlimmste ist“, Mike machte eine Pause, „ist die Einsamkeit.“

Mike war zuständig für die Betreuung der Gäste und den Verkaufstresen. Als Erstes kümmerten sich die neu angekommenen Matrosen um eine Internetverbindung zu ihren Familien, die in den meisten Fällen auf den Philippinen, in Indien oder in China lebten. Nur jedes dritte Schiff hatte Internetzugang und wenn, dann oft langsam oder nur begrenzt. Außerdem konnten sie hier sichere Geldüberweisungen zu ihren Familien tätigen.

Ehrenamtliche Helfer holten die Matrosen von den Schiffen ab, an die sie fast wie in einem Gefängnis gebunden waren. Ohne Ablenkung, ohne Unterhaltung, ohne Entspannung und ohne wechselnde Gesellschaft.

Die Liegezeiten der Schiffe betrugen oft nur ein paar Stunden. Mike und einige andere gaben den Schiffsleuten hier eine kurze Heimat, bis sie die Besucher wieder auf ihr Schiff zurückbrachten. „Egal, welchen Rang unsere Gäste an Bord haben: Hier zählt der Mensch“, betonte Mike.

An der Decke des kleinen Hauses hingen etliche Rettungsringe aus aller Welt, an den Wänden unzählige Erinnerungen der Matrosen. Modell-Segelschiffe, Buddelschiffe, Kappen, Seemannsknoten-Bilder, Malereien auf Leinwand, Karten, traditionelle Kleidung, Holzmasken, Steuerräder. Neben Billardtischen, Dartscheiben, Leseecken und einer Karaokeanlage gab es gemütliche Sitzecken, eine kleine Bar und einen Kicker.

Ein Mann telefonierte lautstark mit seiner Familie, die er in seiner Heimat mitten in der Nacht geweckt hatte. Ein anderer zeigte allen stolz auf dem Display seine Tochter, die vor drei Stunden am anderen Ende der Welt geboren worden war.

Sogar einen Blick in den „Raum der Stille“ durften die Mädchen und Jungs werfen. Dort empfingen den Gast zwischen Kerzen, Teppichen und Räucherstäbchen Symbole aller Weltreligionen. Seite an Seite. Jesuskreuze, ein kleiner Altar mit einer Buddhafigur, ein siebenarmiger Leuchter, ein OM-Symbol aus Stein, der Koran.

„Wir sind die U15-Nationalmannschaften von Deutschland und Italien“, verkündete Freddy mit breiter Brust und drehte sich zu Mike, als erwartete er dafür Applaus. Aber Mikes Aufmerksamkeit galt dem fröhlichen Treiben in der Ecke, wo der Kicker stand. Maria und Niklas spielten als Team gegen zwei Matrosen, was offenbar allen Spaß machte. Denn die anderen Matrosen und die beiden Mannschaften feuerten die Spieler an und bejubelten jedes Tor, egal, auf welcher Seite es fiel.

„Der DFB wird alle Einnahmen aus dem Ticketverkauf eures Spiels morgen diesem Haus spenden“, verkündete Herr Kanter auf dem Rückweg. Marco übersetzte für seine Kumpels. Alle fanden das eine tolle Idee.

Am Nachmittag eröffnete der Hamburger Winterdom, eines der größten Volksfeste im Norden. Alle Jungs und Mädchen waren sichtlich beeindruckt von der Größe dieses Vergnügungsparks und von den vielen hochmodernen Fahrgeräten. Jedes beschallte seine Gäste mit eigener Musik und wirbelte sie in noch verrückterer Art durch den Himmel und im Kreis hoch und runter.

Die Gruppe stürzte sich jeweils gemeinsam auf die Geräte. Tom, der Trainerassistent, kümmerte sich währenddessen um die Bezahlung der Tickets. Die beiden Trainer und Niklas standen neben den Fahrgeschäften. Wie gern wäre Niklas mitgefahren, am liebsten neben Maria!